Zunahme EWU nach ML-Einführung

Der virtuelle Taxitreff.
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Dr Dawson
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Zunahme EWU nach ML-Einführung

Beitrag von Dr Dawson » 06.06.2016, 22:39

Las in der Zeitschrift Taxi heute RAL 1015, dass hier in Berlin die Zahl der alleinfahrenden Einwagenunternehmer zunimmt, nachdem jahrelang eine Abnahme konstatiert wurde. Zurückgeführt wird dies auf die Einführung des ML und damit "ungerechte" Entlohnung, dass nämlich umsatzstarke Fahrer nur den gleichen Lohn wie schwache Fahrer erhalten. Diese gingen denn in die Selbständigkeit.
Kann diese Tendenz bestätigt werden? Gibt es in anderen Landesteilen eine ähnliche Entwicklung? Wie ist es allgemein mit der gleichen Entlohnung bei guten und schlechten Mitarbeitern?
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Thomas-Michael Blinten
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Re: Zunahme EWU nach ML-Einführung

Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 07.06.2016, 01:15

Wer es nicht versteht seine Fahrer leistungsgerecht zu entlohnen ist selber schuld wenn seine besten Fahrer als Konkurrenz auftauchen.
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Poorboy
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Re: Zunahme EWU nach ML-Einführung

Beitrag von Poorboy » 07.06.2016, 01:40

Natürlich, nur hat das nichts mit "guten" oder "schlechten" Fahrern zu tun.

Das Unterlaufen des Mindestlohns ist mit einer Höchststrafe von zwei Jahren Knast bedroht! Nur Holzköpfe versuchen da noch zu tricksen, etwa durch "Schichten" zu zwölf Stunden mit täglich wechselnden "Arbeitszeiten" innerhalb dieser "Schicht"! Ist an Voraussetzungen gebunden, die Taxivermieter gar nicht erfüllen können, somit illegal und strafbewehrt!

Interessant ist in diesem Zusammenhang der Quotient, also das Verhältnis von "Unternehmern" zur absoluten Wagenzahl! In Hamburg, mit erhöhtem Kontrolldruck seitens der Behörden, sinkt die Anzahl der Wagen, während die Anzahl der Unternehmer steigt!

Hatten wir vor einem halben Jahr noch pro Unternehmer 1,49 Wagen auf der Straße, sind es nun nach sechs Monaten nur noch 1,41!

Ich halte aktuell einen Quotienten zwischen 1,1 und 1,2 bei korrekter Betriebsführung gegenüber Personal und Steuer- und Sozialkassen für realistisch!

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AsphaltRunner
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Re: Zunahme EWU nach ML-Einführung

Beitrag von AsphaltRunner » 07.06.2016, 01:53

Dr Dawson hat geschrieben: Zurückgeführt wird dies auf die Einführung des ML und damit "ungerechte" Entlohnung, dass nämlich umsatzstarke Fahrer nur den gleichen Lohn wie schwache Fahrer erhalten. Diese gingen denn in die Selbständigkeit.
Ich denke, die umsatzstarken Fahrer werden von den Unternehmern gehätschelt bis die Schwarte quietscht. Rausgekegelt aus den Betrieben werden die umsatzschwachen Fahrer, die in der Selbstständigkeit ihr Strohhalm suchen.
Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden

TaxiBabsi
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Re: Zunahme EWU nach ML-Einführung

Beitrag von TaxiBabsi » 07.06.2016, 03:47

Thomas-Michael Blinten hat geschrieben:Wer es nicht versteht seine Fahrer leistungsgerecht zu entlohnen ist selber schuld wenn seine besten Fahrer als Konkurrenz auftauchen.
Bingo, leistungsorientierte Fahrer können nach wie vor gutes Geld verdienen.

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sivas
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Re: Zunahme EWU nach ML-Einführung

Beitrag von sivas » 07.06.2016, 08:34

TaxiBabsi hat geschrieben:gutes Geld verdienen
Was verstehst Du unter 'gutem Geld' ?

Ein netto von 15,- € pro Stunde ist machbar, darüberhinaus wird die Luft recht eng.

Dass der Fahrer die Höhe des Umsatzes bestimmen kann ist eine Mär.

In erster Linie ist es die Gewerbepolitik der Taxivereinigungen, speziell der örtlichen Ableger, können sie sich gegenüber den Ordnungsbehörden durchsetzen ? oder sehen sie der Taxischwemme tatenlos zu ? Dann kommt die wirtschaftliche Aktivität des Unternehmers zum Tragen, hat er sich einen eigenen Kundenstamm aufgebaut (mit eigener Zentrale), oder wirfte er seine Fahrer ins kalte Wasser. Auch entscheidet er, welche Vermittlungssysteme dem Fahrer zur Verfügung stehen. Ist es nur die örtliche 'Zenrale' oder gestattet er auch die Nutzung weiterer Systeme wie z.B. myTaxi. Wie vernetzt ist das Unternehmen ? Wieviel Aufträge erhält der Fahrer von anderen Unternehmen, gibt er auch welche ab ? wenn nicht, wird er nur 'Müll' erhalten.

Der Fahrer kann die Höhe seines Umsatzes = Verdienstes nur durch eine geschickte Auswahl des Unternehmens treffen - oder durch den Gang in die Selbstständigkeit.

Dort muss er sich dann spezialisieren, z.B. durch Firmenverträge (auch Krankenkassen) und / auch durch Anbieten z.B. speziell weiterer (Flughafen-) Fahrten. Er muss also Rosinenpickerei betreiben. Letztendlich wird er bei einem Premium-Mietwagen landen, aber auch da wird die Luft immer enger.

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sivas
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Re: Zunahme EWU nach ML-Einführung

Beitrag von sivas » 07.06.2016, 09:22

Letztendlich wird er seinen Chef wiedertreffen (im Gefängnis)
Fahrer: "Hi Chef, Du auch da ?"
Chef: "Wärst'e mal besser bei mir geblieben" ...

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sivas
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Re: Zunahme EWU nach ML-Einführung

Beitrag von sivas » 07.06.2016, 10:15

Taxi-Mathematik:

(-) und (-) ergibt ... (+) !
(-) und (+) ergibt ... ... bleibt bei (-) !
(+) und (+) ergibt ... ... ... nee, sowas gibt's in dem Gewerbe nicht !

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Re: Zunahme EWU nach ML-Einführung

Beitrag von ilkoep » 07.06.2016, 18:14

Dr Dawson hat geschrieben:Zurückgeführt wird dies auf die Einführung des ML und damit "ungerechte" Entlohnung, dass nämlich umsatzstarke Fahrer nur den gleichen Lohn wie schwache Fahrer erhalten. Diese gingen denn in die Selbständigkeit.
Kann diese Tendenz bestätigt werden?
Die umsatzstarken Fahrer in Berlin haben bisher ihr Geld verdient und tun es weiterhin. Mit ML lassen sie sich nicht abspeisen, es wird wie immer normal auf Prozente gefahren.

In die Selbständigkeit gehen die Fahrer, die den Zusammenhang zwischen Mindestlohn und Mindestumsatz nicht verstehen (wollen).

Guter_Kollege
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Re: Zunahme EWU nach ML-Einführung

Beitrag von Guter_Kollege » 07.06.2016, 22:19

AsphaltRunner hat geschrieben:
Dr Dawson hat geschrieben: Zurückgeführt wird dies auf die Einführung des ML und damit "ungerechte" Entlohnung, dass nämlich umsatzstarke Fahrer nur den gleichen Lohn wie schwache Fahrer erhalten. Diese gingen denn in die Selbständigkeit.
Ich denke, die umsatzstarken Fahrer werden von den Unternehmern gehätschelt bis die Schwarte quietscht. Rausgekegelt aus den Betrieben werden die umsatzschwachen Fahrer, die in der Selbstständigkeit ihr Strohhalm suchen.
Weis mans? Nichts als Spekulation!
Ausgerechnet "schwache" Fahrer sollen sich selbstständig machen? Und woher haben die das Geld dasfür? Ich halte das füre wenig glaubwürdig,
zumal man für diesen Schritt schon einiges an ausgereifter Überlegung braucht und Fleiss.
Ich denke, das es eher die "guten Fahrer" sind, denen der Lohn nach ML und etwas darüber hinaus schlicht zuwenig ist. Mithin sind es die Unternehmer,
die diese aus den Haus treiben.
Zuletzt geändert von Guter_Kollege am 07.06.2016, 22:19, insgesamt 1-mal geändert.

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