Peter Lüchow, + 15.01.2010, einer von uns.

Im Gedenken an unser langjähriges Forenmitglied pl.
q

Beitrag von q » 18.01.2010, 16:07

Nochmal zum Trauerflor:

Wir sollten uns davor hüten, hier einen Wettbewerb des schnellsten Trauerflor-Trägers auszurufen. Ich war am Wochenende auch etwas irritiert, dass sogar am Posten Blankenese kein Wagen mit so einem Teil zu sehen war. Heute Mittag hatten alle (Graupen + Funktaxen) ein schwarzes Band an der Antenne. Es wurde von der dortigen Zentrale (TAB) organisiert. Das Nichtanbringen kann verschiedenste persönliche Gründe haben, die man auch akzeptieren sollte: Desinteresse, Abneigung gegen Massenbekundungen und Gruppenzwänge usw.

Ansonsten: Vielleicht sollte jeder mal gucken, wo sein akustischer Alarm eingeschaltet wird und ob dieser auch funktioniert. Den Warnblinker hat pl ja noch einschalten können, aber eine etwas "schräg" geparkte Taxe mit Warnblinker ist ja nichts ungewöhnliches. Das er da vielleicht die halbe Nacht in seinem Taxi lag, bevor er entdeckt wurde, ist ja grauenhaft.

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Thomas-Michael Blinten
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Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 18.01.2010, 16:17

Dann fuhr ich also die Strecke nach ihren Anweisungen.

Wenn sie ihren Weg fahren möchte (egal wie lang er ist) dann fahre ich diesen Weg und wenn sie geradeaus oder zurück fahren möchte tue ich dies auch.
Mir ist es schnurz piep wie ich fahre, Hauptsache die Uhr läuft und es verstößt nicht gegen die STVO.
Damit hat man schon viel Streitpotential aus der Unterhaltung genommen.
Das Radio kann selbstverständlich für die paar Minuten auf ihren Sender eingestellt werden (auch WDR 4 :evil: ), bei der Lautstärke findet sich immer ein Kompromiss.
Damit sind schon zwei Streitpunkte eliminiert.
Der Rest ist Lächeln und Trinkgeld kassieren :wink:
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taxologe
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Beitrag von taxologe » 18.01.2010, 16:18

eichi hat geschrieben:@taxologe

Klarer Fall der Zuständigkeitsverteilung:

Der Fahrgast bestimmt Radiosender und Lautstärke.

Der Fahrer bestimmt über das Funkgerät, und wenn Fahrer kein Funk hören kann, muss das Radio leiser, Ende der Debatte!
Der Fahrgast kann dann nur über sein (freundliches) Verhalten beeinflussen, WIE leise das Radio gestellt wird. :!:

Wie im richtigen Leben, der Ton macht die Musik.
Steht auch sicher so oder ähnlich in der einen oder anderen Taxenordnung!
Bestimmt der Fahrgast auch, ob das Radio an- oder ausgeschaltet wird? Noch ein dritter Fall: Um 8:00 morgens hole ich eine "angetrunkene" Frau aus der Kneipe ab. Auf dem Heimweg möchte sie, klar, laut Musik hören. Ab- und zu greift sie mir (gutmütig) an den Arm, so dass sich schon eine Beeinträchtigung des Lenkverhaltens ergibt. Eine Situation, hart an der Grenze ..

Diese Art von "Ersatzhandlung" habe ich schon vorher beobachtet. Leicht angetrunkene Frau (gutaussehend) auf dem Rücksitz, der Freund holt schnell etwas aus der Wohnung, sie zieht mir den Navistecker aus der Buchse und steckt ihn wieder rein .. :wink: (sorry, falls offtopic)

@gringo, danke ..
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Beitrag von TaMi » 18.01.2010, 17:19

Sorry für OT:
vas hat geschrieben:(...) Den Warnblinker hat pl ja noch einschalten können, aber eine etwas "schräg" geparkte Taxe mit Warnblinker ist ja nichts ungewöhnliches. Das er da vielleicht die halbe Nacht in seinem Taxi lag, bevor er entdeckt wurde, ist ja grauenhaft.
Auf den von Holzy geposteten Link zur Fotostrecke auf Seite 2, ist das Taxi ordnungsgemäß eingeparkt.

Kann mir nicht vorstellen, dass jemand das Fahrzeug vor Abtransport erstmal ordnungsgemäß einparkt.
Kann mich natürlich auch täuschen.
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Beitrag von CPL5938 » 18.01.2010, 17:50

Martin B. hat geschrieben:Ich wollte eigentlich nur sagen, dass eine Trauerfeier für pl kein Happening á la Enke für hysterische Leute sein sollte, die nicht wissen, wohin mit ihrer unverbindlichen Betroffenheit
Lieber,
das will der Eddy ja selbst auch gar nicht. Hat er sinngemäß eingangs auch geschrieben. Dass Du sagen wolltest, dass eine Trauerfeier für pl kein Happening etc. sein sollte, hast Du recht gut und nachvollziehbar deutlich gemacht und niemand widerspricht Dir.

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Beitrag von CPL5938 » 18.01.2010, 17:54

Thomas-Michael Blinten hat geschrieben: Der Rest ist Lächeln und Trinkgeld kassieren :wink:
Es freut uns alle, dass Du im fernen Düsseldorf so dufte klar kommst.

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Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 18.01.2010, 17:58

Es ist schön wenn ich dir Freude bereite.
Hast Du eigentlich nichts besseres (im Gedenken an pl) zu tun als Streit zu suchen ?
Das passt so gar nicht zu diesem Thema.
Lassen wir dies also besser ruhen, streiten kann man sich auch noch später.
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Beitrag von CPL5938 » 18.01.2010, 18:01

vas hat geschrieben:Das Nichtanbringen kann verschiedenste persönliche Gründe haben, die man auch akzeptieren sollte: Desinteresse, Abneigung gegen Massenbekundungen und Gruppenzwänge usw.
Richtig. Ich kann Gruppenzwang und Betroffenheitsfaschimus auch überhaupt nicht ab. Aber ein Aufruf den Flor dranzumachen ist sinnvoll damit die natürliche Abwehrhaltung gegen die Zumutungen des Alltags nicht in Teilnahmslosigkeit mündet.

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Beitrag von CPL5938 » 18.01.2010, 18:07

Thomas-Michael Blinten hat geschrieben:Hast Du eigentlich nichts besseres (im Gedenken an pl) zu tun als Streit zu suchen ?
Dies ist ein Diskussionsforum. Dieser Threat hier wurde von Eberhard eröffnet um über ein Thema zu diskutieren. Das tue ich. pl gedenke ich nicht öffentlich, sondern im Stillen. Deshalb merkst Du davon auch nichts.

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Beitrag von CPL5938 » 18.01.2010, 18:27

taxologe hat geschrieben: (sorry, falls offtopic)
Ist nicht offtopic. Im Eingangsposting von Eberhard ging es um den möglichen Zusammenhang von kleinen Übergriffen ins Radio u.Ä. und einem totalen Übergriff wie Mord.

Eine Diskussion darüber scheint schwierig zu sein.
Ist es nicht aber vielleicht eine sinnvolle Diskussion?

Ist es denn nicht so, dass sich Leute uns gegenüber Sachen rausnehmen, die woanders nicht toleriert werden würden, dass Hemmungen fallen und Grenzen überschritten werden, wovon der gemeine Abendblattleser keine Ahnung hat?

Könnte am Ende einer solchen Diskussion nicht vielleicht ganz entfernt die Möglichkeit stehen, eine Verbesserung unserer Sicherheit und Arbeitsbedingungen zu erreichen (Ich versuche diesen Satz so vorsichtig wie möglich zu formulieren)?

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Beitrag von eichi » 18.01.2010, 18:37

Fahrgäste

sollen sich wie ein Gast in meinem Auto fühlen,
(Herzlich Willkommen)
aber...

sie müssen sich dann auch so benehmen!
Es ist so bequem, unmündig zu sein. (Immanuel Kant)

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Beitrag von CPL5938 » 18.01.2010, 19:23

eichi hat geschrieben:Fahrgäste
sie müssen sich dann auch so benehmen!
Ja, sicher. Aber kannst Du das Benehmen, das einen Fahrgast in Deinem Sinne auszeichnet, genauer benennen? Kannst Du Beispiele aufzählen und vor allem begründen warum das eine Verhalten ok ist und das andere nicht?

Ich finde eben, dass Zustände, bei denen es für den einen Fahrer ok ist, wenn Leute ans Radio greifen (etc, etc., etc.) und für den anderen Fahrer nicht ok, dazu führen, dass manche Leute davon ausgehen, dass grundsätzlich alles ok ist, was ihnen gerade einfällt.

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Beitrag von SindSieFrei? » 18.01.2010, 19:26

eichi hat geschrieben:Fahrgäste

sollen sich wie ein Gast in meinem Auto fühlen,
(Herzlich Willkommen)
aber...

sie müssen sich dann auch so benehmen!
:!: Und ich als ihr Gastgeber habe das Hausrecht :!: Sonntag hat mich eine leicht angetrunkene Russin höflichst gefragt, ob sie bei geöffnetem Fenster eine rauchen dürfe. Sie dürfe es bei ihrem Mann nicht. Ich habe geantwortet, sie dürfe ausnahmsweise, aber nur weil ich nicht ihr Mann bin. Wir haben gelacht, uns gut unterhalten und es gab 5 € Trinkgeld und eine Schachtel Vogue für meine Frau(ebenfalls Russin). Der TON macht die Musik! Und wer meint, in mein Radio grabschen zu müssen, erlebt eine sanfte Bremsung bis zum Stillstand und das Angebot, das ich gerne einen Kollegen rufe, der ihn weiterfährt. Basta! Bis jetzt hat sich jeder Fahrgast danach entschuldigt. Und damit fängt die Einstellung zu meinem Beruf an: Wer meint, er wäre als Kutscher der letzte Dreck und sich ständig über das Verhalten der Fahrgäste beschwert, wird auch von den Fahrgästen so behandelt werden! Klingt vielleicht blöd, wenn ich das als relativer Frischling so sage, aber nach 20 Jahren Vertriebsaußendienst nehme ich mir diese Erfahrung raus!
Die Diskussion hier ist sehr gut, aber IMHO mit zu vielen Egoismen behaftet! Peter ist auf tragische Weise umgekommen. Das ist absolut schlimm. Warum können sich JETZT nicht einfach ALLE hier schreibenden und lesenden Kutscher auf eine gemeinsame, öffentlichkeitswirksame Aktion einigen? Oder ist es vielleicht so, daß die Würde eines jeden von uns nur noch von den Medien bestimmt wird und wir beginnen, diese Einstellung langsam für uns selber zu übernehmen und uns nur noch in Details zu verlieren??? :?:
LG Marcel
Dura lex, sed lex.

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Beitrag von eichi » 18.01.2010, 21:56

@cpl
Ich werde jetzt keine Liste erstellen mit "do´s and dont´s"!
Das sollte allgemein mit dem Begriff "Erziehung" hinreichend beschrieben sein. Oder anders herum: was erwartest du von deinem Besuch zu Hause, was gewährst du ihm an Privilegien, wer darf sich das Bier aus dem Kühlschrank selbst holen?
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Beitrag von E. G. Engel » 18.01.2010, 22:07

@ Martin B.

Ich will keinen Streit mit Dir. Aber fange auch keinen mit mir an, zumindest nicht in dieser Art. Sachlich, argumentativ ja, ansonsten nein.

Eberhard

Filou
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Beitrag von Filou » 18.01.2010, 22:24

SindSieFrei? hat geschrieben:... Oder ist es vielleicht so, daß die Würde eines jeden von uns nur noch von den Medien bestimmt wird und wir beginnen, diese Einstellung langsam für uns selber zu übernehmen und uns nur noch in Details zu verlieren??? :?: ...
Dies beginnt nicht, sondern dies ist eins unserer Hauptprobleme. Ich hatte mich vor über einem Jahr so über Weihnachten von den privaten Medien und vom Fernsehen ein paar Monate verabschiedet(im Ernst, die Beeinflußung zu Beginn der Finanzkrise ging mir einfach auf den Keks) und siehe da ich fühlte mich zwar von den Kollegen unverstanden, aber ich legte zum Teil meine Aggressionen ab und bemerkte dafür umso mehr bei den Kollegen. Wenn es uns schlecht geht und wir nicht weiterkommen reagieren wir mit stärkerer Anspannung und eben Aggressionen auf unsere Umwelt, und daß ist ganz schlecht für´s Geschäft! Und manche schaffen es nicht mal sich zu entspannen, wenn es wieder besser geht, weil bei den langen Tagen in meinen Augen einfach keine Zeit dazu bleibt. Und mir kann keiner sagen, daß er sich bei den langen Wartezeiten entspannen kann, daß nervt doch ungemein und man setzt voraus, daß die nächste Tour die Zeit wieder ausgleicht, was sie im Durchschnitt nicht tut. Dazu kommt noch das es in den letzten Jahren in unserer Branche doch nur bergab(selbst der 212 läßt uns im Stich) geht, immer mehr Kollegen, immer weniger Bildung unter den Fahrern (ja das denk ich), immer weniger Anerkennung(zum Teil selbst verschuldet) und und und .... Wenn man daß irgentwie umdrehen könnten. Wenn man den Kollegen mehr Sicherheit und Anerkennung geben könnte, oder irgendetwas damit sie motivierter an die Arbeit gehen und den Kollegen nicht als Feind sehen und den Kunden ebend als Kunden, ich denk, dann kommt der Rest von alleine. Ach was red ich.

Dazu fällt mir heutiges Beispiel ein (Flughafen Schönefeld): "Kollege erzählt mir voller Stolz, daß er einem Kunden Beine machte, weil dieser sich in seine Taxe setzte, und tatsächlich nur für 10 EUR zum nächsten U-Bahnhof wollte. Tür auf, Koffer raus und auf den Bus gezeigt." Sind wir noch zu retten?

Um beim Thema zu bleiben, pl war doch genau deshalb hier, weil ihn unsere Probleme interessiert haben und er mit Gleichgesinnten fachsimpeln konnte, was auf der Straße in dieser Form nicht (mehr) möglich ist. Er hat sich immer mit seiner Meinung zu Wort gemeldet, und das rechne ich ihm und auch allen anderen hoch an, und genau deshalb bin auch ich hier und genau deshalb glaub ich daran, daß sich etwas ändern kann.

FILOU

Schwatzbacke
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Beitrag von Schwatzbacke » 18.01.2010, 22:38

Filou, vielen Dank für diesen Beitrag.

E. G. Engel
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Beitrag von E. G. Engel » 18.01.2010, 22:56

Es ist zwar nicht der Kern dieses Threads, mir geht es um Solidarität ausgehend vom Status des Kollegen pl, seinem berufstypischen Umfeld indem er und wir uns zusammen bewegen, bewegt haben, aber eine kleine Geschichte von vielen erhellt vielleicht die Situation.

Ich sage von vorne herein weg, sie ist nicht erfunden und soll auch nicht am Hansa kratzen, es war einfach so.

Ich steh am Flieger Terminal 2 bereit zum einladen. Kommt ein Deutsch-Chinese (?), relativ groß für den asiatischen Raum, sehr gepflegt und Managertyp , hat einen großen Karton, großen Koffer sowie eine größere Tasche. Wie üblich ein "Guten Tag", gehe im entgegen, nehme den Karton, lade in ein, ebenso den Koffer. Dann stehe ich an meinem Wagen mit geöffneten Kofferraum und harre der Dinge, soll die Tasche auch noch rein oder nimmt er sie mit nach vorne.

Fahrgast fragt: "Nehmen sie auch Karte?"

Ich antworte mit einem knappen bündigen: "Ja".

Fahrgast stutzt und sagt: "Sie sind unhöflich"

Ich stutze und frage: "Bitte?", "Warum bin ich unhöflich?"

Fahrgast: "Sie sind unhöflich."

Fahrgast sieht in meiner Seitenscheibe die Tarifauskunft, noch vom Hansa (typische Form), aber ohne 211 211 - Werbestreifen.

Fahrgast fragt: "Sind sie ein Hansataxi?"

Ich denke: "Du Ferkel, willst mich wohl anscheissen"

Ich antworte kühl und sachlich: "Ich bin kein Hansataxi" mit Betonung auf "kein"..

Fahrgast zögert, überlegt was er machen soll (anscheissen geht ja nicht), geht auf meinen Kofferraum zu und holt Karton und Koffer nacheinander hektisch heraus unter wiederholten: "Mit Ihnen fahre ich nicht".

Gut, soll so sein, ich warte auf den nächsten Fahrgast. Während dessen unterhält sich der Fahrgast erregt mit der Rotjacke.

Ich denke ich hör nicht richtig, ich höre "... A.r.s.c.h.l.o.c.h ..." "... A.r.s.c.h.l.o.c.h ..."

Das weitere tut jetzt hier nichts zur Sache.

Was soll man dazu sagen. Ist irreal, oder? Spricht aber Bände für meinen Wert als Dienstleister. Der Fahrgast verlangt von mir eine absolute Höflichkeit und Unterwürfigkeit, dreht sich rum und bezeichnet mich als "A.r.s.c.h.l.o.c.h". Der Widerspruch in sich. So geht man mit Dienstleistungsabschaum um, aber nicht mit Dienstleister. So sieht mittlerweile die Realität aus.



Eine andere Realität, ganz frisch von heute.

BILD Hamburg berichtet über den Fall Peter Lüchow.

Das folgende nicht als Zitat, aber sinngemäß korrekt.

1. Peter Lüchow hat sich letztes Jahr ein neues Auto gekauft, E-Klasse mit beigen Ledersitzen.

2. Peter Lüchow arbeitete nur an zwei Tagen die Woche.

Zielrichtung ist natürlich der unbedarfte BILD-Leser. Für diesen Leser stecken in diesen Ausagen jede Menge subtiler Botschaften:

1. Peter Lüchow war vielleicht ein Krimineller und es war eine Auseinandersetzung unter Kriminellen.

2. Peter Lüchow fährt (neue?) E-Klasse mit beigen Ledersitzen (welche fatale Wirkung auf Golffahrer).

3. Peter Lüchow hats Dicke, als Taxifahrer oder als Krimineller.


Nahe gelegter Schluss für BILD-Leser: Taxifahrer sind kriminell, fahren dicke Autos, Taxifahrer arbeiten wenig und verdienen viel. Zack


Wahrheit ist: Der Daimler ist mindestens sieben Jahre alt (W210er)und hat erfahrungsgemäß mindestens 300.000 - 350.000 km auf dem Buckel. Wahrscheinlicher Preis 5.000 - 8.000.- €.

Peter hatte wohl geringe Kosten, Versicherung etc., ist alleinstehend und wohnt im Dachgeschoß bei einer Rentnerin zur Untermiete. Wenn ich seine Einlassungen hier im Forum richtig interpretiere arbeitete er überwiegend Wochendnachts und zog durch.

So mag er mit zwei Tagen ausgekommen sein, er war halt bescheiden, in jeder Hinsicht.

Und was erzeugt die BILD an öffentlicher Meinung?

Für mich ist das Taxi-Bashing. Der Meinungsweg von Peter Lüchow zu uns ist kurz. Darum sind wir Peter Lüchow und Peter Lüchow sind wir.

Eberhard

q

Beitrag von q » 18.01.2010, 23:23

Ja, das stimmt alles. Gestern konnte man in der Morgenpost rot hervorgehoben lesen: "Er wohnte in einer 30 qm Wohnung". Es ist einfach nur ätzend. Vorgestern habe ich einem vielleicht 20 jährigen amerikanischen Girlie das Trinkgeld wortlos (ich war mit einmal der englischen Sprache nicht mehr mächtig) wieder zurückgegeben. Ich habe ihre Arroganz nicht ertragen. Aber die meisten Fahrgäste empfinde ich als freundlich oder zumindest erträglich.

Ich meine aber, das der Mord an einem Taxenfahrer eher die Folge unseres ganz speziellen Arbeitsplatzes ist und nichts mit der Wertschätzung durch unsere Kundschaft zu tun hat. Wir sitzen auf kleinstem Raum mit einer uns fremden Person zusammen, die uns innerhalb des Pflichtfahrgebietes überall hindirigieren darf...

Mir fällt eigentlich auch nur die Videoüberwachung zur Lösung dieses Problems ein.

taxologe
Vielschreiber
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Wohnort: Ghetto

Beitrag von taxologe » 18.01.2010, 23:30

vas hat geschrieben:
Mir fällt eigentlich auch nur die Videoüberwachung zur Lösung dieses Problems ein.
.. was in :arrow: Bremen schon praktiziert wird.
je suis charlie

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