Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abziehen

Personenbeförderungsrecht, Taxitarife.
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Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abziehen

Beitrag von Nochtaxifahrer » 22.02.2014, 20:37

Bin festangestellter Taxifahrer (auf Provisionsbasis: 40% vom Umsatz, 30% auf Krankenfahrten)
Jetzt will mir mein Chef von allen Fahrten über 50km 19% MwSt vom Umsatz abziehen! Ist das rechtens?

Wattwurm
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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Wattwurm » 23.02.2014, 11:41

Was ich Dir jetzt schreibe, das druckst Du Dir bitte aus und legst das Deinem Chef morgen früh wortlos und ohne Getöse und Radau auf seinen Schreibtisch und nun erstmal ein Herzliches Willkommen im bundesweiten Taxiforum, dem Herzschrittmacher und Jungbrunnen der Taxi-und Mietwagenbranche... :D

Also gemäß § 3 des Fahrpersonalgesetzes, sind Akkordlöhne im Taxi-und Mietwagengewerbe verboten. Und Provisionslöhne sind Akkordlöhne. Erlaubt ist es einen festen existenzsichernden Grundlohn zu zahlen und eine Provisionsvergütung bei Erreichen fester Umsatzgrößen als Leckerli und Ansporn oben darauf zu satteln! Noch besser wäre es einen festen Stundenlohn zu vereinbaren!

In Hamburg kontrolliert die Verkehrsbehörde die Einhaltung des Fahrpersonalgesetz akribisch in dem man sich die Arbeitsverträge und Lohnabrechnungen vorzeigen läßt! Ich hoffe Du hast einen Arbeitsvertrag und bekommst auch regelmäßig Deine Gehaltsabrechnungen! Noch nicht einmal DAS ist im Taxigewerbe eine Selbstverständlichkeit! Und bevor ich es vergesse: Du hast Anspruch auf bezahlten Urlaub! Und zwar auch ohne einen "gelben Zettel" von Dr. Sonnenschein! Laß Dich nicht mit dem bei Mehrwagenunternehmern äußerst beliebten Spruch: "Urlaub gibt es nur gegen Vorlage einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung" abservieren!
Zuletzt geändert von Wattwurm am 23.02.2014, 11:46, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von IK » 23.02.2014, 14:48

@ Watti

Erstens:
Mir Verlaub, was du sagst, ist nicht richtig. Die Behörden in HH haben sich schon lange von dem FahrPG verabschiedet. Seit fast zwei Jahren läuft ein Rechtsstreit darüber, ob die behördlichen Maßnahmen von damals vom Gesetz gedeckt sind oder nicht. Die Behörden außerhalb von HH teilen die damalige Auffassung der Hamburger Behörde nicht.

Zweitens:
Wenn du schon den Paragrafen 3 anführst, solltest du uns bitte auch die genaue Stelle zeigen, wo das im Gesetz stehet, dass ein Provisionslohn in der Kombi mit einem Existenz sicherndem Grundlohn erlaubt ist. Wenn Provisionslohn verboten sein sollte, dann ist er ganz und nicht wie du das darstellst, überwiegend verboten.

Drittens:
Du gehst irrtümlicherweise davon aus, dass angestellte Taxifahrer keine LFZ bekommen. Das ist vielleicht bei dir in deinem Betrieb so, aber nicht in meinem oder in einem anderen Betrieb, welche ich kenne.

@ Nochtaxifahrer

Wenn ich das richtig verstehe, möchte dein Chef dir deinen Lohn kürzen. Dieses ist nur mit deiner Zustimmung möglich. Bei solchen Situationen lohnt es sich zuerst mit eigenem Arbeitgeber zu reden. Wenn du als Arbeitskraft zu teuer bist, warum auch immer, wird dein Chef wenig Spielraum haben. Stimmst du der Lohnkürzung nicht zu, droht dir die Kündigung. An deiner Stelle würde ich ein offenes Gespräch unter vier Augen mit deinem Arbeitgeber suchen. Meistens findet man eine tragbare Lösung.

P.S.
Wenn bei euch 19% Fahrten stark vertreten sind, dann ist ein Provisionslohn von 40% vom Brutto nicht bezahlbar.

MkG IK

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Filou » 23.02.2014, 15:14

@IK
Du kennst seinen Umsatz und Schnitt und andere Kennzahlen des Betriebes?

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von IK » 23.02.2014, 16:19

@ Filou

Ein klares Nein. Woher soll ich das kennen? Allerdings habe ich Erfahrung damit, was in einem Taxibetrieb bezahlbar ist und was nicht. Daraus folg, dass bei einem Geschäft mit vielen 19%- Fahrten die 40% Provision einfach zu viel ist.

Aber die theoretischen Überlegungen hin oder her: Wenn man ein Problem mit seinem AG hat, muss man offen miteinander reden. Das ist für mich der erste Schritt und diesen sollte der Kollege machen. Kraftgesten a la Watti sind aus meiner Sicht nicht weiterführend. Redet man miteinander offen, kann sich der Rest von alleine ergeben.

Außerdem habe ich gesagt, dass sein AG nicht einseitig seinen Lohn kürzen kann :wink:

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Filou » 23.02.2014, 16:36

Jepp, der einzig mögliche Hinweis.
Ich hasse diese spärlichen Neulingsanfragen. grrrrrr...
Hat überhaupt keinen Wert solch eine Frage zu stellen.
Aber Watti wird schon wissen, warum er so antwortet. ;-)

Für alle anderen Arbeitnehmer, die ihre eigenen Rechte nicht kennen: geht zu Verdi oder holt euch eine Rechtsschutz. Es gibt auch Portale, die darauf spezialisiert sind im Netz. Arbeitnehmerrechte sind für alle gleich, die kann man auch mit Menschen von ausserhalb unserer Branche besprechen. Wenn man seine Rechte kennt, lässt sich entspannter mit dem Chef reden.
Zuletzt geändert von Filou am 23.02.2014, 16:38, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Guter_Kollege » 23.02.2014, 17:12

Mit Verlaub, die Verkehrsbehörde Hamburg, bzw. das Amt für Arbeitsschutz AfA als
Überwachungsbehörde des ArbZG, FPerG u.a. hat sich vom FPerG, hier spez. der § 3, "verabschiedet" ?
Wer jetzt dort anruft und nachfragt bekommt also die Auskunft "Nein, gilt nicht für Taxifahrer"?
Und warum sollte dann weiterer Rechtsstreit darüber schwelen (der noch gar nicht ausgetragen wurde bislang)?
Wäre schön, wenn man mal einen Beleg für diese Behauptung zu sehen bekäme.

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von IK » 23.02.2014, 18:50

@ Guter Kollege

Vielleicht hilft das: Wie viele Unternehmer kennst du, welche im letzten Jahr bei der Konzessionsverlängerung danach gefragt wurden, ob sie Provision bezahlen? Und wie vielen von denen, die "ja" gesagt haben, wurde Konzession entzogen oder wurde eine Umstellung der Entlohnung angeordnet?

Wie viele Taxiunternehmer in Hamburg wurden im Jahr 2013 in diesem Sinne von der Arbeitsschutzbehörde geprüft?

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Wattwurm » 23.02.2014, 18:51

Lieber nochtaxifahrer, IK ist ein Mehrwagenunternehmer aus Hamburg. Wenn Du IK die Worte "Mindestlohn" und "Stundenlohn" zurufst bekommt er jedesmal einen Anfall. Das kennen wir hier schon zur Genüge! Laß Dich davon nicht verunsichern! Lese Dir hier das mal durch .... :arrow: http://www.taxiforum.de/forum/viewtopic.php?t=7158 .....und dann weißt Du was ich damit meine!

IK vertritt hier ausschließlich nur seine eigenen Interessen! Das ist völlig legitim aber nicht immer wünschenswert. Man muß die Dinge auch mal durch die Brille des anderen betrachten! Du kannst Dich auf mich verlassen, das ich Dir keinen Mist erzähle! Provisionslöhne sind Akkordlöhne und somit verboten! Und die von IK erwähnten Klagen sind am 1.1.15 sowieso obsolet, weil dann der Mindestlohn per Gesetz in Kraft tritt. Dann herrscht absolute Klarheit und es werden Fakten geschaffen. Und deswegen wird es zum Provisionslohn in diesem Jahr auch kein Urteil mehr geben! Vielmehr werden die Verfahren nach dem 1.1.15 eingestellt werden!

http://www.taxi-heute.de/Taxi-News/News ... tzeswidrig
http://www.taxi-heute.de/Taxi-News/News ... gekrempelt
http://www.taxifahrer-hannover.de/index ... -provlohns
http://rechtsanwaltarbeitsrechtberlin.w ... provision/
Zuletzt geändert von Wattwurm am 23.02.2014, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Wattwurm » 23.02.2014, 19:20

IK hat geschrieben:@ Guter Kollege

Vielleicht hilft das: Wie viele Unternehmer kennst du, welche im letzten Jahr bei der Konzessionsverlängerung danach gefragt wurden, ob sie Provision bezahlen? Und wie vielen von denen, die "ja" gesagt haben, wurde Konzession entzogen oder wurde eine Umstellung der Entlohnung angeordnet? Wie viele Taxiunternehmer in Hamburg wurden im Jahr 2013 in diesem Sinne von der Arbeitsschutzbehörde geprüft?
IK ist also der Meinung: Recht ist nur das, was auch kontrolliert wird! Da wo keine oder nur stichprobenartige Kontrollen vorgenommen werden, kann man das Recht auch brechen! So kann eine solidarische Gesellschaft nicht funktionieren! Eine Gemeinwesen, also der Staat, kann nur funktionieren wenn ich darauf vertrauen das sich jeder an Recht und Gesetz hält, auch ohne das ein Polizist mir ständig dabei über die Schulter guckt! Ivica, Dein krudes Rechtsverständnis entschuldige ich damit, das Du Deine frühere Heimat mal in einem totalitären Ostblockstaat hattest in dem der Staat alles unter Kontrolle hatte und alles überwachte!

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von IK » 23.02.2014, 20:34

@ Watti

Ich habe dem Kollegen geraten, mit seinem AG zu reden, weil das der beste Weg sich zu verständigen und zu einigen ist. Du rätst ihm, seinem Arbeitgeber Deine Meinung zu geigen. Der Kollege hat die Wahl.

Unabhängig von diesem Sachverhalt möchte ich noch kurz auf deine Einlassungen zu meiner Person und anderen Themen wie etwa FahrPG und Mindestlohn wie folgt eingehen: Du magst es schlicht. Die Welt ist aber nicht schlicht, sondern sehr komplex. Weil deine schlichten Antworten untauglich sind irgendetwas zum Besseren zu wenden, stehst du unter Dampf und lässt diesen gerne hier ab.

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von nightrider » 23.02.2014, 21:25

Wattwurm hat geschrieben:Was ich Dir jetzt schreibe, das druckst Du Dir bitte aus und legst das Deinem Chef morgen früh wortlos und ohne Getöse und Radau auf seinen Schreibtisch und nun erstmal ein Herzliches Willkommen im bundesweiten Taxiforum, dem Herzschrittmacher und Jungbrunnen der Taxi-und Mietwagenbranche... :D
also 1. haben deine Statements überhaupt nichts mit der Frage zu die gestellt wurde, sondern es ist ein Rundumschlag der gar nicht zur Debatte stand.

Meiner Meinung nach darf der Unternehmer durchaus die MwSt vom Umsatz abziehen sie ist nicht Bestandteil seiner Einnahmen, sondern es handelt sich um eine Steuer die er 1:1 an das Fianzamt abzuführen hat. Mir ist sowieso schleierhaft warum es immer noch Unternehmer gibt die das nicht ganz klar auch im Arbeitsvertrag definieren. Nur der Nettoumsatz ist eine Einnahme nicht die Steuer.

Zum 2. ist die Bezahlung bei Taxifahrern nach Umsatz KEIN Akkordlohn.

Die Deffinition Akkordlohn bedeutet eine gewisse Leistung MUSS innerhalb einer vorbestimmten Zeitspanne erbracht werden. Das ist beim Taxifahrer nicht der Fall er hat keine Vorgabe die er innerhalb einer Frist zu erfüllen hat.
Das ist wenn überhaupt eher der Fall, bei Landtaxen die Festgehalt bezahlen und vom Fahrer verlangen er muss so und so viele feste Touren am Tag fahren, egal welcher Verkehr, oder sonstwas, hier wird eine bestimmte Leistung innerhalb einer bestimmten Zeit verlangt

Aber nochmal ganz klar und zum Mitschreiben die MwSt ist keine Einnahme sie ist eine Steuer die NIRGENDS etwas mit einer Provision zu tun hat, diese Steuer gehört dem Finanzamt, NICHT dem Unternehmer. Wenn jemand Provision auf eine Steuer will, muss er sich mit dem Finanzamt unterhalten, für das Amt ist es eine Einnahme.
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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Guter_Kollege » 23.02.2014, 21:48

nightrider hat geschrieben:Aber nochmal ganz klar und zum Mitschreiben die MwSt ist keine Einnahme sie ist eine Steuer die NIRGENDS etwas mit einer Provision zu tun hat, diese Steuer gehört dem Finanzamt, NICHT dem Unternehmer. Wenn jemand Provision auf eine Steuer will, muss er sich mit dem Finanzamt unterhalten, für das Amt ist es eine Einnahme.
Völlkommen unredliche Argumentation!
Genausogut könnte umgekehrt das FA bei Deinen Werbungskosten/Aufwendungen die Du privat in Abzug bringen möchtest, die Mehrwertsteuer wiederum abziehen, weil es von der ja keine Befreiung gibt.
Oder anders gesagt: Es ist beinahe vollkommen gleichgültig wie ein Arbeitgeber einen gewissen Lohn definiert. Er muß nur klar und unmißverständlich sein. Jedenfalls kann er nicht hinterher ankommen und sagen "Oh, Moment mal, ich habe jahrelang illegal Lohn berechnet, weil ich Dir immer die Umsatzsteuer in deinen Bruttoumsatz belassen habe. Das ist eine willkürliche Definition.
Meine Bruttolohnvereinbarung lautete immer "Prozent vom Umsatz" und nicht "Umsatz minus Umsatzsteuer mal Bruttolohnprozent".
Wenn der Unternehmer nun meint er müsse meinen Lohn senken, dann muss er das halt tun und es notfalls mit mir verhandeln um wieviel.
was hier aber stattfindet ist eine krampfhaft bemühte, nachgeschobene Rechtfertigung für das schlichte Ansinnen den Lohn senken zu wollen. Ich kann auch noch eine Schippe drauflegen: Arbeitnehmer nachträglich in Mithaftung nehmen wollen für illegale Entlohnungspraxis!? Denn eine Illegalität wird hier ja unterstellt. Ne Art Steuerhinterziehung wäre das dann nämlich auch gewesen.
Ich glaub, mein Meerschweinchen quieckt.

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 23.02.2014, 22:53

nightrider hat geschrieben:...sie ist nicht Bestandteil seiner Einnahmen, sondern es handelt sich um eine Steuer die er 1:1 an das Fianzamt abzuführen hat....
Das mag ja sein, wenn aber die Vereinbarung "X% vom Brutto" besagt hat sie nichts mit den steuerlichen Belangen des Unternehmers zu tun.
Es ist lediglich eine Verabredung auf einer Basis, ob dort Steuern bzw. andere Kosten enthalten sind oder nicht spielt keine Rolle.
Um dies zu ändern und auf "X% vom Netto" zu wechseln ist eine Änderungskündigung notwendig.
Bei uns war es vor einigen Jahren genau so und auch dort war eine Änderung des Vertrages mit neuer Unterschrift und damit der Akzeptanz der Änderungskündigung notwendig.
Eine einfache, einseitige, mündliche Mitteilung ist nicht ausreichend.

Sorry Guter_Kollege, habe gerade erst bemerkt das Du dasselbe schon geschrieben hattest :wink:
Zuletzt geändert von Thomas-Michael Blinten am 23.02.2014, 22:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Filou » 23.02.2014, 23:12

*Edit Könnte Wiederholungen enthalten ;-)

Entspannt euch Leute, der Eingangsbeitrag ist eh schlecht und unzureichend formuliert. Lustig, wie ein Neuling solchen Streit zwischen alten Hasen auslösen kann. Und weder ist die Provisionsentlohnung geklärt noch darf in einem Arbeitsvertrag nicht der Bruttoumsatz als Berechnungsgrundlage stehen.

Die einzig mögliche Antwort hat IK schon gegeben: Eine einseitige Lohnkürzung ist nicht korrekt. Eine Änderungskündigung wäre möglich, wobei der AN dann mehrere Optionen zur Wahl hat. Wobei der AN in einem Gespräch herausfinden muss, ob es dem Unternehmen dreckig geht oder nicht. Und ob es sich überhaupt lohnt dort weiter beschäftigt zu sein.

Kleine Anekdote am Rande: Gerade eine neue Bekanntschaft mit einem ehemaligen Unternehmer aus der Sicherheitsbranche gemacht. Der hat einen Kredit aufgenommen um wegen schlechter Zahlungsmoral seine Löhne zu zahlen und ist nun in der Insolvenz gelandet.

Ihr wisst bei eurer Verbohrtheit garnicht, wie bequem ihr es habt. Macht vernünftige Verträge und haltet die auch ein. Mehr will ein Arbeitnehmer nicht. Wenn ihr durch falsche Verspreche AN ködern müsst, ist euer Unternehmen eh am A***. Der Mensch, der für euch arbeitet, ist euer grösstes Kapital und jede Behörde sollte darauf hinarbeiten, dass dass jeder Unternehmer versteht. Und erzählt mir jetzt nix von schlechten Angestellten, dafür gibt es die Tür und wenn ihr alle halbwegs vernünftig zahlen würdet, würden sich auch vernünftige AN finden lassen. Konzessionen sind nur so lange Kapital, wie eine Behörde es euch zugesteht, die sollten nicht betrieben werden, wenn es nichts zu betreiben gibt. Oben genannter Unternehmer hatte genug Aufträge und Verträge, im Gegensatz dazu, denken die meisten Konzessionsinhaber völlig verquer. Wird Zeit für eine flächendeckende Überwachung, damit unrentable Konzessionen einkassiert werden, damit das spielen mit Menschen endlich ein Ende hat. Niemand hat das Recht einen Arbeitnehmer zu verscheis sern.
Zuletzt geändert von Filou am 23.02.2014, 23:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von nightrider » 24.02.2014, 00:04

Das ist schon richtig, die Bruttoumsatzbasis war lange Zeit „normal”, aber nur weil wir so viele Nichtkaufleute unter den Unternehmern haben, sowas gibt es in KEINER anderen Branche. Natürlich muss das mit dem AN geklärt werden, am besten sofort und wenn es sein muss mit Änderungskündigung.

In jedem Fall ist es hirnverbrannt eine Provision auf Steuern zu bezahlen, sorry ist aber so.
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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von IK » 24.02.2014, 00:27

Die Entlohnung vom Brutto-Umsatz stammt aus alten Zeiten, als sich um die Abgaben im Taxigewerbe keiner geschert hat. Da die meisten Umsätze früher schwarz generiert wurden, juckte es keinen, ob man vom Netto oder Brutto bezahlt hat. Heute ist das in den meisten Betrieben anders. Entweder wird gar nichts mehr weggedrückt oder nur ein wenig. Dennoch ist die Entlohnung vom erzielten Brutto wegen der Transparenz für beide Seiten fortgeführt worden.

In Zeiten der Einnahmen-Ehrlichkeit und besonders dann, wenn der Umsatzanteil mit 19% UmSt steigt, geht man als AG mit der Fortführung dieser Bezahlung vor die Hunde. Auch wenn die Entlohnung vom Bruttoumsatz seinen Charme hat, ist das ein Relikt aus der Vergangenheit und wird mit der Zeit völlig verschwinden.

In diesem Sinne ist das, was Nightrider geschrieben hat, vollkommen richtig.

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von plusminus0 » 24.02.2014, 00:55

Es ist vollkommen egal, auf welcher Basis der Lohn berechnet wird. Da kann sogar das Alter des Wellensittichs der Tochter des Unternehmers mit einfliessen. Entscheidend ist das Ergebnis. Dieses Rumgeeiere mit der Umsatzsteuer ("gehört dem Staat") habe ich bei meinem vorletzten Sonnenscheinzentralenunternehmer auch erlebt. Wenn der Unternehmer den Lohn kürzen will, soll er das auch so sagen. Es ist dann Sache des Fahrers, ob er das akzeptiert oder nicht.

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Taxi Georg » 24.02.2014, 00:58

Thomas-Michael Blinten hat geschrieben:
nightrider hat geschrieben:...sie ist nicht Bestandteil seiner Einnahmen, sondern es handelt sich um eine Steuer die er 1:1 an das Fianzamt abzuführen hat....
Das mag ja sein, wenn aber die Vereinbarung "X% vom Brutto" besagt hat sie nichts mit den steuerlichen Belangen des Unternehmers zu tun.
Es ist lediglich eine Verabredung auf einer Basis, ob dort Steuern bzw. andere Kosten enthalten sind oder nicht spielt keine Rolle.
Um dies zu ändern und auf "X% vom Netto" zu wechseln ist eine Änderungskündigung notwendig.
Bei uns war es vor einigen Jahren genau so und auch dort war eine Änderung des Vertrages mit neuer Unterschrift und damit der Akzeptanz der Änderungskündigung notwendig.
Eine einfache, einseitige, mündliche Mitteilung ist nicht ausreichend.

Sorry Guter_Kollege, habe gerade erst bemerkt das Du dasselbe schon geschrieben hattest :wink:
Vollkommen richtig! Die % vom Umsatz sind nur eine Berechnungsgrundlage für das Gehalt. Was dort drin ist, ist irrelevant!
Man könnte auch die Vereinbarung treffen, 1000.- € brutto wöchentlich! Ist nichts anderes als 45 % brutto vom Umsatz!

Der Abzug der MwSt ist nur ein neuer Trick, dem Fahrer noch mehr Kohle aus der Tasche zu ziehen! :wink:

jajaja, haut auf mich drauf, ich warte! :-)

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Guter_Kollege » 24.02.2014, 01:36

Lieber Kollege nightrider ...!
Bitte akzeptiere es mal wie es ist. Ich habe in 20 Jahren Taxi fahren nicht eine müde Mark
Umsatzsteuer illegalerweise mit meinem Lohn kassiert. Das ist - wie der Kollege
Thomas Michael Blinten es beschrieb - lediglich eine kaufmännische Berechnungsgröße, die
mich als Arbeitnehmer nicht zu interessieren braucht. Es ist insofern vollkommen gleich-
gültig ob mein Unternehmer das jetzt Mehrwertsteuer, Umsatzsteuer oder Chef-Lebensqualitäts-
Steigerungs-Abschlag nennt. Und was er mit diesem Anteil dann macht muss er auch alleine verantworten.
Ich lasse mich jedenfalls nicht von meinem Arbeitgeber kriminalisieren - auch nicht nachträglich!

Und noch eines: Zeit ist lediglich ein Merkmal von mehreren was Akkord ist. Akkord ist diesem Sinne auch schon
wenn es eine Vorgabe gibt, was ein mit bestimmten Merkmalen ausgestattetes Taxi beispielsweise innerhalb
einer Schicht zu erbringen hat. Und jeder erfahrene Taxifahrer weis, Das vor allem Zeit das ausschlaggebende
Momenti ist seinen Lohn theoretisch zu erhöhen. Sofern Kollege Glück und/oder Kollege Zufall auch mitfahren.

Lieber Kollege IK!
Es dauert manchmal etwas bis sich Wahrheiten durchsetzen.
Im Übrigen darf man annehmen das in Anbetracht des kommenden
Mindestlohns auch die Behörde kein Interesse hat jetzt
generalsstabsmäßig einen Krieg vom Zaun zu brechen.

Umgekehrt könnte ich auch fragen ob Dir bekannt ist bei welchen und
wievielen Taxiunternehmen das AfA von den per Anordnung geforderten
Umstrukturierungsmaßnahmen - so sie nicht vorhanden waren, und/oder
ihnen gar widersprochen wurde - Abstand genommen hat. Hier ist immerhin
ein Verwaltungsakt in Gang gesetzt worden der nicht einfach "vergessen" werden kann.

Wie sieht es in Deinem eigenen Fall aus? Hat bei Dir die Behörde ihre Anordnung
revidiert?
"Aktenzeichen V3-AS1030
Sehr geehrte Damen und Herren
Gegen Ihrer Anordnung vom 07.08.2012 erhebe ich Widerspruch
..."

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