Neuer Energieträger in Sicht?

Der virtuelle Taxitreff.
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MikeVeltel
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Neuer Energieträger in Sicht?

Beitrag von MikeVeltel » 08.07.2004, 21:31

Zum Thema neue Energieträger fand ich heute diesen interessanten >>Artikel in der ZEIT<< vom 08.07.2004.

Ist das die Lösung?

Freundliche Grüße
Zuletzt geändert von MikeVeltel am 13.11.2004, 02:20, insgesamt 1-mal geändert.

Crazytaxi Freak
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Beitrag von Crazytaxi Freak » 09.07.2004, 08:21

Sehr interessant.
Wenn ich recht verstehe, ist das fast dasselbe Verfahren, mit dem der Sprit für die Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg hergestellt wurde, nur halt für Diesel.
Dieser wurde aus Kohle gewonnen, und so schlecht kann er nicht gewesen sein, denn immerhin hatte z.B. die Messerschmitt Bf 109 (oder Me 109...) einen Direkteinspritzmotor, vielleicht sogar den ersten in Großserie.
Dadurch hatte diese keinen Vergaser, der beim Gaswegnehmen vollaufen konnte, im Gegensatz zu Supermarine Spitfire.
Zumindest in der Hinsicht war die Messerschmitt doch besser, dafür glänzte die Spitfire in Anderen Disziplinen, aber das gehört nicht hierher.

Außerdem hatte die Schutztruppe von Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) im Ersten Weltkrieg aus Kokosöl Sprit hergestellt, den sie "Trebol" nannten, welches die Motoren prima vertrugen.

Womit mal wieder perverserweise bewiesen wäre, daß die besten Erfindungen im Krieg gemacht werden.

Da die Chemische Forschung sich ja logischerweise weiterentwickelt hat in der Zwischenzeit (70 bzw. 90 Jahre), ist es doch eigentlich naheliegend, auf Basis dieser Produkte zu forschen.
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß Bodo Wolf (siehe Artikel) und der Luftwaffensprit aus demselben Bundesland stammen, nämlich Sachsen...

Also warum in die Ferne schweifen, wenn die Lösung fast vor der Haustür zu suchen ist?!
Was haben der Commodore C64 und der Rock And Roll gemeinsam?
Genau, beide sind uralt und trotzdem nicht totzukriegen, jaaaa...

Jörn

Beitrag von Jörn » 09.07.2004, 21:48

Zur Ergänzung:
Die Bf 109 (Me 109) hatte dafür einen extrem hohen Spritverbrauch und deswegen nur eine sehr geringe Reichweite. Maximale Kampfzeit 20 Minuten. Außerdem mußte bei extremer Leistung Methanol eingespritzt werden, was häufig zu Komplikationen führte.

Der beste deutsche Jäger war eindeutig die Focke Wulf FW 190. In jeder Hinsicht der 109 weit überlegen, aber als Jagdbomber mißbraucht, ähnlich der Me 262!

Jörn

Beitrag von Jörn » 09.07.2004, 21:51

Ergänzung 2:
Die einzige wirklich neue und alternative Energiequelle ist und bleibt die Brennstoffzelle! Derzeit fährt ein Opel quer durch Europa. Er soll bis 2007 zur Serienreife für normale Fahrzeuge gebracht werden.
Außerdem kann man in Hamburg zwei Busse von Daimler-Crysler im Dienster der HEW und HVV fahren sehen, wo oben am Auspuff es fröhlich dampft! Aber eben NUR Dampf = Wasser!

Übrigens sind Brennstoffzellen wirklich nichts Neues: Sie arbeiteten schon in den Apollo-Kapseln zur vollsten Zufriedenheit!

Gast

Beitrag von Gast » 10.07.2004, 05:28

:arrow:
Zuletzt geändert von Gast am 11.09.2004, 03:43, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von hjm » 12.07.2004, 14:27

Hallo Jörn,

die Brennstoffzelle wird bekanntlich mit Wasserstoffbetrieben. Doch Wasserstoff ist keine neue Energie- q u e l l e sondern lediglich ein neuer Energie- s p e i c h e r. Weil: Zunächst muß der Wasserstoff mit energetischem Aufwand (Kohle, Öl, Wind, Wasser, Uran, Biomasse usw.) erzeugt werden, bevor man ihn speichert, transportiert und dann bei Bedarf in Energie zurückwandelt.

Das die Wasserstofftechnologie funktioniert, steht außer Frage. Leider gibt es (noch) keine industriellen Verfahren, um Brennstoffzellen
k o s t e n g ü n s t i g (!) zu fertigen. Fachleute rechnen mit 20 – 30 Jahren, um solche Verfahren zu entwickeln. Nur wo Geld keine entscheidende Rolle spielt (Wehrtechnik – insbes. U-Boote, Raumfahrt, Forschung, Versuchsfahrzeuge) wird Wasserstofftechnik heute schon eingesetzt. Für viel Verwirrung gesorgt hat in diesem Zusammenhang die vollmundige Behauptung der deutschen Autoindustrie, man würde schon bald Wasserstoffautos serienmäßig herstellen. Das war nichts weiter als Lug&Trug, einzig und allein um schärfere Abgasnormen abzuwimmeln - und das hat leider auch prima funktioniert.

Ich vermute, daß sich die zivile Wasserstofftechnik als erstes bei Lokomotiven durchsetzen wird. Dort gibt es hohe Laufleistungen (Kosten / Nutzen) und Null Platzprobleme für die Tanks. Der elektrische Antrieb (die Brennstoffzelle ist E-Technik) hat sich bei Lokomotiven bestens bewährt, weil beim Anfahren extrem hohe Leistungen benötigt werden (NB: sog. Diesel-Loks sind in aller Regel in Wahrheit Diesel-Hybrid-Loks).

Für Straßenfahrzeuge wird die Verbrennung nachwachsender Rohstoffe künftig eine bedeutende Rolle spielen (müssen). Bei Fahrzeugen die vorwiegend im Stadtverkehr betrieben werden, bietet sich der Einsatz von Hybridmotoren an (d.h. ein relativ kleiner Motor treibt einen Generator, der mehrere Batterien lädt). Das Fahrzeug fährt dann elektrisch und ist sehr spurtstark. Die Batterien und Kondensatoren (= Schnellspeicher) werden zwar etwas Gewicht kosten, doch gleichzeitig entfallen: Getriebe, Differential und Kardanwelle (Folge: besseres Platzangebot!).

Damit kann der Energieverbrauch künftiger Autos etwa halbiert werden, die Fahrzeuge werden zudem leiser, vermutlich auch leichter und die Betriebskosten werden sinken.

Durch die Halbierung des Spritverbrauchs können gasförmige (Bio-)Kraftstoffe benutzt werden, die ca. doppelt so viel Platz benötigen wie flüssige. Bei gleichem Raumbedarf für die Kraftstofftanks können dann problemlos die gleichen Reichweiten erzielt werden wie mit heutigen Autos.

Es bietet sich zudem an, alle vier Räder anzutreiben, was die Fahreigenschaften künftiger Taxis verbessern würde. Die Bremsenergie kann durch Umpolen der E-Motoren zum Laden der Batterie genutzt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, das Fahrzeug nachts an die Steckdose anzuklemmen und billigen Nachtstrom zu tanken (dadurch kann die Abwärme für Heizzwecke genutzt werden). An geeigneten Taxiposten könnte man berührungslose Stromübertragungsanlagen installieren (letzteres ist bereits entwickelt; über möglichen Elektrosmog liegen mir keine Erkenntnisse vor).

Ein kleines Problem könnte die Heizung der Fahrzeuge darstellen, weil die Hybridmotoren nur zeitweilig laufen. Doch was man uns heute als Fahrzeugheizung verkauft (= Prinzip der Lufterwärmung) ist ohnehin Mist, ist ungesund, unkomfortabel und um rund 100 Jahre hinter dem Stand der Technik.

/hjm

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Beitrag von MikeVeltel » 12.07.2004, 21:19

Hallo hjm,

ich danke dir für diesen sehr sachlichen und qualifizierten Beitrag. Aus genau den von dir geschilderten Gründen ist der hier beschriebene, neue Energieträger offenbar eine äußerst interessante (Interims-)Alternative.

Freundliche Grüße

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Beitrag von Crazytaxi Freak » 26.07.2004, 20:15

Kleine Anmerkung an Jörn:
Der VW Golf FSI ist auch nicht gerade für ein gutes Leistungs/Verbrauchs-Verhältnis bekannt; wohl aber dafür, der erste deutsche PKW mit Benzin-Direkteinspritzung zu sein.
Tja, da hat sich in fast 70 Jahren (die Bf 109 flog schon im Spanischen Bürgerkrieg) nicht allzuviel verändert.
Übrigens habe ich diese Maschine zum Vergleich gewählt, weil diese einfach das bekannteste Flugzeug mit Benzin-Direkteinspritzmotor war und weil diese sehr oft akribisch mit der Spitfire verglichen wurde.
Was haben der Commodore C64 und der Rock And Roll gemeinsam?
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Beitrag von hjm » 10.09.2004, 19:33

Leider löst die Herstellung von Bio-Kraftstoffen nur einen Teil des Energiehungers. Die "Zeit" (s.o.) schreibt:

"Berninger hat ausrechnen lassen, auf wie viel der knapp zwölf Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche sich Rohstoffe für Sundiesel anbauen ließen: auf immerhin rund zwei Millionen Hektar. Selbst wenn die Bauern strengste Umwelt-vorschriften beachteten, könnten sie genug Rohstoffe für ein Viertel des deutschen Dieselverbrauchs erzeugen, haben Berningers Fachleute den Staatssekretär wissen lassen. Weitere Sundiesel-Chargen ließen sich im Ausland herstellen.“

In der obigen Betrachtung sind nicht enthalten:
1. 75% des Dieselverbrauchs
2. Benzin
3. Flugbenzin
4. Heizöl
5. Schweröl (für Schiffsantriebe)

D.h. man kommt auch mit Biotreibstoffen um das Thema Energiesparen nicht herum!

Die wichtigsten Verfahren, um beim Transport von Menschen oder Gütern Energie einzusparen sind:
1. keine Irrfahrten, keine Umwege (Navigationssysteme)
2. ultra-leichte Fahrzeuge (sicherer Verkehr statt schwerer Fahrgastzellen)
3. voll-besetzte Fahrzeuge (Anrufsammel-Taxis)
4. Niedriger Windwiderstand durch elektronische Zugbildung (= Fahren im Windschatten)
5. Niedriger Rollwiderstand (z.B. durch Stahlräder auf Stahlschienen – insbes. auf Fernstrecken)
6. Niedrige, aber gleichmäßige Geschwindigkeit (keine Stopps, keine Staus, keine Ampeln)

Mein Fazit:
Die nahe, die unmittelbare Zukunft des Verkehrs ist der automatisierte Verkehr - oder das zufußgehen.

/hjm

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Beitrag von MikeVeltel » 13.11.2004, 02:13

Wenngleich die Wasserstoff-Technologie noch lange nicht marktreif ist, so hat dennoch heute in Berlin BP/ARAL die erste öffentliche und >>weltgrößte Wasserstoff-Tankstelle<< eröffnet.

Die hochmoderne Station verfügt über jeweils eine Zapfsäule für flüssige und gasförmige Wasserstoffbetankung. Die gasförmige Variante des Wasserstoffs wird mittels Elektrolyse erzeugt. Der dazu benötigte Strom wird regenerativ hergestellt.

Der flüssige, minus 253°C kalte Wasserstoff hingegen wird außerhalb des Tankstellengeländes produziert, per Tankwagen angeliefert und vor Ort in einem Spezialtank gespeichert.

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Beitrag von MikeVeltel » 27.02.2005, 08:33

Und hier ein weiterer Schritt in Richtung Marktreife von wasserstoffbetriebenen Autos.

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