Die Zeitkomponente im Taxitarif?

Personenbeförderungsrecht, Taxitarife.
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SindSieFrei?
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Beitrag von SindSieFrei? » 04.11.2013, 18:50

LRKN hat geschrieben:...Und die Fahrgäste müssen sich halt dran gewöhnen, dass sie auch mal ein bisschen auf ein Taxi warten müssen. Genauso wie sie auch mal beim Frisör warten müssen.

...
Ein ausgezeichneter Beitrag von Dir Kollege!
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Wattwurm
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Beitrag von Wattwurm » 04.11.2013, 20:26

am hat geschrieben:Würde man Dir folgen Watti, dürften wir die Taxipreise für unseren heutigen Rentner, übrigens die reichsten, die es je gab, überhaupt nicht anheben.
Sorry André, das muß ich Dir widersprechen. Die Altersarmut der über 65 jährigen nimmt seit Jahren dramatisch zu: http://www.sovd.de/2270.0.html
am hat geschrieben:Die Armen unter den Rentnern, gehören wie alle finanziell Benachteiligten nicht zu unseren Kunden.
Über die Soziodemographische Struktur unserer Kunden gibt es zu meinem Bedauern leider keine zuverlässigen Statistiken! Eine derartige Studie könnte man vom BZP eigentlich endlich mal erwarten....!

Eine nicht unbedingt repräsentative Umfrage aus dem Jahre 2008 aus Köln fördert aber zu Tage das immerhin 15 % aller Befragten angeben nicht Erwerbstätig zu sein. Darin enthalten sind Hausfrauen ohne Einkommen, Rentner und Studenten!

http://offeneskoeln.de/attachments/1/4/pdf133441.pdf

Köln ist eine Metropolsstadt und Sitz vieler internationaler Konzerne, Messestadt und Touristenmagnet! Die dortige Zusammensetzung der Kundschaft ist eine andere als in Neumünster oder in Lüneburg! Entgegen Deiner Behauptung bin ich der Meinung das gerade diejenigen, die sich kein Auto leisten können, häufiger das Taxi benutzen als diejenigen die es sich leisten könnten! Du fährst Nachtschicht, ich fahre Tagschicht. In der Tagschicht hat man eine komplett andere Klientel als in der Nachtschicht und das verstellt einem den Blick auf die Realitäten. Nachts sind alle Katzen grau, aber am Tag sieht man die ungeschminkte Warheit!


Wer steigt zu mir am Bahnhof in meine Taxi? Es sind zur Hälfte einfache Leute, vielfach auch Menschen denen es finanziell nicht sehr gut geht, wenn man sich mal den Zustand ihrer Bekleidung betrachtet und zur anderen Hälfte Mitmenschen denen es nicht schlecht geht die aber auch nur selten zu den Wohlhabenden gehören! In Metropolen verschiebt sich die Zusammensetzung der Kundschaft mehr in Richtung Geschäftsleute und Touristen. Aber nicht in Neumünster, in Lüneburg oder in Wanne-Eickel! Und einen repräsentativen Querschnitt der Kundenstruktur bekommt man nur, wenn man sich die Mittelstädte betrachtet und mitnichten die Metropolstädte!

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nightrider
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Beitrag von nightrider » 04.11.2013, 20:49

Wattwurm hat geschrieben: Sorry André, das muß ich Dir widersprechen. Die Altersarmut der über 65 jährigen nimmt seit Jahren dramatisch zu: http://www.sovd.de/2270.0.html
Ganz besonders die der ehemaligen Taxiunternehmer die nie genug verdient haben um was für die Rente anzusparen :-(
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Wattwurm
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Beitrag von Wattwurm » 04.11.2013, 20:51

LRKN hat geschrieben:Das Hauptproblem ist nicht der Taxitarif....


Richtig!
LRKN hat geschrieben:.... sondern die Überkapazität an Taxis.
Falsch!

Die Taxendichte einer Stadt ist nur bei den Gutachten von Linne+Krause der entscheidende Faktor. Bei mir nicht. Bei mir ist es der Auslastungsgrad! Und....auf Grund diverser Betriebsprüfungen in meiner Stadt gehen die Betriebsprüfer vom Finanzamt, so wurde mir glaubwürdig berichtet, pauschal von einem Auslastungsgrad einer Taxi von 49 Prozent aus. Für mich als alleinfahrende Graupe natürlich vollkommen utopisch!
LRKN hat geschrieben:Und die Fahrgäste müssen sich halt dran gewöhnen, dass sie auch mal ein bisschen auf ein Taxi warten müssen. Genauso wie sie auch mal beim Frisör warten müssen.
Bei einer höheren Auslastung glaube ich noch nicht einmal das dann der Kunde länger warten müßte. Die Anfahrt von einem Taxiposten dauert meistens länger als eine Anschlußfahrt von unterwegs! Sind alle Taxen beschäftigt wird der Kunde meistens per Anschlußtour sogar schneller bedient. Natürlich nur bis zu einem gewissen Punkt. Wenn der Overflow an Touren erreicht ist, verkehrt sich meine Theorie in´s Gegenteil!

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Beitrag von am » 04.11.2013, 21:17

Ja ja, das hört sich so schön dramatisch an Wattwurm. Natürlich gibt es Altersarmut, gab es immer und wird es immer geben.

Nichts desto trotz halte ich meine Behauptung aufrecht: Wer sich heute ein Taxi leistet, kann statt 5€ dafür auch 6€ bezahlen. Das ist bloß 1€, aber auch unglaublich unverschämte 20%.


Aber das ist überhaupt nicht das Thema.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Beitrag von Wattwurm » 04.11.2013, 21:31

nightrider hat geschrieben:
Ganz besonders die der ehemaligen Taxiunternehmer die nie genug verdient haben um was für die Rente anzusparen :-(
Nicht nur die Kollege! Single, ledig, keine Kinder! Das ist heute die abartige "Normalität"....!

Früher war man verheiratet. Das bedeutete das sich auf 2 Personen die Lebenshaltungskosten eines gemeinsamen Lebensabend verteilt haben! Heute steht man vor dieser Aufgabe ganz alleine! Das macht den Unterschied, wenn es um Altersarmut geht!

Was glaubst Du was eine Kassiererin ( Single, ledig, keine Kinder) die 35 Jahre in Vollzeit und die letzten 10 Jahre in Teilzeit bei Aldi malocht hat für eine Rente bekommt? Es sind ca. 700-800 Euro im Monat! Das ganze Leben lang gearbeitet, nie arbeitslos geworden und im Alter ist man auf Wohngeld angewiesen....!

2003 waren es 439.000 Personen, 2010 rund 797.000 Personen und 2011 waren es 844.000 Personen die auf die Grundsicherung im Alter angewiesen waren! Tendenz weiter steigend.....

Aber dafür steigt auch die Zahl der Millionäre in Deutschland. Man glaubt es kaum. Die Zahl der Millionäre in Deutschland hat in diesem Jahr die Million überschritten....! Jeder 80.Bundesbürger ist ein Millionär. Tendenz steigend.....

Wir gehen den American Way of Life! Die Mittelschicht verschwindet, es wird bald nur noch arm und reich geben!

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Beitrag von am » 04.11.2013, 21:39

Kannst Du jetzt mal aufhören, den Thread zu zerlabern Wattwurm?

Das Thema ist die höhere Gewichtung des Faktors Zeit bei der Preisfindung einer Taxifahrt.
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Beitrag von Wattwurm » 04.11.2013, 21:52

Wattwurm hat geschrieben:
Die Zeittaktung spielt in der Nachtschicht nur eine untergeordnete Rolle. Viele Ampeln sind abgeschaltet und Staus morgens um 3 Uhr eher unwahrscheinlich. Freie Fahrt für Säufer, Spacken und notorischen Ehebrechern!

In der Tagschicht spielt die Zeittaktung eine ziemlich große Rolle. Staus, Ampeln, Parksuchverkehr und Busse an denen man nicht vorbei kommt. Die Oma mit ihrer schmalen Rente sitzt neben mir und muß zum Augenarzt....!

Wenn wir hier über das Thema "Zeit" debattieren, dann bitte ich darum die Sozialverträglichkeit zu beachten! Die Säufer, Spacken und Ehebrecher können gerne etwas mehr bezahlen, aber ich will nicht das die deutsche Oma auf dem Weg zum Augenarzt mehr bezahlt! Übrigens ist das auch der Grund warum sich die BWVI so gegen die Abschaffung der Karenzminute in Hamburg stemmt!
Ich bin ziemlich detailiert und für meine Begriffe auch sachlich darauf eingegangen! Meine Meinung paßt Dir natürlich nicht in den Kram!

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Beitrag von am » 04.11.2013, 22:22

Nee, mir passt nicht in den Kram, dass wir von einem berechtigten Hinweis auf Einkommensschwache Kunden bei einer intensiven Rentendebatte landen und uns über Kunden Gedanken machen, die keine sind und leider nie welche sein werden.
Es ist nicht Aufgabe des Taxigewerbes auf Kosten seiner Beschäftigten für ein 24/7 verfügbares Tür zu Tür Transportmittel zu grundsicherungskonformen Preisen zu sorgen. Nicht, solange es diese Leistung eigenwirtschaftlich ohne jegliche Subvention zu erbringen hat. Die Sicherstellung der Versorgung mit Beförderungsleistung von Grundsicherungsempfängern ist Aufgabe der öffentlichen Hand und nicht des Taxigewerbes.

Wenn wir die Tarife nicht ständig mit der Rasenmähermethode für alle Nutzer verteuern wollen, dann müssen wir Wege suchen, den Preis an die Erfordernisse anzupassen.

Die stärkere Gewichtung des Zeitfaktors kann ein Weg sein. Dies herauszuarbeiten dient dieser Thread.
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Beitrag von nightrider » 04.11.2013, 22:28

Wattwurm hat geschrieben: Wir gehen den American Way of Life! Die Mittelschicht verschwindet, es wird bald nur noch arm und reich geben!
Und genau deiner Argumentation „Sozialverträglich” entnehme ich, dass wir die Taxler genau den Weg in die „Armut” nehmen müssen weil wir nicht das verlangen sollen/dürfen was wir benötigen um vernünftig zu verdienen und Arbeitsplätze zu erhalten und natürlich auch die eigene Rente zu sichern.

Was denn nun, sollen wir fahnenschwingend und aufrecht in`s Messer laufen, damit die (angebliche) Sozialverträglichkeit gewahrt wird?
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Beitrag von Wattwurm » 04.11.2013, 22:51

André ich habe mir mal den Spaß erlaubt jede Rotphase einer Ampel in meiner überschaubaren Stadt mit einer Stoppuhr der Marke Junghans zu messen! Auf solche Ideen kommen auch nur Bekloppte! Die längste Rotphase in meiner Stadt findet man in Höhe der Holstenhalle.... 2 Minuten und 25 Sekunden! Die allermeisten Ampeln schalten in weniger als 2 Minuten wieder auf Grün! Ich war auch ziemlich überrascht davon...

Die Zeittaktung in einem Taxitarif wird überbewertet. Prozentual hat der Zeittarif am Gesamtfahrpreis einer gewöhnlichen Stadtfahrt von 10 Euro einen Anteil von 5 bis maximal 10 Prozent! Im Vergleich dazu beträgt der Anteil der Schaltung 30 % am Gesamtfahrpreis! Da anzusetzen halte ich für ehrlicher und effektiver!

Du kennst Dich aus in Deiner Stadt und Du kennst in etwa auch die Ampelphasen in Deiner Stadt. Du weißt wie Du zu fahren hast um Wartezeiten zu minimieren! Bei einer normalen Stadtfahrt von 10 Euro kommst 1-2 mal in den "Genuss" eine komplette Rotphase aussitzen zu müssen! Was bringt das? 50-60 Cent Wartegeld! Vergiß es....

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Beitrag von nightrider » 04.11.2013, 22:57

In meiner Stadt kann man für den gleichen Weg zu einem bestimmten Ziel 12,90, aber auch 15,10 Euro auf der Uhr haben.In der Rush Hour schaffst du nämlich manche Ampel erst nach der 3. oder 4. Rotphase.
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Beitrag von am » 04.11.2013, 23:36

Holger, gemeint ist hier nicht die verkehrsbedingte Wartezeit, sondern ein paralleler Zeittarif, der ab dem Einschalten des Taxameters durchläuft.
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roter stern
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Beitrag von roter stern » 04.11.2013, 23:41

und in meiner Stadt Hamburg kann man für die 26,90€ Tour
eine komplette Stunde vertrödeln, wie heute morgen oder
am Sonntag (ohne Bespaßungsevents) 25 Minuten brauchen max.

Schade das ich nicht in Neumünster oder in Unterüberammergau lebe.
Hier haben wir den täglichen Verkehrsinfarkt ohne bezahlte Wartezeit und ohne bezahlte Schleichfahrt.
Und auch als es die bezahlte Schleichfahrt und die bezahlten Stau und Ampelstops noch gab, bin ich lieber gefahren und meine Fahrgäste auch.
Aber es war wenigstens ein Ausgleich vorhanden.
Tarifkürzung 2000 ca. 15%.
Die Tariflüsterer für die Behörde damals kennen viele in Hamburg.
jeder Pferdeflüsterer und Knochenbrecher und Heilpraktiker
für Taxen ist mir lieber.

roter stern

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Beitrag von Hauke » 05.11.2013, 00:14

am hat geschrieben:Holger, gemeint ist hier nicht die verkehrsbedingte Wartezeit, sondern ein paralleler Zeittarif, der ab dem Einschalten des Taxameters durchläuft.
Danke, ich wunderte mich schon weil ich mir eigentlich nicht vorstellen konnte das wir die einzigen sind die das auch so verstanden hatten

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Beitrag von plusminus0 » 05.11.2013, 00:22

@ Roter Stern: Dann bildest du einfach den Mittelwert und gut ist. Wo ist das Problem.

Darüber, wie bei parallelem Zeittarif ständig wechselnde Fahrpreise beim Kunden ankommen kann man nur spekulieren. Auf jeden Fall hat das Taxigewerbe ein "Bescheisserimage", das so bestimmt nicht besser wird.

Mal abgesehen von Verrechnungskunden, die die Fahrzeiten gar nicht nachprüfen können + wollen.

Tatsächlich wollt ihr klammheimlich durch die Hintertür eine Tariferhöhung haben, in der Hoffung, ein schlecht ausgelastetes Gewerbe so wieder flott zu bekommen.

Klar, wer gestern für 5 € mit uns fuhr, wird das auch für 6 € tun. Nur nicht mehr so oft. Da liegt das Problem.

Bei guter Wagenauslastung sind/wären auch mit dem aktuellen Tarif (sogar mit Karenzminute) ausreichende Gewinne zu erzielen. So schlecht kann der Tarif also nicht sein.

Ausserdem sollte man mal die Themen Tarif und Fahrerentlohnung sauber voneinander trennen. Ein guter Tarif führt zu optimalem Umsatz + Gewinn, die Fahrerentlohnung ist Verhandlungssache zw Unternehmer und Fahrer. Viele Fahrer auf dem Markt -> niedrige Löhne. Freie Marktwirtschaft.

Gute Auslastung und ausreichende Bedienfähigkeit könnte man schon unter einen Hut bringen. Aber nicht in einem Gewerbe, in dem dutzende mehr oder weniger grosse Zentralen und massenweise Graupen nebeneinander her arbeiten.

Wattwurm
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Beitrag von Wattwurm » 05.11.2013, 00:35

am hat geschrieben:....... sondern ein paralleler Zeittarif, der ab dem Einschalten des Taxameters durchläuft.
Was ist das denn? Ein paralleler Zeittarif zusätzlich zum Kilometertarif? Ist das technisch mit unseren Taxametern überhaupt durchführbar! Also das ist mir hier alles zu kompliziert! Ich glaube ihr guckt zuviele Science Fiction Filme! André beam me up.... :lol:

taxi.micha hat geschrieben:Bei uns kommt der mitlaufende Zeittarif!
Und bei mir am 6.Dezember der Nikolaus....

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Beitrag von eichi » 05.11.2013, 01:37

Ja, Watti, das geht!

Dann wird es so übersichtlich wie eine Handwerkerrechnung:
Arbeitszeit + Material :wink:
Es ist so bequem, unmündig zu sein. (Immanuel Kant)

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Beitrag von nightrider » 05.11.2013, 01:59

eichi hat geschrieben: Arbeitszeit + Material :wink:
So muss es sein Arbeitszeit = Zeit, Kilometer = Material, dann stimmt die Rechnung. Hat sich im Handwerk Jahrhunderte bewährt ;-)
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Beitrag von Anna Chronismus » 05.11.2013, 10:37

Es gibt zwei gute Gründe, die Taxitarife dahingehend weiter zu entwickeln, dass der Fahrpreis zumindest ganz überwiegend zeitbasiert wäre:

Zum einen entspricht es den Üblichkeiten im Dienstleistungsbereich, nach Zeit bezahlt zu werden. Nach meiner Überzeugung wird in unserem Fall eine Maschine (= Taxi) nebst Maschinenführer (= Taxifahrer) vermietet, und zwar für eine vom Kunden zu bestimmende Zeit. Der Kunde will entweder von A nach B, oder er hat eine Strecke mit mehreren Zwischenhalten ("wir müssen noch jemanden abholen"), oder will gar abschließend an den Ursprungsort zurück. Es gibt dabei auch immer wieder Zwischenstops ohne Fortbewegung, und so mancher ist nicht verkehrs-, sondern kundenbedingt ("Können wir noch an der Tankstelle / beim EC-Automaten halten?")

Zum anderen hat es mehrere Urteile des Europäischen Gerichtshofes gegeben, die andere Verkehrsträger (Bahn, Fluggesellschaften) verurteilten, weil der Kunde nicht problemlos zu seinem Ziel gekommen war:
- Die Bahn muss auch Entschädigungen zahlen, selbst wenn die Verspätungen auf höhere Gewalt (Streik, Wetter, Schienen kaputt - Tagesschau-Meldung zum Urteil des EuGH) zurückzuführen sind.
- Eine Fluggesellschaft muss auch dann Entschädigung zahlen, wenn die Flugunterbrechung auf Höhere Gewalt zurückzuführen ist. Konkret musste Ryanair einer Kundin sieben Tage Hotelaufenthalt bezahlen, weil sie wegen einer isländischen Vulkanaschewolke in Portugal hängenblieb und nicht nach Hause kam (Stern-Artikel).

Auch wenn in beiden Fällen spezifische Rechtsgründe für den jeweiligen Verkehrsträger ausschlaggebend waren, so ist trotzdem eine gewissen Tendenz in Richtung "Werkvertrag" zu erkennen. Bei einem Werkvertrag muss der Kunde nur zahlen, wenn der Erfolg eingetreten ist (auf uns übertragen wäre das bei einer Fahrt vom Flughafen zum Innenstadt-Termin in das pünktliche Erreichen eines Termins in z.B. 30 Minuten - bei Stau müsste der Fahrgast schlimmstenfalls nicht zahlen). Um hier vorzubeugen, sollte die rechtliche Bewertung und damit auch die Bezahlung stärker in Richtung "Dienstleistungsvertrag" entwickelt werden, und das wäre im Ergebnis ein ganz überwiegend zeitbasierter Taxitarif.

Im HTV hatten wir 2012 einen solchen Entwurf entwickelt, dem nur noch ein Korrekturfaktor für Fernstrecken oberhalb 50 km fehlte (ohne Korrekturfaktor wurden die billiger). Das Projekt hatten wir dann im Zuge der ARGE-Bildung zurückgestellt und uns erst einmal gemeinsam um die Anpassungen des "herkömmlichen" Taxitarifs gekümmert. Wenn andere nun auch an so etwas basteln, wären wir sehr daran interessiert. Jetzt, vor dem Hintergrund eines kommenden Mindestlohnes und damit dem endgültigen Abschied vom Provisionslohn, wäre es an der Zeit, die damaligen Überlegungen in die Hamburger ARGE-Runde einzuführen.
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