LRKN hat geschrieben:Ich glaube wir sollten dieses Thema bzw. Vorschlag dieser Kommission nicht alzu hoch hängen. Der grundsätzliche Vorschlag einer Deregulierung eines sehr regulierten Marktes liegt wohl in der Natur einer solchen Kommission. Und einige Dinge könnten sehr wohl auch überlegt und diskutiert werden. Wie z.B. der Fall mit dem Berliner Flughafen und des (eventuellen) Verbotes für Berliner Taxen dort Fahrgäste aufzunehmen. Auch über die Rückkehrpflicht von Mietwagen zu den Betriebssitzen ließe sich in meinen Augen diskutieren.
Diskutieren kann man über alles. Wenn aber Mietwagen wie Taxen arbeiten dürfen, macht es doch keinen Sinn, dass Taxen weiterhin strenge Pflichten erfüllen. Warum sollte ich zukünftig ohne großen Vorteil solch lästige Dinge wie Tarifpflicht, Betriebspflicht und Beförderungspflicht erfüllen? Warum einen teuren geeichten Taxameter mit entsprechenden Aufzeichnungspflichten einbauen, wenn man den Betrag auch auf der Basis einer schlichten Entfernungs-App kassieren oder gleich schätzen kann? Was bringt mir und meinen Fahrgästen die teure Ausstattung nach BoKraft mit Alarm und Ral 1015?
Sobald die Rückkehrpflicht für Mietwagen abgeschafft wird, bricht das bisherige System zusammen. Mietwagen können dann – im Gegensatz zu Taxen – überall bereitstehen, um blitzschnell beim App-Besteller zu sein. Es wäre dann wirtschaftlicher Unsinn, eine Taxe zu betreiben.
LRKN hat geschrieben:
Alle anderen Punkte können wir getrost in die Tonne kloppen. Dazu zähle ich z.B. das Aufheben der Tarifpflicht und der Beförderungspflicht. Beides wäre in der realen Welt nicht umsetzbar weil dann z.B. die Fälle wo Auswärtige in Berlin für eine Tour von Tegel in die Innenstadt exorbitant hohe Preise zahlen würden plötzlich völlig Legal wäre. Auf gut Deutsch: ein Auswärtiger würde für die gleiche Strecke das 3-fach gegenüber einem Ortskundigen zahlen. Und das völlig legal. Oder das an Sylvester plötzlich alle Touren mindestens 50€ Kosten... Wird nicht kommen. Das kann ich garantieren.
Ob aber die Ungleichbehandlung einer gerichtlichen Prüfung standhalten würde, bleibt abzuwarten.
LRKN hat geschrieben:
Aber man muß sich auch eingestehen, dass die Welt sich ändert und die Kunden eventuell doch größere Lust haben mit einem anderen Dienstleister als einem Taxi zu fahren. Und das ist deren gutes Recht und sollte nicht pauschal abgelehnt werden. Und Angebote wie UberBlack, myDriver oder andere Angebote sollten nicht pauschal vom Taxigewerbe abgelehnt werden auch wenn sie eine bedrohung für den einzelnen Unternehmer sein können.
Es bleibt ein unfairer Wettbewerb, wenn ein Marktteilnehmer gesetzlich stark reglementiert wird, während die Anderen weitgehende Freiheit genießen.
LRKN hat geschrieben:Das Taxigewerbe leidet meiner Meinung nach an den großen qualitativen Unterschieden der einzelnen Teilnehmer und das ist es was die Kunden am ehesten an diesem Gewerbe stört. Vor allem da sie für jede Dienstleistung den gleichen Preis zahlen müssen egal wie gut die Dienstleistung erbracht wird.
Es ist doch eher ein Vorteil, wenn der Wettbewerb nicht über den Preis stattfindet. Der Kunde findet einen geregelten Markt vor und kann auf dieser sicheren Basis den sympathischsten Anbieter wählen. Meine Kunden sind in der Regel mit der Dienstleistung zufrieden und denken nicht daran, woanders zu bestellen. Miese Dienstleister müssen nicht billiger, sondern besser werden, oder vom Markt verschwinden.
LRKN hat geschrieben:
Und da es leider nicht unerheblich viele schwarzen Schafe gibt die sich an diese Regeln nicht halten (wollen) wird es kein einheitliches Bild eines Taxigewerbes geben und bei den Kunden als nicht positiv besetztes Bild wahrgenommen. Der Hansa hat auch deswegen den Erfolg weil diese Punkte mit mehr Konsequenz umgesetzt wurde und die Kunden bei Bestellung davon ausgehen können mit geringerer Wahrscheinlichkeit ein negatives Dienstleistungserlebniss zu haben.
Also nehmen die Kunden ihre Wahlmöglichkeit in einem geregelten Markt wahr. Was kann dann ein Mietwagenanbieter besser machen, bei fairen Wettbewerbsbedingungen?
LRKN hat geschrieben:
Also wie könnte man den Taximarkt "deregulieren". Ich könnte mir sehr wohl vorstellen, dass es z.B. neben der Taxispur an Flughäfen auch einen Standort für Limousienen gibt wo Kunden, die lieber mit einer Limousine fahren wollen diese Dienstleistung direkt dort in Anspruch nehmen können. Es könnten auch bestimmte Taxiposten für Limousinen zum bereitstellen freigegeben werden.
Weil sie die vielfältigen Pflichten der Taxenunternehmen nicht haben, können sie auch billiger sein. Ist das gerecht?
LRKN hat geschrieben:Man sollte auch nie vergessen, dass auch in einer Limousine ein Mensch sitzt der damit sein Geld verdient. Also kein deut schlechter als ein Taxifahrer ist. Und mir als Angestellter ist es im Grunde egal ob ich in einer schwarzen Limousine oder in einem Taxi sitze. Mich interessiert nur ob mein Gehalt gezahlt wird. Und auch den Unternehmern kann man zurufen: Ihr könnt euch ebenfalls Limousinen zulegen, sollten sie vom Markt gut angenommen werden. Nehmt ein Taxi vom Markt, nehmt eure besten Fahrer und steckt sie in Anzug und Krawatte und setzt sie in die Limo. Solang die auch ihr Geld reinholt ist doch alles gut...
Natürlich sitzt auch im Mietwagen ein Mensch der respektiert werden sollte. Derzeit arbeitet er mit unfairen Mitteln gegen mich, wenn er sein Geschäft taxiähnlich betreibt, denn ich halte die Gesetze ein. Wenn die Gesetze geändert würden, könnte auch ich mit der gleichen Kiste wie jetzt, möglicherweise in einer anderen Farbe, mit oder ohne Anzug als Mietwagenunternehmer arbeiten. Vermutlich sogar bei der gleichen Zentrale wie bisher. Denn die klassischen Zentralen werden dann vermutlich ebenfalls Mietwagen vermitteln. Natürlich werden dann die internationalen Konzerne mit ihrem üppigen Kapital starken Druck auf die lokalen Betriebe ausüben. In Zürich versucht Uber derzeit wohl gerade, durch Angebote unter dem Selbstkostenpreis das lokale Gewerbe zu zerstören. Was eine Deregulierung nicht erreichen wird, ist irgend eine Art von Geschäftszuwachs oder eine automatische Steigerung der Dienstleistungsqualität. Deshalb sehe ich weder Vorteile für Kunden, noch für Fahrer.
"Ich könnte dir deine Überlebenschancen ausrechnen, aber du wärst nicht begeistert."