"Taxi" von Karen Duve

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Beitrag von am » 21.11.2010, 20:36

Wenn irgendeines ihrer mittelmäßigen Bücher einen Verlag gefunden hat, könnte das auch etwas über die Qualität Deiner Werke aussagen, oder?

Wenn das der Ausgangspunkt für ihre Karriere war, die ja durchaus auch einige Bestseller nach dem Mittelmaß aufzuweisen hat, dann sollte man ihr "Taxi" nicht zum Vorwurf machen. Sie hat letztendlich den ein oder anderen Bestseller verbrochen.

Ich habe das Buch in drei Schichten durchgehabt und ich lese sonst Jahre auch an den kleinsten Reklamheftchen.

Das Buch enthält jede Menge Hamburger Lokalkolorit und eine geballte Ladung Taxigeschichten. Die Sexgeschichten am Rande enden irgendwie nie auf dem erwarteten Höhepunkt und sind eher peinlich, wären also verzichtbar gewesen - für einen Taxifahrer. Für Duves Klientel, die eher weiblich sein dürfte, mögen sie nötig gewesen sein. Für Nichttaxifahrer wohl auch, um bei der Stange zu bleiben.

Meine Taxieinstiegsliteratur war übringens "Sind Sie frei? - mit dem Taxi zwischen Rock und Reeperbahn" von Kalla Wefel, der zur selben Zeit im selben Stall wie Karen Duve gefahren ist, wie sie mir bei einer Lesung erzählte. Ich glaube, es war ein auch heute noch tätiger Hamburger Großunternehmer.
Wie ich gerade auf seiner HP sehe, ist davon eine Neuauflage "XXL" geplant, was auch immer das heißt und ein Hörspielbuch.

http://www.kallawefel.de/
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

Jochen Lembke

Beitrag von Jochen Lembke » 21.11.2010, 21:59

Ich habe hier nie hinter den Berg gehalten, dass ich im Moment recht gefrustet bin, insbesondere, wenn ich den Aufwand an Arbeit sehe, den ich investiert habe und das finanzielle Resultat. Deswegen zielen eure beiden posts ja in Richtung Neid, was ich natürlich nicht ganz aussschliesse. Denoch habt ihr meinen post falsch verstanden und ich mahne an nicht zum ersten mal hier, posts zu lesen und nicht zu überfliegen um gleich selber zu posten.
Was also meine Problem ist, habe ich bereits im ersten post deutlich genug geschildert.
Ich habe auch deutlich genug geschildert, dass eben die Qualität nix mit dem Erfolg zu tun hat, sondern der rein von Marketing abhängt.
Im Übrigen dürfte aber auch jeder sehen, der sich mit meinen Sachen ein Minimum beschäftigt, dass ich einen ganz anderen Weg gehe. Ich habe es mir inzwischen zum Prinzip gemacht, mich um solche Dinge überhaupt nicht zu kümmern, sondern einfach meinen eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Der Erfolg kommt dann ganz von alleine.
Aber ich bin nicht perfekt, deswegen jammere und greine ich ich halt immer noch ein wenig, das macht Luft. :wink:

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Beitrag von am » 21.11.2010, 22:23

Du hast das Literaturgewerbe insgesamt kritisiert. Ich hab's nicht anders verstanden und gelesen. Ich lese da keinen Neid auf Duve raus.
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Beitrag von Eisenhower » 21.11.2010, 23:14

Jochen Lembke hat geschrieben:Frau Duve ist damals in den 90ern, als es gerade Mode war unbekannte Autoren zu entdecken und gross rauszubringen mit einem, da hatte ich wirklich mal reingeschaut, eher mittelmässigen Buch in den Business eingestiegen. Erst dann hat sie ihre Taxifahrerzeit verarbeitet, das heisst, hätte sie es vorher gemacht wäre, obwohl weibliche Taxifahrer(insbesondere männerhassende), sich besser verkaufen, die Chance gross gewesen, es hätte gar niemanden interessiert.
Das ist falsch. Sie hat es zeitnah verarbeitet, aber das Schicksal anderer schriftstellernder Taxifahrer(innen) geteilt und keinen Verlag dafür gefunden. Nach ihren anderen Bucherfolgen hat sich sich des alten Manuskripts angenommen, es bearbeitet und teilweise umgeschrieben - das Ergebnis haben hier (fast) alle gelesen.
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Beitrag von Eisenhower » 21.11.2010, 23:23

André hat geschrieben:Das Buch enthält jede Menge Hamburger Lokalkolorit und eine geballte Ladung Taxigeschichten. Die Sexgeschichten am Rande enden irgendwie nie auf dem erwarteten Höhepunkt und sind eher peinlich, wären also verzichtbar gewesen - für einen Taxifahrer. Für Duves Klientel, die eher weiblich sein dürfte, mögen sie nötig gewesen sein. Für Nichttaxifahrer wohl auch, um bei der Stange zu bleiben.
Du Schlingel ...
André hat geschrieben:Meine Taxieinstiegsliteratur war übringens "Sind Sie frei? - mit dem Taxi zwischen Rock und Reeperbahn" von Kalla Wefel, der zur selben Zeit im selben Stall wie Karen Duve gefahren ist, wie sie mir bei einer Lesung erzählte.
Ich wusste doch, dass wir was gemeinsam haben. Ich hatte damals das Vergnügen, eine Rezension für die Mopo schreiben zu können. War auch aus meiner damaligen Perspektive vorne rechts einfach klasse.
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Jochen Lembke

Beitrag von Jochen Lembke » 22.11.2010, 07:52

At André: Ich versteh deinen ersten Satz nicht so ganz, aber es soll ja nicht um meine Empfindlichkeiten gehen.
Jedenfalls, Männner müssen aufpassen nicht in die Schmuddelecke gestellt zu werden, was insbesondere wohl bei Taxischriftstellern der Fall sein wird, aber wenn Frauen sauigeln, dann ist das ganz furchtbar trendy. Junge unbekannte hübsche Frau, die über Sex schreibt - wir sehen sie anschliessend in jeder Talkshow erfolglächelnd mit dem Busen wackeln. (Sofern wir einschalten. Ich jedenfalls nicht.)

At "Ike": Dann bleibt doch die Frage, warum sie zuerst keinen Verlag gefunden hat und warum nun alle auf einmal ihr Buch gelesen haben, während andere schreibende Kollegen nicht beachtet werden? "Reader´s digest", ich *** brav, was mir vorgekaut wird. Was der Bauer nicht kennt....

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Beitrag von Taxihasi » 22.11.2010, 08:21

"Männer müssen aufpassen nicht in die Schmuddelecke gestellt zu werden..."

die Autorin hat noch nicht in der Versicherung gearbeitet: ihr glaubt gar nicht, was für Abgründe sich dort auftun :!:

Meistens stellen Männer sich selber in die Schmuddelecke, es gibt durchaus noch seltene Exemplare, die man sehr schätzen kann :D
Wenn ich Benz fahren will, dann nehm' ich mir ein Taxi...


Wer nicht kann, was er will, muß wollen, was er kann. L. da Vinci

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Beitrag von Eisenhower » 22.11.2010, 09:31

Jochen Lembke hat geschrieben:Jedenfalls, Männner müssen aufpassen nicht in die Schmuddelecke gestellt zu werden, was insbesondere wohl bei Taxischriftstellern der Fall sein wird, aber wenn Frauen sauigeln, dann ist das ganz furchtbar trendy. Junge unbekannte hübsche Frau, die über Sex schreibt - wir sehen sie anschliessend in jeder Talkshow erfolglächelnd mit dem Busen wackeln. (Sofern wir einschalten. Ich jedenfalls nicht.)
Findest Du nicht auch, dass man nur über Sachen schreiben und insbesondere publizieren sollte, von denen man zumindest eine Grundahnung hat? Hier: die "junge hüsche Frau" (Karen Duve) konnte man in keiner Talksshow "erfolglächeln mit dem Busen wackeln" sehen.

Internet ist auch publizieren.
Jochen Lembke hat geschrieben:Dann bleibt doch die Frage, warum sie zuerst keinen Verlag gefunden hat und warum nun alle auf einmal ihr Buch gelesen haben, während andere schreibende Kollegen nicht beachtet werden? "Reader´s digest", ich *** brav, was mir vorgekaut wird. Was der Bauer nicht kennt....
Weil von den 70er bis 90er, als viele Studenten Taxi fuhren, die Lektoren mit Taxiliteratur zugeschüttet wurden - Kalle Wefels Buch kam auch bei keinem Großverlag heraus.
Eisenhower

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Beitrag von Jochen Lembke » 22.11.2010, 10:00

At Taxihasi: Das glaube ich gerne, Versicherungs- und Werbebranche, ein Sammelbecken für aufdringliche Typen und unangenehme Ranschmeisser!

At Ike: Seufz, immer diese latente Aggressivität hier. Also gut, ich habe keine Ahnung von nix, ich schreibe einfach nur so in der Gegend rum, okay? Bin halt so, zufrieden? Dann hat sie halt nicht mit dem Busen gewackelt, bei ihren vielen Talkshowauftritten, ich habe keinen davon gesehen, nur erzählt bekommen, sie "würde mit dem Buch in den Talkshows herumgereicht werden".
Dann, Lektoren haben nicht immer so das Gespür für was wirklich interessiert. Ich kann nur sagen, die Reaktion meiner Fahrgäste auf meine Bücher war immer, ach, das ist ja mal was Neues. Aber gut, das war in den Nullern, wo es keine taxifahrenden Studis mehr gab.

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Beitrag von Eisenhower » 22.11.2010, 11:32

Jochen Lembke hat geschrieben:At Ike: Seufz, immer diese latente Aggressivität hier. Also gut, ich habe keine Ahnung von nix, ich schreibe einfach nur so in der Gegend rum, okay? Bin halt so, zufrieden? Dann hat sie halt nicht mit dem Busen gewackelt, bei ihren vielen Talkshowauftritten, ich habe keinen davon gesehen, nur erzählt bekommen, sie "würde mit dem Buch in den Talkshows herumgereicht werden".
Ich habe keinerlei Aussage darüber abgegeben, dass Du beständig ahnungslos herumschreibst. Ich habe lediglich ein konkretes Beispiel von Falsch-Schreiberei aufgegriffen, bei dem Du, statt zu recherchieren, Deinen Vorurteilen freien Lauf gelassen hast. Solch unwürdiges Tun würde ich an Deiner Stelle Kanaillen wie scarda überlassen.

Dass man als Künstler nicht immer die gebührende Aufmerksamkeit erlebt und darüber etwas gefrustet sein kann, kann ich allerdings verstehen.
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Beitrag von Jochen Lembke » 22.11.2010, 13:35

Nein, mal ernst, ich hab das allgemein gemeint. Ich weiss noch nicht mal, ob Karen Duve überhaupt hübsch ist und ich fürchte, :oops: sie dürfte auch vom Alter her mich nicht mehr so interessieren. Und ich finde Leute humorlos, die alles gleich auf die Goldwaage legen. Aber ich kann manchmal schon eine unsägliche Plaudertasche sein. Scarda? Hm, lebe schon zu lang im Ausland, meine Liste der 100 peinlichsten Deutschen ist nicht mehr aktuell.
Ansonsten, der Frust, ja... aber wartet nur, balde, kommt der neue Lembke, sein Profil runderneuert, Dieter-Bohlen-sandgestrahlt, erfolgslächelnd mit dem Busen wackelnd. (Nein, halt, ich will ja abnehmen.)

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Beitrag von Otto126 » 22.11.2010, 16:24

Jochen Lembke hat geschrieben:Ich habe das Buch nicht gelesen und werde, selbst wenn ich einmal Zeit hätte mehr als meinen eigenen Sch... hundert Male Korrektur zu lesen, es wohl auch nicht, weil es mich wohl nur aufregen würde.
Es mag also ein gutes Buch sein oder nicht, es ist für mich hier aber nur ein weiteres und für uns gutes Beispiel wie der ganze Literaturbusiness funktioniert.
Es kann gar kein "Beispiel" für die von dir geschilderten Zustände sein, weil du es ja gar nicht gelesen hast.
Jochen Lembke hat geschrieben:Frau Duve ist damals in den 90ern, als es gerade Mode war unbekannte Autoren zu entdecken und gross rauszubringen mit einem, da hatte ich wirklich mal reingeschaut, eher mittelmässigen Buch in den Business eingestiegen. Erst dann hat sie ihre Taxifahrerzeit verarbeitet, das heisst, hätte sie es vorher gemacht wäre, obwohl weibliche Taxifahrer(insbesondere männerhassende), sich besser verkaufen, die Chance gross gewesen, es hätte gar niemanden interessiert.
Ergo, es kommt im Literaturbereich einzig und alleine auf Beziehungen oder Namen darauf an, bei jedem Schreiner oder Schlosser oder meinetwegen Sargtischler wird mehr auf Qualität geachtet. Einmal aufgehypet verkauft sich noch jeder Sch... und könnte man schlechter gar nicht schreiben, Leser lassen sich noch mehr aufschwätzen als so manch geistig Unterbelichteter an der Türe.
Der ganze Betrieb mit all seinen eitlen und aufgeblasenen Lackaffen, die sich bei jeder Gelegenheit selber feiern, widert mich so an, dass ich es gar nicht widergeben will, in jedem Fall nur widerwilllig. Jene? Jeder ehrliche Taxifahrer steht bei mir höher in der Achtung!
Das sind alles nur Vermutungen von dir, Belege für deine Meinung lese ich nicht.
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Beitrag von Jochen Lembke » 22.11.2010, 18:10

Das brauch ich auch nicht, denn wer Augen hat der sehe.
Bücher, die Taxifahrer geschrieben haben, ob nun über den Job oder sonstige, interessieren nicht, weil Taxifahren der Inbegriff des sozialen Abstiegs ist. Erst wenn ein Taxifahrer "was geworden" ist, dann verkaufen sich seine/ihre Bücher, ob das nun Joschka Fischer oder Karin Duve ist. Komisch, nicht wahr? Aber so ist unsere Welt, nicht das Sein, sondern der Schein zählt. Und am Meisten zählen die bedruckten kleinen Scheine und dessen Stimme zählt, wer sie hat, weil es nur sehr wenig Leute mit eigenen Meinungen hat.
Also hör mir auf mit Beweisen.

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Beitrag von am » 22.11.2010, 19:29

Es scheint mir so, als ob wir hier in einer Fachdiskussion über das deutsche Literaturwesen gelandet wären. Dabei sollte hier bestenfalls "Taxi" von Karen Duve vorgestellt und rezensiert werden.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Beitrag von Otto126 » 22.11.2010, 19:41

Der erste Band von "Harry Potter", geschrieben von einer Sozialhilfeempfängerin, ist 1996 mit einer Auflage von 500 Exemplaren erschienen. Was sagt uns das über deine Theorie?

Das einzig Entscheidende ist der Text, um den es geht. Du musst einerseits ein guter Geschichtenerzähler sein (d.h. nicht mehr und weniger als: du musst auch etwas zu erzählen haben) und andererseits solltest du wissen, dass Schriftstellerei ein Handwerk ist, dass es also ohne die bewusste Anwendung gewisser Techniken und Kunstgriffe gar nicht geht. Was nicht weniger bedeutet als: du musst in der Lage sein, das, was du zu erzählen hast, auch in einer bestimmten, den Zuhörer/Leser ansprechenden Form erzählen zu können. Und nichts ist schwerer als diese Synthese hin zu bekommen.
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Beitrag von Otto126 » 22.11.2010, 20:05

André hat geschrieben:Es scheint mir so, als ob wir hier in einer Fachdiskussion über das deutsche Literaturwesen gelandet wären. Dabei sollte hier bestenfalls "Taxi" von Karen Duve vorgestellt und rezensiert werden.
Waschzetteltext, den Frau Duve sicherlich nicht unterschreiben würde:

Taxi fahren können viele - doch grandios darüber schreiben kann nur Karen Duve

Das darf man nicht vergessen, es handelt sich zum einen um Unterhaltung (gute, gelungene Unterhaltung oder Langeweile?) und zweitens um Fiktion - jeder, der sagt, "das war/ist aber in Wirklichkeit ganz anders", vergisst die grundsätzliche Fiktionalität eines Textes, der mit dem Etikett "Roman" überschrieben ist.

Es scheint mir völlig normal zu sein, dass eine junge Frau, der es gelungen ist, mit ihren Büchern genügend Geld zu verdienen, um als freie Schriftstellerin zu leben, ihre Tagebücher dahernimmt und einen Roman über eine Phase ihres Lebens schreibt, die immerhin dreizehn Jahre gedauert hat.

Sehr interessantes Interview, leider ist der Frager dem "intentionalen Fehlschluss" ("Was will uns der Dichter damit sagen") erlegen:
U_mag: Alex muss in "Taxi" zum Beispiel erst in ihrer Rolle als Taxifahrerin scheitern, bevor sie anfängt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Da ist ihr Versagen zumindest ein erster Schritt.

Duve: Das sind Gedankengänge, auf die ich so nicht gekommen wäre. Aber gut, ein Buch entsteht schließlich im Kopf des Lesers.

Keine Chance. Karen Duve lässt uns mit ihrer Geschichte, deren Vieldeutigkeit und Identifikationsangebot allein. Das kann man doof finden, auf ihr Buch übertragen und "Taxi" zur belanglosen Nabelschau erklären.

http://www.umagazine.de/artikel.php?ID=33237
Nein, es ist so, das Buch entsteht im Kopf des Lesers. Und es ist das Recht des Schriftstellers, Fragen nach der "Deutung" seiner Texte zu verweigern. Schon um denjenigen, die vielleicht andere Deutungen entwickeln, nicht die "Luft" zu nehmen. Ich finde Frau Duves Haltung in dem Interview völlig korrekt.
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Beitrag von Jochen Lembke » 22.11.2010, 20:15

Wir müssen uns kurz fassen, Otto, sagt der Chef.
Ich weiss auch gar nicht, warum du mir noch mal Anweisungen zum Schreiben gibst, wo ich doch alles was ich brauche Zeit dazu ist!
Harry Töpfer ist in der Tat nun wohl DER Stoff, aus dem die Träume von Kindern bis erwachsenen Kindern heutzutage gemacht sind und trotzdem nahm es, einer Quelle nach, einer erst nach der 10ten Bewerbung in einer Auflage von 1000 Stück.
Es ist also mit das beste Beispiel für Scheuklappen im Literaturbetrieb!Aber auch das Beste dafür, nicht aufzugeben, sich durchzukämpfen, einen Traum zu verfolgen, seinen Frust wegzuschreiben, das Gutes sich schliesslich doch behauptet (ohne das es nun gerade meinen Geschmack trifft), dass schliesslich doch jeder eine Chance hat, dass man seine eigentliche Begabung vielleicht erst später im Leben entdeckt... usw.

Jochen Lembke

Beitrag von Jochen Lembke » 22.11.2010, 20:23

Und dir noch mal deutlich gesagt, ich will das Werk nicht schmälern, und ich masse mir auch nicht an darüber zu urteilen, eben weil ich es nicht gelesen habe und ich werde mich auch nicht weiter damit beschäftigen, weil es nach meinen Werken herauskam, die im Grossen und Ganzen unbeachtet blieben und, JA, das ist Frust.

thoma
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Beitrag von thoma » 22.11.2010, 20:59

Jochen Lembke hat geschrieben:Das brauch ich auch nicht, denn wer Augen hat der sehe.
Bücher, die Taxifahrer geschrieben haben, ob nun über den Job oder sonstige, interessieren nicht, weil Taxifahren der Inbegriff des sozialen Abstiegs ist. Erst wenn ein Taxifahrer "was geworden" ist, dann verkaufen sich seine/ihre Bücher, ob das nun Joschka Fischer oder Karin Duve ist. Komisch, nicht wahr? Aber so ist unsere Welt, nicht das Sein, sondern der Schein zählt. Und am Meisten zählen die bedruckten kleinen Scheine und dessen Stimme zählt, wer sie hat, weil es nur sehr wenig Leute mit eigenen Meinungen hat.
Also hör mir auf mit Beweisen.
Selten so einen Blödsinn gelesen, nicht mal hier im Taxiforum, dem Sammelbecken der sozial Abgestiegenen, lol! Und warum müssen einige immer von sich auf alle anderen schließen? Macht's das einfacher die eigene, unbefriedigende Situation zu ertragen?
Jochen Lembke hat geschrieben:...und, JA, das ist Frust.
Bei der Erkenntnis hätte es der Autor bewenden lassen können und die gebeutelten Absteiger nicht auch noch seinem daraus entspringenden Müll beladen müssen.

Thorsten
Ist vielleicht nix gut!

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Beitrag von Otto126 » 22.11.2010, 21:47

thoma hat geschrieben:Selten so einen Blödsinn gelesen, nicht mal hier im Taxiforum, dem Sammelbecken der sozial Abgestiegenen, lol! Und warum müssen einige immer von sich auf alle anderen schließen? Macht's das einfacher die eigene, unbefriedigende Situation zu ertragen?
Jochen Lembke hat geschrieben:...und, JA, das ist Frust.
Bei der Erkenntnis hätte es der Autor bewenden lassen können und die gebeutelten Absteiger nicht auch noch seinem daraus entspringenden Müll beladen müssen.

Thorsten
Ist doch ganz einfach, was ist Frust?

Gute oder schlechte Unterhaltung?
"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

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