Was ist mein Ziel...

[Wattwurm]

Ich hatte letzte Woche das Vergnügen einen Unternehmensberater der für McKinsey früher gearbeitet hat zum Flughafen zu kutschieren. Wir kamen schnell ins Gespräch, als in ihn gefragt habe, was man sich unter einer Unternehmensberatung vor stellen muß. Wollen Sie sich die Bilanzen anschauen, Auftragsbücher, Kundenverzeichnisse?

NEIN war seine Antwort! Das kommt erst viel später, nachdem ich die Firma ungefähr 10 mal besucht habe. Ich will wissen was die Macher dort für Visionen haben. Ich stelle meinen Kunden bzw. Auftragebern z.B. folgende Fragen:

Was ist Ihr Ziel?
Wo wollen Sie in 5 Jahren stehen?
Mit welchen Mitteln wollen Sie dieses Ziel erreichen?
Was sind Sie bereit dafür zu opfern und herzugeben?
Was passiert mit der Firma und mit Ihnen, wenn sich Ihre selbst gesteckte Zielvorgabe innerhalb des gesetzen Zeitrahmens nicht erfüllt?
Identifizieren Sie sich mit Ihrer Dienstleistung oder mit Ihrem Produkt?

Und da will ich, so der Unternehmensberater, klare Antworten haben. Und ich stelle dazu viele unbequeme Fragen!

Ich mußte schlucken, als er mir diesen Vortrag hielt. Denn ich muß zugeben, das ich in die Selbstständigkeit als Taxiunternehmer mehr oder weniger zufällig hineingestolpert bin und mir darüber so gut wie keine Gedanken gemacht habe. Und solche Dinge werden auf einem Unternehmerlehrgang der IHK auch nicht vermittelt!

Der Unternehmensberater hat 2 Tage gebraucht um die Firmenleitung davon zu überzeugen, das man nun gemeinsam eine Betriebsordnung ausarbeiten will. Dazu war harte Überzeugungsarbeit notwendig. Während die einfachen Mitarbeiter für die Idee einer Betriebsordnung Feuer und Flamme waren, hielt sich bis zuletzt in der Führungsetage die Begeisterung in Grenzen. Eine Betriebsordnung die das Verhältnis der Mitarbeiter untereinander regelt, wie man seinen Arbeitsplatz nach Dienstschluß hinterläßt, wie man sich am Telefon gegenüber Kunden verhält, wie man sich verhält wenn man krank wird, wie Überstunden ( Teilzeitkräfte ) und Mehrarbeit ( Vollzeitkräfte ) geregelt werden ( Freizeitausgleich) und so weiter und sofort...!

So und dann kommen wir vielleicht in diesem Jahr noch dazu uns mal Gedanken zur Firmenphilosphie zu machen, was sind unsere Leitmotive? Und ganz zum Schluß werde ich mir auch die Bilanzen anschauen. Ich bin kein Buchhalter, ich bin Unternehmensberater. Und ich habe es in jedem Betrieb mit völlig unterschiedlichen Charakteren zu tun, die einen total verstockt und verbiestert, die anderen aufgeschlossen und zugänglich!

Das war für mich eine gratis Lehrstunde die ich dankbar und gerne angenommen habe! So und nun tragt mal diese Gedanken in Eure Betriebe....

[Hauke]

Ich will wissen was die Macher dort für Visionen haben.

Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen... Dieses Zitat wird Helmut Schmidt zugeordnet aber er selbst kann sich auf Nachfrage mit einem Grinsen auf den Lippen nicht daran erinnern sowas gesagt zu haben

Was ist Ihr Ziel?

Sie so schnell wie möglich aus dem Auto zu bekommen

Wo wollen Sie in 5 Jahren stehen?

Nicht bei ihnen auf der Matte

Mit welchen Mitteln wollen Sie dieses Ziel erreichen?

Indem ich einen großen Bogen um Unternehmesberater und sonstigen Consulting Firmen mache. Ist ganz einfach wenn man die Adressen kennt

Was sind Sie bereit dafür zu opfern und herzugeben?

Hier und da einen Umweg fahren. Ist bitter aber erforderlich

Was passiert mit der Firma und mit Ihnen, wenn sich Ihre selbst gesteckte Zielvorgabe innerhalb des gesetzen Zeitrahmens nicht erfüllt?

Es geht bergab denn wenn ich meine Ziele nicht erfülle, stehen sie in meinem Büro und das wäre der Supergau.

Identifizieren Sie sich mit Ihrer Dienstleistung oder mit Ihrem Produkt?

Nein, ich bin mir dessen bewusst das ich einem Drecksgewerbe angehöre und da hilft auch kein schön reden.

Und da will ich, so der Unternehmensberater, klare Antworten haben. Und ich stelle dazu viele unbequeme Fragen!

Hör auf zu sülzen...
Ihr Unternehmensberater kommt ungefragt, stellt dumme Fragen um ein in einem ausgeschmückten Bericht mit markigen Folien das zu erzählen was man eh schon selber weiß und verlangt kräftig viel Geld dafür.

ich mußte schlucken, als er mir diesen Vortrag hielt.

Echt? Ich hätte ihn ausgelacht.

Witzigerweise habe ich vor einigen Monaten einen ähnlichen Typen im Wagen gehabt der mir das so in der Art auch verklickern wollte und ich habe ihm so ähnlich wie hier geantwortet.

[AsphaltRunner]

@Hauke,
du hättest Unternehmensberater werden sollen.

[Wattwurm]

Für einen Einzelunternehmer ist eine Firmenphilosophie nicht notwendig. Aber eine große Taxizentrale sollte sich eine Firmenphilosophie oder Firmenleitlinien geben. Die Mitarbeiter können sich über die Leitlinien oder über die Firmenphilosophie viel stärker mit IHRER Taxizentrale identifizieren. Das schafft ein WIR-Gefühl und man weiß wofür das Unternehmen steht!

Ob der Isarfunk in München oder Rhein-Taxi in Düsseldorf nirgendwo auf deren Internetseiten kann ich so eine Firmenphilosophie oder Leitlinien finden! Zusammen mit den Fahrern und dem Funkpersonal beschäftigen diese Firmen ein paar Tausend Mitarbeiter, aber eine Firmenphilosophie ist dort nicht erkennbar!

Beispiele:

Wir berücksichtigen Belastungen durch Familie und Beruf und versuchen so, unseren Beitrag zur Chancengerechtigkeit von Frauen und Männern zu leisten.Wir versuchen mit dem Angebot von flexibler Arbeitsgestaltung den Bedürfnissen der Mitarbeiter/innen zu entsprechen.Wir berücksichtigen besonders die Belange älterer und behinderter Mitarbeiter/innen. Wir gehen systematisch auf die Stärken unserer Mitarbeiter/innen ein und unterstützen sie bei Zusatzqualifizierungen.Wir begrüßen Verbesserungsvorschläge und konstruktive Kritik.Wir führen regelmäßig Mitarbeitergespräche durch und fördern so im ständigen Austausch die berufliche und persönliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter/innen. Wir sind für Teamarbeit bei der Lösung vielschichtiger Aufgaben.Wir formulieren und erreichen die Firmenziele gemeinsam.

http://www.rohloff.de/de/unternehmen/ro ... index.html


Das visionäre Denken treibt uns zum Erreichen immer neuer Meilensteine an und sorgt für die nachhaltige Entwicklung des Familienunternehmens. Dabei sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgerufen, ihre Ideen und Kreativität einzubringen. Leistung zu fordern und zu fördern, gehört fest zur Unternehmenskultur. Optimistisch, verantwortungsbewusst und in gegenseitigem Respekt zu handeln, sind gelebte Leitlinien.

http://www.wuerth.com/web/de/wuerthcom/ ... phie_1.php

Unternehmenskultur sehr schönes Stichwort. Wie sieht denn die Unternehmenskultur in Euren Betrieben aus? Erzählt mir mal von der Unternehmenskultur beim Hansafunk, bei Rheintaxi oder dem Würfelfunk in Berlin....! Mir ist nicht eine einzige großeTaxizentrale bekannt die sich eine Firmenphilosophie gegeben hat. Ansatzweise, leider nicht bis zum Ende gedacht, findet man das noch bei Prima Clima in Hamburg. Immerhin!

[Hauke]

Mensch Holger, auf was für ein Trip bist du denn gerade?

unsere Zentrale beschäftigt zwar inkl. Putzfrau nur 8 Personen aber eine Firmenphilosophie haben sie trotzdem. Ok, nach außen hin nicht unbedingt erkennbar aber das ist auch besser so, denn sie lautet, "Unser vorrangiges Ziel ist es die Auswärtstouren möglichst unbemerkt an die Gesellschaftswagen zu verschieben"

Zu deinem Beispiel das für mich eher nach einer Einleitung einer Stellenausschreibung aussieht kann ich nur sagen, Wenn eine Firma es wirklich für nötig erachtet ihren Kunden zu zeigen das sie ein sozial eingestellter Arbeitgeber sind, haben sie bei mir schon verloren. Als Kunde will ich freundlich und zuvorkommend bedient werden, der Rest interessiert mich nicht. Ich will etwas über die angebotene Dienstleistung lesen und nichts darüber wie die Dienstleister behandelt werden. Firmen die in ihrem Portfolio herausstellen das sie ihre Mitarbeiter gut behandeln zeigen mir damit ihr schlechtes Gewissen. Wenn überhaupt lasse ich solche Aussagen in kurzen Nebensätzen zu wie z.B. "unsere langjährigen Mitarbeiter bedienen sie......" Das "langjährig" sagt mehr aus als der ganze Schmus aus deinem Beispiel. "Langjährig" gibt zwar viel Raum für Spekulation aber es biedert auch nicht an.

Der Größte Fehler den man als Unternehmen machen kann ist, sich wie eine Nutte an die Kundschaft zu hängen. Durch Leistung und das ein oder andere Gimmick überzeugen ist mehr Wert als irgendwelche Erklärungen über die Mitarbeiterführung auf der Internetpräsenz. Hier muss ich mal unsern Forenclown "***€" Recht geben, der hier mal die Vorschläge machte eine namenhafte Tageszeitung und ein Wasser kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Solche Werbemaßnahmen direkt am Kunden sind 1000mal nachhaltiger.

[Guter_Kollege]

Es kann durchaus soetwas wie eine Firmenphilosophie auch be Taxizentralen geben. Wenn man damit einen bestimmten Kundenkreis ansprechen kann,
hat das seine Berechtigung. Ich sag bloß ##Regenbogenfunk# in Hamburg. Der existiert zwar nicht mehr, war aber partiell eine zeitlang sehr erfolgreich.

Der überwiegende Teil alle Taxizentralen sind aber langweilig-schnarchige Alltagsbutzen mit dem Flair einer Krankenkassenfiliale in Grevenbroich.

[Hauke]

Viel wichtiger sind vernünftige Autos... ja, auch bei Einwagenunternehmen

[Sascha1979]

Bitte, bitte, bitte mehr Beiträge hier zu!
Auch wenn ich nix dazu schreibe, lechze ich nach jedem einzelnen Beitrag hier von Taxi Fahrern!!!!

[Guter_Kollege]

kaum versprochen, schon gebrochen

[Juskwe]

So unrecht hat Holger tatsächlich nicht. Es geht ja auch nicht nur darum dem Kunden den roten Teppich auszurollen und zu buckeln sondern um ein einheitliches Bild das durch klar umrissene realistische Anforderungen gekennzeichnet ist. Außerdem ganz wichtig sollte der Umgang untereinander geregelt sein.
Das ist in Ansätzen schwammig in den Funkstatuten geregelt, aber so ein richtig einheitliches Vorgehen in vielen Dingen gibt es nicht.

Ein Beispiel wäre beim Hansa z.B. das Handling des "wann wird die Uhr eingeschaltet", es gibt einige die halten es für Service die Uhr nicht sofort einzuschalten, ich schätze das gros macht es aber sofort oder gar etwas zeitverzögert.
Die einigen, die die Uhr erst wenn der Kunde eingestiegen ist anschalten, denken sie tun damit etwas gutes. Aber wenn dieser Kunde danach an Fahrer gerät die sich gesetzeskonform (und wie zumindestens mir in der Funkschulung angemahnt) verhalten fühlt er sich abgezockt, auch Erklärungen, dass es so nach Gesetz sei prallen dann meist an "die anderen haben es auch nicht gemacht" ab.
Ein Kunde der fragt ob die Grundtaxe in Hamburg so hoch sei und ich antworte "In Hamburg schreibt das Gesetz vor die Uhr beim Eintreffen am Bestellort einzuschalten" wird sich das hinter die Ohren schreiben und uns als korrekt arbeitend im Kopf halten.

Unternehmensberater haben ihre Daseinsberechtigung, aber sie werden zu oft als Ersatz für ein Management gesehen. Der Unternehmensberater sollte nur hier und da Ideen und Anstöße geben, helfen einen Weg zu finden. Vielleicht sind sie auf ein Gebiet spezialisiert und haben da ein größeres Know How, oder sie reisen viel International und schnappen dort Ideen und Konzepte auf die sie Vorschlagen können.
Wenn das Management natürlich so weich ist, dass ihnen der Unternehmensberater ohne Widerworte Gehalts/Personalkürzungen vorschreiben kann und sie keine guten Argumente finden, warum das nicht geht, dann ist das Management einfach schlecht!

[SindSieFrei?]

Also ich habe ja in meinem früheren Leben einige von den Typen kennengelernt. Von der Elite "McK" bis hin zu ortsansässigen kleineren Betrieben. So ca. 10 haben mich in meinem Leben begleitet. Darum musste ich herzhaft über Haukes Beitrag lachen, der es oben total auf den Punkt bringt!

Ich habe eine Abneigung gegen Propheten jeglicher Art. Ich war und bin zwar bereit, mich und meine Dienstleistung immer zu optimieren, aber durchaus in der Lage, nach konstruktiven Kritikgesprächen dieses selber zu tun! Dafür braucht man eigentlich nur einen Chef, der den Titel wert ist, den er trägt

Früher hießen sie REFAs, heute heißen sie Industrial Development Consultants. Geändert hat sich nichts. Sie leben von Visionen und ihrer eigenen Selbstdarstellung. Sind sie gut, werden sie reich. Meistens "regieren" sie mit Rationalisierungen und Zahlen, was mir menschlich fremd ist! Ich hatte allerdings einmal einen dieser Herren, der mir wirklich auf fundierte psychologische Weise Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt hat, wovon ich heute noch zehre, obwohl ich mich eigentlich in dem Fach als bewandert betrachtete. Es zählt also die Individualität, vom "Überstülpen" eines Unternehmenszieles halte ich rein gar nichts, wenn dieses nicht individuell mit allen Kollegen erarbeitet wurde, somit als eine Akzeptanz aller Betroffenen stattfindet. Dann ist ein Teamgeist da. Basis dazu: Teamgespräche, Austausch, Erarbeiten von gemeinsamen Zielen...ein Chef, der seinen Job versteht, braucht dazu keinen externen Propheten!

LG

[Hauke]

Also ich habe ja in meinem früheren Leben einige von den Typen kennengelernt. Von der Elite "McK" bis hin zu ortsansässigen kleineren Betrieben.

Ich auch... und genau deswegen fallen diese Blender auch gnadenlos durch. Richtig gut in dem Job sind nur wenige die sich in der Branche die sie beraten auch wirklich auskennen.

[SindSieFrei?]

Absolute Zustimmung

[Guter_Kollege]

Ich hab in einem anderen Bereich grade mit 2 Mediatoren zu tun gehabt. Ist ungefähr dasselbe in rosa und himmelblaub.