Stundenlöhne oder Prozente?

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zentralist
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Stundenlöhne oder Prozente?

Beitrag von zentralist » 21.07.2009, 09:58

Hallo Kollegen,
mich würde mal interessieren warum die meisten so gegen Stundenlöhne sind?
Jedenfalls glaube ich das so herauszulesen.

Mich interessiert das mal aus Unternehmer- aber auch Angestelltensicht.

Vorab unsere Fahrer werden alle nach Stunden bezahlt.

Wo glaubt ihr Vor und Nachteile zu sehen?
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Beitrag von reasoner » 21.07.2009, 13:58

Ich könnte mir vorstellen, dass man "auf dem flachen Land" generell Stundenlöhne zahlen kann. Oder einen Sockellohn zzgl. Prozenten.

In Großstädten würden sich viele Angestellte (sorry, liebe Fahrer...) hinter einen Baum stellen. Ich kenne das aus anderen Personenbeförderungsbereichen (Menschen mit Behinderungen).

rea

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Beitrag von reasoner » 21.07.2009, 13:59

Was heißt denn "RLP"?

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Beitrag von TaMi » 21.07.2009, 14:26

Rhein Land Pfalz .. :roll:
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Beitrag von taxirock » 21.07.2009, 15:22

Reasoner Liebt Polemik

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Beitrag von zentralist » 21.07.2009, 18:48

Ein Angestellter der sich lieber hinter einem Baum stellt würde in sehr kurzer Zeit ein arbeitsloser Angestellter sein,
Mir widerstrebt es allerdings ein Risiko, für das ich allein verantwortlich bin,
nämlich den Umsatz, auf Mitarbeiter zu verlagern.

Ich halte es für sehr schädlich wenn AN mit Angst vor zu wenig Umsatz und damit vor zu wenig Verdienst zur Arbeit gehen. Zumal man als AG vor den Arbeitsgerichten damit überhaupt nicht durch kommt.

Der Umsatz durch unsere Mitarbeiter hat sich übrigens erhöht seit wir umgestellt haben. Irgendwie eigenartig aber wahr.

Übrigens: Der Minister hat recht RLP heißt Rheinland-Pfalz
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Beitrag von nightrider » 22.07.2009, 04:05

Also ich war selbst einmal Fahrer und ich kenne daher auch diverse Fahrermentalitäten.
Ich will nichts verallgemeinern, daher spreche ich von Einzelfällen bei denen ich mir ziemlich sicher bin, würden die einen Stundenlohn bekommen würde sich der sowieso schon kleine Umsatz noch halbieren.

Was mich betrifft, so war mir als Fahrer eine Provision selbst am liebsten, ich wollte nie einen Stundenlohn.
Selbst als durchaus ambitionierter Fahrer hat die Provision immer meinen Jagdinstinkt beflügelt, ich wollte immer „noch ein Bisschen”.

Wenn`s mal schlecht läuft, o.k. dann läuft es auch für den Unternehmer schlecht, wovon soll er dann einen Stundenlohn zahlen?
Wenn`s dagegen gut läuft habe ich als Fahrer auch mehr, man muss immer den Schnitt sehen, nicht einzelne Tage, oder Wochen und da muss ich sagen hätte ich mit einem realistischen Stundenlohn weniger verdient.

.....und ja ich gebe es freimütig zu, ich hätte an so manchem sch.....Tag vielleicht auch zu früh das Handtuch geschmissen und den „Rausreisser” dadurch nicht mehr erwischt. ;-))
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Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 22.07.2009, 04:28

...ich hätte an so manchem sch.....Tag vielleicht auch zu früh das Handtuch geschmissen und den „Rausreisser” dadurch nicht mehr erwischt.
Warum :?:
wenn ich Stundenlohn bekomme bleibe ich auch draußen, egal ob es Umsatz zu machen gibt oder nicht. Mein Stundenlohn ist mir sicher.
Nur bei Umsatzbeteiligung schätze ich ab ob es noch lohnt oder mein Umsatz abhängiger "Stundenlohn" ins Bodenlose sinkt :idea:
„Alle sind irre, aber wer seinen Wahn zu analysieren versteht wird Philosoph genannt" (Ambrose Bierce)

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Beitrag von nightrider » 22.07.2009, 04:59

Die Frage ist wo bleibe ich, warum bleibe ich und wie will ich „abschätzen” ob vielleicht doch noch was geht, oder nicht.

Ich unterstelle jetzt einfach mal, bekomme ich Stundenlohn, bleibe ich an einem Stand, komme was da wolle, (oder auch nicht). Bekomme ich Provision versuche ich zumindest mich da bereitzustellen wo die Chancen evtl. größer sind.

Natürlich weiß man das nie so genau und natürlich gehört auch das Quäntchen Glück dazu, doch ich kenne genug Kollegen, Unternehmer wie Fahrer die komme was da wolle immer den gleichen Stand anfahren.

Was ich sagen will ist, man kann durchaus den Erfolg, oder Misserfolg in gewissen Grenzen beeinflussen. Wenn ich jedoch mein Geld so, oder so bekomme, warum sollte ich dann irgendwie „kreativ” tätig werden?
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Beitrag von reasoner » 22.07.2009, 07:50

Ich komme kurz auf den Personenbeförderungsdienst "Sonderfahrdienst für Menschen mit Behinderungen" zurück, der in Berlin nach Landesgleichbehandlungsgesetz (LGBG) vorgehalten werden muss. Dort werden die Fahrer nach Fahrten, also de facto nach Umsatz bezahlt.

Um auch abends einige Fahrzeuge für Spontanfahrten auf der Straße zu haben, wurde eine Zeit lang versucht, abends einen Stundenlohn zu zahlen, falls keine Fahrten durchzuführen sind. Ergebnis: die Fahrer stellten sich hinter den dicksten und abgelegensten Baum, den es am Rande Berlins zu finden gibt. Das wurde sehr schnell wieder eingestellt.

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Beitrag von Donau 22 » 22.07.2009, 16:09

Eine Lösung könnte sein, daß man wie im Münchner Tarifvertrag vereinbart einen Grundlohn vereinbart, dh es gibt zB mindestens 1000,- EUR brutto falls man mit seinen 45% diese nicht erreicht.

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Beitrag von zentralist » 22.07.2009, 18:47

Mal eine kleine aber wahre Geschichte.
Nach meinem letzten Urlaub, März 09 kam ich am Düsseldorfer Flughafen an. Spät abends.
Ich wollte mit einem Düsseldorfer Kollegen vom Airport nach Kaiserswerth, einem Vorort ca 8 km.
Ich nahm das erste Taxi. Sagte meinen Zielort und der Fahrer fuhr murrend los, mit der Bemerkung „Scheiss Pflichtfahrt“
Ich sagte ihm das ich aus aus der Branche bin und er murrte erst recht dass ich ihm jetzt den abend versaut hätte, er hätte noch nicht genügend Umsatz ich müsste doch wissen das er auf % fährt.
Toll, soll ich am Taxi-Stand rufen: Wer hat genug Umsatz und wem reicht eine kurze Strecke?

Passiert das auch bei Stundenlohn?
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Beitrag von q » 22.07.2009, 19:22

Egal ob Stundenlöhne oder Prozente: Der zu verteilende Kuchen wird damit ja nicht kleiner oder grösser, im Mittel wird der Lohn derselbe bleiben.


Im -> Thread Neue Schichtmodelle ... kam ja die Bemerkung
(.....) sollte man ehrlicherweise das Taxi gleich den Busbetrieben eingliedern (und die Fahrer genauso bezahlen).
Genauso wie ein Busbetrieb dem Fahrer vorschreibt, wann und wo er zu fahren hat, müsste eine Zentrale, die nach Stundenlohn zahlt, diesselben Befugnisse haben: Kollege Computer in der Zentrale merkt, dass die Taxe 123 an einem Ort X freigeworden ist, kramt in seiner intern gespeicherten Statistik-Datenbank rum und gibt der Taxe 123 daraufhin die verbindliche Anweisung sich jetzt am Taxistand 532 bereitzustellen. Der Fahrer von Taxi 123 kann sich jetzt also nicht irgendwohin verkrümeln wo es gemütlich ist und der Kaffe Latte gut schmeckt, sondern muss tun was die Zentrale sagt. Dann kann auch nach Stundenlohn bezahlt werden und die Taxen können optimal eingesetzt werden. Das wird in Zukunft auch so kommen, ob man es gut findet oder nicht (ich hätte da eher keinen Bock drauf)

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Beitrag von zentralist » 22.07.2009, 19:40

Genau so, wie du es beschrieben hast wird es auch kommen,
und nur so hat die Branche auch Zukunft.
Für gute Fahrer noch zusätzlich %, zusätzlich wohlgemerkt wie Donau 22 geschrieben hat.
Dann erübrigt sich auch jede Diskussion um Schichtmodelle u.s.w.

Ob es gut ist oder nicht muss jeder dann für sich entscheiden, aber Fahrer haben dann ein einigermassen gesichertes Einkommen und reagieren auch bei kurzen Fahrten, oder bei Dienstleistungen anders.
Das bindet wiederum Kunden an die Unternehmen.
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Beitrag von nightrider » 22.07.2009, 23:09

vas hat geschrieben: Genauso wie ein Busbetrieb dem Fahrer vorschreibt, wann und wo er zu fahren hat, müsste eine Zentrale, die nach Stundenlohn zahlt, diesselben Befugnisse haben: Kollege Computer in der Zentrale merkt, dass die Taxe 123 an einem Ort X freigeworden ist, kramt in seiner intern gespeicherten Statistik-Datenbank rum und gibt der Taxe 123 daraufhin die verbindliche Anweisung sich jetzt am Taxistand 532 bereitzustellen. Der Fahrer von Taxi 123 kann sich jetzt also nicht irgendwohin verkrümeln wo es gemütlich ist und der Kaffe Latte gut schmeckt, sondern muss tun was die Zentrale sagt. Dann kann auch nach Stundenlohn bezahlt werden und die Taxen können optimal eingesetzt werden. Das wird in Zukunft auch so kommen, ob man es gut findet oder nicht (ich hätte da eher keinen Bock drauf)
Ich weiß ja nicht ob bei euch die Zentrale gleichzeitig der Unternehmer ist, bei uns ist sie nichts anderes als ein Vermittler von Aufträgen und damit gegenüber Fahrern nicht weisungsbefugt. Das bedeutet, ob der Fahrer nach einem Auftrag Brotzeit macht, nach Buxtehude fährt, oder seine Tante besucht, ist und kann der Zentrale egal sein. Der Fahrer ist bei irgendeinem Unternehmer beschäftigt und nicht bei der Zentrale.

Also kann das wohl nur sehr begrenzt in Einzelfällen wo die Zentrale zugleich der Unternehmer ist funktionieren und auch da nur mit viel Aufwand der einer Einzelüberwachung gleichkommt.
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Beitrag von Wattwurm » 22.07.2009, 23:32

zentralist hat geschrieben:
Mir widerstrebt es allerdings ein Risiko, für das ich allein verantwortlich bin,
nämlich den Umsatz, auf Mitarbeiter zu verlagern.
Da bin ich grundsätzlich anderer Meinung! Ich würde von meinem Mitarbeiter erwarten, das er im Interesse eines sicheren Arbeitsplatzes sich selbst mal ein wenig anstrengt um neue Kunden zu und Aufträge zu aquirieren! Mit Deiner Einstellung förderst Du bei Deinen Fahrern die "Beamtenmentalität"! Nur ja nicht mehr machen, als unbedingt notwendig!

Als Fahrer mit Stundenlohn hätte ich überhaupt kein Interesse daran Landtouren zu fahren! Normalerweise würde ich für eine 100 Euro-Überlandfahrt 40.- Euro Fahrerlohn bekommen. Ich bekomme aber vielleicht nur 15 Euro dafür! Letzteres für den AG ganz wunderbar, für den AN aber wohl kaum motivierend eine solche Überlandtour zu fahren!

Ich sehe beide in der Pflicht! Sowohl den AN als auch den AG sich um neue Kunden und Aufträge zu bemühen! Daher Pro ...Prozente!

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Beitrag von nightrider » 22.07.2009, 23:52

Da gibt es bei uns eine wahre Begebenheit.
In einem kleineren Ort ca 65 km weit von uns entfernt wollte ein Kunde mit einem Taxi, (dort gibt es 3, oder 4) nach Ingolstadt er fand auch Eines, doch der Fahrer sagte „schön, aber ich habe jetzt Feierabend”.

Daraufhin hat der Kunde ein Taxi aus IN bestellt das ihn abholt.

Verkehrte Welt, oder was ????

Der hatte mit Sicherheit einen Stundenlohn, oder wer lässt sich sonst eine ca 100,- Eurotour entgehen?
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Beitrag von Filou » 23.07.2009, 00:05

Also ich mach nach 12 Stunden Feierabend egal was da kommt. Irgendwo sind Grenzen, von denen der Unternehmer nicht verlangen sollte, dass ich sie überschreite. Auf der anderen Seite bin ich bereit in einer regelmäßigen Schicht fleißig zu sein im Interesse der Firma so wie jeder andere AN auch, sonst hätten wir wahrscheinlich keinen Job sondern Hartz... . Als Unternehmer mußt du in beiden Fällen entscheiden, ob ein AN seinen Job gut macht oder nicht, rechnen tue ich mich so oder so nur wenn ich fleißig bin. Aber manchem AG ist "Pressing" halt lieber.

mfg Filou

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Beitrag von nightrider » 23.07.2009, 00:23

Also ich habe noch nie einem Fahrer vorgeschrieben wie lange er zu arbeiten hat, ob er 2 Stunden, 6 Stunden, oder 12 Stunden arbeitet ist mir völlig egal, er bekommt seine Provision von seinem Umsatz, bestimmt also selbst was er verdienen will.
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Beitrag von yogi » 23.07.2009, 02:09

taxirock hat geschrieben:Reasoner Liebt Polemik

:wink:
..der war nicht schlecht...

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