Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Löhne, Arbeitsbedingungen, Recht.
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IK
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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von IK » 04.07.2014, 22:55

Ausbeutung der Arbeitnehmer?
An so was glaubst du?

Unter 8,50 € ist Ausbeutung, aber das was du verdienst ist keine?
Für euch Sozis ist alles Ausbeutung, wenn man arbeiten muss um seinen Monatslohn zu verdienen.

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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von am » 04.07.2014, 23:22

Es hört ja bei den unter 8,50€ nicht auf.

Die 8,50€ sind auch die Basis, anderen Spezialitäten unternehmerischen Einfallsreichtums zielgerichteter auf die Schliche zu kommen.

Nein, ich fühle mich mit dem, was ich hauptberuflich verdiene, nicht ausgebeutet. Ich muss etwas tun für mein Geld, habe dabei das Glück gewisser Freiheiten und tarifvertragliche Regelungen zu Entgelt, Arbeitszeit und Urlaub. Deshalb argumentiere ich auch nicht aus Neid, sondern als jemand, der eben beide Fälle kennt. Geregelte, an Rechtsnormen orientierte Arbeitsplätze und eben Taxi.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Jim Bo
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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von Jim Bo » 05.07.2014, 07:41

Die Freiheiten, die am angesprochen hat, sind ein gutes Stichwort. Sind wir jetzt schon soweit, dass der Taxiunternehmer neidisch auf dessen Angestellte ist?

War das nicht der Kompromiss, den manch einer gezogen hat um den Taxifahrerjob überhaupt auszuführen.

Ich erinnere Mal an die Kernaussage bzw. an den Hauptgedanken vieler Taxifahrer.
Durch Taxifahren werde ich kein Millionär, aber man kann mit Einschränkungen davon leben und seine Zeit so gestalten, wie man möchte.
Mein Gedanke, warum ich Taxifahrer wurde:
Mein Arbeitslosengeld I läuft aus, als nächstes kommt Hartz IV. Überall nur befristete Arbeitsplätze, Bewerbungen scheitern und die meisten Jobangebote sind noch nicht einmal Vollzeitstellen. So kann es nicht weiter gehen...
Leute, wir reden hier von Existenzen. Preise wurden drastisch angehoben. Die Mieten werden von Jahr zu Jahr teurer. Die Politik hat erkannt, dass eine Existenz unter den Bedingungen fast unmöglich ist und hat darauf reagiert.

Wo bleiben denn unsere Preiserhöhungen? In Berlin nach 5 Jahren wurde es gerade mal um 1,20 Euro teurer maximal . Das ist ein Witz.

Und auf sowas ist man neidisch? Dann schafft eure Angestellten ab, fahrt alleine oder werdet gleich Angestellter bei einer anderen Firma. Ganz ehrlich!

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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von IK » 05.07.2014, 09:00

@ am

Die schöne heile Welt außerhalb der Taxibranche. Das glaubst du selber nicht. Lass bitte so was. Wenn dir dein Taxiunternehmer die LFZ nich zahlt(e) hat das mit meinem Betrieb nichts zu tun. Wenn du Freiheiten hast, warum gönnst du den zukünftigen Arbeitslosen auch ihre nicht?

Ich weiß nicht was du anderswo machst, aber ich würde gerne mal hinter der Kulisse schauen. Wir nehmen die Taxibranche sorgfältig auseinander und der geringste Verstoß wird als Kapitalverbrechen behandelt. In allen anderen Branchen lacht man darüber. Und jetzt kommt die Zeit, wo die steuerehrlichen Unternehmer mit einem FT als erste ihre Autos abbauen müssen und in Folge dessen deine schwarzen Schafe besser verdienen können. Das ist einfach nur dumm. Aber so läuft das, wenn Ideologien in das Leben greifen.

Wenn Leute heute und in der Zukunft gegen das Entsendegesetz und MLG verstoßen, dann möchte ich das nicht als Straftat, nicht als Vergehen, nicht als Kavaliersdelikt sondern als Selbstverteidigung nennen. Leider können sich die ehrlichen durch den Einbau des FT nicht mal verteidigen.

Sollte ich morgen jemanden wegen ML entlassen müssen, werde ich ihm Rat geben, sich einen Unternehmer zu suchen, welche keinen FT hat.

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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von IK » 05.07.2014, 11:36

@ am

Was hat mit der Freiheit und Selbstbestimmung zu tun, den Menschen unter 8,50 € das Arbeiten zu verbieten?

Ich könnte damit leben, dass der Gesetzgeber sagt: Unter 8,50 € muss keiner arbeiten, kann aber, wenn er es will. Wer für weniger als 8,50 € nicht arbeiten will, der bekommt Hartz IV. Und wer arbeiten möchte, der darf das selbst entscheiden.

Damit hätten die Menschen echte Wahl. Jetzt beraubt man sie des Rechts arbeiten zu dürfen, wenn sie 8,50 € nicht verdienen können. Das ist ungerecht. Aber so funktioniert Ideologie. Sich das Recht auf die Fahne schreiben und Unrecht produzieren.

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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von reasoner » 05.07.2014, 11:41

Sozialromantik trifft bei dir auf neoliberalen Bullshit, IK.
Während Sozialromantiker ein Herz für die Kleinen und Schwachen haben, denken Neoliberale ausschließlich an ihren eigenen fetten Wanst.
Mir ist der Sozialromantiker sympathischer, den nehme ich.
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf

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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von IK » 05.07.2014, 11:45

@ reasoner

Was ist daran neoliberal, wenn Menschen zwischen Hart IV und einen Lohn unter 8,50 € wählen dürfen?
Oder wolltest du einfach eine Parole hinausposaunen?
Ist der Schwache vor der "Ausbeutung"dann nicht geschützt?
Zuletzt geändert von IK am 05.07.2014, 11:46, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von Yes » 05.07.2014, 11:46

@rea
Das, was Ivica da beschreibt, ist das (nahezu) bedingungslose Grundeinkommen. Das finde ich eigentlich recht sozial.

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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von IK » 05.07.2014, 11:52

@ Yes

Da Argen in der Zukunft keinen unter 8,50 € zu Arbeitsaufnahme zwingen dürfen, haben wir mit dem ML ein bedingungsloses Grundeinkommen durch die Hintertür eingeführt. Kunstfehler dabei bleibt, man verbietet es den Menschen durch die eigene Arbeit zu verdienen, wenn sie es sich wünschen.
Zuletzt geändert von IK am 05.07.2014, 11:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von Guter_Kollege » 05.07.2014, 11:53

IK hat geschrieben:Für euch Sozis ist alles Ausbeutung, wenn man arbeiten muss um seinen Monatslohn zu verdienen.
Warum so schüchtern, IK?
"Sozialdemokraten sind linkes, arbeitscheues Pack" hieß das mal zur NS-Zeit und landeten kurz darauf in Konzentrationslagern.
Dank solchen geistigen Wegbereitern und Tieffliegern wie Dich.
IK hat geschrieben:man verbietet es den Menschen durch die eigene Arbeit zu verdienen.
Jetzt sach nicht Du meintest Dich selber damit. Du hoffst doch wohl nicht auf Mitleid, oder?
Zuletzt geändert von Guter_Kollege am 05.07.2014, 11:56, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von Yes » 05.07.2014, 12:01

IK hat geschrieben:@ Yes

Da Argen in der Zukunft keinen unter 8,50 € zu Arbeitsaufnahme zwingen dürfen, haben wir mit dem ML ein bedingungsloses Grundeinkommen durch die Hintertür eingeführt.
Das dürfen die grundsätzlich wohl schon noch. Langzeitarbeitslose sind ja gerade vom Mindestlohn ausgenommen. Die Berliner Sozialgerichte entscheiden allerdings schon seit längerem, dass Jobs, die die Pfändungsgrenzen unterschreiten, für den Arbeitslosen unzumutbar seien, so dass er sie nicht annehmen muss.

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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von Guter_Kollege » 05.07.2014, 12:14

IK hat geschrieben:@ GK

Mein Gejammere auf hohem Niveau?
Und auf welchem Niveau jammerst du?
Wo siehst Du mich jammern, Graf Snob?
Ich bin mit gutem Beispiel vorangegangen und bin dem Vorwurf entgegengetreten ich würde den Kollegen den Arbeitsplatz gefährden
wollen, nur meinen eigenen nicht: Ich hab Platz gemacht.
Ich befürchte allerdings mein Taxiarbeitsplatz justamente gleich wieder neu besetzt wurde und nicht etwa abgebaut.
Würdest Du von Deinen fetten Hansa-Gewinnen ein wenig zu Gunsten anderer Gewerbe-Kollegen abtreten?
Würdest Du nicht.

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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von oldstrolch » 05.07.2014, 12:46

jetzt ist schmiddel aber scheinheilig.(naja laut eines betreibers eines parallelforums ist er ja noch schlimmer).platz hat schmiddel doch nur gemacht weil er die chance hatte(lkw schein).deshalb ist er noch lange kein guter kollege.... :D
ich würde mich ja mit dir geistig duellieren,aber du bist unbewaffnet


komm auf die dunkle seite der macht....wir haben kekse :D


hier klickenzum poppen:D

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Re: Umsatzentlohnung - Theorie und Praxis

Beitrag von IK » 05.07.2014, 12:48

@ Yes
Yes hat geschrieben:
IK hat geschrieben:@ Yes

Da Argen in der Zukunft keinen unter 8,50 € zu Arbeitsaufnahme zwingen dürfen, haben wir mit dem ML ein bedingungsloses Grundeinkommen durch die Hintertür eingeführt.
Das dürfen die grundsätzlich wohl schon noch. Langzeitarbeitslose sind ja gerade vom Mindestlohn ausgenommen. Die Berliner Sozialgerichte entscheiden allerdings schon seit längerem, dass Jobs, die die Pfändungsgrenzen unterschreiten, für den Arbeitslosen unzumutbar seien, so dass er sie nicht annehmen muss.
Danke für die Vorlage

1. Wenn die niedrig bezahlten Taxifahrer heute schon ohne Sanktionen ihre Jobs kündigen können, frage ich mich, warum sie das nicht tun? Warum lassen sie sich "ausbeuten"?

2. Die Langzeitarbeitslosen sind nur für die ersten 6 Monate vom ML ausgeschlossen. Danach muss ML bezahlt werden. Das bedeutet, nach 6 Monate zurück ins Hartz 4. Ein gekündigter Taxifahrer kann, nachdem er ALG I ausgeschöpft hat, zurück in die Taxe. Nach 6 Monate geht er wieder ein Paar Tage ins H4 zurück, um dann wieder beim gleichen oder einem anderen Chef die nächsten 6 Monate Taxi zu fahren. Und so weiter und so fort. Wie albern ist das alles!

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Theorie und Praxis ?

Beitrag von alsterblick » 05.07.2014, 14:56

Theorie und Praxis :?:
Denke, im Taxigewerbe wird es gewissen „Schichtwechsel“ geben:
1) Grundsätzlich gilt für mein Verständnis auch hier: „Wer schreibt, der bleibt“ 8)
2) MWU`s mit hohem Anteil an „Marktflutungsgraupen“ müssten besonders gut schreiben können (da fallen dann viele raus aus dem Markt, geschätzt bis 20 % vom ganzen Taxenbestand einer Region. HH hat ja einen Graupenanteil von rd 40%, davon gehen ca 50% hopps, auch mangels "Schreibfähigkeit").
3) Die verbliebenden 80 % Taxen haben idealerweise höhere Umsätze, ob es für ML reicht spielt keine Rolle, denn „schreiben zu können“ ist die "reine" Lebenserhaltung.
Dass "Schreiben" zudem auch "Mitdenken" voraussetzen wird, wird nochmals 10% killen. Vorausgesetzt, die Behörde schaut nicht weg.
Dann haben wir 30 % weniger Taxen (in HH), die sich jedoch um die Bedienfähigkeit der Kunden in Spitzenzeiten unbedingt sorgen sollten, am besten gemeinsam, um bisherige Kundschaft nicht auf neue Ideen zu bringen. Erst einmal weg, öfter verloren. :shock:
Derart Optimierungs_Organisation ginge nur mit Sachverstand, Technik und Geschick (Diplomatie) zugleich, nicht gerade alles taxi_cowboy_belegte Attribute. :idea:
„Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk. Dann gnade Euch Gott !“

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