Die Zeitkomponente im Taxitarif?

Personenbeförderungsrecht, Taxitarife.
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nightrider
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Beitrag von nightrider » 05.11.2013, 10:56

Anna Chronismus hat geschrieben:(auf uns übertragen wäre das bei einer Fahrt vom Flughafen zum Innenstadt-Termin in das pünktliche Erreichen eines Termins in z.B. 30 Minuten - bei Stau müsste der Fahrgast schlimmstenfalls nicht zahlen)
Ich denke das kann man so nicht auf Taxen übertragen. Zum 1. wenn einer in`s Taxi steigt kann er mir keinen Termin setzen bis wann ich ein Ziel zu erreichen habe, denn ich muss mich nach dem Verkehr und der StVo richten, zum 2. mache ich auch keine Zusage, dass ich eine Strecke in einer bestimmten Zeit schaffe.
Bei Zug und Flug ist das anders, dort wird versprochen, dass das Verkehrsmittel innerhalb einer bestimmten Zeit sein Ziel erreicht.
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Anna Chronismus
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Beitrag von Anna Chronismus » 05.11.2013, 11:06

nightrider hat geschrieben:Bei Zug und Flug ist das anders, dort wird versprochen, dass das Verkehrsmittel innerhalb einer bestimmten Zeit sein Ziel erreicht.
Das ist richtig. Stutzig bin ich aber bei der rechtlichen Begründung im Hinblick auf das Bahnurteil geworden. Es ist im Urteil die Rede, davon, dass Verspätungen z.B. aus technischen oder Wetter-Gründen häufig und damit kalkulierbar wären. Das wären innerstädtische Staus auch.

Mir geht es in der Argumentation nicht darum, Taxi gleichzusetzen mit Verkehrsträgern, die nach Fahrplan agieren. Um aber gleich einen Riegel vorzuschieben gegen die Werksvertrags-Hintertür, wäre eine klare Ausrichtung in Richtung Dienstleistungsvertrag + zeitbasierter Taxitarif zielführend.
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Beitrag von Hauke » 05.11.2013, 11:09

nightrider hat geschrieben:Ich denke das kann man so nicht auf Taxen übertragen. Zum 1. wenn einer in`s Taxi steigt kann er mir keinen Termin setzen bis wann ich ein Ziel zu erreichen habe, denn ich muss mich nach dem Verkehr und der StVo richten, zum 2. mache ich auch keine Zusage, dass ich eine Strecke in einer bestimmten Zeit schaffe.
Bei Zug und Flug ist das anders, dort wird versprochen, dass das Verkehrsmittel innerhalb einer bestimmten Zeit sein Ziel erreicht.
Der entscheidende Punkt ist, wir fahren nicht nach Fahrplan den es +/- 5 Minuten einzuhalten gilt.

Zusagen machen ich aber trotzdem. Wenn der Fahrgast heute eine Tour für Morgen früh zum Flughafen bestellt und mir sagt das er um 10 Uhr am Terminal sein muss, sage ich das wir um 08:30Uhr los fahren können und dann noch locker 40 Minuten Platz haben. Reichen die 40 Minuten wegen Stau nicht aus, habe ich ein Problem. Sagt der Kunde das er nicht so früh da sein möchte und das 08:50 Uhr auch reichen würde und es kommt dann zum Stau, hat der Kunde ein Problem. Ich muss dem Kunden schon irgendwie eine Zeit nennen wenn er sich nicht auskennt. Meine Erfahrungswerte der Fahrzeit +30 Minuten lege ich dem Kunden in den Mund und erwarte das er sie so annimmt. Kommt es dann zu Verzögerungen bin ich in der Pflicht.

Vorbestellungen sind bei diesem Thema von der Sofortbestellung zu trennen.

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Beitrag von nightrider » 05.11.2013, 13:31

Anna Chronismus hat geschrieben: Um aber gleich einen Riegel vorzuschieben gegen die Werksvertrags-Hintertür, wäre eine klare Ausrichtung in Richtung Dienstleistungsvertrag + zeitbasierter Taxitarif zielführend.
Mit einer Taxifahrt gehen beide Seiten einen Werkvertrag ein das ist so. Trotzdem, wir fahren keinen Linienverkehr und haben keine verbindlichen Fahrpläne. Fragt mich ein Kunde wie lange wir brauchen sage ich ihm „ich schätze mal wenn nichts dazwischenkommt ca xx Minuten, aber ich kann nichts versprechen”

Auch bei einem Abholtermin meinetwegen zum Flugplatz sage ich dem Kunden wenn er fragt wie lange vorher wir fahren sollen immer, „weiß ich nicht, normal etwa xx, aber das muss er entscheiden, denn ich kann keine Staus und andere Behinderungen vorhersehen”
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Beitrag von Wattwurm » 05.11.2013, 13:51

Haaaaalt alles auf Null....!

Bevor wir uns über die rechtliche Seite unterhalten, muß feststehen das so ein parallel laufender Zeittarif technisch mit unseren Taxametern überhaupt machbar ist. Ich habe mal die Unternehmeranleitung meiner Kienzle Argo 1155 vor und rückwärts durchgeblättert und darüber absolut nichts gefunden! Wie sieht das aus mit den Eichämtern? Sind die in der Lage gleichzeitig Kilometertarif und Zeittarif zu prüfen?

Also Kinder, ein Schritt nach dem anderen. Sonst wird das nix! Also da habt Ihr ja mal wieder ein Faß aufgemacht....! Nicht zu fassen.... :mrgreen:

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Beitrag von nightrider » 05.11.2013, 14:15

So ein moderner Taxameter ist nichts anderes als ein Computer, den kann man fast programmieren wie man will. Eine Uhr ist vorhanden, ein Kilometerzähler ist vorhanden, alles Andere ist nur eine Sache der Programmierung.

Auch jetzt gibt es ja unterschiedliche Programmierungen mal gibt es Karenzminuten, mal nicht, hier ist der Stundensatz 27,- Euro, dort 20,- Euro, der Abholtarif läuft bei uns auf der Rückfahrt nur nach Zeit, der Normatarif schaltet ab 15 kmh auf Zeit usw....

Es geht eigentlich fast Alles, man könnte sogar Tarifanpassungen über mehrere Jahre im Voraus einprogrammieren.

Nachdem das jedoch der Hersteller, bzw ein von ihm beauftragtes Unternehmen machen muss steht das auch in keiner Bedienungsanleitung
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Beitrag von am » 05.11.2013, 14:24

Taxameter müssen das können

Eichordnung (ab Seite 114)
http://www.gesetze-im-internet.de/bunde ... gesamt.pdf

Informationsblatt aus Sachsen an Verkehrsämter ("Paralleltarif")
http://www.eichamt.sachsen.de/download/ ... saetze.pdf


Offiziell nennt sich das Standardberechnungsmodus D
Standardberechnungsmodus D (doppelte Tarifberechnung)

Fahrpreisberechnung in der Weise, dass während der gesamten Fahrt gleichzeitig sowohl der Zeittarif als auch der Wegtarif zugrunde gelegt wird.
http://www.arbeitssicherheit.de/index.p ... 2930705,99


Noch Fragen Holger?
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Beitrag von Wattwurm » 05.11.2013, 21:32

Okay, das scheint technisch möglich zu sein! Breche ich mir ja keinen Zacken aus der Krone das einzugestehen!

Aber ich möchte das nicht. Ich habe mich bisher immer gegen Staffeltarife ausgesprochen und werde mich auch gegen Paralelltarife aussprechen!

Ich will Klarheit und Transparenz für den Kunden und Preisehrlichkeit! Die meisten Taxiapps haben den Taxirechner integriert, der Kunde hat damit die Möglichkeit sich seinen ungefähren Fahrpreis selbst auszurechnen. Ungefähre Fahrpreise lassen sich auch vom Zentralenpersonal am PC errechnen, und auf Nachfrage kann man dem Kunden auch den theoretischen Fahrpreis mitteilen! Eine super Sache, die die Akzeptanz des Taxis verbessert! Mit einem paralell geschalteten Zeittarif wird eine ungefähre Vorausberechnung des Fahrpreises komplizierter, wenn nicht gar unmöglich, weil der Fahrpreis dann von vielen Zufällen ( Verkehrsdichte, Ampeln, Bahnübergänge ) abhängig ist!

Bei allem was wir fordern und beschließen, müssen wir alles durch die Kundenbrille sehen! Ich bin nicht der Anwalt unserer Fahrgäste, ich bin auch kein Sozialromantiker sondern vielmehr ein hart kalkulierender Geschäftsmann mit dem Streben nach Gewinnmaximierung, aber wir dürfen unsere Kunden nicht verprellen. Ich bin ziemlich erschüttert muß ich sagen! Der Begriff Kundenpflege scheint hier gänzlich unbekannt zu sein!

Welche Auswirkungen hätte denn so ein Paralelltarif? Auf Grund der Preisunsicherheit kämen dann wieder vermehrt die Anfragen nach Festpreisfahrten auch innerhalb des Tarifgebietes! Ich bin froh darüber das diese Anfragen der Kundschaft in meiner Stadt kaum noch vorkommen!

Grundgebühr 5 Euro, Kilometerpreis 2.- Euro alles klar. Unverschämt teuer aber immerhin transparent und ehrlich! Die Art der Debatte hier, nämlich wie kann ich dem Kunden die Knete aus der Tasche ziehen ohne das er das sofort merkt, stößt mich ehrlich gesagt ein wenig ab! Das erinnert mich an Salvatore...

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Beitrag von SindSieFrei? » 05.11.2013, 22:04

Watti, du bietest deine Dienstleistung also nicht nach Zeitaufwand an? Damit bist du wohl der einzige "Handwerker", der das nicht macht. Die Karenzminute ist das beste Beispiel dafür. Ich werde niemals aufhören, gegen diesen Schwachsinn anzulaufen. FG bezahlen nach Zeit, wenn ich im Stau stehe, sind die ganz verdaddert, wenn ich denen erzähle, das sie jetzt "umsonst" fahren. Das versteht KEINER! KEINER!. Noch nicht einer hat die Regelung als gut befunden.
Wieso, wenn der Monteur der Waschmaschine feststellt, das noch mehr Teile ausgetauscht werden müssen, sollte der dir die ZEIT dafür schenken? Stau ist Zeit und Zeit ist Geld, basta!!!

LG
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Beitrag von Wattwurm » 05.11.2013, 23:01

Der Wegfall der Karenzminute würde quasi bedeuten das das Taxigewerbe den Fahrgast für die verkorkste Verkehrspolitik in Haftung nimmt! NIEMALS wird die BWVI den Wegfalll der Karenzminute zustimmen, weil das einem Schuldeingeständnis des Versagens der kommunalen Verkehrspolitik gleich kommen würde! Jahrelange Tatenlosigkeit der Verkehrspolitiker müssen die ausbaden die das schwächste Glied in der Kette sind. Und das ist das zutiefst gespaltende und zerstrittende Taxigewerbe in Hamburg....

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Beitrag von nightrider » 06.11.2013, 00:34

Beim Handwerker bin ich „das schwächste Glied in der Kette” aber dem ist das egal, wenn die Reparatur länger dauert zahle ich die Zeit, fertig. Warum sollten wir das anders handhaben.

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Beitrag von Anna Chronismus » 06.11.2013, 00:43

Wattwurm hat geschrieben:Jahrelange Tatenlosigkeit der Verkehrspolitiker müssen die ausbaden die das schwächste Glied in der Kette sind. Und das ist das zutiefst gespaltende und zerstrittende Taxigewerbe in Hamburg....
Einerseits äußert sich das Hamburger Taxengewerbe gegenüber Verwaltung und Politik seit eineinhalb Jahren erfolgreich mit einer Stimme *. Andererseits werden Politik und Verwaltung demnächst ein ernstes Taxitarif-Problem haben, sobald der gesetzliche Mindestlohn kommt. Wer in Politik und Verwaltung nicht öffentlich zerrissen werden will für eine zweistellige Taxitarif-Erhöhung, kommt um die leise Form via Abschaffung der Karenzminute nicht herum. Was ja öffentlich auch gut vertreten werden könnte, denn man käme nur zurück zum deutschen Normal-Tarif. Und der ist eine Mischung aus Grundgebühr, Entfernung und Zeitkomponente.

Worüber perspektivisch gesprochen werden muss, ist dabei die deutliche Anhebung der Zeit-Komponente, logischerweise zu Lasten der Entfernungs-Komponente.


* Die Brühe der Rahlstedter, Niendorfer und Berliner gleichermaßen lauten wir sprachlich ungelenken QuerulantInnen sowie einsamen Bahrenfelder LKW-Fahrer nimmt doch außerhalb deren eigener Dunstglocke keiner/niemand/nichts mehr ernst. Zu Recht: Bis kurz nach 23:00 war im Querulanten-Forum heute in acht Threads geschrieben worden, darunter in keinem einzigen im Hamburger Bereich. Und ich habe auch nichts erblickt, was bezüglich Substanz und Sprachniveau auch nur in die Nähe käme dessen, was man aktuell hier z.B. im Thread "Die Zeitkomponente im Taxitarif" zu lesen bekommt. Dazu zum 3. Norddeutschen Taxi-Tag jede Menge Mutmaßungen und Gerüchte aus fünfter Hand, was bei dem Trauerspiel an "Moderation" dann auch noch fehlplatziert im Online-Bereich ("Taxis Online") abgehandelt wird. Nur peinlich ... Aber so kann ich guten Gewissens wieder zwei bis vier Wochen auf das Draufgucken "drüben" verzichten, wie ich es schon seit Langem so praktiziere. Häufigeres Gründeln im Morast und Bodensatz wäre weder unterhaltsam noch erhellend, sondern schlicht nur zeitraubend.
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Beitrag von plusminus0 » 06.11.2013, 01:31

nightrider hat geschrieben:Noch mal wir sind keine Heilsarmee, oder Samariter
Völlig richtig. Ich möchte auch jedem Fahrgast möglichst viel Geld aus der Tasche ziehen. Dazu muss er aber erstmal in mein Taxi einsteigen.

Ein Handwerker kann seine Preise gestalten wie er will. Auf den bin ich angewiesen, aufs Taxi nicht. Die Details auf der Rechnung meiner Kfz-Werkstatt gucke ich mir gar nicht erst an. Kann ich sowieso nicht überprüfen. Mich interessiert die Endsumme und ob er preiswerter arbeitet als die Vertragswerkstatt.

Wir haben hier in der Stadt auf jeden Fall Konkurrenz, die mit festen Preisen für die Fahrt von A nach B arbeitet (Hamburger Verkehrsverbund, diverse Mietwagenunternehmen).

Warum einen Tarif kompliziert gestalten, wenn man sich auch auf Mittelwerte beziehen kann. Heute kostet A nach B 15 €, morgen 25 € weil Stau, da kann ich auch gleich nach Kilometern abrechnen und immer 20 € nehmen.

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Beitrag von nightrider » 06.11.2013, 01:41

plusminus0 hat geschrieben:
Völlig richtig. Ich möchte auch jedem Fahrgast möglichst viel Geld aus der Tasche ziehen. Dazu muss er aber erstmal in mein Taxi einsteigen.
Nicht ganz, ich will den Leuten nicht möglichst viel aus der Tasche ziehen, aber soviel wie nötig ist das Taxigewerbe mit dem was noch kommt auch am Leben zu halten, bzw vernünftig zu bezahlen, alles wird schließlich teurer auch für uns.


plusminus0 hat geschrieben: Warum einen Tarif kompliziert gestalten, wenn man sich auch auf Mittelwerte beziehen kann. Heute kostet A nach B 15 €, morgen 25 € weil Stau, da kann ich auch gleich nach Kilometern abrechnen und immer 20 € nehmen.
Weil ein Taxitarif eigentlich immer kompliziert ist auch jetzt.

Wir haben nur 2 Möglichkeiten der Berechnung 1. Zeit, 2. Strecke eine weitere Variante fällt mir zumindest nicht ein.

Grundsätzlich ist es nur gerecht die Nutzung als Solche zu berechnen, einmal nach Zeit, denn sie wird ja auch von uns gefordert und benötigt und einmal nach Strecke das sind die Materialkosten (Verschleiß, Kaufpreis, Sprit, Wertverlust, usw...). Letztlich sollen wir Unternehmer ja in Zukunft auch nach Zeit bezahlen, also müssen auch entsprechende Einnahmen kommen, wie sollte es sonst gehen?
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Beitrag von jr » 06.11.2013, 02:05

plusminus0 hat geschrieben:Warum einen Tarif kompliziert gestalten, wenn man sich auch auf Mittelwerte beziehen kann. Heute kostet A nach B 15 €, morgen 25 € weil Stau, da kann ich auch gleich nach Kilometern abrechnen und immer 20 € nehmen.
So rechnen auch die freien Kfz-Ketten. Die Summe am Ende muß passen, wie sie zustande kommt, ist völlig schnurz. Berechenbarkeit ist Kunden tendenziell sogar einen Aufpreis wert, wie ich bei Anfragen von gewerblichen Taxikunden erfahren konnte. Berechenbarkeit schafft Vertrauen und mindert Reibungsverluste durch nötige Kontrollen, all das ist Geld wert. Der wechselnde Zeitfaktor verschenkt diesen Mehrwert.

Der Ansatz, den eigenen Aufwand 1:1 in Preise umsetzen zu wollen, ist auch sonst aus der Zeit gefallen. Wir werden das demnächst vielleicht sogar bei einem Klassiker des exakten 1:1-Abrechnens sehen, dem Tanken. Da dürfte der Kauf von Mobilität den von Liter oder kwh ablösen. Im Bahnbereich hat dieser Wechsel schon längst stattgefunden, pauschale Tickets ersetzen das sture Berechnen nach Strecke. Und im Gegensatz zu uns kostet es dort umso mehr, je schneller eine Fahrt abgewickelt wird. Bei uns wäre es bei einem hohen Zeitanteil in der Berechnung genau umgekehrt. Läßt sich das gewinnbringend darstellen?
nightrider hat geschrieben:Letztlich sollen wir Unternehmer ja in Zukunft auch nach Zeit bezahlen, also müssen auch entsprechende Einnahmen kommen, wie sollte es sonst gehen?
Andere Gewerbe bezahlen auch nach Zeit, wie machen die das, wenn sie trotzdem auf Pauschalen setzen? Ich will den Satz von plusminus0 unter Berücksichtigung meines ersten Absatzes ein wenig modifizieren: "Heute kostet A nach B 15 €, morgen 25 € weil Stau, da kann ich auch gleich nach Kilometern abrechnen und immer 21 € nehmen." Würdest du dennoch 20 € vorziehen?

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Beitrag von eichi » 06.11.2013, 02:11

Die gesetzlichen Vorgaben verbieten es dem Taxigewerbe, die Einkünfte bei einem Fahrauftrag zu erhöhen.
Der Tarif ist vorgegeben und verpflichtend, ebenso das Gebot, die kürzeste Strecke zu fahren.
Watti schrieb:
Der Wegfall der Karenzminute würde quasi bedeuten das das Taxigewerbe den Fahrgast
für die verkorkste Verkehrspolitik in Haftung nimmt!
Das ist "a Schmarrn"!
Dazu ist das Taxengewerbe schlicht nicht in der Lage, ebenso wie der Fahrgast leiden wir unter den suboptimalen
Verkehrsbedingungen. Es muss der jeweilige Fahrgast den Aufwand bezahlen, den er verursacht. Und wenn er nicht
vorne an der Reeperbahn aussteigen mag, sondern sich bis zum Nobistor eine Viertelstunde im geheizten Auto den
Verkehrskollaps anschaut, muss der Fahrpreis das widerspiegeln ( also 7,50 € statt 1,20 €)*.
Das muss ihm der Spass wert sein! Der Fahrer kann ja derweil nichts anderes machen, na gut: Zähne knirschen.

*Die Karenzminute verhindert ja auch das Umschalten in den
Zeittarif unterhalb der Umschaltgeschwindigkeit,
also sind wir hier doppelt v er ar sc ht.
Es ist so bequem, unmündig zu sein. (Immanuel Kant)

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Beitrag von nightrider » 06.11.2013, 07:56

jr hat geschrieben: Im Bahnbereich hat dieser Wechsel schon längst stattgefunden, pauschale Tickets ersetzen das sture Berechnen nach Strecke. Und im Gegensatz zu uns kostet es dort umso mehr, je schneller eine Fahrt abgewickelt wird. Bei uns wäre es bei einem hohen Zeitanteil in der Berechnung genau umgekehrt. Läßt sich das gewinnbringend darstellen?
Die Bahn ist wohl nicht ganz vergleichbar, 1. dürfen wir keine Pauschalen machen das verbietet das PBefG und 2. kann die Bahn ganz anders kalkulieren, dort sitzen bis zu 500 Leute und mehr in einem Zug und wirkliche Pauschalschnäppchen sind kontingentiert, braucht man kurzfristig so ein Ticket besteht kaum eine Chance.
jr hat geschrieben:
Andere Gewerbe bezahlen auch nach Zeit, wie machen die das, wenn sie trotzdem auf Pauschalen setzen?
Wie oben schon erwähnt, im Zug sitzen einige 100 Leute im Bus auch bis zu 70 (Linie) und die müssen auch immer fahren, egal ob leer, oder besetzt, also versuchen sie mit Pauschalkontingenten die „Menschencontainer” voll zu bringen, was sie im Gegensatz zu uns auch dürfen.

Ganz nebenbei bemerkt, besonders die Bahn ist „Weltmeister” in Preiserhöhungen jährlich bis zu 2 x ist da schon Standard, bei uns sind schon 5 - 7 Jahre zwischen 2 Erhöhungen die Regel.


Wie schon erwähnt ist/wäre es durchaus gerechter den tatsächlichen Aufwand zu berechnen der ja tatsächlich entsteht und den wir auch bezahlen sollen, also müssen wir das auch irgendwie einnehmen.
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Beitrag von nightrider » 06.11.2013, 10:05

Das Taxigeschäft mal grundsätzlich.

Bisher haben wir immer quasi „Streckennutzung” verkauft, aber nie den „Systemgedanken”

Taxi ist ja eigentlich ein Paket, ein Beförderungssystem bestehend aus 24/7 Verfügbarkeit, Verfügbarkeit an öffentlichen Strassen und Plätzen (Standplätze) Funkbereitschaft, Verfügbarkeiten Nachts, Feiertags, usw. also ein ganzes Paket an Leistungen die aber nie verrechnet wurden.

Mit einem Tarif nach Zeit und Strecke würde das auch endlich einmal gewürdigt, denn Standzeiten mit permanenter Verfügbarkeit sind ja auch Arbeitszeiten, egal ob für den Unternehmer, oder den Fahrer. Auch diese Zeiten müssen irgendwie bezahlt, bzw kompensiert werden, zumindest sollen das die Unternehmer zukünftig bezahlen.
Genauso verhält es sich mit dem Taxifunk, der geht einseitig zu Lasten der Unternehmer, es ist aber ein Service für den Kunden der dadurch schnell und unkompliziert 24/7 an ein Taxi kommt und nicht erst wenn es dumm läuft 20 Unternehmer anrufen muss bis er evtl. ein Taxi bekommt, besonders Nachts.

Das Alles, Bereitschaft, Verfügbarkeit, Funk ist ein Servicepaket das wir anbieten und das natürlich Geld kostet, einen Bus kann der Kunde nicht zu jeder Zeit an jeden beliebigen Ort bestellen.

Das muss auch in das Bewusstsein der Kunden gerückt werden, dann bin ich mir ziemlich sicher wird auch ein Mehrpreis durchaus von den Meisten akzeptiert.

Schließlich sind unsere Kunden ja auch selbst irgendwo angestellt, oder selbstständig und wollen auch für ihre Arbeitszeit und ihren Aufwand entsprechend bezahlt werden.
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Beitrag von Hauke » 06.11.2013, 10:32

nightrider hat geschrieben: Das muss auch in das Bewusstsein der Kunden gerückt werden, dann bin ich mir ziemlich sicher wird auch ein Mehrpreis durchaus von den Meisten akzeptiert.

Schließlich sind unsere Kunden ja auch selbst irgendwo angestellt, oder selbstständig und wollen auch für ihre Arbeitszeit und ihren Aufwand entsprechend bezahlt werden.
Ich geh noch ein Schritt weiter und gebe zu bedenken das die ganzen kleinen Dienstleistungen nebenher wie Einkauf nach Oben tragen. Koffer ein und ausladen, Rollator zusammen klappen und einladen als Selbstverständlichkeit angesehen werden und sich zum Teil auch nicht im Trinkgeld wiederfinden.

Das alles kostet Zeit... wenn auch nur wenig.

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Beitrag von Anna Chronismus » 06.11.2013, 12:10

nightrider hat geschrieben:Bisher haben wir immer quasi „Streckennutzung” verkauft, aber nie den „Systemgedanken”

Taxi ist ja eigentlich ein Paket, ein Beförderungssystem bestehend aus 24/7 Verfügbarkeit, Verfügbarkeit an öffentlichen Strassen und Plätzen (Standplätze) Funkbereitschaft, Verfügbarkeiten Nachts, Feiertags, usw. also ein ganzes Paket an Leistungen die aber nie verrechnet wurden.
Das ist eine richtige, eine kluge Bemerkung. Hinzu kommt, dass wir das Taxengewerbe insbesondere in (groß)städtischen Bereichen auch stärker vernetzen müssen mit den anderen öffentlichen Verkehrsangeboten. Wir werden bei dem stark anwachsenden ÖPNV + Fahrradverkehren + CarSharing künftig wichtige Zu- und Wegbringer- und noch wichtigere Scharnier-Funktionen haben. Wenn die Gesamtheit der öffentlichen Angebote so gut und auch so gut vernetzt sind, dass viele Menschen auf ihren privaten PKW verzichten, wächst unser Geschäft automatisch mit den anderen öffentlichen Angeboten mit. Und die Zuwachsraten von ÖPNV, Fahrrad und CarSharing werden beträchtlich sein. Von daher kann es, um einen Bogen vom "Systemgedanken" zum Threadthema zu schlagen, sogar irgendwann sinnvoll sein, sich den Kunden mit einer ÖPNV-Abokarte oder Kunden mit einem CarSharing-Vertrag oder Nutzern von StattRad auch preislich zu öffnen. Das aber - keine Sorge - eher mittel- oder langfristig und nicht schon morgen.
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