Festlohn vs. Umsatzlohn

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Thomas-Michael Blinten
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Re: Festlohn vs. Umsatzlohn

Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 16.01.2016, 06:11

Guter_Kollege hat geschrieben:...Ich hab nur versucht mir überschlägig auszurechnen, wie Deine Leerlaufzeiten resp. Standzeiten sind. Und natürlich auch
Lenkzeiten. Ich wollte Dir nichts unseriöses unterstellen
Allgemein wird immer ein Wert von 70 : 30 kolportiert für Leerlauf zu Besetztzeit. Das ist das Eine.
Das andere ist tatsächlich Lenkzeit. Und Dein Wert scheint mir - so hoch wie er ist - entweder darauf hinzudeuten, das Du gerne
'cruised'. Oder tatsächlich eine ziemlich gute Auslastung an Touren hast...[/i]"
Über das Verhältnis Standzeit zu Besetztet habe ich mir bisher noch nie Gedanken gemacht, warum auch.
Im Normalfall reicht meine Standzeit pro Schicht dazu aus die Tageszeitung (nein nicht die mit den großen Buchstaben sondern Rheinische Post oder NRZ) zu lesen.
An guten Tagen komme ich nicht einmal zum regionalen Teil, an Wochenenden ist auch keine Zeit für den Sportteil.
Allerdings gibt es auch ruhige Zeiten wo schon ab der 5 Stunde der Spiegel herhalten muss, also schön unterschiedlich.
Cruisen mache ich zwar auch gerne (schließlich bin ich Taxifahrer und nicht Taxisteher), habe aber die kommode Situation auch einer Zentrale anzugehören,
die ihre Fahrzeuge mit ausreichend Touren versorgt.
Im Schnitt sind das übers Jahr im Schnitt etwa 1000 pro Auto und Monat.
Plus Anläufen, Winkmänner und -frauen sowie Telefonkunden.
Aber auch da gibt es selbstverständlich die Spreizungen, Januar bis März/April normal, Mai bis Juli eher schwach, August so La La und ab September zieht es ordentlich an und steigert sich von Oktober bis Dezember zur Spitze.
Zuletzt geändert von Thomas-Michael Blinten am 16.01.2016, 06:13, insgesamt 1-mal geändert.
„Alle sind irre, aber wer seinen Wahn zu analysieren versteht wird Philosoph genannt" (Ambrose Bierce)

Haschmich
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Re: Festlohn vs. Umsatzlohn

Beitrag von Haschmich » 16.01.2016, 11:43

LRKN hat geschrieben:
Arbeitszeit: da bin ich felxibel. Wochenende, Abends, Nachts, Früh. Alles möglich
Genau solche Fahrer sucht mein Chef händeringend.

Er zahlt auch Mindestlohn. Mindestens. Ich bekomme schon etwas mehr. Aber ich habe ja auch bewiesen, das ich wirklich absolut flexibel bin, was meine Arbeitszeiten betrifft.

Das Problem ist nur:

1.) Ist der Betriebssitz in Augsburg

2.) Ist es kein Taxiunternehmen, sondern Flughafentransfer.

3.) E - Klasse haben wir nur eine und die fährt jeder mal. Der Rest fährt DB Vito oder Ford Transit.

Vorteil.

1.) Du weißt am Vortag schon, wann du anfängst und wann du aufhörst. Diese Arbeitszeit kriegst du auch voll bezahlt. Egal, welchen Umsatz du damit einfährst. Wenn du mehr als 6 Stunden arbeitest, wird dir halt automatisch eine halbe Stunde abgezogen, weil das der Gesetzgeber so vorsieht. Aber in deinen, dann 6 1/2 bis 9 Stunden hast du auch wirklich eine Pause von einer halben Stunde, wo du weder im Fahrzeug, noch erreichbar sein musst.

2.) Lohnfortzahlung ist sowohl im Urlaub, als auch im Krankheitsfall garantiert.

3.) Wenn du einen (vorbestellten) Fahrgast zum Flughafen fährst und dort auf einen (vorbestellten) Fahrgast warten musst, kriegst du die Zeit voll bezahlt. Wobei du in dieser Zeit machen kannst was du willst. Essen gehen, lesen, im Internet surfen, die Kollegin mit deinem Charme bezirzen und vieles mehr. Ist alles bezahlte Arbeitszeit. Nur das Handy, das in jedem Fahrzeug liegt, musst du mitführen, falls sich eine Änderung ergibt, oder ein zusätzlicher Auftrag kommt.

4.) Die Trinkgelder sind im Schnitt genauso hoch wie im Taxi, obwohl du wesentlich weniger Fahrten hast.

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SindSieFrei?
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Re: Festlohn vs. Umsatzlohn

Beitrag von SindSieFrei? » 16.01.2016, 20:26

Guter_Kollege hat geschrieben:...
Wie weit bist Du als Gewerkschaftsmitglied entfernt vom solidarischen Grundgedanken
des Prinzips "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit", dass Du Dich nur noch auf das beziehst, was Recht und Gerichte als rechtens entschieden haben;
Oder in Deinem Arbeitsvertrag vorformuliert wurde ("friss oder stirb")...
Ich lese, Du hast mich verstanden! Prima. Der solidarische Grundgedanke ist bei mir genauso verankert wie das Thema: Leistung wird belohnt. Nichts anderes habe ich beschrieben.

LG
Dura lex, sed lex.

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Re: Festlohn vs. Umsatzlohn

Beitrag von Guter_Kollege » 16.01.2016, 22:33

Aber bekommst Du auch solche Belohnungen (Interview Zeit, April 2015):
Um seine Fahrer zu halten, bietet er ihnen monatliche Massagen gegen Rückenschmerzen.
"Man muss sich jetzt etwas einfallen lassen", sagt von Staden.

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IK
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Re: Festlohn vs. Umsatzlohn

Beitrag von IK » 18.01.2016, 18:42

SSF hat geschrieben:Der solidarische Grundgedanke ist bei mir genauso verankert wie das Thema: Leistung wird belohnt. Nichts anderes habe ich beschrieben.
Damit liegst du mit Herr Sinn auf einer Linie :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

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Re: Festlohn vs. Umsatzlohn

Beitrag von eichi » 18.01.2016, 19:51

Vielleicht kann uns IK ja (als profunder Kenner der Materie)
in einigen Worten verraten, wo sich "Der solidarische Grundgedanke" bei
Herrn Sinn findet. Und für wen sich Leistung lohnt, solidarisch betrachtet.

Beim Umsatzlohn findet das "unternehmerische Risiko" bei AN leider keine
Entsprechung. Er bekommt ja nicht einmal seine Arbeit(szeit) vollständig
bezahlt. Den vielen Karenzminuten geschuldet, u.a.
Es ist so bequem, unmündig zu sein. (Immanuel Kant)

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