Tanken außerhalb der Arbeitszeiten?

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Hauke
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Beitrag von Hauke » 16.11.2013, 10:54

nightrider hat geschrieben: Warum geht es da eigentlich immer um die Unternehmer?
Geht es gar nicht, die Fahrer sind genau so mit dran.

Bei der letzten Fahndung des Hauptzollamt Oldenburg hier wurden mehr Fahrer mit Bußgeldern belegt als Unternehmer. Das Problem an der Geschichte ist, das ein Unternehmer meist mehrfach Verstöße gegen das Steuerrecht und gegen die Sozialabgaben zu verantworten hatte als der Fahrer der bei ihm fuhr. Somit war der Fahrer mit einem saftigen Bußgeld aus der Nummer raus und beim Unternehmer ging es um Strafttatbestände die vor Gericht geklärt wurden.

Wir haben auch Fahrer gehabt, die vorher ausdrücklich schwarz fahren wollten und dann als sie zum Gespräch geladen wurden "ihre" Umsätze in Form einer "doppelten Buchführung" den Beamten übergeben hatten um sich so eine gewisse Strafmilderung zu erhoffen. Einer hatte einen 4 DinA4 seitenlange Aussage abgegeben die bei uns in der Firma als Kopie rum ging :lol: Dort stand jedes noch so kleine Detail über Fahrer und Unternehmer. Wer mit wem klüngelte, wer wo mutmaßlich Drogen vertickt. wer mit wem ein Verhältnis hat usw.

Der arme Kerl hatte wohl nicht bedacht das man mit einem Anwalt Akteneinsicht bekommt und das seine anonymitätszusage nichts wert war :lol:

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Anna Chronismus
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Beitrag von Anna Chronismus » 16.11.2013, 13:43

nightrider hat geschrieben:Ich kenne Fälle bei denen Fahrer ihre Unternehmer regelrecht erpresst haben ihnen bis zur Hälfte ihres Verdienstes schwarz auszuzahlen weil ihnen nämlich ihre eigenen offiziellen Abgaben zu hoch waren.
Bei der Beurteilung solcher Sachverhalte sollten drei Dinge unbedingt beachtet werden:

Erstens ist der Taxenunternehmer idR der wirtschaftlich Stärkere. Er ist alleine verantwortlich, zu welchen Bedingungen er einstellt.

Zweitens gibt es bei einer "Erpresung"* immer einen "Erpresser" und einen, der sich erpressen läßt. Letzteren kann man nicht aus einer grundsätzlichen Verantwortung für die Folgen einer "Erpressung" herausnehmen.

Entscheidend ist drittens: Ein Taxenunternehmer ist selbst verantwortlich für sein Geschäftsmodell. Wer ohne entsprechendes und abgesichertes (Eigen-) Geschäft mehrere Wagen kauft oder least und dann händeringend Fahrer zu nahezu jeder Bedingung einstellen muss, ggf. auch zu "erpresserischen", hat den entscheidenden Fehler schon im Vorfelde gemacht - ein Fehler, für den er allein verantwortlich ist.

Fazit: Ich entlasse keinen angestellten Fahrer aus seiner Verantwortung, an einem geregelten und ordentlichen Beschäftigungs-Verhältnis mitzuwirken. Die Hauptverantwortlichkeit trägt für mich aber zuerst einmal der wirtschaftlich Stärkere (hier: Taxenunternehmer), der eigenverantwortlich ein Geschäftsmodell zu wählen hat, bei dem er nicht Gefahr läuft, "erpressbar" zu sein.

Manche Taxenunternehmer werden sich schlicht wieder daran gewöhnen müssen, auch regelmäßig selbst zu fahren. Der Traum davon, andere fahren zu lassen und allein als Schlüsselverwalter durch die Arbeit anderer gut leben zu können, platzt früher oder später. Dank verschärfter Plausibilitätskontrollen in Hamburg hier zunehmend früher als später.



* hier vermutlich von nightrider eher im übertragenen als im strafrechtlich relevanten Sinn verwendet (darauf deutet zumindest das einschränkende "regelrecht" hin)
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Beitrag von nightrider » 16.11.2013, 17:25

@Anna Chronismus

Für mich gilt da der alte Spruch „Der Hehler ist nicht besser als der Stehler” aus dem Grund müssten beide gleichermaßen zur Rechenschaft gezogen werden.

Ebenso bezweifle ich stark, dass der Unternehmer nur weil er ein paar Autos laufen hat grundsätzlich der wirtschaftlich „Stärkere” ist. Viele MWU`s haben mehr Schulden als der sprichwörtliche „Staabsoffizier”.

Klar muss ein Unternehmer selbst die Entscheidung treffen ob und wie viele Fahrzeuge er unterhalten kann, aber zum Unternehmertum gehört auch eine Portion Risikobereitschaft ohne die es keine Unternehmer gibt.

Das soll jetzt Unternehmer keinesfalls freisprechen, aber die etwas einseitige Betrachtung stört mich schon, Unternehmer sind gern die Sündenböcke für Alles und Jedes, auch und gerade wenn es Strafverfahren gibt.
everybodys darling is everybodys hausdepp (FJS)

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Re: Tanken außerhalb der Arbeitszeiten?

Beitrag von H&K » 13.03.2014, 22:16

Wir hatten mal einen Aushilfsfahrer, der kam mit einer Tankquittung über 70 Liter, obwohl in das damalige Auto nur 60 Liter rein passten...
Er hatte sich einfach vom Tankwart eine liegen gebliebene höhere Quittung geben lassen...
Zuletzt geändert von H&K am 13.03.2014, 22:16, insgesamt 1-mal geändert.
Diskutiere nie mit einem Idioten, er zieht dich auf sein Niveau herunter und schlägt dich mit seiner langjährigen Erfahrung.

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Re: Tanken außerhalb der Arbeitszeiten?

Beitrag von Guter_Kollege » 14.03.2014, 12:34

H&K hat geschrieben:Wir hatten mal einen Aushilfsfahrer, der kam mit einer Tankquittung über 70 Liter, obwohl in das damalige Auto nur 60 Liter rein passten...
Wir hatten mal einen Aushilfunternehmer der hat solche Quittungen zwar nicht mit dem Fahrer abgerechnet, genommen hat er sie trotzdem ....

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Re: Tanken außerhalb der Arbeitszeiten?

Beitrag von eichi » 14.03.2014, 14:02

Es gibt auch Fälle, in denen eine "Benzin"-Quittung für ein
Dieselfahrzeug eingereicht wurde. Wenn nicht der Treibstoff-
Verbrauch eng im üblichen Rahmen bleibt, also ein Irrtum von
wem auch immer vorliegt, ist eine fristlose Kündigung
"State of the Art"!

Wenn der Chef schlecht drauf ist, gibt es eine
Anzeige wg. Betrug obendrauf.
Es ist so bequem, unmündig zu sein. (Immanuel Kant)

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