Poorboy hat geschrieben:IK hat geschrieben:
Viel besser war der Vortrag von Herr Ritter, der erklärt hat, was die Behörde bei den kommenden Mietwagen gedenkt zu tun. Dieser Maßnahmenpaket hat Potential dem Wahnsinn den Stecker schnell zu ziehen. Das ist richtig so ...
Darf man erfahren, wie er sie zur Strecke bringen will??
Poorboy
So optimistisch war Herr Ritter sicher nicht. Eher hat er deutlich gemacht, dass er sich mit bescheidenen Mitteln der Entwicklung entgegenstemmen möchte.
Ansonsten hat der Referent Jörn Meier-Berberich brav Allgemeinplätze bedient: Individualverkehr ist doof, da helfen nur umfangreiche Verbote, wie die komplette Sperrung der Innenstädte. Moia etc. ist suppi, spart zwar nicht nennenswert Schadstoffe, schont aber den öffentlichen Raum, damit man dort statt Autos zu parken, Parks oder Wohnungen bauen kann. An Taxen fand er toll, dass deren Fahrer seinen Eltern die Taschen hoch tragen. Das dürften sie gern auch zukünftig erledigen, aber eine Teilliberalisierung sollte es den Taxen erleichtern, seinen Eltern günstiger zu Diensten zu sein.
Als ehemaliger Geschäftsführer eines öffentlichen Verkehrsbetriebes sind ihm die Grenzen des Schienenverkehrsausbaus deutlich klar und er sah insofern die Lösung der Verkehrsprobleme in Angeboten wie Moia. Auf kritische Fragen, beispielsweise nach der Vereinbarkeit von streng reglementierten und freien Märkten reagierte er eher dünnhäutig und schien andere Blickwinkel als Angriff auf seine Kompetenz zu werten.
Ich fand den Vortrag eher enttäuschend, denn obwohl mit einigen Fakten, die derzeitige - unbefriedigende - Verkehrssituation beschrieben wurde, waren die Lösungsansätze weitgehend spekulativ. Der Referent sah das Heil offenbar in einer Industrialisierung des Personenverkehrs und hatte - entgegen dem Tenor der Einladung - keine Lösungsangebote für eine Abwehrstrategie gegen Mietwagen parat, außer dem Tipp, doch besser den Widerstand gegen Moia aufzugeben, weil wir so oder so gefrühstückt würden.
Interessanter waren da schon die Ausführungen von Herrn Ritter, der ernsthaft besorgt über die Mietwagengüllewelle zu sein schien. Der Ansturm der Drehtür GmbHs scheint enorm zu sein. Er versprach, so restriktiv wie möglich mit Anträgen umzugehen, sah aber auch enge Grenzen der Möglichkeit zur Abwehr. Besonders, wenn die Genehmigungen im Umland gestellt würden. Er werde mit Betriebsprüfungen sicherstellen, dass die Disposition und Speicherung der Aufträge zumindest auf einem Rechner am Betriebssitz erfolge. Ausnahmeregelungen von der Wegstreckenzählerpflicht soll es nur bei Krankentransporten geben. Er schloss die Möglichkeit, dass Mietwagenangebote, die aus aneinander gereihten Einzelfahrten bestehen, generell illegal sind, nicht aus, sah aber keine Möglichkeit ein Verbot durchzusetzen.
Herr Ritter vertrat am Rande der Veranstaltung die Ansicht, dass mit dem Widerstand gegen Moia und Co auf die weniger gefährlichen Gegner geschossen werde, stritt aber nicht die existenzielle Gefahr ab, die von diesen Angeboten ausgeht. Er schien Moia eher als Olafs Kuckuksei zu betrachten: ungeliebt, aber man muss es weiter bebrüten. Dieser Tenor verwundert mich etwas, angesichts des augenscheinlichen Engagements bei der Abwehr der Klage.
Er äußerte sich im Anschluss der Veranstaltung überrascht über die mangelnde Beteiligung und die überschaubare Bereitschaft zum kritischen Diskurs. Allerdings hatte ich auch nicht den Eindruck, dass die Taxenbehörde bei anderen Themen besonders erpicht auf einen Diskurs mit dem Plebs war.
"Ich könnte dir deine Überlebenschancen ausrechnen, aber du wärst nicht begeistert."