Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Anwendungen für Smartphones unter der Lupe.
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Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von am » 22.01.2015, 22:52

Ich möchte hier mal eine Frage in den Raum werfen, deren Antwort viel wesentlicher für die Zukunft des Taxigewerbes sein dürfte als die vermeintliche, mehr oder weniger legale Konkurrenz zu Taxizentralen oder dem Verkehrsträger Taxi grundsätzlich.

Worum geht es der Mehrzahl der sogenannten Startups, angefangen von MyTaxi über wundercar bis zu Uber und ihren Investoren, die sich mit einer automatisierten P2P Vermittlung von Taxen oder Privatwagen befassen eigentlich tatsächlich?
Zuletzt geändert von am am 22.01.2015, 22:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von AsphaltRunner » 23.01.2015, 02:49

Wir sind das, was die Bananen bei Aldi und Lidl sind: :arrow: Lockvögel. Für unsere Dienstleistung sind die Kunden bereit, ihre Kreditkartendaten herauszugeben. Und wer diese Daten besitzt, der hat Macht. Wirtschaftliche Macht. Der kann auch andere Dinge verkaufen oder weitere Dienstleistungen anbieten. So wie Aldi angefangen hat (über Medion) Computer zu verkaufen, oder Lidl Bahnkarten.
Wenn es dem Taxigewerde gelingt, uberpop abzuwehren, dann wird die Marke Taxi zur Premiummarke (Ich würde behaupten, die Marke Taxi ist weltweit genauso bekannt wie Coca Cola). Uber, mytaxi, Hailo, Gettaxi, Grabtaxi und wie sie alle heißen, werden den Kutschern ihre Jogginghosen und Sandalen bald ausziehen und sie in ein Hemd stecken.
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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von LRKN » 23.01.2015, 13:29

Es sind mehrere Faktoren:

1. Eine reine computergestütze Vermittlung ist deutlich günstiger als eine Vermittlung mit Personal. Dadurch ergeben sich erhebliche Einsparungsmöglichkeiten im Vergleich zu klassischer Vermittlung

2. Durch die Vermittlung lassen sich auch regionale Grenzen aufheben. Eine klasiche Zentrale aus Stuttgard könnte niemals auch eine Vermittlung in Nürnberg aufziehen. Für reine App-Vermittler ist dies kein Problem.

3. Das Personenbeförderunggewerbe hat ja grundsätzlich ein sehr hohes Umsatzvolumen. Das heißt selbst mit relativ geringen Beteiligungen am Umsatz des Gewerbes lässt sich für ein Unternehmen schon ordentlich Wirtschaften.

4. Die App Vermittler können eine höhere Kundenzufriedenheit aufbauen. Kunden erhalten durch App Vermittlung bessere Informationen über die Anfahrzeit von Taxen, welcher Fahrer sie fährt und einfacheres (bequemeres) Bezahlen. Alles Punkte die klasische Zentralen nicht anbieten können oder vielmehr aus finanziellen Gründen nicht anbieten wollen. Und Kunden die mit den Angeboten von "neuen" Anbietern zufriedener sind als mit den Angeboten (Service) der "alten" Anbietern bleiben auch bei den "neuen".

4.1 Als Beispiel kann man das Bezahlen per Handy nennen. Ich bin mir relativ sicher, dass es in 10 Jahren sehr weit verbreitet sein wird mit dem Handy zahlen zu können. Das heißt man zahlt entweder per App wie bei myTaxi oder man nutzt die NFC Funktion wie bei Apple Pay. Gerade die NFC Funktion bietet soviel bequemlichkeit das die Kunden dies immer mehr nachfragen werden. Und ein App Vermittler nutzt im Prinzip jetzt schon eine Technologie, die dieses Bezahlen ermöglicht weil man eigentlich nur zwei NFC Handys braucht um eine Transaktion durchzuführen. Wenn ich mir die schrottige veraltete Technik von Hansa anschaue (und ja ich rede von den neuen "touch" Geräten), dann ist Austrosoft/FMS technologisch schon mal wieder 10 Jahre im Rückstand. Ich sehe nicht, wie man mit solchen Technikanbietern jemals mit den reinen Servicedienstleistern wie Uber, mT usw. mithalten kann.

5. Langfristig ist das Interesse deiner beschriebenen Anbieter und Investoren in einen Markt zu drängen wo potentiell sehr viel Umsatz generiert wird und ein kleines Stück (in Fall von Uber großes Stück) vom Kuchen abzuhaben.

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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von am » 23.01.2015, 14:52

Dann gehst Du, LRKN, also davon aus, dass es rein um die Taxivermittlung geht?
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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von LRKN » 23.01.2015, 15:18

am hat geschrieben:Dann gehst Du, LRKN, also davon aus, dass es rein um die Taxivermittlung geht?
Es geht eher um die Personenbeförderungsvermittlung. Bei mT ist es Taxivermittlung, bei Uber, WC und blablacar eher um "private" Vermittlung.

Und natürlich geht es darum damit auch (viel) Geld zu verdienen.

Alles weitere ist spekulativ. Wer weiß schon wirklich was Uber langfristig in 10-15 Jahren vorhat? Es gibt ansätze auch Uber Fahrer als Kurierdienstleister zu verwenden. Du bestellst bei Uber eine Tube Zahnpasta und ein Uber-Fahrer besorgt sie dir und liefert sie an deine Haustür. Das wird in den Staaten schon probiert.

Ob Uber die Weltherschaft übernehmen will weiß ich nicht. Aber solche Spekulationen sind meiner Meinung nach nicht zielführend. Im Grunde wollen die Leute alle nur einen Haufen Kohle verdienen. Und der Markt um die Personenbeförderung bietet sich nunmal an. Den gleichen Prozess haben die Fluggesellschaften auch schon seit 20 Jahren. Starke Konkurrenz die durch die Abschaffung nationaler Regularien den lokalen Fluggesellschaften eingeheizt hat und teilweise Pleite gehen ließ. Das gleich KANN dem Taxigewerbe blühen. Zuerst in den Großstädten und (wenn erfolgreich) dann später auch in Kleinstädten und ländlichen Raum.

Wie schon geschrieben: eine computergestütze, personalfreie App-Vermittlung hat in vielen Bereichen Vorteile, die klassische Zentralen nicht oder nur eingeschränkt anbieten können. Ich sehe ausschließlich taxi.eu in der Lage (technisch und Menge an Fahrzeugen) mitzuhalten. Alle anderen werden langfrisitg nicht durchhalten. Aber es wird ein langfrisitger Prozess sein. Bis die App-Vermittlung dominiert werden sicherlich noch 10-20 Jahre ins Land gehen. Aber der Prozess ist nicht aufzuhalten.

Versuchen wir mal den Blick eines Taxikunden: Bei einer normalen Zentrale bekommt er ungenaue Angaben zur Ankunftzeit des Taxi (ich höre mind 5 mal die Woche die Sätze "die Zentrale hat gesagt 5 Minuten und sie sind schon in 2 da..."). Fahrgäste haben keinen Einfluss auf die Auswahl des Fahrers (Lotterie). Sie "müssen" Bar bezahlen. Wenn sie nicht Bar zahlen "müssen", dauert die momentane Prozedur der Kartenzahlung eine halbe Ewigkeit.

Und bei App-Zantralen: Sie haben sofort das Feedback wo das Fahrzeug ist und wie lange es zu ihnen braucht. Sie haben Einfluss darauf welcher Fahrer sie fährt (Sterne/Favoriten-Fahrer) und sie können in wenigen Sekunden die Zahlung Bargeldlos vornehmen.

Was ist für den Kunden angenehmer?

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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von am » 23.01.2015, 17:58

Naja, bei den Zentralen-Apps gehört die Info zur Ankunftszeit auch nicht zum Standard und bei den autonomen Apps auch nur dann, wenn ein Fahrzeug verfügbar ist, bzw wenn es bereits vermittelt wurde, das jedoch können Zentralen-Apps auch. Das kann also nicht der Kern sein.

Ist denn für Dich denkbar, dass mit den Vermittlungsdaten ganz andere, weitaus lukrativere Geschäfte nicht nur möglich, sondern angedacht sind als Taxivermittlung im heutigen Sinne? Ich erinnere da nur an die "Spielerei" Ubers mit den aus der Fahrer-Vermittlung erlangten One Night Stand Daten
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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von SindSieFrei? » 23.01.2015, 19:40

Es geht um eine Diktatur, also auch mit der Verletzung von Persönlichkeitsrechten, wie bei einer Diktatur üblich, der Personenbeförderung und der Warenbeförderung. Nenne es Diktatur der Logistik oder sonstwie.

Jetzt können wir noch hundert Beispiele von Bewegungsprofilen, Bestellmustern, Kundendaten, Algorhythmus-Programmierungsgrundlagen, usw. aufzählen, aber letztendlich läuft es für mich darauf hinaus: Ein absolutistisches (globales) Monopol aufzubauen!

LG
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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von stringer » 23.01.2015, 20:18

Pollution - unwillkürlicher Samenerguß überpotenter Computingsysteme, deren Erschaffer sie für intelligent verkaufen - oder schlicht Umweltverschmutzung?

Vordergründig geht es derzeit um Taxivermittlungen. Personenbeförderung ist aber nicht alles. Das erklärt unter anderem auch, warum es so viele "unfertige" Apps gibt. Man probiert rum, man hat noch andere Ziele.
Hintergründig geht es um Maschinenintelligenz und Kontrolle. Dabei ging es bei Computing mit Turing von Anfang an. Mit dem Knacken Enigma hat es angefangen, mit der Idee Computern ein lernfähiges Eigenleben beizupulen, ging es weiter, Schachprogramme etc.
In den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob das in den Achtzigern per Volkszählungsboykott erkämpfte Recht auf informationelle Selbstbestimmung hinterherkommt oder de facto gerade ausgehöhlt wird.
Also es wird. Im Graubereich international nicht abzugrenzender Bereiche des Internets tut sich heute ja schon so einiges, zum Beispiel Daten, die nur in USA gespeichert, ganz anderem Recht unterliegen.
Regionaler Pflichtfahrgebiete zu überschreiten ist im Big-Data-Spiel nur eine unbedeutende, geradezu unvermeidliche Nebensache.
Einige Trottel hier haben das ja immer als die Befreiung des Gewerbes von seiner angeblich bösartigen mittelständischen Basis gepriesen und sich an die großen solange rangewanzt, bis sie überflüssig waren.
Tragische Erfahrung, die allen Taxifahrern noch bevorsteht? Herr Turing wurde von dem Staat, den er gerettet hat später umgebracht, mit chemischer Kastration, weil er schwul war. Das ist jedenfalls tragisch.
Herr Keen meinte ja sogar Big Data sei die moderne Umweltverschmutzung, weil so viel und unregulierter Müll dabei ist.
http://meedia.de/2015/01/19/ueberrasche ... dium=email
Der wichtigste Aspekt dürfte aber - wenn man so will - der private Angriff auf jeden, der sich irgendwie beteiligt, sein - und sei er nur Fahrgast, Regionalpolitiker und in Opposition zu einer Firma und später mit z.B. Sex erpreßbar.
Ob das Uber ist oder Mytaxi oder sonst wer, spielt keine Rolle. Mytaxi-Rabatt-Aktion war nur mit Kreditkartenhinterlegung möglich. Heißt Daimler hat sich teuer viele Daten eingekauft.
Die wissen heute wahrscheinlich selbst noch nicht genau, ob das Geschäft mal bei Mytaxi oder bei Mitfahrgelegenheit (Uber) oder nur mit den gesammelten Daten allein weitergeht.
Nebenbei sollte man nicht vergessen, daß z.B. Daimler Benz auch immer gut im Kriegshandwerk (oder was soll der Stern?) war und aller bestens elitenvernetzt ist.
Spätestens nach Snowden wissen wir ja alle, daß auch die Kontrolle jederzeit möglich ist. Man möchte fast denken, daß Geheimdienste und Vorstände großer Konzerne in einer Hand geführt werden.
Okay, manchmal gibt es auch Lecks, so wie damals bei der Telekom. Und natürlich behauptet man, daß das nicht so ist. Und schon gar nicht gibt man zu, daß die Datenstromzugänge gar nicht erst angezapft werden müssen, sondern bereitwillig in vorauseilendem Gehorsam hergegeben werden.
Sein Recht auf informationelle Selbstbestimmung kann man sich derzeit nur passiv erhalten, in dem man möglichst wenig Mist mitmacht, das fängt schon bei WhatsApp an.
Allerdings bin ich da pessimistisch. Über Querverbindungen läßt sich heute schon sehr viel rückschließen.
Die Politik müßte da hinter, streitet sich aber lieber über Sinn und Unsinn von Vorratsdatenspeicherung und den neuen Superriesenmarkt mit TTIP.
Wenn Big Data Pollution ist, dann nur im übertragenen Sinn. So wie wir die Umwelt, im Vergleich zu den Fünfziger und Sechszigern, "reguliert" haben, gehört Big Data auch reguliert. Und Snowden das Bundesverdienstkreuz umgehängt.
Sein Gewerbe kann man übrigens auch in kleineren Einheiten immer noch betreiben. Zu allen Zeiten gab es eine Nische dem Wahnsinn zu entkommen.

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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von alsterblick » 23.01.2015, 22:16

In der Thread-Fragestellung ......'worum geht es wirklich ? ' ,
halte ich das >>'wirklich<< für absurd !
Als gäbe es einen ausgemachten (und vorkalkulierten ) höheren Zweck als lediglich die arrangierte Personenbeförderung. Eine solche App mag ja durchaus auch Nebenziele mitverfolgen, aber keinesfalls erstrangig. :!:
PS
'......worum geht es noch'
wäre z.B. geeigneter
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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von am » 23.01.2015, 22:54

Wenn man davon ausgeht, dass es nicht primär um die Personenbeförderung heutiger Prägung geht, gleich ob Taxi oder Sharing, ist "wirklich" durchaus treffend gefragt.
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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von alsterblick » 24.01.2015, 01:17

Wenn die genannten Bewegungsdaten so wertvoll sein sollen,
warum dann erstmal 'alle' gegen sich aufbringen, u.a. auch mit höchstmöglicher Provision,
alles Tarnung, die zum Erfolg verhilft :?:
Zuletzt geändert von alsterblick am 24.01.2015, 02:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von LRKN » 24.01.2015, 14:39

Ich beteilige mich nicht an Spekulationen was mit den ganzen potentiell möglich ist. Der Einwand von Alsterblick ist korrekt.

Ich will aber soweit auf die "Bedrohung"eingehen und sagen dass grundsätzlich es jedem freigestellt ist diese Dienste zu nutzen oder eben auch nicht zu nutzen. Wer sorgen um seine Daten hat muss kein Uber nutzen. Und er wird auch auf absehbare Zeit nicht gezwungen werden den Dienst zu nutzen. Es wird für absehbare Zeit auch noch "normale" Zentralen geben und es wird weiter möglich sien Taxis auf der Straße zu finden.

Aber ohne diese Daten ist ein Service wie mT, Uber oder WC gar nicht möglich. Diese brauchen nunmal einige personenbezogenen Daten wie Standort, Telefonnummer, Name und Kreditkartendaten.

Daher muss jeder Nutzer für sich selber entscheiden ob er etwas hergibt und dafür etwas neues, bequemes, kundenfreunlicheres bekommt oder ob er diesen Handel nicht eingehen will. Es wird Nutzer geben die diesen Handel eingehen werden. Und mit der Zeit wird es immer mehr werden, weil die Datenschutzbedenken in den letzten Jahrzehnten sowieso abgenommen haben und in Zukunft weiter abnehmen werden. Das ermöglicht Dienstleistungen, die heute noch gar nicht möglich sind.

Mal so als Vision:
Ein Kunde bestellt sich ein Taxi. Er bekommt eine Auswahl an Fahrern und Fahrzeugen in einem vordefinierten Umkreis (sagen wir 3 km). Er sucht sich den ihm liebsten Fahrer/Fahrzeug aus und bestellt ihn. Er sieht die Anfahrtstrecke und Ankunftszeit. Er kann bei Bedarf sofort mit dem Fahrer eine Videoverbindung aufbauen und ihn kontaktieren. Er kann über die App auch das Fahrziel, die Fahrstrecke und wenn gewünscht auch den Radiosender einstellen. Er steigt bei Ankunft ein und alle technischen Fragen (Ziel, Strecke) sind schon geklärt und müssen nicht nachgefragt oder geklärt werden. Der Fahrer fährt einfach ohne nervige Nachfragen los. Das heißt nicht das eine Kommunikation nicht stattfinden soll. Aber es steht dem Fahrgast frei zu schweigen, sich um andere Dinge zu kümmern oder zu reden. Bei Ankunft steigt der Fahrgast einfach aus ohne zu zahlen, weil alle notwendigen Daten schon gespeichert sind und die Abrechnung über Kreditkarte automatisiert erfolgt. Das heißt kein Durchziehen von Kreditkarten, Rechnung schreiben, Belegausdrucken und ähnliches mehr.

Einiges ist jetzt schon möglich und einiges ist durchaus in absehbarer Zeit möglich. Aus Kundensicht wäre diese Vision eine deutlich bequemere als die momentane Situation.

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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von am » 24.01.2015, 15:46

Ok, dann werfe ich mal eine These in den Raum:

Die Anbieter und Investoren autonomer Taxi-Apps verfolgen den Zweck, das Taxi in seiner heutigen Form abzuschaffen.
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Kohle scheffeln, Hauptsache schnell und viel

Beitrag von reasoner » 24.01.2015, 16:36

Ich habe eine komplett andere Auffassung über die Beweggründe, internetbasierende Portale, Shop-Systeme oder ähnlich agierende Startups zu Hauf auf den Markt zu schmeißen, als die meisten Mitschreiber. Das kann man meiner Auffassung nach auch gar nicht branchenspezifisch betrachten, weil das, was aggressiv marktschreierisch unter das blöde Volk gebracht werden soll, völlig egal und beliebig ist. Bitteschön – auch hier bestätigen Ausnahmen sicherlich die Regel.

Was bspw. im Silicon Valley gut gemeint von findigen Entwicklern erdacht wurde und wird, trifft sehr schnell auf einige, wenige, überregional arbeitende, skrupellose Vermarkter, die sich der Welteroberung in immergleichen Entwicklungsschritten annehmen, und die sich um regionale Gesetze einen Dreck scheren.

Ein kleiner Exkurs an dieser Stelle: das Silicon Valley mokiert sich regelmäßig über „unsere“ Samwer-Brüder, die über den Startup-Durchlauferhitzer „Rocket Internet“ zahlreiche Firmengründungen und –beteiligungen vorzuweisen haben. Wenn man sich die Namen der Firmen ansieht (Zalando, eDarling, Home24, MyVideo, Wimdu …) bekommt man sehr schnell einen Verdacht, dass die Amis mit ihren Anschuldigungen, die Samwer-Brüder agierten völlig skrupellos und klauten Ideen, Recht haben könnten, auch wenn sie einem ganz sicher nicht leid tun müssen. Alle Firmen aus dem Rocket Internet Imperium arbeiten hoch defizitär.

Jedenfalls geht es bei fast allen Online-Anbietern ausschließlich darum, Investoren aufzutreiben – am besten ab 10 Mio. aufwärts-, den Bekanntheitsgrad zu erhöhen und den Marktwert, und somit den Shareholder Value, zu steigern. Bis hin zum von allen angestrebten Börsengang, bei dem die Kohle dann im übertragenen Sinne lastwagenweise abgefahren werden soll. Wie genau das passiert, sei es, dass das beworbene Produkt tatsächlich gut ankommt, sei es, dass nur der Eindruck entsteht, dass es so ist, oder sei es durch die Erfassung personenbezogener Daten, die einen Wert darstellen, ist komplett egal.

Alle Online-Gurus predigen mit ständigen Wiederholungen immer dieselben Gutmensch-Attitüden („Leute kennenlernen“, „Ressourcen sparen“, etc. pp), um den einzigen Zweck der wundersamen Geldvermehrung, und sei es nur auf dem Papier, zu verschleiern.

Ich selbst bediene mich ja auch als selbständig denkender Mensch der neuen Angebote, und nehme mir davon als Kunde, was mir nutzt. Über Eines bin ich mir aber sehr im Klaren:

Wir kleinen sch***, die die Arbeit machen, in unserem Falle Personen befördern, sind allen diesen Machern ganz herzlich egal. Ob hier überhaupt Jemand Geld verdient, womit er über die Runden kommt, spielt für die Entscheidungen, die 30-jährige Manager ohne jede praktische Lebenserfahrung, dafür aber vielleicht mit einem zu kleinen Fortpflanzungsorgan, treffen, keine Rolle.

Ich selbst gehe im Übrigen davon aus, dass der jetzige Besitzer der myTaxi-App Daimler Benz dabei eine löbliche Ausnahme darstellt, und sich tatsächlich Gedanken macht, wie es dem kleinen Taxifahrer auf der Straße geht. Mit gefallen als Zentralen-Vorstand die Aktivitäten von Daimler naturgemäß nicht, kann das aber trennen. Mit Daimler Benz sind Zentralen und Unternehmer meiner Auffassung nach eher noch gut beraten (nein, nein, ich bekomme da nichts für).
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf

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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von Wattwurm » 24.01.2015, 19:18

am hat geschrieben:Ok, dann werfe ich mal eine These in den Raum:Die Anbieter und Investoren autonomer Taxi-Apps verfolgen den Zweck, das Taxi in seiner heutigen Form abzuschaffen.
Nein. Meine Verschwörungstheorie ist eine ganz andere!

Sie verfolgen den Zweck möglichst viele Benutzerdaten (GPS-Geocaching) einzusammeln und diese Benutzerdaten gegen ein Entgelt Marketingfirmen zur weiteren Vermarktung zur Verfügung zu stellen. Wenn ein Mytaxi- oder ein Herman Waldner-App- Nutzer dreimal in der Woche aus einem Orion-Sexshop heraus sich eine Taxi bestellt, dann weiß man auf welche Werbung diese alte Sau voll abfährt. Dann bekommt er demnächst eine SMS auf sein Smartphone mit so einen Text: 23556 Lübeck, Krempelsdorfer Allee 66, Seiteneingang rechts vom Haus, Klingeln bei: Minka, Du kommst als Fremder und gehst als Freund.... :mrgreen:
Zuletzt geändert von Wattwurm am 24.01.2015, 19:29, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von am » 24.01.2015, 20:36

Seiteneingang Wattwurn, sonst findet er es nicht.
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Re: Kohle scheffeln, Hauptsache schnell und viel

Beitrag von alsterblick » 24.01.2015, 20:36

reasoner hat geschrieben:
….. bei dem die Kohle dann im übertragenen Sinne lastwagenweise abgefahren werden soll. Wie genau das passiert, sei es, dass das beworbene Produkt tatsächlich gut ankommt, sei es, dass nur der Eindruck entsteht, dass es so ist, oder sei es durch die Erfassung personenbezogener Daten, die einen Wert darstellen, ist komplett egal.
Hier handelt es sich rein klassisch um die „Not der Geldwiederverwertung“ der Stapelgelbesitzer.
(Ja Geld-"Besitzer", nicht mal unbedingt Eigentümer. Also auch entscheidene Aktienfonds usw.......... )
reasoner hat geschrieben:
Ich habe eine komplett andere Auffassung über die Beweggründe
Deine „komplett andere Auffassung“ mag sich hier vielleicht auf die "am-Idee" der „nur Datensammelbeweggründe“ beziehen.
Jedoch ist der Zwang der „Geldwiederverwertungssuche“ systembegründet.

Im Grunde schreibe ich hier im Forum seit „Wundercar“ davon, dass Geld immer beliebiger bereit ist, sich auf Reinvestitionsmöglichkeiten einzulassen, um in aller Not und Verzweiflung /Aussicht auf Geldanlagemöglichkeiten überhaupt noch tätig zu sein und neuzeitlich nun auch die Taxibranche im Angriffsfokus steht.

Exkurs: Dies war seinerzeit / früher mal das alleinige Geschäftsfeld von Banken, wo quasi berufsmäßig „geprüft“ wurde, wofür Geld (Kredite) locker zu machen ist oder auch nicht. Heute sind es sogar die Banken selbst, die auf unreale „Geldwiederverwertungs-Gelegenheiten“ aufspringen, diese sogar selbst kreieren, verkaufen, kaufen, um möglichst rechtzeitig wieder abzuspringen und „nur“ den verbliebenden Dummen (Sparer) die Hunde beissen (Stichwort Bankenkrise: 2008/9, die nicht beendet ist).

Vor paar Tagen schrieb ich hier im Forum auch, dass das Ganze immer perfider werden wird.
Uber/ Kalanick ist letztendlich nur jemand, der dem Geschrei nach Geldverwertungsöglichkeiten lediglich vorarbeitet.
Folgerichtig will Uber dann auch den bereits taxierten Uber-Firmenwert (40 Milliarden +++) bei der Börse „rückeinsammeln“ (die Presse steht voll davon).
Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?
Insofern wären wir beim Thema tatsächlich nun doch angekommen.
Zuletzt geändert von alsterblick am 24.01.2015, 20:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von am » 24.01.2015, 20:41

@rea

Ja, da magst Du Recht haben. Das wäre ja eine für das Taxigewerbe erfreuliche Richtung.

Ich habe hier allerdings nicht umsonst den Begriff "autonom" gewählt, den ich ja schon früh in der MyTaxi Diskussion verwendet habe.

Den Bogen soanne ich von autonomer Vermittlung hin zum autonomen Fahren.

Da sehe ich das Engagement von Daimler in MT und andere Mobilitätsapps auch als logisch und konsequent.

Der Antrieb der Startup Gründer mag dem Deines Ansatzes entsprechen. Der der Investoren dürfte ein anderer sein.
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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von Poorboy » 24.01.2015, 21:40

Goldman Sachs möchte weiteren Millionen weltweit dieses Vergnügen gönnen:

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... eutschland

Dass dabei mit 25 % vom Umsatz mehr als die Staatsquote steuerfrei in die Karibik transferiert wird, ist ein Kollateralschaden :twisted: !

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Re: Autonome Bestell Apps - worum geht es wirklich?

Beitrag von stringer » 24.01.2015, 22:00

Das Data-Mining ist schon der Dreh- und Angelpunkt. Uns wenn du aufbegehrst oder doch nur Politiker bist? Dann weiß man nebenbei schon mal, wie und wo man dich kriegen kann. Nur weiterverkaufen geht natürlich auch - oder auch nur nebenbei. Hauptsache das Geldkarussel dreht sich weiter. Ob daraus mal Automaten-Autos werden, wer weiß. Möglich. Wichtig für alsters Stapelgelder ist nur der Durchlauferhitzer Börse. Und die Kontrolle der Angeschmierten, über Daten und Verdummung: Zum regieren brauch ich Bild, BamS und Glotze (Schröder). Ich lese dann meine BamS im Automaten-Taxi auf der Rückbank. Hoffentlich hab genug Aktien gekauft. Soll ich auf Automaten-Taxis wetten?
Zuletzt geändert von stringer am 24.01.2015, 22:05, insgesamt 1-mal geändert.

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