Neue Schichtmodelle – Weg aus der Krise?

Der virtuelle Taxitreff.
Schwatzbacke
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Neue Schichtmodelle – Weg aus der Krise?

Beitrag von Schwatzbacke » 16.07.2009, 17:37

Das Gewerbe leidet unter zu geringen Umsätzen.

Dies führt einerseits zu geringen Unternehmergewinnen und führt dadurch zur Verschlechterung der Flottenqualität. Andererseits verlässt das geeignete Fahrpersonal in Scharen das Gewerbe und wird ersetzt durch weniger geeignetes, eine klare Verschiebung der Dienstleistungsqualität zum Schlechteren.

Soweit die sattsam bekannten Phänomene des Taxigewerbes.

Zwei mögliche Lösungsansätze:

- Verkleinerung der Flotten
- Erzeugung von mehr Nachfrage


Definiert man die gesamte nachgefragte Beförderungsleistung als eine kaum veränderliche, feststehende Größe, kann Zugewinn einer Flotte nur durch Herausschneiden eines größeren Anteils zu Lasten der übrigen Markteilnehmer erzeugt werden. Dies ist erstens teuer (Akquise) und zweitens nicht von Dauer. Es wird ein Wettbewerb entstehen, der zumindest teilweise über den Preis geführt wird und damit werden die oben genannten Probleme nur weiter verschärft.
Unberührt bleibt natürlich die Möglichkeit durch Eindringen in neue Märkte mehr Nachfrage zu generieren, so richtig erfolgreich war man damit in der Vergangenheit nicht wirklich. (willkürliche Beispiele: Briefkastenleerung – klappt nie wenns regnet, AST Verkehre – scheitert an klammen Kommunen, Krankenfahrten – „soziale“ Markteilnehmer nehmen mit unlauteren Mitteln den Taxlern die Butter vom Brot und vieles andere mehr).

Verkleinerung der Flotten – gelingt auch nicht, in regulierten Gemeinden werden keine Konzessionen zurückgegeben (auch nicht wenn pleite), sondern lieber verkauft. Ganz im Gegenteil, auch viele der Altunternehmer stehen schon jahrelang auf Wartelisten, keiner weiß so genau warum.

Der gut kalkulierende Monopolflottenbertreiber mit eigener Zentrale trägt dem Rechnung und schickt idealerweise nur soviele Fahrzeuge auf die Piste, wie sinnvoll Geld verdienen können.

Der Einzelunternehmer fängt den gesunkenen Umsatz durch Mehrarbeit auf, 6 Tages-Schichten von weit über 12h sind eher Regel wie Ausnahme.
Der städtische Mehrwagenunternehmer ist vor allem daran interessiert, alle Räder rollen zu lassen (wenigstens ein bißchen Umsatz wird schon reinkommen) und verschärft damit die Abwärtsspirale noch zusätzlich.

Ein gedanklicher Ansatz diese Problemstellung zu mildern, könnte wie folgt aussehen:

Innerhalb der Gesellschaft wird für jeden Tag und jede Uhrzeit der Taximindestbedarf ermittelt.
Entsprechend werden in wechselnder Reihenfolge die Unternehmer zum Dienst eingeteilt, gerade soviele, wie voraussichtlich benötigt werden. Nur diese Fahrzeuge nehmen am Funk teil, ein Disposystem verteilt die Aufträge nach allen Regeln der Kunst sowohl an freie, wie auch freiwerdende Fahrzeuge. Gepaart mit einer Fahrzeitermittlung (durch Zielpunkterfassung und Routing, oder durch Zielsektoreingabe im Fahrzeug) zur Berücksichtigung auch besetzter Fahrzeuge werden alle Dienstfahrzeuge so heftig mit Aufträgen zugeschüttet, daß die Reifen glühen.

Vorteil: Dienstfahrzeuge haben sehr gute Umsätze, davon können vernünftige Fahrerlöhne bezahlt werden, gut für die Qualität. Außerdem wird auf die Weise der gleiche Monatsumsatz in kürzerer Zeit erreicht, ultralange Schichten sind damit Vergangenheit. Durch optimale Disposition ohne Standplätze steigt der bezahlte km Schnitt erheblich, der Betrieb wird sehr viel wirtschaftlicher.

Nachteil: Die Arbeitsplätze für Fahrer werden weniger.

Die Nichtdiensthabenden Fahrzeuge können sich natürlich bereithalten, sozusagen als Funkgraupen. Wenn keine Dienstfahrzeuge zu Verfügung stehen, greift das Disposystem notfalls auf diese zurück. Ebenso bei plötzlicher Nachfrage, z.B. Gewitter, Schneefall und anderen unvorhersehbaren Ereignissen.

Zusammengefasst: Verteilung des Auftragskuchens auf gleiche Fahrzeuganzahl, aber Vermeidung unproduktiver Wartezeit durch permanenten Fahrzeugüberschuss..

Und jetzt die Preisfrage, kann ein solches Modell innerhalb einer Taxigesellschaft funktionieren, die aus lauter freien Unternehmern besteht, die sich bekanntermaßen ungern ins Geschäft reinreden lassen? Neue Schichtmodelle – Weg aus der Krise?

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Beitrag von reasoner » 16.07.2009, 20:19

Das Bedürfnis nach urbaner Mobilität werden zukünftig zusätzliche Verkehrsträger (car2go, s. Grünbuch „Hin zu einer neuen Kultur der Mobilität in der Stadt“) gemeinsam mit dem Beförderungsmittel Taxi, dem ÖPNV und anderen vorhandenen Fortbewegungsmöglichkeiten abdecken. Die Nachfrage insgesamt wird bei der Gruppe unter 60 sinken, bei älteren Mitbürgern und Mitbürgerinnen steigen, wobei auch soziale Hilfestellung erforderlich werden wird. Gesetzt den Fall, die Nachfrage nach Taxi verändert sich nicht erheblich, ist der Gedanke, durch Schichtpläne, Disposition und andere steuernde Maßnahmen Angebot und Nachfrage just in time überein zu bringen, hervorragend geeignet, die für die Beförderungen generierten Entgelte produktiv zu verteilen. Die Vermeidung unnützer Bereithaltung verkürzt die Arbeitszeit des Einzelnen ganz erheblich, ohne den Lohn zu schmälern. Mehr Geld kommt aber zunächst nicht rein. Das ginge tatsächlich nur durch Verringerung von Taxen und Fahrern. Es ist auch zu bedenken, dass eine flächendeckende Disposition erheblich Geld verschlingt.

Es wird, sofern Kleinunternehmer bestehen bleiben, keine freiwillige Einsicht in diese Vernunft geben. Jeder wird versuchen, sich ein kleines Stückchen mehr vom Kuchen herauszuschneiden, da die Einnahmen gering sind. Man kommt nicht umhin, das Taxigewerbe zu regulieren und, soweit es weiterhin eine öffentliche Aufgabe erfüllen soll, zu subventionieren. In Zeiten leerer Kassen ein schwieriges Unterfangen.

Das heterogene Gewerbe steht sich viel zu oft selbst im Weg. Unterordnen? Nein danke. Welche Institution genießt einen dermaßenen Respekt, dass alle sich an vorgegebene Dienstpläne halten? Was tun die Fahrzeuge, die keinen Dienst haben? In der Warteschleife auf Gewitter warten?

rea

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Beitrag von Schwatzbacke » 16.07.2009, 20:51

reasoner hat geschrieben:Was tun die Fahrzeuge, die keinen Dienst haben? In der Warteschleife auf Gewitter warten?

rea

Die fahren Bahnhof und Flughafen.

Und warten auf ihren eingeteilten Dienst.

Oder bleiben in der Garage, weil es sich nicht lohnt.

Und werden irgendwann einmal aus eigener Einsicht den Markt verlassen. :shock:


zugegeben, auch keine schönen Aussichten. Aber welche Alternativen gibt es?

q

Beitrag von q » 18.07.2009, 17:54

Interessantes Thema.

Allerdings ändern neue Schichtmodelle nichts an der Tatsache, dass die Auftragslage im Laufe eines Tages und im Laufe des Jahres stark schwankt. Im Mittel wird sich nicht viel ändern.

Der Hansafunk in HH hat sich da was besseres ausgedacht: Die Elite-Fahrer ("211er") werden ständig ausreichend mit Touren versorgt, während ein Trupp von Aushilfsfahrern ("311er") bei Bedarf mitmachen darf.


Mein Modell: Ausschliesslich alleinfahrende Unternehmer (oder Fahrer) als autonome Einheiten, die sich aufgrund der wirtschaftlichen und privaten Zwänge dann auf die Strasse begeben wenn es für sie sinnvoll ist -> es wird sich ein optimales Verhältnis von Taxenzahl und Tourenangebot ganz automatisch einstellen (Intelligenz des Schwarms). Und die Massen an angestellten Taxenfahren, die sich in der Mittagshitze, eingezwängt in ihre Schichtpläne, an völlig überfüllten Taxiständen die Zeit totschlagen, gehören der Vergangenheit an.

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Beitrag von pl » 19.07.2009, 05:16

Mein Modell:
Dieses Modell hat keinen Platz für Funtionäre und sonstige Z***, die daraus Honig saugen könnten. Deshalb werden eben diese Leute alles tun, damit es das nicht gibt.

--pl.

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Beitrag von nightrider » 19.07.2009, 07:39

Mal ganz im Ernst,......nein sowas kann nicht ernstgemeint sein.

Also ich als Einzelunternehmer verdiene kaum mehr als ein Fahrer, zumindest gebe ich mir das gleiche Gehalt das auch ein Fahrer hat, (hätte).

Der größere Rest sind Kosten und auch ein wenig Rücklagen für unvorhersehbare Geschehnisse, wie größere Reparaturen, Unfall, oder auch die früher, oder später anstehende Neuanschaffung.

Der einzige wirkliche Vorteil den ich gegenüber einem Fahrer habe ist der, dass die Kiste vor der Tür steht und ich selbst entscheide ob und wann ich fahre.
Genau dieser eine Vorteil ist es der es mir schmackhaft macht Unternehmer zu sein, denn als Fahrer habe ich früher unterm Strich das Gleiche verdient, musste mich aber an bestimmte Zeiten halten.

Für diese eine kleine Freiheit würde ich kämpfen, mir nicht von wem auch immer vorschreiben lassen wann und ob ich fahren darf.
Das kann für mich nicht der Stein der Weisen sein.
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Beitrag von Schwatzbacke » 19.07.2009, 11:17

nightrider hat geschrieben: Genau dieser eine Vorteil ist es der es mir schmackhaft macht Unternehmer zu sein, denn als Fahrer habe ich früher unterm Strich das Gleiche verdient, musste mich aber an bestimmte Zeiten halten.

Für diese eine kleine Freiheit würde ich kämpfen, mir nicht von wem auch immer vorschreiben lassen wann und ob ich fahren darf.
Das kann für mich nicht der Stein der Weisen sein.
Genau darum gehts ja. Diese kleine Freiheit führt dazu, daß sich unabhängig von der Auftragslage zufällig viele Fahrzeuge bereitstellen und sich gegenseitig blockierend selbst um einen vernünftigen Umsatz bringen.

Natürlich erzeugen solche Reglementierungen keinen Cent Mehrumsatz. Aber sie ermöglichen den gleichen Umsatz in kürzerer Zeit zu erwirtschaften.

Außerdem, niemand wird verboten, sich bereitzustellen. Nur die Aufträge der Zentrale werden eben ausschließlich an die wechselnden Dienstfahrzeuge verteilt.

Aber wahrscheinlich führen solche Modelle eher zur ungewollten Verstärkung der Tendenz, Aufträge aus der Zentrale herauszubrechen, um die eigene Schwachlastzeit individuell zu beleben.

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Beitrag von nightrider » 19.07.2009, 19:50

Damit kann ich leben, doch wenn mir quasi vorgeschrieben wird, ob und wann ich zu fahren habe, dann muss ich nicht selbstständiger Unternehmer sein, dann kann ich auch als Fahrer arbeiten.
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Beitrag von pl » 19.07.2009, 20:00

Diese kleine Freiheit führt dazu, daß sich unabhängig von der Auftragslage zufällig viele Fahrzeuge bereitstellen
Nee, die meisten Kollegen orientieren sich schon daran, wann wieviel zu holen ist.
Nur sind die guten Zeiten zu kurz, so daß man eben notgedrungen auch in schwächeren Zeiten unterwegs ist. Und eben das relativiert die Freiheit doch arg.

--pl.

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Beitrag von reasoner » 19.07.2009, 20:09

nightrider hat geschrieben:Damit kann ich leben, doch wenn mir quasi vorgeschrieben wird, ob und wann ich zu fahren habe, dann muss ich nicht selbstständiger Unternehmer sein, dann kann ich auch als Fahrer arbeiten.
Freizeit statt Freiheit!?

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Beitrag von nightrider » 19.07.2009, 20:13

jawohl, auch und gerade Freizeit ist Freiheit, aber auch die Möglichkeit selbst zu entscheiden, ob und wenn wann und wie lange ich arbeite.
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Beitrag von Filou » 19.07.2009, 20:26

Ist nicht grad diese egoistische Denkweise unser Problem.

Wenn es schlecht läuft entscheiden auch "alle" selbst 300 Stunden und mehr zu arbeiten und stehen sich gegenseitig im Weg, was der größte Blödsinn ist, den man sich antun kann.

mfg Filou

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Beitrag von pl » 19.07.2009, 21:25

Das ist wohl richtig.
Das ist ein grundsätzliches Marktversagen des Arbeitsmarktes.
Wenn du dafür eine elegante Lösung hast, hast du einen Nobelpreis verdient.

--pl.

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Beitrag von Filou » 19.07.2009, 22:53

pl hat geschrieben:Wenn du dafür eine elegante Lösung hast, hast du einen Nobelpreis verdient.
Lass mir einfach bis zu meiner Rente zeit, vielleicht schaff ich es. :D

Für mich sind die falschen Bedürfnisse, die ständig in unserer Gesellschaft geweckt werden, schuld. Und in unserer Branche kann man seinem Drang voll nachgeben. Der Bedarf ist ja wohl vollends gedeckt.

Fairness und eine gerechtere Verteilung dessen was in unserer Branche erarbeitet wird sind Dinge von vielen die sich ändern müssen.

Es gibt hunderte von guten Ansätzen, doch fehlt unserer Branche die Organisation und auch allgemeines Wissen und "Wollen" um diese Umzusetzen.

Und wenn ich mir so die Gescheiterten anschaue, ist doch von den meisten Arbeitskräften sowieso nicht mehr zu erwarten als das, was sie schon immer tun, rummeckern und weiter Stunden schrubben.

Es sind viele kleine Dinge und vielleicht auch mal Große, die man von allen Seiten in unser Gewerbe mit einbringen muss, um daraus mal einen anständigen Beruf zu machen, den wir vielleicht mal exportieren können.

Ich schlag mal drei Dinge vor:

1. Eine Vollvermittlung aller Taxen(am Besten vom Gesetzgeber vorgeschrieben) in Deutschland mit einer Nummer,

2. Das Personal bilden, damit jeder weiß wie man Kunden gewinnt und nicht verliert,

3. nur ein Gerät im Auto für Preis, Vermittlung und Überwachung(Umsatz, Kamera, Arbeitszeiten)

Das sind in meinen Augen alles Dinge, die uns zum Gewinner machen werden in Bezug auf bezahlten Individualverkehr, so wie es der Gesetzgeber eigentlich vorsieht.

Am Ende wäre ich noch dafür, dass man sich endlich mal anschaut welche Regeln für Arbeitnehmer gelten sollten damit sie Leistung bringen und gleichzeitig ein geregeltes Privatleben haben können. Die derzeitige Arbeitsweise ist eine Sackgasse für Geist und Körper. Darüber gibt es unendliche Studien, die man aus Gier einfach nicht anerkennen will.

Achso eh ich´s vergesse, die Autohersteller sollten uns vielleicht mal ein richtiges Taxi bauen, mit dem man im Schichtbetrieb auch mal locker wieder eine Million abreißen kann und auch unseren Ansprüchen genügt. Wir sollten mal von Nöbel wieder in Richtung Nutzen kommen.

Zum Schluss sollten wir uns alle mehr dem Geschäft im Ganzen widmen und unsere persönlichen Eitelkeiten beiseite schieben.

mfg Filou

p.s. Fragt mich nicht, wie man diese Dinge in die Praxis bekommt, ich weiß es nicht.

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Beitrag von nightrider » 20.07.2009, 02:00

Filou hat geschrieben:Ist nicht grad diese egoistische Denkweise unser Problem.

Wenn es schlecht läuft entscheiden auch "alle" selbst 300 Stunden und mehr zu arbeiten und stehen sich gegenseitig im Weg, was der größte Blödsinn ist, den man sich antun kann.
mfg Filou
Das ist „Schwarzdenke”.
Wenn den Unternehmern vorgeschrieben wird wann und wie lange sie zu fahren haben, gibt es keine Unternehmer mehr, sie sind dann quasi Weisungsgebunden und damit nicht mehr selbstständig.

Was sollte mich auch noch motivieren Unternehmer zu sein, wenn auch das letzte Bisschen Freiheit, (viel haben wir in der Branche sowieso nicht) gecancelt würde?

In dem Fall würden viele Kleine wahrscheinlich ihre Konzession an einen Großen verkaufen und selbst als Fahrer arbeiten.

Warum sollte ich mir noch den ganzen Kostenblock, das Risiko, die vielen Stunden nicht nur im Taxi, sondern auch im Büro und anderweitig antun, wenn ich sowieso wie ein Fahrer zu arbeiten hätte?

Die Folge, es gäbe über kurz, oder lang nur noch ein paar Große und die könnten dann machen was sie wollen, weil sie dann eine Art Monopol haben.
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Beitrag von Filou » 20.07.2009, 07:32

nightrider hat geschrieben:Das ist „Schwarzdenke”.
Falsch! Frag doch mal in anderen Branchen, Geschäfte mit Öffnungszeiten oder Transportunternehmer mit festen Verträgen und vielen anderen Selbstständigen, dessen Geschäft nur funktioniert, weil sie sich an feste Zeiten halten. Du möchtest jederzeit sagen können ja oder nein und dass ist vielen anderen Unternehmern in Deutschland gegenüber unfair.

mfg Filou

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Beitrag von nightrider » 20.07.2009, 11:11

Ein Vergleich mit anderen Branchen ist ein Vergleich Äpfel mit Birnen.

Zum 1. kann wenn schon Vergleichen, dies nur mit Branchen wie Busse, Bahnen, evtl. Gastronomie sein. Zum 2. haben wir gem. PbefG nicht nur die Möglichkeit rund um die Uhr zu fahren, sondern theoretisch sogar eine 24 Std Bereitstellungspflicht.

Aber das ist gar nicht der Punkt, sondern nenn mir doch bei Realisierung deiner Forderung noch einen vernünftigen Grund warum dann noch jemand Unternehmer bleiben, oder gar werden soll.

Wie gesagt, dann werde ich lieber Fahrer, sitz meine Schicht ab und lege dann die Füße auf mein Sofa, scher mir den Teufel um Auto, Inspektion, Konzession, Eichamt, Tüv, Buchhaltung, Büro, usw...
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Beitrag von Wattwurm » 20.07.2009, 11:37

Schichtmodelle beruhen auf einer mittelfristigen Planung! Was ist aber, wenn kurzfristige Ereignisse eintreten, die nicht in die Planung einkalkuliert wurden, z.B. Unwetter, Zugausfälle etc.? Sind wir dann noch flexibel genug den erhöhten Bedarf zu befriedigen?

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Re: Neue Schichtmodelle – Weg aus der Krise?

Beitrag von Hockenheimer » 20.07.2009, 11:38

Schwatzbacke hat geschrieben:
Und jetzt die Preisfrage, kann ein solches Modell innerhalb einer Taxigesellschaft funktionieren, die aus lauter freien Unternehmern besteht, die sich bekanntermaßen ungern ins Geschäft reinreden lassen? Neue Schichtmodelle – Weg aus der Krise?
Das liest sich etwas abfällig über die eigensinnigen Unternehmer.
Sorry, aber jede Firma hat das Recht im Rahmen der Gesetze den Betrieb zu führen, wie es ihr passt. Punkt.!! Wenn mein Stammkunde anruft und micht fragt ob ich ihn zu dieser oder jener Zeit fahren kann und ich dann erst im Fahrbedarfsplan nachschauen muss, ob ich drin bin, sollte man ehrlicherweise das Taxi gleich den Busbetrieben eingliedern (und die Fahrer genauso bezahlen).

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Beitrag von Schwatzbacke » 20.07.2009, 12:22

In keinster Weise abfällig, das hast Du völlig missverstanden!

Deine Stammkunden kannst Du fahren, wann immer Du willst.

Ich plädiere für etwas anderes, nämlich die Verteilung der Zentralenaufträgen nach Gesichtspunkten der Effizienz. Vor allem für die Vermeidung unsinniger Standzeiten. Eigentlich für alle eine echte Win/Win Situation.

Interessant sind solche Modelle aber eher nicht für Kleinst- und Kleinzentralen (die verhalten sich üblicherweise ja schon nachfragegerecht), sondern eher für mittlere und Großzentralen.

Aber die Frage, ob das mit der jetzigen Unternehmerstrukur umsetzbar sein könnte, die bleibt natürlich.

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