Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Der virtuelle Taxitreff.
Löwenzahn
Vielschreiber
Beiträge: 1385
Registriert: 15.04.2015, 15:33
Wohnort: Berlin

Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von Löwenzahn » 24.10.2015, 09:16

Moin,

immer öfter höre ich von Kollegen, dass 22 Euro Umsatz pro Stunde im Durchschnitt erforderlich sind, damit der Mindestlohn von 8,50 Euro bezahlbar ist.

Ist das überall so?
Wie errechnet sich der Wert?
Gibt es Möglichkeiten, dass die Erwartungen heruntergeschraubt werden? Dass Unternehmer bereits mit einem Schnitt von 16 Euro in der Lage sind, den Mindestlohn zu bezahlen?

Oder sind die 22 Euro eine Riesenlüge der Unternehmer und sie wollen den Mindestlohn nur nicht bezahlen?
Zuletzt geändert von Löwenzahn am 24.10.2015, 09:17, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
sivas
Vielschreiber
Beiträge: 2842
Registriert: 02.09.2011, 19:46
Wohnort: Südhessen

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von sivas » 24.10.2015, 10:16

Es ist bezeichnend für das Gewerbe, dass bei der Berechnung des Mindestumsatzes die 'Fahrerkosten' durch den Aufwand ermittelt werden, den ein 'geringfügig Beschäftigter' mit Bezahlung nach Mindestlohn verursacht.

Wie soll denn ein selbst- und alleinfahrender EWU mit diesen Erlösen seine privat versicherte soziale Absicherung finanzieren ? geht doch gar nicht !

Wie berechnet sich der Wert von 22 Euro ?

Dem Fahrer werden 40% des Umsatzes als 'Bruttolohn' zugestanden. Also kann der 'Unternehmer' die anfallenden Lohnneben- und Fahrzeug- wie auch die sonstigen Betriebskosten und Abgaben mit 60% finanzieren.
>> 8,5 / 4 * 10 = 21,25 Euro Mindestumsatz pro Stunde.

Werden dem Fahrer Sonntagnachts 50% zugestanden, verringert sich der zur Zahlung des Lohnes erforderliche Mindestumsatz
>> 8,5 / 5 * 10 = 17,00 Euro

TAXI-Mathematik halt ...

sivas
Zuletzt geändert von sivas am 24.10.2015, 10:48, insgesamt 2-mal geändert.

Benutzeravatar
sivas
Vielschreiber
Beiträge: 2842
Registriert: 02.09.2011, 19:46
Wohnort: Südhessen

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von sivas » 24.10.2015, 10:31

Im Taxigewerbe ist alles immer etwas anders

Da kann der Unternehmer sogar den Mindestlohn bezahlen, wenn sein Fahrer nach 1 Stunde Wartezeit am Bahnhof eine 8-€-Tour einlädt ! ... für deren Durchführung er noch mal 'ne Viertelstunde benötigt ... bis er wieder am Bahnhof ist.

TAXI-Mathematik halt ...

sivas
Zuletzt geändert von sivas am 24.10.2015, 11:04, insgesamt 2-mal geändert.

Löwenzahn
Vielschreiber
Beiträge: 1385
Registriert: 15.04.2015, 15:33
Wohnort: Berlin

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von Löwenzahn » 24.10.2015, 11:06

Dem Fahrer werden 40% des Umsatzes als 'Bruttolohn' zugestanden. Also kann der 'Unternehmer' die anfallenden Lohnneben- und Fahrzeug- wie auch die sonstigen Betriebskosten mit 60% finanzieren.
>> 8,5 / 4 * 10 = 21,25 Euro Mindestumsatz pro Stunde.
Ich hätte nie gedacht, dass die Unternehmer den Mindestlohn nicht bezahlen wollen. Den besten Beweis hast du mit dieser Berechnung geliefert. Da steht nichts weiter drin, als dass der Taxifahrer weiter nach Provision bezahlt wird. Bloß nicht auf Profit verzichten.

Die Regelung ist einfach: 40% vom Umsatz ist zu gering für den Arbeitnehmer, deshalb wurde das Mindestlohngesetz eingeführt. Es sollte dazu führen, dass jeder Taxifahrer ein höheres Gehalt bekommt für gleiche Arbeit.

Pustekuchen. Wir haben raffgierige Geldsäcke, die auf keinen Cent ihres Profits verzichten wollen.
Ein Monat mit 160 Arbeitsstunden verlangt vom Arbeitnehmer über 3500 Euro Monatsumsatz. Davon gehen 1300 Euro für den Angestellten ab. Verbleiben 2200 Euro für den Arbeitgeber.

Du willst mir jetzt allen Ernstes sagen, dass der Unternehmer 2200 Euro Profit von jedem seiner Fahrer braucht?

Andersrum gerechnet. Die 160 Arbeitsstunden pro Monat bleiben gleich. Der Unterschied ist, dass der Unternehmer nur 16 Euro Stundenumsatz fordert, das sind dann 2560 Euro Monatsumsatz. Auch hier gehen wieder 1300 Euro für den Arbeitnehmer weg. Verbleiben 1260 Euro Profit pro Fahrer für den Arbeitnehmer.

Du willst mir jetzt allen Ernstes sagen, dass Unternehmer mit 1260 Euro nicht überleben können. Dass Großunternehmen mit über 100 Fahrer und einem Profit von über 126000 Euro ihre Firma nicht bewirtschaften können? Dass es unbedingt 220000 Euro sein müssen?

Pro Monat wohlgemerkt. Das klingt für mich nach einer Riesenverarsche!

Guter_Kollege
Vielschreiber
Beiträge: 4269
Registriert: 29.11.2013, 00:28

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von Guter_Kollege » 24.10.2015, 11:24

Lieber Löwenzahhn, auch wenn ich in Lohnbuchhaltung und Betriebswirtschaft nicht sonderlich gebildet bin, darf ich Dir sagen:
SO kann man nun wirklich keine seriöse Kostenaufstellung machen.
Alleine dass Du schon mal Netto- und Bruttokosten mißachtest, insbesondere keine Lohnnebenkosten und anderes einkalkulierst,
macht Deinen Text zu einem für die Rundablage.

Benutzeravatar
sivas
Vielschreiber
Beiträge: 2842
Registriert: 02.09.2011, 19:46
Wohnort: Südhessen

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von sivas » 24.10.2015, 11:36

das Mindestlohngesetz schreibt keine auf Stundenbasis berechnete Entlohnung vor ! sie kann auch vom Umsatz abhängig sein.
Mit dem MiLoG tritt eine umfangreiche Arbeitszeitaufzeichnungspflicht in Kraft. Anhand dieser Aufzeichnungen kann überprüft werden, ob die Lohnzahlungen den gesetzlichen Vorgaben entsprechen

Löwenzahn
Vielschreiber
Beiträge: 1385
Registriert: 15.04.2015, 15:33
Wohnort: Berlin

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von Löwenzahn » 24.10.2015, 11:48

Ich verstehe nicht viel von Betriebswirtschaft. Ich will nur wissen ob die 22 Euro pro Stunde gerechtfertigt sind oder nicht und ob Betriebe es auch mit weniger schaffen. Und wenn ja, welche Möglichkeiten gibt es.

8,50 Euro Bruttolohn pro Stunde. Und ein Stundenschnitt von 16 Euro nach exakter Stundenaufzeichnung. Danach will ich einfach nur wissen, ob jeder Betrieb unbedingt 22 Euro fordert und man sonst gekündigt wird?

Guter_Kollege
Vielschreiber
Beiträge: 4269
Registriert: 29.11.2013, 00:28

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von Guter_Kollege » 24.10.2015, 11:52

Zitat: "sie kann auch vom Umsatz abhängig sein."
Das wäre erstmal auch nicht weiter problematisch, gäbe es aber nicht dazu noch die verbreitete Praxis
sowohl einen variablen Grundstundenlohn in Arbeitsvertrag und/oder Lohnabrechnung zu etablieren,
als auch nach gusto variable Lohnbestandteile (Zulagen/Zuschläge).

Benutzeravatar
sivas
Vielschreiber
Beiträge: 2842
Registriert: 02.09.2011, 19:46
Wohnort: Südhessen

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von sivas » 24.10.2015, 12:18

Lieber Löwenzahn,

mit Deiner Themenüberschrift hast Du ein heikles Thema angeschnitten. Wie sich jetzt herausstellt, ist Deine Motivation dazu eher banaler Art.

Geh einfach raus und fahre - irgendwo. Vielleicht findest Du ja zufällig genau den Betrieb, den wir alle suchen.

Viel Glück !

sivas

Benutzeravatar
sivas
Vielschreiber
Beiträge: 2842
Registriert: 02.09.2011, 19:46
Wohnort: Südhessen

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von sivas » 24.10.2015, 12:25

ein Tipp: versuche bei einem selbstfahrenden Einzelwagenunternehmer unterzukommen :wink:

Löwenzahn
Vielschreiber
Beiträge: 1385
Registriert: 15.04.2015, 15:33
Wohnort: Berlin

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von Löwenzahn » 24.10.2015, 12:44

Nun Sivas, ohne persönlich zu werden, was ist daran banal? Dass ich den Unternehmer ihren Profit nicht gönne?

Fakt ist, die Tarife wurden erhöht, damit der Mindestlohn gezahlt werden kann. Es war wohl nicht unbedingt beabsichtigt, dass sich der Profit des Unternehmers erhöht, sondern damit Gelder erwirtschaftet werden, damit der Unternehmer den Mindestlohn bezahlen kann.

Kurz gesagt: das angestrebte System besagt: "Keine Profiterhöhung für den Unternehmer" aber "Gehaltserhöhung für den Arbeitnehmer." Das ist nicht banal, das ist so.

Nun erweckt sich mir der Eindruck, dass die Unternehmer für sich einen Vorteil daraus ziehen. Die sagen sich: "Von der Tariferhöhung will ich auch profitieren. Das Gesetz schreibt mir zwar eine volle Arbeitszeitbezahlung vor, das mache ich aber nur, wenn der prozentuale Anteil stimmig ist, sonst nicht."

Damit ich meinem Chef jeden Monat 22 Euro Stunden-Umsatz-Durchschnitt garantieren kann, hätten alle einzelnen Werte des alten Tarifs fast verdoppelt werden müssen. Das ist nicht geschehen. Wäre auch zu schön gewesen, den Fahrgast noch dafür bluten zu lassen, dass der Chef noch mehr Geld in private Taschen wirtschaften kann. Irgendwann wird sich der Fahrgast die Frage stellen, warum die Chefs nicht auf ihren Profit verzichten. Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, dass der Fahrgast für 4 Kilometer 50 Euro hinblättern muss und der Taxifahrer trotzdem noch rummault, dass er den Mindestlohn nicht bekommt.

Unabhängig von Saschas Art schätze ich es, wenn jemand die Realität veröffentlicht. Wenn Taxifahrer trotz Mindestlohngesetz und Tariferhöhung immer noch rummaulen, dass sie den Mindestlohn nicht bekommen, dann ist die letzte große Tariferhöhung gescheitert.

Kunden wie Sascha können das in Foren ausplaudern. Die Taxifahrer werden dazu nicht den Mut haben.

Es wird sicherlich auch ein paar Nachtfahrer geben, die 24 Euro Stundenschnitt schaffen. Aber es kann mir keiner erzählen, dass jeder Tagfahrer jeden Monat ein 22 Euro Stundenschnitt hat.


Schade, ich hätte mir eine plausible Kalkulation gewünscht, die vielleicht sogar erklärt, dass 22 Euro Stundenschnitt noch zu wenig ist und wir sogar 30 Euro brauchen. Es ist keine Schande unwissend zu sein. Aber eine ausgiebige Aufklärung wird man doch erwarten können?

Sascha1979
Vielschreiber
Beiträge: 2033
Registriert: 02.03.2015, 16:41
Wohnort: München

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von Sascha1979 » 24.10.2015, 12:47

Löwenzahn hat geschrieben: Du willst mir jetzt allen Ernstes sagen, dass der Unternehmer 2200 Euro Profit von jedem seiner Fahrer braucht?
Unabhängig davon, dass du hier wirklich alles miteinander vergleichst, falsch berechnetest und betitelst, bin ich mir mit einer Sache sicher, wenn ich nur 3 Zahlen im Kopf betriebswirtschaftlich überschlage:
Kein Mehrwagenunternehmer wird reich bei mit 60% vom Taxi-Umsatz. Da bleibt nämlich vermutlich nahezu nichts übrig.
Du willst mir jetzt allen Ernstes sagen, dass Unternehmer mit 1260 Euro nicht überleben können. Dass Großunternehmen mit über 100 Fahrer und einem Profit von über 126000 Euro ihre Firma nicht bewirtschaften können? Dass es unbedingt 220000 Euro sein müssen?

Pro Monat wohlgemerkt. Das klingt für mich nach einer Riesenverarsche!
Was hindert dich daran selbst Taxi-Unternehmer zu werden? Oder zumindest Einzelwagenfahrer? Bei diesen Überschüssen?
Guter_Kollege hat geschrieben:Lieber Löwenzahhn, auch wenn ich in Lohnbuchhaltung und Betriebswirtschaft nicht sonderlich gebildet bin, darf ich Dir sagen:
In welchen Themen bist du denn besonders gebildet?
Siehst du.
Das hat dich in der Vergangenheit auch nicht davon abgehalten den großen Max zu spielen.
Zeige einem schlauen Menschen einen Fehler und er wird sich bedanken, zeige einem dummen Menschen einen Fehler und er wird dich beleidigen.
Laotse

Sascha1979
Vielschreiber
Beiträge: 2033
Registriert: 02.03.2015, 16:41
Wohnort: München

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von Sascha1979 » 24.10.2015, 12:56

Für mich spielt die Erhöhung des Taxi-Tarifes primär keine Rolle.

Jeder Unternehmer darf so viel Geld verdienen, wie er möchte. Es hat jeder die Möglichkeit Unternehmer zu werden.
Es ist OK, dass ein Unternehmer 1.000 Angestellten 8,50 € bezahlt, und selbst 200 Millionen Profit / Monat damit macht.

Aber
Natürlich muss sich jeder Unternehmer an Gesetze halten!

Und die Gesetze besagen, dass der Mindestlohn zu bezahlen ist.

Einzig und allein das hat kontrolliert und sanktioniert zu werden!
Wenn ein Taxi-Unternehmer keinen ML bezahlen kann, dann muss er den Betrieb einstellen oder x Fahrern kündigen oder was auch immer.

Kein Unternehmer hat irgendein Recht darauf, dass sich seine Anzahl von Taxen, seine Anzahl von Fahrern und die Anzahl von Stunden, die er die Fahrer auf die Straße schickt, rechnet.

Eine Tarif Erhöhung um das zu verbessern ist nett. Und auch OK.

Aber vollkommen unabhängig davon muss der Unternehmer sich an die Gesetze halten.
Es werden ständig neue Gesetze verabschiedet, die alte Geschäftsfelder ruinieren. Das ist so. Das kann jedem Unternehmer immer und jederzeit passieren!

Taxi-Unternehmer sind die einzigen die meinen über dem Gesetz zu stehen und meinen verlangen zu können, dass die äußeren Umstände so angepasst werden, dass die Variable Mindest-Lohn alleine auf 8,50 € ansteigt.

Falsch!!!
Wenn es früher für den Unternehmer wirtschaftlich war Fahrer bei 40% Umsatzbeteiligung für effektiv 4,50 € auf die Straße zu schicken, dann ist es das eben heute vielleicht nicht mehr.
Und dann gibt es 0,0 Anrecht darauf, dass es wirtschaftlich gedreht wird, sondern dann muss der Unternehmer den Fahrer einfach von der Straße nehmen!
Zeige einem schlauen Menschen einen Fehler und er wird sich bedanken, zeige einem dummen Menschen einen Fehler und er wird dich beleidigen.
Laotse

Löwenzahn
Vielschreiber
Beiträge: 1385
Registriert: 15.04.2015, 15:33
Wohnort: Berlin

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von Löwenzahn » 24.10.2015, 13:07

So isset.

Problem wird sein, dass wir dann keine Tagfahrer mehr haben, weil die Stadt uns ausbremst. Problem ist dann auch die Einhaltung der Betriebspflicht, Verfügbarkeit von Taxen zu jeder Zeit.

Gerechtigkeit führt dazu, dass Kunden wie du tagsüber kein Taxi bekommen. Also entweder verzichten Unternehmer auf einen Teil ihres Profits oder die Politik kommt endlich mal in die Gänge und stützt das Taxigewerbe.

Meine F resse.

Benutzeravatar
sivas
Vielschreiber
Beiträge: 2842
Registriert: 02.09.2011, 19:46
Wohnort: Südhessen

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von sivas » 24.10.2015, 13:20

Löwenzahn, zwischen Deinen Zeilen habe ich herausgelesen, dass Du aktuell Schwierigkeiten hast, den von Deinem Chef geforderten Mindestumsatz einzufahren und Du deshalb nach Informationsaustausch suchst. Dies wäre dann ein persönliches Problem von Dir und bezogen auf die aktuellen Probleme des Gewerbes als gering und somit als banal zu bezeichnen. Sollte ich falsch liegen: 'tschuldigung !

Die Forderung des Gewerbes nach Tariferhöhung aufgrund des Mindestlohnes kam mir schon immer etwas suspekt vor und die Folgen davon sieht man ja: mittlerweile wird der Mindestumsatz seitens der Behörden vom Mindestlohn ausgehend hochgerechnet (siehe oben) - ein fataler Vorgang !

Was noch gar nicht so richtig zum Ausdruck gekommen ist, ist der Umstand, dass in den 'Erhöhungsgebieten' weiterhin nach Umsatz abgerechnet wird. Der Fahrer erhält also nur 40% der eigentlich allein ihm zugedachten Erhöhung !

Wie werden bei einem Tarifantrag die Lohnkosten in Ansatz gebracht ?

Entsprechen sie den Einnahmen, die ein selbständiger Einzelunternehmer erwirtschaften muss, um mit seiner Familie über Hartz-4-Niveau leben zu können, bei Absicherung seiner sozialen Belange durch Privatversicherungen ?
Oder sind es die 'Lohnkosten', die ein Mehrfachunternehmer hat, wenn er ausschliesslich 'Aushilfskräfte auf Geringfügigkeitsbasis' beschäftigt ? natürlich ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, während des Urlaubes, an Feiertagen usw.

Dies sind zwei Welten !

Über eine Veröffentlichung der exakten Berechnungen dieser beiden Varianten würde ich mich auch freuen.

sivas
Zuletzt geändert von sivas am 24.10.2015, 13:40, insgesamt 2-mal geändert.

Benutzeravatar
am
Moderator
Beiträge: 13151
Registriert: 18.03.2005, 17:29
Wohnort: Hansestadt Lübeck
Kontaktdaten:

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von am » 24.10.2015, 13:52

Ob 22€ für einen alleinfahrenden Unternehmer genügen, war hier ja nicht die Frage. Kürzlich wurde in Hamburg eine weitere Anhebung des derzeitigen Tarifes abgelehnt, wie man hier an anderer Stelle lesen konnte, da man behördlicherseits der Ansicht zu sein scheint, 18€ noch was würden genügen und die würden laut Gutachten in allen Segmenten des Hamburger Taxigewerbes erwirtschaftet.


Auf der Grundlage eines finanzierten Fahrzeuges zum Preis einer E-Klasse, Abschreibung vier Jahre, 8,5l Verbrauch/100km, 70.000 km/Jahr, zwei festangestellten Fahrern à 48 Wochenstunden, zwei Wochen krank, vier Wochen Urlaub, 500€ für Tourenbeschaffung (Funk), 400 € kalkulatorischem Unternehmerlohn und noch ein paar Kleinigkeiten, kam ich bei unserem letzten Tarifantrag auf knapp 21€/h erforderlichem Mindestumsatz. Da die Verwaltung die von mir zu Grunde gelegten Preissteigerungen bei Beschaffung und Werkstattkosten, die ich mir aus destatis gezogen hatte, noch nach unten korrigiert hat, dem Antrag bis auf den Nachtzuschlag aber entsprochen hat, dürfte ich wohl nicht ganz daneben gelegen haben.
Wenn man aber schon nicht in der Lage ist, die grundlegenden Kosten zusammenzustellen, dann nützt es einem herzlich wenig zu wissen, ob nun 20€ oder 25€ ausreichend sind, denn dann werde ich auch kaum in der Lage sein zu erfassen, ob ein beantragter Tarif diesen Umsatz überhaupt sicherstellen kann.
So wurde der von uns beantragte Nachtzuschlag damit abgelehnt, dass kein Unternehmer in Lübeck gezwungen sei, nachts zu fahren oder fahren zu lassen.

Wenn Man jedoch jeden denkbaren Gau einkalkulieren mochte, müssten es wohl mindesten 50€ sein. :roll:
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

Benutzeravatar
am
Moderator
Beiträge: 13151
Registriert: 18.03.2005, 17:29
Wohnort: Hansestadt Lübeck
Kontaktdaten:

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von am » 24.10.2015, 13:55

sivas hat geschrieben: Was noch gar nicht so richtig zum Ausdruck gekommen ist, ist der Umstand, dass in den 'Erhöhungsgebieten' weiterhin nach Umsatz abgerechnet wird. Der Fahrer erhält also nur 40% der eigentlich allein ihm zugedachten Erhöhung !

Naja, 40% von 22€ sind immerhin 8,80€

Wenn jetzt aber für einen Unternehmer 20€ ausreichend wären und es wird weiterhin nach Prozenten bezahlt und auf der Grundlage die Arbeitszeit kreativ angepasst, dann bedeutet dies faktisch eine unbegründete Lohnkürzung und ohne Not begibt sich der Unternehmer auf's Glatteis. Ich möchte nicht wissen, wieviele Taxiunternehmer sich noch nicht ein einziges Mal hingesetzt und ihren erforderlichen Mindestumsatz, gleich ob für sich oder mit Fahrern, von Anfang bis Ende durchgerechnet haben. Meist läuft es doch so: 2000 für Auto und Zentrale, 1500 zum Leben und dann mal sehen.
Zuletzt geändert von am am 24.10.2015, 13:59, insgesamt 1-mal geändert.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

Guter_Kollege
Vielschreiber
Beiträge: 4269
Registriert: 29.11.2013, 00:28

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von Guter_Kollege » 24.10.2015, 13:57

Sascha1979 hat geschrieben:In welchen Themen bist du denn besonders gebildet?
Siehst du.
Das hat dich in der Vergangenheit auch nicht davon abgehalten den großen Max zu spielen.
Nee Du, im Großen Max spielen und mit Unwissenheit in Zaxifragen glänzen, bist Du unschlagbar.
Ich überlasse Dir darum das Feld dieser niveaulosen, ebenfalls von Ahnungslosigkeit geprägzen "Diskussion.

Vielleicht sollten sich einige der Kandidaten hier mal die bereits vorhandenen Threads zu diesem Vornehmen vornehmen, anstatt
erst wieder bei null anzufangen.
Aber gut: wir haben ja alle mal bei Null angefangen.

Bloß ein *** der sich inzwischen als Taxiexperte wähnt, weil er schon ein paar Monate in jeden Thema mitmischt von dem er nichts versteht,
und darum schon vom ICH zum WIR übergegangen ist, steht immer noch bei NULL.

Benutzeravatar
sivas
Vielschreiber
Beiträge: 2842
Registriert: 02.09.2011, 19:46
Wohnort: Südhessen

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von sivas » 24.10.2015, 14:46

Meiner Meinung nach sollte sich der Taxifahrpreis nicht nach den Erfordernissen des Gewerbes, sondern nach dem allgemeinen Preisniveau für Personenbeförderungsleistungen richten.
Die Beförderungskapazität würde dann schrumpfen, bis zu dem Punkt, wo der Nachfrage nicht mehr nachgekommen werden kann.
Dann wäre die Kapazität mit öffentlichen Mitteln wieder hochzufahren, bis sich das System stabilisiert hat.

Dies hätte den Effekt, dass 'das Problem Mietwagen' gelöst wäre, da sie keinen Zugang zu diesen Mitteln erhielten.

Vorherige Modellrechnungen könnten die Auswirkungen des Abschmelzens abfangen.
Der Bürger würde aber erfahren, was ein Kapazitätsüberangebot kostet - da er es zu finanzieren hat.

Benutzeravatar
sivas
Vielschreiber
Beiträge: 2842
Registriert: 02.09.2011, 19:46
Wohnort: Südhessen

Re: Mindestumsatz 22 Euro pro Stunde???

Beitrag von sivas » 24.10.2015, 14:51

Kann man nicht den Beck wieder reaktivieren ?
'ne Haushaltsabgabe für Personenbeförderungsleistungen ? wär das nix ?
Dann begänne der Kampf um den Topf ...

Der Beck als BZP Präsident ... würde doch passen :D
Zuletzt geändert von sivas am 24.10.2015, 15:29, insgesamt 1-mal geändert.

Antworten