So, hier nun der mit Spannung erwartete Teil 2!
(Teil 1:
http://www.taxiforum.de/forum/viewtopic.php?t=7342)
Als ich also am nächsten Tag bei der Hausärztin anrufe, bekomme ich meine schlimmsten Erwartungen bestätigt.
Herr. S. ist Alkoholiker im Delirium tremens, er war zur Behandlung in der Klinik Reichenau stationär und ist von dort abgehauen!
Und er wurde gleich heute wieder dorthin zwangseingewiesen! (Transportiert wurde er natürlich mit dem Sanka.)
Die Fahrt in die Hautklinik Freiburg war von der Hausärztin nicht angeordnet gewesen, Herr S. ist einfach zum diensthabenden Arzt vom notärztlichen Dienst gegangen und hat den Arzt nach Strich und Faden angelogen und ihn so bewogen ihm einen Transportschein, wohlgemerkt einen einfachen, nur für die Hinfahrt, auszustellen, obwohl er die ganze Zeit im ZPE Klinik Reichenau zur stationären Behandlung war und dort irgendwie ausgebüchst ist!
Auf meine Frage nach einem Transportschein für die Fahrt von der Hautklinik Freiburg bekomme ich, über die Helferin, die Ärztin war nicht da, zur Antwort, dass die Fahrt nicht „medizinisch notwendig“ gewesen sei und dass daher kein Transportschein ausgestellt werden könne, ich solle versuchen die Fahrt Herrn S. privat in Rechnung zu stellen!
Als ich das mit meinem Chef abkläre, winkt der nur ab und sagt, ich soll das gleich am Besten abschreiben!
Aber nicht mit mir, „nicht mit Erich Pröhl“!!!! (Diese Rolle aus Loriots Kosakenzipfel habe ich übrigens mal gespielt, „Sie haben mir vom Kosakenzipfel kaum was übrig gelassen, Sie haben mir das Zitronencremebällchen weggegessen und WAGEN ES...!“)
Wer mich und meinen Dickkopf kennt, weiß, dass ich nicht so schnell etwas abschreibe, wo ich im Recht bin (oder es zumindest meine zu sein)!!!!
Ich fasse also zusammen!
Ein psychisch verwirrter Fahrgast und Patient, der abgehauen ist ohne zu zahlen und mich auf einer Fahrt von zirka 150 Euro hat sitzen lassen, plus erheblichem stundenlangen Mehraufwand, ein erschlichener Transportschein für den Hinweg für die Taxizentrale Waldshut, eine Anzahlung von 50 Euro, die mir aber wieder unter tätlicher Bedrohung geraubt wurde, Name und Anschrift des Fahrgastes, eine auf ein Stück Papier gekritzelte schriftliche Bestätigung, dass die Fahrt von mir unternommen wurde, die Nummer seines AOK-Befreiungsausweises, die Fahrt zurück mit mir jedoch als medizinisch nicht notwendig eingestuft, der Fahrgast, von dem man Barzahlung einfordern könnte, aber der stationär in der Psychiatrie und schuldunfähig ist und schließlich vier Stellen bei denen man versuchen könnte doch irgendwie einen Transportschein einzufordern, nämlich die Universitäts-Hautklinik Freiburg, die Hausärztin von Herrn S., der ihm auf den Leim gegangene diensthabende Arzt und schließlich die AOK selber.
Vier Stellen zum Einfordern hört sich gut an, einer wird doch das dann auch tun, um es aber vorweg zu nehmen, vier Stellen könne sich aber auch gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben und sagen, ich doch nicht, sollen die doch!
Ich beschließe also meine Strategie darauf aufzubauen, dass ich der Kasse letztlich die Kosten für einen Sankatransport von Freiburg nach Waldshut erspart habe, diese Kosten hätten sich nämlich auf eine Vielfaches belaufen! Und letztlich ließe sich so also ja sogar noch die Klinik Reichenau anschreiben und um einen Schein anhauen! Und ich könnte jede Wette eingehen der Transportschein Hinfahrt wurde sehr wohl von der Kasse akzeptiert, obwohl genauso wenig medizinisch notwendig!
Wohlgemut setze ich nun, gleich am 2.7.07, nachdem die Hausärztin sich ja geweigert hatte, ein Schreiben an die naheliegenden Stellen auf, nämlich den Bereitschaftsarzt und die Hautklinik, und schildere ihnen den Verlauf der Fahrt und bitte sie um einen Schein, denn „die Chancen von Herrn S. das Geld bar zu bekommen, schätze ich nur als gering ein, in jedem Fall würde ich aber dann auch Strafantrag wegen Betrug und Nötigung stellen und Schmerzensgeld fordern!“ Den Bereitschaftsarzt frage ich auch noch, den entstandenen Frust muss man ja irgendwo lassen und wenn er sich nicht hätte täuschen lassen... „Zweitens möchte ich Sie, ohne Vorwurf, bitten mir zu erklären, warum Sie so einen verwirrten und gefährlichen Patienten einer Taxifahrerin (Hinfahrt) zu befördern überantwortet haben. Um es vorweg zu nehmen, er wird Sie wohl genauso getäuscht haben, wie er mich.“ Ich schicke Kopien an die Hausärztin, meine Taxifirma und an die Waldshuter Taxifirma.
Doch es tut sich nichts!
Also, schicke ich am 17.7.07 eine Brief an die AOK (nachdem ich das peinlicherweise, ich befinde mich ja bereits direkt in den Vorbereitungen auf England, auf den wohl relativ schwersten Taxischein der Welt, zwei Monate später bin ich tatsächlich bereits dort, zuerst mit der Barmer verwechselt hatte.)
„Ich habe nun für die Fahrt weder Geld noch einen Transportschein bekommen, auf meine schriftliche Bitte darum an Dr. .. oder seine Hausärztin Frau Dr...., am Tag darauf wurde bis jetzt noch nicht einmal reagiert, ebenso wenig wie die Uniklinik Freiburg.
Ich möchte Sie, die Kasse, nun aber auch gleichzeitig direkt anschreiben, für den Fall, dass ich keinen Transportschein kriege, da die Situation ja grenzwertig ist, sich ein Arzt möglicherweise nicht zuständig fühlt mir einen Schein auszustellen.“ … „Klar ist, wenn die Hinfahrt aus medizinischen Gründen notwendig war, so ist es auch die Rückfahrt, die ich gemacht habe. Beziehungsweise, eigentlich hätte er in Freiburg festgehalten werden und mit Krankentransport nach Reichenau überführt werden müssen, ich habe Ihnen damit also sehr viel Geld erspart. Ich will Ihnen auch gleich sagen, ich bin notfalls auch entschlossen das Geld einzuklagen, ich sehe nicht ein als Taxifahrer ständig benachteiligt und diskriminiert zu werden, wenn man bedenkt was für irrsinnige Kosten in der Medizin anfallen, ich habe schon wirklich genug Ärger mit der ganzen Sache gehabt. Und sollte ich mich zu einer Klage genötigt fühlen, würde ich auch die Kosten eines Krankentransports einklagen versuchen!“
Schließlich, die AOK hat geantwortet, führe ich nun ein oder sogar mehrere Telefongespräch, so genau weiß ich das gar nicht mit der AOK, mit einem Herrn M., vom „Dienstleistungszentrum Fahrtkosten“ und erfahre so nebenbei, dass der Bereitschaftsarzt sich beschwert hätte über mich, ich würde ihn bedrohen oder erpressen oder ähnlichen Unsinn. Er weist mich jedenfalls recht kühl darauf hin, dass die Fahrt nicht bezahlt werden könnte, wenn kein Transportschein vorliege und es interessiert ihn nicht, dass sich von den drei angeschrieben Stellen offenbar niemand zuständig fühlt, diese mich höchstens darauf hinweisen, dass die Kosten für die Fahrt beim Arzt hängen bleiben, wenn die Kasse nicht übernimmt.
Ich setze also weitere Schreiben auf!
Am 9.8.2007 schicke ich sie an die Patientenverwaltung Universitäts-Hautklinik/Psychiatrie Freiburg, an die Hausärztin, an den Bereitschaftsarzt und schließlich auch noch an die Klinik Reichenau, mit der wirklich dringenden Bitte, dass mir einer dieser einen Transportschein schickt.
Ich weise noch mal darauf hin, dass eine medizinische Indikation dafür vorliegt und dass ich der Kasse einen Haufen Kosten erspart habe, da Herr S. in Freiburg festgehalten und sonst per Krankenwagen zurücktransportiert hätte werden müssen.
Ich schreibe weiter, „ich bitte Sie also mit dem Herrn M. vom „Dienstleistungszentrum Fahrtkosten“ telefonisch Rückfrage zu halten, er ist zuständig und weiß Bescheid.
Ich möchte darauf hinweisen, dass ich nicht nur mit der Fahrt selber sehr große Härten hinter mir habe, sondern inzwischen schon mit Briefen und Anrufen genauso viel Mühen auf mich habe nehmen müssen und zudem weitere Auslagen hatte.
Ich bitte Sie also sehr dringlich, sich dies zu Herzen zu nehmen und appelliere an Verantwortungs- und Mitgefühl von jedem einzelnen von Ihnen sich nicht gegenseitig den schwarzen Peter zuzuschieben, sondern mir zu helfen. Es kostet Sie nicht mehr als ein Telefonanruf bei Herrn M., um festzustellen, ob die Fahrt auch tatsächlich übernommen wird und/oder ob sich bereits ein Kollege vor Ihnen sich erbarmt hat, so dass ich nicht mehrere Scheine bekomme, (die ich ja aber auch nicht abrechnen könnte).
Ich will mich auch erkenntlich zeigen und demjenigen, der mir letztlich geholfen hat, ein handsigniertes Buch von mir schicken!“ Vorher bekamen sie natürlich schon Handzettel von mir)
„Ich denke nicht, dass ich mich weiter um die Sache kümmern kann, da ich ja auch meinen Umzug nach England planen muss, aber ich werde die Sache sicher in irgendeiner Form in meinen
Publikationen oder Medienkontakten einbauen.“
Und eines schönen Tages darauf bekomme ich tatsächlich einen Anruf von der Hausärztin, sie hätte jetzt endlich Zeit gefunden sich um die Sache zu kümmern, das sei ja unglaublich was ich da alles mitgemacht habe und klar würde ich einen Schein von ihr ausgestellt bekommen!
Noch ein paar Tage darauf ist der Schein in meinem Briefkasten, ich schicke ihr wie versprochen ein handsigniertes Buch und ich kann meiner Taxifirma Mitte August, also eineinhalb Monat danach, nach einer „langen Odyssee und Tausenden von Schreiben an Ärzte und Krankenkasse“ vermelden, dass der Schein nun vorliege! „Er ist natürlich nicht vom Patienten selber unterschrieben, ich lege deshalb noch mal die Kopie des Zettels und auch noch mal eine Kopie des Schreibens bei, der das erklärt. Es dürfte aber keine Probleme bei der Kasse machen, denn Herr M. vom „Dienstleistungszentrum Fahrtkosten“ der AOK weiß Bescheid und erklärte mir bereits telefonisch, dass die Fahrt abgerechnet würde, wenn ein Transportschein ausgestellt würde.“
Nach über sechs Stunden Aufwand und Nerven mit der Fahrt, tätlich bedroht und beraubt werden, einer siebenwöchigen Nerverei mit Ärzten und Krankenkasse und vielleicht 10 Euro Porto- und Telefonkosten kann ich nun also die Fahrt einreichen und meine 40% davon kassieren, ich verdiene damit also etwa 60 Euro brutto.
Und das bei Milliardenüberschüssen bei der Krankenkasse, bei Milliardengewinnen in der Pharmaindustrie und Milliardenumsätzen der Krankenhäuser und im Gesundheitswesen und bei den medizinischen Krankentransporten!
Mit den kleinen Leuten können sie es eben machen!