LRKN hat geschrieben:Ich habe noch nie gehört, dass sich die Fahrgäste, die nicht in Hamburg oder Berlin (die einzigen 2 Städte mit Karenzminute so weit ich weiß) fahren, darüber ständig beschweren.
Karenzzeittarife gibt es nicht nur in Hamburg und Berlin sondern auch in Braunschweig, Erfurt, Goslar, Kassel, Kiel, Koblenz, Oldenburg, Salzgitter sowie in einigen Landkreisen. Daneben gibt es weitere Städte wie Dresden, Duisburg, Jena, Krefeld, Möchengladbach, Neumünster, Rostock oder Lübeck, die bei den verkehrsbedingten Wartezeiten auf einen erheblich verminderten Tarif oder eine teilweise Berechnung setzen. Insgesamt dürfte etwa ein Viertel aller Taxen mit solchen Tarifen herumfahren, und das mit zunehmender Tendenz. Es handelt sich also nicht um eine Exotenlösung, wie in letzter Zeit oft suggeriert wird.
Und Beschwerden? Ein Hamburger wird sie naturgemäß nicht zu hören bekommen. Aber daraus sollte er nicht ableiten, daß es auch andernorts keine gibt. In OL gab es vor der Einführung im Jahr 2000 regelmäßig Klagen, die sich in zwei Gruppen gliederten:
1. Der kritische Blick aufs Taxameter an der Ampel. Mal folgt die nächste Schalteinheit nach 3 Sekunden, mal nach 10 und mal nach ... Grund: Die Fortschalteinheit ist beim Stoppen streckenmäßig unterschiedlich "verbraucht". Nachvollziehbarkeit durch den Kunden: Null. Folge: Mißtrauen.
2. Die gleiche Strecke wird mehrfach durchfahren, kostet aber jedesmal einen anderen Preis. Früher oft gehörte Erklärung: Die Ampeln waren auf Rot (die Krankenkassen kennen das). Meistens eindeutige Erklärung heute: Der Fahrer fuhr einen Umweg.
Wie schon geschrieben: Der Verzicht auf die Preisunsicherheit durch einen Zeitfaktor beim verkehrsbedingten Warten schafft Vertrauen und steigert damit den Wert in die Dienstleistung. Die läßt sich demenstprechend teurer anbieten. Bei kundenbedingtem Warten sieht das naturgemäß anders aus. Dort läßt sich selbst ein hoher Zeittarif plausibel darstellen, weil der Kunde ihn explizit ordert.
SindSieFrei? hat geschrieben:DIE KARENZMINUTE ist bei FG vollkommen unbekannt in dieser Großstadt, lieber LRKN, um es mal auf den Punkt zu bringen. Ich habe noch keinen gesprochen, der die wirklich kannte und wenn er sie vom Wort kannte, BEGRIFFEN hat!
In OL wissen durchaus einige Fahrgäste, was ein Karenzzeittarif ist, insbesondere Vielfahrer. Allerdings wurde auch hier versäumt, diese vertrauensbildende Maßnahme offensiv zu vermarkten und den damit verbundenen Mehrwert umzusetzen. Kurz: Es wurde Geld verschenkt.
Das Thema heißt ja "Die Zeitkomponente im Taxitarif?" - Wer um keinen Preis (und das meine ich wörtlich) darauf verzichten möchte, den Kunden den verkehrsbedingten Zeitaufwand in Rechnung zu stellen, sollte wenigstens alle Anstrengungen unternehmen, die Berechnung deutlich darzustellen. Ein kleines Uhrensymbol oder ein krypitisches Kürzel auf der Taxameteranzeige reicht sowenig aus wie die Verordnung im Handschuhfach. Eine dauerhafte Anzeige des augenblicklichen Berechnungsmodus mit Tarifform und -höhe innerhalb des Taxameters sollte dann verpflichtend sein. Oder würdet ihr an einer Tankstelle tanken, an der die Literpreise nicht auf Tafeln oder Zählwerken zu sehen sind sondern in einem Handbuch nachgeschlagen werden müssen, das im Abstellraum liegt?