Kurztest des Opel Vivaro

Neue Autos, Fahrberichte, Ärger und Zufriedenheit mit Marken und Typen, alternative Antriebsarten.
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Jörn

Kurztest des Opel Vivaro

Beitrag von Jörn » 13.11.2005, 23:47

Dieser Kurztest hier erscheint in den nächsten Tagen noch in voller Länge auf meiner Website www.crazytaxi.de , wo es dann auch noch Fotos des Testfahrzeuges zu bewundern gibt.
Das Bild der Vivaro-Taxe stammt aus dem Opel-Taxen-Kathalog, den man am Flieger verteilt hat.


Autotest OPEL VIVARO ‚Tour’

Bild

Vor ein paar Tagen machte Opel Dello vom Nedderfeld in Hamburg auf dem Taxenspeicher am Flughafen Werbung für Taxis dieser Marke, die ja bisher – leider darf ich dazu mal sagen – eine eher drittrangige Rolle spielt. Der ausgestellte Vectra Caravan war ja nun wirklich ein Traum und braucht sich keinesfalls hinter den Autos mit dem Stern zu verstecken!
Mercedes hat zwar bei den Neuzulassungen eindeutig seine Marktführerschaft mit guten Gründen endlich eingebüßt, aber der Löwenanteil der ‚neuen’ Fahrzeuge liegt eindeutig bei VW, und dort beim Touran als 7-Sitzer.

Obwohl die Wagen der Marke Opel anerkannterweise qualitativ mit jedem anderen Hersteller locker mithalten können und schon immer konnten (Ich selbst habe viele Jahre einen Opel Omega A Caravan mit einem 2.0i-Motor als Taxe gefahren und war sehr zufrieden damit), und sie auch im Preis relativ weit unten antreten, wenn man die Ausstattung betrachtet, so hatte man es dort bisher schwer, sich auf dem Taxenmarkt zu etablieren.
Allerdings muß man gestehen, dass man es dort auch mit Werbung in Sachen Taxis bisher nicht so wirklich ernst genommen hat.
Dabei ist gerade Opel schon seit langem der Vorreiter bei Mini-Vans (Zafira) und Umweltantrieben etc.


Da ich schon immer der Meinung war und bin, dass die Zukunft des Taxen-Geschäftes im Bereich der echten Großraumfahrzeuge liegt (man entschließt sich sehr viel schneller zur Taxe, wenn man sich den Fahrpreis durch eine größere Gruppe teilen kann), meldete ich mich bei einer der jungen Damen für eine Probefahrt eines Vivaro (gleiche Klasse wie z.B. VW T-5, Mercedes Vito oder Ford Transit) an.
Schon wenige Tage später rief mich Herr Friedenberg vom Dello-Flottenzentrum (040-47122359) an und bot mir dieses Fahrzeug in der 7-Sitzer Luxus-Version ‚Tour’ an, die mit einem 2,5 TDI-Motor (99 KW bei 3.500 U/min) ausgerüstet ist. Und was das beste war: Ich konnte ihn ganze 24 Stunden mitnehmen, was mir ausreichend Zeit bot, das Fahrzeug zu testen, wobei mir ein langjähriger Kumpel und meine Frau als Passagierin hilfreich in die Seite traten.
Dankend nahm ich an, denn gerade dieses Fahrzeug interessierte mich besonders.

Als Standart-Taxen-Version käme zwar sicherlich eher der 1,9 TDI infrage, da er preislich deutlich günstiger liegt als der 2,5er.
Und, je nach Geschmack und Nutzungsplan die 9-Sitzer-Variante, wo allerdings der Komfort etwas nachlässt. Trotzdem sitzt es sich auch dort mit Sicherheit erheblich besser, als in einer viel teureren E-Klasse von Mercedes.

Nun zum Test:

Schon beim Äußeren hebt sich dieses Fahrzeug, das auf gleicher Basis auch von Renault und Nissan gebaut wird, positiv aus der Masse der Autos hervor. Trotz seiner Größe (Länge: 4,8 m ; Breite: 1,9 m ; Höhe: 1,98 m (Flachdach, was besser ist, da in höheren Dachvarianten die Passagiere einen Tropfsteinhöhlen-Effekt (Hall) haben, was die Gemütlichkeit doch erheblich mindert!), wirkt er schnittig und sehr schick.

Auch die breiten Vordertüren fördern einen bequemen Einstieg, selbst für mich, der ja nicht gerade gut zu Fuß ist.
Die Seitenschiebetür entspricht dem Standart bei dieser Klasse.
Ohne Sonderstufe ist das Einsteigen allerdings für die etwas Unsportlicheren unter uns etwas mühselig. Allerdings gibt es, wie mir Herr Friedenberg versicherte, eine Sonderstufe, die unter dem Boden des Wagens befestigt wird. Dann dürfte das Besteigen des Wagens auch für ältere Herrschaften ohne Probleme zu bewältigen sein (Man denke da mal an den alten Vito, der eine Katastrophe war zum Einsteigen, da die Montage einer Zusatzstufe dort nicht möglich war).

Die riesige Heckklappe öffnet ihren Schlund zu einem Kofferraum, der für diese Klasse recht groß ist. Außerdem besitzt er eine stabile Abdeckung, die durchaus mehrere Koffer durchschnittlichen Gewichtes tragen kann. Die Klappe selbst bietet bei regnerischem Wetter einen guten Schutz, was bei längeren Ladevorgängen hilfreich ist.
Ich persönlich würde allerdings, auf Grund meiner langen Großraum-Erfahrung eine zweigeteilte Hecktür vorziehen, da das Gepäck während der Fahrt die Tendenz hat, sich gegen die Klappe zu drücken und dann, wenn man diese zu öffnen versucht, einem leicht mal entgegen kommen kann (Alles gehabt!).

Wenn man den Wagen nun besteigt, so fallen einem – in dieser Version – die superbequemen Einzelsitze auf, die alle, selbstredend, mit Dreipunkt-Gurten ausgerüstet sind. Und sie halten auch wirklich das, was sie versprechen! Auf diesen Plätzen kann man es, sei es nun der Fahrer oder seine Passagiere, ohne Weiteres etliche Stunden drauf aushalten, ohne dass man sich das Rückgrat verbiegt.
Vor allem der serienmäßige normale Fahrersitz ist super-angenehm, gut verstellbar und wirbelsäulenschonend konstruiert, was man noch lange nicht von allen Standart-Sitzen behaupten kann. Man denke in diesem Falle mal an die serienmäßigen Daimler-Sitze!
Dazu kann man ihn stufenlos ganz nach hinten legen, so dass man ohne weiteres ein bequemes Nickerchen machen kann, zumal auch die Kopfstützen eine gute Kopflagerung dafür gewährleisten! Auch hier vergleiche man mal mit den extrem unbequemen Daimler-Stützen, bei denen man schon nach einem lockeren Viertelstündchen nicht mehr weiß, wo einem der Hals steht.

Mein Testfahrzeug besaß keine Automatik, sondern ein handgeschaltetes Sechs-Gang-Getriebe. Eine Art Tiptronic (wie sie auch Ford im Transit anbietet) soll noch folgen.
Allerdings braucht man bei diesem Wagen eigentlich keinerlei Automatik, da die Schaltung extrem angenehm geht. Und as, wo ich mit meinem steifen rechten Bein schon ein paar Probleme habe bei vielen Autos. Vor allem Transportern.
Kurze Schaltwege und ein kurzer Knüppel machen die Bedienung des Getriebes zur reinen Freude, zumal, in dieser Version, auch dann richtig was bei rauskommt.
Im Mischbetrieb liegt der Verbrauch (nach Werksangaben) bei ca. 7 Litern auf 100, was für einen Wagen dieser Größenordnung wirklich erstaunlich wenig ist. Und als ich den Wagen auftankte, kam diese Angabe auch in etwa dem realen Verbrauch nahe.

Die Tatsache, dass man als Fahrer eines solchen Wagens sich nicht nur mindestens genauso wohl am Steuer fühlt, als in einer Luxus-Limousine, sondern auch noch den herrlichen Überblick über die Welt genießt, macht das Fahren zu einem großen Vergnügen, dass auch durch all die bedienerfreundlichen Armaturen und Schalter bestens unterstützt wird.
In meinem Testwagen gab es eine Radio-CD-Navi-Kombination, die vom Lenkrad gesteuert werden konnte.
Der Sound war auch in der letzten Reihe noch sehr gut.

Ein vergnügliches Erlebnis hatten wir Testpersonen, als wir den Schalter für die Innenbeleuchtung suchten. Nirgens war etwas Ähnliches zu entdecken. Wir suchten uns blöd, bis mein Frauchen plötzlich aus Versehen auf das Glas der Leuchten drückte. Und siehe da: Der Schalter war dort integriert! Mußte einem ja gesagt werden! Aber wenn man das wusste, war es eigentlich eine praktische Lösung, da man sich im Dunkeln nicht totzusuchen brauchte.

Für die Passagiere gibt es den unschlagbaren Vorteil von Fahrzeugen dieser Klasse, und bei diesem ganz besonders, dass man auf allen Sitzen (auch in der 9er Version) endlos viel Platz für sich und seine Beine hat. Jede Menge Kniefreiheit ist garantiert, und man kann die Füße bis weit unter die Vordersitze stecken, was auch angenehm ist. Man denke da mal an die Knoten, die man sich hinten in der neuen Daimler E-Klasse machen muß, der locker das Doppelte kostet und weltweit als Luxus-Karosse gilt!
Nirgends sitz ein Gast so gemütlich, wie in einer Großraumtaxe!
Und die Erfahrung meinerseits zeigt, dass die Kunden das sehr schnell merken!
Selbst ältere Menschen fahren gerne mit diesen Wagen, weil sie vor allem leicht wieder aus ihnen herauskommen, wenn der Fahrer noch ein bisschen Händchen hält.

Was die Qualität und Verarbeitung anbelangt, so können diese Fahrzeuge locker mit erheblich teureren mithalten. In der Pannenstatistik und den Wiederverkaufswerten (Schwackeliste) liegen Opel-Fahrzeuge erheblich besser, als etwa Mercedes!
Lange Wartungsinterwalle von 30.000 km reduzieren die Kosten.
Dazu kann man z.B. die Stoßstangen auch unlackiert bekommen, was ja auch von großem Vorteil ist, da es ja nun mal im Betrieb immer mal wieder zu leichten Karambolagen kommt.
Außerdem sollen sie, nach Aussage meines Betreuers (ich muß ihm da mal glauben) so stabil konstruiert sein, dass sie einen kräftigeren Bumms aushalten können, ohne gleich vollständig zu Bruch zu gehen.
Und auch die Scheinwerfer sind nicht mehr aus Glas, sondern aus einem speziellen Hartplastik, das ebenfalls einiges ertragen können soll.

Das Beste an diesem herrlichen Wagen aber ist der Preis!
Opel bietet einen Verwehrter-Rabatt von 20% und die Mehrwertsteuer geht ja auch noch runter.
Dann kommt man bei einem Wagen wie meinem Testfahrzeug, der wirklich ein sehr luxuriöses Gefährt ist, auf einen Preis von etwas über 22.000 Euro!
Man vergleiche das mal mit einem gleich ausgestatteten VW T-5! Da würde man fast auf das Doppelte kommen.

Zur Taxenausstattung kommen dann noch die Farbe (hoffentlich nicht mehr hell-elfenbein!), Dachschild und Uhr dazu, wahlweise z.B. ein Spiegeltaxameter!
Hier vergleichen wir mal wieder mit einer E-Klasse, die in der absoluten Sonderaktion schon mindestens 30.000 Euro kostet mit sehr magerer Ausstattung.

Fazit dieses Kurztestes: Ich würde keinen Moment zögern, wenn es zu einer Neuanschaffung kommen sollte, diesen Wagen zu erstehen, wobei ich nur das Problem hätte, mich zwischen einer 7er oder einer 9er-Version zu entscheiden!

Andi
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Mein erstes Fahrzeug und ganzer Stolz!

Beitrag von Andi » 12.12.2005, 19:52

Servus Jörn!

Erstmal, guter Beitrag und deine Beschreibung des Opel Vivaro triffte eigentlich zu.

Ich habe mir einen Nissan Primastar, der das gleiche Fahrzeug aufgrund der Kooperation von Renault und Opel ist, zugelegt. Das war bereits im Februar 2004 als ich meinen Taxibetrieb angefangen habe. Mittlerweile hat die Kiste 150.000 km aufm Buckl und möchte nun meine Erfahrungen hier preisgeben.

Das Fahrzeug hat ein paar ungünstige Punkte in der Ausstattung.

Die Gurte sind nur beim mittleren Sitz integriert und sonst an der Innenwand angebracht. Dies ist auch bei dem Sitz an der Schiebetür der Fall. Diese Gurte haben 2 Schnallen und der Gurt geht quer über den Einstieg nach hinten in die letzte Sitzreihe.

Kein Mensch kapiert, wie er sich anschnallen muss und somit verplempert man bei jeder Fahrt ein paar Minuten um den Fahrgästen dies zu erklären!!!

Außerdem zieht der Gurtaufroller nach längerer Benutzung die ewig langen Gurte nicht mehr richtig ein. Die Folge daraus ist, dass die Gurte nach dem abschnallen über das Fahrzeug hinausfallen und eingeklemmt werden. Gibt unschönen Dellen! :cry:

Ein weiterer Punkt sind die Fenster an der Schiebetür und gegenüber. Von der Intelligenz von Besoffenen soll hier ja nicht die Rede sein, aber nicht mal der normale Fahrgast kapiert, dass er das obere und untere Ende des Hebels zusammendrücken muss, dann das Fenster nach unten und zu sich ziehen und nach hinten Schieben muss. Meine arabischen Fahrgäste haben es dann schließlich mit Gewalt geöffnet und mir die Schiene abgebrochen. Folge: Das komplette Seitenfenster muss erneuert werden.

Das waren eigentlich nur Kleinigkeiten, aber was mich wirklich geärgert hat war das 6-Gang-Schaltgetriebe, das mit 86.000km am 24.Dezember Nachts einen Getriebeschaden hatte.

Es ging gar nichts mehr, alles nur leer durch!

Und das an Heilig Abend in der Nacht um 23 Uhr!!! :evil:


Naja, shit happens!

Mittlerweile wurde bei 126.000 km wieder das Getriebe neu gelagert.

Im Großen und Ganzen muss ich jedoch sagen:
Es war mein Erstes Fahrzeug und mein ganzer Stolz und ich war bis auf die paar Kleinigkeiten doch ganz zufrieden damit!

Meine Empfehlung an alle die sich dieses Fahrzeug kaufen wollen:
Kauft es mit Automatik-Getriebe. Ist bei Nissan seit diesem Monat freigegeben worden.

Ich denke, dass es kein Fehler ist so ein Fahrzeug zu kaufen und jedes hat seine Maken, deshalb habe ich mir zwei Neue mit langem Radstand bestellt (Rollstuhlfähigkeit!)

Übrigens könnt Ihr mein Fahrzeuge, meine Fahrerin und mich in der neuen Taxi vom Vogel-Verlag (Ausgabe 7, Seite 10 - Foto ist leider nicht sehr gut geworden) anschauen. Denke auch wie Jörn, dass Großraumfahrzeuge in der Branche Zukunft haben.

Grüße aus Bayern

Andi

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