Fahrer vs Unternehmer

Der virtuelle Taxitreff.
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nightrider
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Fahrer vs Unternehmer

Beitrag von nightrider » 28.10.2013, 16:29

Hauptsächlich Fahrer, aber auch Unternehmer beschimpfen, ja bekämpfen sich geradezu gegenseitig statt an einem Strang zu ziehen, denn alles im Gewerbe geht beide Seiten gleichermaßen an.

Fahrer finden sich ausgebeutet, viel zu schlecht bezahlt.
Teilweise richtig, sie sind zumindest nicht gut bezahlt, sie wissen aber genau, zumindest wenn sie 1 + 1 zusammenzählen können, dass mehr einfach schon rechnerisch nicht geht.

Viele machen auch nur gerade das was sie unbedingt machen müssen, aber keinen Handstreich mehr ansonsten fühlen sie sich schon wieder ausgebeutet.

Unternehmer schimpfen über schlampige und unehrliche Fahrer.
Da wird oft pauschal unterstellt, dass Fahrer „mogeln” viele Touren schwarz fahren (und das auch noch von Unternehmern die gar keine Fahrer beschäftigen).

Kurz es wird kreuz und quer geschimpft, gemeckert, jeder über jeden vor allem an den Taxiständen.

Aber kaum Einer kommt auf die Idee, dass die Situation in unserem Gewerbe ganz andere Gründe hat, nämlich Tarife die kaum noch Luft für Verdienste lassen und auch Gesetze die kaum Spielraum für kreative Ideen der Branche lassen.

Was ist es das es so schwer macht ganz speziell in unserer Branche eine gewisse Einigkeit herzustellen, gemeinsam daran zu arbeiten, dass Dinge verbessert werden unseren „Gewerbevertretern” mal in den Allerwertesten zu treten damit sie endlich mal das tun was uns wirklich hilft und zwar ALLEN.

Kommt aus unseren Reihen einmal ein Vorschlag, wird der zuerst eimal „in der Luft zerrissen”, danach vielleicht mal nachgedacht ob der wirklich so verkehrt war, aber dann geht's schon auf die nächste „Beute”.

So schlimm mit der Uneinigkeit, ja sogar Feindseligkeit ist es in fast keiner anderen Branche.
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Emilie
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Beitrag von Emilie » 28.10.2013, 19:03

Was ich sehr vermisse in dem Gewerbe ist "Gemeinsamkeit"!

Warum sollen wir uns nur Gegenseitig bekriegen um die Touren (die meiner Meinung nach sowieso kommen, wie sie kommen, da haben wir keinen Einfluß drauf!)

Aber warum können wir nicht "Zusammen arbeiten?"

Beispiel: ein Halteplatz, es kommt ein schwerer Rollstuhl! Ich KANN ihn nicht in den Kofferraum heben und den Fahrgast (100 kg) reinheben! Also, gebe ich die Tour an den Nächsten, egal welches Unternehmen, egal welcher Fahrer/in? Dafür stehe ich das nächste Mal hinter dem Fahrer, der kann kein Englisch und gibt den FG an mich weiter.

Warum geht das nicht? Warum werden an einigen HP sogar Fahrer vom 1. Platz, mit Fehlfahrt weggeholt, nur um den Einsteiger zu kriegen oder die Vorbestellung, die sich dann als 3,80 € - Tour rausstellt! :shock: Dafür so einen Bohei? Manchmal denke ich auch, daß beim Verteilen von Hirn nicht viele in der 1. Reihe gestanden haben, oder der Verteiler hat zu weit nach hinten geschmißen! :lol:
Bloß kein Stress...

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Beitrag von SindSieFrei? » 28.10.2013, 20:11

Ich finde nightriders Ansätze gut hinterfragt. Mein Cheffe vertraut mir, ich fahre keine Schwarzfahrten, keine Sieger und das ist auch belegbar. Mal abgesehen davon, das das bei der Überwachung, der wir unterliegen (Sitzkontakte, FT) sowieso fast ausgeschlossen ist. Dafür bezahlt er mich korrekt (keine Diskussion jetzt über Feiertage und Sonstiges bitte!) mit LFZ, Ausgleich für längere Werkstattaufenthalte und ich bekomme auch gute Prozente und immer neue oder relativ neue Wagen. Wenn wir uns unterhalten, gibts viele Übereinstimmungen, wenn nicht, wirds diskutiert und man erreicht einen Kompromiss.

Wenn ich als Angestellter mir einen Chef suchen würde, mit dem ich gemeinsam betügen will, werde ich jemanden ohne Charakter und Rechtsempfinden finden. Da beginnen die Probleme. Wir sind wieder bei den schwarzen und weißen und grauen Schafen. Wenn ich mies bezahlt werden würde, wäre mir das Auto egal und ich würde versuchen, viel schwarz zu fahren, wenn ich eine Nummer wäre, mein Chef mir nicht zuhören würde, würde ich nur schimpfen und alles wäre mir egal.

Ich behaupte: Wir haben eine halbwegs ehrliche Taxiwelt und eine unehrliche Welt. Diese zweite Welt ist natürlich gegen alle Änderungen, weil sie davon profitiert wie das System jetzt läuft. Erst wenn wir einheitliche Standards haben, die der unehrlichen Taxi-Welt das Handwerk legt, werden wir mehr Gemeinsamkeit erreichen. Solange wird es immer klein/klein gehen, weil jeder sein kleines Schlupfloch behalten möchte. Dazu wird es noch Jahre dauern, bis dieses erreicht ist, wenn es überhaupt vollständig erreicht werden wird, aufgrund der föderalistischen Struktur des Gewerbes.

LG
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Pirat
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Beitrag von Pirat » 28.10.2013, 20:29

Selbstgerechte mit Heiligenschein sind das größere Übel.
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Beitrag von SindSieFrei? » 28.10.2013, 20:36

Pirat hat geschrieben:Selbstgerechte mit Heiligenschein sind das größere Übel.
Da ist sie wieder, die konstruktive Diskussion... :roll: Deine Meinung ist also, das Ehrlichkeit und konstruktive Zusammenarbeit beiderseitig nicht förderlich ist?
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Beitrag von Pirat » 28.10.2013, 20:48

Gib erst mal die Geldstücke/scheine die Du bei der Innenreinigung (Matten ausklopfen) gefunden hast beim Fundamt ab.
Ich kenne keinen ehrlichen Taxifahrer - oder willst Du mir erzählen – Du hättest noch nie Geld im Taxi gefunden.
Nur die Weisesten und die Dümmsten können sich nicht ändern... Konfuzius.

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Beitrag von SindSieFrei? » 28.10.2013, 21:25

Natürlich nicht Pirat. Habe ich. Ich gehe dann mal zum Fundbüro und sage denen, das ich 2 € gefunden habe, aber mich an den FG nicht mehr erinnern kann, vielleicht war es auch mein N8i, dessen FG das verloren hat. Mal sehen, wie die mich ansehen. :mrgreen:

Bei wertvollen Fundsachen melde ich die der Zentrale. Und habe mir wahrlich schon umsonst damals mein Hinterteil aufgerissen, das die Leute das wiederbekommen. Jetzt mache ich das nur noch bei Übergabe mit einer Pauschale, die Fahrt und Finderlohn abdeckt. Klappt bestens. Cheffe kriegt Fahrt und ich Finderlohn. Aber das gehört nicht wirklich zum Thema...:wink:

LG
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Otto126
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Beitrag von Otto126 » 29.10.2013, 13:25

Pirat hat geschrieben:Selbstgerechte mit Heiligenschein sind das größere Übel.
So sind sie halt, die Unternehmer hier im Forum.

Große Worte ohne Inhalt.
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"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."

Wat woll'n die Atzen eigentlich von mir?

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Beitrag von eichi » 29.10.2013, 14:22

Jetzt beklagen sich hier Unternehmer über die Auswirkungen der Provisionsentlohnung?
Ich fasse es nicht.
Solange ich nur bezahlt werde, wenn ich mit Fahrgästen unterwegs bin
und jede Tour (über-)lebenswichtig ist und sekundäre Tätigkeiten nicht bezahlt werden,
braucht sich keiner über den "Staus Quo" zu wundern.
Natürlich ist jeder mein Konkurrent, der mir eine Tour wegschnappt;
er verdient, ich mach Nase, so ist es. Mit Stundenlohn ließe sich dieser
"Misserfolg" leichter verknusen und ich warte nicht schlecht gelaunt auf die
nächste Tour.
Je größer die Not, desto härter die Bandagen und wer wäre (außer mir :wink: )
gegen Gier gefeit und gönnt auch seinen"Kollegen auf der Straße"
die eine oder andere Tour?

Und wo gibt es Taxibetriebe, die aktiv "Teambuilding" unternähmen und
einen Informationsaustausch zum Wohle des gesamten Betriebes betrieben?
Es ist so bequem, unmündig zu sein. (Immanuel Kant)

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Emilie
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Beitrag von Emilie » 29.10.2013, 16:49

Hier! :wink: :lol:
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Beitrag von nightrider » 29.10.2013, 17:05

eichi hat geschrieben: Und wo gibt es Taxibetriebe, die aktiv "Teambuilding" unternähmen und
einen Informationsaustausch zum Wohle des gesamten Betriebes betrieben?
Das liegt aber nicht immer nur am Unternehmer, wenn die Fahrer echtes Interesse daran haben und ihren Chef darauf ansprechen wird der meistens nicht nein sagen.
Manches muss auch mal von eurer Seite kommen, nicht nur erwarten, tun!
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Beitrag von am » 29.10.2013, 18:41

nightrider hat geschrieben: Manches muss auch mal von eurer Seite kommen, nicht nur erwarten, tun!
Dann doch als Erstes einen Betriebsrat wählen.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Beitrag von SindSieFrei? » 29.10.2013, 19:56

Ich bin mein eigener Betriebsrat. :mrgreen: Wenn man mit Kollegen über sowas spricht, winken sie dankbar ab. Die Gründe sind vielfältig und bekannt, siehe auch vereinzelt bereits oben dargestellt.

Es ist in kleinen Betrieben von Vorteil, wenn einmal im Monat eine "Fahrersprechstunde" stattfinden würde, wo sich alle gemeinsam über Probleme und Erfahrungen austauschen könnten und zwar mit dem Chef. Sowas hatten wir mal in einer Firma, in der ich früher war. DAS hat absolute Motivation gegeben und man hat vieles gemeinsam erarbeitet und konnte Probleme offen ausdiskutieren. Ich denke, so bekommt man auch die sonst schweigenden Kollegen zusammen und man fördert den Teamgedanken, das ist besser, als allen mit der bei vielen unbeliebten "Gewerkschaftskeule" zu kommen. Kleine Firmen, individuelle Lösungen. Auch ein Dachtarifvertrag würde an einer internen Unternehmenskultur nämlich nichts verbessern, sondern nur wünschenswerte Mindeststandards festlegen.

Hier im Thread gehts aber um Unternehmenskultur. Wie ich denke, ein wichtiges Thema! Jemand hat mir dazu mal einen klasse Satz gesagt: "Ich muss meine Fahrer zufrieden stellen, die sind mein Kapital." Grüße an den hier Mitlesenden...

LG
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Beitrag von Wattwurm » 29.10.2013, 20:13

Eigentlich ist mir gar nicht danach in diesem Thread meine Meinung vom Stapel zu lassen, weil ich auf derartige Plattitüden keine Lust habe!

Nur soviel: Wir und damit meine ich Fahrer und Unternehmer sind auf Gedeih und Verderb auf einander angewiesen! Ein guter Fahrer, der einen guten Umsatz einfährt, der nicht beschummelt bei der Abrechnung, der sorgsam mit dem Auto umgeht, der bei der Kundschaft beliebt ist, den kann man nicht mit Gold aufwiegen! Ein Unternehmer der einen anständigen Lohn zahlt, der seine Angestellten anständig und fair behandelt, auch nicht!

Aufwiegler, Putschisten und Spalter mag ich nicht! Es kann nur ein gegenseitiges miteinander geben! Und damit ist das Thema für mich durch!

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Beitrag von SindSieFrei? » 29.10.2013, 20:18

Wattis Wort zum Dienstag, aber du hast recht! Verkürzt kann man es so darstellen. :wink:
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Beitrag von nightrider » 29.10.2013, 21:45

SindSieFrei? hat geschrieben:Ich bin mein eigener Betriebsrat. :mrgreen: Wenn man mit Kollegen über sowas spricht, winken sie dankbar ab. Die Gründe sind vielfältig und bekannt, siehe auch vereinzelt bereits oben dargestellt.

Es ist in kleinen Betrieben von Vorteil, wenn einmal im Monat eine "Fahrersprechstunde" stattfinden würde, wo sich alle gemeinsam über Probleme und Erfahrungen austauschen könnten und zwar mit dem Chef. Sowas hatten wir mal in einer Firma, in der ich früher war. DAS hat absolute Motivation gegeben und man hat vieles gemeinsam erarbeitet und konnte Probleme offen ausdiskutieren. Ich denke, so bekommt man auch die sonst schweigenden Kollegen zusammen und man fördert den Teamgedanken, ...

LG
Absolut top, so sollte es sein, noch besser wöchentlich
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Beitrag von Emilie » 31.10.2013, 10:58

am hat geschrieben:
nightrider hat geschrieben: Manches muss auch mal von eurer Seite kommen, nicht nur erwarten, tun!
Dann doch als Erstes einen Betriebsrat wählen.
Geht erst ab 9 Angestellten? :roll:

Da die meisten Fahrer wohl aus "steuerlichen" Gründen Aushilfen sind, platzt da schon der Traum vom Betriebsrat?
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Beitrag von jr » 01.11.2013, 01:53

SSF hat geschrieben:Es ist in kleinen Betrieben von Vorteil, wenn einmal im Monat eine "Fahrersprechstunde" stattfinden würde, wo sich alle gemeinsam über Probleme und Erfahrungen austauschen könnten und zwar mit dem Chef. Sowas hatten wir mal in einer Firma, in der ich früher war. DAS hat absolute Motivation gegeben und man hat vieles gemeinsam erarbeitet und konnte Probleme offen ausdiskutieren.
Wieviele Fahrer kamen zur Sprechstunde? Funktionierte sie auch ohne das Vorliegen konkreter Probleme? Wie waren deine Erfahrungen?

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