Die Zeitkomponente im Taxitarif?

Personenbeförderungsrecht, Taxitarife.
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Die Zeitkomponente im Taxitarif?

Beitrag von am » 03.11.2013, 21:29

Hier gerade als Teil einer Lösung in der Mindestlohndiskussion vorgeschlagen, personenbeförderungsrechtlich als fester Bestandteil des Taxitarifes vorgesehen, von unseren Kunden gehasst, in aller Regel nicht verstanden.

In letzter Zeit wird gerne mal darüber diskutiert, den Faktor Zeit stärker in die Tariffindung einzubeziehen, wenngleich nur zaghaft.

Wie könnte man dies ausgestalten, wie denkt Ihr darüber?



(Letzte Nacht zwei Mädels, Mitte Zwanzig, mit kurzer Wartezeit als die Frage kam, ob ich denn nicht die Uhr anhalten könne, während eines der beiden Mädels ihren Hund wegbringe. Die Logik ihrer Antwort als ich selbstverständlich verneinte und fragte, ob sie denn umsonst arbeiten würde: Naja, sie haben das dann doch schwarz! :roll: )
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Beitrag von taxi.micha » 03.11.2013, 21:40

Bei uns sind sie schon dabei, der Km Preis soll runter gesetzt werden, dafür wird ein Zeitfakor im zehn Sek. takt eingbaut.
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Beitrag von am » 03.11.2013, 21:43

Von wem wird es vorangetrieben?

Gibt es schon Zahlen zur Gegenüberstellung?
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Beitrag von taxi.micha » 03.11.2013, 21:46

Der GVN unser Verband treibt es an, Zahlen und evtl. Tarife werde ich morgen einstellen, das Modell ist vielversprechen.
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Beitrag von am » 03.11.2013, 21:54

Ok, ich dachte, der GVN hätte derzeit keine schlagkräftige Taxitruppe mehr, aber das ist ein anderes Thema.
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Beitrag von taxi.micha » 03.11.2013, 21:58

Stimmt ist auch unsere Bezirksgruppe die das Modell entwickelt.
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Beitrag von taxi.micha » 03.11.2013, 22:00

Und da die von 3811 mit geführt wird, wird es wohl auch was werden.
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Beitrag von nightrider » 03.11.2013, 22:47

Ein Zeittarif der alle Kosten decken kann und noch genug an Profit hergibt ist das Einzige was ich mir in der ML-Diskussion vorstellen kann.

Es muss zusammenpassen, wenn nach Zeit bezahlt werden muss, muss auch nach Zeit eingenommen, bzw. berechnet werden nur so wird ein Schuh draus.

Nach Zeit zahlen und nach Kilometern abrechnen funktioniert irgendwo nicht das passt nicht zusammen.

Auch im Handwerk gibt es 2 Angebotsvarianten, z.B. Fliesenleger, Pflasterer rechnen entweder nach Stunden, oder nach qm ab eines von Beiden wobei letzteres meistens einen Akkordlohn nach sich zieht.
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Beitrag von am » 03.11.2013, 23:20

taxi.micha hat geschrieben:Und da die von 3811 mit geführt wird, wird es wohl auch was werden.
Ah ja, P. hatte sowas bei einem Treffen schonmal kurz erwähnt. Das schwelt dann aber schon seit Beginn der Diskussion.
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Beitrag von am » 03.11.2013, 23:26

nightrider hat geschrieben:...
Auch im Handwerk gibt es 2 Angebotsvarianten, z.B. Fliesenleger, Pflasterer rechnen entweder nach Stunden, oder nach qm ab eines von Beiden wobei letzteres meistens einen Akkordlohn nach sich zieht.
Grundlage ist immer der Faktor Zeit in Verbindung mit den Lohnkosten. Auch bei Abrechnung nach Masse.

Bei den Taxitarifen wurde aber viel zu lange der Faktor Lohnkosten vernachlässigt und der Fokus zu stark auf die Kraftstoffkosten gerichtet. Die machen aber nur einen Bruchteil der Komposition aus. Leider wird von Behörden gerne mal argumentiert, dass die Kraftstoffkosten doch gerade gesunken seien. Ein selbst gemachtes Problem des Gewerbes allerdings.
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Beitrag von nightrider » 03.11.2013, 23:45

am hat geschrieben: Bei den Taxitarifen wurde aber viel zu lange der Faktor Lohnkosten vernachlässigt und der Fokus zu stark auf die Kraftstoffkosten gerichtet. Die machen aber nur einen Bruchteil der Komposition aus.
Das liegt wahrscheinlich daran, dass es früher eher wenig MWU`s gab, die Mehrzahl noch Einmannbetriebe waren bei denen Lohnkosten erst gar nicht kalkuliert wurden.

Als es dann immer mehr MWU`s gab lag die Lösung Provision nach Umsatz sehr nah, anders ging es nicht auf, der Fahrer muss sich selbst bezahlen, bezahlt machen. (Was ja grundsätzlich auch nicht falsch ist).

Jetzt jedoch wo ML und Verbot der Leistungsbezahlung diskutiert und vielleicht auch umgesetzt werden sind Fahrer nach derzeitigem Tarif nicht bezahlbar.

Eigentlich ist es auch wesentlich gerechter den Kunden die Zeit in Rechnung zu stellen die sie das Taxi nutzen statt der gefahrenen Kilometer,oder eine Mischung aus Beidem. Jeden anderen Dienstleister, oder Handwerker bezahlt man auch nach der Zeit die er benötigt seinen Job zu erledigen. Oft verlangen die auch noch „enorme” Anfahrtsgelder, selbst wenn die nur „um ein paar Ecken” fahren die für mich in keiner Relation stehen.

Sprich Zeit der Nutzung insgesamt + Kilometer als quasi Materialkosten = Tarif

Kurz es muss umgedacht werden, die ganze Tarifstruktur muss sich ändern und auch deutlich teurer werden, ansonsten back to the roots nur noch Selbstfahrer
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Beitrag von am » 04.11.2013, 00:01

Sicher. Die Frage ist, wie hoch muss der Stundensatz am Ende sein, damit nachfragestarke Schichten die Kosten der schwachen Schichten decken, um den Status Quo der Bedienfähigkeit aufrecht zu erhalten?
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Beitrag von nightrider » 04.11.2013, 04:28

am hat geschrieben:Sicher. Die Frage ist, wie hoch muss der Stundensatz am Ende sein, damit nachfragestarke Schichten die Kosten der schwachen Schichten decken, um den Status Quo der Bedienfähigkeit aufrecht zu erhalten?
So ein Stundensatz würde auf den 1. Blick sehr hoch erscheinen, was sich aber sehr schnell relativiert, ich gehe von einer Basis aus die sich zwischen 120 bis ca 140 Euro die Stunde bewegt, (irgendwo dazwischen)

Das sieht jetzt optisch sehr hoch aus, ist es jedoch nicht, da natürlich auch die Standzeiten eingerechnet werden müssen, die der Unternehmer ja auch zu bezahlen hat.

Geht man von einer Heute 10,- Eurotour aus die etwa 4 km lang ist inkl. Einschalttarif so dauert die je nach Verkehrslage ca 7 bis 10 Minuten das heißt sie würde dann zwischen ca 16 und 22 Euro kosten, bei Stau auch mehr aber den haben wir ja auch nicht zu verantworten.
Ebenso liegt es auch am Kunden, wenn der den Taxler erst lange warten lässt, oder Zwischenstopps will, diese Zeit muss er selbstverständlich auch zahlen er belegt das Taxi ja auch in der Zeit.

Dabei gehe ich davon aus, dass in einer Stunde mit einer Fahrt (zusammenhängende Tour) ca 100 bis 130 Km gefahren werden können, so eine Tour wäre damit sogar billiger als jetzt, kommt aber auch seltener vor und ist auch nicht tarifgebunden.

Möglich wäre auch ein Mischtarif der bei längeren Fahrten z.B. die ersten 15 Minuten nach Zeit, danach nach Kilometer berechnet, diese jedoch auch nicht unter min. 2 Euro je Km.

Somit wird Taxifahren zwar deutlich teurer, aber auch Schwachlastzeiten müssen ja vom Unternehmer bezahlt werden und diese Kosten trägt der Kunde für das „Gesamtpaket” Taxi.

Heute bezahlt der Kunde ein Taxi für die Fahrt von A nach B, der Fahrer und der Unternehmer verdient nach Fahrt, mehr nicht.
Die allgemeine Bereitstellung, die 24/7 Verfügbarkeit, die Funkgebühren usw bezahlt er nicht und das kann eigentlich nicht sein.

Man darf aber auch Spitzenzeiten nicht überbewerten, denn egal was los ist in einer bestimmten Zeit kann jeder nur eine bestimmte maximale Anzahl Fahrten machen, irgendwo setzt die Zeit die Grenze.

Nachdem auch das Personal Nacht und Feiertagszuschläge will, muss auch das zusätzlich berücksichtigt werden, also hier ebenso Zuschläge für Nacht und Feiertagsdienst im Tarif.

Das ist übrigens auch sonst üblich das kennt jeder der einmal einen Notdienst Nachts, oder Sonntags benötigt hat, sei es Schlüsseldienst, Klemptner, oder für eine Autopanne. Ein Servicedienst von dem ich an einem Samstag in der Nacht einen neuen Reifen gebraucht hätte wollte dafür 3 x soviel wie mich der Reifen normal gekostet hätte, zusätzlich Montage ebenfalls 2 bis 3 x teurer.

So krass muss es natürlich nicht ausfallen, aber ein spürbarer Zuschlag ist nötig.

Wenn Kunden in einer Stadt wollen, dass Taxen rund um die Uhr verfügbar sind, eine Zentrale 24 Stunden besetzt ist, die Fahrzeuge gepflegt und in zeitgemäßem Zustand sind und nicht zuletzt Fahrer drinsitzen die halbwegs „Manieren” haben, Deutsch zumindest 100% verstehen und auch nicht unbedingt Klamotten tragen die aus der Caritas kommen könnten müssen sie auch für diesen Service als Ganzes bezahlen.

Letztlich soll auch der Beruf des Taxifahrers/Unternehmers einen höheren Stellenwert bekommen, so dass er auch für Leute interessant werden kann die Heute nie auf die Idee kämen sich dafür zu bewerben.

So das ist jetzt natürlich keine seriöse Kalkulation, eher mal so aus der Hüfte geschossen, aber so in dem Bereich müsste es wohl liegen, wenn man anständige Gehälter zahlen und auch selbst noch was verdienen will.

Gute Verdienste sorgen natürlich auch für eine „Entschärfung” der Zeitbombe Altersarmut, denn es ist niemandem gedient wenn gerade Unternehmer heute zwar so halbwegs über die Runden kommen, später aber auf Kosten der Allgemeinheit leben müssen weil vorher kein Geld für Altersrücklagen da war.
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Beitrag von Wattwurm » 04.11.2013, 06:54

Andrè Du bist doch Sozi, was ja an und für sich nicht ernsthaft was schlimmmes ist, und ich der Freund und Unterstützer, so sieht das jedenfalls unser Bundespräsident, einer rechtspopulistischen Partei von der er froh ist das sie nicht in den Bundestag eingezogen ist:

Die Zeittaktung spielt in der Nachtschicht nur eine untergeordnete Rolle. Viele Ampeln sind abgeschaltet und Staus morgens um 3 Uhr eher unwahrscheinlich. Freie Fahrt für Säufer, Spacken und notorischen Ehebrechern!

In der Tagschicht spielt die Zeittaktung eine ziemlich große Rolle. Staus, Ampeln, Parksuchverkehr und Busse an denen man nicht vorbei kommt. Die Oma mit ihrer schmalen Rente sitzt neben mir und muß zum Augenarzt....!

Wenn wir hier über das Thema "Zeit" debattieren, dann bitte ich darum die Sozialverträglichkeit zu beachten! Die Säufer, Spacken und Ehebrecher können gerne etwas mehr bezahlen, aber ich will nicht das die deutsche Oma auf dem Weg zum Augenarzt mehr bezahlt! Übrigens ist das auch der Grund warum sich die BWVI so gegen die Abschaffung der Karenzminute in Hamburg stemmt!

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Beitrag von Wattwurm » 04.11.2013, 07:08

Wie kann ich dem Bürger in die Tasche fassen, ohne das er das sofort merkt? Das ist Sozialdemokratie. Das lehne ich natürlich ab!

Noch einmal: Der Mindestlohn ist auch ohne exorbitante Tariferhöhungen bezahlbar wenn..... die Kosten minimiert werden und die Auslastung maximiert wird. Allerdings erfordert das etwas mehr Kreativität und ist wesentlich unbequemer!

Wir werden in Neumünster demnächst die Grundgebühr von 3,10 Euro auf 3,50 Euro anheben. Das ist eine ehrliche und transparente Tariferhöhung und keine schamhaft versteckte Tariferhöhung, bei der das böse Erwachen für den Fahrgast erst am Ankunftsort erfolgt!

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Beitrag von nightrider » 04.11.2013, 11:48

@ Wattwurm

warum machst du eigentlich keinen Sozialdienst auf?

Fahr die Omas mit einem Mietwagen und einem Fahrer für 2,50 zum Augenarzt und hol dir dann die Stütze von der Arge.

Hallooooo,

wir sind Wirtschaftsunternehmen, kein Caritas.

Abgesehen davon kommen die Omas in einigen Nachbarländern wie der Schweiz, oder Niederlande auch zu Augenarzt, obwohl die Tarife haben da würden dir die Augen aufgehen
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Beitrag von am » 04.11.2013, 11:48

Ich sehe jetzt gerade nicht, wo in einer höheren Gewichtung des Faktors Zeit eine soziale Ungerechtigkeit versteckt sein soll. Würde man Dir folgen Watti, dürften wir die Taxipreise für unseren heutigen Rentner, übrigens die reichsten, die es je gab, überhaupt nicht anheben. Die Armen unter den Rentnern, gehören wie alle finanziell Benachteiligten nicht zu unseren Kunden.

Eine Umstellung auf einen Zeittarif geht ja nicht zwingend mit einer Tariferhöhung einher.

Ein Zeittarif hat allerdings ein Nachfrage lenkendes Potenzial, welches den Kunden aber auch schmackhaft gemacht werden muss.
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Beitrag von Hauke » 04.11.2013, 12:28

Es kann eigentlich nur auf eine Kalkulation von Km und Zeit hinaus laufen.

Da muss man beim Faktor Zeit die Tagfahrten in der Stadt, Nachtfahrten in der Stadt und Auswärtsfahrten mitteln um auf einen einigermaßen gerechten Zeitfaktor zu kommen.

Am Tage in der Stadt sind max. 25Km in der Stunde möglich
In der Nacht kommt man auf 40Km
Bei einer Auswärtstour auf der Landstraße auf 70Km
und auf der Autobahn auf 120Km (alles nur ganz grob über den Daumen gepeilt)

Bei einem reinen Km Tarif von angenommenen 1,50€/Km würde das bedeuten das wir in einer Stunde
in der Stadt am Tage 45€
in der Nacht 60€
Auswärts Landstraße 105€
und Autobahn 180€
erwirtschaften

Im Mittel wären das bei einer 100% Auslastung in der Stunde 90€ (wenn man mal von der Kleinigkeit absieht, daß man nicht jeden Tag gleichermaßen Auswärts und Stadtfahrten fährt)

Wie kann man nun einen geringeren Km Tarif mit einem höheren Zeitfaktor kalkulieren um die Zeit stärker einfließen zu lassen?

Km 1,00€ mit einem Stundensatz von 60€ würde bedeuten das wir für jeden gefahrenen KM 1€ und für jede verbrauchte Minute 1€ bekämen.

Eine 15 Minuten Tour mit 7Km Stadtverkehr käme dann auf 22€

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Beitrag von LRKN » 04.11.2013, 14:24

Die Idee ist nicht schlecht, aber eine Umsetzung nur weil ein ML eingeführt werden wird, ist nicht zwingend. Schon mit dem jetzigen Tarif lassen sich ML zahlen! Die Hansis fahren in der überwiegenden Mehrheit Umsätze zusammen das ein ML jederzeit gezahlt werden kann. Es ist sogar mehr als die 8,50€ drin.

Das Hauptproblem ist nicht der Taxitarif sondern die Überkapazität an Taxis. Durch Veränderungen am Tarif lassen sich die Überkapazitäten einfach noch ein wenig Verstecken. Wenn die Fahrer 30-60 Minuten am Bhf stehen muss der Fahrgast natürlich in Zukunft durch deutlich höhere Fahrpreise diese Wartezeit ausgleichen. Wenn die Fahrer aber nur 10 Minuten warten dann reicht der Fahrpreis jetzt schon aus um alle Glücklich zu machen. Die Wartezeit (also die Überkapazität) ist das Problem! Es müssen (fast) überall Taxis von der Straße genommen werden. Das bedeutet Unternehmerpleiten und Arbeitsplatzverlust. Aber nur so lässt sich endlich ein gesunder Taximarkt umsetzen. Und die Fahrgäste müssen sich halt dran gewöhnen, dass sie auch mal ein bisschen auf ein Taxi warten müssen. Genauso wie sie auch mal beim Frisör warten müssen.
am hat geschrieben: Bei den Taxitarifen wurde aber viel zu lange der Faktor Lohnkosten vernachlässigt und der Fokus zu stark auf die Kraftstoffkosten gerichtet. Die machen aber nur einen Bruchteil der Komposition aus. Leider wird von Behörden gerne mal argumentiert, dass die Kraftstoffkosten doch gerade gesunken seien. Ein selbst gemachtes Problem des Gewerbes allerdings.
Das Spritpreisargument war immer nur aus Marketinggründen vorgeschoben. Eine Preiserhöhung lässt sich gegenüber dem Fahrgast halt einfacher Begründen wenn man die Schuld an der Steigerung den "bösen" Mineralölkonzernen in die Schuhe schieben kann. Das die Hauptsteigerungen in den Lohnkosten und Betriebskosten stecken kann der Laie nicht wissen. Und wenn man ihm zB sagt das die Versicherungskosten um 50€ gestiegen sind vergleicht er dies mit seiner eigenen Rate und die wurde nicht erhöht. Dann kann er diese Steigerung auch nicht nachempfinden. Ich habe immer bei Preiserhöhungen den Fahrgästen erklärt, dass die Lohnkosten ca. 50% ausmachen und der Tarif nur wegen mir erhöht wurde. Und wenn mal einer das Doof fand habe ich ihn einfach gefragt ob er Taxifahrer eher als "arme Schlucker" sieht oder ob er glaube das alle Taxifaher in Villen an der Elbchaussee wohnen? Alle haben gesagt das Taxifahrer eher arme Schlucker sind und haben dann die Klappe gehalten.

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Beitrag von eichi » 04.11.2013, 17:32

Ich hatte es schon mehrfach geschrieben, dass der Parallel-Tarif
(Zeit- und Streckentarif laufen gleichzeitig) das adäquate Mittel ist,
um beiden Seiten gerecht zu werden:

Der Zeittarif ist min. so hoch, dass der Angestellte seinen Lohn incl.
soz. Nebengeräusche erhalten kann,

der Streckentarif soll die Fahrzeug spezifischen Kosten decken können;
die "Aufrundung" der Tarifkomponenten gibt dann den Unternehmerlohn.

So ist sichergestellt, dass egal wie die Tour verläuft (Stop & Go, Stau,
Landstraße, Autobahn, Stadtverkehr), das Fahrzeug kostendeckend
betrieben werden kann.
So muss man nicht mehr auf seltene lukrative Touren hoffen, um die
standardmäßig unlukrativen Touren (ML!) kompensieren zu können.

Jetzt bleibt nur noch, für eine ordentliche Auslastung zu sorgen!
Es ist so bequem, unmündig zu sein. (Immanuel Kant)

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