Wie verhaltet ihr euch gegenüber Fahrgästen ?

Der Bereich für Fragen rund um das Taxigewerbe.
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Emilie
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Beitrag von Emilie » 28.08.2013, 20:06

Manche meiner Fahrgäste wollen gar nicht mehr aussteigen, weil wir so ins Gespräch vertieft sind... 8) :lol:
Bloß kein Stress...

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nightrider
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Beitrag von nightrider » 28.08.2013, 23:45

Emilie hat geschrieben:Manche meiner Fahrgäste wollen gar nicht mehr aussteigen, weil wir so ins Gespräch vertieft sind... 8) :lol:
....ups das sind die „Schlimmsten”, die halten dich vom Geschäft ab :wink:
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Thomas-Michael Blinten
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Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 29.08.2013, 00:34

...ja, kann aber trotzdem nett (und ein Mehrwert) sein.
Erinnere mich an eine Stammkundin mit der ich einmal 2 Std. vor ihrem Haus stand und gequatscht habe....war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft (später auch mit meinem holden Weib, diesem Wunder der Natur).
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scarda
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Beitrag von scarda » 29.08.2013, 01:01

hermann hat geschrieben:
scarda hat geschrieben:Wie verhaltet ihr euch gegenüber Fahrgästen?
Hinsetzen. Anschnallen. Klappe halten.
Bezahlen, uns raus.

Menno. Wir sind doch Dienstleister, da muss doch ein bisschen mehr kommen
"Menno. Sie sind doch Dienstleister, da muss doch ein bisschen mehr kommen..."
Der kommt manchmal auch.
Dann sach ich:
"Sie dürfen hier genau eine Sache: sagen wohin Sie wollen."
Die meisten finden das witzig.

Menno. Es ist ein Spiel. Sie versuchen dich zu testen. Du testest zurück. Der Ton macht die Mukke, nicht die Uniform.

Das ganze Dienstleistergehabe ist doch Gelaber resp. Selbstverständlichkeit.
In Wirklichkeit wollen die Leute primär zügig und sicher für den gewohnten Preis plus minus 1Eu ans Ziel.

Und rotzige Werbung ist heutzutage doch das normalste von der Welt. Das kann man duuf finden. Aber deshalb gleich den Unterwürfigen geben... Dein Fahrgast ist kein besserer Mensch. Du darfst deine Leistung (Dienst-) durchaus selbstbewusst verkaufen.
DEREGULIERUNG IST AUCH NUR REGULIERUNG. ZIELFÜHRENDE VORSCHLÄGE? NEIN? ACH SO!
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classictaxi
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Beitrag von classictaxi » 29.08.2013, 21:58

Nu genau.
Oder wie ich zu sagen pflege.
Der Fahrgast ist sicher ein König. Nur sollte dieser sich auch wie ein König verhalten.
Es heißt "Zeit ist Geld". Zeit ist nicht Geld, Zeit ist die Abwesenheit von Geld. Aber Heute haben wir Geld. Alles ist aus dem Gleichgewicht.

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Beitrag von hermann » 29.08.2013, 22:19

scarda hat geschrieben:
"Menno. Sie sind doch Dienstleister, da muss doch ein bisschen mehr kommen..."
Der kommt manchmal auch.
Dann sach ich:
"Sie dürfen hier genau eine Sache: sagen wohin Sie wollen."
Na ich weiss nicht, hast du das Modell "Dienstleistung" eigentlich verstanden?

Also, sinngemäß deiner Aussage, einem Fliesenleger der zu mir kommt und sagt: du darfst genau eine Sache: die Farbe der Fliesen aussuchen,
würde ich nicht unbedingt witzig finden :?: eher würde ich den vom Hof jagen.

Aber in unserem Gewerbe nimmt man das meistens als gegeben hin und ist froh wenn einen der Fahrer heil und +/- 1 Euro ans Fahrziel bringt
Der Profi ist nie so von seiner Arbeit überzeugt wie der Amateur.

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nightrider
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Beitrag von nightrider » 30.08.2013, 07:43

hermann hat geschrieben: Na ich weiss nicht, hast du das Modell "Dienstleistung" eigentlich verstanden?
Ich weiß nicht wer tatsächlich das Modell Dienstleistung falsch versteht ;-)

Dienstleistung bedeutet, dass man gegen Geld eine Leistung erbringt, nicht mehr und nicht weniger.
Natürlich macht wie im Verkauf auch der Ton die Musik, wer muffig und unfreundlich ist wird sehr wahrscheinlich keine Folgeaufträge generieren.

Welche Leistung man zu erbringen gedenkt liegt ganz offensichtlich wie beim Taxi klar auf der Hand, ansonsten macht man ein Angebot für eine Dienstleistung und deren Umfang und bekommt dann den Auftrag, oder auch nicht.

Dienstleistung hat jedoch absolut nichts mit devotem Buckeln, billig, oder „Befehl und Gehorsam” zu tun, es ist wie der Verkauf einer Ware, nur biete ich keine Waren an, sondern eben meine Arbeit, eine sogenannte Dienstleistung.
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Emilie
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Beitrag von Emilie » 30.08.2013, 20:58

wenn du Höflichkeit und gute Erziehung zeigen, mit Buckeln und Befehl erhalten verwechselst, hast du Dienstleistung nicht verstanden! :roll:

Denn zu Dienstleistung gehört der Wettbewerb, nach dem Motto: der Bessere gewinnt!

Beispiel: Du bist Fahrgast! Du bekommst in 6 Wochen deinen Führerschein wieder. Bis dahin, weil du zur Wohlstandsgesellschaft gehörst, kannst dir ein Taxi leisten. Die Fahrt geht jeden Tag von deinem zu Hause, zur Arbeit = 38 km!

Das 1. Taxi das dich abholt ist ein altes, rostiges Auto, verqualmt, die Sitzfedern gucken fast raus, der Fahrer muss die Adresse erst ins Navi eingeben, schreibt den Strassennamen falsch, weil er kein Deutsch kann, fährt los, aus 38 km werden 45. Du kommst zu spät zur Arbeit und sollst dafür auch noch 91,20 Euro bezahlen.

Würdest du DEN Dienstleister wieder anrufen? :roll:

2. Beispiel: du rufst ein Taxi. Es fährt vor, hält genau vor der Haustür, du brauchst nur noch einzusteigen. Das Taxi ist neu, sauber, riecht noch nach Neuwagen. Die Fahrerin ist mal Miss November 2009 gewesen. Aber sehr klug dabei, es wird sich nett unterhalten, sie nimmt den kürzesten Weg. Du bezahlst exakt 76 Euro. Du kommst entspannt, pünktlich und gut gelaunt an. Abends steht sie pünktlich vor dem Büro, wie bestellt.

Wenn es so etwas geben würde, wäre DAS doch wohl Dienstleistung! :wink:
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Thomas-Michael Blinten
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Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 31.08.2013, 03:55

Emilie hat geschrieben:.... Die Fahrerin ist mal Miss November 2009 gewesen. Aber sehr klug dabei, es wird sich nett unterhalten, sie nimmt den kürzesten Weg. Du bezahlst exakt 76 Euro. Du kommst entspannt, pünktlich und gut gelaunt an. Abends steht sie pünktlich vor dem Büro, wie bestellt.

...
Du warst Miss November 2009...... :shock: ....Respekt..... 8)
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Beitrag von Emilie » 31.08.2013, 18:25

Schön wär`s! Meine wichtigste "Rolle" war mal Schneewittchen... 8) :lol:
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Thomas-Michael Blinten
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Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 01.09.2013, 04:17

Aber da warst Du sicher herausragend :wink:
Miss Schneewittchen......
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Beitrag von Emilie » 01.09.2013, 19:30

NATÜRLICH...

...habe ich die Rolle geschmissen! :shock:

Gepatzt habe ich, als ein pickelgesichtiger, sommersprossiger Prinz, der beim Kuss auch noch schielte, sich über mich beugte... :roll:

... ich hab fast Pipi gemacht, so mußte ich lachen! :lol:
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TWG
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Beitrag von TWG » 02.09.2013, 06:09

Hallo,

Scenario:
Auf dem Weg zu Feierabend (danach hab ich zwei Wochen Urlaub), Funkgerät piepst, ich drück auf ok ohne hinzuschauen, war noch im falschen Sektor eingebucht, bin auf aber schon auf der anderen Rheinseite (für die Düsseldorfer: ich war an der Ratinger, Auftrag Kevelaer Str / Handweiser), ca. 7km, 12min Anfahrt.
An der Kreuzung hab ich ca. 20 min vorher zwei randalierende Besoffene als Einsteiger abgelehnt (sorry, hab einfach nicht gesehen, das die gewinkt haben!)
Zentrale angefunkt, "können Sie den Auftrag nicht weitergeben?"
"Keiner in der Nähe"
Also schon ziemlich angep....st da hin gefahren, steht ne Frau ca. Mitte 20 dort und steigt ein. Gottseidank nicht die befürchteten Besoffskis!

nun der Versuch, eine Kommunikation aufzubauen, um das Fahrziel zu erfragen:
Ich: (nett und fröhlich) "Hallo, wo solls denn hingehen?"
FG: (sehr leise) "K...strasse" hat was anderes gesagt, aber das hab ich verstanden.
Neuer Versuch: "bitte nochmal, hab ich nicht verstanden"
FG: (immer noch sehr leise) "K...strasse"
Ich (mittlerweile wieder gut drauf): "Tschuldigung, aber Disco-geschädigte Männer meines Alters hören nicht mehr so gut, sie müssten bitte etwas lauter sprechen, als der Diesel brummt, dann kann ich auch verstehen, wohin sie möchten!"
FG: (etwas lauter): "kein Problem, ich sag Ihnen wie sie fahren müssen, erstmal geradeaus!"

Ich hör zwar nicht mehr so gut wie mit 20, aber was hat das mit meiner Ortskenntnis zu tun? Naja, ich sag nix und fahr erstmal geradeaus, weis aber immer noch nicht, wohin. (Ich hasse sowas, bleib aber immer freundlich, kam dann doch noch ein halbwegs nette Konservation zu stande, irgendwie konnte ich mich darüber retten, das ich nur die Hälfte verstanden hab, was das Mädel mir erzählte!)

Hier die Fahrstrecke. Die dicke blaue Linie ist der Vorschlag von MapandGuide, die grünen Ecken die Strecke die ich gefahren wäre, weil besser fahrbar, wenn ich denn das Fahrziel verstanden hätte, die lila Linie zeigt den Weg an, den FG angesagt hat!

FG befiehl, ich folg deinen Strecken! Funktioniert zu 90%, wenn FG meint, HA! jetzt erklär ich mal nem Taxi-Fahrer, welcher Weg der kürzeste ist!
Riesen Umweg, alle sind zufrieden und der TIP stimmt auch!

Gruß aus Düsseldorf
Thomas

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crocy :-)
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Beitrag von crocy :-) » 02.09.2013, 06:43

Wo ist das Problem ?
Hatte sie dich gefragt was der kürzeste Weg ist oder hatte sie dir gesagt auf welchem Weg sie gern nach Hause gefahren werden möchte ?
Ich fahre immer so wie der Kunde es dann möchte , auch wenn es völlig daneben ist.Falls er dann noch eine Quittung haben möchte fülle ich sie mit der Fahrstrecke aus und dem Vermerk "Auf Kundenwunsch"...lass das so unterschreiben und TSCHÜß ...... :D
PARANOIKER sind Menschen, die die Realität wirklicher sehen als andere...............

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scarda
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Beitrag von scarda » 02.09.2013, 12:02

hermann hat geschrieben:
scarda hat geschrieben:
"Menno. Sie sind doch Dienstleister, da muss doch ein bisschen mehr kommen..."
Der kommt manchmal auch.
Dann sach ich:
"Sie dürfen hier genau eine Sache: sagen wohin Sie wollen."
Na ich weiss nicht, hast du das Modell "Dienstleistung" eigentlich verstanden?

Also, sinngemäß deiner Aussage, einem Fliesenleger der zu mir kommt und sagt: du darfst genau eine Sache: die Farbe der Fliesen aussuchen,
würde ich nicht unbedingt witzig finden :?: eher würde ich den vom Hof jagen.

Aber in unserem Gewerbe nimmt man das meistens als gegeben hin und ist froh wenn einen der Fahrer heil und +/- 1 Euro ans Fahrziel bringt
Seit wann sind Handwerker Dienstleister?
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Beitrag von scarda » 02.09.2013, 12:25

Sind sie frei? Nee. Ist das ein Taxi? Nee. Darf ich mitfahren? Meinetwegen. Passt mir gerade ganz gut. Ich hab nämlich zufällig nen Taxi da.

Fahren Sie mich nach Mundsburg?
Toll endlich mal wieder Fahrgäste die formvollendetes Deutsch können. Es heißt bestens zur M. Und gemeint ist in der Regel ein U-Bahnhof.
Was jetzt, fahren Sie oder ja?
Klar doch aber nur in die andere Richtung. Ich hab da noch nen Termin.
Wenn er sich dann aufbläst, geb ich mich als willfährig feundlichter Driver von Welt.
Wissen Sie, ich hab wirklich schon geglaubt, sie sind einer von diesen Drivern...
Und ich, dass sie einer von diesen Fahrgästen...
Aber wissen Sie, es ist doch schon eine Dienstleistung, die sie da anbieten...
Wenn ich gut drauf bin, dann darf er mir seine Story erzählen. Am besten steuert man die Fahrgäste doch, in dem sie quatschen läßt.
Nur wenn sie den Schwenk zu diesem Thema machen:
Toll, ein Taxifahrer der Deutsch kann ... dann fragen ich ob sicher meinen so.

Neulich:
Ich muss mich erstmal für meinen Freund entschuldigen.
Der hatte angerufen und mir noch mal eindringlich ins Gewissen geredet, dass ich die Dame, die gleich rauskäme, dieses wunderschöne Mädchen, sagte er wörtlich, jedenfalls sicher nach Hause bringen solle.
Solche bestehen ja immer auf eine Antwort.
Sicher doch, reicht so einem ja nicht.
Also sagsde irgendwann: ja, mach ich.
Du weißt ja, dass es ihm nur darum ging, ihr gegenüber, versteckt in einer scheinabr selbstlosen Schutzaktion, Eigentumsansprüche anzumelden.
Darüber haben wir dann eine lange ZwanziEuFahrt geplaudert. Über Wichtig-Wichtig-Macker, die eigentlich ganz nett sind.
Aber nett, ist ja vielleicht auch eher ein Schimpfwort.
Halb auf Deutsch, halb auf Italienisch und das dritte Halb auf Englisch. Also eigentlich eher Englisch.
Und? Jetzt hab ich ne neue Stammkundin.

Ja, bei mir im Wagen wird viel geplaudert.
Sind Sie eigentlich gerne Taxifahrer?
Wenn ich mal nen Gespräch brauch, dann fahr ich Taxi.
Wegen dem Geld ja wohl nicht!


Am liebsten spiele ich den Advokatus Diavolo. Ist der Fahrgast für gelb, bin für schwarz, ist er Unternehmensberater, lass ich mir Marx erklären, ist er Deutschtümler, kann ich nur Englisch oder geb auch mal den Stummen (da gilst Du auch gleich als Ausländer, wahlweise duuf...) usw. Daraus entwickeln sich die lustigsten Gespräche. Und die Erkenntnis: Der Prozentsatz der Humorlosen liegt in Schland unter 1%. Außerdem muss mein Geist ja auch was zu tun haben. Für die faderen unter den Fahrgästen hab ich verschiedene Varianten der immer gleichen Geschichten. Aber die interessanteren Gäste wollen am Ende gar nicht mehr raus.
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Gerald
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Beitrag von Gerald » 02.09.2013, 19:45

Das Verhalten gegenüber FG ist ein ergiebiges Thema.
Oft lustig, manchmal auch unendlich nervend, finde ich die immer wieder auftretenden Missverständnisse, dieses aneinander Vorbeireden. Und bestimmte Situationen, die sich unzählige Male wiederholen.
Z.B. der Klassiker, wie gerade von TWG beschrieben: FG nuschelt den Namen der Strasse.Ich frage nach, weil ich akustisch nicht verstanden habe oder wissen will, wo genau die Hausnummer liegt. Kommt dann oft als Antwort eine ausführliche Wegbeschreibung, trotz Beteuerung, dass man den Weg kennt.
Was ich auch immer echt lustig finde, wenn man in der Zielstrasse angekommen ist: Dort an der Laterne können Sie halten.(die Strasse ist voller Laternen). Oder: Halten Sie bei dem dunklen Auto dort (es ist nachts und die Strasse ist voller Autos).
Was mich aber immer wieder gerne in mein hellelfenbeinfarbenes Gefährt reinzieht, ist die Unvorhersehbarkeit in unserem Job. Wie oft ist man nach einer extrem schlechten Schicht wegen schlechtem Umsatz deprimiert und plötzlich bekommt man eine dermassen Supertour, die wieder alles raus reisst.
Genau so ist es mit den FG. Meistens ist einer in der Schicht bei, mit dem ich auf gleicher Wellenlänge ticke und ein richtig gutes Gespräch habe. Aber ich muss zugeben, dass mich die meisten Gespräche(oder Monologe) langweilen.Vor allem wenn es ums Wetter oder Politik geht.Dann schalte ich auf Durchgang. So richtige Eskallationen mit FG hatte ich erst sehr wenige in über 20 Jahren und die verliefen auch nur in verbale Entgleisungen.
Manchmal bin ich selber erstaunt, dass in dieser langen Zeit noch nichts schlimmeres passiert ist.
Dennoch muss ich immer wieder feststellen, es gibt weitaus beschissenere Jobs, als der des Taxifahrers.

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Beitrag von hermann » 02.09.2013, 21:19

Gerald hat geschrieben: Dennoch muss ich immer wieder feststellen, es gibt weitaus beschissenere Jobs, als der des Taxifahrers.
Joo, deshalb bleiben wir ja auch dabei. Mein Leitsatz ist immer:
von 100 Touren kannst du 1-2 abhaken, die hätten nicht sein müssen,

aber der Rest ist o.k. :D
Der Profi ist nie so von seiner Arbeit überzeugt wie der Amateur.

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Beitrag von hermann » 02.09.2013, 21:29

scarda hat geschrieben:

Am liebsten spiele ich den Advokatus Diavolo. Ist der Fahrgast für gelb, bin für schwarz, ist er Unternehmensberater, lass ich mir Marx erklären, ist er Deutschtümler, kann ich nur Englisch oder geb auch mal den Stummen (da gilst Du auch gleich als Ausländer, wahlweise duuf...) usw. Daraus entwickeln sich die lustigsten Gespräche. Und die Erkenntnis: Der Prozentsatz der Humorlosen liegt in Schland unter 1%. Außerdem muss mein Geist ja auch was zu tun haben. Für die faderen unter den Fahrgästen hab ich verschiedene Varianten der immer gleichen Geschichten. Aber die interessanteren Gäste wollen am Ende gar nicht mehr raus.
@ scarda: Oooriginale gehen im Taxi-Gewerbe immer :D
Der Profi ist nie so von seiner Arbeit überzeugt wie der Amateur.

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Beitrag von nightrider » 04.09.2013, 02:55

Gerald hat geschrieben: Dennoch muss ich immer wieder feststellen, es gibt weitaus beschissenere Jobs, als der des Taxifahrers.
Diese Feststellung stimmt zu 100% ;-)

Was das Verhalten gegenüber Fahrgästen betrifft, denke ich ist das so individuell wie die Fahrer und die Fahrgäste.

Im Prinzip gilt eigentlich immer „wie man in den Wald reinschreit, so kommt es zurück”

Wir haben doch im Grund keinerlei Ambitionen auf Streit, im Gegenteil, wir wollen in Ruhe und Gemütlichkeit unseren Job machen und die meisten Kunden wollen in Ruhe und Gemütlichkeit von A nach B.

Jeder von uns kennt jedoch auch die „Ausreisser”, zum Einen die nicht mehr ganz „Nüchternen”, zum Andern die „ewigen Nörgler” die einfach nur „Motzen” müssen ganz egal warum, (wirkliche Extreme die Gott sei Dank selten sind lasse ich jetzt weg).

Was die Ausreisser betrifft so reagiere ich nach „Tagesform”, das geht von Ignorieren, über Zurücksticheln bis Rausschmeißen. Wird Einer wirklich beleidigend fliegt er raus, keine Beförderungspflicht verlangt, dass ich mich beleidigen lassen muss.

Was in jedem Fall keine Rolle spielt ist die Länge der Strecke, kommt mir Einer zu blöd fliegt der kostenlos raus egal wo und wenn die Fahrt 100,- Euro wert wäre.

Doch wie gesagt das sind weniger als 1% und auf die pfeiff ich gern.

Der Rest, (bis auf Extreme) fällt unter „Abwechslung” und „Herausforderung”, ohne die unser Job doch langweilig wäre ;-)
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