[MiLoG] Mindestlohn

Löhne, Arbeitsbedingungen, Recht.
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miamivice
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Re: Mindestlohn jetzt

Beitrag von miamivice » 03.02.2014, 10:34

Auf der Vollbeschäftigten-Seite seien es 113.000 weniger Aufstocker während es bei den Teilzeit-Aufstockern 119.000 mehr seien. Liest sich wie eine Milchmädchenrechnung, die boulevardesk eine Schlagzeile wert ist.
Im ersten Fall gibt es zu wenig Geld im zweiten zu wenig Arbeit.

Taxler bekommen, wenn sie arbeiten, im allgemeinen genug Geld, wenn man von Staufahrten und kostenlosen Anfahrten absieht. Von daher kann kein Taxler aufstocken, weil der Job per se zu wenig bezahlte. Der Job bezahlt nur dann zu wenig, wenn keine Arbeit da ist und das scheint das Kalkül vieler von denjenigen zu sein, die in das übersättigte Taxigewerbe hineindrängen. Anders ist das Prüfungsergebnis des Zolls am Flughafen Schönefeld nicht zu interpretieren:

"Von 143 kontrollierten Fahrern hätten 63 Personen angegeben, Sozialleistungen zu beziehen. Das entspricht einem Anteil von 45 Prozent."
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/g ... 35026.html

Von der Grundtendenz sind unter der Woche die Berufsfahrer tätig und am Wochenende die Studenten. So hat das Gewerbe über Jahrzehnte funktioniert. Studenten bekommen noch was von der Eltern dazu und eventuell Bafög aber keiner muß "aufstocken". Das Gewerbe hat sich in seiner Struktur gewandelt, daß Aufstocken zum Kalkül wird. Man will nicht wirklich arbeiten, man will aufstocken. Die Halte wird zum Treffpunkt für Teilzeitfahrer im wahrsten Sinne des Wortes.

Das ist unfair gegenüber denjenigen, die traditionell in ihrem Gewerbe arbeiten wollen und gegenüber genuinen Malochern, wie beispielsweise Arbeitskräften, welche im Supermarkt an der Kasse sitzen oder im Lager arbeiten. Da können sich für die Kassiererstelle auch nicht fünf bewerben und jeder arbeitet dannn nur 20 % und darf "aufstocken".

Ordnungsamt und Statistisches Bundesamt haben demnach zu eruieren welcher Art jene Aufstocker im Taxigewerbe sind. Warum sollte es in Deutschland im Rahmen "freier Berufswahl" nicht irgendwann eine Million Taxifahrer geben von denen dann alle aufstocken müssen? Was für eine Freiheit soll das sein? Die Freiheit umfänglicher Zerstörung einer ganzen Branche durch Arbeitssimulanten?

Einige Unentwegte versuchen sich den inquisitorischen und lästigen Sozialstaat vom Halse zu halten und verlängern ihre Arbeitszeit und/oder reduzieren ihre Konsumwünsche. Dies gilt es arbeitsamtlich/statistisch zu belegen. Wer jongliert und wer arbeitet und hat dies schon immer getan? Im ureigenen Interesse sollte hier entsprechender Druck aufgebaut werden um das Gewerbe zu entkriminalisieren.

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Re: Mindestlohn jetzt

Beitrag von Wattwurm » 08.02.2014, 13:17

Der wissenschaftlichen Dienst des Bundestages warnt vor Ausnahmeregelungen beim Mindestlohn für Rentner die verfassungsrechtlich im Rahmen des Gleichheitsgrundsatzes ( Gleiche Arbeit= Gleicher Lohn) sehr bedenklich wären!

http://www.welt.de/wirtschaft/article12 ... tlohn.html

Der Traum aller Taxiunternehmer ihre Taxen nur noch mit Rentnern zu besetzen, könnte also platzen, auch deshalb weil das mit der SPD als Koalitionspartner nicht zu machen wäre! LINKE und GRÜNE haben der SPD schon Unterstützung zugesagt, so das eine Mehrheit im Bundestag auch gegen die Stimmen der CDU/CSU gesichert wäre! Und dann gibt es ja auch noch den Arbeitnehmerflügel (CDA) der CDU/CSU, die werden auch gegen eine solche Ausnahmereglung votieren!

Für ehrenamtlich Beschäftigte gilt der Mindestlohn nicht! Das heißt wir können am 1.1.15 nur noch Taxifahrer einstellen, die das ehrenamtlich also ohne Geld machen möchten! Die Zahl der Bewerbungen dürfte sich in Grenzen halten...:wink:

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Otto126
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Re: Mindestlohn jetzt

Beitrag von Otto126 » 08.02.2014, 18:34

Der Mindestlohn fördert die "Schattenwirtschaft"?

Nun, Wahlen fördern die Korruption...
"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."

Wat woll'n die Atzen eigentlich von mir?

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Re: Mindestlohn jetzt

Beitrag von scarda » 19.02.2014, 15:57

Otto126 hat geschrieben:Der Mindestlohn fördert die "Schattenwirtschaft"?

Nun, Wahlen fördern die Korruption...

Und überhaupt, eingestellt wird nach Visage, Beziehungen und Mitgift. Wir Unternehmer lieben nebenbei auch noch Selbstanzeige in Sachen Caymans ... :twisted:

Frage des Tages: Was ist ein Arbeitnehmerpreiskartell?
Aw: Eine unausweichliche Voraussetzung zur Schaffung eines Arbeitsmarktes.
Ansonsten hieße es nämlich: Arbeiterreservearmee angestellt, in Zweierreihen, wer noch kein Kreuz trägt, nach links ...

Also mal im Ernst:
Was müssen Taxifahrer lernen?
Neben dem Mindestlohn muss ein Tarifvertrag her.

Aber der gemeine Sub hat ja noch gar nicht verstanden, dass er demnächst ein richtiger Angestellter wird, der ohne Gewerkschaft (Arbeitnehmerpreiskartell) erpreßt werden wird, dass es nur so eine Freude für den neoliberalen Marktromantiker sein wird. In Wirklichkeit ist es natürlich so: ohne Regeln kein Markt oder "freie" Marktwirtschaft ist der Versuch in Zweierreihen antreten zu lassen ...
Ein Arbeitsmarkt entsteht regelhaft nur durch Preisuntergrenzenfestlegung auf der Arbeitnehmerseite, hier: Mindestlohn und / oder Tarifvertrag.
DEREGULIERUNG IST AUCH NUR REGULIERUNG. ZIELFÜHRENDE VORSCHLÄGE? NEIN? ACH SO!
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Re: Mindestlohn jetzt

Beitrag von alsterblick » 20.02.2014, 03:32

Woher auch ? :shock:
Erst den Fahrpreis immer erschwinglich vorschreiben, dann den Schutzpatron für lang ersehnte kundengerechte Taxi-App-Bestellungen einem Monopolisten nahezu auszusetzen und somit den Taxler vollends bis aufs Hemd stehen gelassen nicht in die versorgte Welt mitzunehmen. 8)
Zuletzt geändert von alsterblick am 20.02.2014, 03:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mindestlohn jetzt

Beitrag von Guter_Kollege » 20.02.2014, 19:09

FD hat geschrieben:Der Mindestlohn wird für die Taxifahrer nicht kommen! Weder 2015 noch 2017 noch irgendwann!
Du hast vergessen den Ironie Tag zu verwenden damit der Beitrag auch als solches zu erkennen ist.

Erstens erinnere ich an die güldenen Worte des BZP-Präsidenten Michael Müller i.d. Pressemitteilung vom 24.05.2013:
Michael Müller hat geschrieben:"Der Mindestlohn wird kommen. Es wird von unserer Seite keine Trickserei geben und kein Mogeln,
die Branche stellt sich dem und wir gehen ehrlich mit dem Thema um"
Und dem Mann darf man doch wohl vertrauen, oder?
Na, vielleicht ist Vorsicht angebracht, denn wie wir heute von J.Napp aus einem Gespräch mit der Bezirkleitung der ver.Di erfahren konnten, gibt es verbandsseitig in Hamburg (hier besonders: LHT, LPVG & Hansa Union) kein INteresse an Gesprächen zu einem Tarifvertrag. Zu vermuten ist, daß man das lieber dem Bundesverband PZP überläßt. Und ausgerechnet dieser hofft derzeit auf eine Verlängerung und Ausnahmeregelungen zur Einführung des Mindestlohns über 2015 hinaus.
VERDI hat solchem Ansinnen, lt. Auskunft der Bezirksleitung, eine klare Absage erteilt.

Früher oder später würde ich als Gewerkschaftsmitglied dazu auch gefragt werden müssen. Und meine Antwort ist genauso klar.

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scarda
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Re: Mindestlohn jetzt

Beitrag von scarda » 20.02.2014, 23:04

Das sind nur Geburtskrankheiten. Sich dem Stellen ist das einzig Realistische. Je eher man über einen Tarifvertrag nachdenkt, desto flutschiger wird das dann laufen. Aber wenn die Armleuchter und den Unternehmern es gerne so wollen, dann macht mal schön Druck. Meine Unterstützung habt ihr.
Zuletzt geändert von scarda am 20.02.2014, 23:06, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Mindestlohn 8,50 €/h Segen oder Fluch?

Beitrag von H&K » 23.03.2014, 21:47

miamivice hat geschrieben:Zum Beruf des Taxifahrers gehört zwingend, daß er regelmäßig soviele Aufträge hat, daß er seinen Dienst nicht als Siechtum anzusehen hat. Dazu sind in einer 8-Stunden-Schicht 5 Stunden bezahlte Arbeit notwendig und nicht 2 Stunden.
Und wie bekommt man entsprechend viele Kundschaft ins Taxi? Man kann die Leute ja nicht hinein knüppeln. Wenn nix los ist, ist halt einfach nix los... gerade zu dieser Jahreszeit dumm rumstehen und Löcher in die Luft gucken..

Hab mal so in die Statistik der Tagschicht geschaut, Umsätze schwanken jahreszeitlich bedingt zwischen 2500 und max. 4000 €, im Schnitt 3000 €. Arbeitszeit 22 Tage a 9 Stunden macht 15,15 € Umsatz/h.
Der Mindestlohn von 8,50 € verursacht 11,50 € Gesamt-Lohnkosten, dazu 1,00 € USt., 1,70 € für Diesel, bleiben 0,95 € für die kompletten Fahrzeugkosten (also Anschaffung, Versicherung, Kfz-Steuer, GEZ, Kundendienste, Reparaturen, Reifen, Fahrzeugpflege etc.). Nun hat der Fahrer ja auch noch 4 Wochen bezahlten Urlaub und ist ab und an mal krank...

Dass das nicht funktionieren kann ist ja auch dem Dümmsten klar. Die Lösung kann dann nur heißen festangestellte Fahrer entlassen und nur noch Teilzeit-/Aushilfsfahrer zu den umsatzstärkeren Zeiten einsetzen (so wie es früher gang und gäbe war). Die Anzahl der Neukonzessionen wird ansteigen. Bei uns geben die Behörden zur Zeit jedes Jahr 2 neue Konzessionen raus, dieses Jahr sogar gleich 4 am Stück...
Irgendwie schade, dass selbstfahrende Unternehmer keine Lobby haben, gibt es keinen staatlich verordneten Mindestumsatz? Selbständige können ja weiterhin für'n Appel und ein Ei in der Taxe sitzen :lol: heißt doch selbst und ständig... :wink:
Zuletzt geändert von H&K am 23.03.2014, 21:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Thomas-Michael Blinten
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Re: Mindestlohn 8,50 €/h Segen oder Fluch?

Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 24.03.2014, 00:41

Nein, eben nicht.........wer selbständig unterwegs ist wird nur dann auf der Straße sein wenn es Geld zu verdienen gibt.
Alles andere macht keinen Sinn und ergibt keinen Gewinn, der zwangsweise nötig ist für die Selbstständigkeit.
Wer sich ohne kaufmännische Grundlage und bar jedem Realismus selbstständig macht ist schneller wieder von der Straße als er die Steuererklärung verstanden hat.
Lediglich die MWU werden abbauen müssen und können ihre Wagen nicht mehr auf Teufel komm raus auf die Straße bringen.
Das Angebot muss sich an die Nachfrage anpassen, wie in jedem Gewerbe.

Die Voraussetzungen sind natürlich überall anders, je nach finanzieller Potenz der Kunden.
In Duisburg, Bochum, Dortmund oder auch Aachen sieht die Nachfrage deutlich anders aus als in München, Düsseldorf, Wiesbaden oder Hamburg.
Selbst mit unserem Überangebot hier im Dorf sind deutlich höhere Umsätze zu erzielen wie die von dir genannten.
Auch ein Mindestlohn (mit Bonuszahlungen) ist hier möglich, die dazugehörigen Vertragsentwürfe sind schon existent (auch wenn über diese von Arbeitnehmerseite aus noch deutlich gesprochen werden muss :wink: ).

edit: Hier werden keine neuen Konzessionen mehr vergeben, seit Linne & Krause hat auch die Stadtverwaltung verstanden das eine Vielzahl von Taxen auch eine Vielzahl von Problemen bedeutet.
Die Konzessionszahl soll von über 1300 auf ca. 1000 zurückgeführt werden.
Zuletzt geändert von Thomas-Michael Blinten am 24.03.2014, 00:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mindestlohn 8,50 €/h Segen oder Fluch?

Beitrag von Guter_Kollege » 24.03.2014, 03:30

Ausschnitte aus der letzten Debatte zum Mindestlohn im Bundestag
Betreff: Taxi
http://www.youtube.com/watch?v=M5QKjyBGVoA

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H&K
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Re: Mindestlohn 8,50 €/h Segen oder Fluch?

Beitrag von H&K » 24.03.2014, 15:57

Thomas-Michael Blinten hat geschrieben:edit: Hier werden keine neuen Konzessionen mehr vergeben, seit Linne & Krause hat auch die Stadtverwaltung verstanden das eine Vielzahl von Taxen auch eine Vielzahl von Problemen bedeutet.
Die Konzessionszahl soll von über 1300 auf ca. 1000 zurückgeführt werden.
Als Info mal vorweg: Ich kenne die Großstadtverhältnisse nicht. Bei uns gibt es keine großen MWU, meistens nur EWU und wenige, sehr kleine MWU, die meisten EWU und auch zwei Klein-MWU sind in der Taxizentrale zur Fahrtenvermittlung angeschlossen, der Rest der EWU und Klein-MWU lungert als sog. Graupen am Bahnhof rum.

Bei uns war nach der Pleite von zwei Klein-MWU (2-3 Taxen) jahrelang Ruhe mit Neuvergabe von Konzessionen. Nach diesen Pleiten gab es im Verbund Landesverband, IHK und Stadtverwaltung eine Umfrage mit Bilanzvorlage der örtlichen Unternehmen und es wurde daraufhin alles "eingefroren".
Neue Konzessionen werden jetzt wieder seit 2-3 Jahren vergeben, jedes Jahr komen 2 hinzu. Angefangen hat es bei uns seit dem Rauchverbot in Gaststätten. Die Leute stehen vor der Gaststätte und machen Lärm, Passanten gesellen sich hinzu und machen noch mehr Lärm. In der wärmeren Jahreszeit stehen demzufolge mehr Leute auf der Strasse als in den Gaststätten und der Geräuschpegel für die Anwohner im Stadtgebiet ist entsprechend unerträglich. Die Wirte bekommen von den Behörden auf den Deckel und als Ausrede behaupteten einige Wirte, die Leute ständen ja nur auf der Strasse, weil sie auf ein Taxi warten würden (was nicht stimmt), was aber nicht kommen würde - wir hätten viel zu wenig Taxen...
[btw: Einige dieser Wirte, haben sich sogar bei der diesjährigen Kommunalwahl als Kandidaten aufstellen lassen, um das böse "Taxiproblem" zu lösen...!]

Logisch, dass zu Stosszeiten (also die Freitag- und Samstag-Nachtschicht in den Morgenstunden wenn Sperrzeit ist) die Leute halt schon mal ein wenig warten müssen und selbstredend an Volksfesttagen und Kneipenfestivals ein deutlich größerer Taxibedarf herrscht als sonst. Aber Warten ist ja uncool... also fix mal bei den Ämtern angerufen und sich darüber beschwert, dass man eine unerhörte viertel Stunde auf ein Taxi gewartet hätte...
Dabei hat es keinen interessiert, dass die Nachtfahrer manchmal bis 2 h morgens in langen Schlangen am Standplatz gestanden haben und das Geschäft erst danach los ging (dann natürlich alles auf einmal) und man schauen musste, was jeder noch bis 6 h früh abbekommt.

Zusätzlich hat unsere Behörde vor 2 Jahren freigegeben, dass sich zum Volksfest auch auswärtige Taxen bereit stellen dürfen (nur neben dem Festplatz und nicht auf unseren Standplätzen). Nur, dass die sich ganz frech bald jedes Wochenende hier rumtreiben, teilweise direkt vor den Türen der Diskotheken oder anderen "Knotenpunkten" (wer soll bitte noch die 50-100 Meter zum Taxistandplatz laufen, wenn man bloß noch in die nächste Taxitür rein fallen muss?). Auch hat man schon Privatautos, also illegale Taxen, gesichtet, die den Leuten ihre Dienste anbieten. Aber dieses unbefugte Bereitstellen auswärtiger Taxis und diese sog. Schwarztaxis interessiert die Behörden nicht. Die werden nicht tätig... Hauptsache regelmäßig neue Konzessionen raus hauen.
Seit letztem Jahr gibt es daher immer wieder Wochenenden, wo zur sog. Stosszeit trotzdem eine kleine Schlange Taxen am Platz war...
Nachdem ich ja Umsatzstatistiken führe, habe ich feststellen müssen, dass der durchschnittliche Monatsumsatz unserer Nachtschicht bei gleicher Arbeitszeit von 2012 auf 2013 um sage und schreibe 640 € gesunken ist.

Wahrscheinlich wird die Entwicklung dazu führen, dass man Fahrer anstelle eines Vollzeitjobs nur noch eine Teilzeitstelle anbieten kann (zu den umsatzträchtigeren Zeiten). Da bei uns immer neue Konzessionen vergeben werden, verschärft sich obendrein der Wettbewerb um den "Kuchen".
EWU, die nicht nur selber fahren, sondern zusätzlich noch 1-2 Fahrer beschäftigen, werden Leute entlassen müssen. Klein-MWU ihre zusätzlichen Konzessionen an die Stadt zurückgeben (Einzelverkauf von Konzessionen ist ja nicht zugelassen). Von den Fahrern werden nur ganz wenige übrig bleiben. Die entlassenen Fahrer werden versuchen eine eigene Konzession zu ergattern und die anderen werden vielleicht in alte Berufe zurück gehen müssen, der Rest geht erst mal stempeln...
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Thomas-Michael Blinten
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Re: Mindestlohn 8,50 €/h Segen oder Fluch?

Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 24.03.2014, 16:04

Ich sehe schon eure Probleme, sie sind tatsächlich deutlich andere als hier in der Stadt.
Deshalb fällt es mir auch schwer Lösungsansätze dafür zu finden.
Aber es zeigt auch deutlich das die Grundvoraussetzungen halt wirklich sehr unterschiedlich sind und allgemeine Regelungen nicht greifen.
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Re: Mindestlohn 8,50 €/h Segen oder Fluch?

Beitrag von LRKN » 24.03.2014, 16:41

@H&K

Es gibt wie TMB schon geschrieben hat keine Patentlösung für alle Orte und Situationen. Ich kann nur sagen, dass niemand gezwungen wird eine Konzession zu beantragen. Und wenn der Markt schon übersättigt ist, ist es wahnsinn sowohl für Branchenkenner als auch Branchenfremde Konzessionen zu beantragen. Somit kann der Landkreis auch einfach auf den Konzessionen sitzenbleiben. Egal was Wirte oder andere Politiker wollen.

Die anderen von dir beschriebenen Probleme lassen sich auch mit Anzeigen beheben. Ihr müsst euch nur die Mühe machen alle Fremdtaxis, die sich nicht regelkonform verhalten, aufzuschrieben und zur Anzeige zu bringen. Die Verwaltung kann diese Anzeigen einfach nicht unter den Tisch fallen lassen sondern muß diesem Nachgehen. Also zu zweit (wegen Zeugen) die Taxis notieren, fotografieren und anzeigen. Ist ein wenig mühsam aber irgendwann wird sich dann das Problem lösen.

Dies hat aber nur sehr wenig mit dem Mindestlohn zu tun. Der Mindestlohn würde nur die Situation verschärfen weil sowohl ihr, als auch die ortsfremden Taxis auf die härteren Bedingungen reagieren müssen. Oder um genau zu sein: die MWUs müssten darauf reagieren. Und wenn alles nichts hilft dann müssen die eben 1 von 3 Fahrzeugen stilllegen. Damit werden auch wieder weniger Konzessionen in eurem Landkreis rumfahren.

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Re: Mindestlohn 8,50 €/h Segen oder Fluch?

Beitrag von H&K » 24.03.2014, 17:58

LRKN hat geschrieben:@H&K

Es gibt wie TMB schon geschrieben hat keine Patentlösung für alle Orte und Situationen. Ich kann nur sagen, dass niemand gezwungen wird eine Konzession zu beantragen. Und wenn der Markt schon übersättigt ist, ist es wahnsinn sowohl für Branchenkenner als auch Branchenfremde Konzessionen zu beantragen. Somit kann der Landkreis auch einfach auf den Konzessionen sitzenbleiben. Egal was Wirte oder andere Politiker wollen.
Das sieht aber vorher niemand oder will es nicht sehen. Gibt genug Leute die glauben Umsatz = Gewinn...
Die anderen von dir beschriebenen Probleme lassen sich auch mit Anzeigen beheben. Ihr müsst euch nur die Mühe machen alle Fremdtaxis, die sich nicht regelkonform verhalten, aufzuschrieben und zur Anzeige zu bringen. Die Verwaltung kann diese Anzeigen einfach nicht unter den Tisch fallen lassen sondern muß diesem Nachgehen. Also zu zweit (wegen Zeugen) die Taxis notieren, fotografieren und anzeigen.
Alles schon geschehen und was passiert? Nix! Zumal es an faulen Ausreden nicht mangelt... "bestellt worden", "warte auf Stammkundschaft", "hole nur meinen Neffen ab", bla bla bla...
Wenn es also eh nix bringt, haben die Fahrer dann auch keine Lust mehr den schwarzen Schafen nachzulaufen, sondern kümmern sich um ihren eigentlichen Job.
Dies hat aber nur sehr wenig mit dem Mindestlohn zu tun. Der Mindestlohn würde nur die Situation verschärfen weil sowohl ihr, als auch die ortsfremden Taxis auf die härteren Bedingungen reagieren müssen. Oder um genau zu sein: die MWUs müssten darauf reagieren. Und wenn alles nichts hilft dann müssen die eben 1 von 3 Fahrzeugen stilllegen. Damit werden auch wieder weniger Konzessionen in eurem Landkreis rumfahren.
Still gelegte Fahrzeuge bedeuten natürlich "stillgelegte Arbeitsplätze"... wir selber haben nur 1 Taxi, aber 2 Angestellte, einer muss auf alle Fälle dann gehen... :(
Zuletzt geändert von H&K am 24.03.2014, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mindestlohn 8,50 €/h Segen oder Fluch?

Beitrag von nightrider » 24.03.2014, 18:20

Thomas-Michael Blinten hat geschrieben:Nein, eben nicht.........wer selbständig unterwegs ist wird nur dann auf der Straße sein wenn es Geld zu verdienen gibt.
Alles andere macht keinen Sinn und ergibt keinen Gewinn, der zwangsweise nötig ist für die Selbstständigkeit.
Also ganz so einfach sehe ich das nicht. Zum 1. weiß kein Mensch so genau wann was los ist und wann nicht, gut man kennt gewisse Schwerpunktzeiten, aber die sind auch nicht garantiert immer gleich. Zum 2. wenn dann genau zu diesen Zeiten Alle kommen ist auch wieder nichts gewonnen.

Das bedeutet auch als EWU und Alleinfahrer kann ich nicht nur „Rosinen picken”, ich muss eben teilweise „Nischen” suchen das wären z.B. „umkommode” Zeiten in denen Andere keine Lust haben und natürlich die Spitzenzeiten am WE. Trotzdem lassen sich Zeiten mit viel Leerlauf einfach nicht vermeiden, weil eben Keiner weiß welche Zeit die wirklich Beste ist, da gibt es selbst bei uns wo es noch relativ übersichtlich ist oft heftige Schwankungen.
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Re: Mindestlohn 8,50 €/h Segen oder Fluch?

Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 24.03.2014, 21:47

Auch hier gibt es nicht das Patentrezept für alle Fälle.
In Düsseldorf sind die Zeiten schon sehr gut vorherzusehen und zu planen.
Das mag durchaus in anderen Städten und Gemeinden anders sein.
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Re: Mindestlohn 8,50 €/h Segen oder Fluch?

Beitrag von Wattwurm » 27.03.2014, 21:11

Würde die Ausdehnung des Nahbereich von jetzt 50 KM auf 75 KM helfen einen Mindestlohn "bezahlbarer" zu machen? Die Umsätze die mit dem vollen Steuersatz zu versteuern wären, würden sich dann zugunsten der Umsätze mit ermäßigten Steuersatz reduzieren. Das wäre vermutlich nicht der ganz große Wurf, aber immerhin eine kleine Hilfe. Dem ÖPNV würde das insgesamt helfen denke ich mal, nicht nur dem Taxigewerbe! Seit 100 Jahren hat sich wie in Stein gehauen am Nahbereich nichts mehr geändert. Das wäre doch mal an der Zeit, das zu refomieren, oder?

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Re: Mindestlohn 8,50 €/h Segen oder Fluch?

Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 27.03.2014, 22:14

Das würde doch keinen neuen Umsatz bringen, hier zumindest nicht.
Die Touren über 50 Km (respektive >98,- €) sind eher schöne Ausbrecher nach oben.
Die Mehrzahl der Kunden dieser Fahrten sind Geschäftsleute denen der Preis eher egal ist.
Sie zahlen mit Firmenkreditkarte und scheren sich wenig um die Steuersätze.

Bei euch kann das durch Privatfahrten zum Flughafen, Dialyse, Therapie oder Facharztbesuche in der nächsten größeren Stadt durchaus anders aussehen......und schon landen wir wieder bei der Unmöglichkeit eines für alle Regionen gleichermaßen gerechten Tarifes.
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Sonderzahlung über Mindestlohn!

Beitrag von Poorboy » 12.11.2014, 22:05

Ist auch an Regeln gebunden:

http://www.zeit.de/karriere/beruf/2014- ... beitsrecht

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Mindestlohn und Urlaub

Beitrag von LRKN » 06.01.2015, 17:19

Ich würde gerne wissen, wie es mit dem Anspruch auf ML ist, wenn man im Urlaub ist. Bei den meisten Unternehmern bei denen ich war gab es eine "Urlaubspauschale" pro Tag, die meistens unterhalb meines normalen Provisionslohn war. In der Regel waren die Tagespauschalen auch unterhalb des heutigen ML. Muss man in Zeiten von ML nun auch mindestens 8,50 Brutto für die Zeit des Urlaub zahlen oder kann man davon abweichen?

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