Beitrag
von Jochen Lembke » 31.12.2022, 16:41
Zusammenfassung, kann jeder teilen, von mir aus auch unter Weglassung meines Namens. Jeder mag es umschreiben oder kürzen oder ergänzen. Es dreht sich für mich nicht um mich, sondern um meine Verantwortung.
Ich, Jochen Lembke, Europas taxifahrender Schriftsteller, nenne mich den rechtmäßig berühmtesten Taxifahrer der Welt (wohl wissend, dass es Kollegen gibt, die viel bekannter sind als ich, weil sie sich mit dem System arrangiert haben, anstatt es zu bekämpfen), weil ich in drei Ländern und fünf Städten lizensiert Taxi gefahren bin und darüber Bücher schrieb und gebloggt habe und zudem einen Stadtplanweltrekord für mich beanspruche.
Doch sehe mich auch ganz in der Tradition des Eisernen Gustavs, der damals seinen Bekanntheitsgrad dafür verwendet hatte zu versuchen, die Situation der Taxifahrer insgesamt zu verbessern.
Aufgrund dessen rufe ich zu einem bundesweiten, bzw. auch weltweiten, Taxifahreraufstand auf!
Die Lage ist, dass das Gewerbe in einer selbstverschuldeten Dauermisere festhängt, die rein auf Fehlorganisation beruht, unabhängig von konjunkturellen Schwankungen. (Länder und Regionen, wo das Gewerbe gut organisiert sein mag, wären davon natürlich ausgenommen, aber die möchte ich erst noch sehen!)
Wir sind Teil des öffentlichen Personennahverkehrs, deren Angestellte sonst auch ganz überwiegend im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, die Stadt/Gemeinde kontrolliert alles und jedes, die Führerscheine, die Erlaubnis Personen zu befördern, die Anzahl der Taxilizenzen, die Unternehmerlizenzen, die Tarife, die Geschwindigkeit, mit der man im Ort fahren darf, sie sanktioniert Beschwerden durch Entzug der Taxilizenz für Fahrer, Unternehmer oder Fahrzeug.
Dennoch, und total widersprüchlich – sind Taxifahrer, nach meiner Kenntnis auch weltweit - nirgendwo im öffentlichen Dienst beschäftigt!
Dennoch kümmern sich die Behörden nicht ausreichend um das Gewerbe!
Sondern, die Stadt/Gemeinde lagert diesen Bereich komplett aus, an Subunternehmen, also privatwirtschaftlich organisierte Taxifirmen und selbst fahrende Unternehmer, schlicht um Kosten für Löhne und Sozialabgaben zu sparen und vor allem auch um diesen Sektor vom Subventionszufluss aus Steuergeldern ganz abzuschneiden.
Steuergelder fließen also eher in die Taschen der Stadt- und Gemeindefunktionäre, in vergleichsweise üppige Gehälter und Pensionen und in protzige Prunkbauten, während Taxifahrer einen nur sehr geringen Durchschnittslohn haben und noch nicht einmal bezahlte Feiertage kennen, Sitze von Taxiklitschen heruntergekommenen Baracken gleichen.
Doch das Schlimmste ist, dass, obwohl sonst alles bis ins kleinste und pingelig reguliert ist, nicht darauf geachtet wird, dass es pro Stadt und Gemeinde nur eine Taxirufnummer und vor allem nur einen Taxibetrieb gibt!
Sondern, man lässt vollkommen widersinnig und unlogisch und vor allem verderblich einen geradezu ruinösen Konkurrenzkampf zu, durch die Existenz vieler verschiedener privatwirtschaftlicher Taxifirmen, der also dazu führt, dass die Fahrzeuge nicht ausgelastet sind, erhebliche Leerkilometer aufweisen und zudem die Bedienfähigkeit lächerlich gering ist.
Die Chefs der Taxifirmen jaulen deshalb beständig, um die Folgen der Misswirtschaft rein für sie selber und ihren eigenen Geldbeutel zu verringern, nach billigerem Sprit und noch niedrigeren Löhnen und höheren Tarifen und die Presse vermeidet es stets die wahre Ursache der Misere zu benennen.
Es ist nicht die Ausnahme, sondern es ist die Regel, dass ein Taxi einer Firma in einem Raum frei wird, in dem ein Taxikunde gerne ein Taxi für sofort hätte, es aber nicht bekommt, weil er bei einer Firma angerufen hat, die aber dort kein Fahrzeug hat.
Auch Flughäfen, oder sogar auch Bahnhöfe, machen gerne private, bezahlte Verträge mit einzelnen Taxifirmen, die dazu führen, dass Kunden lange auf Taxis warten, während Taxis dort leer wegfahren müssen, die nicht dort aufnehmen dürfen. Die Misswirtschaft wird dann auf den Tarif aufgeschlagen und vom Lohn abgezogen.
Generell gibt es zu wenig Kooperation und Organisation/Regulierung, es ist nicht die Ausnahme, sondern die generelle Regel, dass Fahrer einer Stadt weite Strecken auswärts unterwegs sind und leer zurückfahren. Ein Fahrer der Stadt x fährt etwa 200 Kilometer weit in die Stadt y und dann leer zurück und dann fährt aber ein Fahrer der Stadt y in die Stadt x und natürlich ebenso leer zurück.
Auch die Trennung in Taxi und Mietwagen, die nicht an Ständen stehen dürfen und Abwinker aufnehmen, und dann auch noch in funklose Taxi, die nur Standplätze anfahren, oftmals leer durch die ganze Stadt zum Bahnhof zurück und die nicht im Raum stehen bleiben können – ist verheerende Fehlorganisation, die dazu führt, dass alle wild und leer durcheinander fahren und die Stadt verstopfen, Abgase produzieren, aber nichts verdienen. Es darf nur noch eine Kategorie, also Funktaxi geben, die sowohl an Ständen warten darf, als auch Funkaufträge bedienen kann, so haben wir die kürzeste Bedienzeit, bei Vermeidung von Leerkilometern!
Zudem führt die privatwirtschaftliche Organisation dazu, dass sich viele Firmenchefs auf Kosten der Kunden und der Fahrer bereichern und nicht investieren und nur schlechte Löhne zahlen, von Tricksereien mal ganz abgesehen.
Während weltweit Finanz- und multinationale Konzerne Kartelle bilden und Konzentration statt Wettbewerb zeigen, ist das Taxigewerbe in einen geradezu lächerlichen, ja vollkommen idiotischen Konkurrenzkampf hineingezwungen, der als Ergebnis nur Leerkilometer, niedrige Löhne und hohe Tarife produziert und den eigentlichen Konkurrenten des Taxigewerbes, das Privatauto, aber verschont!
Woran letztlich die Behörden schuld sind, die eigentlich regulieren sollten, es aber versäumen – weshalb ihre zuständigen Leiter vor Gericht gestellt gehören!
Trotz des inzwischen gravierenden Fahrermangels treten Chefs, städtische Bedienstete und radfahrende, in Führungspositionen aufgestiegene, Ex-Fahrer, in Feudalherrenart auf, stellen Fahrer als dumm und faul dar, die man anschreien darf, es herrscht hire and fire und es gibt keinen wirksamen Kündigungsschutz. Fahrer werden laufend rausgeschmissen und neue eingestellt, die aber genauso schlecht behandelt werden – was durch die ständige Fluktuation zu noch schlechterem Service führt.
Anstatt durch schwerere Ortskunde und Sprachprüfungen für Qualitätssicherung bei Fahrern zu sorgen, wurde durch weitere Deregulierung des Gewerbes, bei gleichzeitiger Beibehaltung des behördlichen Wasserkopfs aber natürlich, der Teufelskreis schlechte Fahrer, schlechter Service, weniger Fahrgäste, niedrigere Löhne, noch schlechtere Fahrer noch weiter verschärft.
Zusätzlich verschlimmert sich die Misere natürlich erheblich durch den neuen Konkurrenten Uber und seine Verhätschelung durch amerikahörige Politiker, dem wir schutzlos ausgeliefert sind.
Wir fordern also diesen groben Unfug sofort abzustellen!
Wir fordern die bisher völlig fehlende Organisation und Regulierung des Gewerbes ein und eine angemessene Bezahlung, die gleich ist mit den anderen Beschäftigten im öffentlichen Personennahverkehr, die bei der Stadt angestellt sind.
Wir wollen selbstverständlich umweltfreundliche Alternativen zum Taxi nicht blockieren, doch Uber wiederum ist ein US-Konzern, der somit Amerikas Problem ist, wir fordern sein Verbot in allen anderen Ländern und stattdessen eine gemeinnützige, kostenlose Alternative, durch Förderung von Fahrgemeinschaften und Taxi-Apps für jedermann.
Bis diese Forderungen erfüllt sind gehen wir in den Aufstand!
Wir wollen Bewusstmachung erreichen und Öffentlichmachung, durch Aktionen und Verweigerung, bis unsere Forderungen erfüllt sind!
Wir bieten, ohne irgendwelche zusätzlichen Kosten, langfristig besseren Service, bei geringeren Tarifen, so dass dieser Aufstand vor allem auch bei Fahrgästen ankommen wird!