U- und S-Bahn an Wochenend-Nächten

Verlagerung der Postengespäche in das Internet.
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U- und S-Bahn an Wochenend-Nächten

Beitrag von hjm » 28.07.2004, 00:38

Nachtangebot bei den U-Bahnen wird für Hamburg teurer

Auf Hamburg kommen durch ein erweitertes Angebot im öffentlichen Nahverkehr unerwartete zusätzliche finanzielle Belastungen zu. Hintergrund ist das Vorhaben, Busse und Bahnen ab Dezember an den Wochenendnächten ohne Pause durchfahren zu lassen. Der Senat hatte das im Januar beschlossen, um die Attraktivität der Stadt für Touristen und Nachtschwärmer zu erhöhen. Die Mehrkosten für die Verkehrsbetriebe sollten eigentlich aus Regionalisierungsmitteln stammen, also aus Geldern, die der Bund den Ländern zur Verfügung stellt.

Doch jetzt hat sich herausgestellt, dass dieses nicht geht. Aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage des SPD-Abgeordneten Jan Quast geht hervor, dass nur der zusätzliche Dienst der S-Bahnen durch die Regionalisierungsmittel abgedeckt ist. Der Verlustausgleich für die Hochbahn wird aber, da sie nicht zur DB oder einer ihrer Töchter gehört, nicht über Bundesmittel getragen. Immerhin kosten die zusätzlichen Nachtfahrten der U-Bahn 1,7 Millionen Euro. Hinzu kommen die Kosten der Busse. Für all das muss jetzt der Hamburger Steuerzahler aufkommen. Jan Quast meint: "Wichtig ist, dass die U- und S-Bahnen vernünftig an ein Nachtbus-System angeschlossen sind." mk

Artikel erschienen am Mit, 28. Juli 2004
http://www.welt.de/data/2004/07/28/311141.html


Anm.:
1,7 Mio. Euro – das scheint mir lächerlich wenig, wenn man bedenkt was dem Bürger dafür geboten wird.

Martin Berndt

Beitrag von Martin Berndt » 28.07.2004, 14:04

1,7 Mio sind verdammt viel, wenn man bedenkt, für wie wenige zusätzliche Fahrgäste das Geld verpulvert wird. Zu diesem Betrag kommt ca. die gleiche Summe für die S-Bahn und ein Zuschlag für die Busse - also locker über 4 Mio..
Den Blinden wird das Blindengeld gestrichen, die Taxenbranche in den Ruin getrieben - Hauptsache die Lobbyarbeit des DeHoGa funktioniert und ein paar Besoffene kommen billig nach Hause, damit sie ein Bierchen mehr trinken können. Das ist das Niveau der deutschen Politik. :twisted:

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Beitrag von jr » 28.07.2004, 15:55

Das Problem einer angemessesen Nachtversorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es vielerorts. Du hast recht: Es ist bedenklich, wenn dort keine vernünftige Kosten-Nutzen-Rechnung angestellt wird, weil eben politische Argumente zählen. Die Betreiber neigen zudem zunehmend dazu, die Subventionen für diese Leistungen künstlich herunterzurechnen. Das ist ja auch leicht, wenn man anschaut, aus wie vielen Töpfen der Geldstrom dorthin gespeist wird. Taxen kommen dabei ziemlich schlecht weg. Wäre es im Gegenzug nicht fair, wenn für alle Nicht-Busse und -Bahnen die Einschränkungen beim Konkurrenzverbot zum Linienverkehr fallen würden?

Martin Berndt

Beitrag von Martin Berndt » 02.08.2004, 18:45

Das wäre es sicher. Vergiss aber bitte nicht das der staatliche ÖPNV eine mächtige Lobby hat: Grüne, Gewerkschaft und Ex-Senatoren, die hier versorgt werden! Da wird man sich durch alle Instanzen klagen müssen - also bis rauf zur EU - und dann werden die Auschreibungen doch wieder so gefingert, dass wir keine Chance haben. Trotzdem ist es höchste Zeit für eine entsprechende Klage! Und sei es nur, dass wir die Öffentlichkeit mal über die wahren Kosten und unsere Leistungsfähigkeit informieren können. :evil:

Martin Berndt

Beitrag von Martin Berndt » 02.08.2004, 18:50

HVV-Nachtfahrten: Berlin zahlt nicht zu


Der HVV muss möglicherweise schon bald erneut seine Fahrpreise erhöhen. Grund: Hamburg bekommt vom Bund anders als erhofft keine Bundesmittel dafür, dass U-Bahnen und Busse ab Dezember an Wochenenden auch nachts durchgehend fahren sollen. Zuschüsse gibt es lediglich für die S-Bahn, die vom Winter an in Wochenendnächten ebenfalls durchgehend verkehrt. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des SPD-Abgeordneten Jan Quast hervor.

"Auf Hamburg kommen damit Mehrkosten allein für die U-Bahn von rund 1,7 Millionen Euro im Jahr zu", so Quast. "Ich befürchte, dass die Hamburger das neue Angebot über höhere Preise werden bezahlen müssen und es dann für jüngere Nachtschwärmer als Alternative zur Autofahrt unattraktiv wird."

Auch Klaus-Peter-Hesse, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, geht davon aus, dass die Preise angehoben werden müssen. Er selbst plädiere dafür, die Nachtfahrten gegenüber normalen Fahrten zu verteuern, so Hesse. Auch allgemeine Preiserhöhungen seien denkbar und auch vertretbar, wenn Qualität und Attraktivität des HVV stiegen. "Wir haben enorme Gestaltungsspielräume", so Hesse. "Das Angebot darf aber nicht so teuer werden, dass es nicht mehr genutzt wird."

Der damalige Bausenator Mario Mettbach (Ex-Schill-Partei) hatte im Januar die Fahrplanausweitung angekündigt. Die geschätzten Kosten von 3,5 bis vier Millionen Euro sollten aus Regionalisierungsmitteln des Bundes finanziert werden, so Mettbach damals. Bei diesem Versprechen kurz vor der Bürgerschaftswahl hatte man sich im Senat offenbar nicht genügend über die Rechtslage informiert. In der Antwort auf die erwähnte Anfrage heißt es jetzt kleinlaut: "Eine genauere Überprüfung hat ergeben, dass eine Finanzierung von Betriebskosten der HGV Hamburger Verkehrsunternehmen neben dem Verlustausgleich über die Hamburger Gesellschaft für Vermögens- Beteiligungsverwaltung mbH aus steuerlichen und haushaltsrechtlichen Gründen nicht möglich ist. Insoweit werden nur die Kosten der S-Bahn aus Regionalisierungsmitteln finanziert." jmw

erschienen am 2. August 2004 im Hamburger Abendblatt

Martin Berndt

Beitrag von Martin Berndt » 02.08.2004, 18:59

Und hier die Mail des HTV vom 28. Juli an den stellvertretenden Vorsitzenden des Stadtentwicklungsausschusses:

Sehr geehrter Herr Quast,

die geplante Ausweitung der HVV-Betriebszeiten nachts am Wochenende macht uns Sorgen. Unser subventionierter großer Bruder drängt mit Macht in den letzten Bereich, in dem wir fast konkurrenzlos sind.
Dieser Schritt ist politisch gewollt, und zwar von allen Parteien. Dabei wurde aber vieles nicht bedacht und die Öffentlichkeit anscheinend auch getäuscht.
Letztlich zahlt die Zielgruppe, volljährige junge Leute, die sich meistens noch in der Ausbildung befinden, schon heute für dieses zusätzliche Angebot, da die Preise für Studenten- und Azubi-Karten bei der letzten Tariferhöhung überproportional erhöht wurden (4,3 % statt 3,2 %). Hinzu kommen erhebliche zusätzliche Subventionen, die alle Steuerzahler aufbringen müssen. Legt man diese Subventionen auf die erwarteten zusätzlichen Fahrgäste um, zeigt sich das ganze Ausmaß des Subventionsirrsinns. Mit den Zahlen des letzten HVV-Tarifs hatte ich folgende Rechnung aufgemacht:

Geschätzten 300.000 € an zusätzlichen Einnahmen werden ca. 3.600.000 € Subventionen gegenüberstehen. (Anm.1) Auf jeden zusätzlich eingenommenen Euro kommen also 12 € Staatsknete als Zuschuss. Die einfache Fahrkarte für den Großbereich kostet für diesen Service damit statt 2,30 € in Wahrheit 29,90 €. Für diesen Betrag befördern wir eine Person von der Stadtmitte bis in die Randbezirke Hamburgs. 2 Personen, die beim HVV einen entsprechenden Einzelfahrschein lösen, also 4,60 € löhnen, aber 59,80 € kosten, könnten wir ohne subventionsbedingte Wettbewerbsverzerrung sogar bis in die tiefste Provinz befördern, da unser Fahrpreis 4 Personen samt Gepäck einschließt. Setzt man eine durchschnittliche Besetzung der Taxe mit 1,5 Fahrgästen an, sind wir also fast immer billiger als der HVV.
1) Zahlen stammen aus der Welt vom 30.1.2004

Wenn es dem HVV wirklich gelingen sollte, in nennenswerten Umfang neue Fahrgäste zu gewinnen, so kann es sich dabei nur um "unsere" Kundschaft handeln. Wenn man in Hamburg mal wieder die subventionierte Säule des ÖPNV zugunsten der anderen bevorzugt, sollte man sich auch Gedanken machen, welche Auswirkung dies für uns hat.
Die besten Schichten des Nachtgeschäfts am Freitag und Sonnabend, in denen praktisch die Hälfte des gesamten Wochenumsatzes eingefahren wird, werden nun noch dünner. Wir leiden ohnehin schon daran, dass sich zu dieser Zeit das gesamte Gewerbe auf der Reeperbahn stapelt, weil seit 2001 die Konjunktur am Boden liegt.
Ist es aber politischer Wille in dieser Stadt, den teureren Verkehrsträger zu begünstigen, dann sollte man wenigsten ein Wort über die Konzessionsvergaben im Taxengewerbe verlieren. Die politisch gewollte niedrigere Nachfrage nach unserer Dienstleistung muss entsprechend berücksichtigt werden. Daher sollte der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt auch Auskunft über entsprechende Maßnahmen geben.
Wir sind es zwar gewohnt, dass in Hamburg § 13 Abs. 4 des Personenbeförderungs- gesetzes in grob rechtswidriger Weise nicht zur Kenntnis genommen wird, wir sind aber nicht bereit, dies länger kampflos hinzunehmen. Seit Jahren fordern wir ein vernünftiges Gutachten und werden nur verschaukelt. Nun setzt man auch noch einen oben drauf.
Wir werden dieses Wahlgeschenk für den Gaststättenverband von Frau Pauli juristisch prüfen lassen und wahrscheinlich auch auf die Straße gehen. Sie könnten den Senator in Ihrer nächsten Anfrage wenigsten auf die Problematik hinweisen.

Unsere Stadt war nachts noch nie so tot war wie jetzt. Geringverdienern den Kneipenbummel zu subventionieren, wird daran auch nicht viel ändern. Was Hamburg wirklich braucht sind zahlungskräftige ausländischer Besucher. Da müßte sich die Messe und die Tourismus-Zentrale mehr Mühe geben. Haben Sie sich unseren "Kreuzfahrtterminal" schon mal genauer angesehen? Er ist eine Schande für das "Tor zur Welt"!

Mit freundlichen Grüßen

Martin Berndt


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Beitrag von jr » 02.08.2004, 19:30

Genau an diese Rechnung dachte ich. Und war - logisch - nicht der erste damit. Die taz hat vor zwei Jahren zu diesem Thema (es ging um den Berliner ÖPNV) eine Serie aufgelegt, wo das Thema von allen Seiten durch vollkommen verschiedene Autoren beleuchtet wurde. Das Fazit eines der ersten Beiträge gleich am Anfang war: "Fahrt alle Taxi!" Alles andere rechnet sich nicht. Selbst die Busse am Tag fahren nicht nur vollkommen unwirtschaftlich, sondern auch die direkte Ökobilanz fällt zu ihren Ungunsten aus. Zumindest verglichen mit Taxen, die auf dem neuesten technischen Stand sind.

Wenn ich das richtig gesehen habe, sind die Artikel der Reihe gegen Registrierung noch aufrufbar.

Politiker aller Farben gehen offenbar immer noch davon aus, daß Geld in beliebiger Menge zur Verfügung steht. Wenn man´s nicht zur Hand hat, borgt man sich halt was oder nimmt es einfach dem weg, der noch was hat. Vertreter des Taxigewerbes tun sicher gut daran, den Finger immer wieder in diese Wunde zu legen.

Martin Berndt

Beitrag von Martin Berndt » 04.08.2004, 14:09

Nur, wer tut´s außer dem kleinen und gemeinen HTV? 8)

Jörn

Beitrag von Jörn » 04.08.2004, 14:58

Auch hier gilt zunächst mal: Jeder Bürger hat das Recht, den von ihm mit seinen Steuergeldern subventionierten Nahverkehr rund um die Uhr benutzen zu können!
Das ist als Sozialleistung zu verstehen! Und nicht als Geldmaschine!
Ein Öffentlicher Nahverkehr kann NIE ohne Subventionen auskommen, das liegt in der Natur der Dinge und hat höchstens, wenn man das nicht versteht, zur Folge, daß wir eine Situation kriegen, wie wir sie in fast allen Großstädten der USA vorfinden, nämlich GAR KEINEN Verkehr dieser Art, oder derart grottenübel, daß sich das hier wohl niemand wünschen kann!

Die einzige Alternative wäre vielleicht, daß es wieder Routentaxis geben würde, die dann vom Senat gesponsert würden!
DAS würde den Senat wahrscheinlich billiger kommen, und zweitens den Kutschern einen Zusatz-Bonus gewähren!
Allerdings müßten dann, und der Bedarf ist doch da, wieder erheblich mehr Großraum-Kutschen statt dieser Schrott-Daimler eingesetzt werden müssen!

Im Großraum-Betrieb rechnet es sich für 8 junge Leute, mit der Taxe zu fahren, aber NIEMALS im Kleinwagen-Betrieb!
Und die Bahn wird ja um diese Zeit fast ausschließlich von jungen Leuten benutzt!

Also lieber TVD (HTV): Macht euch doch mal wieder für Linien-Taxis stark! Rechnet dem Senat die Alternative vor!
Das wäre vielleicht das gute Gegenargument!
Aber nicht wegen PRIVATER Umsatzeinbußen jammern! Denn da wären ja praktisch alle irgendwie in irgendeiner Form durch jede Handlung des Staates in seinem Einkommen betroffen und hätte mindestens genauso guten Grund zum Jaulen wie wir!

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Beitrag von jr » 04.08.2004, 15:59

Das ist als Sozialleistung zu verstehen! Und nicht als Geldmaschine!
Selbstverständlich. Sonst würde es diese Einrichtungen ja nicht geben.

Mir geht aber die Jammerei der Allgemeinheit im allgemeinen, der Politiker im besonderen und der Betroffenen im speziellen wegen der Defizite in allen Kassen auf den Senkel. Solange tatsächlich weiter verteilt wird - und diese Art der Ausweitung von ÖPNV kostet ja mit der Zeit sicher nicht weniger sondern immer mehr Geld - geht es nicht an zu sagen: Es ist kein Geld mehr da. Es muß einfach Geld da sein, oder wie sonst könnten die Förderer dieser Einrichtungen sich immer wieder durchsetzen?

War nur ein Scherz. Natürlich sind die Kassen leer. Aber dann muß man auch Prioriäten setzen, wo man was ausgeben will. Es ist schwer zu verstehen, daß es in Zeiten, in denen in öffentliche Geldgeber nicht (so) sparen mußten, kein Nachtbusangebot gegeben hat. Wenn das jetzt in einer Zeit knappen Geldes und einer ständigen Ausweitung privaten PKW-Besitzes kommt, dann geht es um puren Luxus.

Bei aller Meckerei geht es mir nicht mal nur um die Taxen. Dumm dran sind in OL - anderer Ort aber gleiches Problem - jede Menge soziale Einrichtungen, denen die Gelder gestrichen werden. Und die dann als Folge weiter streichen - die Segel nämlich. Doch das Geld fließt weiter, nur jetzt in andere Töpfe wie z.B. in den Nachtbus. Jedem Fahrgast, der mit dem "die-Leute/Stadt-haben-ja-auch-immer-weniger-Geld"-Satz kommt, erkläre ich seitdem: Die Stadt schwimmt in Geld, oder könnte sie sich sonst ausgerechnet jetzt ein neues Nachtbus-Angebot leisten?
Zuletzt geändert von jr am 04.08.2004, 16:07, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von hjm » 04.08.2004, 16:04

Neben dem
a) Nachtbetrieb der U- und S-Bahn kommt auch noch
b) die Flughafen-S-Bahn auf uns zu und auch
c) Hartz-IV wird uns einige Kunden kosten.

Gegensteuern:
1. Konzessionsabbau und Konzessionsstopp!
– Keinen Konzessionshandel zulassen, bei Betriebsaufgabe müssen die Konzessionen an die Behörde zurückgegeben werden (Meinen Führerschein kann ich schließlich auch nicht verkaufen!).

2. Wochenende nachts am Posten Reeperbahn-Stein Touren zusammenlegen.
- durch bezahlte Einweiser des Gewerbes, so wie ich es in Oslo gesehen habe. (Von Oslo-Taxi lernen heißt siegen lernen! – ein Taxifahrer in Oslo verdient ca. 5.000 Euro/Monat!) – In diesem Zusammenhang erinnere ich an die Aktion von Anne Taraske am Posten Stein; ihre Aktion weist in die richtige Richtung, ist ausbaufähig.

3. Wochenende nachts die Reeperbahn für den privaten Autoverkehr sperren.
- nur noch Anwohner, Polizei, Rettungsfahrzeuge, Busse und Taxis. Weniger Stau und Abgase verbessern die Aufenthaltsqualität auf dem Kiez, verbessern die Lage für Polizei & Feuerwehr. Das Anfahren des Posten Stein von der Reeperbahn stadtauswärts / Höhe Silbersackstraße untersagen, dafür am Ende der Reeperbahn das Wenden für Taxis zulassen und vor dem Margot-Niebuhr-Hochhaus einen Anschlussposten einrichten.

/hjm

Jörn

Beitrag von Jörn » 04.08.2004, 18:14

Aber für militärische Abenteuer irgendwo auf der Welt, Antiterrorkampf, der nichts bringt, und schwachsinnige Olympia-Bewerbungen (mit reichlich Arenen, die anschließend auch niemand mehr brauchen tut, und unsere drei derzeitigen zwar hypermodern sind, aber auch nicht wissen, wovon sie weiterleben sollen) haben wir auch immer viel Geld übrig. Oder die völlig unsinnige U 4 in eine Hafen-City, in der letzendlich eh niemand wohnt (ich kann mir das jedenfalls nicht leisten, und 99% der anderen Hamburger auch nicht) oder noch mehr Quadratmeter Büroflächen leer stehen, die auch noch gewinnmindernd von der Steuer abgesetzt werden können! Damit also auch noch weitere Löcher in die öffentlichen Kassen reißen!

Was die Flughafenbahn anbelangt, muß ich allerdings sagen, daß diese nur zu einem Verkehrsmittel eine Konkurrenz sein wird, nämlich zum Jasper-Flughafenbus!

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Beitrag von hjm » 04.08.2004, 18:41

Hallo jr,

Nachtbusse gibt es in Hamburg gewisslich seit über 30 Jahren, als die Konjunktur noch boomte. – dass man davor (zu Kaisers Zeiten) noch keine Nachtbusse hatte, kann gewiss kein guter Grund sein, um diese Busse heute wieder abzuschaffen.

Es gibt keineswegs eine „ständige Ausweitung des privaten PKW-Verkehrs“, vielmehr ist seit 2000 der private PKW-Verkehr jährlich um 0,5 % rückläufig (bezogen auf Personenkilometer).

Der nächtliche private PKW-Verkehr verlärmt die Stadt und schädigt die Gesundheit ihrer Bewohner. Die gesundheitlichen Schäden des Straßenverkehrslärms sind – das wird oft übersehen - größer als die gesundheitlichen Schäden aus Verkehrsunfällen! So gesehen ist ein nächtlicher U- und S-Bahnverkehr eine sinnvolle Sache und spart am Ende vermutlich mehr ein als er zunächst kostet.

-------

Will man Geld sparen (und wir müssen Geld sparen!), so sollte man sich mit hoffnungslos-unsinnigen Verkehrsinfrastrukturprojekten beschäftigen, als da z.B. sind:
die U4 (255 Mio.),
die Hafenquerspange (450 Mio.)
der Waltershofer Knoten (55 Mio.)

Bei allen neuen Straßenbauprojekten muß gesehen werden, daß das Erdöl langsam zur Neige geht und die Preise schon sehr bald empfindlich(!!) anziehen werden. 5 Euro der Liter - das werden die meisten von uns noch erleben!


AM ENDE DER SACKGASSE !

Der zweitgrößte Erdölverbraucher auf der Welt ist China, der chin. Verbrauch beträgt derzeit etwa 1/3 des Verbrauchs der USA. Das chinesische Bruttosozialprodukt steigt seit vielen Jahren um ca. 10%, der Erdölverbrauch stieg zuletzt (1. Quartal 2004) um 18%; bereits heute werden 25% aller LKW auf der Welt in China gebaut, und die Zulassung privater PKW steigen dort derzeit um jährlich 75%, also eine ähnliche Entwicklung wie bei uns in den 50er Jahren.

Würde die chinesische Nachfrage weiterhin lediglich mit 18% wachsen, wären die Chinesen in 10 Jahren da, wo die USA heute sind; vermutlich aber wird das alles sehr viel schneller gehen. Schon heute explodieren auf dem Weltmarkt auf Grund wachsender chinesischer Nachfrage die Preise für Stahl, Kokskohle, Kupfer und andere Rohstoffe. Dieser Trend wird voraussichtlich anhalten und eines nicht allzufernen Tages mit Macht auch das Erdöl erfassen. Dagegen hilft dann nur ein "Krieg für Öl" oder aber die rechtzeitige Abkehr vom Erdöl.

Gleichzeitig wird China vermehrt mit preiswerten Produkten auf den Weltmarkt drängen, in einer Art und Weise, gegen die die japanische Wirtschaftsoffensive ein Klacks war, denn Japan ist ein kleines und rohstoffarmes Land, was man von China wahrlich nicht behaupten kann. Außerdem gibt es noch andere Länder in Südostasien, deren Dynamik ähnlich hoch ist, z.B. Indien. Aus all diesen Faktoren drohen dem deutschen bzw. europäischen Außenhandel geringere Einnahmen bei höhere Ausgaben für Rohstoffe.

In 20 Jahren wird sich deshalb hierzulande kaum noch jemand ein Auto leisten können.


AM ENDE DER SACKGASSE - GAS GEBEN?

Angesichts dieser Perspektiven jetzt noch Geld für dicke, fette, neue Straßen zu verschwenden, ist das dümmste, was wir machen können. Die Reichen werden von dieser Entwicklung in gewisser Weise noch profitieren, denn endlich sind die Straßen leer! Wenn wir, das „gemeine Fußvolk“, in 20 Jahren nicht auf Bus, Bahn, Fahrrad und Zufußgehen zurückgeworfen werden wollen, müssen wir uns jetzt Gedanken über neue, hochgradig energie-effiziente Mobilitätssysteme machen und die Forschung und Entwicklung solcher Systeme JETZT, so lange noch Geld da ist, von der Politik einfordern.


Während die Menscheit zum Mond fliegt, wird der Verkehr auf der Erde mit völlig veralteter Technik bewältigt.

Das Auto ist 100 Jahre alt, die Bahn sogar 200 Jahre. Die Folgen dieses unverantwortlichen technologischen Stillstands sind dramatisch! Die gesellschaftlichen Kosten des Verkehrs in Deutschland (Autos, Bahnen, Flugzeuge, Schiffe, Personen wie Güter) betragen jährlich etwa 150 Mrd. Euro, verursacht durch Staus, Unfälle, Lärm, Abgas, Flächenverbrauch etc., etc.. Zum Vergleich: der Bundeshaushalt beträgt 250 Mrd. Euro. Die betrieblichen bzw. die privaten Kosten (KfZ-Versicherungen, Treibstoffe, PKW-Anschaffung oder die Fahrpreise) sind in dieser Summe noch nicht enthalten. Damit ist die volkswirtschaftliche Dimension des Problems hinreichend beschrieben.


/hjm


PS:
Für Interessierte hier zwei Links, die einen Einblick in die mögliche Zukunft des Verkehrs bieten:

ULTra – Urban Light Transport - http://www.atsltd.co.uk/ - EU Forschungsprojekt. Das fahrerlose Taxi-System soll noch in diesem Jahr in Cardiff (Südengland) die ersten Passagiere kommerziell befördern.

RUF - Rapid Urban Flexible - www.ruf.dk – dänische Studie über Elektro-Autos die kurze Strecken „ganz normal“ auf der Straße fahren können, weite Strecken jedoch automatisiert im Zugverband auf Monorail-Schienen zurücklegen.

Jörn

Beitrag von Jörn » 04.08.2004, 19:21

Mal ein kleines Beispiel:

In Süd-Korea kostete, als ich dort war in den 80ern, EIN Liter Normalbenzin umgerechnet DM 7,50 (ca. 3.80 Euro). Bezüglich der lokalen Kaufkraft aber muß angemerkt werden, daß man für den Gegenwert dieses besagten EINEN Liters in einem dezenten Restaurant eine gute Mahlzeit zu sich nehmen konnte. Der echte Preis also bei ca. 15 Euro lag!

Man stelle sich das mal bei uns vor? 15 Euro pro Liter!

Und das Resultat: ALLES fuhr! Es wurden Autos verkauft wie Hölle!
Fahren war (bei uns ja auch noch) das Haupt-Statussymbol (Neben einem teuren Appartement). Sparen tat man dann an anderen Dingen, wie persönlicher Bildung etc.
Genau das, was oben beschrieben, geschieht in China! Da hat hjm vollkommen recht!

Nur: Die Idee, daß eine Verteuerung des Benzins tatsächlich das Fahren einschränkt, wird nur in Ländern stattfinden, wo dieser Status-Macho-Gedanken des Fahrens durch Druck der Öffentlichen Meinung ins Abseits gestellt wird!
In China, Ganz-Asien oder in Afrika und Süd-Amerika sicherlich nicht! Aber dort wohnt die Masse der Weltbevölkerung!
Allah steh uns allen bei!

Noch ein kleines Faktum zum Nachdenken, das aus den USA stammt:

"Die USA alleine haben seit dem 2.Weltkrieg dreimal so viel Energie verbraucht, wie alle anderen Staaten der Erde zusammen seit Christi Geburt!"

Dabei hatte ich eigentlich bisher den Eindruck, daß wir nicht gerade in der Steinzeit leben.
Wenn wir uns allerdings unsere Politiker, Manager und den durchschnittlichen BILD-Leser und RTL-Seher ansehen, kann man nur melanklütrig werden!

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Beitrag von jr » 05.08.2004, 11:09

Wenn ich Nachtbus sage/schreibe, dann meine ich natürlich schon die Einrichtung von Nachtlinien. In HH findet deren Ausweitung auf Gleisen statt, an den meisten anderen Orten halt auf dem Teer. Bestehendes muß ja auch nicht gleich zur Diskussion gestellt doch Neueinrichtungen sollten schon hinterfragt werden.

Die Ausweitung des PKW-Verkehrs habe ich nicht beklagt. Es war der Besitz, und der ufert immer mehr aus. Das heißt, die Möglichkeiten, selber fahren zu können, nehmen zu. Die Aussage war vollkommen wertfrei. Es besteht auch kein Zweifel, daß der von hjm beklagte Zustand ungesund ist. Und das viel zu oft im wahrsten Sinne des Wortes.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzierungsprobleme wäre mir aber wohler, wenn bei der Einrichtung zusätzlicher ÖPNV-Möglichkeiten nicht nur die beschriebenen fernen Ziele und Risiken das Tempo bestimmen. Wenn der vorhandene Beförderungsbedarf durch Taxen gedeckt werden kann, dann sollte man eher auf diesem Punkt aufbauen. Es wäre wünschenswert, wenn die Fördergelder in diese Richtung fließen würden. Stattdessen leben wir weitestgehend subventionslos und dann wird auch noch Geld abgezogen. Das kann es nicht sein.

Gehört zwar nicht zum Thema, muß aber mal gesagt werden: Es wird Zeit, daß Sprit noch viel mehr kostet. Anders ist den Anbietern (und Käufern?) von PKW offenbar nicht begreifbar zu machen, daß die aktuellen Spritverbräuche inakzeptabel und technisch nicht nötig sind. Für ein Taxi reichen 75 PS bei 7 Liter Verbrauch immer noch locker aus. 122 PS zu haben bei 9 Liter ist zwar in Relation gar nicht schlecht und dennoch für den A... Gilt für Privat-PKW nicht gleiches?

Martin Berndt

Beitrag von Martin Berndt » 05.08.2004, 11:32

Ihr schweift etwas vom Thema ab! In seiner wöchentlichen BILD-Kolumne hat Kay E. Sattelmayr auch seinen Kommentar zur Ausweitung der Betriebszeiten des HVV zum besten gegeben:
Natürlich stöhnt der Bürger, wenn er liest, dass ihm eine neue Preiserhöhung droht, diesmal beim HVV.
Mit großem Trara hat der ehemalige Bausenator Mettbach versprochen, das ab Herbst dieses Jahres Busse und U-Bahnen an Wochenenden Nachtschwärmer ungefährdet nach Hause fahren.
Nun ist der verantwortliche Senator weg, der Bund, der dier Hälfte der Kosten zahlen sollte, hat kein Geld mehr. Und Hamburg sitzt auf 3,5 Millionen Euro Transportkosten für Alcopop-Schlucker.
Es ist sicher ein Fehler, dass Senatoren für ihre Chefsachen nicht auch haften. Warum allerdings die Allgemeinheit für fahruntüchtige Kiezbesucher Fahrpreiserhöhungen hinnehmen soll, ist eine Frage, die ebenso der Antwort harrt.
BILD-Hamburg vom 5.8.04 S.11

Wir haben also einen "Verbündeten" gegen diesen Schwachsinn. Einen, nach dessen Pfeife die Politiker tanzen! Oder bereitet das Ole-Zentralorgan sogar schon halbamtlich die Beerdigung des Projekts vor? 8)

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Beitrag von jr » 05.08.2004, 14:07

Tja - die gute alte Boulevardpresse.

Jörn

Beitrag von Jörn » 05.08.2004, 22:09

Also da gilt: Nenne mir deine Freunde, und ich sage dir, wer du bist!

Ich persönlich hätte BILD nicht gerne zum Freund! Die machen das doch nur, um die Umsätze zu erhöhen, aber bestimmt nicht aus Menschenfreundlichkeit!

Martin Berndt

Beitrag von Martin Berndt » 06.08.2004, 15:14

Hat hier irgendjemand von "Freunden" geredet? Selbst das andere Wort habe ich in Anführungszeichen gesetzt! Was soll ich noch machen, um keine Missverständnisse zu provozieren? Lieber Jörn, nimm mal ne Pille gegen Deinen hohen Adrenalin-Spiegel, damit Du nicht immer gleich rot siehst! :roll:

Jörn

Beitrag von Jörn » 06.08.2004, 20:13

Übrigens gibt es bei VW seit über 10 Jahren einen experimentellen Dieselmotor (High-Tech hoch 10!), der bei 180 km/h unter einem Liter verbraucht!

Wenn wir allerdings die Werbung ansehen, und dann das Kaufverhalten der Leute beurteilen (auch der Kutscher), die fast nur PS-starke spritschluckende Schleudern kaufen, so sind selbige schlicht selber Schuld!
Man kann vernünftiges Verhalten LEIDER nur über den Preis regulieren, und scheinbar ist der Preisdruck an der Tanke immer noch nicht hoch genug!

P.S. Das mit den Tüddelchen stimmt, aber bei den letzten Wahlen haben viele Kutscher Schill, Ole und Co. gewählt, weil sie 'dachten', daß das was bringen würde!

Sie werden auch wieder die CDU/CSU/FDP wählen, aus dem gleichen Grund, obwohle deren 'Sozial'-Pläne ja wohl noch viel schlimmer sind, als die der 'Sozialen'!

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