Neue Herausforderung

Begrüßungspostings und Selbstvorstellungen.
zwecke
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Neue Herausforderung

Beitrag von zwecke » 09.12.2014, 10:20

Hallo in die Runde,

bin relativ neu und lese schon ne Weile interessiert mit.
Fahre seit dem Sommer und warte noch dass die Haut bischen dicker wird...
Gibts nen Trick um nicht alles so dicht ranzulassen? Mir schwirrt oft nur noch der Kopf von den vielen Geschichten und Problemen der Fahrgäste.

WIe macht ihr das so?

Danke schön und gute Fahrt

pauline
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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von pauline » 09.12.2014, 11:52

Hallo Zwecke,
freu' dich doch einfach, dass das taxifahren ein interessanter Job ist, wo einem viele Leute über den Weg laufen !
Du wirst in der Regel vollgequasselt, weil zwischen Kutscher und FG ein Zustand der gegenseitigen Anonymität herrscht. Da kann man schon mal befreit seine Sorgen ablassen. Manchmal dient das Taxi auch als fahrender Beichtstuhl.
Für viele Leute ist der Taxifahrer oder die Taxifahrerin der erste soziale Kontakt seit langem.
Manche sind auch nur sabbelig. Da heißt es nur noch : Ohren auf Durchzug ! Aber immer höflich und nett bleiben !
Einladungen solltest du höflich aber bestimmt lieber ablehnen ("Tut mir leid, ich muss gleich ablösen"). Da kommt meist nichts gutes bei raus.
Du siehst, ich spreche aus langjähriger Erfahrung :lol:

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von zwecke » 09.12.2014, 13:01

Danke für dein Feedback. Ja theoretisch klingt das gut....bin halt ein .mitfühlendes Wesen u d fühl dann noch wenn FG längst ausgestiegen und sicher schon drei andre Leute am Wickel hatte...kriegs noch nicht so in die Praxis umgesetzt...

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CPL5938
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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von CPL5938 » 09.12.2014, 15:33

Hallo zwecke,

manche Menschen merken mehr als andere. Das trübt die Freude, dass Taxifahren ein interessanter Beruf ist.

Viele Menschen benutzen andere Menschen.

Zum Beispiel als Mülleimer oder als Parkuhr, die man voll quatschen kann, z.B. Betrunkene. Aber nur weil Jemand selber Opfer des Schicksals geworden ist und eine traurige oder tragische Geschichte erlebt hat, bedeutet dies nicht, dass dieser Jemand nicht ohne zögern bereit ist, z.B. einen Taxifahrer als Mülleimer zu missbrauchen. Nur weil Jemand selber Opfer geworden ist, bedeutet das nicht, dass er ein guter Mensch ist. Und Du weisst nie, was an seiner Geschichte wirklich stimmt und was hinzu gedichtet wurde.

Falls Du das Problem hast, dass andere Menschen Dich als Mülleimer benutzen wollen, dann musst Du einen Schutzkreis um Dich ziehen. Manchen Leute hilft es diesen Schutzkreis in sich zu visualisieren (mir nicht). Auf jeden Fall musst Du für Dich die Grenzen fest legen, wie weit die Leute Dich mit ihren Geschichten und ihrem Geplapper belasten dürfen. Du darfst ihnen dann nicht erlauben diese Grenze zu überschreiten. Das gelingt nicht immer und vor allem nicht perfekt, aber es hilft ungemein. Weil Du Dich besser fühlst, wenn es vorbei ist. Du fühlst Dich nicht mehr so benutzt, wenn Du Dich gewehrt hast.

Hier ein paar Tipps:

Wenn Kunden Dich als Mülleimer benutzen wollen, dann kannst Du durch Dein Verhalten und Deine Reaktionen so tun als ob Mitleid und Bedauern von Dir nicht zu erwarten ist. Also nicht auf die Geschichte einsteigen. Nicht nachfragen, nicht ins Gespräch einsteigen.

Wenn das nicht hilft, dann kannst Du aktiv werden und sie fragen warum sie Dir das alles erzählen. Dann bekommst Du als Antwort so etwas wie: „Weil es die Wahrheit ist.“ Dann solltest Du so deutlich werden wie möglich und sagen, dass es ihre „Wahrheit“ ist und nicht Deine. Dass Du davon nichts hören willst.

Ich selbst hatte erst neulich wieder so einen Fall, wo mir einer auf einer ziemlich langen Fahrt irgendwelche Horrorgeschichten von Mord unf Totschlag aus der Nazi-Zeit erzählte. Nicht von Anfang an, sondern erst nach der Hälfte der Fahrt ging es damit los. Ich hab dann gesagt, warum er mir diese grausamen Sachen erzählt. „Weil es die Wahrheit ist“. Und ich hab so etwas auf spaßig gemacht, ohne dabei freundlich zu klingen(!) und habe gesagt, wie ich denn Heute nacht schlafen soll, wenn er mir solche Sachen erzählt. Er hat die Botschaft verstanden und sofort damit aufgehört. Er wusste, wenn er weiter macht, dann wird der Kutscher ruppig.

In solchen Situationen musst Du bereit sein, eine sachliche kurze(!) Diskussion durchzustehen, warum Du seine Geschichte nicht hören willst. Du musst auch in der *Lage* sein, eine solche Diskussion durchzustehen, aber das wirst Du werden, wenn Du es ein paar Mal versucht hast.

Wichtig bei Duskussionen mit Fahrgästen ist es maximal 3 Argumente ins Feld zu führen, warum Du auf Deinem Standpunkt bestehst. Auf keinen Fall versuchen so viele Begründungen wie möglich anzuführen, dann bekommst Du eine Diskussion über die Diskussion. Du musst bei deinen max. 3 Argumenten bleiben, darauf beharren und Dich auf nichts einlassen. Damit bekommst Du sie zu 90% zum Schweigen bzw. kannst Dich durchsetzen. Die restlichen 10% musst Du verdauen oder die Fahrt abbrechen.

Du musst Dich aufs Fahren konzentrieren und Geschichten, die einen emotional belasten hindern Dich daran. Du kannst solche Leute auch raus schmeissen. Es ihnen vorher sagen, dass wenn sie nicht jetzt damit aufhören, dass sie dann gleich austeigen müssen. Und Du musst bereit sein, das durchzuziehen.

Das Problem bei solchen Touren ist auch, dass es die nächsten Touren belastet. Du musst ja nicht nur den einen Kunden unfallfrei fahren, sondern auch den Rest der Schicht. Deshalb musst Du da konsequent werden.

Ein weiteres Problem sind die Geschichten die sich Kunden untereinander erzählen und ihr Verhalten untereinander. Da solltest Du Dich auf keinen Fall einschalten. Oder vielleicht weiß ein erfahrener Kollege als ich einen besseren Rat.

Grundsätzlich sind die vielen Energien, die mit den Kunden zu einem ins Auto steigen das Problem. Mit der Zeit verdaut man das besser, aber manchmal auch nicht.

Grundsätzlich ist es kein guter Rat, es einfach über sich ergehen zu lassen. Dann wirst Du mit den Jahren zum Zombie. Du musst Methoden und Tricks finden, wie Du Dich wehren kannst. Diese Methoden und Tricks musst du für Deine Persönlichkeit maßschneidern. Das heisst Du musst sie für Dich entwickeln. Sprich mit Kollegen und wenn einer einen Trick hat, schau ihn Dir ab und versuch es selbst.

Ich nenne das immer ”Selbstverteidigung im Kundenkontakt”. Je stärker Dich der Kundenkontakt belastet, desto besser kannst Du darin werden, Dich gegen die zahlreichen mentalen Übergriffe und Angriffe zu verteidigen, wenn Du es übst.

Und noch was: Seltsamerweise bekommen immer die Anfänger die komischen Touren. Das ändert sich also auch mit der Zeit.

Und: Komische Kunden können riechen, wie der Kutscher drauf ist. Sie riechen ob Du Anfänger bist, ob Du sensibel bist, ob Du unsicher bist.

Wenn sie hinter Dir sitzen kannst Du nicht sehen, wie sie Witterung aufnehmen, aber manchmal spürt man es. Wenn sie neben Dir sitzen kannst Du den Moment bemerken, wenn sie Dich ”taxieren”. Dann weisst Du schon, dass gleich irgendwas kommt. Und wenn Du darauf vorbereitet bist, kannst Du es abwehren, bevor sie sich warmlaufen.

So viel von mir.

Dir viel Glück und fette Beute!
"The only thing necessary for the triumph of evil is for good men to do nothing.”
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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von Txai » 09.12.2014, 16:40

zwecke hat geschrieben:Gibts nen Trick um nicht alles so dicht ranzulassen?
Meiner Erfahrung nach (auch noch nicht sooo viel)
kann man den Mitteilungsdrang der Fahrgäste ein-
fach dadurch bremsen, dass man den Sprechfunk
relativ laut laufen lässt und/oder ein textlastiges
Radioprogramm — und vorgibt, (beidem) interessiert
zuzuhören ... :mrgreen:

"Aber die andere Seite — sehr dunkel sie ist ..."
"Entweder du isst jetzt deinen Toast, Yoda, oder es knallt!"

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von TWG » 09.12.2014, 18:39

Hallo zwecke,

meine Meinung nach auch in die Richtung, was Pauline schrieb, die Ohren auf Durchzug stellen und möglichst schnell vergessen, was dir der FG erzählt hat!
Was kümmern dich seine Probleme, wahrscheinlich hast du selbst genug!
Direkt abblocken "Ich will das nicht hören" führt meiner Meinung nach nur zu weiterem Stress und Diskussionen.
Lieber zuhören, aber nicht mitfühlen und hin und wieder ein "ach ja" "nein wirklich" "das gibt's doch nicht" etc. einwerfen, so fühlt sich der FG verstanden und es wirkt sich positiv auf das Trinkgeld aus!
Wer dich vollquatschen will, der erwartet eh keine Antwort, er will sich nur mitteilen.

Wichtig ist nur, egal was der FG dir erzählt, nimm es nicht für "bare Münze" sondern denk dir einfach, machen wir hier Smalltalk und wenn ich an den richtigen Stellen eine Bemerkung einwerfe, klappts auch mit dem TIP.

Gruß aus Düsseldorf
Thomas

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von Berni » 09.12.2014, 21:08

... Du kannst aber auch einfach eine Weile auf Durchzug schalten und gar nichts sagen. Wenn das dem Fahrgast auffällt, sag einfach:
"Tschuldigung, war nicht ganz bei der Sache, weil ich schon seit Tagen überlege, was ich meinen 8 Kindern zu Weihnachten schenken soll."

Mit einer originellen Notlüge kann man leicht einen abrupten Themenwechsel einleiten und "kreativ" die Gesprächsführung übernehmen :)

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von zwecke » 09.12.2014, 22:02

Wow seid ihr toll! Ein Rieeeeesendankeschön an alle Tippgeber, ich sollte mir die Antworten ausdrucken und als Pausenlektüre verwenden. Bin ja echt erleichtert, dass meine Probs doch nachvollziehbar sind.
Dachte schon ich bin irgendwie anders... Bei meinen Kollegen hab ich schon mal leise angefragt, aber ich hatte den Eindruck sie wüssten nicht wovon ich rede. Aber sie sind schon länger dabei und viel versierter im Umgang mit schwierigeren FGs.

Die ersten zwei Antworten hab ich schon während der Schicht bekommen und irgendwie hat es gut geklappt heute, sogar der Durchzugversuch ging!
pauline hat geschrieben:...

Einladungen solltest du höflich aber bestimmt lieber ablehnen ("Tut mir leid, ich muss gleich ablösen"). Da kommt meist nichts gutes bei raus.
Du siehst, ich spreche aus langjähriger Erfahrung :lol:
Ja, das glaub ich aufs Wort. :wink:
CPL5938 hat geschrieben:Hallo zwecke,

manche Menschen merken mehr als andere. Das trübt die Freude, dass Taxifahren ein interessanter Beruf ist.

Viele Menschen benutzen andere Menschen.

Zum Beispiel als Mülleimer oder als Parkuhr, die man voll quatschen kann, z.B. Betrunkene. Aber nur weil Jemand selber Opfer des Schicksals geworden ist und eine traurige oder tragische Geschichte erlebt hat, bedeutet dies nicht, dass dieser Jemand nicht ohne zögern bereit ist, z.B. einen Taxifahrer als Mülleimer zu missbrauchen. Nur weil Jemand selber Opfer geworden ist, bedeutet das nicht, dass er ein guter Mensch ist. Und Du weisst nie, was an seiner Geschichte wirklich stimmt und was hinzu gedichtet wurde.

Falls Du das Problem hast, dass andere Menschen Dich als Mülleimer benutzen wollen, dann musst Du einen Schutzkreis um Dich ziehen. Manchen Leute hilft es diesen Schutzkreis in sich zu visualisieren (mir nicht). Auf jeden Fall musst Du für Dich die Grenzen fest legen, wie weit die Leute Dich mit ihren Geschichten und ihrem Geplapper belasten dürfen. Du darfst ihnen dann nicht erlauben diese Grenze zu überschreiten. Das gelingt nicht immer und vor allem nicht perfekt, aber es hilft ungemein. Weil Du Dich besser fühlst, wenn es vorbei ist. Du fühlst Dich nicht mehr so benutzt, wenn Du Dich gewehrt hast.

Hier ein paar Tipps:

Wenn Kunden Dich als Mülleimer benutzen wollen, dann kannst Du durch Dein Verhalten und Deine Reaktionen so tun als ob Mitleid und Bedauern von Dir nicht zu erwarten ist. Also nicht auf die Geschichte einsteigen. Nicht nachfragen, nicht ins Gespräch einsteigen.

Wenn das nicht hilft, dann kannst Du aktiv werden und sie fragen warum sie Dir das alles erzählen. Dann bekommst Du als Antwort so etwas wie: „Weil es die Wahrheit ist.“ Dann solltest Du so deutlich werden wie möglich und sagen, dass es ihre „Wahrheit“ ist und nicht Deine. Dass Du davon nichts hören willst.

Ich selbst hatte erst neulich wieder so einen Fall, wo mir einer auf einer ziemlich langen Fahrt irgendwelche Horrorgeschichten von Mord unf Totschlag aus der Nazi-Zeit erzählte. Nicht von Anfang an, sondern erst nach der Hälfte der Fahrt ging es damit los. Ich hab dann gesagt, warum er mir diese grausamen Sachen erzählt. „Weil es die Wahrheit ist“. Und ich hab so etwas auf spaßig gemacht, ohne dabei freundlich zu klingen(!) und habe gesagt, wie ich denn Heute nacht schlafen soll, wenn er mir solche Sachen erzählt. Er hat die Botschaft verstanden und sofort damit aufgehört. Er wusste, wenn er weiter macht, dann wird der Kutscher ruppig.

In solchen Situationen musst Du bereit sein, eine sachliche kurze(!) Diskussion durchzustehen, warum Du seine Geschichte nicht hören willst. Du musst auch in der *Lage* sein, eine solche Diskussion durchzustehen, aber das wirst Du werden, wenn Du es ein paar Mal versucht hast.

Wichtig bei Duskussionen mit Fahrgästen ist es maximal 3 Argumente ins Feld zu führen, warum Du auf Deinem Standpunkt bestehst. Auf keinen Fall versuchen so viele Begründungen wie möglich anzuführen, dann bekommst Du eine Diskussion über die Diskussion. Du musst bei deinen max. 3 Argumenten bleiben, darauf beharren und Dich auf nichts einlassen. Damit bekommst Du sie zu 90% zum Schweigen bzw. kannst Dich durchsetzen. Die restlichen 10% musst Du verdauen oder die Fahrt abbrechen.

Du musst Dich aufs Fahren konzentrieren und Geschichten, die einen emotional belasten hindern Dich daran. Du kannst solche Leute auch raus schmeissen. Es ihnen vorher sagen, dass wenn sie nicht jetzt damit aufhören, dass sie dann gleich austeigen müssen. Und Du musst bereit sein, das durchzuziehen.

Das Problem bei solchen Touren ist auch, dass es die nächsten Touren belastet. Du musst ja nicht nur den einen Kunden unfallfrei fahren, sondern auch den Rest der Schicht. Deshalb musst Du da konsequent werden.

Ein weiteres Problem sind die Geschichten die sich Kunden untereinander erzählen und ihr Verhalten untereinander. Da solltest Du Dich auf keinen Fall einschalten. Oder vielleicht weiß ein erfahrener Kollege als ich einen besseren Rat.

Grundsätzlich sind die vielen Energien, die mit den Kunden zu einem ins Auto steigen das Problem. Mit der Zeit verdaut man das besser, aber manchmal auch nicht.

Grundsätzlich ist es kein guter Rat, es einfach über sich ergehen zu lassen. Dann wirst Du mit den Jahren zum Zombie. Du musst Methoden und Tricks finden, wie Du Dich wehren kannst. Diese Methoden und Tricks musst du für Deine Persönlichkeit maßschneidern. Das heisst Du musst sie für Dich entwickeln. Sprich mit Kollegen und wenn einer einen Trick hat, schau ihn Dir ab und versuch es selbst.

Ich nenne das immer ”Selbstverteidigung im Kundenkontakt”. Je stärker Dich der Kundenkontakt belastet, desto besser kannst Du darin werden, Dich gegen die zahlreichen mentalen Übergriffe und Angriffe zu verteidigen, wenn Du es übst.

Und noch was: Seltsamerweise bekommen immer die Anfänger die komischen Touren. Das ändert sich also auch mit der Zeit.

Und: Komische Kunden können riechen, wie der Kutscher drauf ist. Sie riechen ob Du Anfänger bist, ob Du sensibel bist, ob Du unsicher bist.

Wenn sie hinter Dir sitzen kannst Du nicht sehen, wie sie Witterung aufnehmen, aber manchmal spürt man es. Wenn sie neben Dir sitzen kannst Du den Moment bemerken, wenn sie Dich ”taxieren”. Dann weisst Du schon, dass gleich irgendwas kommt. Und wenn Du darauf vorbereitet bist, kannst Du es abwehren, bevor sie sich warmlaufen.

So viel von mir.

Dir viel Glück und fette Beute!
@CPL5938: Dankeschön, dass ist ja ne komplette Lektion für mich! Genauso aber 100% empfind ich das, die merken ob man unsicher ist und nutzen das schamlos aus...naja, bis jetzt kam ja keine Gegenwehr. Wenn ich das mir so überlege, hab ich wohl die falschen Signale ausgesendet...Danke!
TWG hat geschrieben:.
..Was kümmern dich seine Probleme, wahrscheinlich hast du selbst genug! Wie wahr!
Direkt abblocken "Ich will das nicht hören" führt meiner Meinung nach nur zu weiterem Stress und Diskussionen. Ja, das hatt ich auch schon, hat sich dann potenziert
Lieber zuhören, aber nicht mitfühlen und hin und wieder ein "ach ja" "nein wirklich" "das gibt's doch nicht" etc. einwerfen, so fühlt sich der FG verstanden und es wirkt sich positiv auf das Trinkgeld aus!
Wer dich vollquatschen will, der erwartet eh keine Antwort, er will sich nur mitteilen.

Wichtig ist nur, egal was der FG dir erzählt, nimm es nicht für "bare Münze" sondern denk dir einfach, machen wir hier Smalltalk und wenn ich an den richtigen Stellen eine Bemerkung einwerfe, klappts auch mit dem TIP.

Gruß aus Düsseldorf
Thomas
Das ist gut, du bist bestimmt auch schon länger dabei. Dankeschön!
Berni hat geschrieben:... Du kannst aber auch einfach eine Weile auf Durchzug schalten und gar nichts sagen. Wenn das dem Fahrgast auffällt, sag einfach:
"Tschuldigung, war nicht ganz bei der Sache, weil ich schon seit Tagen überlege, was ich meinen 8 Kindern zu Weihnachten schenken soll."

Mit einer originellen Notlüge kann man leicht einen abrupten Themenwechsel einleiten und "kreativ" die Gesprächsführung übernehmen :)
:P Das ist auch ne tolle Idee, wär ich nicht drauf gekommen, danke!

Txai hat geschrieben: Meiner Erfahrung nach (auch noch nicht sooo viel)
kann man den Mitteilungsdrang der Fahrgäste ein-
fach dadurch bremsen, dass man den Sprechfunk
relativ laut laufen lässt und/oder ein textlastiges
Radioprogramm — und vorgibt, (beidem) interessiert
zuzuhören ... :mrgreen:
Das probier ich morgen mal mit nem Hörbuch aus.....lol

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von Guter_Kollege » 09.12.2014, 22:51

CPL5938 hat geschrieben:Hier ein paar Tipps:
Wenn Kunden Dich als Mülleimer benutzen wollen, dann kannst Du durch Dein Verhalten und Deine Reaktionen so tun als ob Mitleid und Bedauern von Dir nicht zu erwarten ist. Also nicht auf die Geschichte einsteigen. Nicht nachfragen, nicht ins Gespräch einsteigen.......
Na, Hauptsache Du kannst auch immer hübsch unterscheiden, ob Dich jemand als seelischen Mülleimer benutzt, oder vielleicht einfach mal ein paar Minuten einen guten Zuhörer braucht damit es ihm besser geht.
Bei aller Routine, meine Herrschaften, bitte nicht abstumpfen!
Zuletzt geändert von Guter_Kollege am 09.12.2014, 22:52, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von zwecke » 09.12.2014, 22:59

@ guter Kollege:
...Bei aller Routine, meine Herrschaften, bitte nicht abstumpfen!
Das ist nicht meine Absicht und bestimmt auch etwas überhöht ausgedrückt, um mich bischen zu erden denke ich. Wenn ich hier und in anderen Threads so die Ansichten lese,, mein ich dass die meisten hier viel Herz haben.

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von SindSieFrei? » 09.12.2014, 23:09

Mein Tipp: Studiere vorher ein paar Semester Psychologie. Das sichert schon mal den professionellen Umgang mit allen Suchtproblematiken ab. Du erkennst sie auf den ersten Blick und der ist oft Gold wert. Dann noch ein paar Semester Soziologie: Menschen und deren oft verworrenen Reaktionen zu Mitmenschen oder sozialen Interaktionen sollte man in Grundzügen kennen. Medizin: Da reicht Basiswissen. Nicht aufrecht gehende oder verletzte Menschen brauchen nicht dich, sondern den Notarzt! Mathematik: Da reichen die Grundrechenarten, wenn dich ein FG fragt, wie teuer die Tour wird, solltest du Taxitarif und km in Relation setzen können. Physik: Immanent wichtig! Reaktionszeiten, Bremswege, Schwerkraft, niemals unterschätzen. Philosophie: die wichtigsten philosophischen Grundströmungen solltest du kennen, um jederzeit z.B. den "kategorischen Imperativ" für dich und dein Verhalten gegenüber FG umsetzen zu können. :mrgreen:

Ansonsten: Fahre Taxi. Höre auf dein Bauchgefühl, und nach ein paar Jahren wird das todsicher, im wahrsten Sinne des Wortes! Falls du meinst, nach traurigen, erbärmlichen oder ekligen Erlebnissen einen psychologischen Supervisor zu brauchen, weil du das nicht selber verarbeiten kannst, ist der Job für dich falsch. Alle Erlebnisse des Tages sind für mich weg, wenn ich das Taxi verlasse. Über manche schreiben einige Blogs, andere kommunizieren mit ihren Freunden oder auch hier, wenn sie sich was von der Leber schreiben wollen. Dafür ist das hier u.a. da. Lasse aber niemals zu, das die Erlebnisse über dein privates Leben bestimmen. Drüber reden, meinetwegen ausbrüllen, fertig.

Abgrenzung heißt das Stichwort. Ich habe diese tatsächlich professionell erlernen dürfen. Und am nächsten Morgen kannst du dann auch den Papa, den du am Vortag aus dem Bordell abgeholt hast, mit seiner Familie zum Flieger fahren und mit einem freundlichen "Guten Morgen, wohin darf ich Sie fahren?" begrüßen. Deine Gedanken dazu indes sind frei. :wink:

LG
Dura lex, sed lex.

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von Guter_Kollege » 09.12.2014, 23:39

Ääh ... ! SSF, Du bist mir zu schlau! :roll:
Zuletzt geändert von Guter_Kollege am 10.12.2014, 03:26, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von alsterblick » 10.12.2014, 00:04

Es könnte doch auch als schmeichelnd empfunden werden, wenn dir jemand was anvertrauen möchte. Es sind eben vielleicht auch nur 1/3 der Kutscher mit denen sich Worte einigermaßen geschmeidig überhaupt wechseln lassen. Im Grunde ist Taxifahren eine Art exzellente MenschenkenntnislernSchule. 8)
Sehe es positiv viele Wasser kennenzulernen :roll:
Zuletzt geändert von alsterblick am 10.12.2014, 01:36, insgesamt 1-mal geändert.
„Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk. Dann gnade Euch Gott !“

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 10.12.2014, 01:09

Sehe es wie ssf und alsterblick, wir sind per se eine Mischung aus Beichtvater/mutter, Therapeut und Trostspender.
Die Erfahrung in diesen Bereichen kommt mit der Zeit ganz von selbst.
„Alle sind irre, aber wer seinen Wahn zu analysieren versteht wird Philosoph genannt" (Ambrose Bierce)

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von CPL5938 » 10.12.2014, 03:30

Guter_Kollege hat geschrieben:Na, Hauptsache Du kannst auch immer hübsch unterscheiden
Ach komm, das richtig einzuschätzen lernt man ja recht schnell.
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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von eichi » 10.12.2014, 16:16

Zur Not bekommt dein Fahrgast von dir ein mitfühlendes
"Ach, ich weiß garnicht, was ich dazu sagen soll."

Und Nachfragen von unangenehmen FG zu deiner persönlichen
Situation (die ich bes. von schwulen FG erlebt habe), sollten
besser stringent abgeblockt werden alá "Wofür ist das wichtig,
das ist privat, meine Sache...".
Bei sympatischen FG die Warnung von pauline beherzigen und mit
in deine Entscheidungsfindung einbeziehen.
Es ist so bequem, unmündig zu sein. (Immanuel Kant)

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von am » 10.12.2014, 17:48

So gibt es auch eine Spezies, die sich brennend für deinen Namen interessieren wird. Ich reagiere da mittlerweile allergisch drauf.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von himelblau » 10.12.2014, 18:15

Hallo Zwecke

Ich habe 16 Jahre als Friedhofsgärtner gearbeitet und da muss man sich fiele Schlimme dinge anhören oder du siehst Leute 10 Jahre 2 Mahl am Tag kommen und kannst die Uhr danach Stellen und wen dann die Leute mit ein Reden muss oder kann man sich die Lebensgeschichten anhören,man lernt dann das was man gehört hat zu Verdrängen oder auf Durchzug zu stellen.
Ich mache jetzt auch eine Taxi Schulung,ich denke wen ich das geschafft habe und ich Taxi fahre denke ich mir auch das ich mir fiel Anhöre ich hoffe nicht nur vom tot zu hören.
Zwecke einfach auf Durchzuck schalten wen die Gespräche un Interesant werden und du nix davon hören möchtest,aber immer so tuen ob du zuhörst so bekommst du auch mehr Trink gelt ,zu mindestens bekam ich für s Zuhören immer Trink gelt oder auch mahl eine Leberwurst Stulle Bonbongs und so weiter.
mir ist es so gegangen das auch die Leute dann zum Chef gingen und die Gräber Pflegen Lassen hat ,du musst also so denken, wen du dich als guter Zuhörer zeigst das du und die Taxi Firma ein gute ruf hat

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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von CPL5938 » 10.12.2014, 18:29

Wenn sie wirklich etwas hören wollen, dann kann man ja eine Antwort geben oder einen Ratschlag. Wohlgemerkt: kann, muss man aber nicht. Häufig wollen sie aber nichts hören, sondern nur abquatschen.

Wenn einem persönliche Fragen gestellt werden, ist das heikel. Wenn man das abblockt, dann werden sie häufig hartnäckig, „Wieso, sie können doch ruhig sagen, ob Sie

- verheiratet sind

- gern Schokolade essen

- Tatort gucken

- Schwul sind

- studiert haben

- HSV oder St. Pauli Fan sind

- was sie früher gemacht haben.

Ich sage dann z.B. dass ich zur Zeit verdeckt arbeite und nicht darüber reden kann. Danach wirds dann meistens etwas irre, aber ich musste nichts über mich preisgeben, wenn ich nicht wollte.
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Re: Neue Herausforderung

Beitrag von alsterblick » 10.12.2014, 18:50

himelblau hat geschrieben:Hallo Zwecke
..... ,zu mindestens bekam ich für s Zuhören immer Trink gelt oder auch mahl eine Leberwurst Stulle Bonbongs und so weiter.
Denke, Du hast eine ganz besondere komfortable Ausgangsposition Taxifahrer zu werden. :)
Nämlich immer die besondere Möglichkeit zu sagen, dass Du zuvor als Friedhofsgärtner arbeitend
anschauliche Friedhofsgeschichten gerne erzählen würdest nun………. :P
...die Du Dir bei der Arbeit immer anzuhören hattest.
……als Dankeschön hättest Du jedoch eher nur Leberwurst Stulle, Bonbons......... bekommen und bist lieber Taxifahrer geworden jetzt. :D

Bin schon gespannt auf Deine ersten Schichterlebnisse. :mrgreen:
„Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk. Dann gnade Euch Gott !“

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