Yes hat geschrieben:
Es ist keine Enteignung, aber ein Eingriff in das Grundrecht auf freie Berufsausübung nach
Art. 12 GG und in die allgemeine Handlungsfreiheit nach
Art. 2 Abs. 1 GG, der verhältnismäßig sein muss.
Wenn der Gesetzgeber es für Verhältnismäßig erachtet hat, die Handlungsfreiheit bei LKWs einzuschränken, sehe ich keinen Grund warum die Verhältnismäßigkeit grundsätzlich nicht auch bei Taxen gegeben sein sollte.
LRKN hat geschrieben:Yes hat geschrieben:Wenn der Gesetzgeber den Sekundenschlaf verhindern will, dann wären Fahrerassistenzsysteme mit Müdigkeitserkennung ein wesentlich geeigneteres und zugleich milderes Mittel.
OK. Stellt sich der Motor bei Erreichung einer gewissen gefährlichen Müdigkeit selbstständig aus? Oder kann man das irgendiwe umgehen?
Stellt sich der Motor bei einer Lenkzeitüberschreitung ab?
Nein. Aber die Verbindung zwischen Fahrtenschreiber und Lenkzeitbegrenzung ermöglicht eine höhere Unfallprävention als ein Fahrassistenzsystem.
LRKN hat geschrieben:Yes hat geschrieben:Die Einführung von Fahrtenschreibern wäre dagegen kaum geeignet, durch Sekundenschlaf verursachte Unfälle zu verhindern. Obwohl LKW bereits mit Fahrtenschreibern ausgestattet sein müssen, verursachen übermüdete LKW-Fahrer nach wie vor mindestens 16 % der schweren Verkehrsunfälle (s. den von Dir zitierten ADAC-Beitrag unter Berufung auf Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen).
Und es wird besser wenn man keine Fahrzeitbegrenzung hätte? Wenn es sinnlos ist, dann sollte man doch jeden LKW Fahrer erlauben 18 Stunden am Stück zu fahren. Dann wird die Unfallrate durch Übermüdung sicher nicht höher werden.
Ganz sicher nicht, aber Du sagst es selbst: LKW-Fahrer fahren weite Touren an einem Stück. Darauf ist ihre Übermüdung typischerweise zurückzuführen. Taxifahrer unterbrechen ihre "Lenkzeit" nach einer 10-20 minütigen Tour gleich wieder, fahren abwechslungsreichere Strecken und werden außerdem noch durch die Fahrgäste wach gehalten.
Naja so abwechslungsreich sind meine Strecken nicht. Immer wieder die gleichen Ziele (Flughafen, Bhf, Kiez) Und ich stehe selten 10-20 Minuten. Zur Zeit wäre ich froh wenn ich überhaupt mal zum stehen kommen würde (ausser beim Warten an Bestelladressen).
LRKN hat geschrieben:Kannst du mir irgendwo wissenschaftliche Belege liefern, dass man nicht mehr Müde wird wenn man NICHTS tut? Das heißt wenn ich 24 Stunden stur aus dem Fenster schaue muss ich nie wieder Schlafen?
Nein, aber der Fahrtenschreiber misst nicht den Grad der Aufmerksamkeit, sondern die Lenk- und Ruhezeiten. Nach "24 Stunden stur aus dem Fenster schauen" darfst Du noch 9-10 Stunden LKW fahren.
DAS DARF MAN JETZT SCHON NICHT! Nochmal: Es ist grundsätzlich niemanden erlaubt übermüdet irgendein Fahrzeug im öffentlichen Straßenverkehr zu bewegen. §1 StVo. Wenn du nach 24 Stunden "nichts tun" ohne zu Schlafen eine 8 Stunden Schicht anfängst handelst du gesetzeswidrig. Die Frage ist nur wie Kontrolierbar dies ist. Und man kann keine 24-Stunden-aus-dem-Fenster-Gucken kontrollieren. Man könnte aber 24-Stunden-Taxi-fahren kontrollieren.
LRKN hat geschrieben:Unterforderung (wie zB am Posten rumstehen) führt auch zu Müdigkeit. Wenn ich Nachts um 1h 15 Minuten auf einen Auftrag warten muss werde ich auch schneller Müde als wenn ich eine Tour nach der nächsten fahre.
Das spricht gegen die Einführung der Lenk- und Ruhezeiten: wenn Du eine Tour nach der anderen fährst, erhöhst Du Deine Lenkzeit und bist weniger müde, als wenn Du Dich im "Ruhezustand" befindest. Das ist beim LKW-Fahrer genau umgekehrt, so dass dessen Regeln bei Taxifahrern auch nicht den gleichen Erfolg herbeiführen würden.
Müdigkeit empfindet man selber sehr subjektiv. Aber hat trotzdem einen Objektiven Grad den man wissenschatlich messen kann. Z.B. durch die Reaktionszeit der Pupillen. Wenn ich schreibe, dass ich Müde werde wenn ich am Posten stehe und "nicht" Müde werde wenn ich fahre, beschreibe ich mein subjektives Empfinden. Objektiv wäre ich höchstwahrscheinlich gleichermaßen Müde egal ob ich Fahre oder Stehe. Die aktivität des Fahrens unterdrückt nur die Müdigkeitsempfindung. Während das stehen das Müdigkeitsempfinden steigert. Ich (und kein anderer Taxifahrer) ist in der jeweiligen Situation in der Lage OBJEKTIV seine Müdigkeit einzuschätzen. Und wenn du dir doch mal bitte die Links anschauen würdest, wo die Thematik der unterschiedlichen Ursachen von Müdigkeit behandelt werden, wäre ich dir sehr dankbar.
LRKN hat geschrieben:Aber mit einem Fahrtenschreiber ist Schwarzarbeit auch für die Vergangenheit sofort ersichtlich. Die Daten werden über mehrere Wochen gespeichert und mehrfache Schwarzarbeit dadurch jederzeit nachvollziehbar. Z.Zt. kann ein EWU seinen "Schwarzarbeiter" auf seinem Cey fahren lassen. Und wenn er erwischt wird sind sämtliche Umsetzdaten der Vergangenheit auf den EWU verzeichnet. Somit wäre ein nachträglicher Nachweis von Schwarzarbeit sehr schwer.
Das setzt die (naive) Annahme voraus, dass der Unternehmer seinen Schwarzarbeiter artig am Kontrollgerät anmeldet und die Schwarzarbeit brav dokumentiert.
Wozu er mit einem Fahrtenschreiber verpflichtet wäre. Ein Fahrer ohne Fahrerkarte = Schwarzarbeiter. Sofort für jeden Beamter, der eine Stichprobenkontrolle macht, ersichtlich. Das Fahren ohne Fahrerkarte, wo sämtliche Arbeitszeiten (Lenkzeiten) über einen längeren Zeitraum dokumentiert wird, ist faktisch ausgeschlossen. Sämtliche Manipulationen wären Strafbar und entsprechend mit Konzenentzug wegen Unzuverlässigkeit zu ahnden.
LRKN hat geschrieben:Aber eine grundsätzliche Lenkzeitbegrenzung ist trotzdem Notwendig.
Die durchschnittliche "Lenkzeit" eines Taxifahrers beläuft sich schon jetzt gerade mal auf höchstens drei bis vier Stunden am Tag, die gesamte Schichtdauer beträgt laut Linne und Krause durchschnittlich ca. 9-10 Stunden und entspricht damit schon einschließlich der Pausen nahezu dem, was nach der Lenk- und Ruhezeitenverordnung als reine Lenkzeit zulässig wäre. Warum sind da Lenkzeitbegrenzungen notwendig? Unfälle werden sich dadurch nicht vermeiden lassen.
Ich bin überzeugt davon, dass durch den ML eine Reduzierung der Taxen folgen wird. Da die Nachfrage gleich bleibt, steigt auch die Auslastung der Taxen. Dadurch wird die statistische Lenkzeit ansteigen. Dadurch steigt die Arbeitsbelastung an. Es ist aber aus wissenschaftlicher Sicht relativ egal ob du Lenkst oder am Posten rumdödelst. Beides macht Müde (siehe Links). Und wenn die überwiegende Masse an Taxifahrern sich verantwortungsbewußt verhalten ist das doch toll. Ich habe auch nie behauptet das der Überwiegende Teil aller Taxler exsessiv fahren. Aber ich kenne diese Fahrer die dies tun. Das sind eventuell nur 10 %. Und die muss man meiner Meinung nach einbremsen. Und theoretisch wären (beispielrechnung) 0 Stunden Lenkzeit = 0 Unfälle, 1 Stunde Lenkzeit = 1 Unfall, 5 Stunden Lenzeit = 8 Unfälle, 10 Stunden Lenkzeit = 20 Unfälle, 20 Stunden Lenkzeit = 100 Unfälle.
Es geht auch um mehr als nur ein Punkt (auch wenn du immer wieder versuchst nur ein Punkt rauszupicken).
1. Verkehrssicherheit. Lenkzeitbegrenzung
2. Mindestlohnsicherung. Verhinderung von 12 Stunden fahren und 8 Stunden zahlen
3. Lückenlose gerichtsfeste Dokumentation der Arbeitszeit und Pausenerfassung
3. Scharzarbeitbekämpfung
Alle 4 Punkte können durch einen Fahrtenschreiber besser kontrolliert, bekämpft und umgesetzt werden.
RaimundHH hat geschrieben:genau PKWs nicht Taxis!!! Wenn es Dir also wirklich ernst ist mit der Verkehrssicherheit mußt Du alle PKWs einbremsen.
Aber Taxis sind PKWs. Nur das sie gewerblich genutzt werden. Und du glaubst doch hoffentlich nicht, das Taxis unfallfrei wären (oder es nie deren Schuld ist wenn es zum Unfall kommt). Dann wären unsere Versicherungsprämien ja bei 0€.... Oh wait....
Und wie schon mal geschrieben: Ich muss niemanden einbremsen. Es sind schon alle eingebremst! §1 StVo. Die Frage ist nur ob man FESTE gesetzliche Regelungen trifft (und Kontrolliert) oder nicht. Ich bin der Meinung: Privat macht eine feste Regelung und Kontrolle kein Sinn, weil ein privates Auto statistisch nur 15 Minuten fährt. Ein Taxi fährt aber 8 bis 24 Stunden am Tag und somit machen feste Regeln und Kontrollen wie bei LKWs Sinn.
Wieviele Taxis gibt es in Deutschland im Vergleich zu den ca. 40 Mio PKWs?
Und wieviele übermüdete Taxifahrer stellen eine tatsächliche Gefahr dar?
In meinen ca. 15 Jahren habe ich ca. 20 Taxifahrer kennengelernt, die entweder behaupteten mehr als 10 Stunden zu fahren oder von denen ich persönlich wusste, das sie mehr als 10 Stunden am Stück fahren. Ich habe bis jetzt auch nur mit Unternehmern zu tun gehabt (gearbeitet oder als Taxifahrer beworben), die mit 12 Stunden-Schichten planten. Bei 2 Unternehmern waren die 12 Stunden sogar verpflichtend zu fahren. -Das reicht mir um es als relevante Masse zu bezeichnen.
jr hat geschrieben:Die Art des Fahrzeugs wird statistisch nicht aufbereitet. Sicher ist aber, daß Kinder anteilmäßig immer seltener von Fahrzeugen getötet werden und immer häufiger in Fahrzeugen. Dieser Trend hält seit Jahrzehnten an, auch wenn sich die Opferzahl in den letzten 40 Jahren um 97 % reduziert hat. Und wer sitzt in den Schul-PKW hinterm Steuer? Ausgeschlafene Eltern.
https://www.destatis.de/DE/Publikatione ... cationFile
Das es diesen Trend gibt bestreitet auch keiner. Mehr Autos bedeuten das auch mehr Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht werden als früher. Aber ein übermüdeter Fahrer kann eine Person nicht nur auf dem Fahrrad töten sondern auch indem er in ein Auto kracht. Es ist also unerheblich wo sich ein Unfallopfer befindet. Und zu suggerieren, das "nur" die ausgeschlafenen Eltern die Kinder in Gefahr bringen ist ein wenig fragwürdig.