Strukturwandel durch den Mindestlohn

Der virtuelle Taxitreff.
Wattwurm
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Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von Wattwurm » 20.02.2014, 17:05

Meine These:

Der Mindestlohn wird zu einem noch nie dagewesenen Strukturwandel im Taxigwerbe führen! Der Mindestlohn wird dazu führen, das Mehrwagenunternehmer massenweise Fahrzeuge abmelden. Der Mindestlohn wird dazu führen das die Zentralen fast nur noch aus Einwagenunternehmen bestehen wird. Und diese Einwagenunternehmer werden sich ausschließlich die lukrativen Zeiten herauspicken, in denen man noch Geld verdienen kann! Kein selbstfahrender EWU wird dann Nachts um 3 Uhr am Bahnhof stehen und sich die Reifen eckig stehen! Und selbst wenn er einen Fahrer beschäftigt, wird er diesen Fahrer nur zu Peakzeiten beschäftigten und nicht Nachts um 3 Uhr! Der Mindestlohn erfordert auch einen Mindestumsatz!

Die Folgen meiner These:

Die Mehrwagenunternehmer waren es die eine ständige Rufbereitschaft 24/7 garantierten. Das wird mit dem Mindestlohn vorbei sein. Was passiert nun zum Beispiel mit dem Reisebuszubringerverkehr. Wie kommen Busfahrgäste morgens um 4 Uhr zu ihrem Reisebus? Wer bedient den AST-Verkehr? Wer sammelt morgens um 7 Uhr Menschen mit Handicab oder Schüler ein und fährt sie in die Behindertenwerkstätten oder zur Schule? Wie kann garantiert werden, das man als Bürger auch Nachts noch eine Taxi bekommt, wenn die Wehen im 20 Minuten-Takt erfolgen und die Frau schnellstens zur Entbindung muß?

Werden Taxiunternehmer demnächst dienstverpflichtet? Müssen wir nach einem behördlich verordnetem Dienstplan arbeiten um ein ausreichendes Angebot an Taxen sicher zu stellen? Und was wird dann aus meiner Stammkundschaft die ich mir mühsam aufgebaut habe, die ich Tagsüber dann nur an bestimmten Tagen bedienen kann, wenn ich keine behördlich verordnete Nachtschicht fahren muß?

Der Mindestlohn wird nicht das Ende der Zentralen bedeuten, aber es wird das Gewerbe wie eine Textilie vor dem Waschgang auf Links krempeln! Bedeutet der Mindestlohn das Ende meiner unternehmerischen Entscheidungsfreiheit, wenn ich mich einem Dienstplan beugen muß?
Zuletzt geändert von Wattwurm am 20.02.2014, 17:16, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von nightrider » 20.02.2014, 18:33

Da brauchst du glaube ich keine Angst haben, selbst wenn alle MWU`s aufgeben werden auch Nachts um 3 in größeren Städten Taxen bereit stehen, denn nicht jeder fährt gern am Tag und ich weiß zumindest in Städten ab ca 60 bis 70.000 Einwohnern werden auch in der Nacht Taxen gebraucht, nicht so viele, aber immerhin. In noch kleineren Städten bekommst du Heute schon kaum ein Taxi in der Nacht.

Einen behördlichen Dienstplan kann es nur in Ausnahmesituationen geben, außergewöhnliche Großveranstaltungen, Totalausfall des ÖPNV, usw...,nicht im Regelfall das wäre ein Widerspruch zur Selbstständigkeit der Unternehmer, außerdem müsste eine Behörde dann auch zuzahlen wenn der Umsatz nicht reicht, die können niemanden dienstverpflichten und nicht dafür zahlen, so einfach geht das nicht.

Was mich persönlich betrifft, ich fahre deutlich lieber in der Nacht als am Tag, ist wesentlich entspannter, weniger Verkehr, meistens „bessere Touren” usw und auf Stammkunden bin ich sowieso nicht scharf. Egal das wird sich einpendeln, falls es nicht doch noch ganz anders kommt, zB indem die Mindestlöhne durch höhere, oder andere Tarife bezahlbar werden ;-)
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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von alsterblick » 20.02.2014, 18:39

Dienstplan für EWU / Watti ?
Nein, das beißt sich. Tun + machen was man will, ist doch gerade das besondere Wesen dieses Jobs.
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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von miamivice » 20.02.2014, 21:59

Aufklärung bringen hier weitere Gutachten in Anlehnung an Linne+Krause, wobei der Fokus auf der Schichtstruktur selbst liegt. Die Taxe hat 145 € in 9 Stunden eingefahren bei einem Kilometer von 99 Cent ist dann nicht mehr ausreichend, sondern in sämtlichen Landstrichen wird zu bestimmen sein, welche Arten von Touren durch welche Akquise gefahren werden. Je tiefer der Einblick in die Schichtstruktur desto mehr wird sich der unintelligente Mindestlohn dann von selbst verbieten.
Zuletzt geändert von miamivice am 20.02.2014, 22:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von scarda » 20.02.2014, 22:52

Mehr kooperative Effizienz (Gemeinwesen-App) und weniger kapitalistische Zuchtauswahl (Schieberegler & Co.).
Ich hätte nichts dagegen Zentralen durch ÖPNV-Gemeinwesen-Apps für kleines Geld zu ersetzen.
Die Zugangsdaten gibt's dann bei der Aushändigung der Konzessionsurkunde dazu ...
Vielleicht muss man dann gar nicht soviel mehr einnahmen über den Tarif generieren.
Aber richtig ist: es muss mehr Knaster her.
zur Not über einen deutlich höheren Tarif.
Dann soll sich das Gemeinwesen eben überlegen, für wen Taxis noch da sein sollen.
Zuletzt geändert von scarda am 20.02.2014, 23:02, insgesamt 1-mal geändert.
DEREGULIERUNG IST AUCH NUR REGULIERUNG. ZIELFÜHRENDE VORSCHLÄGE? NEIN? ACH SO!
Taxi_2017 ist gut, innovativ, technisch top, hat beste Fahrzeuge zu vernünftigen, regulierten Preisen
http://www.yumpu.com/de/document/view/2 ... toi-studie#

Wattwurm
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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von Wattwurm » 21.02.2014, 08:13

FD hat geschrieben: @Wattwurm

Du hast vergessen den Konjunktiv zu verwenden! Der Mindestlohn würde...! Denn der Mindestlohn wird nicht...! Weil er niemals kommen wird! Nicht im Taxengewerbe!
Also selbst der BZP und alle seine Landesverbände haben mittlerweil akzeptiert das der Mindestlohn kommt. Es geht nicht mehr um das Ob sondern nur noch um das Wie und Wann! Ich will keinen Maidan auf dem Potsdamer Platz!

Und der Mindestlohn wird das Gewerbe komplett auf Links krempeln! Der Trend wird in Richtung Einwagenunternehmer gehen, und zwar in Richtung Modus Alleinfahrer und die Mehrwagenunternehmer werden zumindest ihre Fahrzeugzahl deutlich reduzieren. Man kann über die MWU schimpfen wie man will aber Fakt ist, das die Mehrwagenunternehmer auf Grund ihrer intensiven Kostensituation erst einen 24/7 Dauerbetrieb der Zentralen möglich gemacht haben! DAS wird sich nach Einführung des ML schlagartig ändern und darauf muß sich das Gewerbe vorbereiten!

Das Gewerbe muß sich auch darauf vorbereiten das der Mindestlohn auch das Funkpersonal betreffen wird. Die Jungs und Mädels die für uns am Telefon und vor dem Computer sitzen und die Taxen disponieren, erhalten einen Stundenlohn irgendwo zwischen 6,50 Euro und 7,50 Euro Brutto! Wenn der ML am 1.1.15 kommt, explodieren in den Zentralen die Lohnkosten um ca. 20 -25 Prozent. Und die Funkgebühren sind in den meisten Zentralen ohnehin schon am Limit. Eine Erhöhung der Funkgebühren um die Lohnkostenexplosion abzufedern, würde zu Austritten aus dem Zentralen führen, das wiederum würde eine nochmalige Funkgebührenerhöhung nach sich ziehen. Eine Spirale nach oben würde in Gang gesetzt werden und am Ende wäre das der Tod vieler kleinerer und mittlerer Zentralen!

Wir in Neumünster haben schon mal mit anderen FMS-Zentralen verhandelt und waren bereit uns ab 24 Uhr bis 6 Uhr morgens uns von anderen weitaus größeren FMS-Zentralen disponieren zu lassen. Technisch wäre das überhaupt kein Problem gewesen! Es gab da in der Vergangenheit Verhandlungen. Allerdings wollten die anderen dafür auch Geld haben. Und zwar soviel Geld, das unter dem Strich sich keine nennenswerte Einsparung ergeben hätte. Deswgen verliefen dann die Verhandlungen im Sande!

Es wird also kein Weg daran vorbeiführen, das zu nachfrageschwachen Zeiten nicht mehr jede Zentrale mit Funkpersonal besetzt werden kann! Es wird und muß zu zentralenübergreifenden Kooperationen bis hin zu Fusionen kommen! Geänderte Situationen erfordern das einige Zentralefürsten über ihren eigenen Schatten springen müssen! Wenn´s um´s Geschäft geht muß man das Persönliche mal außen vor lassen!
Zuletzt geändert von Wattwurm am 21.02.2014, 08:20, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von edu » 21.02.2014, 16:06

Mindestlohn ich habe was nicht mitbekommen . Mindestlohn nur möglich wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer einen Tariflohn Vereinbart haben , aber denn gibt es nicht, und die Behörde kann keinen vorschreiben . Und einen Bundesweiten gibt es noch nicht . Wunder dauern etwas Länger . Ich Brauch kein Mindestlohn . Außer dem wenn es ein Mindestlohn gibt muss der Selbstfahrende Unternehmer Krankenkassen Beiträge Berechnet nach Mindestlohn Bezahlen . Also ein Eigentor für Leute wie Du .

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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von nightrider » 21.02.2014, 16:52

edu hat geschrieben: Außer dem wenn es ein Mindestlohn gibt muss der Selbstfahrende Unternehmer Krankenkassen Beiträge Berechnet nach Mindestlohn Bezahlen . Also ein Eigentor für Leute wie Du .
Wo steht das denn? Ein Selbstständiger „MUSS” gar nicht versichert sein wenn er nicht will, Ausnahme Unfallversicherung bei der Berufsgenossenschaft.
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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von Wattwurm » 21.02.2014, 16:54

Ein Mehrwagenunternehmer mit 6 Taxen beschäftigt 12 festangestellte Fahrer und ein Reservoir von einigen Aushilfsfahrern. Der MWU meldet zum 1.1.2015 Fünf Taxen ab. Eine Taxi bleibt Ihm also noch.

Von den 12 festangestellten Fahrern bekommen also 10 Fahrer zum 01.01.2015 ihre fristgerechte Kündigung. Von diesen 10 Fahrern, kommen mindestens 6 Fahrer mit jeweils einer Einzelkonzession durch die Hintertür wieder zurück in das Gewerbe. Die machen sich selbstständig und zwar dort wo es keinen Konzessionsstop gibt!!

Nun gibt es aber immer noch 4 Fahrer die weder über einen Job noch über eine Konzession verfügen. Die werden dann bei ihren ehemaligen lohnabhängig beschäftigten Kollegen, die jetzt Neuunternehmer geworden sind unterkommen, ebenso das freigewordene Reservoir an Aushilfsfahrern.

Fazit:

1. Nach der Einführung eines Mindestlohnes wird es in Städten ohne Konzessionsstop entweder gar keinen oder aber nur einen sehr geringfügigen Rückgang oder aber wie in meinem Beispiel sogar eine Zunahme ( !! ) der Konzessionen geben. Und nicht ein Fahrer wird dauerhaft arbeitslos blleiben! Die kommen alle wieder. Die sitzen dann nur auf anderen Autos...! Nur in Städten mit Konzessionsstop wird es zu einer dauerhaften Bereinigung und zu einer Gesundung des Gewerbes kommen, weil den gekündigten Mitarbeitern die Rückkehr in das Gewerbe mit Hilfe einer Konzession versperrt wird!

2. Der Trend geht also hin zum Einwagenunternehmer. Kommen laut BZP auf 53.500 Konzessionen heute noch 21.700 Unternehmer ( 2,5 Taxen im Schnitt ) so wird sich dieses Verhältnis 1:1 annähern. Das wird den Zentralen noch heftige Probleme bereiten. Eine garantierte 24/7 Bedienbarkeit in Klein-und Mittelstädten wird mit 1:1 kaum noch möglich sein. In den Metropolen sehe ich da weniger eine Gefahr. Aber was macht der Urlauber aus NRW in Grömitz an der Ostsee, wenn er um 4 Uhr morgens eine Taxi benötigt um nach Hamburg zum Flughafen zu kommen....

....dann könnte er folgende Bandansage hören: Liebe Fahrgäste auf Grund des Mindestlohnes im Taxigewerbe sehen wir uns aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen den Betrieb nur zu bestimmten Zeiten aufrecht zu erhalten. Sie erreichen uns von 8 Uhr morgens bis 20 Uhr abends, sie dürfen uns aber nach dem Piepton eine Nachricht hinterlassen, die wir uns um 8 Uhr auch gerne mal anhören....

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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von Wattwurm » 21.02.2014, 16:59

nightrider hat geschrieben:
edu hat geschrieben: Außer dem wenn es ein Mindestlohn gibt muss der Selbstfahrende Unternehmer Krankenkassen Beiträge Berechnet nach Mindestlohn Bezahlen . Also ein Eigentor für Leute wie Du .
Wo steht das denn? Ein Selbstständiger „MUSS” gar nicht versichert sein wenn er nicht will, Ausnahme Unfallversicherung bei der Berufsgenossenschaft.
Tilt!!!!! Du hast den Automaten gekippt! Kugel ist weg!

Doch muß er und zwar seit dem Inkraftreten der Gesundheitsreform am 01.01.2009.... und die Verkehrsbehörde in Neumünster verlangt bei Konzessionsverlängerungen auch einen Nachweis dafür! Ich zeige meine Gesundheitskarte ( mit Bild ) der TK vor und lege eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vor und ist dann ist auch erledigt.... :wink:
Zuletzt geändert von Wattwurm am 21.02.2014, 17:06, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von nightrider » 21.02.2014, 17:05

Wattwurm hat geschrieben:so wird sich dieses Verhältnis 1:1 annähern. Das wird den Zentralen noch heftige Probleme bereiten. Eine garantierte 24/7 Bedienbarkeit in Klein-und Mittelstädten wird mit 1:1 kaum noch möglich sein. In den Metropolen sehe ich da weniger eine Gefahr. Aber was macht der Urlauber aus NRW in Grömitz an der Ostsee, wenn er um 4 Uhr morgens eine Taxi benötigt um nach Hamburg zum Flughafen zu kommen....
Da sehe ich keine Logik drin. Auch bei einem (durchaus erwünschten) Verhältnis 1:1 werden immer Taxen da sein, genau wie jetzt auch, nur werden die nicht alle gleichzeitig und rund um die Uhr da sein wie jetzt die 2 und 3-Schichtfahrer. Ein EWU fährt entweder am Tag, oder in der Nacht, manche vielleicht ein paar Stunden tagsüber und ein paar Stunden Nachts. Das Einzige das wegfällt sind die Fahrzeuge die rund um die Uhr unterwegs sind, dadurch kann der EWU deutlich mehr verdienen, denn die „überflüssigen” Dauerbrenner sind vom Tisch und das Verhältnis Touren zu Fahrzeugen stimmt vermutlich wieder.
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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von nightrider » 21.02.2014, 17:11

Wattwurm hat geschrieben: Doch muß er und zwar seit dem Inkraftreten der Gesundheitsreform am 01.01.2009.... und die Verkehrsbehörde in Neumünster verlangt bei Konzessionsverlängerungen auch einen Nachweis dafür!
Mir ist bisher KEINE gesetzliche Grundlage dafür bekannt, dass sich ein Selbstständiger egal welcher Sparte versichern muss. Selbstständige sind freiwillig versichert, überall. Meine Konzession wird gerade verlängert, die wollen was weiß ich alles, aber keine Versicherungsbestätigung das ist und bleibt meine persönliche Entscheidung.
Wenn Neumünster das verlangt kann das sein, aber es entspricht keiner gesetzlichen Grundlage, du musst gar nichts.
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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von Guter_Kollege » 21.02.2014, 17:12

Hallo edu,

Du hast da was falsch verstanden, oder besser, bringst da was durcheinander.
Nach der Allgemeinverbindlichkeitserklärung können die Normen eines Tarifvertrages
auf Antrag beim BMAS auf alle anderen Arbeitnehmer und Arbeitgeber des Geltungsbereichs
eines TV angewandt werden, wenn der TV mindestens die Hälfte der an ihn gebundenen
Mitglieder eines Geltungsbereichs umfasst.
Das hat mit einem Mindestlohn im klassischen Sinne nichts zu tun, sondern ist dann
ein allgemeinverbindlicher Tariflohn.
Und nein, die Behörde kann keinen Lohn vorschreiben. Allerdings könnte beispielsweise
die Berufsgenossenschaft (hier:BG Verkehr) Beiträge auf Grundlage des im TV geltenden
Lohns nachfordern, der zu zahlen gewesen wäre.

"Vorschreiben" kann bloss der Staat einen Mindestlohn, so sich Branchen nicht selber
auf einen einigen. Das hat er derzeit getan. Dabei hat er die Ausnahmeregelung eingebaut
daß dort wo bereits TVs existieren die den gesetzlichen ML von 8,50 € zum Stichtag 1.1.2014
unterschreiten, 2 weitere Jahre zur Anpassung an die Höhe beantragt werden kann.


Wieso ist der ML ein Eigentor für selbstständige Taxiunternehmer?
Die Beiträge für Selbstständige könnten theoretisch auch sinken
wenn mehr Geld in die Kassen fließt. Mit dem Ml an sich haben
die KK-Beiträge Selbstständiger aber nichts zu tun, denn die
KKs berechnen ihn bei geringverdienenden Selbstständigen nach einem
fiktiven Mindesteinkommen (ca.1200 €).
Spekulieren könnte man zugegeben, ob sich die KKs bei der Berechnung der Sätze
künftig am gesetzlichen ML orientieren. Denn der liegt für gut 25 % aller
Arbeitnehmer heute schon bei ca. 1.360 € brutto und darunter.
Aber wie gesagt - Spekulation.

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Txai
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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von Txai » 21.02.2014, 18:09

Mir scheint, ein 8,50-€-Mindestlohn im Taxigewerbe ist nur dann machbar,
wenn die Besteuerung der Umsätze deutlich reduziert wird. Ich sehe
keine andere Möglichkeit, wenn man die Dienstleistung Taxi in ihrem
aktuellen Stellenwert erhalten möchte.

"Aber die andere Seite — sehr dunkel sie ist ..."
"Entweder du isst jetzt deinen Toast, Yoda, oder es knallt!"

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nightrider
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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von nightrider » 21.02.2014, 18:25

Txai hat geschrieben:Ich sehe
keine andere Möglichkeit, wenn man die Dienstleistung Taxi in ihrem
aktuellen Stellenwert erhalten möchte.
Doch ganz einfach Schichtfahrzeuge weg, zumindest stark reduziert und Tarife etwas rauf, dann klappt`s ;-)
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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von alsterblick » 21.02.2014, 19:46

Die Minestlohnerfüllung liegt auch im technischen Strukturwandel. Gut organisierte preiswerte Tourenbesorgung bringt genügend Umsatz/Std /und gewünschten Mindestlohn (im Jahresmittel) und erhält uns alle unseren auch weniger zahlungsfähigen Fahrgäste, die sonst mehr zu ÖPNV usw. wandern werden.
Tarife bei Zeiten nur mäßig rauf, sprunghaft geht eher nach hinten los.
FD hat geschrieben: Gerade die Prozentrechnung in der Prüfung schaffen viele nicht. Das es damit hapert, nutzt mt ja auch zu Recht aus!
:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Zuletzt geändert von alsterblick am 21.02.2014, 19:52, insgesamt 1-mal geändert.
„Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk. Dann gnade Euch Gott !“

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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von Guter_Kollege » 21.02.2014, 22:11

Wattwurm hat geschrieben: Fazit:

1. Nach der Einführung eines Mindestlohnes wird es in Städten ohne Konzessionsstop entweder gar keinen oder aber nur einen sehr geringfügigen Rückgang oder aber wie in meinem Beispiel sogar eine Zunahme ( !! ) der Konzessionen geben.
Kräht der Hahn auf'm Mist
ändert sich's Wetter
oder 's bleibt wie's ist


Fazit: Blabla

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Beitrag von wie-auch-immer » 21.02.2014, 22:36

Gesetzlicher Mindestlohn?
Bedingung 1: Regulierung der Konzessionen (einschließlich Mietwagen!)
Bedingung 2: Einhalten (aller) der Tarifordnung (damit haben wir am meisten zu kämpfen; Dumping-Preise im Taxi)
Voraussetzung: Interesse seitens der zuständigen Behörden

roter stern
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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von roter stern » 21.02.2014, 23:44

( an Nightrider ab dem 01.01.2009 besteht die Pflicht der Krankenversicherung auch für Selbständige
und Krankenkassen können die fehlenden Beiträge nachfordern seit dem 01.01.2009 mit Wucherzinsen on Top.
Ich habe die nicht auskömmlichen Tarife über Jahre durch nicht vorhandenen Krankenkassenbeiträgen
ausgeglichen und die jetzt monatlichen KK Beiträge sind so bitter, dass mir und den Mäusen in meinem Kühlschrank
die Tränen kommen.)
Back to the roots
zurück zum Thema Strukturwandel durch den Mindestlohn.

roter Stern
Habt ihr eigentlich eine Vorstellung davon welche Wettbewersvorteile die deutsche Volkswirtschaft sich erschlichen hat durch sinkende
Nettolöhne über mehr als eine Dekade im Wettbewerb zu anderen Volkswirtschaften im EU Raum.
Entgegen den Vereinbarungen im Maastrichtvertrag !
Das ist Monopoly spielen mit Pasch auf Tutti.
Und die Möglichkeit der Abwertung der anderen Währungen ist nicht mehr vorhanden.
so bitter.
Laut Unctad Ökonom Heiner Flassbeck müsste Deutschland die nächsten 10 bis 15 Jahre die Löhne flächendeckend
die Löhne um 4% erhöhen Jahr für Jahr.
Das würde die stagnierende Binnenkaufkraft langsam und vorsichtig steigern und den anderen Volkswirtschaften
langsam zur Konsolidierung ihrer Staatshaushalte führen über wiedererlangte Wettbewerbsfähigkeit mit dem
großen aber tumben Wirtschaftskraftstrotzenden Wirtschaftsriesen in Europa.
http://www.youtube.com/watch?v=mfKuosvO6Ac
Zuletzt geändert von roter stern am 21.02.2014, 23:48, insgesamt 1-mal geändert.

E. G. Engel
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Re: Strukturwandel durch den Mindestlohn

Beitrag von E. G. Engel » 21.02.2014, 23:46

@ FD, Zitat:

"Erstens: Der ML wird nicht für Taxen gelten!

Nehmen wir aber mal an er käme, dann gehst Du Zweitens fälschlicherweise davon aus, das die MWU sich danach richten würden! Seit wann halten wir uns an Gesetze? Die MWU werden so weitermachen wie bisher! Zur Not wird die Stundenzahl dem Umsatz angepasst! 100 Euro wurden dann in 4 Stunden und 150 Euro in 6 Stunden gefahren. Papier ist geduldig und die Taxisoftware für den Key ist genau für solche Veränderungen gedacht! Selbst das FT wird zunächst nichts ändern. Dann wird eben ständig auf Pause gedrückt! Und dann werden die MWU schauen, ob man damit durchkommt oder wo man ggf. nachbessern muß. Lörning bei doing! So schaut's aus!"



Das wird nicht nötig sein. Mir ist heute etwas zu Ohren gekommen dass schlägt dem Fass den Boden aus. Und das mit einer Attitüde, unglaublich.

Die MWU werden sich nicht anstrengen müssen, das macht die Taxenbehörde und Co..

Man kann gar nicht so schnell würgen wie man kotzen möchte. Ich mag es irgendwie immer noch nicht recht glauben.




Engel




@ Roter Stern

"Habt ihr eigentlich eine Vorstellung davon welche Wettbewersvorteile die deutsche Volkswirtschaft sich erschlichen hat durch sinkende Nettolöhne über mehr als eine Dekade im Wettbewerb zu anderen Volkswirtschaften im EU Raum.
Entgegen den Vereinbarungen im Maastrichtvertrag !

Das ist Monopoly spielen mit Pasch auf Tutti.

Und die Möglichkeit der Abwertung der anderen Währungen ist nicht mehr vorhanden.
so bitter.


Laut Unctad Ökonom Heiner Flassbeck müsste Deutschland die nächsten 10 bis 15 Jahre die Löhne flächendeckend
die Löhne um 4% erhöhen Jahr für Jahr.

Das würde die stagnierende Binnenkaufkraft langsam und vorsichtig steigern und den anderen Volkswirtschaften
langsam zur Konsolidierung ihrer Staatshaushalte führen über wiedererlangte Wettbewerbsfähigkeit mit dem
großen aber tumben Wirtschaftskraftstrotzenden Wirtschaftsriesen in Europa."


Unterstrich von mir.

Vollkommen richtig.
Zuletzt geändert von E. G. Engel am 21.02.2014, 23:53, insgesamt 1-mal geändert.

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