Ist das Taxigewerbe zeitgemäß reguliert?

Was meinen die Forenmitglieder?

Ist das Taxigewerbe zeitgemäß reguliert?

So, wie es ist, soll es bleiben
1
5%
Das Gewerbe muss stärker reguliert weren
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65%
Mehr unternehmerische Freiheit täte dem Gewerbe gut
6
30%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 20

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reasoner
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Ist das Taxigewerbe zeitgemäß reguliert?

Beitrag von reasoner » 10.08.2011, 21:06

Bullen und Bären spielen derzeit verrückt, auf sie ist kein Verlass mehr. An der Brunftzeit kann das nicht liegen.

Selbst wenn ein Person gewordener Expertenzellhaufen aus der dritten Reihe eine noch so abstruse Rettungsidee für die Finanzausschläge der letzten Wochen ausscheidet, ob aus Politik oder Wirtschaft, reagieren die Märkte nervös.

Die EZB kauft als Bad Bank verkleidet marode Staatsanleihen. Ein de facto Eurobond. Eigentlich wollte die EZB dies nicht mehr tun, es solle der Regulierung und Vertrauensbildung dienen, so wird der Sinneswandel begründet. Diese Maßnahme ist umstritten, der Markt solle sich selbst regulieren, da die Geldflüsse sich eh ihren Weg suchen.

Die Grundtendenzen finden wir im Taxigewerbe wieder. Was also tun?
classictaxi hat geschrieben: … Wer Bitteschön kann denn größere Rücklagen anlegen, so wie in der Wirtschaft?
Eigentlich ist unser eizigstes Kapital die Wartezeit. Und die, das wissen wir alle selbst im Verhältnis zur gearbeiteten Zeit, am größten (60-80%). Wie immer gibt es da Ausnahmen, das wissen wir ja auch alle.
Also sollte es unser Ziel sein, diese Zeit zu Eliminieren. Das ist und kann nur durch politische Entscheidungen kommen. Denn man sollte eines auch nicht vergessen, daß eine Taxifahrt auch sehr teuer ist. Wer könnte sich von uns eine oder mehrere Taxifahrten leisten? Also kann man von den Menschen, welche auch immer weniger verdienen, nicht verlangen, mehr Taxi zu fahren. Und so lange wir, zu Beispiel, nicht offiziell nicht in den ÖPNV eingebunden sind, wird sich da auch nichts ändern. Statt Milliarden im Bankensysthem zu versenken, welches mehr und mehr das Beispiel zügelloser Völlerei ist.
Sonst bleibt das Medium "TAXI" das Armenhaus in der Verkehrswirtschaft und in der Wirtschaft. …
Classictaxis Ansicht ist, dass ein regulierter Markt mit einer vollständigen Einbindung in den ÖPNV dem Transportmittel Taxi Sicherheit für die Zukunft geben kann. Ich teile diese Ansicht. Der öffentliche Mobilitäts-Auftrag kann die Zukunft des Taxis sichern. Sicher? Natürlich nicht.

Aus dem Taxigewerbe heraus entstehen Tendenzen, sich selbst zu deregulieren. Nicht wenige Unternehmer verkaufen sich unter Preis, Sondertarife, die im Wesentlichen nie zum Vorteil des Gewerbes abgeschlossen werden können, unterwandern die Tarifpflicht.

Als weiteres Steuerungselement treten Online-Vermittler (ich nenne sie mal so) auf den Plan, wie man sie aus anderen Bereichen seit einiger Zeit kennt (HRS, Idealo, Amazon, Tripadvisor…). Diese Portal-Vermittler bieten dem affinen Kunden eine schnelle Abwicklung ihres Wunsches, natürlich nicht ohne Provision. Das tun Taxi-Zentralen, wie wir sie seit Jahren kennen auch, klar.

Die inzwischen zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten könnten geeignet sein, Rahmenbedingungen peu à peu durch die normative Kraft des Faktischen auszuhebeln, da die neuen Systeme überregional aufgebaut sind. Kontrollen werden schwierig, überflüssig, unmöglich.

Soweit und sofern dies überhaupt möglich ist, gilt es, sich die modernen Plattformen zunutze zu machen, ohne die Zeche dafür bezahlen zu müssen, ohne weitere Nachteile zu erleiden. Wenn das Taxi als Grundversorger einer Gesellschaft im demografischen Wandel nicht für Jedermann zumindest theoretisch verfügbar bleibt, dürfte der Schaden beträchtlich sein. Zuallererst wird der ermäßigte Steuersatz auf den Prüfstand kommen.

Taxibär oder Taxibulle – wir sollten uns diese Entwicklung nicht völlig aus der Hand nehmen lassen. Ganz ohne Lobbyarbeit stünden wir angreifbar da. Während eine überschaubare Gewerkschaft der Fluglotsen an den Schalthebeln spielen kann, sollten wir Obacht geben, dass wir in Zukunft überhaupt noch einen Schaltknüppel zum Spielen haben.

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jr
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Beitrag von jr » 11.08.2011, 02:49

Wenn eine Regulierung dazu führt, daß man den Kontakt zu den Kundenwünschen verliert, dann ist sie offensichtlich verfehlt. Es braucht eine Menge an Lobbyarbeit, um da auf andere Wege zu kommen. Im Herbst gab es dazu in Köln eine ziemlich kritische Rede zu hören, wie Du Dich vielleicht erinnerst.

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Re: Ist das Taxigewerbe zeitgemäß reguliert?

Beitrag von Poorboy » 11.08.2011, 03:18

reasoner hat geschrieben: Was also tun?

.
Dein überflüssiges Call-Center auf Telefonsex umstellen. Du übernimmst die Gay-Line!!!

Taxis oder Taxen braucht es immer, Deinesgleichen nicht!!!

Die Band "Foreigner" dazu: "That was yesterday..."

So long

Poorboy

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Re: Ist das Taxigewerbe zeitgemäß reguliert?

Beitrag von Ben » 11.08.2011, 04:28

Poorboy hat geschrieben:Dein überflüssiges Call-Center auf Telefonsex umstellen. Du übernimmst die Gay-Line!!!
Na na ... nur weil er einen "Schaltknüppel zum Spielen" behalten will? ;-)

Im Ernst: Das Eine schließt für mich - Überraschung, Überraschung - das Andere nicht aus. Auch wenn ich dafür bin, so viele Touren wie möglich über ein vollautomatisches System (inkl. Kunden-APP) laufen zu lassen, erkenne ich an, dass es Dinge gibt, die eine Telefonzentrale besser kann: Vorbestellungen zum Beispiel oder auch Notfall-Management. Ich kann mir beides (also viel Vollautomatik + kleine Telefonzentrale) sogar komplementär vorstellen - allerdings nicht mit so einer funktionsreduzierten APP wie die von FMS.

Zurück zum Thema: Gegen eine ausreichende Regulierung ist nichts einzuwenden. Ein einheitlicher Basis-Fahrpreis beispielsweise für eine einheitliche Basis-Dienstleistung ist definitiv verteidigenswert. Die derzeitigen Ausprägungen von Regulierung sind allerdings weder im Hinblick auf Arbeitnehmerschutz noch auf örtlich wechselnde Nachfrage-Veränderungen noch auf Angebots- und Preis-Spreizungen (nach oben!) noch auf ... ausgelegt. "Qualitätsmanagement" gibt es nur in Form von Bestrafungen, eine Pflicht zur Weiterbildung - in anderen Berufen selbstverständlich - gibt es nicht.

Mir wäre "Mehr Selbstregulierung" lieber - aber das ist eine Langzeit-Perspektive in weiter Zukunft.

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Beitrag von Wattwurm » 11.08.2011, 14:17

Eine Deregulierung die es jedem Taxiunternehmer erlaubt dem Kunden so eine Taxi ....:arrow: Bild ..... zu schicken, lehne ich kategorisch ab!

Ich bin dafür Hellelfenbein wieder verpflichtend zu installieren. Ich bin für eine kleine Fachkundeprüfung als Zugangsvorraussetzung für den P-Schein!

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Beitrag von am » 11.08.2011, 16:23

Mindestens einer in dieser Runde schreit mal wieder nach individueller Regulierung und persönlicher Betreuung.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Otto126
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Beitrag von Otto126 » 11.08.2011, 16:50

Wattwurm hat geschrieben:Ich bin dafür Hellelfenbein wieder verpflichtend zu installieren. Ich bin für eine kleine Fachkundeprüfung als Zugangsvorraussetzung für den P-Schein!
+ 1
"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."

Wat woll'n die Atzen eigentlich von mir?

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Beitrag von nightdancer » 11.08.2011, 19:06

Wattwurm hat geschrieben:
Ich bin dafür Hellelfenbein wieder verpflichtend zu installieren. !
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Re: Ist das Taxigewerbe zeitgemäß reguliert?

Beitrag von reasoner » 11.08.2011, 19:50

Poorboy hat geschrieben:
reasoner hat geschrieben: Was also tun?

.
Dein überflüssiges Call-Center auf Telefonsex umstellen. Du übernimmst die Gay-Line!!!
Das wird verflixt schwierig für mich, aber ich gebe mir Mühe. Du bekommst meine Nummer per pn. Hast du noch ein anderes Lieblingslied? Take the Long Way Home? Supertramp?

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Beitrag von reasoner » 11.08.2011, 22:22

jr hat geschrieben:Wenn eine Regulierung dazu führt, daß man den Kontakt zu den Kundenwünschen verliert, dann ist sie offensichtlich verfehlt. Es braucht eine Menge an Lobbyarbeit, um da auf andere Wege zu kommen....
Es ist mir nicht ganz klar, ob du pro 'Deregulierung' oder pro 'bessere Regulierung' argumentierst, jr.

Dass unsere angebotene Diensteistung sich nicht nur auf den öffentlichen Beförderungs- und Mobilitätsauftrag reduzieren darf, ist inzwischen ein Axiom. Sich ein Taxi zu leisten, wird bereits von vielen Kunden als Luxus betrachtet, so dass unser Angebot Schritt halten muss.

Solltest du meinen, eine schlechte Regulierung gehört ersatzlos gestrichen, ist mir das deutlich zu neoliberal. Wenn der König zum Kaiser befördert wird, wird der 'Kutscher' mehr und mehr zum Lakaien.

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Beitrag von scarda » 11.08.2011, 22:34

In einem Land das zum Billiglohnland mutiert, sind Lakien möglicherweise das einzig zeitgemäße. Da wären Typen wie Poorboy Kleingeister, die nicht zugeben können, dass sie gerne Kaiser wären.
DEREGULIERUNG IST AUCH NUR REGULIERUNG. ZIELFÜHRENDE VORSCHLÄGE? NEIN? ACH SO!
Taxi_2017 ist gut, innovativ, technisch top, hat beste Fahrzeuge zu vernünftigen, regulierten Preisen
http://www.yumpu.com/de/document/view/2 ... toi-studie#

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Beitrag von jr » 12.08.2011, 02:46

reasoner hat geschrieben:Es ist mir nicht ganz klar, ob du pro 'Deregulierung' oder pro 'bessere Regulierung' argumentierst, jr.
Ich habe kein Kreuzchen gemacht, neige aber zur dritten Antwort. Bessere Regulierung wäre dabei der passendere Schritt als Deregulierung. Wobei ich anmerken möchte, daß jede Regulierung (auch Abschottung oder Förderung) dazu führt, daß man sich weniger Gedanken darüber macht, wie eigentlich nachhaltig Geld zu erwirtschaften ist.
Dass unsere angebotene Diensteistung sich nicht nur auf den öffentlichen Beförderungs- und Mobilitätsauftrag reduzieren darf, ist inzwischen ein Axiom. Sich ein Taxi zu leisten, wird bereits von vielen Kunden als Luxus betrachtet, so dass unser Angebot Schritt halten muss.
Das muß nicht zwingend über niedrigere Preise geschehen. In der Praxis tut es aber oft genau das, Du erwähnst es ja in Bezug auf die Sondertarife selbst. Vielen Kunden ist aber wohl auch an Berechenbarkeit gelegen, und damit können wir nicht glänzen.
Solltest du meinen, eine schlechte Regulierung gehört ersatzlos gestrichen, ist mir das deutlich zu neoliberal.
Nichts ist so schlecht, daß es nicht noch schlechter werden könnte. Allerdings muß man auch fragen: Wie schaffen es andere Gewerbe, ohne derartige Rahmenbedingungen zu überleben?
Wenn der König zum Kaiser befördert wird, wird der 'Kutscher' mehr und mehr zum Lakaien.
Etwas mehr Selbstvertrauen in die eigene Leistung würde dem abhelfen. Dazu gehört auch die entsprechende Lobbyarbeit. Ein Verkriechen in der Defensive kann nur dazu führen, daß noch mehr Tiefschläge kommen.

Kurz: Jede Regelung, die unsere Dienstleistung und das Auskommen mit ihr langfristig sichert, ist eine gute Regelung.

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Beitrag von reasoner » 12.08.2011, 16:08

jr hat geschrieben:
rea hat geschrieben:Solltest du meinen, eine schlechte Regulierung gehört ersatzlos gestrichen, ist mir das deutlich zu neoliberal.
Nichts ist so schlecht, daß es nicht noch schlechter werden könnte. Allerdings muß man auch fragen: Wie schaffen es andere Gewerbe, ohne derartige Rahmenbedingungen zu überleben?
Eben. Friseuren, Bäckereien, Kurierdiensten steht das Wasser bis zum Hals - sie schaffen es schlecht oder nicht. Später mehr...
:wink: .

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Beitrag von E. G. Engel » 13.08.2011, 19:00

Ich denke dass es sich hier um ein ernstes gewerbepolitisches Thema handelt dass entsprechend diskutiert werde sollte.

Insofern habe ich meine Ansichten und Gedanken dazu zusammengefasst unter: Hier klicken.

Wer bei mir dazu nichts sagen will aus welchen Gründen auch immer kann gerne copy & paste nutzen und hier weiter machen.

Gruß Eberhard

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Beitrag von reasoner » 13.08.2011, 22:10

Forenübergreifende Diskussionen halte ich nicht für sinnvoll.

Bei allem Respekt, Eberhard,
EbiHH auf taxitalk.de hat geschrieben:Ich empfinde den im DAS! gelesenen Informationsstand für ein taxenspezifisches Forum schlichtweg als unterirdisch.
deine Ausführungen zum Thema setze ich als Grundlagenwissen bei (fast) allen Lesern eines Taxiforums voraus. Einen flüchtigen Leser, der hier zufällig liest, dürfte die Problematik weniger interessieren. Wozu der Anwurf?

Deine Kernaussage lässt sich reduzieren auf: die Taxidichte muss ebenfalls reguliert werden, wir brauchen den Beobachtungszeitraum.
jr hat geschrieben:Etwas mehr Selbstvertrauen in die eigene Leistung würde dem abhelfen. Dazu gehört auch die entsprechende Lobbyarbeit. Ein Verkriechen in der Defensive kann nur dazu führen, daß noch mehr Tiefschläge kommen.

Kurz: Jede Regelung, die unsere Dienstleistung und das Auskommen mit ihr langfristig sichert, ist eine gute Regelung.
Ein guter Dienstleister verfügt über Selbstvertrauen, dass ihn in die Lage versetzt, seinen Kunden auf Augenhöhe zu bedienen. Dort müssen wir wieder hin. Wir wissen alle, dass eine schlechte Kaffeebohne ein ganzes Pfund Kaffee verderben kann. Eine Lobbyarbeit hin zu mehr Selbstvertrauen, zu einem besseren Angebot unseres Gewerbes, kann ebenfalls nur über einen oder mehrere Regulator(en) erfolgen.

Hier kann man zuerst einen Blick auf die Berufszugangsverordnung werfen. Das erforderliche Eigenkapital ist gering, die Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg fraglich. Wenn ich mich nicht völlig vertue, stand die Novellierung der PBZugV unlängst an. Politischer Wille, diesbezüglich höhere Ansprüche zu verankern, war nicht zu erkennen. Der Vorschlag einer freiwilligen Ausbildung zur Fachkraft für Personenbeförderung wird erst jetzt andiskutiert. Eine kleine Sach- und Fachkundeprüfung für Fahrerinnen und Fahrer ist nicht in Sicht. Dieser Zug ist abgefahren, mal schauen, wann der nächste fährt.

Den bestehenden Ordnungsrahmen zu verteidigen, würde ich nicht als Verkriechen in die Defensive bezeichnen, erst Recht nicht, wenn dieser Ordnungsrahmen verbessert werden kann. Und das kann er.

To be continued

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Beitrag von E. G. Engel » 13.08.2011, 22:53

@ reasoner
... deine Ausführungen zum Thema setze ich als Grundlagenwissen bei (fast) allen Lesern eines Taxiforums voraus.
Den Eindruck habe ich nicht. Kleine Fachkunde, große Fachkunde, mehr Service als künstliche Unterscheidungsmerkmale um den Wettbewerb noch weiter anzuheizen, Level a und Level b.

Das Gewerbe brennt aus weil die bestehenden gesetzlichen Möglichkeiten nicht ausgereizt, nicht konstruktiv angewendet werden. Wir sollten uns erst mal wieder klar werden was Taxi eigentlich ist und uns die bestehende Gesetzeslage vor Augen führen bevor wir wieder x-Schulungen als Problemlöser vorschlagen an denen allenfalls Zentralen und Verbände verdienen.

Falsche Diskussionen verhindern die richtigen.

Erst mal den Boden wieder neu einziehen bevor wir aufstocken. Oder: Wenn das Rad nicht rund läuft ist es besser es wieder rund zu machen bevor wir versuchen es neu zu erfinden.

Damit erschöpft sich mein Kommentar.

Gruß

Eberhard.

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Beitrag von jr » 13.08.2011, 23:03

reasoner hat geschrieben:Eine kleine Sach- und Fachkundeprüfung für Fahrerinnen und Fahrer ist nicht in Sicht.
Es ist bei Politikern ein gewisses Desinteresse zu erkennen, stimmt. Könnte das nicht auch daran liegen, daß das Gewerbe quasi um eine Verschärfung bettelt, aber wenig Eigeninitiative als ersten Schritt dahin vorweisen kann?
E. G. Engel hat geschrieben:Wir sollten uns erst mal wieder klar werden was Taxi eigentlich ist und uns die bestehende Gesetzeslage vor Augen führen bevor wir wieder x-Schulungen als Problemlöser vorschlagen an denen allenfalls Zentralen und Verbände verdienen.
Wenn die Definition von Taxi dahingeht, daß unser Wohlergehen allein auf den Gesetzgeber abgestellt wird, dann muß man sich in Zeiten schnellen Wandels von Technik und Mobilität wohl Sorgen um unsere Zukunft machen. Ist es nicht völlig egal, ob Zentralen oder Verbände mitverdienen, solange das, was für uns übrig bleibt, mehr wird?

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scarda
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Beitrag von scarda » 13.08.2011, 23:37

jr hat geschrieben:...
Solltest du meinen, eine schlechte Regulierung gehört ersatzlos gestrichen, ist mir das deutlich zu neoliberal.
Nichts ist so schlecht, daß es nicht noch schlechter werden könnte. Allerdings muß man auch fragen: Wie schaffen es andere Gewerbe, ohne derartige Rahmenbedingungen zu überleben?...
Das ist mir klar zu allgemein gefragt. Einige überleben es halt einfach nicht. Andere liefern nur noch Mist ab... Es kann nicht um Regellosigkeit und die (Ideologie) vom 'freien Markt' gehen. Der klassische Widerspruch eines Liberalen ist ganz allgemein: totale Freiheit anmahnen und dann Gesetze (= Regulierungen) zum Wohle der Besserverdienenden machen. Wenn der Liberale Datenschutz und Menschenrechte etc.pp anmahnt, dann damit er besser schummeln kann... Also die Frage ist: welche Regulierungen, nicht ob überhaupt welche.

Viele Gewerke haben (sinnvolle) Zugangs-Regulierungen, die meines erachtens erst dann aufgehoben wurden, als man nicht mehr wusste wohin mit den Arbeitslosen. Als z.B der Meisterzwang teilweise aufgehoben wurde, hat man an gewissen 'wichtigen' Stellen darauf verzichtet. Meines Wissens musst du z.B. im Bauhauptgewerbe immer noch Meisterbetrieb sein, also z.B. Zimmerei. Wer möchte auch schon gerne einen Dachstuhl im Wohnzimmer zum liegen haben, oder eine Brandschutzdecke,...? Allerdings findet diese 'Konzessionierung' über die Handwerkskammern als 'Selbstorganisation des Handwerkes' statt - weil der Staat das eben nicht leisten kann. Einigen ist allerdings auch das schon zuviel, Stichwort: Zwangsmitgliedschaft, Beiträge.

Zum Taxifahreren musst du offenbar nicht viel drauf haben... Ich habe meine Zweifel, ob eine kleine Fach-/Sachkundeprfg. daran wirklich etwas ändern würde, ein weiterer Filter wäre sie möglicherweise. Mal vorausgesetzt, dass eine Selbstorganisation sinnvoll ist, alle mal sinnvoller als die reine staatliche Verwaltung - wo wäre die dann anzusiedeln? Vorschlag: Zentralenzwang und Zwangsmitgliedschaft in einer Gewerbervertretung, meinetwegen Fahrer zwangsweise analog in einer Gewerkschaft.

Statt immer darüber zu jammern, dass andere in ihrem Haus mit klaren Regeln für Qualität sorgen (denn darüber entseht die Qualität, nicht über etwaige. unterstellte. Bestechungen*)), sich dann auch noch gut vernetzen und einen damit am Ende ausbooten: alle Konzessionäre innert eines Pflichtfahrgebietes in eine Zentrale - oder mehrere mit einem Dachpool. Die Selbstkontrolle findet dann dort statt, wo sie hingehört. (Die Prüfungen vor der Kammer nimmt ja auch heute schon das Gewerbe selbst ab?) Eine Zentrale kann nicht an Mitgliedern interessiert sein, die dauerhaft 'mangelhafte Ware' abliefern und wird sie fortbilden, mal mehr bilden, mal mehr fort. Beschwerdetelefone und Bewertungsportale sind ev. hilfreich, aber alleine Augenwischerei zur Kundenberuhigung und laden letzlich wieder nur Druck beim Fahrer ab. Da müssen sich Menschen drum kümmern, da muss man Regeln erklären, da muss man Einspruch erheben können...

Ich möchte nicht sagen, dass das ausgegoren ist. Aber weder kann ich totale Regellosigkeit befürworten, noch das ans ideologische grenzende Gejammer über Regulierungen u/o. die Qualitätszentrale teilen. Deshalb mal der Ansatz in eine andere Richtung.


---------------------------------


*) Engel argumentiert hier genauso verschwommen, wie andere Jammerhaken auch: was nützt mir die beste Bestechung, wenn ich dann regelmäßig mit einer Schrottmühle vorfahre, die auf dem Weg zum Termin auseinanderfällt? Nicht der Hansa ist Schuld an der Misere des Gewerbes, sondern das Gewerbe ist zu d--f, dem etwas entgegen zu setzen. Die Argumentation 'ist der Hansa erst weg, geht's allen besser', ist reiner Neid, gepaart mit Unfähigkeit, vor allem aber im Kern dumm. Analog: Wenn ich erst eine echte Fender Strat hab, dann kann ich auch wie Jimi Hendrix Gitarre spielen... Manche halten das ja sowoieso für Katzengejammer...
DEREGULIERUNG IST AUCH NUR REGULIERUNG. ZIELFÜHRENDE VORSCHLÄGE? NEIN? ACH SO!
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Beitrag von plusminus0 » 14.08.2011, 00:27

scarda hat geschrieben:Die Selbstkontrolle findet dann dort statt, wo sie hingehört. (Die Prüfungen vor der Kammer nimmt ja auch heute schon das Gewerbe selbst ab?)
Ja, aber der Inhalt der Prüfungen wird von der Behörde festgelegt. Also liegt hier keine Selbstkontrolle sondern Outsourcing zum Wohle der Verbände vor
Statt immer darüber zu jammern, dass andere in ihrem Haus mit klaren Regeln für Qualität sorgen (denn darüber entseht die Qualität, nicht über etwaige. unterstellte. Bestechungen*)),
Da hast du wohl Recht. Wenn ich mir aber angucke bzw anhöre, wem in der Vergangenheit (und vermutlich auch in der Gegenwart) ein Taxenschein ausgehändigt wurde, dann weiss ich auch wie einfach es der 'Qualitäts-Zentrale' gemacht wurde, sich hier vom Rest abzusetzen. Nach meiner Meinung ist der Staat hier in der Pflicht angemessenere Regeln aufzustellen (Thema: Regulierung).

Neid
Das Wort kann ich nicht mehr hören/lesen.

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Beitrag von scarda » 14.08.2011, 07:03

plusminus0 hat geschrieben:
scarda hat geschrieben:Die Selbstkontrolle findet dann dort statt, wo sie hingehört. (Die Prüfungen vor der Kammer nimmt ja auch heute schon das Gewerbe selbst ab?)
Ja, aber der Inhalt der Prüfungen wird von der Behörde festgelegt. Also liegt hier keine Selbstkontrolle sondern Outsourcing zum Wohle der Verbände vor
Statt immer darüber zu jammern, dass andere in ihrem Haus mit klaren Regeln für Qualität sorgen (denn darüber entseht die Qualität, nicht über etwaige. unterstellte. Bestechungen*)),
Da hast du wohl Recht. Wenn ich mir aber angucke bzw anhöre, wem in der Vergangenheit (und vermutlich auch in der Gegenwart) ein Taxenschein ausgehändigt wurde, dann weiss ich auch wie einfach es der 'Qualitäts-Zentrale' gemacht wurde, sich hier vom Rest abzusetzen. Nach meiner Meinung ist der Staat hier in der Pflicht angemessenere Regeln aufzustellen (Thema: Regulierung).

Neid
Das Wort kann ich nicht mehr hören/lesen.
Was haben die Verbände davon - wen dem so ist? Oder meinst Du gar nicht die?

Neid stand ja auch nicht zusammenhanglos da, alternativ im Angebot: Dummheit u/o Unfähigkeit. Was ich vergaß: vielleicht will ja auch keiner was ändern, weil es gut ist, wie es ist, oder weil die Erdanziehungskraft zusammen mit der Trägheit des verfetteten Drivers das ausschlaggebende Element ist... ;-) Wenn das alles nicht, dann bleibt nur der Neid. Ich meine nicht den bescheuerten Sozialneid, den die Politiker so gerne bemühen, wenn sie die Anmeldung berechtigter Interessen abbügeln wollen, sondern das Ausrede-Gejammer derjenigen, die sich auch immer die falschen Widersprüche als Ursache allen Übels herauspicken. Ich nenne das motzen um des motzens willen, resp. sich auf die falschen Widersprüche werfen, resp. sich die Niederlage selbst ins Haus holen.
DEREGULIERUNG IST AUCH NUR REGULIERUNG. ZIELFÜHRENDE VORSCHLÄGE? NEIN? ACH SO!
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