FISKALTAXAMETER

Rechtliche und technische Entwicklung.
MikeVeltel
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FISKALTAXAMETER

Beitrag von MikeVeltel » 17.08.2004, 00:43

Der Fiskaltaxameter schwebt hier gedanklich immer mal wieder und in letzter Zeit immer öfter durchs Forum. Diesen hat die Legislative in den neuen EU-Staaten (Beitritt 01.05.2004) längst durchgedrückt. Man hat dort aber sehr schlechte Erfahrungen damit gemacht: Die Geräte bestimmter Hersteller sind manipulierbar, was eine gewisse Sorte von Taxiunternehmern in kürzester Zeit herausgefunden und entsprechend ausgenutzt hat. Die nicht oder nur sehr schwer manipulierbaren Geräte anderer Hersteller werden einfach nicht gekauft, was sich natürlich verheerend auf deren wirtschaftliches Ergebnis niederschlägt. Man sucht in den neuen EU-Ländern mittlerweile nach anderen, gangbaren Wegen.

In Deutschland wird der gesetzlich vorgeschriebene Fiskaltaxameter vorerst nicht kommen, und zwar weil man hier natürlich die schlechten Erfahrungen in den neuen EU-Ländern sehr aufmerksam registriert hat; aber entscheidend auch aus dem Grunde, weil die Mehrheitsverhältnisse im Bund dafür nicht ausreichen. Hier blockiert vor allem der Freistaat Bayern.

Allerdings: Mehrheitsverhältnisse können sich ändern. Alle beteiligten Ebenen wissen inzwischen hinreichend über die Usancen bescheid, wie sie sich seit Jahrzehnten in unserem Gewerbe eingeschlichen haben. Dieses schleichende Gift fängt langsam an zu wirken, und der Leidensdruck im Taxigewerbe wird immer größer. Um in diesem Bild zu bleiben, bietet es sich an, das Taxigewerbe in seinem heutigen Zustand als vergiftet zu bezeichnen. Wird der Heilungsprozess immer weiter hinausgezögert, führt dies über kurz oder lang zum sicheren Tod.

Hieraus ergibt sich also eine immer stärker werdende Handlungsnotwendigkeit; und zwar nicht nur für den Staat, sondern auch für das Gewerbe. Die Politik einerseits scheut ein kompliziertes Gesetzgebungsverfahren, dessen Ausgang zumindest bei den derzeitigen Mehrheitsverhältnissen absolut ungewiss ist. Anderseits eröffnet sich allmählich ein ganz anderer, gangbarer Ausweg aus dem Dilemma: Das renommierte Marketing-Forschungsinstitut LINNE+KRAUSE arbeitet zur Zeit an einem Konzept, welches im einzelnen zu erläutern den Rahmen eines solchen Forumsbeitrages bei weitem sprengen würde.

Es geht dabei im wesentlichen darum, auf rein freiwilliger Basis dem Fiskus qualifizierte und repräsentative Umsatzdaten von legal arbeitenden Taxiunternehmern vorzulegen (weißes Geschäft), an denen sich die wenigen wirklich kriminellen Unternehmer mit ihrem Schwarzgeschäft messen lassen und vor dem Fiskus rechtfertigen müssen. Die Unternehmer also, die aus reiner Profitgier massiv gegen sämtliche Spielregeln verstoßen, werden sodann die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. (Schwarzarbeit gilt seit 01.08.2004 als Straftat). Durch solche gezielten Repressalien werden schon sehr bald Konzessionen vom Markt genommen und somit das weiße Geschäft spürbar gestärkt werden.

Das noch in Arbeit befindliche Konzept von LINNE+KRAUSE strebt gezielt an, eine solche Vereinbarung mit dem Staat, zunächst auf regionaler Ebene, "rechtsverbindlich aber ohne Rechtspflicht" zu schließen. Von einer solchen Vereinbarung würden mittel- bis langfristig alle Seiten profitieren: Die eindeutig kriminellen Elemente in unserem Gewerbe, die sich übrigens in der Häufigkeit ihres Auftretens regional stark unterscheiden, würden schon sehr bald herausgedrängt werden. Der Fiskus würde sich vom Gewerbe nicht mehr auf der Nase herumtanzen lassen müssen. Und die große Mehrheit der Taxiunternehmer, die sehr gerne wieder "weiß" arbeiten würde - es aber derzeit einfach nicht kann - würde somit zwangsläufig massiv gestärkt werden, weil für sie natürlich wieder sehr viel mehr Geschäft übrig bliebe.

Das ist, im Groben erklärt, das Konzept "weicher Fiskaltaxameter", welches sich nicht über Nacht umsetzen und ganz sicher auch nicht mit der heißen Nadel nähen lässt, sondern sehr gut durchdacht werden will. Würde unser Gewerbe (mithilfe von LINNE+KRAUSE) dem Staat eine solche frei- und gutwillige Lösung nicht anbieten, so käme vom Staat ganz sicher über kurz oder lang die Hammerlösung eines "Fiskaltaxameters hart". Das wäre vor dem Hintergrund der bekannten Razzienergebnisse unausweichlich. Der Staat wird das Taxigewerbe ohnehin nicht mehr lange unbehelligt lassen. Er rüstet zur Zeit - im Hintergrund und von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen - massiv auf. Der Zug fährt eindeutig in Richtung "Repressalien für alle". Wer das nicht will, der wird sich sehr wohl überlegen müssen, ob er das Konzept einer freiwilligen, qualifizierten Vereinbarung mit dem Staat nicht doch unterstützen möchte.

Mir ist bewusst, dass auf diesem Feld auf absehbare Zeit noch sehr viel Überzeugungsarbeit erforderlich ist. Anderseits ist mir bekannt, dass involvierte Taxiverbände und -genossenschaften sich mittlerweile interessiert bis wohlwollend zu diesem Konzept geäußert haben, obgleich sie das bisher noch nicht groß in die Öffentlichkeit getragen haben. Dennoch findet gerade in den Städten, in denen der Ermittlungsdruck rasant wächst, ein Bewusstseinswandel in Richtung "weiche Lösung" statt. Die menschliche Erfahrung lehrt, dass es immer besser ist, mit seinem "Gegner" zu reden und eine gütliche Einigung anzustreben, als sich mit ihm zu bekriegen. Und dieser Krieg wird kommen! - Zumindest dann, wenn wir es leichtfertig unterlassen, mithilfe der konstruktiven Kräfte unseres Gewerbes dem Staat eine gütliche Einigung anzubieten, mit der dann letztendlich alle Seiten "leben" können.

Freundliche Grüße

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jr
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Beitrag von jr » 17.08.2004, 02:09

das Konzept einer freiwilligen, qualifizierten Vereinbarung mit dem Staat
Hört sich nach Geschäft an - schöne Formulierung! Ob das aber zukunftsträchtig ist? Das Wehgeschrei beim bad word ist doch recht laut und weit verbreitet. Da steht noch ein langer, harter Weg an, bis es soweit ist. Aber Du hast recht: Er muß gegangen werden. Es bleibt wohl keine Wahl.

Gast

Fiskaltaxameter

Beitrag von Gast » 17.08.2004, 04:35

:roll:
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Potjemkin
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Beitrag von Potjemkin » 17.08.2004, 05:37

:evil: oh, bloß nicht dieses Ding in unseren Autos :twisted:
:arrow: dann kann keiner mehr ordentlich arbeiten :!:
:shock: und wir müssen lange und viel arbeiten für unser Geld :cry:

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Beitrag von Minotaurus » 17.08.2004, 13:37

Hallo liebe Kollegen,

ich finde diese halben Lösungen nicht so wirklich toll.
Die sollten die Fiskaltaxermter einführen so das kein Taxiunternehmen oder Fahrer auch nur auf die Idee kommt zu sch***.
Man sollte hier bundesweit einheitliche nichtmanipulierbare Taxermeter benutzen so das keiner besser oder schlechter gestellt ist als ein anderer.


MFG

Jörn

Beitrag von Jörn » 17.08.2004, 21:10

Das muß man eben mit gesetzlicher Gewalt durchdrücken! 'Freiwillig' ist ja wohl ein Scherz?
Vernünftige Dinge (wie z.B. Gurt) lassen sich leider NUR mit Power und über Geldstrafen durchsetzen, da 'Freiwilligkeit' immer das Ausnutzen auf krimineller Basis meint!

Jörn

Beitrag von Jörn » 18.08.2004, 21:55

Natürlich MUSS das FT absolut nicht manipulierbar sein! Und alle paar Wochen, spätestens aber beim Eichen, wird der Inhalt online direkt ans Finanzamt gesandt, inclusive der Steuernummern der jeweiligen Fahrer mit ihren Schichtzeiten usw. usw.

Ihr glaubt gar nicht, wie schnell sich unser Gewerbe regenerieren wird. Und zwar zugunsten der Kleinunternehmer!
Und das sollte doch unser Ziel sein, oder?

MikeVeltel
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Beitrag von MikeVeltel » 19.08.2004, 08:10

Hallo Potjemkin, hallo Minotaurus, Hallo Jörn,

das von mir oben skizzierte Konzept basiert nicht in erster Linie auf dem Prinzip der Rache oder der Bestrafung. Vielmehr ist es vorrangiges Ziel, mittelfristig so nach und nach einen Prozess der Umkehr für das Taxigewerbe einzuleiten, um - durch Einziehen von Konzessionen - aus dem "grau bis schwarz" verseuchten Geschäft allmählich wieder "weißes" werden zu lassen. Die ganz überwiegende Mehrheit der Taxiunternehmer würde sehr gerne wieder weiß arbeiten, hat aber, weil sie mit den "tiefschwarzen", ja geradezu kriminellen Elementen in einem (Konkurrenz-)Boot sitzt, derzeit kaum Chancen dazu. Genau hier liegt doch das Kernproblem.

Die wenigen, echten Hardcore-Kriminiellen in unserem Gewerbe sollen mithilfe gezielter staatlicher Repressalien vom Rand her weggebrochen werden. Genauso, wie das derzeit schon in Hamburg geschieht: 146 Konzessionen wurden hier bereits eingezogen, und es werden weitere folgen, was den Markt weiter entlasten wird.

Die Entscheidungsträger bei den Finanzbehörden wissen sehr wohl um die bisherige Entwicklung und die heutigen Nöte in unserem Gewerbe. Es sollen mithilfe des von LINNE+KRAUSE erarbeiteten Konzepts auf politischer Ebene die Zusammenhänge dargestellt und ein gangbarer Ausweg aus unserem Dilemma beschritten werden.

LINNE+KRAUSE hat beste (auch internationale) Kontakte in die Politik und in die Verwaltung, sowohl auf Bundes- als auch auf Landes- und Kommunaler Ebene. Dieses Marketing-Forschungsinstitut scheint mir geradezu prädestiniert zu sein, eine seriöse Vermittlerrolle zwischen dem Staat und unserem Gewerbe wahrzunehmen. Hier eröffnet sich für uns eine ungeheure Chance! Das Taxigewerbe sollte alles daran setzen, diese außergewöhnliche Chance zu nutzen, damit diese allmähliche Umkehr "von schwarz nach weiß" eingeleitet werden kann. Danach ginge es uns allen wieder besser, was nicht zuletzt auch den Bürgern - unserer Kundschaft - zugute käme.

Freundliche Grüße

Gast

Beitrag von Gast » 21.08.2004, 04:47

:roll:
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Gast

Beitrag von Gast » 21.08.2004, 05:33

:idea:
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Willi
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Dieser Beitrag könnte Satire enthalten...

Beitrag von Willi » 21.08.2004, 09:26

:arrow: Lieber Kollege Mike Veltel,

ohne in irgendeiner Weise hier Zahlen zu nennen, dürfte Dir doch sicherlich klar sein, daß auch Deine eigenen Gehaltsvorstellungen unter Einsatz eines Fiskaltaxameters realitätsfremd bzw. zu überdenken sind.

Selbstverständlich soll sich jeder so teuer verkaufen wie es eben geht - nur passen Deine eigenen Gehaltswünsche, die Du den Unternehmern Robert R. und Dirk M. gegenüber geäußert hast, nicht so recht in das "Stimmungsbild" welches Du hier vertrittst.

Ich für meinen Teil habe eine Möglichkeit mit meinem Chef erarbeitet, welche eine Art Staffelmodell darstellt - so würde ich es, wenn ich Unternehmer wäre, auch mit meinen Fahrern machen.

Aber egal - eigentlich hätten wir zwei gut auf einem Auto zusammengepasst - zumindest was die Arbeitszeit angeht. :-)
(Umsatztechnisch sowieso...)

Wenn der neue Touran (natürlich Service-Taxi) da ist, komms´te halt noch mal vorbei... :P

freundlichst, Willi :arrow:
Zuletzt geändert von Willi am 22.08.2004, 19:18, insgesamt 1-mal geändert.
Wer später bremst ist länger schnell!!

MikeVeltel
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Beitrag von MikeVeltel » 22.08.2004, 02:08

Hallo lieber Kollege Willi,

stelle dir einen Kreis vor, der innen grau ist. Im Zentrum dieses Kreises aber siehst du einen weißen Fleck; außen am Rand eine schwarze Kruste. Diese schwarze Kruste an der Peripherie soll gezielt weggebrochen werden. Danach ist, da die Farbschattierungen dynamisch sind, der Kreis etwas weniger grau als vorher, und Weiß kann ein wenig nachrücken. Das Wegbrechen des anthrazitfarbenen Randes wird wiederholt, damit das Grau sich immer mehr lichtet, und Weiß sich mehr und mehr durchsetzen kann.

Das ist, natürlich in stark vereinfachter Form, der durch das Konzept von LINNE+KRAUSE angestrebte Effekt, den ich den Prozess der allmählichen Umkehr genannt habe. So etwas geht natürlich nicht von heute auf morgen.

Es nutzt ja nichts, wenn das Taxigewerbe den Kopf vor den Problemen in den Sand zu stecken versucht. Denn diese Probleme werden unser Gewerbe - aus den bereits geschilderten Zusammenhängen heraus - ohnehin bald einholen. Der Wildwuchs im Taxigewerbe ist für den Staat so nicht mehr hinnehmbar. Wir müssen uns also bewegen! Wir haben gar keine Wahl.

Ich setze auf die vernünftigen Geister in unserem Gewerbe. Die größte Chance bietet sich uns, wenn wir den Entscheidungsträgern des Staates, hier insbesondere der Finanzverwaltung, ein konstruktives Konzept zur Problemlösung anbieten, mit dem dann alle Seiten leben können. Reichen wir also dem Staat, der ja letztendlich wir alle sind, die Hand. Somit kann unser Gewerbe, das doch ganz überwiegend aus unbescholtenen Bürgern besteht, bald wieder gesunden. So wie bisher geht das jedenfalls nicht weiter.

Lieber Willi, vielleicht sagt dir meine kleine "Modellstudie" mit dem Kreis zu. Ich habe noch kein Denkmodell gefunden, mit dem man diese komplizierte Materie einfacher und überschaubarer vermitteln kann. Vielleicht fällt dir ja eins ein. Weißt du, wer sich darüber freuen würde...?

Mike :)

Gast

Beitrag von Gast » 22.08.2004, 05:23

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Beitrag von TAXI Wölfi » 22.08.2004, 23:50

oh man oh man, wo sind wir denn jetzt gelandet? Früher hätte man gesagt gleich kommen die Männer mit den weißen Jacken, die hätten Dich dann in Deinem Kreis besucht. :cry:

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Beitrag von TAXI Wölfi » 22.08.2004, 23:55

oh man oh man, wo sind wir denn hier gelandet. Früher hätte man gesagt, gleich kommen die Männer in den weißen Kitteln, die hätten Dich dann aus Deinem Kreis rausgeholt.

Gast

Beitrag von Gast » 23.08.2004, 05:36

:roll:
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KehrenTAXI
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Beitrag von KehrenTAXI » 23.08.2004, 11:26

Nach nochmaliger Rücksprache mit Herrn Krause hätte ich gern so ein "Fiskaltaxameter light". Das erleichtert nicht nur die Arbeit.
freundlichst ;-)

Stefan Kehren


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Martin Berndt

Beitrag von Martin Berndt » 23.08.2004, 19:15

Geschichtsuntericht für Düsseldorfer

Lieber Mike, das "Konzept" von L&K entwickelte sich langsam unter den speziellen Bedingungen des Hamburger Taxen-Biotops. Tatsache ist, dass die Debatte vom HTV und Leuten, die heute nicht mehr an ihre Mitgliedschaft erinnert werden möchten, angestoßen und vorangetrieben wurde.
Da unsere Aufsichtsbehörde prinzipiell gegen eine Regulierung eingestellt war und ist, hält man auch nicht viel von einem Gutachten nach § 13 Abs. 4 PBefG. Um unsere entsprechende Forderung abzublocken, instrumentalisierte die Behörde die Diskussion über die Steuerehrlichkeit. Man unterstellte uns schlicht, dass wir alle Betrüger wären und freiwillige Abgaben daher keinen Wert hätten.
Also boten wir an, die Hosen runterzulassen, wenn die Behörde ihrerseits bereit wäre, ihre eigenen Versäumnisse ( § 13.4 !!! ) aufzuarbeiten.
In diesem Kontext gaben wir L&K Anregungen zur Überarbeitung ihrer Gutachten. "Wir" waren zu dem Zeitpunkt neben dem HTV und dem MUV auch schon einige einsichtige Leute in den anderen Verbänden. So meldeten im Herbst letzten Jahres Hamburgs organisierten Unternehmer fast 300 Taxen für das Gutachten, bei denen alle Taxameterdaten direkt vom Gutachter ausgelesen werden sollen.
Dafür braucht man aber keine "Fiskaltaxameter". Man kann sie auch gar nicht gebrauchen, weil es keine Geräte gibt, die der Anforderung nicht manipulierbar zu sein, genügen. Solche Geräte wird es auf absehbare Zeit auch nicht geben. Dazu müßten die geplanten digitale Fahrtenschreiber für LKWs mit anderer Software versehen und aufwendig abgeschirmt werden, wie uns die Fachleute von Kienzle und Hale erläutert haben.
Die vorhandene Technik ( elektronisch auslesbare Taxameter, Sitzkontakte, Drucker ) reicht aber für das Gutachten vollkommen, da eine halbwegs intelligente Manipulation der Daten erst nach dem Auslesen am PC erfolgen kann. Deshalb sollen sie direkt vom Gutachter ausgelesen werden, bevor die Unternehmer auf die Daten zugreifen können.
Der Begriff "Fiskaltaxameter" ist irreführend und wurde nur deshalb so betont, weil ein Beamter, der seit ein paar Tagen nicht mehr für uns zuständig ist (!), damit wen auch immer blenden wollte.
Das ursprüngliche Konzept, das normale Gutachten, wie es bei Euch in Düsseldorf gemacht wurde, um eine absolut saubere Kontrollgruppe zu erweitern und damit auch saubere Zahlen als Richtwerte für Prüfungen und Schätzungen zu erhalten, wurde zuerst in unserer Verbandszeitung publiziert.
Die ganze Fiskaltaxameter-Debatte ist übrigens eine Geisterdebatte. Jede moderne Taxe, die an ein Datenfunk-System angeschlossen ist, ist de fakto hundertprozentig gläsern. Die Daten von Fahrzeug, Taxameter und Zentralenrechner ergeben ein lückenloses Bild. Dies sei hier noch einmal betont, weil manche dies immer noch nicht begriffen haben. Spätestens in ein paar Jahren, wenn der letzte 124er von der Straße verschwunden ist, sind alle so durchsichtig.
Daher ist es so wichtig, dass jetzt eine solide Gewerbepolitik gemacht wird. Die Zeiten, wo man die Folgen schlechter Gewerbepolitik mittels kreativer Buchführung kompensieren konnte, gehen unwideruflich zu Ende. Daher können wir uns keine schlappe Tarif- oder Steuerpolitk mehr leisten. Vielmehr müssen wir unsere berechtigten Forderung mit dem nötigen Nachdruck vortragen.
Wer meint, es würde reichen, alle schwarzen Schafe zu beseitigen, der irrt. Selbst dann gibt es keine Garantie dafür, dass die Politik uns vernünftige Rahmenbedingungen setzt. Es ist ein Trugschluss, zu glauben, Ehrlichkeit würde automatisch belohnt. Von allein wird nichts gut. So schwachsinnig wie die Politik ist, wird der ehrliche Kleinunternehmer dann eben nicht mehr vom Schwarzarbeiter in seiner Existenz bedroht, sondern von der ganz legalen und politisch gewollten hochsubventionierten Billiglohnkraft.
Sauberkeit im Gewerbe stärkt nur unsere moralische Position. Diese in klingende Münze umzusetzen wird die Aufgabe einer guten Gewerbepolitik sein. Hier stehen wir noch ganz am Anfang. Spürbare Erfolge brauchen noch viel Zeit.
Zu einer guten Gewerbepolitik gehört m.E. auch, dass sich die Fahrer in der Gewerkschaft organisieren, um ihre Rechte durchzusetzen. Dies wäre schlauer, als sich hier den Kopf der Unternehmer zu zerbrechen.

MikeVeltel
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Beitrag von MikeVeltel » 23.08.2004, 23:26

Hallo lieber Martin,

ich danke dir für deinen angenehm sachlichen Beitrag. Die Hamburger "Historie" ist mir im Wesentlichen bekannt, wenngleich ich auch nicht über deinen Reichtum an Detailkenntnissen verfüge. Du, lieber Martin, bist halt näher dran.

Der Leidensdruck der Hamburger Kollegen ist, wenn man sich deren Geschichte betrachtet, schon sehr viel weiter fortgeschritten, als jener in Düsseldorf. Deshalb hat man bei euch auch schon sehr viel mehr Einsicht in die Notwendigkeit, dass das Gewerbe konstruktiv mit den Behörden zusammenarbeiten muss. Für das von dir angesprochene Modell (nenn es "Fiskaltaxameter light", oder wie auch immer) hat man bei euch 75 freiwillige Unternehmer gesucht, die ihre täglichen Taxameter-Daten von LINNE+KRAUSE auslesen lassen. Aufgrund der bei euch bereits vorhandenen, deutlich höheren Einsichtsfähigkeit haben sich aber hierfür rund 300 Hamburger Unternehmer gemeldet. Das sind ca. 300 ! Prozent mehr als erforderlich, was ich als sehr ermutigendes Zeichen werte.

Die Diskussion um eine fiskalische - und damit letztendlich auch umsatzmäßige - Gesundung des Taxigewerbes fängt gerade erst an. Sie wird in Düsseldorf, wenn überhaupt, noch auf einem sehr "einfachen" geistigen Niveau geführt. Ich bin aber sicher, dass das Problembewusstsein der Kollegen auch hier wachsen, und es innerhalb überschaubarer Zeit eine deutlich qualifiziertere Diskussion geben wird.

Auch aus den Berufsverbänden kommen mittlerweile recht positive Signale für das Konzept von LINNE+KRAUSE, wenngleich auch zunächst noch ein wenig hinter vorgehaltener Hand. Man wird sich also auch dort immer mehr der Gesamtproblematik bewusst. Darüber hinaus kommt Zustimmung oder zumindest Aufgeschlossenheit auch von anderen Stellen, worauf ich aber hier in der Öffentlichkeit nicht näher eingehen möchte. Die Köpfe fangen an zu denken, und das ist gut so...!

Erst wenn man ein Problem in seiner vollen Komplexität erkannt hat, ist man bereit, Änderungen vorzunehmen, mit denen der Weg zu seiner Lösung beschritten werden kann. Es wird, da gebe ich dir recht, Martin, ein langer Weg werden. Aber ihn zu gehen, ist notwendig, damit sich unsere "Not wendet" ...

Freundliche Grüße nach Hamburg
Mike

Gast

Beitrag von Gast » 24.08.2004, 02:17

:roll:
Zuletzt geändert von Gast am 30.08.2004, 06:20, insgesamt 1-mal geändert.

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