Brandenburg an der Havel Unternehmer will Tesla als Taxi nutzen und darf nicht
Es ist absurd. Ein Taxiunternehmer aus Brandenburg an der Havel hat sich für viel Geld ein umweltschonendes Elektroauto angeschafft, einen elfenbeinfarbenen Tesla. Doch als Taxi darf das Auto nicht genutzt werden. Das deutsche Recht steht im Weg – genauer: das Eichrecht.
Taxi-Unternehmer Andreas Krone würde gern umweltfreundlich fahren, darf seinen Tesla aber nicht als Taxi nutzen.
Quelle: HEIKE SCHULZE
Taxi-Unternehmer Andreas Krone würde gern umweltfreundlich fahren, darf seinen Tesla aber nicht als Taxi nutzen.
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Brandenburg an der Havel. Es ist absurd. Andreas Krone, Taxiunternehmer in Brandenburg/Havel und Wusterwitz, hat sich ein umweltschonendes Elektroauto angeschafft, einen elfenbeinfarbenen Tesla. Kunden möchten zwar einsteigen, doch das geht nicht, allen politischen Bekenntnissen zum Trotz. Das aktuelle deutsche Eichrecht steht im Wege.
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Es ist absurd. Ein Taxiunternehmer aus Brandenburg an der Havel hat sich für viel Geld ein umweltschonendes Elektroauto angeschafft, einen elfenbeinfarbenen Tesla. Doch als Taxi darf das Auto nicht genutzt werden. Das deutsche Recht steht im Weg – genauer: das Eichrecht.
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„Aus Überzeugung“, antwortet Andreas Krone (60) auf die Frage, warum er sich das viele zehntausend Euro teure Tesla-Model S aus den USA angeschafft habe. Seit sich der Mann, der schon zu Ostzeiten Taxi gefahren ist, mit dem Tesla beschäftigt hat, war für ihn klar: Ein solches Auto möchte er haben. „Einmal im Leben müsse man sich einen Traum erfüllen“, sagt er. „Ich war heiß drauf wie ein kleiner Junge.“
Die Wirklichkeit steht auf dem Hof und darf kein Geld einbringen
Inzwischen ergänzt das E-Auto, das in 4,4 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt und mit umgerechnet 330 PS 230 km/h erreicht, Krones Fuhrpark. Doch als Taxi wird es nicht zugelassen. Krone schimpft: „Ich weiß nicht, was ich von den Sprüchen von Angela Merkel und den anderen Politiker halten soll, die sich angeblich stark machen für Elektroautos.“ Für den Unternehmer sind das Lippenbekenntnisse. Die Wirklichkeit steht auf seinem Hof und darf kein Geld einbringen.
Einst durften die Teslas noch als Taxis auf die Straße. Martin Doll aus Berlin hat im Oktober 2016 das letzte Tesla-Taxi auf die Straße gebracht. Wenige Wochen später endete die Übergangsfrist für eine Regelung in der Eichverordnung. Anschließend durften keine Fahrzeuge mehr als Taxi zugelassen werden, die nicht vom Hersteller selbst als Taxi ausgerüstet und angeboten werden. Tesla baut keine Taxis, ein Nachrüsten mit einem Taxipaket wird Andreas Krone verwehrt.
Hintergrund
Ralf Billerbeck (Unternehmer Taxi Tours Berlin) ist „zehn Stunden am Tag in Feierlaune“, wie er sagt. Er war der vorletzt, dem es noch gelungen ist, einen Tesla als Taxi betreiben zu dürfen, und genießt Bestandsschutz. „Die Kunden sind begeistert, die Resonanz ist emotional und extrem positiv“, schwärmt er. Was die Politik angerichtet hat, findet er grausam.
Martin Doll (Tesla Taxi Tours Berlin) hat deutschlandweit das letzte Tesla-Taxi zugelassen bekommen. Dieses Auto nennt er „den besten Arbeitsplatz“. Das Geschäft laufe „Bombe“. Den Politikern bescheinigt Doll, keine Ahnung von E-Mobilität zu haben.
Ein Taxi-Unternehmer in Sachsen-Anhalt fährt Patienten – mit Ausnahmegenehmigung und ohne Taxischild – zu Behandlungen.
Zwar haben die Politiker die Eichverordnung im vergangenen Jahr geändert, so dass Wirtschaft- und Energieministerin Brigitte Zypries (SPD) schwärmte: „E-Autos sind ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen, klimafreundlichen Mobilität. Gerade die große Taxiflotte in Deutschland bietet hier einen wichtigen Hebel.“ Doch der Brandenburger Taxiunternehmer kann in ihren Jubel nicht einstimmen. Die Anforderungen an die Autohersteller sind so hoch, dass Tesla sie nicht erfüllt.
Riesiges Display und rasanter Antrieb
Andreas Krone ist dennoch stolz auf seine Anschaffung. Der Tesla lässt mit seiner rasanten Antrieb jeden Q 7 stehen, erzählt er. Bei entsprechender hoher Beschleunigung fährt der Magen der Mitfahrer fröhlich Karussell. Der Brandenburger ist Fan von E-Mobilität. Er genießt den flotten Wagen mit der riesigen Display-Anzeige, die man aus europäischen und asiatischen Fahrzeugen nicht kennt. Die Musikwelt steht ihm offen und er hat unbegrenzt freien Internetzugang.
Die teure Anschaffung würde sich im Taxigewerbe lohnen, versichert Krone. Er rechnet vor: keine Benzinkosten, (noch) kostenloser Strom europaweit, keine Durchsichten, acht Jahre Garantie auf Batterie und Antrieb, zehn Jahre lang keine Steuern, keine Verschleißteile wie Lichtmaschine und Zahnriemen.
Die IHK unterstützt den Taxiunternehmer
Nach 150.000 Kilometern seien die Anschaffungskosten im Kasten. Je nach Fahrweise reiche eine Stromladung für 300 bis 350 Kilometer. Mit einer Zusatzinvestition könnte das Auto sogar autonom fahren. Andreas Krone versichert, dass andere Taxiunternehmer seinem Beispiel folgen würden. Wenn nur die Politiker mit ihrer Gesetzgebung ihnen nicht im Weg stehen würden.
Die IHK-Potsdam hat der Unternehmer auf seiner Seite. Pressesprecher Detlef Gottschling: „Wir haben natürlich Verständnis für den Ärger. Zusätzlicher Aufwand für spezielle Umrüstungen und Zulassungen ermuntern die Unternehmen nicht. Aus unserer Sicht sind unkomplizierte und unbürokratische Verfahren nötig, will der Bund tatsächlich die E-Mobilität ankurbeln.“
Von Jürgen Lauterbach
http://www.maz-online.de/Lokales/Brande ... a-Taxi-aus