[MiLoG] Mindestlohn

Löhne, Arbeitsbedingungen, Recht.
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reasoner
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[MiLoG] Mindestlohn

Beitrag von reasoner » 26.08.2012, 15:07

Die Medien und insbesondere unser Spitzenpersonal wollen uns weismachen, dass es uns Deutschen während der Finanz- und Wirtschaftskrise vergleichsweise gut geht. Das mag bspw. bei der Arbeitsmarktsituation für Jugendliche zutreffen. Die Arbeitslosenzahlen (Juli 2012: 2,876 Mio., Quelle: http://bit.ly/OGkOau ) indes sind grob geschönt.
7 Millionen Niedriglöhner und 5 Millionen Hartz IV Empfänger: klar wäre es den Politikern und anscheinend auch "der Gesellschaft" und vor allem den betreffenden Unternehmern lieber, dass es weniger Leistungsbezieher und dafür mehr Niedriglöhner gibt. Dafür wurde Hartz IV ja ersonnen und leistet auf perverse Art "ganze Arbeit". Da sind natürlich die Leute, die den Hartz IV Bezug einem Niedriglohnjob vorziehen, ein Dorn im Auge. Logisch, dass man da Hartz IV Kürzungen oder Begrenzungen fordert. Das Ziel scheint ja zu sein, den Niedriglohnsektor auszubauen, weil es immer Bedarf an günstigen Arbeitskräften gibt. Ich frage mich nur: wie weit tief sollen die Löhne noch sinken? Wieviele Millionen Billigstjobs sollen denn noch geschaffen und von den Jobcentern mit frischen Arbeitskräften versorgt werden?

Quelle: http://bit.ly/PGC8Nv
Die vermeintlich gute Position Deutschlands wird erkauft mit Zeitarbeit, Leiharbeit und Niedriglohn. Was ist das eigentlich, Niedriglohn?
Wiki hat geschrieben:Der Begriff Niedriglohn wird definiert als ein Arbeitsentgelt eines Vollzeitbeschäftigten, welches sich knapp oberhalb oder unter der Armutsgrenze befindet. Durch den niedrigen Lohn ist dem Arbeitnehmer trotz Voll-Erwerbstätigkeit eine angemessene Existenzsicherung nicht gewährleistet.
Das geht inzwischen 7 Millionen Beschäftigten so.
Wiki hat geschrieben:2009 lag die Armutsgefährdungsgrenze (60 % des Medianeinkommens) deutschlandweit bei 940 €.
Die allermeisten Beschäftigten erreichen diese 940 €, oder ein wenig darüber, nur, weil sie 250 Stunden oder mehr auf der Straße sind, einschließlich selbstfahrende Einwagenunternehmer. Davon müssen wir weg.

Eine normale monatliche Arbeitszeit liegt bei 180 Stunden im Monat. Um also die an der Armut liegenden 940 € im Monat deutlich übertreffen zu können, muss ein Stundenlohn, der sich natürlich auch bei prozentualer Entlohnung errechnen lässt, her, der komfortabel über 940/180 = 5,22 € liegt.

Arbeitgeberverbände sind nicht unbedingt die richtige Instanz, um diese Forderung einzuklagen, das muss Jedem klar sein, der ebenfalls der Meinung ist, dass die Spekulanten nicht durch das Produzieren von Heerscharen von Niedriglöhnern so weiter machen dürfen, wie bisher. Mir langt`s.

Mindestlohn jetzt! 8,50 € / h !


Mod: Kosmetik
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Jochen Lembke

Beitrag von Jochen Lembke » 26.08.2012, 17:52

8.50 sind viel zu wenig. Was wir zudem brauchen ist ein Grundgehalt (der Grund, dass das bekämpft wird ist klar, die Unternehmen in D. setzen auf eine Klima der Existenzangst und der Ellbogenmentalität anstatt auf ein Miteinander (weswegen ich gerade Lust hätte sie alle an einer Wand entlang Aufstellung nehmen zu lassen)) und eine wirksame Regulierung der Einwanderung nach sozialer Verträglichkeit. Wer das alles drei nicht fordert, der kriegt es auch nicht.

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Beitrag von SindSieFrei? » 26.08.2012, 18:04

Rea, das sind ja sehr erfreuliche Zeilen, die man da liest. Die Taxifahrer von ver.di suchen immer Mitkämpfer und natürlich Unternehmer, die sich zu dieser sozialen Verpflichtung bekennen! :wink:

LG
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Wattwurm
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Beitrag von Wattwurm » 26.08.2012, 18:13

Menno, das ist jetzt mittlerweile der 73. Mindestlohnthread! Das wird hier fast schon so unübersichtlich wie im Wikileaksforum für arme!

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Beitrag von SindSieFrei? » 26.08.2012, 18:51

Wieviel Threads eröffnest du täglich, Watti? Nur mal so im Schnitt?

:wink:
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Beitrag von reasoner » 26.08.2012, 19:30

Man kann einen Mindestlohn mögen oder auch nicht. Nach Stand der Dinge muss inzwischen Jeder ins Kalkül ziehen, dass einer kommt, was gerade jetzt bei angehenden Gesprächen mit den Behörden wichtig werden kann, zumindest für den Hinterkopf.

Auch mitten in der zweiten Krise nach 2008 ist überhaupt kein Umdenken der Wirtschaftsbosse, Finanzakteure, Spekulanten, Börsianer, Derivate, Moleküle und was weiß ich noch erkennbar. Die Röhren kommunizieren nicht mehr miteinander. Dagegen helfen sehr wahrscheinlich ein Mindestlohn und eine Finanztransaktionssteuer.

Wenn dich das Thema nervt, Wurm, brechen schwere Zeiten für dich an.
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Beitrag von Filou » 26.08.2012, 20:35

Gerechte Entlohnung geht entweder über die Politik, über eigene Abschlüsse oder den Kampf der Straße, was dann auch wieder bei der Politik ankommt oder am Besten alles zusammen. Schaut euch an, was in unserer Branche davon möglich ist.

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Beitrag von Lotterliese » 26.08.2012, 21:09

Interessantes Thema.
reasoner hat geschrieben:ein Stundenlohn, der sich natürlich auch bei prozentualer Entlohnung errechnen lässt,
Wie?
Dass sich letztlich ein Stundenlohn ergibt, ist klar, aber wie will man in unserem Gewerbe einen Mindestlohn zahlen?
(Zu viel gewartete Stunden an der Halte abbummeln? :? )
Wäre das letztlich nicht doch ein Stundenlohn? (Den vielleicht noch nicht mal die Fahrer möchten?)

Oder soll - im Falle des Mindestlohns - der Unternehmer die Differenz zahlen?
Bspw. fährt ein Fahrer in x Stunden y Umsatz zu xy Prozent. Wenn das weniger als 8,50€/h ergibt, zahlt der Unternehmer aus seinem Gewinn die Differenz zu 8,50€ und der Fahrer fährt real für 80 oder 100%?

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Beitrag von SM » 26.08.2012, 21:28

reasoner hat geschrieben:.....eine Finanztransaktionssteuer.
Das jetzt nicht Dein ernst? ......

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Beitrag von reasoner » 26.08.2012, 21:31

Doch. Auf den von dir verkauften Plunder das Zehnfache :twisted: !

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Beitrag von SM » 26.08.2012, 21:41

Entschuldige ich glaube ich hatte Dich überschätzt....

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Beitrag von SindSieFrei? » 26.08.2012, 21:41

reasoner hat geschrieben:Man kann einen Mindestlohn mögen oder auch nicht. Nach Stand der Dinge muss inzwischen Jeder ins Kalkül ziehen, dass einer kommt,
Ich finde es sehr positiv, das du, Rea, dich in deiner Funktion im Berliner Gewerbe für einen Mindestlohn aussprichst. Das dürfte ein erstmaliger Vorgang in unserer Branche sein und dafür gebührt dir Respekt und Anerkennung :!:.

Die Fahrer verwechseln leider oft Mindestlohn mit Festlohn. Es sei betont, das das zwei vollkommen unterschiedliche Dinge sind. Gerade die großstädtischen Fahrer mögen das Wort Festlohn überhaupt nicht hören, obwohl es in ländlichen Gebieten einen solchen oft gibt.
Die Modelle zur Lohnberechnung sind, auch nach den Vorgaben des AfA, nicht starr. Das könnte sich bei Klagen gegen die Bescheide ändern. Darauf wurde oft genug in den Anhörungen und Beiträgen hingewiesen.

Wenn wir in der weiteren Diskussion das Wort Mindestlohn für uns als "Mindestabsicherung nach unten" verstehen, dann sprechen alle die gleiche Sprache.

LG
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Beitrag von Filou » 26.08.2012, 21:45

@ SM
Man könnte auch die reine Vermehrung von Geld auf 10% im Jahr begrenzen. Wer drüber ist, füllt die Sozialkassen des jeweiligen Landes, in dem sich das Geld vermehrt hat. :lol:
Oder man koppelt die Prozente gleich direkt an den sozialen Haushalt des betreffenden Landes.

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Beitrag von SindSieFrei? » 26.08.2012, 21:47

SM hat geschrieben:Entschuldige ich glaube ich hatte Dich überschätzt....
Oder hast du Dich verschätzt? 8)

Ich verweise gerne auf den Beitrag des Kollegen Roter Stern....

http://www.taxiforum.de/forum/viewtopic ... 985a24a05d
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Beitrag von TomsTaxi » 26.08.2012, 22:43

Meine Güte, immer dieses ewige Gejammere. Wem es nicht paßt: wie wäre es ganz einfach mit einem anderen Job?
Die StVO behindert meinen Fahrstil! ;-)

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Beitrag von Filou » 26.08.2012, 23:20

TomsTaxi hat geschrieben:Meine Güte, immer dieses ewige Gejammere. Wem es nicht paßt: wie wäre es ganz einfach mit einem anderen Job?
Wenn man nur solche dahin plappernde Chefs hätte, würden es wahrscheinlich auch alle machen.

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Beitrag von RoNic24 » 27.08.2012, 00:56

Lotterliese hat geschrieben:Interessantes Thema.
reasoner hat geschrieben:ein Stundenlohn, der sich natürlich auch bei prozentualer Entlohnung errechnen lässt,
Wie?
Dass sich letztlich ein Stundenlohn ergibt, ist klar, aber wie will man in unserem Gewerbe einen Mindestlohn zahlen?
(Zu viel gewartete Stunden an der Halte abbummeln? :? )
Wäre das letztlich nicht doch ein Stundenlohn? (Den vielleicht noch nicht mal die Fahrer möchten?)

Oder soll - im Falle des Mindestlohns - der Unternehmer die Differenz zahlen?
Bspw. fährt ein Fahrer in x Stunden y Umsatz zu xy Prozent. Wenn das weniger als 8,50€/h ergibt, zahlt der Unternehmer aus seinem Gewinn die Differenz zu 8,50€ und der Fahrer fährt real für 80 oder 100%?
Dies ist in anderen Branchen auch so, dort wird auch nicht die Leistung sondern die Stunden entlohnt.
In der Speditionsbranche gibt es Fahrer die Extra so in die Woche starten damit sie zum ende der Anlieferzeit beim 1. Kunden aufschlagen. Dann stehen die dort einen Tag in der Pampa der Unternehmer verdient nichts, würde der Fahrer sich mit dem Unternehmen Identifizieren können würde dies nicht vorkommen!
Diese Diskusion können wir noch gerne Jahre lang so weiterführen. Doch eins sollte jedem Klar sein, wenn der Arbeiter nicht mehr leben kann von seinem verdienst, wenn er Sonntags noch nicht einmal seinem Kind eine Kugel Eis geben kann, dann werden die Zeiten erst schwer. Aber vor allem für die Unternehmer!
Ein Mindestlohn durch alle Branchen, auch für alle die aus dem Ausland nach Deutschland zum Arbeiten kommen ist meiner Meinung nach völlig OK.
Dies ist auch nach EU-Recht möglich, andere Länder machen es vor.
Wir können die Welt nicht verändern, dass ist auch gut so!

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Beitrag von RoNic24 » 27.08.2012, 01:00

Filou hat geschrieben:@ SM
Man könnte auch die reine Vermehrung von Geld auf 10% im Jahr begrenzen. Wer drüber ist, füllt die Sozialkassen des jeweiligen Landes, in dem sich das Geld vermehrt hat. :lol:
Oder man koppelt die Prozente gleich direkt an den sozialen Haushalt des betreffenden Landes.
Meld dich hier mal an:

http://www.vwl.uni-muenchen.de/index.html

wenn du diesen Studiengang beendet hast weist du was du für einen Müll geschrieben hast.
Wir können die Welt nicht verändern, dass ist auch gut so!

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Beitrag von Filou » 27.08.2012, 08:45

@RoNic24
Hast du den Smilie übersehen? :roll: Außerdem ist mir München zu weit, ohne den Überschuss bei der %Begrenzung wird mir Bildung auf die Entfernung nicht möglich sein. 8)

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Beitrag von RoNic24 » 27.08.2012, 11:59

Filou hat geschrieben:@RoNic24
Hast du den Smilie übersehen? :roll: Außerdem ist mir München zu weit, ohne den Überschuss bei der %Begrenzung wird mir Bildung auf die Entfernung nicht möglich sein. 8)
Entschuldige, die Smilies werden auf meinem Tablet wirklich nicht dargestellt....
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