Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abziehen

Personenbeförderungsrecht, Taxitarife.
Nochtaxifahrer
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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Nochtaxifahrer » 27.02.2014, 13:55

nightrider hat geschrieben:
Poorboy hat geschrieben:Vorhin war ihm noch die Arbeitszeit seines Fahrers egal, nun hält er sich an Gesetze, die er offenbar nicht einmal kennt!'

Poorboy
Sorry, aber du bist scheinbar des Lesens unfähig, ich habe weiter oben geschrieben es ist mir egal, ob ein Fahrer 3, 5 oder meinetwegen 10 stunden arbeitet,1 oder 3 Stunden Pause macht, oder auch mal gar nicht kommt das alles ist mir egal so lange er nach Umsatz bezahlt wird. Was ist daran ungesetzlich, oder falsch ?
Hallo Nightrider. Also ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es dir völlig Schnuppe ist, wie lange oder ob überhaupt dein Angestellter fährt, und wenn er denn mal fährt ist es mir auch sehr wunderlich, dass es dir egal ist, wieviel Umsatz er einfährt.
Also wenn ich Unternehmer wär und an die ganzen Kosten denke (Autoversicherung, Kfz-Steuer, Zentralen-Gebühr, Funkgerät geht kaputt, Gewerbeblabla, ...) dann hab ich als Unternehmer doch auch nix gekonnt, wenn ich nen Fahrer auf Vollzeit einstelle (denn wir reden ja hier nicht von ner Aushilfe, die en Teil noch schw... kriegt), der mehr Pausen macht (die mich zwar im Moment nix kosten), aber der mir auch überhaupt nix für die Unterhaltung des Taxis und alle anderen Kosten, die das Taxi "verursacht" einbringt. Da braucht man doch gar keinen einstellen - da spart man sich doch auch noch die Reifenabnutzung und Sprit, die der Angestellte auf der Fahrt zum Taxistand braucht.

eichi
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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von eichi » 27.02.2014, 15:23

Von Nightrider:
Wir fahren nicht auf Zeit und haben so gesehen diesen Druck nicht.
und warum brettern dann die Kollegen
nachts über die Ausfallstraßen mit Highspeed zurück in die City?

Die einzige Möglichkeit, bei dieser Akkordart sein Einkommen zu verbessern.
Genau so funktioniert Akkord.

Das ist genau das gleiche wie der ältere (Ü50) akkordarbeitende Autoschlosser,
der nicht in den Pausenraum ging, sich nicht die Hände wusch, um keine Pausenzeit (zum Erholen)
zu verlieren und vor allem schnell nach der Pause weiterarbeiten zu können, er schob seinen
Schemel unter die Werkbank und machte direkt an der zerlegten Bremse weiter!
(Direkt so selbst erlebt...)


Da mögen Leute mit festgelegten Meinungen in ihrer Beratungsresistenz verharren,
das ist Akkord!
Und wenn Fahrer mit Kissen arbeiten gehen? Dann muss der Unternehmer an seiner
Personalführungskompetenz arbeiten! Das ist sein Job. Isso.
Es ist so bequem, unmündig zu sein. (Immanuel Kant)

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alsterblick
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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von alsterblick » 27.02.2014, 16:14

eichi hat geschrieben: und warum brettern dann die Kollegen
nachts über die Ausfallstraßen mit Highspeed zurück in die City?
Die einzige Möglichkeit, bei dieser Akkordart sein Einkommen zu verbessern.
Genau so funktioniert Akkord.
Auch wenn es heute immer noch mal zu sehen ist, denke ich, es war eigentlich eher früher so - ohne intelligente Tourvermittlung(*).
Heute machen es lediglich nur die unbedachten funklosen Kutscher vereinzelt noch so und diese sind nicht wirklich Maß der Dinge.
Denn beim Rasen sehen die ultradummen Kutscher kaum noch Anläufer und wenn, dann können die kaum mehr rechtzeitig bremsen, oder die
Anläufer trauen sich gar nicht derart Taxi überhaupt zu stopen (alles x-mal gesehen, erlebt und als zweiter solche Anläufer gemütlich eingeladen)

(*) Mit Funk (ggf. auch Mytaxi und Co) schaust Du, wo Du auch an der Peripherie gebraucht werden könntest
und kannst heute Deinen Konkurrent-Kollegen zudem auch auf dem Display immer sehen, um dich zu orientieren.
Die Dummraser wird die Polizei aussortieren und spätestens der ML, sofern der denn überhaupt ins Taxi kommen sollte.
Zuletzt geändert von alsterblick am 27.02.2014, 16:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von miamivice » 27.02.2014, 17:38

eichi hat geschrieben:Von Nightrider:
Wir fahren nicht auf Zeit und haben so gesehen diesen Druck nicht.
und warum brettern dann die Kollegen
nachts über die Ausfallstraßen mit Highspeed zurück in die City?

Die einzige Möglichkeit, bei dieser Akkordart sein Einkommen zu verbessern.
Genau so funktioniert Akkord.
Akkordähnlich wäre, wenn der Unternehmer die Mindestlohn-Keule schwänge und seine Fahrer anwiese, einzelne Stationen abzurasen, damit die Kasse stimmt. Wenn die Kasse nicht stimmt, weil der betreffende Fahrer nicht gerast ist, erfolgt die Kündigung, zumal es ein Riesenreservoir an Arbeitskräften gibt, die bereit sind für 8,5 € Mindestlohn zu rasen, zu hetzen oder sich anderweitig zu verbiegen.
Zuletzt geändert von miamivice am 27.02.2014, 17:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Otto126 » 27.02.2014, 17:52

Humbug...natürlich ist reine Prozentualentlohnung im Taxengewerbe Akkord, wie er nach dem FPersG verboten ist (oder sein sollte).

Und die Kündigung erfolgt bestimmt nicht, weil sich ein Arbeitnehmer im Verkehr korrekt verhält. Glaube mir, die Chefs haben mit dem Gegenteil viel mehr Probleme.

Gerast wurde früher aus Gier und heute, weil sich die wirklich umsatzkräftigen Stunden (wenn sich das Verhältnis umkehrt: nicht Taxen warten auf Kunden, sondern Kunden warten auf Taxen) dermaßen reduziert haben, dass dir quasi gar nichts anderes mehr übrig bleibt, als für die drei bis vier Stunden pro Woche den Affentanz mit zu machen.

Hat aber alles nichts damit zu tun, ob ein Chef berechtigt ist, seinen Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzuziehen oder für Krankenfahrten weniger Prozente zu zahlen.
Zuletzt geändert von Otto126 am 27.02.2014, 17:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Re:

Beitrag von miamivice » 27.02.2014, 18:26

Otto126 hat geschrieben:...natürlich ist reine Prozentualentlohnung im Taxengewerbe Akkord, wie er nach dem FPersG verboten ist (oder sein sollte).
Bei Akkord denke ich an Charles Chaplins "Moderne Zeiten" wo Arbeitssklaven sich an den Takt der vom Chef in ihrer Geschwindigkeit regelbaren Maschinen halten. Prozentualentlohnung im Taxigewerbe ist zunächst inoffizielles Sub-Unternehmertum auf Augenhöhe, gerät aber bei zügelloser Konzessionsvergabe aus den Fugen.

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von Guter_Kollege » 28.02.2014, 08:08

Selbst wenn der Gesetzgeber sich mal gedacht haben sollte Taxifahrer (zwischen Taxifahrer und Lohnkutscher wird gar nicht unterschieden) von der Akkordregelung mithilfe der Verkehrssicherheit auszunehmen, so lag hierin zumindest ein Denkfehler, denn die Jagd nach möglichst vielen Aufträgen innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit, läßt gar nichts anderes als schnell zu sein. Der "beste" Fahrer in meiner Exfirma produzierte auch dem meisten Schrott.

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von miamivice » 28.02.2014, 18:01

Guter_Kollege hat geschrieben: .
Gleichwohl ist die Gleichung Bruttolohn = (Menge der Tarifeinheit x Wegstrecke)x Umsatzprozent x Zeitaufwand ein Akkord.
Zum Akkord fehlt die Zwangssituation in einem Arbeitsschrittgefüge zu funktionieren und die Überwachung. Obige Gleichung beschreibt die Situation des Taxi-Subunternehmers (rechtlich so nicht definiert aber defacto Subunternehmer-Status).

Einen Geigenbauer oder Schlüsseldienst-Techniker wird man auch nicht als Akkordarbeiter bezeichnen.
Guter_Kollege hat geschrieben:Selbst wenn der Gesetzgeber sich mal gedacht haben sollte Taxifahrer (..) von der Akkordregelung (..) auszunehmen, so lag hierin zumindest ein Denkfehler, denn die Jagd nach möglichst vielen Aufträgen innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit, läßt gar nichts anderes als schnell zu sein. Der "beste" Fahrer in meiner Exfirma produzierte auch dem meisten Schrott.
In einem überkonkurrenten Gewerbe hetzt und betrügt man, in einem ausbalancierten Gewerbe sinkt der Aggressionspegel, man erledigt seine Aufträge zügig und die Bereitschaft zur Abgabenehrlichkeit ist höher.

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von eichi » 28.02.2014, 18:28

von miamivice:
Zum Akkord fehlt die Zwangssituation in einem Arbeitsschrittgefüge zu funktionieren
Und trotz aufgewendeter Arbeitszeit keinen Lohn zu bekommen ist keine Zwangssituation?
Ich glaub es nicht!
Einen Geigenbauer oder Schlüsseldienst-Techniker wird man auch nicht als Akkordarbeiter bezeichnen.
Thema verfehlt, setzen, sechs.
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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von miamivice » 28.02.2014, 19:35

eichi hat geschrieben: Und trotz aufgewendeter Arbeitszeit keinen Lohn zu bekommen ist keine Zwangssituation?
Ich glaub es nicht!
Wenn Du das Taxigewerbe in klassischer Lohnarbeit verorten willst, übersiehst Du die freie Schichtgestaltung und die Freiheit in der Koordinierung der Aufträge.

Dem Taxigewerbe geht es schlecht, das ist klar, aber in dieser Notlage nach der Unfreiheit zu rufen (Gewerkschaften, Sozialheinze united und kleinkarierte Ordnungshuber) stellt Ehre und Arbeitsethik nicht wieder her. Wir haben ein unternehmerisches Problem eben durch die vollkommen demente Freigabe von Konzessionen, also gilt es an dieser Front zu kämpfen und nicht nach mehr Arbeitnehmerrechten zu winseln.

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Re: Taxiunternehmer will Angestellten 19% MwSt vom Lohn abzi

Beitrag von SindSieFrei? » 28.02.2014, 20:07

Ging es nicht eigentlich um 19% ??? Nun denn, egal. Das Fahrpersonalgesetz liegt irgendwo rum auf irgendwelchen Schreibtischen von irgendwelchen Juristen. Meinethalben. Kann noch dauern, bis das mal abgehandelt ist. Die Volljuristen in unserer Behörde kannten das auch nicht so richtig. Auch egal, Schwamm drüber. Jeder ist fehlbar. Das Arbeitszeitgesetz hingegen MUSS jeder kennen, kann sich keiner rausreden, auch der Onkel vom Bruder, der den P-Schein eigentlich hat, nicht, wenn er bei einer Kontrolle erwischt wird, nachdem er 14 Stunden "abgefahren" ist. Das ist der Hebel, wo hier angesetzt wird. Fiskaltaxameter, Plausi-Kontrollen und Arbeitszeiten. Also gehört ja eigentlich alles zusammen, wird aber leider immer noch anderswo isoliert betrachtet. Schönen Abend noch.
Dura lex, sed lex.

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