Marvin hat geschrieben: ↑10.12.2020, 15:09
Denen ist der Service eh wurst, Hauptsache die Provision fließt.
Für einen Mann mit einem Hammer sieht alles aus wie ein Nagel!
Du weisst offenbar nicht oder erkennst nicht, was der Service ist, den Freenow seinen Kunden bietet und fast perfekt umsetzt. Die Bestellung per Fingertipp ist nur der offenbare Teil. Der andere Teil ist, dass deren Kunden keine Angst mehr vor Umwegen haben, wegen Vertrauen in die automatische Navigation und dass sie vorher wissen, was es kostet. Das dritte ist die Bezahlung per App mit angeschlossenem Trinkgeld-Generator. Sie müssen nicht sehen, wie sie das Geld für die teure Taxifahrt hingeben. Sie müssen nicht kopfrechnen oder dem Kutscher ein geiziges Trinkgeld ansagen, wissen aber, dass er ein gutes Trinkgeld sehen wird. Sie können das alles ohne mündliche "Verhandlung" per Fingergeste erledigen. Dieses alles macht es ihnen leichter, sich eine Taxifahrt zu gönnen. Die Konfliktbereiche "Umweg" und "zu teuer" sind damit praktisch ausgeräumt. Für Kunden ist die Abwesenheit von Hürden und von möglichen Konflikten eine echte Erleichterung im Alltag. Und natürlich wissen sie, dass ihre Bewertung nicht sofort und direkt eine Auswirkung auf einen Menschen hat, aber sie vermuten, dass es auf lange Sicht schwarze Schafe identifizieren hilft. Sie müssen sich dadurch auch nicht mit einem schlechten Gewissen belasten, ob es gerecht war, einem Fahrer eine schlechte Bewertung rein zu drücken. Aus Kundensicht ist das alles sehr sehr angenehm.
Ich persönlich finde Bewertungen per App im Grunde unmenschlich und nehme an, Du siehst es ähnlich, aber um uns geht es nicht, wenn wir uns "Qualität" und "Service" für Kunden auf die Fahnen schreiben. Für die Kunden funktioniert es, das ist das entscheidende. Und wenn Du über Qualität und Service für Taxifahrer statt für Kunden reden willst, dann hör nur den Kollegen zu.
Wir Taxifahrer glauben immer noch, dass z.B. Ortskunde eine Qualität ist. Oder dass Kutscher artig "Guten Tag" sagen oder die Tür aufmachen. Diese Tugenden sind aber zunehmend bestenfalls sekundär geworden. Die wirklichen Qualitäten für Kunden sind: siehe oben. Wir Taxifahrer bieten Kunden logischerweise die Qualitäten an, die wir haben, aber wenn die immer weniger nachgefragt werden und stattdessen andere, die wir nicht bieten können, dann sind wir Männer mit einem Hammer, die vor einer Aufgabe stehen, die raffiniertere Werkzeuge erfordert. Die Zentralen hätten das selbst leisten können, haben es aber nicht. Dieses Vakuum haben nun andere gefüllt. Wer zu spät kommt… .
PS:
Und ich könnte private anekdotische Beispiele für Qualität anbringen, in denen Hansafahrer, Freenow-Fahrer und auch Jemand vom Blankeneser eine Qualitätskontrolle verdient hätte. Der FN Fahrer aus Afrika hat dabei mit einem verzeihlichen Fehler noch am besten abgeschnitten, der vom Hansa hat bei der Ortskunde versagt und die Person vom Blankeneser bei der Maskenpflicht. So viel zur Qualitätskontrolle.
"The only thing necessary for the triumph of evil is for good men to do nothing.”
Edmund Burke