Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Die ewige Konkurrenz.
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Jäger+Sammler
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Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Jäger+Sammler » 11.09.2023, 23:43

Wie läuft's eigentlich anderswo im Abwehrkampf gegen den Sozialdarwinismus im Zeichen von UBER und Co.?

Der Dumping-Plattform Uber ist der Sprung nach Luxemburg nie gelungen [Stand letztes Jahr]. 2016 gab es offenbar 'Unterredungen' mit dem Mobilitätsministerium, doch das Taxigesetz verhinderte eine Niederlassung der Plattform.

Allerdings scheint es auch dort die unvermeidlichen #Überläufer zu geben, die das sinistre Geschäftsmodell am liebsten kopieren wollen. Die Gewerkschaft OGBL [Onofhängege Gewerkschaftsbond Lëtzebuerg] läuft dagegen Sturm.

https://www.woxx.lu/plattformkapitalism ... ches-uber/
Zuletzt geändert von Jäger+Sammler am 11.09.2023, 23:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von sivas » 12.09.2023, 06:00

Plattformökonomie: der Betreiber stellt einen digitalen Marktplatz zur Verfügung, auf dem sich Anbieter und Kunde treffen.
Was soll daran schlecht sein ?
Auf alle Fälle ist's besser, als -bezogen auf die Taxivermittlung- eine Telefonzentrale zu betreiben.

Uber weitet das aus: bin mal auf die Site von Uber Eats gegangen ... da kannten die meinen Namen :lol:

In einem geregelten Markt sollte der Betreiber überprüfen, ob der Anbieter berechtigt ist, diese Leistung zu erbringen. Bei Mietwagen wird das schwierig ...
Uber in Luxemburg ausschließlich mit Taxen - was spricht dagegen ?

Untoter :shock:

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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Jäger+Sammler » 12.09.2023, 11:22

sivas hat geschrieben:
12.09.2023, 06:00
Plattformökonomie: der Betreiber stellt einen digitalen Marktplatz zur Verfügung, auf dem sich Anbieter und Kunde treffen.
Was soll daran schlecht sein ?
Auf alle Fälle ist's besser, als -bezogen auf die Taxivermittlung- eine Telefonzentrale zu betreiben.

[...]was spricht dagegen ?
Das kann ich Dir gerne sagen.

Uber ist kein 'normales Taxi', niemals und nirgendwo, von fairer Konkurrenz keine Spur. Sondern ein Dumping-Beförderer, eine klassische Ausgeburt des sog. Plattformkapitalismus, der unter Umgehung der jeweiligen Sozialstandards die angestammten Personenbeförderungsmärkte disruptiv zu beseitigen gewillt ist.

Die 'Gig-Ökonomie' ist eben kein Ponyhof.

Uber setzt bekanntlich auf asymmetrische Durchdringung des Taximarktes via Dumping. Dadurch werden nicht nur Taxifahrer unter erheblichen ökonomischen Druck gesetzt, sondern auch das Uber-Prekariat selber massiv ausgebeutet. Die geplante Normalverlaufsform sieht dabei vor, zunächst - und doch auf Dauer? - hochdefizitär zu arbeiten und große Mengen fluktuierenden Risikokapitals in Sachen Zerstörung der jeweiligen Märkte zu mobilisieren, um selbige zu übernehmen und dann schlussendlich die Bedingungen zu diktieren.

Sekundiert durch marktideologische Eiferer in der Politik, die 'deregulieren' bis es quietscht.
Neoliberalismus ick hör dir trapsen.

Das Ergebnis erleben wir jetzt schon täglich, in jeder einzelnen Schicht. Mit Verlaub, das hat mit dem trautem Stelldichein zwischen Anbietern und Kunden auf idyllischen 'Marktplätzen' nüscht mehr zu tun.
Zuletzt geändert von Jäger+Sammler am 12.09.2023, 11:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Pascha » 12.09.2023, 20:28

Uber erobert die Welt, so what?

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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Jäger+Sammler » 13.09.2023, 02:39

Pascha hat geschrieben:
12.09.2023, 20:28
Uber erobert die Welt, so what?
Was soll das sein? Eine self-fulfilling prophecy oder ist es doch nur das Stockholm-Syndrom :mrgreen: ?

Aber, hey, wer weiß schon, wohin die Reise geht. Wir sollten reumütig und bereit zur Buße sein, quasi allzeit bußfertig, denn merke: Demut ist eine Falle für die Macht [© by Konfuzius].

https://www.der-postillon.com/2022/04/xavier1.html

A guats Nächtle allen.
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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Jäger+Sammler » 24.09.2023, 22:49

Pascha hat geschrieben:
12.09.2023, 20:28
Uber erobert die Welt, so what?
sivas hat geschrieben:
12.09.2023, 06:00
Was soll daran schlecht sein ?
Also, wenn ich mir das so recht überlege - ich bin schon einigermaßen irritiert. Die ganz wenigen, die hier noch posten, sind offenbar einer fatalistisch-kapitulatorischen Haltung verfallen. Oder kooperieren gleich ganz mit bestimmten Plattformangeboten. Andere wiederum melden sich hier - ausgerechnet in einem Taxi-Forum - mit Mietwagenproblemen.

Meine halbwüchsigen Kinder würden sagen: WTF!!!

Mensch Leute, Kollegen!, was ist los mit Euch?
Seht mal, ein Klassiker, fast schon 10 Jahre alt - Respekt 8).
Ein Menetekel.

https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpol ... 89584.html
Zuletzt geändert von Jäger+Sammler am 24.09.2023, 22:58, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von sivas » 25.09.2023, 05:21

Ich bin kein Fan von Uber -eher das Gegenteil- allerdings begeistert mich die Software. (Deren Fahrer sind für mich übrigens Kollegen !)
Wenn's sowas doch nur für's Taxigewerbe gäbe ...
Uber-Pop als Anhalter-App in Verbindung mit der digitalen Mitfahrbank. So ginge moderne Mobilität. Dumm nur, dass niemand Fremde in sein Auto reinlassen will.

Vom Taxigewerbe bin ich eigentlich nur noch enttäuscht - obwohl das Fahren immer noch Freude macht (mit 70+ :lol: ).

Der Hemmschuh des Gewerbes sind die Zentralen, die Telefonanrufe priorisieren, was nicht nur umständlich, sondern auch teuer ist.
Die Fahrzeugvermittlung sollte in digitalen Zeiten von der Gewerbevertretung strikt getrennt werden, weil das Andere besser können.

Untoter :shock:

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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Jäger+Sammler » 25.09.2023, 18:31

sivas hat geschrieben:
25.09.2023, 05:21
Ich bin kein Fan von Uber -eher das Gegenteil- allerdings begeistert mich die Software. (Deren Fahrer sind für mich übrigens Kollegen !)
Wenn's sowas doch nur für's Taxigewerbe gäbe ...
Uber-Pop als Anhalter-App in Verbindung mit der digitalen Mitfahrbank. So ginge moderne Mobilität. Dumm nur, dass niemand Fremde in sein Auto reinlassen will.

Vom Taxigewerbe bin ich eigentlich nur noch enttäuscht - obwohl das Fahren immer noch Freude macht (mit 70+ :lol: ).

Der Hemmschuh des Gewerbes sind die Zentralen, die Telefonanrufe priorisieren, was nicht nur umständlich, sondern auch teuer ist.
Die Fahrzeugvermittlung sollte in digitalen Zeiten von der Gewerbevertretung strikt getrennt werden, weil das Andere besser können.
Quod erat demonstrandum.
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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Jäger+Sammler » 02.10.2023, 22:46

Zum fortgeschrittenen Abend eine kleine weiterführende Literaturempfehlung.
Und immer daran denken: Luxemburg ist überall

https://www.fes.de/akademie-fuer-sozial ... 20erzielen.
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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Jäger+Sammler » 18.10.2023, 20:47

The Times They Are A-Changin'

Früher war es noch das Mantra einer ganzen Generation ATOMKRAFT NEIN DANKE
Nun, die Zeiten ändern sich, es gibt neue Erfordernisse.

https://www.coop-impulse.de/wp-content/ ... lisums.png

Come gather 'round people, wherever you roam
And admit that the waters around you have grown
And accept it that soon you'll be drenched to the bone
If your time to you is worth saving
Then you better start swimmin' or you'll sink like a stone
For the times, they are a-changin'

Come writers and critics who prophesize with your pen
And keep your eyes wide, the chance won't come again
And don't speak too soon, for the wheel's still in spin
And there's no tellin' who that it's namin'
For the loser now will be later to win
For the times, they are a-changin'

Come senators, congressmen, please heed the call
Don't stand in the doorway, don't block up the hall
For he that gets hurt will be he who has stalled
The battle outside ragin'
Will soon shake your windows and rattle your walls
For the times, they are a-changin'

Come mothers and fathers throughout the land
And don't criticize what you can't understand
Your sons and your daughters are beyond your command
Your old road is rapidly aging
Please get out of the new one if you can't lend your hand
For the times, they are a-changin'

The line, it is drawn, the curse, it is cast
The slow one now will later be fast
As the present now will later be past
The order is rapidly fading
And the first one now will later be last
For the times, they are a-changin'

Bob Dylan
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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Jäger+Sammler » 22.10.2023, 18:37

Der frühere Boss des Deutschen Gewerkschaftsbundes [DGB], Reiner Hoffmann, zeigte sich angesichts des marodierenden Digitalen Kapitalismus höchst besorgt. Die Regeln zur Einhegung des Wildwest-Gebarens der Plattformen müssten weiterentwickelt werden, sonst
entstehe ein "digitales Proletariat" [...] es drohe "moderne Sklaverei".
https://www.zeit.de/wirtschaft/unterneh ... b-arbeiten

Nun ja, sollten wir die Entwicklung seitdem resümieren wollen, müssten wir Uber & Co. inzwischen ein dickes VENI, VIDI, VICI [vulgo „ich kam, ich sah, ich siegte"] bescheinigen. Weil wir nur weitere Deregulierungen gesehen haben, weil offenbar ein vornehmend migrantisch geprägter Niedriglohnsektor intendiert war, weil die Dumpinghölle der Einen [© by Sascha Lobo] der Profithimmel der Anderen ist.

Konfuzius sagt: Das Marktgewissen will nur das eine wissen.
Zuletzt geändert von Jäger+Sammler am 22.10.2023, 18:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von IK » 22.10.2023, 20:49

@Jäger+Sammler

Ich kann deine Befürchtungen nachvollziehen, aber ich teile deine Ursachenforschung nicht.

Uber ist gar kein Problem, wenn die Aufsichtsbehörden ihren Job machen. Siehe Hamburg.

Auch Free Now Ride wurde hier nach kürzester Zeit ausgerottet … In der Stadt, in welcher FN den Hauptsitz hat.

Diagnose bei Uber und Co ist klar, aber die Therapie hat sich nicht rumgesprochen. Manche wollen es nicht, manche können es nicht.

Die Hamburger Plausibilitätsprüfung reicht offenbar aus, um die Mietwagen schon bei der Antragstellung auszubremsen. Sollte das eines Tages nicht reichen, kommt der overkill:

Mindestpreis für Mietwagen

Es hat somit keinen Sinn sich über Uber und Co aufzuregen. Vielmehr sind die Adressaten der Kritik die lokale Politik und die lokalen Aufsichtsbehörden. Denn diese haben seit der Novelle des Gesetzes alle Mittel in der Hand. Sie müssen nur wollen …
Zuletzt geändert von IK am 22.10.2023, 20:50, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Jäger+Sammler » 22.10.2023, 21:36

IK hat geschrieben:
22.10.2023, 20:49
@Jäger+Sammler

Ich kann deine Befürchtungen nachvollziehen, aber ich teile deine Ursachenforschung nicht.

Uber ist gar kein Problem, wenn die Aufsichtsbehörden ihren Job machen. Siehe Hamburg.

Auch Free Now Ride wurde hier nach kürzester Zeit ausgerottet … In der Stadt, in welcher FN den Hauptsitz hat.

Diagnose bei Uber und Co ist klar, aber die Therapie hat sich nicht rumgesprochen. Manche wollen es nicht, manche können es nicht.

Die Hamburger Plausibilitätsprüfung reicht offenbar aus, um die Mietwagen schon bei der Antragstellung auszubremsen. Sollte das eines Tages nicht reichen, kommt der overkill:

Mindestpreis für Mietwagen

Es hat somit keinen Sinn sich über Uber und Co aufzuregen. Vielmehr sind die Adressaten der Kritik die lokale Politik und die lokalen Aufsichtsbehörden. Denn diese haben seit der Novelle des Gesetzes alle Mittel in der Hand. Sie müssen nur wollen …

Bester @IK,

jetzt hast Du mich aber erschreckt :shock:, aber - god save the queen - so weit liegen wir gar nicht auseinander.

Claro, meine Rede, Uber & Co. sind null problemo [© by Alf], wenn es das Totalversagen der Aufsichtsbehörden nicht gäbe. Dazu und zur Therapie Mindestentgelte hatte ich ja schon meinen Senf abgegeben.

Den Thread kennst Du.

viewtopic.php?f=19&t=12659&start=20#p249112

Dennoch finde ich es spannend, ein wenig Ursachenforschung zu betreiben - denn nur so kommen wir auch dem Cui Bono? näher.

Aufregung inklusive :lol:
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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von IK » 22.10.2023, 22:36

@Jäher+Sammler

In der Auflistung der Gründe für die Mindestpreise fehlt das eigentliche Thema:

Mindestlohn (12 €) kann nur mit einem Mindestumsatz (28-30 € bei Taxi und weit über 30 € bei Mietwagen) bezahlt werden.

Der notwenige Mindestumsatz kann, weil das Taxi nicht fliegen kann, nur durch das mühsame Fressen der Kilometer erwirtschaftet werden. Das klappt nur, wenn die Preise pro Km ausreichend sind. Deswegen gibt es immer wieder der Anpassungen des Taxitarifs

Sind sie nicht (siehe Uber und FN Ride), werden die Vorschriften umgangen und die Arbeitszeit gefälscht oder sämtliche Umsätze werden schwarz eingefahren.

Da Betrug offensichtlich ist, aber dessen Umsatzung gut getarnt ist, würden die Mindestpreise dem Spuck über die Nacht ein Ende setzen.

Es ist also an der Zeit bei den zuständigen Verkehrsgewerbeaufsichten folgende Frage zu stellen:

„Sehen Sie die öffentlichen Verkehrsinteressen bedroht, wenn ein Teil des Gelegenheitsverkehrs unter Umgehung der gesetzlichen Vorschriften ihre Dienste anbietet?“

Ich möchte den Beamten sehen, der hier ein NEIN als Antwort gibt.

Meine Erfahrung mit den Behörden ist eindeutig: Dein Anliegen hat nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn du hart am Ball bleibst.
Zuletzt geändert von IK am 22.10.2023, 22:39, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Taxi Georg » 23.10.2023, 00:06

IK hat geschrieben:
22.10.2023, 20:49
Es hat ... keinen Sinn, sich über Uber und Co aufzuregen.
Vielmehr sind die Adressaten der Kritik die lokale Politik und die lokalen Aufsichtsbehörden.
Denn diese haben seit der Novelle des Gesetzes alle Mittel in der Hand. Sie müssen nur wollen …
Ja genau!

Btw. ich bin immer noch dafür:

- Großunternehmer dezimieren, egal ob TX od. MW.
- maximal 3 Konzessionen pro Unternehmen
- Kontingentierung abschaffen (bundesweit)

:arrow: wurde hier schon mal besprochen
Bitte betrachtet meine Postings nicht als Verpflichtung, sondern nur als gutgemeinte Hinweise!
Diese Hinweise sollen auch keine Rechts-/Steuerberatung darstellen oder sollen diese ersetzen. ☑

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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Jäger+Sammler » 23.10.2023, 14:17

IK hat geschrieben:
22.10.2023, 22:36
@Jäger+Sammler

In der Auflistung der Gründe für die Mindestpreise fehlt das eigentliche Thema:

Mindestlohn (12 €) kann nur mit einem Mindestumsatz (28-30 € bei Taxi und weit über 30 € bei Mietwagen) bezahlt werden.

Der notwenige Mindestumsatz kann, weil das Taxi nicht fliegen kann, nur durch das mühsame Fressen der Kilometer erwirtschaftet werden. Das klappt nur, wenn die Preise pro Km ausreichend sind. Deswegen gibt es immer wieder der Anpassungen des Taxitarifs

Sind sie nicht (siehe Uber und FN Ride), werden die Vorschriften umgangen und die Arbeitszeit gefälscht oder sämtliche Umsätze werden schwarz eingefahren.

Da Betrug offensichtlich ist, aber dessen Umsatzung gut getarnt ist, würden die Mindestpreise dem Spuck über die Nacht ein Ende setzen.

Es ist also an der Zeit bei den zuständigen Verkehrsgewerbeaufsichten folgende Frage zu stellen:

„Sehen Sie die öffentlichen Verkehrsinteressen bedroht, wenn ein Teil des Gelegenheitsverkehrs unter Umgehung der gesetzlichen Vorschriften ihre Dienste anbietet?“

Ich möchte den Beamten sehen, der hier ein NEIN als Antwort gibt.
@IK

Deine Genehmigungsbehörde, das unbekannte Wesen [frei nach Oswald Kolle :lol:].

Naja, man muss sich eben in deren strukturelle Masse-Trägheit hineindenken. Behörden handeln in der Regel erst, wenn die Funktionsfähigkeit des örtlichen Taxigewerbes nicht mehr gegeben ist - wenn also das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Wobei Handeln bedeutet, dass dann erst mal ein Beobachtungszeitraum implementiert wird.

Ganz offenbar war es zunächst das Ziel der Veranstaltung des Bayerischen Landesverbands Taxi- und Mietwagenunternehmen, die Behörden zu früherem Eingreifen zu bewegen. Wobei das von Dir ganz zurecht vorgebrachte Mindestlohn-Argument, der sich bei den Dumping-Beförderern überhaupt nicht mehr betriebswirtschaftlich darstellen lasse, aus der Sicht der Behörden erstmal nur eine Behauptung ist.
Beurteilung der Funktionsfähigkeit des Gewerbes
Zur Beurteilung der Funktionsfähigkeit des örtlichen Taxigewerbes ist die zuständige Genehmigungsbehörde verpflichtet. In § 13 Abs. 4 PBefG wird hierzu ausgeführt:
„(4) Beim Verkehr mit Taxen ist die Genehmigung zu versagen, wenn die öffentlichen Verkehrsinteressen dadurch beeinträchtigt werden, dass durch die Ausübung des beantragten
Verkehrs das örtliche Taxengewerbe in seiner Funktionsfähigkeit bedroht wird. Hierbei
sind für den Bezirk der Genehmigungsbehörde insbesondere zu berücksichtigen:
1. die Nachfrage nach Beförderungsaufträgen im Taxenverkehr,
2. die Taxendichte,
3. die Entwicklung der Ertrags- und Kostenlage unter Einbeziehung der Einsatzzeit,
4. die Anzahl und Ursachen der Geschäftsaufgaben.
Zur Feststellung der Auswirkungen früher erteilter Genehmigungen auf die öffentlichen
Verkehrsinteressen soll die Genehmigungsbehörde vor der Entscheidung über neue Anträge einen Beobachtungszeitraum einschalten. Der Beobachtungszeitraum soll höchstens ein Jahr seit der letzten Erteilung einer Genehmigung betragen."
Quelle: Gutachten zur Funktionsfähigkeit des Taxigewerbes in der Stadt Oberhausen 2019

Und genau hier setzen die Bajuwaren an [man muss die Behörden eben dort abholen, wo sie sich befinden :wink:]: Nicht erst lange die Ertragslage eruieren oder gar den mutmaßlich systematischen Betrug der Mietwagen-Szene untersuchen - Gott bewahre! -, sondern gleich, am besten schon gestern, die Beeinträchtigung öffentlicher Verkehrsinteressen anhand der bereits - für jeden sichtbar - eingetretenen disruptiven Verwerfungen am Markt feststellen.

Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Zuletzt geändert von Jäger+Sammler am 23.10.2023, 14:49, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Marvin » 23.10.2023, 19:47

IK hat geschrieben:
22.10.2023, 20:49
Es hat somit keinen Sinn sich über Uber und Co aufzuregen. Vielmehr sind die Adressaten der Kritik die lokale Politik und die lokalen Aufsichtsbehörden. Denn diese haben seit der Novelle des Gesetzes alle Mittel in der Hand. Sie müssen nur wollen …
Wenn die Polizei korrupt ist, muss man sich noch lange nicht mit der Mafia einlassen. Wer es macht, und mit einem Blumenkübel voll Beton an den Füßen in der Elbe landet, hat es nicht besser verdient.
"Ich könnte dir deine Überlebenschancen ausrechnen, aber du wärst nicht begeistert."

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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Pascha » 23.10.2023, 19:59

Marvin hat geschrieben:
23.10.2023, 19:47
IK hat geschrieben:
22.10.2023, 20:49
Es hat somit keinen Sinn sich über Uber und Co aufzuregen. Vielmehr sind die Adressaten der Kritik die lokale Politik und die lokalen Aufsichtsbehörden. Denn diese haben seit der Novelle des Gesetzes alle Mittel in der Hand. Sie müssen nur wollen …
Wenn die Polizei korrupt ist, muss man sich noch lange nicht mit der Mafia einlassen. Wer es macht, und mit einem Blumenkübel voll Beton an den Füßen in der Elbe landet, hat es nicht besser verdient.
Ist denn ein Blumenkübel voll Beton in der Elbe gefunden worden?

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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Marvin » 23.10.2023, 20:18

Pascha hat geschrieben:
23.10.2023, 19:59
Ist denn ein Blumenkübel voll Beton in der Elbe gefunden worden?
Sollte der Deich der Sturmflut erwartungsgemäß nicht trotzen, wird sicher einiges an Beton mit Knochen in der Elbe landen. Selbst der gute Ritter hat Angst vorm Blanken Hans.

Für Dich sicherheitshalber: https://de.wikipedia.org/wiki/Metapher
"Ich könnte dir deine Überlebenschancen ausrechnen, aber du wärst nicht begeistert."

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Re: Plattformkapitalismus à la Luxemburg

Beitrag von Jäger+Sammler » 23.10.2023, 20:32

Marvin hat geschrieben:
23.10.2023, 19:47
Wenn die Polizei korrupt ist, muss man sich noch lange nicht mit der Mafia einlassen. Wer es macht, und mit einem Blumenkübel voll Beton an den Füßen in der Elbe landet, hat es nicht besser verdient.
Es hat keinen Sinn sich über Uber und Co aufzuregen.
https://sd.keepcalms.com/i-w600/keep-ca ... e-uber.jpg

'Ruhig bleiben' ist aus meiner Sicht keine Option. Und nur eine weitere Variante des Selbstmordes aus Angst vor dem Tod.

@Marvin

Apropos 'Blanker Hans', das Folgende sei Dir gewidmet:

Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben

Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
Die nackten Toten die sollen eins
Mit dem Mann im Wind und im Westmond sein;
Blankbeinig und bar des blanken Gebeins
Ruht ihr Arm und ihr Fuß auf Sternenlicht.
Wenn sie irr werden solln sie die Wahrheit sehn,
Wenn sie sinken ins Meer solln sie auferstehn.
Wenn die Liebenden fallen – die Liebe fällt nicht;
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.

Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
Die da liegen in Wassergewinden im Meer
Sollen nicht sterben windig und leer;
Nicht brechen die die ans Rad man flicht,
Die sich winden in Foltern, deren Sehnen man zerrt:
Ob der Glaube auch splittert in ihrer Hand
Und ob sie das Einhorn des Bösen durchrennt,
Aller Enden zerspellt, sie zerreißen nicht;
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.

Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
Keine Möwe mehr darf ins Ohr ihnen schrein
Keine Woge laut an der Küste versprühn;
Wo Blumen blühten darf sich keine mehr regen
Und heben den Kopf zu des Regens Schlägen;
Doch ob sie auch toll sind und tot wie Stein,
Ihr Kopf wird der blühende Steinbrech sein,
Der bricht auf in der Sonne bis die Sonne zerbricht,
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.

Dylan Thomas

Hier noch die Rezitation durch Martin Wuttke
https://www.spinnert.de/kabarett/dylan- ... hr-bleiben
Zuletzt geändert von Jäger+Sammler am 23.10.2023, 20:34, insgesamt 1-mal geändert.
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