Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abziehen

Personenbeförderungsrecht, Taxitarife.
Benutzeravatar
nightrider
Vielschreiber
Beiträge: 2052
Registriert: 31.01.2008, 03:37
Wohnort: IN

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von nightrider » 26.02.2014, 20:02

@ FD

ich bin mir nicht so ganz sicher wer hier das Recht verdreht, geh z.B. mal auf Wikipedia da ist das ganz genau erklärt von mehreren die es wissen sollten.

Was übrigens irgendwo „anhängig” ist, ist noch lange kein Recht, oder Rechtsprechung, erst wenn eine endgültige Entscheidung fällt ist etwas rechtens, oder auch nicht. Du stehst momentan etwas abseits der Realität die überall im Land gängige Praxis ist.
everybodys darling is everybodys hausdepp (FJS)

Poorboy
Vielschreiber
Beiträge: 5147
Registriert: 21.01.2005, 06:23

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Poorboy » 26.02.2014, 20:46

Das Leben muss herrlich einfach sein, wenn man nicht einmal weiß, was ein Normadressat ist :mrgreen:

Poorboy

Benutzeravatar
nightrider
Vielschreiber
Beiträge: 2052
Registriert: 31.01.2008, 03:37
Wohnort: IN

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von nightrider » 26.02.2014, 20:56

Das Leben ist noch einfacher, wenn man Anderen etwas aufdoktrinieren will was man selbst nicht bringt ;-)
everybodys darling is everybodys hausdepp (FJS)

Benutzeravatar
Freddy_AC
User
Beiträge: 117
Registriert: 21.09.2012, 06:41
Wohnort: Aachen
Kontaktdaten:

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Freddy_AC » 26.02.2014, 20:58

Man o man; Recht; Unrecht;unser Gewerbe war vor 25 Jahren schon mafiaartig strukturiert und es ist auch heute noch genau so. Nur mit dem Unterschied, dass wir alle, Fahrer oder Unternehmer früher das Geld mit der Schubkarre nach Hause gefahren haben und alle waren zufrieden. Da hat keiner nach ML geschriehen oder ob was ungesetzlich war! Jetzt wo die Zeiten immer härter werden und unsere lieben Ämter mal auf den Trichter gekommen sind was bei uns in den letzten Jahren gelaufen ist, hauen sich alle gegenseitig in die Pfanne. Das Gejammer von wegen Mindeslohn und Ausbeutung kann ich langsam nicht mehr hören! Leute, es ist doch keiner gezwungen worden diesen Job zu machen und sind wir mal ehrlich, wenn man einigermaßen fleißig ist kann man auch ohne Mindestlohn von diesem Job über die Runden kommen. Wenn ich sehe wie andere in ihrem Job sich rumplagen müssen ( z.B. Paketdienste ) dann ist die Kohle bei uns doch eigentlich leicht verdientes Geld. Jetzt können mich von mir aus alle erschlagen, aber das ist meine Meinung! Ich bin zwischenzeitig auch mal LKW im Fernverkehr gefahren - gut, da hab ich richtig gut verdient aber das würde ich um keinen Preis der Welt mehr machen ( Lenkzeitüberschreitung; Überstunden ohne Ende; 3 mal im Monat zu hause etc. ) Das ist die ganze Kohle nicht wert.

Greez F
Wenn 2 Mann in einem Raum sind und 3 gehen raus, muss einer zurückgehen damit keiner mehr drin ist!

Benutzeravatar
nightrider
Vielschreiber
Beiträge: 2052
Registriert: 31.01.2008, 03:37
Wohnort: IN

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von nightrider » 26.02.2014, 21:35

FD hat geschrieben: Wovon machst Du es eigentlich abhängig, ob Du Dich an ein Gesetz hältst oder nicht? Vom Wanderverhalten der roten Waldameisen bei Nacht und Vollmond?
Ich halte mich an Gesetze und ich so wie fast alle Anderen im Gewerbe sehe kein Gesetz das mir verbietet einen Mitarbeiter nach Umsatz zu entlohnen, soweit ich das sehe wurde es auch noch niemandem verboten, weder hier noch bei euch. Dass die MWU`s derzeit in die Mangel kommen hat andere Gründe, z.B. Schwarzahlungen und die verurteile ich auch vehement.
everybodys darling is everybodys hausdepp (FJS)

Poorboy
Vielschreiber
Beiträge: 5147
Registriert: 21.01.2005, 06:23

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Poorboy » 26.02.2014, 21:38

Vorhin war ihm noch die Arbeitszeit seines Fahrers egal, nun hält er sich an Gesetze, die er offenbar nicht einmal kennt!'

Poorboy

Benutzeravatar
nightrider
Vielschreiber
Beiträge: 2052
Registriert: 31.01.2008, 03:37
Wohnort: IN

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von nightrider » 26.02.2014, 21:51

Poorboy hat geschrieben:Vorhin war ihm noch die Arbeitszeit seines Fahrers egal, nun hält er sich an Gesetze, die er offenbar nicht einmal kennt!'

Poorboy
Sorry, aber du bist scheinbar des Lesens unfähig, ich habe weiter oben geschrieben es ist mir egal, ob ein Fahrer 3, 5 oder meinetwegen 10 stunden arbeitet,1 oder 3 Stunden Pause macht, oder auch mal gar nicht kommt das alles ist mir egal so lange er nach Umsatz bezahlt wird. Was ist daran ungesetzlich, oder falsch ?
everybodys darling is everybodys hausdepp (FJS)

Benutzeravatar
SindSieFrei?
Vielschreiber
Beiträge: 4437
Registriert: 12.12.2009, 19:05
Wohnort: Hamburg

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von SindSieFrei? » 26.02.2014, 21:57

Also an deinem Satz alles! :mrgreen:
Zuletzt geändert von SindSieFrei? am 26.02.2014, 21:58, insgesamt 1-mal geändert.
Dura lex, sed lex.

Benutzeravatar
nightrider
Vielschreiber
Beiträge: 2052
Registriert: 31.01.2008, 03:37
Wohnort: IN

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von nightrider » 26.02.2014, 23:00

SindSieFrei? hat geschrieben:Also an deinem Satz alles! :mrgreen:
Fast.
Ich bin eben der Meinung solange jemand umsatzabhängig bezahlt wird kann er auch selbst bestimmen, ob er lieber mehr, oder lieber weniger macht. So lange er sich an die Arbeitszeiten innerhalb des Arbeitnehmerschutzes hält kann er seine Zeit einteilen und nutzen wie er will.
everybodys darling is everybodys hausdepp (FJS)

Benutzeravatar
am
Moderator
Beiträge: 13124
Registriert: 18.03.2005, 17:29
Wohnort: Hansestadt Lübeck
Kontaktdaten:

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von am » 26.02.2014, 23:17

@nightrider

Im FPerG heißt es, dass bestimmte Akkordlöhne verboten sind. Insbesondere, dass nicht nach zurückgelegtem Weg und beförderten Gütern bezahlt werden darf. Beides trifft jedoch auf das Taxigewerbe zu, setzen wir Güter mit Touren gleich. Dass der Umsatz als Grundlage für den Provisionslohn von Anzahl der Touren und den zurückgelegten Kilometern abhängt, wird wohl niemand, auch Du nicht, ernsthaft bestreiten wollen.

In Hamburg sind entsprechende Verfahren anhängig. Auch bei den betreffenden Richtern wird sich herumgesprochen haben, dass sich ab Einführung ML im Gewerbe einiges wird ändern müssen. Auf das FPerG kommt es da nicht unbedingt an.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

Benutzeravatar
nightrider
Vielschreiber
Beiträge: 2052
Registriert: 31.01.2008, 03:37
Wohnort: IN

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von nightrider » 26.02.2014, 23:31

@ am

das ist mir bekannt, dabei geht es jedoch in 1. Linie um die Verkehrssicherheit beim Güterverkehr, sprich es geht darum, dass die Fahrer nicht unter Zeitdruck zu schnell, zu riskant und zu lange fahren um ihre Frachten pünktlich und auch mengenmäßig zu schaffen.

Wir fahren nicht auf Zeit und haben so gesehen diesen Druck nicht. Wir fahren auch kein „Termingut” und werden nicht von vorn herein nach Anzahl der zu schaffenden Touren bezahlt. Wir wissen einfach nicht ob und wieviele Touren zusammenkommen und wir können auch nicht allzuviel machen um mehr Touren zu bekommen, wir fahren was kommt, aber ohne Termindruck.
everybodys darling is everybodys hausdepp (FJS)

Benutzeravatar
am
Moderator
Beiträge: 13124
Registriert: 18.03.2005, 17:29
Wohnort: Hansestadt Lübeck
Kontaktdaten:

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von am » 26.02.2014, 23:45

Ja, ganz genau darum geht es im Taxigewerbe. Möglichst viele Touren und möglichst viel (besetzte) Wegstrecke pro Zeit.

Der Unterschied ist lediglich der, dass die Sicherheit nicht in dem Maße im Vordergrund steht, wie im Güterverkehr, da die Gültigkeit lediglich für angestellte Taxifahrer festgestellt wird, nicht jedoch für Unternehmer.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

Benutzeravatar
nightrider
Vielschreiber
Beiträge: 2052
Registriert: 31.01.2008, 03:37
Wohnort: IN

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von nightrider » 26.02.2014, 23:58

am hat geschrieben:Ja, ganz genau darum geht es im Taxigewerbe. Möglichst viele Touren und möglichst viel (besetzte) Wegstrecke pro Zeit.

Der Unterschied ist lediglich der, dass die Sicherheit nicht in dem Maße im Vordergrund steht, wie im Güterverkehr, da die Gültigkeit lediglich für angestellte Taxifahrer festgestellt wird, nicht jedoch für Unternehmer.
Die Argumentation verstehe ich Jetzt nicht ganz. Der LKW Fahrer bekommt klare Touren und Termine zu denen er seine Waren zustellen muss das ist Zeitdruck der verhindert werden „soll”.

Der Taxifahrer bekommt einen Kunden von dem er noch Sekunden vorher gar nichts wusste und auch nicht wohin er muss, es gab und gibt keinen Termindruck denn auch wenn er wieder frei wird weiß er nicht wann er den nächsten Auftrag, Kunden bekommt, also kein Druck. Sollte er dann gerade keine Lust haben, kann er auch eine Pause einlegen, oder den Funk abschalten, kein Druck.
Beides ist also nicht vergleichbar es sind ganz unterschiedliche Voraussetzungen.
everybodys darling is everybodys hausdepp (FJS)

Guter_Kollege
Vielschreiber
Beiträge: 4269
Registriert: 29.11.2013, 00:28

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Guter_Kollege » 27.02.2014, 00:27

FD hat geschrieben:@nightrider
@Guter Kollege

Ich bitte um einen abendfüllenden Vortrag!
Ich bin mir nicht so sicher ob das so zielführend ist kurz vor der Einführung eines Mindestlohn.
Ein Hauptfaktor in der Rechnung Leistungslohn/Akkordlohn ist bei unserer Entlohnungsart doch die Beliebigkeit des
Parameters Zeit!
Wo beim klassischen Stückkkord die Menge/Zeiteinheit durch Erhöhung der Menge den Erfolg der Leistung garantiert und damit die auch die regelgerechte Vorgabe erfüllt, das der Arbeitnehmer einen direkten Einfluß auf den Erfolg der Leistung haben muß, die Entgelthöhe also selber beeinflussen kann, spielt beim Umsatzlohn die Zeit nur eine indirekte Rolle. Theoretisch unbedingt, praktisch nur bedingt. Bedingt durch Kollege Zufall, Glück oder beim richtigen Unternehmer, bei der richtigen Funkzentrale, im richtigen Tarifgebiet arbeiten zu können.
Unterstrichen wird das noch dadurch, das der Parameter 'Überstunden' nicht vorkommt und somit auch keine Garantie auf Leistungserfolg beeinhaltet.
Gleichwohl ist die Gleichung Bruttolohn = (Menge der Tarifeinheit x Wegstrecke)x Umsatzprozent x Zeitaufwand ein Akkord.
Wobei die Einzelparameter Menge und Zeit mal beliebig ist, mal wieder nicht, bzw. ins Risiko des Lohnkutschers gestellt.
Man sieht, das Ganze ist ein ziemliches Chaos und dient in erster Linie dem Wohl des Unternehmers ihn vom Risiko frei zu halten.
Damit solls dann auch genug sein.

Guter_Kollege
Vielschreiber
Beiträge: 4269
Registriert: 29.11.2013, 00:28

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Guter_Kollege » 27.02.2014, 00:42

am hat geschrieben: In Hamburg sind entsprechende Verfahren anhängig. Auch bei den betreffenden Richtern wird sich herumgesprochen haben, dass sich ab Einführung ML im Gewerbe einiges wird ändern müssen. Auf das FPerG kommt es da nicht unbedingt an.
Das kann durchaus sein!
Wenn man aber ersteinmal soweit ist - es könnte so kommen - das ein Gericht endgültig festgestellt hat, das ein Umsatzlohn nicht prinzipiell verboten ist - er könnte in Form einer echten Provision für die Höhe eines bestimmten Umsatzes pro Zeiteinheit (z.B. Anzahl Schichtstunden) inkusive eines garantierten Grundlohns (Mindestlohn?) für den erbrachten Aufwand an Zeit, wiederkommen;
Dann wird man ganz schnell in weiteren Arbeitsgerichtsprozessen und aufgrund einer viel klarer definierten Basis und bereits vorhandener Judikatur zu diesem Themen(rechts)komplex' mögliche Ungerechtigkeiten oder Übervorteilungen klären, was solche Fragen nach der Chancengleichheit der Einzelparameter angeht, die den Leistungserfolg beeinflußen und die der Lohnkutscher beeinflußen kann (können muß).

Poorboy
Vielschreiber
Beiträge: 5147
Registriert: 21.01.2005, 06:23

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Poorboy » 27.02.2014, 01:09

Dieser Jurist hat bestimmt keine Ahnung :mrgreen: :

http://rechtsanwaltarbeitsrechtberlin.w ... -zulassig/

Poorboy

Benutzeravatar
nightrider
Vielschreiber
Beiträge: 2052
Registriert: 31.01.2008, 03:37
Wohnort: IN

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von nightrider » 27.02.2014, 01:53

Guter_Kollege hat geschrieben: Man sieht, das Ganze ist ein ziemliches Chaos und dient in erster Linie dem Wohl des Unternehmers ihn vom Risiko frei zu halten.
Folgende Punkte sind dabei festzuhalten.

Das Taxigeschäft war (und ist immer noch) im Grunde ein Einmann/Frau Job, 1 Auto ein Unternehmer, fertig mehr kann man mit einem Taxi realistisch gesehen nicht verdienen, es sei denn der eigene (Ehe)-Partner fährt die Gegenschicht. Angestellte waren von Anfang an nie vorgesehen.
Irgendwann kamen dann immer mehr auf den Trichter, vielleicht geht ja doch mehr und sie überlegten wie, die (scheinbare) Lösung wir zahlen nicht nach Stunden, wir zahlen nach Umsatz so könnte sich die Sache halbwegs rentieren, der Fahrer bezahlt sich praktisch selbst und nach Abzug aller Kosten bleibt auch noch was übrig.

Am Anfang ging das auch noch einigermaßen auf, nachdem aber immer mehr auf den Zug aufsprangen und auch immer mehr Taxen zugelassen wurden, wurde es immer enger es waren plötzlich rund um die Uhr zu viele Taxen unterwegs und der Kuchen aber blieb der Selbe, nur bekam jetzt Jeder ein immer kleineres Stück davon ab.

Auf diesen in Richtung „Abgrund” rasenden Zug sprangen aber auch die Fahrer zu diesen Konditionen FREIWILLIG auf, auch die Arbeitsämter wussten und wissen nach wie vor wie in der Branche bezahlt wird, vermitteln trotzdem wo möglich lustig weiter, selbst die Zulassungsbehörden kennen die Situation und es geht trotzdem weiter.

Also egal ob jetzt Einige behaupten da wird „unerlaubter Akkordlohn” bezahlt und Andere (wie ich) das ist eine absolut legale Entlohnung auf Provisionsbasis wie sie z.B. auch bei Vertretern üblich ist, es ist nicht „das Gelbe vom Ei”. Das wissen Alle, nur weiß Keiner wie es sonst möglich wäre nicht gleich alle Fahrer zu kündigen und größere Unternehmen drastisch zu reduzieren.

Auch die Politik und die Behörden sind da in einer Zwangslage einerseits will man nicht plötzlich bundesweit tausende auf der Strasse und in Hartz 4 haben, andererseits sollte es auch keine „Schattenwirtschaft” bleiben bei der die Behörden alle Augen zumachen. Ein Hinweis darauf, dass man auch in der Politik ein Problem hat ist die Tatsache, dass die Sache mit dem ML derzeit auf eher „kleiner Flamme” gekocht wird, (der Wahlkampf ist vorbei) und sich nirgendwo ernsthaft mit dem Thema Akkord ja, oder nein befassen will. Man kann einfach in Jahrzehnten eingefahrene Wege nicht von heute auf Morgen abreissen ohne wirklich große Löcher zu hinterlassen.

Mir selbst kann das im Grund egal sein, ich kann alleine mein Taxi und sogar noch einen Mietwagen betreiben, ich muss keinen Fahrer haben (meine Frau hat für „Notfälle” auch einen P-Schein) und ich reiß mich auch nicht drum sonst hätte ich schon lange wieder Einen. Doch wenn mal wieder Einer in Frage kommt, dann nur auf Umsatzbasis so lange das nicht verboten wird und es sieht nicht danach aus. Alles Andere ist derzeit nicht bezahlbar das werden noch Viele am eigenen Leib zu spüren bekommen falls es in nächster Zeit bundesweit (hoffentlich) zu strengeren Vorgaben seitens des Gesetzgebers kommen sollte, (nicht nur in Hamburg).

Eine wirkliche Lösung aus dem Gesamtdilemma sehe ich derzeit nicht. Gesundschrumpfen wäre zwar eine, doch mit der Folge dass dann (bundesweit) Tausende über Nacht auf der Strasse stehen Fahrer wie auch mancher Unternehmer. Ein Kompromiss wäre allerhöchstens ein „sanftes Schrumpfen” indem einfach zurückgegebene, oder entzogene Konzessionen nicht mehr ausgegeben werden und eine kontinuierliche Anpassung der Tarife jährlich höher als die Inflationsrate. Taxiunternehmen müssten auch in ihrer Wagenzahl beschränkt werden, mehr als 2 bis 3 Fahrzeuge (Taxen) pro Unternehmer sind „ungesund” fördern wieder den illegalen Wettbewerb. Erst nach einer gründlichen „Konsolidierung” des Marktes könnten irgendwann Zeiten kommen in denen man tatsächlich einen Fahrer anders entlohnen kann weil man relativ sicher sein kann es gibt auch genug Aufträge und die Tarife stimmen.

So das war`s von mir endgültig zu dem Thema.
everybodys darling is everybodys hausdepp (FJS)

Guter_Kollege
Vielschreiber
Beiträge: 4269
Registriert: 29.11.2013, 00:28

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Guter_Kollege » 27.02.2014, 02:39

nightrider hat geschrieben: Das wissen Alle, nur weiß Keiner wie es sonst möglich wäre nicht gleich alle Fahrer zu kündigen und größere Unternehmen drastisch zu reduzieren.
Du neigst auch manchmal zu Übertreibungen, was? Verbuchen wir es mal unter "lobbyistisch-gewerbepolitisches" Geklapper.
nightrider hat geschrieben:Eine wirkliche Lösung aus dem Gesamtdilemma sehe ich derzeit nicht.

Andere schon.
nightrider hat geschrieben:Erst nach einer gründlichen „Konsolidierung” des Marktes könnten irgendwann Zeiten kommen in denen man tatsächlich einen Fahrer anders entlohnen kann weil man relativ sicher sein kann es gibt auch genug Aufträge und die Tarife stimmen.
Es gibt reichlich Beispiele grade aus dem Taxigewerbe daß es auch anders geht.
nightrider hat geschrieben: So das war`s von mir endgültig zu dem Thema.
Mach keine Ansagen die Du nicht halten kannst :D

Benutzeravatar
miamivice
Vielschreiber
Beiträge: 507
Registriert: 28.11.2013, 22:35
Wohnort: all over

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von miamivice » 27.02.2014, 03:36

@ Nochtaxifahrer

Wenn Du durchschnittlich 3300 € in einem Monat reinfährst bei einer 60-Stunden-Woche, ergibt sich ein Stunden-Brutto-Umsatz von 12,7 €, so daß davon ausgegangen werden kann, daß in Deiner Gemeinde die Zahl der Konzessionen um 50 % schrumpfen muß damit aus der 60-Stunden-Woche eine 45-Stunden-Woche wird und Gedanken an kleinliches Prozentegeschachere seitens des Unternehmers nicht aufkommen müssen.
Wattwurm hat geschrieben: Ein Mindestlohn ist zahlbar, wenn man das Fahrpersonal effizient einsetzt. Das erfordert Flexibilität! Ein Fahrer der stur seine Schicht von morgens um 6 Uhr bis abends 18 Uhr abreißt, kann ich als Unternehmer dann nicht mehr gebrauchen! Ich will das der Fahrer morgens spätestens um 5 Uhr auf der Matte steht und bis um 13 Uhr fährt. Dann er kann er Pause machen und ist um 16.30 Uhr wieder da und fährt dann bis um 19 oder 20 Uhr! Der Mindestlohn erfordert flexible Arbeitszeitmodelle und ebenso flexible Arbeitnehmer! Es wird ungemütlich....! In den meisten Städten gibt es von 13 Uhr bis 15 oder 16 Uhr, das kann von Stadt zu Stadt leicht variieren, einen gewissen Leerlauf, den will ich nicht bezahlen! Da schicke ich den Fahrer zur Pause nach Hause auf die Couch!

Der frühe Vogel fängt den Wurm! In meiner Stadt da gibt es einen Freak der sitzt morgens um 4 Uhr auf der Taxe, der hat dann locker seinen ersten Hunni um 9 Uhr zusammen, wenn sich der letzte Tagfahrer am Funk auch endlich mal anmeldet.
Wunderbare Darstellung gegen jede Form des Mindestlohns, da man Arbeitnehmer nicht in unternehmer-profitable Extensiv-Schichten inclusive Zwangspausen von 5 Uhr früh bis 20 Uhr am Abend hineinnötigen kann.

Alle diese Beispiele zeigen, daß es keine Alternative zur feinjustierten Konzessionsschraube gibt, damit Arbeit Arbeit bleibt und nicht zur Pseudoveranstaltung entartet. Der Staat hat den halbseidenen Dumping-Profiteur unter Kuratel zu halten, der einen Schei.ßdreck um eine Ethik der Arbeit gibt. Versteckt sich der Staat in Taxiangelegenheiten hinter Laissez-faire wird er zum Kollaborateur würdelosen Wirtschaftens.
Zuletzt geändert von miamivice am 27.02.2014, 17:41, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Wikinger
Vielschreiber
Beiträge: 642
Registriert: 27.08.2004, 00:53
Wohnort: Thule

Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Wikinger » 27.02.2014, 05:57

Irgendwie ist es wohl gar nicht möglich, sich auf einen Konsens bezüglich des Akkordlohns zu einigen.

Ich kenn´s von der Baustelle: Schaffste 10 qm in einer Stunde , ist das ok. Schaffste 20 qm in der Stunde, haste Akkord gearbeitet, und bekommst mehr Kohle, und meist auch früher Feierabend.

Müllmänner arbeiten im Akkord, bekommen dafür aber meist keinen höheren Lohn, sondern früher Feierabend.

Der Taxifahrer, der mit Kissen zur Arbeit kommt, und immer wieder erzählt, dass das Geschäft an ihm vorbeigelaufen ist, er sich auch erst mal in die Abläufe der Firma einfügen muss, und nach sage und schreibe 8 Monaten dann mehrfach beim Schlafen erwischt wird, arbeitet der auch Akkord? Als er auf Umsatz gefahren ist, bei einer anderen Firma, hat er sich permanent bemüht, seinen Verdienst zu erarbeiten. Dann mit Festlohn, da war es vorbei. Danach ist er allerdings nirgendwo mehr eingestellt worden, alle wussten Bescheid. Er war wirtschaftlich nicht mehr tragbar... Vor der Kündigung wurde er vor die Wahl gestellt, entweder auf Umsatz zu arbeiten, oder einen geringeren Lohn zu erhalten. Beides wollte er nicht. Also blieb nur die Möglichkeit, sich zu trennen.

Die Vorgabe als solches war, zumindest seinen Lohn incl. Nebenkosten einzufahren, dies hatte der Fahrer in acht Monaten nur zweimal geschafft. Damit ist er nicht mehr tragbar gewesen, denn in den Tank pinkeln geht noch nicht. Ach ja, die Vorgabe durfte sich der Fahrer selbst aussuchen... wieviel willst du verdienen, dafür musst du dann mindestens das und das einfahren als Untergrenze, damit dein Lohn abgedeckt ist. Etwas mehr wäre natürlich schön, denn Sprit usw. muss ja auch abgedeckt werden. Ich denke, fairer kann ein Festlohn nicht ausgehandelt werden.

Antworten