Meine Entscheidung, einen gesetzlichen Mindestlohn zu unterstützen, kam nicht über Nacht. Die halbherzigen Versuche der deutschen, aber auch anderer europäischer Politiker, der Schulden- und Wirtschaftskrise Herr zu werden, führen zu keinen greifbaren Ergebnissen. Es ist immer noch so, dass wir bspw. den griechischen Banken helfen, aber nicht dem griechischen Volk, welches zudem zu einem Großteil nicht bereit zu sein scheint, das Wort ‚Steuern‘ in sein Vokabular aufzunehmen.
Die daraus entstehenden Kosten werden in diesem Land kompensiert, indem ein prekär hoher Anteil von Niedriglöhnern herangezüchtet wird. Niedriglohn geht irgendwann einmal nahtlos in Altersarmut über. In unserem Gewerbe zahlen zum Großteil ebenfalls an der Armutsgrenze lebende Unternehmer den Fahrern einen Lohn, der fast immer im Niedrigbereich angesiedelt ist. Der eine Hungerleider knechtet den anderen, gewollt von denen, die sich in Deutschland arrangiert haben. Das ist schlichtweg paradox.
Ich wünsche mir eine Zukunft, in der ein steuer- und abgabenehrlicher Unternehmer seinen Leuten, für die er eine Fürsorgepflicht trägt, einen Lohn zahlt, von dem diese leben können. Kann er das nachgewiesenermaßen nicht, bekommt er keine Konzession für ein weiteres Taxi. Hierzu braucht es ein substantiiertes Gutachten, welches eine Aussage zu treffen in der Lage ist, ob der Unternehmer einen Mindestlohn von 8,50 € x 180 Stunden x 133% (Abgaben, Urlaub, Krankheit) = 2.035 € überhaupt bezahlen kann. Für die Mietwagen gilt ein Gleiches. Unternehmer sollen sich von mir aus weiter ausbeuten dürfen, so viel FDP darf sein.
Dass sich letztlich ein Stundenlohn ergibt, ist klar, aber wie will man in unserem Gewerbe einen Mindestlohn zahlen?
Ein Mindestlohn kann, wie in Österreich, auch ein Monatsgehalt sein. 8,50 x 180 = 1.530 €. Das ist die Summe, die auf dem Lohnzettel stehen muss, und für die eine entsprechende Kontobewegung existieren muss. Wenn jemand nur Teilzeit fährt, dann eben entsprechend weniger. Auf mittelfristige Sicht muss eine Apparatur her, die die Arbeitszeit überprüfen kann.
Gerade die großstädtischen Fahrer mögen das Wort Festlohn überhaupt nicht hören
Ich bekomme einen Festlohn, und freue mich jeden Monat darüber. Leider bekomme ich auch nicht, was ich verdiene …
Wer ein Problem mit einem Festlohn, ob auf Stunden- oder Monatsbasis hat, der sollte erklären können, warum. „Ich arbeite bei der WBT, da muss mehr drin sein“, ist natürlich ein guter Grund. Also müssen flexible Lohnanteile, wie hier schon vielfach gefordert, eingebaut werden, so schwer ist das nicht.
Natürlich kann es sein, dass sich einige Fahrer an die ruhigsten Halten stellen. Jede Firma zieht fleißige, aber auch faulere mit. Wer`s übertreibt, muss mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen, was im Grunde genommen ein ganz normaler Vorgang ist.
Die Drohkulisse, die gegen einen Mindestlohn aufgebaut wird, beinhaltet den Verlust des Arbeitsplatzes.
Ja, das wollen wir mittelfristig doch hoffen, dass das so ist. Der erwirtschaftete Umsatz wird zurzeit durch zu viele Mäuler geteilt, und den Taxitarif kann man nicht unendlich erhöhen. Das hat indirekt sogar das Möllerchen erkannt.