Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

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E. G. Engel
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Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von E. G. Engel » 10.12.2013, 14:41

Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?


Im Thread „Mindestlohn jetzt“ schließt nightrider einen Beitrag mit, Zitat:

"Aber ich lass mich gern belehren, bin sehr gespannt !" http://www.taxiforum.de/forum/viewtopic ... 97#p173897

So soll es denn sein.



Vorweg verweise ich auf drei Beiträge von mir aus der Vergangenheit. Bitte vorab lesen, sacken lassen und noch mal lesen. Gerne auch mehrfach.

Tarif, Tarif, Tarif u. anderes http://www.taxiforum.de/forum/viewtopic ... ung#p23760

Die ultimative Lösung ? http://www.taxiforum.de/forum/viewtopic ... sung#p1357

Hehler und Stehler, Ausbeutung, Mindestlohn usw. http://www.taxiforum.de/forum/viewtopic ... nd+stehler


Zu dem Beitrag Tarif, Tarif ..... muss ich ergänzend hinzufügen dass meine Ansicht zur Karenzminute nicht mehr so besteht sondern auch vor allem aufgrund markttechnischer Entwicklungen eine Revision erfahren hat. Vieles spricht mittlerweile für die KM, immer noch vieles dagegen.


Und noch eines vorweg. Dieser Beitrag ist für mich mehr ein Statement und sollte sich daraus eine Diskussion entwickeln dann gerne, aber ohne mich. Mein Bedarf an zeitaufwendigen Diskussionen mit Taxifahrern ist mehr als gedeckt.



Nun kommt er, der Mindestlohn. Die Höhe ist dabei gar nicht mal so relevant.


Entscheidend beim ML ist ein anderer Fakt der so noch nicht ausdrücklich angesprochen wurde und in der Konsequenz zu einem Offenbarungseid von Gewerbe, Verbänden und zuständigen Behörden führen werden wird.


Wenn auch faktisch überflüssig weil das Gewerbe bis hinauf zum BZP sowieso nichts auf die Reihe bekommt möchte ich aber dennoch erwähnen dass ein ML von 8,50 € ab 2015 nicht zwingend ist. Sollte man es schaffen in Jahresfrist einen Tarifvertrag inkl. Allgemeinverbindlichkeitserklärung auf die Reihe zu bekommen, dann würde für das Taxengewerbe eine Übergangsfrist bis zum gesetzlichen ML in Höhe von 8,50 € bis 2017 bestehen. Ob ein regionaler Tarifvertrag ausreichen würde weiß ich nicht, dafür fehlen mir derzeit zu viele Informationen. Also BZP, ladet doch mal Verdi zu Kaffee und Kuchen ein und strickt einen Tarifvertrag und lasst die Hosen runter.



Nun zur Sache.


Entscheidend beim ML ist das er Umsatzbeteiligung, sprich variable (Personal)Kosten, in fixe, nachrechenbare und nachkalkulierbare Kosten auf Betriebsstundenbasis umwandelt. Damit wird der größte Kostenblock eines Taxenbetriebes auf einmal griffig.


Bisher war es vor allem auf Grund der schwer fassbaren Umsatzbeteiligung ebenso schwer die Anwendung geltenden Rechts wie Steuer- und Abgabengesetze, Arbeitnehmerschutzrechte, Urlaubsgesetz, Lohnfortzahlungsgesetz, Hartz IV Leistungsgesetze (illegale Aufstockung) etc. zu überprüfen.

Es wird nun für viele Taxenunternehmer sehr schwer werden Phantasiegeschäftsbücher und/oder ebenso phantasievolle Lohnabrechnungen zu führen, zu erstellen. Das kommende Fiskaltaxameter (2017 und in Hamburg jetzt schon) wird ein Übriges bewirken. Der Sack geht zu.

Unter dem Aspekt das damit bundesweit dem Taxengewerbe hunderte Millionen € an illegalen Eigensubventionen mit mehr oder weniger öffentlicher Duldung und Tolerierung verloren gehen gleicht dies einem Supergau, einem Offenbarungseid. Die gesamte, größtenteils illegale wirtschaftliche Basis des Gewerbes wird wegbrechen. Es wird Zeit dafür. Zeit dafür dass damit das eigentlich schöne Gewerbe wieder die Stellung einnehmen kann die im gebührt. Es werden neue Gleichgewichte zwischen Angebot, Nachfrage und Preis gefunden werden müssen und vielen werden, vor allem Politiker und Behörden, die Augen aufgehen. Im längeren Zeitabstand wird sich das Gewerbe wandeln, wandeln müssen. Dies wird auch Auswirkungen auf Verbände inkl. BZP haben. Die Ära der Müller`s wird zu Ende gehen.




Aber kommen wir zu einem konkreten Beispiel.


Wir lesen hier häufig von einem Hamburger Taxenunternehmer der sich unheimlich (!!!) um sein Personal sorgt. Dabei kann dieser Unternehmer aufgrund bekannter zu erzielender Umsätze kein Problem mit dem ML haben, wahrscheinlich liegen seine Fahrer schon dran oder sogar darüber.

Was ihm aber ein Problem macht ist dass sein Gewinn einbrechen wird. Ein Gewinn der vor allem daraus resultiert dass er Bruttolohn SV-mindernd in Phantasiezuschläge (Stauzulage etc.), auch Arbeitgeberanteile (pro Fahrer, also mehrfach), und somit in Gewinn und Nettolohn umwandelt. Dadurch dass er den § 3 EStG i. V. m. § 42 AO zweckentfremdet und somit sogar eine strafbare Handlung begeht sich Wettbewerbsvorteile verschafft, sprich höheres Netto für seine Angestellten, und damit Personal rekrutieren kann welches im sonst nicht zur Verfügung stehen würde. So löst sich auch die Frage auf warum seine Angestellten nicht für tariflich 8,50 € als Altenpfleger arbeiten sondern bei ihm Taxi fahren. Denn „8,50 € netto“ sind mehr als 8,50 € brutto. Und für den Unternehmer gilt, ca. 11.- € brutto (8,50 € ML inkl. AG-Anteile) sind mehr als 8,50 € netto.

Wenn dem nun so ist bei einem Unternehmer der auf der Sonnenseite steht, wie soll es dann erst bei Unternehmern sein die sich nicht den Sonnenschein für 60.000.- € gekauft haben? Wie soll es dann erst bei Unternehmern sein die nicht phantasievoll arbeiten sondern nach altem Brauch komplett cash.
Im Übrigen sind der Hamburger Taxenbehörde die kuriosen Abrechnungsmethoden der Taxenunternehmer bekannt, also die Umwandlung von Umsatzbeteiligung (variable Lohnkosten) in fiktive Stundenlöhne, den fiktiven Stundenlohn künstlich herunterrechnen um ihn dann wieder mit SV-freien und illegalen steuerfreien Zuschlägen wieder aufzufüllen. Im Ergebnis sind dies aus volkswirtschaftlicher Sicht Subventionen die ein Angebot/einen Preis ermöglichen welches/welcher auf normalen Weg nicht herstellbar ist. Also ein Angebot an Taxendienstleistung, finanziert über die SV-Träger und den Steuerzahler.

Das alles wird mit einem gesetzlichen oder tariflichen ML nicht mehr möglich sein. Die Vollversorgung, die, teilweise illegale, Sozialisierung der Taxendienstleistung wird mit dem ML, tariflich oder gesetzlich, nicht mehr möglich sein. Somit führt der ML, erst recht in Kombination mit dem FT, zum Offenbarungseid, für Unternehmer und Behörden.


Die nächsten Jahre werden spannend. Das Gewerbe wird feststellen dass es keine Köpfe hat und die Regulierungsbehörden werden feststellen dass sie keine Ahnung haben.



Um noch einmal zum Eingangssatz von nightrider zu kommen:

„Aber ich lass mich gern belehren, bin sehr gespannt !“


Ich glaube nicht dass Du Dich gerne belehren lässt. Letztendlich denkst Du genauso wie die Leute auf die Du so gerne schimpfst.


Deine Aufforderung kann nur strukturell und konzeptionell beantwortet werden. Ansätze dazu habe ich schon vor Jahren geliefert wie Du lesen kannst, wenn Du liest.


Aber ich kann weit und breit keine strukturellen und konzeptionellen Ansätze sehen. Vielleicht würde ich diese Ansätze liefern können, zumindest als Grundlage. Aber dafür ist mir mittlerweile meine Lebenszeit zu schade. Es wird kommen wie es kommt. Die prozessinterne Dynamik wird sich nicht aufhalten lassen. Der Unterschied wird nur in der Geschwindigkeit liegen. Geplant und aufbauend, oder über den Weg von Versuch und Irrtum mit entsprechenden Kollateralschäden.


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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von scarda » 10.12.2013, 14:58

E. G. Engel hat geschrieben: Das Gewerbe wird feststellen dass es keine Köpfe hat und die Regulierungsbehörden werden feststellen dass sie keine Ahnung haben.
sic

Die Behörde wird irgendwas (irrgehend was) ansagen.
Die Verbände werden herumzappeln.
Die angestellten Fahrer werden als Letzte aufwachen.
DEREGULIERUNG IST AUCH NUR REGULIERUNG. ZIELFÜHRENDE VORSCHLÄGE? NEIN? ACH SO!
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http://www.yumpu.com/de/document/view/2 ... toi-studie#

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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von nightrider » 10.12.2013, 17:40

E. G. Engel hat geschrieben: Ich glaube nicht dass Du Dich gerne belehren lässt. Letztendlich denkst Du genauso wie die Leute auf die Du so gerne schimpfst.


Deine Aufforderung kann nur strukturell und konzeptionell beantwortet werden. Ansätze dazu habe ich schon vor Jahren geliefert wie Du lesen kannst, wenn Du liest.


Aber ich kann weit und breit keine strukturellen und konzeptionellen Ansätze sehen. Vielleicht würde ich diese Ansätze liefern können, zumindest als Grundlage. Aber dafür ist mir mittlerweile meine Lebenszeit zu schade. Es wird kommen wie es kommt. Die prozessinterne Dynamik wird sich nicht aufhalten lassen. Der Unterschied wird nur in der Geschwindigkeit liegen. Geplant und aufbauend, oder über den Weg von Versuch und Irrtum mit entsprechenden Kollateralschäden Engel
Nun ich lasse mich schon gern belehren, aber nur durch Fakten und Tatsachen, nicht von „ich wünsche mir”.

Im Gegensatz zu dir gehe ich bei meinem Beispiel von einer ehrlichen Abrechnung aus, nicht von „getürkten” und mit Tricks aus der Sozialkasse.

Wenn ein ML egal in welcher Höhe realisiert und ehrlich bezahlt werden soll, muss sich am Tarif etwas deutlich ändern, z.B. auch der Faktor Zeit in der Dienstleistung berücksichtigt werden.
Was irgendwelche Trickser durch Anzapfen der Sozialkassen, oder mehr, oder weniger legalen Steuertricks versuchen interessiert mich nicht. ML und alles was dazugehört muss ehrlich und offen machbar sein, ohne Tricks und Zuschüsse aus dem „Graustufenbereich”.
Genau wie bei jedem anderen Angestellten muss sich die Arbeit des Fahrer bezahlt machen und auch noch etwas Gewinn bringen, ist das nicht auf ehrliche Art machbar dann stimmt das ganze System nicht, (da gebe ich dir Recht) bzw. alle Fahrer sind überflüssig.

Nochmal, eine deutliche Reduzierung der Konzessionen bringt sicher eine gewisse Gesundung, aber sie ist kein Allheilmittel. Wir haben auch eine gewisse Verpflichtung die Verfügbarkeit zu gewährleisten, gibt es zu wenig Konzessionen ist die nicht mehr zu gewährleisten, denn wir haben alle zeitliche und physische Grenzen, auch bei einer annähernd 100% Auslastung, falls es sowas gibt, kann keiner mehr als Fahren und kann innerhalb einer gewissen Zeit nur eine gewisse Zahl an Touren schaffen
Zuletzt geändert von nightrider am 10.12.2013, 17:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von Anna Chronismus » 10.12.2013, 21:52

E. G. Engel hat geschrieben:Dieser Beitrag ist für mich mehr ein Statement und sollte sich daraus eine Diskussion entwickeln dann gerne, aber ohne mich.
Über das Allermeiste muss mMn auch gar nicht diskutiert werden, weil dieses Allermeiste von Dir richtig dargestellt wurde. Lange keinen Engel-Text mehr gelesen, an dem ich so wenig zu kritisieren habe. Und schön, dass Du den Weg zurückgefunden hast zum Qualitäts-Forum.

Wenn eine kleine Kritik, dann an den kleinen überflüssigen Fingerhakeleien, die den Text aber insgesamt nicht schlechter machen:
E. G. Engel hat geschrieben:Die nächsten Jahre werden spannend. Das Gewerbe wird feststellen dass es keine Köpfe hat und die Regulierungsbehörden werden feststellen dass sie keine Ahnung haben. (...) Aber ich kann weit und breit keine strukturellen und konzeptionellen Ansätze sehen.
Mag sein, dass Deine Kritik vielfach zutrifft, wenn man das bundesdeutsche Taxigewerbe betrachtet mit den vielen lokalen Gewerbeverbänden und auch den meisten behörlichen Taxenstellen. Für Hamburg speziell, sowohl was die Behörde als auch was die Verbände betrifft, kann ich aber die Richtigkeit der Kritik nicht bestätigen. Seit der Installierung der ARGE und das Vertreiben der Zentralen aus den relevanten Behörden-Gesprächen in 2012 ist in Hamburg ein deutlicher Qualitätsgewinn in der Gewerbepolitik festzustellen. Auch die grundsätzliche Akzeptanz eines gesetzlichen Mindestlohnes von € 8,50 durch die Führung des BZP spricht dafür, hier genauer hinzugucken und von ausschließlich pauschalisierenden Beurteilungen abzusehen.

Im Übrigen geht auch anderes, was hier zu lesen war und ist, in die von Dir argumentierte Richtung. Insofern: Willkommen im Club.
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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von miamivice » 10.12.2013, 22:39

E. G. Engel hat geschrieben: Was ihm aber ein Problem macht ist dass sein Gewinn einbrechen wird. Ein Gewinn der vor allem daraus resultiert dass er Bruttolohn SV-mindernd in Phantasiezuschläge (Stauzulage etc.), auch Arbeitgeberanteile (pro Fahrer, also mehrfach), und somit in Gewinn und Nettolohn umwandelt. Dadurch dass er den § 3 EStG i. V. m. § 42 AO zweckentfremdet und somit sogar eine strafbare Handlung begeht sich Wettbewerbsvorteile verschafft, sprich höheres Netto für seine Angestellten, und damit Personal rekrutieren kann welches im sonst nicht zur Verfügung stehen würde. So löst sich auch die Frage auf warum seine Angestellten nicht für tariflich 8,50 € als Altenpfleger arbeiten sondern bei ihm Taxi fahren. Denn „8,50 € netto“ sind mehr als 8,50 € brutto. Und für den Unternehmer gilt, ca. 11.- € brutto (8,50 € ML inkl. AG-Anteile) sind mehr als 8,50 € netto.
(..)
Im Übrigen sind der Hamburger Taxenbehörde die kuriosen Abrechnungsmethoden der Taxenunternehmer bekannt, also die Umwandlung von Umsatzbeteiligung (variable Lohnkosten) in fiktive Stundenlöhne, den fiktiven Stundenlohn künstlich herunterrechnen um ihn dann wieder mit SV-freien und illegalen steuerfreien Zuschlägen wieder aufzufüllen. Im Ergebnis sind dies aus volkswirtschaftlicher Sicht Subventionen die ein Angebot/einen Preis ermöglichen welches/welcher auf normalen Weg nicht herstellbar ist. Also ein Angebot an Taxendienstleistung, finanziert über die SV-Träger und den Steuerzahler.

Das alles wird mit einem gesetzlichen oder tariflichen ML nicht mehr möglich sein. Die Vollversorgung, die, teilweise illegale, Sozialisierung der Taxendienstleistung wird mit dem ML, tariflich oder gesetzlich, nicht mehr möglich sein. Somit führt der ML, erst recht in Kombination mit dem FT, zum Offenbarungseid, für Unternehmer und Behörden.
Ohne Beispiele sind die Vorgänge nicht mehr darstellbar. Probleme können nicht mehr kommuniziert werden. Obige Zeilen lassen Expertise vermuten aber es fehlt die griffige Zusammenfassung in Verbindung mit den entsprechenden Zahlenbelegen.

Einige Taxiunternehmer sind nicht mehr in der Lage ihren Fahrern die von der Software erstellten Monatsabrechnungen zu erklären. Machwerke wie das Einkommenssteuergesetz wollen kryptisch sein um die Differenz Steuerjurist und Bürger unverhältnismäßig groß zu gestalten obgleich die deutsche Sprache es zuläßt, ein so kompliziertes Regelwerk leichter verdaulich zu präsentieren. Es ist angezeigt derartige Wissensaristokraten vom hohen Roß herunterzuholen.

Aufgrund der zahlreichen möglichen ***-Faktoren im Taxigewerbe, wie Fahrerprofil, Unternehmer-Biographie, Schichtabschreiber, Taxameterstand, Fahrzeugkilometerstand, Baujahr des Fahrzeuges, taxibranchespezifische Vergleichswerte, Schichtpläne, Funkzentralendaten, Transponder-Daten, Monatsabrechnungen, Reparaturkosten, Tankbelege ist es nahezu unmöglich im Taxigewerbe auf Dauer über höhere Summen zu betrügen, es sei denn die Administration ist Kollaborateur oder der Ausbildungsstand der Mitarbeiter unterdurchschnittlich.

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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von Poorboy » 11.12.2013, 04:35

miamivice hat geschrieben:
Einige Taxiunternehmer sind nicht mehr in der Lage ihren Fahrern die von der Software erstellten Monatsabrechnungen zu erklären.
Das ist der Punkt, nicht die Umsatzverkürzung, die nur noch in übersichtlichen Dimensionen unentdeckt bleibt.
Die Abrechnung aber soll nicht erklärt werden, damit Fahrer wie User bonscott weiter im Tal der Ahnungslosen bleiben. :mrgreen:

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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von Poorboy » 11.12.2013, 06:24

nightrider hat geschrieben:


Wenn ein ML egal in welcher Höhe realisiert und ehrlich bezahlt werden soll, muss sich am Tarif etwas deutlich ändern
Aber nein, Du musst wie eine Zecke aus dem Wirtstier entfernt werden. Dann können andere übernehmen, die Ahnung haben. In einem anderen Geschäftsfeld zahle ich meiner einzigen Teilzeitkraft schon lange € 10,- pro Stunde, ohne gesetzlichen ML. Alles darunter halte ich für asozial. Kann ich das nicht, muss ich mich als erfolgslos aus diesem Geschäft verabschieden. Der ML, so er denn kommt, wird sogar in dieser kümmerlichen, ja, lächerlichen Version von € 8,50 für die Zwangsabschaltung solcher Zecken, wie Dir, sorgen!

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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von Wattwurm » 11.12.2013, 08:17

Mein lieber Poorboy, wenn ich der Admin dieses Forum wäre, würde ich Dich glatt für 3 Monate wenn nicht sogar länger sperren! Andere Mitglieder ( Nightrider ) im Forum als Zecken zu beschimpfen nur weil sie nicht in Dein Meinungsbild passen, halte ich für eine ungeheuerliche Entgleisung!

Ich kann die Bedenken von Nightrider zum Thema ML nachvollziehen. Ich halte den ML im Gegensatz zu Nightrider aber nicht für völlig unmöglich! Ihm den Rat zu geben am Nordpol eine Eisdiele zu eröffnen war schon ziemlich dreist, aber das hier geht mir entschieden zu weit!
Zuletzt geändert von Wattwurm am 11.12.2013, 09:11, insgesamt 5-mal geändert.

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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von nightrider » 11.12.2013, 10:18

@ Wattwurm

Danke für die Unterstützung, aber ich denke bei Manchem ist einfach „Hopfen und Malz” verloren wie man bei uns sagt. Kleingeister mit dem Intellekt einer Amöbe deren Kommunikationsgebaren grundsätzlich in leeren Frasen und Beleidigungen endet gibt es leider in fast jedem Forum.
Für Leute wie Poorboy ist es intellektuell zu hoch gegriffen die Grenzen zwischen konträrer Meinungsäußerung und Beleidigung zu erkennen.

Aber was juckt es die Eiche, wenn sich eine Wildsau dran reibt ;-)
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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von eichi » 11.12.2013, 13:20

Einige Taxiunternehmer sind nicht mehr in der Lage ihren Fahrern
die von der Software erstellten Monatsabrechnungen zu erklären.
Können sie nicht oder wollen sie nicht?

Denn wenn sie es könnten und dann auch täten, würde selbst ein schwach
belichteter Fahrer erkennen (und nachrechnen!) können, ob ihm was von
seinem, ihm zustehenden Lohn vorenthalten wird, das Stichwort hierzu
lautet u.a. "Zuschläge" und wurde bereits weiter oben von Eberhard ausgeführt.

P.S.
Ein Diplomat wird poorboy in diesem Leben wohl nicht mehr, aber hat er in der
Sache nicht etwa doch recht?
Zuletzt geändert von eichi am 11.12.2013, 13:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von miamivice » 11.12.2013, 15:27

Poorboy hat geschrieben: In einem anderen Geschäftsfeld zahle ich meiner einzigen Teilzeitkraft schon lange € 10,- pro Stunde, ohne gesetzlichen ML. Alles darunter halte ich für asozial. Kann ich das nicht, muss ich mich als erfolgslos aus diesem Geschäft verabschieden. Der ML, so er denn kommt, wird sogar in dieser kümmerlichen, ja, lächerlichen Version von € 8,50 für die Zwangsabschaltung solcher Zecken (..) sorgen!
Den Unternehmern können mit einem Provisionsbruttolohn von 43 bis 47,5 % vom Brutto-Umsatz keine Ausbeutermethoden zum Vorwurf gemacht werden. Wenn dann hätte man diese Vorwürfe schon vor Jahrzehnten äußern können. Ehemals taxifahrende Studenten aus den 70ern und 80ern scheinen dies als gute Zeit empfunden zu haben. Viele erzählen von vielen Touren, daß sie kaum an Halten gestanden seien, sich die Arbeitszeit frei einteilen konnten und daß das ein cooler Job gewesen sei. Ich habe bisher keinen angestellten Ex-Taxler aus dieser Zeit getroffen, der sich "ausgebeutet" gefühlt hätte.

Zwangsabschaltung gilt für diejenigen Methoden und Konstruktionen - insbesondere im Taxigewerbe - die darauf ausgerichtet sind, den verdeppten deutschen Sozialstaat auszunehmen, welcher sich der Beihilfe zum eigenen Untergang schuldig gemacht hat.

Damit wir hier nicht bis in alle Ewigkeiten um den heißen Brei herumreden, wäre es schön diese Konstruktionen, wie erleichtere ich den Sozialstaat, bis auf den Cent offenzulegen. Für Vielschreiber muß das wie eine Erlösung sein, daß sie sich endlich an raffinierten Konstruktionen, echtem geistigen Material, abarbeiten können, anstatt eine Art von Allgemeinplätze-Verschiebebahnhof zu kultivieren, der den Dingen niemals auf den Grund kommt.
Zuletzt geändert von miamivice am 11.12.2013, 15:45, insgesamt 2-mal geändert.

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Die Mär von den guten alten Zeiten

Beitrag von Anna Chronismus » 11.12.2013, 15:58

miamivice hat geschrieben:Ehemals taxifahrende Studenten aus den 70ern und 80ern scheinen dies als gute Zeit empfunden zu haben. Viele erzählen von vielen Touren, daß sie kaum an Halten gestanden seien, sich die Arbeitszeit frei einteilen konnten und daß das ein cooler Job gewesen sei. Ich habe bisher keinen angestellten Ex-Taxler aus dieser Zeit getroffen, der sich "ausgebeutet" gefühlt hätte.
Bis zu 6.000,- Mark verdienten fleißige Taxifahrer damals, fast alles "bar auf die Hand", also in lupenreiner Schwarzarbeit, weitgehend ungeschmälert durch Lohnsteuer und anteilige Sozialabgaben. Auf Arbeitszeitgesetze oder gesetzliche Lohnfortzahlungen wurde auch geschissen, dafür gab es 50% der Einnahmen als Provisionslohn, dazu sog. "Freischichten", bei denen sämtliche Einnahmen (auch die enthaltene Mehrwertsteuer) in des Angestellten Geldbörse wanderte. Solche einstigen Üblichkeiten versauten das Taxengewerbe auf Jahre und Jahrzehnte. An den Nachwehen solcher Verwerfungen leidet das Taxengewerbe hierzulande bis heute.

Und das soll als Maßstab für die Forderungen einer neuen Gewerbevertretung gelten? Oha ...
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Re: Die Mär von den guten alten Zeiten

Beitrag von miamivice » 11.12.2013, 16:33

Anna Chronismus hat geschrieben:Und das soll als Maßstab für die Forderungen einer neuen Gewerbevertretung gelten? Oha ...
Zunächst gilt einmal die (vorläufige) Satzung der "Freien Taxigewerbevertretung Deutschland", was geistigen Amok oder seltsame Alleingänge wildgewordener Mitglieder ausschließt, weil das Fundament Diskurse sind, welche in für die Mehrheit akzeptablen Synthesen schließen.

Freilich mußt Du Deinen new way verteidigen, Anna, mit Plausibilitätsprüfungen, Festlohn und Arbeitszeitrestriktionen. Dazu stellst Du die 70er und 80er illegaler dar als sie waren.

Heute ist ungleich mehr Schwarzgeld im Markt als damals, als Taxifahrer noch Taxifahrer und keine enteigneten halben Sozialfälle waren.

Das Schwarzgeld der damaligen 50 %ler wanderte in Kino, LP, technische Geräte. Damit konnte der Staat leben wenn die Binnenwirtschaft mit etwas Schwarzgeld angekurbelt wurde.

Heutzutage werden die sozialen Sicherungssysteme per OK u.a. über den Taxi-Trick um viele Milliarden Euro erleichtert und das Geld landet großteils nicht im Binnenkonsum.

Dagegen ist ein bißchen Schwarz im Taxigewerbe in den 70ern, 80ern eine Wohltätigkeitsveranstaltung.

Ich darf Dir Deine Tourenzahl und Deine Umsätze vorhalten. Es kann für Dich keine größere Sehnsucht als nach den 70ern und 80ern geben, es sei denn Du findest Arbeitsentzug und Reglementierung sexy.
Zuletzt geändert von miamivice am 11.12.2013, 16:41, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von N8tfahrer » 12.12.2013, 02:58

aber hallo.....herr poor ist schon seit den 1970`ern steuerehrlich, deshalb wohnt er noch heute in der Taxe und schimpft über schwarze Kassen :wink:
Sind sie das Taxi ? ............NEIN, Der Fahrer !
Das müssen sie doch wissen, sie sind doch der Taxifahrer !

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Tarifvertrag für Hamburg?

Beitrag von E. G. Engel » 13.12.2013, 13:03

Nach einigem Nachdenken habe ich mich entgegen meiner Ansage entschlossen doch noch etwas am Thema zu bleiben. Ich bitte dafür um Entschuldigung bei jenen denen meine Klappe auf den Keks geht. :lol: :wink:



@ nightrider

So richtig erschließt sich mir nicht welches Problem Du hast. Du bist nach Deinen Aussagen EWU ohne Fahrer in Ingolstadt. Wo liegt DEIN Problem mit einem ML? Gibt es in Ingolstadt keine Unternehmer mit kuriosen Geschäftsmodellen? Wird sich euer Taxenbestand nicht auch reduzieren und sich damit Deine Auslastung verbessern?


Ein Problem ist aber mittlerweile sichtbar. In Hamburg laufen mittlerweile seit 13 Jahren Prozesse. Dementsprechend sind auch mittlerweile die Erkenntnisse sowie die Diskussion insgesamt auf einem anderen Level als im Rest Deutschlands, gewerblich wie auch behördlich. Wir müssen nicht mehr immer und unbedingt über „Berechnungen“ spekulieren, wir haben sie schon seit Jahren gemacht und setzen sie als bekannt voraus. Oder glaubst Du etwa dass die Stadt Hamburg so aus heiterem Himmel für den Einbau des FT zu diesem Zeitpunkt 4,7 Mio € aus den Staatskassen zur Verfügung stellt? Für einen Neueinsteiger in die Problematik ist dies verständlicherweise verwirrend und führt schnell zu Missverständnissen. Verständlich. Aber wir können in der Diskussion nicht immer wieder von vorne anfangen. Auch verständlich.


Insofern schenke ich es mir auch, fast jeden Deiner Sätze zu zitieren und auseinander zu pflücken.

Wenn Du mir, uns , nicht glaubst, dann glaub doch wenigstens dem BZP der sinngemäß argumentiert:

Wenn das FT (2017) kommt dann findet eine Flucht zu den Mietwagen statt.


Ein besseres Eingeständnis und gleichzeitig auch Armutszeugnis kann man sich selbst nicht ausstellen. Selbst der BZP geht davon aus das das bundesweite Taxengewerbe „verseucht“ ist. Und, an diesem Punkt muss ich Wattwurm Recht geben, den Focus auf Tariferhöhungen zu legen würde den verseuchten Zustand stabilisieren, aber kein Problem lösen. Das wissen wir mittlerweile in Hamburg. Der oder ein Tarif kann nur in der Folge einer Gewerbebereinigung ausgleichend zwischen Angebot und Nachfrage wirksam werden und seine Funktion als Marktmechanismus erfüllen.



Nehmen wir doch als Beispiel Berlin (ca. 14% der bundesweiten Taxenmenge). Obwohl der Tarif dort offensichtlich miserabel ist und seit Jahren nicht angepasst wurde ist die Taxenmenge in diesem Zeitraum um ca. 10% auf ca. 7.200 Taxen gestiegen. Weitere ca. 10% sollen als Anträge auf Halde liegen. Die fahren mit drei (!!!) Funken durch die Gegend. Das ist doch kaputt. Aber anscheinend ist im Berliner Taxenmarkt trotz miserablen Tarifes gutes Geld zu verdienen. Oder wovon leben die denn alle? Bestimmt nicht vom Tarif. Nein, mein Bester. Erst die Marktbereinigung, dann der Tarif. So wird ein Schuh draus. Immer mehr Tarif, immer mehr Taxen, immer miesere Qualität. Wir sägen an dem Ast auf dem das Gewerbe sitzt. Und der ML, und ab 2017 das FT dazu, werden, vorausgesetzt die Behörden nehmen ihre Aufgabe wahr, den Sack zu machen. Und wenn der Sack zu ist, und es wirklich zu wenig Taxen gibt (Verfügbarkeit) wie Du es ansprichst, dann wird man uns den passenden Tarif hinterher schmeißen und die Öffentlichkeit wird dies als notwendig und fair anerkennen.


Engel







Nun noch ein wenig (Hamburger) Reaktion auf den ML.

Hamburg bekommt einen Tarifvertrag (!?!?!?).


Gestern konnte ich kurz bei einem Kollegen in das LHT-Heftchen vom Dezember werfen und den Eingangstext überfliegen. Da es nur kurz war kann ich hier nicht wörtlich zitieren.


Also, der LHT beabsichtigt in Reaktion auf den ML in Tarifverhandlungen einzutreten und wohl, anders geht es ja nicht, in Jahresfrist zu einem Tarifvertrag zu kommen. Um was, ja um was denn? Natürlich, um Schlimmeres zu verhindern, um „Gestaltungsspielräume“ festzuschreiben bis dann 2017 der gesetzliche ML kommt.


Bekanntlich bedarf es zu einem Vertrag eines Vertragspartners. Das müsste dann doch wohl die zuständige Gewerkschaft sein, also die Hamburger Verdi-Organisation. Also Verdi soll denn wohl AN vertreten die lieber „x € netto“ wollen als x € brutto und soviel Interesse an gesellschaftlichen Regeln haben wie ein Huhn am Körner picken mit Stäbchen. Und die AG verhandeln das im eigenen Interesse und im Interesse ihrer Fahrer mit der Verdi. Als ich mir dass so bildhaft vorstellte musste ich herzhaft lachen.


Die bildhafte Vorstellung sah ungefähr so aus.

Also, da sitzen sich Mitarbeiter der Verdi und Taxi-AG gegenüber und die Taxi-AG versuchen der Verdi ihre Welt und ihre Nöte zu erklären. Dass man doch keine Sozialabgaben bezahlen könne, Arbeitszeitgesetze im Gewerbe nicht machbar sind, die AN sich den Urlaub doch gerne mit 2% mehr Umsatzbeteiligung abkaufen lassen und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall Teufelszeug ist und die AN dann doch alle nur noch krank feiern. Und überhaupt, man müsse erst einmal überprüfen ob allgemein gültige Gesetze für das Taxengewerbe überhaupt gelten. Es gäbe doch so was wie Gewohnheitsrecht. Es wäre immer so gewesen und man könnte doch jetzt nicht mit gesetzlichen und sozialen Standard’s kommen. „Also bitte meine, meine Herren, das müssen Sie doch verstehen.“



Und wenn dass alles doch so gemacht werden müsste, dann wären allenfalls 4,50 € Bruttolohn drin und das wäre doch den AN nicht zuzumuten. Man möge doch bitte die Tatsachen akzeptieren und hier unten rechts unterschreiben. Und wenn man dann nicht unterschreibt würde man Hamburg mit arbeitslosen Taxifahrern überfluten. Oder Verdi geht mit den Verbänden für eine Tariferhöhung von 25% auf die Straße.


Verdi soll sich also mit Vertretern von AG zusammensetzen die mit Sicherheit jeden Passus eines möglichen Vertrages unterlaufen werden. Und das im Wettlauf weil das Unterlaufen erst den Wettbewerbsvorteil bringt, um Gewinne, um Personal usw.

Also, bei dem Gedanken wie die Taxiwelt auf Verdi trifft, zieht sich mein Zwerchfell zusammen.

Verdi wäre klug beraten, keinen Tarifvertrag abschließen und den gesetzlichen ML und damit die Gewerbebereinigung abzuwarten, oder die Trauben so hoch zu hängen dass es im Ergebnis darauf hinaus läuft. Und so wird es kommen. Aber es wird spannend werden.



Aber vielleicht macht das ja nicht der LHT und MUV, sondern es ist die ARGE, also die geballte Taxiprominenz Hamburgs.
Dann treffen genau genommen drei Lager aufeinander. Verdi ist klar, und dann die ARGE-Gruppierung mit zwei Lagern. Eines, der Hansafunk, der 6,50 € (?) brutto bietet und kraft Organisation im eigenen Hause dies auch durchsetzen könnte und der versammelte Rest der auf 4,50 € (?, inkl. SV und Zuschlägen ca. 7.- €) besteht, bestehen muss und es trotzdem unterlaufen wird. Hält die ARGE das aus? Hält Verdi das aus?


Aber vielleicht kommt es auch anders. Bekanntlich sind in Hamburg die Wege kurz, bzw. zwischen Verdi <-> SPD <-> Regierung. Der positive Aspekt des LHT Unterfangens, falls Verdi sich darauf einlässt, wird sein dass die Entscheider in Politik und Verwaltung nun den nächsten Spieler im Spiel haben. Nur unter dem Aspekt einer massiven Reduzierung und aktiven Regulierung der Taxenmenge wird sich überhaupt was machen lassen, und das bis Ende 2014. Dies ist in der Konsequenz nur mit einem Konzessionstop und anziehenden Betriebsüberprüfungen auch außerhalb der Konzessionsverlängerung möglich.
Der Leiter der Taxenbehörde, Herr Ritter, soll sich dahingehend geäußert haben dass ihm ein Abbau nicht um ca. 300, sondern um 500 bis 600 recht sei. Dies geht aber nur wie beschrieben. Die so langsam eintrudelnden Daten aus dem FT-Projekt dürften ein Übriges bewirken und manches möglich machen.


Um sinngemäß die Worte des LHT-Vorsitzenden wiederzugeben: Macht euch keine Sorgen, wir (der LHT) regeln das. :lol: :lol: :lol:

Engel

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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von IK » 13.12.2013, 13:49

@ Engel

Etwas von dem was du sagst, wird schon eintreten. So ist das, wenn man alle Optionen in eigener Darstellung als möglich aufzählt.
Wollen wir abwarten.
Engel hat geschrieben:Die so langsam eintrudelnden Daten aus dem FT-Projekt dürften ein Übriges bewirken und manches möglich machen.
Sind deine Daten auch dabei?

E. G. Engel
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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von E. G. Engel » 13.12.2013, 14:00

I.K. Spiel mit Dir selbst (in speziellen Fällen nennt man das auch onanieren).

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Re: Die Mär von den guten alten Zeiten

Beitrag von Anna Chronismus » 13.12.2013, 15:29

miamivice hat geschrieben:Ich darf Dir Deine Tourenzahl und Deine Umsätze vorhalten. Es kann für Dich keine größere Sehnsucht als nach den 70ern und 80ern geben, es sei denn Du findest Arbeitsentzug und Reglementierung sexy.
Wenn eines sicher ist, dann das: Ich verspüre weniger als null Prozent Sehnsucht nach einem Taxengewerbe à la 70er und 80er. Mit einer mittelschweren Geschlechtskrankheit könnte man mich mehr erfreuen.
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Re: Tarifvertrag für Hamburg?

Beitrag von nightrider » 13.12.2013, 16:19

E. G. Engel hat geschrieben: So richtig erschließt sich mir nicht welches Problem Du hast. Du bist nach Deinen Aussagen EWU ohne Fahrer in Ingolstadt. Wo liegt DEIN Problem mit einem ML?
Nur weil ich derzeit alleine fahre heißt das ja nicht, dass das ewig so bleiben soll, wir werden alle nicht jünger und es liegt durchaus in meinem Interesse, dass Fahrer vernünftig verdienen können und sich auch rentieren. Einen Fahrer nur als „Selbstzweck” braucht kein Mensch.
Auch in unserem Gewerbe muss es möglich sein Angestellte sinnvoll und rentabel einzusetzen und das ist momentan nicht überall der Fall, eigentlich nur auf dem Land mit fixen, berechenbaren Touren.
E. G. Engel hat geschrieben: Wenn Du mir, uns , nicht glaubst, dann glaub doch wenigstens dem BZP der sinngemäß argumentiert:

Wenn das FT (2017) kommt dann findet eine Flucht zu den Mietwagen statt.
Dem BZP glaube ich am allerwenigsten, die haben viel zu lang geschlafen und tun es noch, was von denen jetzt kommt ist planloser Aktionismus

Im Übrigen wäre eine Flucht in den Mietwagen eine Flucht in den „Wahnsinn”. Wer da wirklich Geschäfte machen will hat zuerst mal sehr viel Arbeit um sich Stammkunden zu akquirieren, denn Einsteiger hat er nicht und auf Zentralen kann er auch nicht setzen. Er hat viel mehr Leerkilometer, schon bei der Anfahrt, dann auch die Rückkehrpflicht usw... da lohnen sich Fahrer eher noch weniger, außerdem gilt dann auch dort ML.

Was HH da vormacht ist ja nicht grundsätzlich verkehrt, nur reicht es meiner Meinung nach nicht das Gewerbe jetzt mit dem „Holzhammer” zu säubern, es muss auch etwas dafür getan werden, dass es langfristig sauber bleibt und auch Angestellte gewinnbringend einsetzen und bezahlen KANN.

Außerdem muss es auch möglich und erlaubt sein in einen Fahrerlohn eine „Motivation” einzubauen um ihn anzuspornen mehr zu tun als uns das was er zwingend muss, ansonsten sehe ich heute schon Zentralen die ihre Aufträge fast nicht mehr an den Fahrer bringen, denn warum sollte er (einige) unnötig arbeiten, wenn er sein Geld sowieso bekommt.
everybodys darling is everybodys hausdepp (FJS)

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Re: Mindestlohn – Offenbarungseid für Gewerbe und Behörden?

Beitrag von Poorboy » 13.12.2013, 16:59

Eine Gewerkschaft, die den wohl kommenden Mindestlohn jetzt noch unterläuft, muss wohl erst noch gegründet werden!
Den letzten CDU-Haufen, der für solche Nummern gut war, hat das BAG für nicht tariffähig erklärt!

Poorboy

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