Berliner Mobilitätskonferenz: Alle gegen Uber

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Donner und Blitz
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Berliner Mobilitätskonferenz: Alle gegen Uber

Beitrag von Donner und Blitz » 18.09.2014, 01:34

Am gestrigen Mittwoch fand in Berlin eine Konferenz "Mobilität im Wandel - Fortschritt oder Stillstand?" statt. Wenn ich in den nächsten Tagen dazu komme, schreibe ich noch was dazu. Einige wichtige Eckpunkte kann man einem Artikel der Berliner Zeitung entnehmen. Anwesend waren sowohl viele Akteure von den neuen Mobilitäts- und Vermittlungs-Plattformen als auch zahlreiche Taxiverbände- und Zentralenvertreter.

Ich fand, dass BZP-Chef Müller den zahllreichen Medienvertretern die Problematik des unfairen Wettbewerbs und die politischen Gründe für die Sonderrolle des Taxigewerbes ("Daseinsvorsorge") gut dargestellt hat. Positiv auch seine strikte Begrenzung von Dialogbereitschaft nur für die Akteure, welche das Primat des herrschenden Rechts anerkennen würden, davon wich er trotz wiederholter Versuche des von der "Wirtschaftswoche" kommenden Moderators der abschließenden Diskussionsrunde nicht ab. Zu weiteren Gesprächen mit Blacklane, moovel & Co. käme der BZP als Bundesverband des Taxigewerbes nur, wenn Uber nicht dabei sei. Mit Rechtsbrechern rede und verhandele man nicht.

Dass Jörn Napp sich bei seinen wiederholten Fragen und Beiträgen auffällig moderat verhielt, will ich nicht unerwähnt lassen.

Abschließend 2 x Athmo:
- Fabien Nestmann, der Uber-Deutschland-Chef, bekam zuerst keinen Uber-Wagen, dann auch kein Taxi per mytaxi. Ein Bekannter musste ihn bringen.
- Bei der Frage eines Moderators nach dem Verkehrsmittel, mit dem die Gäste zum Veranstaltungsort gekommen seien, überwog ÖPNV und Taxi. Nur vier Persoenen meldeten sich auf die Frage, wer mit einer (kostenlosen) Blacklane-Limousine gekommen sei.

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Re: Berliner Mobilitätskonferenz: Alle gegen Uber

Beitrag von jr » 18.09.2014, 02:13

Auf was zielt der letzte Absatz in der Berliner Zeitung denn?

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scarda
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Re: Berliner Mobilitätskonferenz: Alle gegen Uber

Beitrag von scarda » 18.09.2014, 06:56

Meinst Du den?: "Für Sabine Toepfer-Kataw (CDU), Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz, ist Uber nur eine Zwischennummer, bevor etwas anderes komme. „Uber und die Taxivermittlungszentralen werden sterben“, sagte sie den verdutzen Zuhörern voraus. „Die Taxifahrer werden die Einzigen sein, die überleben.“"
Schön, wenn die Leute immer so dick auftragen, aber gleichzeitig indifferent bleiben. Für mich stellt sich da nur eine Frage: Ob Überleben als Sklave einer AbzockMaschine - oder umgekehrt.
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Re: Berliner Mobilitätskonferenz: Alle gegen Uber

Beitrag von Donner und Blitz » 18.09.2014, 09:16

jr hat geschrieben:Auf was zielt der letzte Absatz in der Berliner Zeitung denn?
Ich zitiere kurz den betreffenden Absatz: "Für Sabine Toepfer-Kataw (CDU), Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz, ist Uber nur eine Zwischennummer, bevor etwas anderes komme. „Uber und die Taxivermittlungszentralen werden sterben“, sagte sie den verdutzen Zuhörern voraus. „Die Taxifahrer werden die Einzigen sein, die überleben.“ Das Statement fiel, wenn ich es recht entsinne, als Antwort auf die Frage des Moderators an alle vier Teilnehmer der ersten Podiumsdiskussion. Frage war sinngemäß: Ist in fünf Jahren Uber noch aktiv? Die Antwort war nicht weiter argumentativ gestützt, hatte aber einen gewissen "Hallo wach"-Effekt.

Mein Interpretation: Die CDU-Dame, die stets als Verbaucherschützerin argumentierte, traute möglicherweise mobilen Internetdevices zu, Taxifahrern zu größerer Unabhängigkeit von zentralen Strukturen und Zentralenstrukturen sowie zu Selbstorganisation von Tourengeschäft inkl. kooperativen/kollaborierenden Ansätzen zu verhelfen. Man bräuche dann tatsächlich zur Tourvermittlung in wenigen Jahren weder die klassischen Taxizentralen noch private Mobilitätsplattformen. Klang gerade so, also ob die Dame das Konzept von "App der Taxifahrer / Gewerbeeigene Vermittlung" gelesen und verstanden hätte ;-) (und ja: es wird daran fleißig gewerkelt; am kommenden Montag wird einer der entscheidenen internen Milestones sein).

Auf die vermutlich einschneidenste Entwicklung, welche sich auf dieser Konferenz abzeichnete, will ich später gesondert eingehen. Soviel vorweg: Die Konferenz war neben der überfälligen öffentlichen Debatte über die Zukunft der Tourenvermittlung auch eine Schaufenster-Veranstaltung des "Mobilitätskonzerns"-Daimler und seiner vielfältigen Aktivitäten. Zahlreiche diebezügliche Aktivitäten und Beteiligungen wurden, nicht immer mit Verweis auf die Daimler-Querverbindung, vorgestellt oder zumindest prominent in die Diskussion einbezogen: Limousinenservice Blacklane (als Initiator und Ausrichter), Tourvermittler mytaxi, Plattform "Mitfahrgelegenheiten.de" alias Carpooling.com-Firma. Die abschließende Rede hielt "Mr. Car2Go" Robert Henrich (Firma moovel mit Tochtermarken wie Car2Go und mytaxi). Henrich skizzierte ein "Amazon der Mobilität", welches sie bei moovel anstreben, also ein zentrale Vermittlungs- und Verkaufsplattform für Mobilitätsangebote. Dagegen hatte ich in einer Antwort gegengehalten und argumentiert, "Taxi" sei bei den ganzen Marken, um die es da gehe (Europcar muss als Daimler-Tochter hioer auch noch erwähnt werden), die mit Abstand wertvollste. Ich bemühte folgenden Vergleich: Edeka sei, vergleichbar zu Strukturen im Taxigewerbe, eine genossenschaftliche Zentrale und arbeite für die angeschlossenen selbstständigen Unternehmer. Bei Edeka käme auch keiner auf die Idee, ein paar Regale im Laden freizumachen für die unmittelbare Konkurrenz von Aldi, Lidl und Feinkost Käfer. Ich habe bei der Gelegenheit weiter (sinngemäß) ausgeführt, dass es eben einen Unterschied mache, ob eine Moovel-Plattform bei einer Taxigewerbe-eigenen Plattform nach einem konkreten Angebot anfragt (prima) oder ob gleich die ganze Vermittlungsverwaltung und damit die Datenhaltung der Taxikunden und -Touren im Rechenzentrum von Daimler landen würde (furchtbar). Ich persönlich habe meine Lehren diesbezüglich nach der Massenkündigung von mytaxi am 8.1.2014 gezogen, andere offensichtlich nicht. Denn es wird Gespräche des BZP und z.B. Hansafunk (gestern dort vertreten vom 1. Vorstand Dirk Schütte) über das "Angebot an die Zentralen" vom moovel-GF Henrich geben. Ich persönlich halte eine solche (mit Sicherheit nach und nach zunehmende) Abhängigkeit der Zentralen von einer externen, renditegetriebenen Firma wie Daimler, welche zudem gleich mehrere Taxi-Konkurrenten wie Car2Go und Blacklane ihre (teilweises) Eigentum nennt, für eine krasse Fehlentwicklung - vermutlich nachhaltig schlimmer als der aktuelle Uber-Spuk.

Dabei muss sich das Taxigewerbe gar nicht in Abhängigkeiten von einer branchenfremden Mobilitätsplattform begeben. Wo wir wieder beim Konzept "App der Taxifahrer / Gewerbeeigene Vermittlung" wären. Grundlage des Konzepts ist die Schaffung eines gewerbeeigenen IT-Dienstleisters. Dafür gibt es ein erfolgreiches Vorbild: Die Datev der Steuerberater. Die Steuerberater haben sich mit Datev einen solchen eigenen IT-Dienstleister selber geschaffen, und der liefert so ziemlich sämtliche Software und IT-Dienstleistungen für die Steuerberater-Büros (z.B. werden monatlich Millionen Monatsabschlüsse und Steuererkärungen im Datev-eigenen Rechenzentrum errechnet). Datev selbst ist genossenschaftlich organisiert und gehört Steuerberatern. Ein solches Konzept stände dem Taxigewerbe gut zu Gesicht, denn das Taxigewerbe stehen wichtige Teile der digitalen Revolution noch bevor (man denke nur an das flächig erst noch kommende Fiskaltaxameter oder steigende Anforderungen an Schichtdokumentation oder Schichtplanung, um nur einige Punkte herauszugreifen - der Taxiunternehmer-Typus "Schlüsselverwalter" wird mit Mindestlohn und Fiskaltaxameter nahezu aussterben). Diesem Taxigewerbe stände für die kommenden Aufgaben eine gewerbeeigene IT-Lösung gut. Weil nur so zwei zentrale Ziele erreichbar sein werden: Kostensenkungen für die Tourvermittlung und Kostensenkung bei der Verwaltung eines Taxibetreiebes. Wichtig wäre auch die gewerbeeigene Datenhaltung von Kunden, Flotten und Touren, z.B. im Zusammenhang mit dem künftig ansteigenden bargeldlosen Paymentgeschäft, wie es heute schon mytaxi erfolgreich betreibt.. Ein externer Dienstleister möchte bei all diesen Sachen immer kräftig mitverdienen, und ihn lockt auch die eigenmächtige Datennutzung für das eigene Geschäft.

Für mich wäre es ein worst-case-Szenario, wollte man das Statement der CDU-Dame mit einem "Amazon der Mobilität" durch dummes Handeln zur richtigen Prophezeiung adeln. Weil bei einem "Amazon der Mobilität" wird der Kunde verleitet, das billigste Angebot zu nehmen. Das wäre dann zumeist nicht das Taxi.

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Re: Berliner Mobilitätskonferenz: Alle gegen Uber

Beitrag von alsterblick » 18.09.2014, 11:18

Donner und Blitz hat geschrieben: Weil bei einem "Amazon der Mobilität" wird der Kunde verleitet, das billigste Angebot zu nehmen. Das wäre dann zumeist nicht das Taxi.
Das würde ich insofern anders begreifen, als dass (auf den letzten Metern zum Ziel) das Taxi eben auch eine Option (mit Aufpreis wäre). Oftmals aber eben auch ohne Alternative, ausser zu Fuß zu gehen, dafür jedoch im Sekundentakt gegenüber z.B. Bahn/Bus (da spielt auch die Tageszeit mit eine Rolle).
Donner und Blitz hat geschrieben: "Amazon der Mobilität"
Ein "Amazon der Mobilität" macht die Vorstellung eines Mobilitätskonzeptes bereits gut anschaulich schnell nachvollziehbar.
Ein Konzeptdienstleister der Mobilität (moovel) begreift sich also als Dach eines „shop in shop“. Man könnte diesen Konzeptdienstleister auch als dynamische Packmaschine begreifen.
Derart Dienstleistung wird international auch als „dynamic packaging“ bezeichnet.

Hierbei wirft sich mir die Frage der Preisfindung auf.
Wenn z.B. moovel die Fortbewegungsvorgänge zusammenpackt, um diese „aus einer Hand“ zu liefern, wie kommt es zum Endpreis ?
Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten:

1) Die regulären Preise als Bausteine zu einer Summe addiert plus service charge (moovel) macht den Endpreis. Ob eine service_charge ausgewiesen wird oder nicht, mal aussen vor (es hätte aber einen rechtlichen Hintergrund: Stichworte: Vermittlung / Haftung.)

2) movel bekommt von den einzelnen Baustein_Beförderern eine Provision (z.B. 10 %)
und könnte somit preisgleich oder günstiger sein, als würde ein Endkunde sich die Beförderer selbst "zusammenbasteln".

Würde moovel auf Provisionsbasis kalkulieren, dann stellt sich die Frage: Wie ginge das mit Taxis / Brutto_Taxameterpreis ?
Die regional verschiedenen Taxameterpreise zudem unter Berücksichtigung mit/ohne Zeittakt (Karenzminute) machen deren Kalkulation sicherlich nicht einfacher.
Eingebaute Eigenprodukte wie car2go (blacklane ?) mal nicht gesondert berücksichtigt.
Zuletzt geändert von alsterblick am 18.09.2014, 12:27, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Berliner Mobilitätskonferenz: Alle gegen Uber

Beitrag von scarda » 18.09.2014, 12:15

Sech ick doch seit Jahr und Tach: ein Land, eine App, ein Tarif.
Weder ein "Amazon der Moovilitäter" noch ein "Sharing-Kommunismus" der UberFlieger kann es für uns sein.
Das wäre so oder so die von mir angesprochene Variante einer Versklavung durch Maschinen.
Kein gutes Ziel. Maschinen haben allen zu dienen. Nicht nur den Sharing-Absahnern.
Ich stimme völlig zu, dass der klassische Taxiunternehmer mit Zigarre im Mundwinkel, den sein Fahrer um drei Uhr morgens bei 'Erika' auslösen kommt, aussterben wird.
Und das ist auch gut so.
Mensch, wir werden Beruf. ;-) Vivat Fiskaltaxameter und Mindestlohn.
Der Datev-Vergleich hat mir insofern gefallen, als dass es ein gewerbeeigener Dienstleister sein muss.
Danke für die Ausführungen, jr. Ich bin gespannt, wie sich das Baby entwickelt hat.
Wo kann man zeichnen?
Wäre ja mal nen Coup, wenn wir mal etwas unternehmen würden, das nach vorne geht.
Wir sollten uns ein Wir zu legen. Immer nur auf die anderen (die Schlangen mit ihren falschen Versprechungen) starren, geht gar nicht. Perspektivlos. Passiv.
Die können ja machen wie sie meinen.
Was Frisöre können, können nur Frisöre! Ääähh, Taxler ...
AppFahrt.
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Re: Berliner Mobilitätskonferenz: Alle gegen Uber

Beitrag von bonscott » 18.09.2014, 18:26

Einige Inhalte der Konferenz hat Clemens Grün schon in seinen vorigen Beiträgen genannt. Deswegen will ich hier noch kurz den Ablauf etwas detaillierter beschreiben und die Akteure benennen.
Vorweg aber folgendes: es war ganz nett und gut, einige Teilnehmer persönlich kennen zu lernen und ins Gespräch zu kommen. Beispielgebend dafür, dass sich C. Grün und J. Napp mal wieder getroffen haben. Eure Unterhaltung hat scheinbar schon eine erste positive Reaktion hervorgerufen.
Donner und Blitz hat geschrieben:Dass Jörn Napp sich bei seinen wiederholten Fragen und Beiträgen auffällig moderat verhielt, will ich nicht unerwähnt lassen.
Es wäre im Interessen aller, wenn ihr eure kontraproduktive und öffentlich ausgetragene Schlammschlacht beenden bzw. wenigstens etwas zurückfahren würdet. Das sollte für beide Seiten gelten. Die dafür aufgewendete Zeit könnte wesentlich effektiver genutzt werden.




Die Konferenz fand von 8.30 bis ca. 15 Uhr statt. Vormittag mit drei Redebeiträgen und einer moderieren Podiumsdiskussion mit 4 Teilnehmern, ebenso nachmittags. Von Seiten der Taxi-Gewerbes waren Vertreten der Verbände, Zentralen und auch mytaxi sowie einzelne Unternehmer vertreten. Ich würde den Anteil auf ca. 1/3 der Gesamtteilnehmer schätzen.
Anwesend von unserer Seite aus waren u.a. neben den schon genannten Personen: Thomas Grätz(Geschäftsführer des BZP), Detlef Freutel (Vorsitzender des TVB), Richard Leipold mit Stellvertreter (Vorsitzender BTV), Dirk Schütte (Hansa-Funk), Hermann Waldner mit Stellvertreter Schmiljun (Taxifunk Berlin), ein Vertreten der Frankfurter Zentrale sowie auch einige Vertreter der Wiener Zentralen.

Die drei ersten Redebeiträge kamen von
- Kai Wegner (MDB, Großstadtbeauftragter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion)
- Fabien Nestmann (Uber)
- Michael Müller (Präsdent des BZP)

Anschließend fand eine Podiumsdiskussion unter Moderation von Christian Schlesinger (Redakteur der Wirtschaftswoche) mit folgenden
Teilnehmern statt: Alexander Mönch (mytaxi), Olav Sydow (Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verkehrsrecht), Sabine Töpfer-Kadow (Staatssekretärin in der Senatsverwaltung Justiz/Verbraucherschutz), Sascha Schubert ( Bundesverband Deutsche Startups e.V.)

Die Podiumsdiskussionen fanden bei dem hitzigen Thema erstaunlicherweise in einem ruhigen Rahmen statt (nicht wie bei den teilweise im TV ausgetragenen). Anschließend konnten Fragen gestellt werden, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde.

Die zweite Runde begann wieder mit zwei Redebeiträgen
- Dr. Jens Wohltorf (Geschäftsführer von Blacklane)
- Matthias Siedler (CTO caarpooling)
gefolgt von einer Podiumsdiskussion mit den Teilnehmern Michael Müller, Dr. Jens Wohltorf, Fabien Nestmann, Dr. Lutz Kaden (IHK, Branchenkoordinator Verkehr).
Anschließend folgte noch ein Beitrag von Robert Henrich (moovel GmbH)

Die erste Runde einschließlich Podiumsdiskussion drehte sich eigentlich fast nur um das Thema Uber/Illegalität im Kampf mit dem Taxi-Gewerbe. Erst in der zeiten Runde kam der Gastgeber Blacklane zum Zug um mit den Vertreten der anderen Mobilitätsdienstleister seine Visionen zu erläutern und diskutieren.
Es hat sich insgesamt wie erwartet gezeigt, dass die Fronten verhärtet sind. Die von Seiten der "anderen Mobilitätsdienstleister" geforderten Änderungen hauptsächlich am PbefG wurden von Seiten des Taxi-Gewerbes mehrheitlich abgelehnt.
Nestmann hat es allerdings ein wenig geschafft, sich etwas als der smarte, nette Mann darzustellen, in Abgrenzung zu seinem Boss Kalanick. Die Vertreter des Gewerbes sind allerdings nicht darauf hereingefallen. Inwieweit sich dieser Eindruck bei den anderen Teilnehmer der Veranstaltung durchgesetzt hat ist schwer zu beurteilen. Seine kleine Anekdote mit der problembehafteten Anfahrt zur Konferenz darf man wohl getrost als Marketing-Gag abtun. Insgesamt hat er recht viel Druck bekommen, um nicht zu sagen Hass.
Sehr gut waren nach meiner Ansicht die Beiträge von Olav Sydow (Verkehranwalt), auch die konsequente Haltung des BZP-Präsidenten Müller. Irgendwie hat sich bei mir dabei allerdings der Eindruck herausgebildet, dass beim BZP ein Generationswechsel notwendig ist und die alten Akteure mit der komplexen neuen Situation etwas überfordert sind.


http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 323330.jpg
http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 376630.jpg
und aus dem Forum von Herrn Napp (ohne seine Genehmigung :D )
http://s1117.photobucket.com/user/VegaT ... b.jpg.html
Zuletzt geändert von bonscott am 19.09.2014, 00:06, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Berliner Mobilitätskonferenz: Alle gegen Uber

Beitrag von alsterblick » 22.09.2014, 20:17

Ein Mobilitätskonzept assoziiere ich mittlerweile mit einer Rundumsorglos_Pauschalreise.
Varianten z.B:
- basic
- economy
- deluxe

Auf einer Fahrt / Reise von A nach B würde ich also (per Smartphone) lediglich „an die Hand genommen“.
Vermutlich wird es dabei hauptsächlich um längere Strecken gehen. Also bis in Gegenden, die einem Nutzer fremd sind.
Wird so etwas gebucht, entsteht gleichzeitig auch eine gewisse Erwartungshaltung / ein Anspruch.

Einen Bedarf (auch für weltweite Verbindungen) kann ich mir hierfür durchaus vorstellen.
Ich versuche mir gerade auch vorzustellen, was da alles so zu funktionieren hat.
ICE / Flug hat Verspätung. Weitere Anschluß_Beförderungen müssen live angepasst werden.

Eine interessante Vorstellung und das (ausgesucht / etwas nachgeschulte) Taxi wird dabei eine bedeutende Rolle spielen.
Es ist nämlich weltweit immer schnell zur Stelle. Ganz besonders, wenn nachgetrimmt werden muss
und von effektiver Nachtrimmung ist sicherlich oftmals auszugehen. :mrgreen:
Zuletzt geändert von alsterblick am 22.09.2014, 20:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Berliner Mobilitätskonferenz: Alle gegen Uber

Beitrag von CPL5938 » 23.09.2014, 03:03

Donner und Blitz hat geschrieben:Denn es wird Gespräche des ... Hansafunk (... Dirk Schütte) über das "Angebot an die Zentralen" vom moovel-GF Henrich geben.
Gott steh uns bei.
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Re: Berliner Mobilitätskonferenz: Alle gegen Uber

Beitrag von HW » 23.09.2014, 07:30

bonscott hat geschrieben:Einige Inhalte der Konferenz hat Clemens Grün schon in seinen vorigen Beiträgen genannt. Deswegen will ich hier noch kurz den Ablauf etwas detaillierter beschreiben und die Akteure benennen.
Danke Bonscott ,

ich habe lange nicht mehr so einen sachlichen und informativen Beitrag gelesen !
Hoffe das es nun nicht wieder zerredet wird sondern eventuell mit weiteren Infos von reasoner zu einem sogenannten INFO-POOL wird.

FAKTEN,FAKTEN,FAKTEN , das wird gebraucht um zu reagieren und Umstellungen einzuleiten.

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Re: Berliner Mobilitätskonferenz: Alle gegen Uber

Beitrag von miamivice » 24.09.2014, 11:56

Donner und Blitz hat geschrieben: Die abschließende Rede hielt "Mr. Car2Go" Robert Henrich (Firma moovel mit Tochtermarken wie Car2Go und mytaxi). Henrich skizzierte ein "Amazon der Mobilität", welches sie bei moovel anstreben, also ein zentrale Vermittlungs- und Verkaufsplattform für Mobilitätsangebote. (..) Denn es wird Gespräche des BZP und z.B. Hansafunk (gestern dort vertreten vom 1. Vorstand Dirk Schütte) über das "Angebot an die Zentralen" vom moovel-GF Henrich geben. Ich persönlich halte eine solche (mit Sicherheit nach und nach zunehmende) Abhängigkeit der Zentralen von einer externen, renditegetriebenen Firma wie Daimler, welche zudem gleich mehrere Taxi-Konkurrenten wie Car2Go und Blacklane ihre (teilweises) Eigentum nennt, für eine krasse Fehlentwicklung - vermutlich nachhaltig schlimmer als der aktuelle Uber-Spuk.

Dabei muss sich das Taxigewerbe gar nicht in Abhängigkeiten von einer branchenfremden Mobilitätsplattform begeben. Wo wir wieder beim Konzept "App der Taxifahrer / Gewerbeeigene Vermittlung" wären. Grundlage des Konzepts ist die Schaffung eines gewerbeeigenen IT-Dienstleisters. Dafür gibt es ein erfolgreiches Vorbild: Die Datev der Steuerberater.
Diplomatische Verhandlungen wie "Angebot an die Zentralen" sollten nicht notwendig sein, da Moovel sämtliche Mobilitätsmöglichkeiten aus Informationsfreiheitsgründen einbeziehen sollte. Tatsächlich legt die Software nahe über Mytaxi zu ordern, weil nur hier der voraussichtliche Taxifahrpreis angezeigt wird. Der Konkurrent DriveNow findet keine Erwähnung.

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Re: Berliner Mobilitätskonferenz: Alle gegen Uber

Beitrag von bonscott » 25.09.2014, 14:17

Hier noch der vollständige Artikel über die Konferenz.

Konferenz Mobilität im Wandel in Berlin
Am 18. September fand im Berliner Hotel Ritz Carlton die von Blacklane ausgerichtete Konferenz
„Mobilität im Wandel – Fortschritt oder Stillstand“ in der Zeit von 8.30 bis ca. 15 Uhr statt. Vormittag mit drei Redebeiträgen und einer moderieren Podiumsdiskussion mit 4 Teilnehmern, ebenso nachmittags. Die Diskussionen wurden von den Redakteuren der Wirtschaftswoche Christian Schlesiger und Jens Tönnemann moderiert . Von Seiten des Taxi-Gewerbes waren Vertreten der Verbände, Zentralen und auch mytaxi sowie einzelne Unternehmer vertreten. Den Anteil der aus dem Taxi-Gewerbe kommenden Teilnehmer kann man auf ca. 1/3 der Gesamtteilnehmer schätzen.
Anwesend von unsere Seite aus waren u.a. folgende Personen: Michael Müller (Präsident BZP), Thomas Grätz(Geschäftsführer BZP), Richard Leipold(Vorsitzen BTV) mit Stellvertreter Bernd Stumpf, Hermann Waldner mit Stellvertreter Schmiljun (Taxifunk Berlin), Detlef Freutel (Vorsitzender TVB), Dirk Schütte (Hansa-Funk), Clemens Grün (HTV) , Jörn Napp, Vertreter der Frankfurter Zentralen sowie auch einige Vertreter der Wiener Zentralen.
Die drei ersten Redebeiträge kamen von
- Kai Wegner (MDB, Großstadtbeauftragter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion)
- Fabien Nestmann (Uber)
- Michael Müller (Präsdent des BZP)
Anschließend fand eine Podiumsdiskussion unter Moderation von Christian Schlesiger mit folgenden Teilnehmern statt: Alexander Mönch (mytaxi), Olav Sydow (Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verkehrsrecht), Sabine Töpfer-Kadaw (Staatssekretärin in der Senatsverwaltung Justiz/Verbraucherschutz), Sascha Schubert ( Bundesverband Deutsche Startups e.V.)

Die Podiumsdiskussionen fanden bei dem hitzigen Thema erstaunlicherweise in einem ruhigen Rahmen statt (nicht wie teilweise bei den im TV ausgetragenen). Anschließend konnten Fragen gestellt werden, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde.

Die zweite Runde begann wieder mit zwei Redebeiträgen
- Dr. Jens Wohltorf (Geschäftsführer von Blacklane)
- Matthias Siedler (CTO caarpooling)
gefolgt von einer Podiumsdiskussion mit den Teilnehmern Michael Müller, Dr. Jens Wohltorf, Fabien Nestmann, Dr. Lutz Kaden (IHK, Branchenkoordinator Verkehr), moderiert von Jens Tönnesmann .
Anschließend folgte noch ein Beitrag von Robert Henrich (moovel GmbH)

Wenn man genau hinschaute , konnte man an der Vielzahl der zur Daimler AG gehörenden (bzw. anteilig zugehörigen) Firmen den eigentlichen Ausrichter im Hintergrund erkennen.

Die erste Runde einschließlich Podiumsdiskussion drehte sich eigentlich fast nur um das Thema Uber/Illegalität im Kampf mit dem Taxi-Gewerbe. Erst in der zweiten Runde kam der Gastgeber Blacklane zum Zug um mit den Vertreten der anderen Mobilitätsdienstleister seine Visionen zu erläutern und diskutieren.
Es hat sich insgesamt wie erwartet gezeigt, dass die Fronten verhärtet sind. Die von Seiten der "anderen Mobilitätsdienstleister" geforderten Änderungen hauptsächlich am PBefG wurden von Seiten des Taxi-Gewerbes mehrheitlich abgelehnt. Insbesondere BZP-Präsident Müller hat seine konsequente Haltung zum Thema illegale Fahrdienste zum Ausdruck gebracht und seine Ablehnung zu einem weiteren Dialog mit Uber herausgestellt, solange sich Uber nicht an die bestehenden Gesetze hält. Ubers Geschäftsgebaren nannte er "kriminell".

Von den Vertretern der Politik (beide CDU) kann eine gewisse Zustimmung zu den Positionen des Taxi-Gewerbes hinsichtlich der Legalität/Illegalität von Uber festgehalten werden, wenn sie auch in allen Punkten nicht so deutlich zum Vorschein kam. Kai Wegner (CDU/CSU-Bundestagsfraktion) führte aus , dass man die "rechtlichen Möglichkeiten zu Gesetzesänderungen prüfen müsse“ . Aber selbst ein veraltetes Gesetz müsse eingehalten werden. Eine vollständige Deregulierung der Branche sei der "komplett falsche Weg". Als Beispiele führte er die negativen Erfahrungen in den Niederlanden und Irland an, wo die Deregulierung zum Teil wieder zurückgenommen werden musste. Das Geschäftsmodell von Uber Pop hält er für illegal. "Die Vermittlung von Touren verstößt gegen das Personenbeförderungsgesetz", sagte Wegner.
Die Staatssekretärin Sabine Töpfer-Kataw (CDU) erklärte den etwas verdutzten Zuhören, dass es in 5 Jahren Uber nicht mehr geben wird, aber auch keine Zentralen. „Die Taxifahrer werden die einzigen sein, die überleben.“ Eine weitere Erklärung ihrer Position blieb allerdings aus. Zu dem von Uber betriebenen Geschäftsmodell UberPop sagte sie: "Es spricht nicht für Uber, zu sagen, es ist nicht zugelassen, wir machen es aber trotzdem".

Nestmann (Uber) hat es allerdings ein wenig geschafft, sich etwas als der smarte, nette Mann darzustellen, in Abgrenzung zu seinem Boss Kalanick. Die Vertreter des Gewerbes sind allerdings nicht darauf hereingefallen. Inwieweit sich dieser Eindruck bei den anderen Teilnehmer der Veranstaltung durchgesetzt hat ist schwer zu beurteilen.“ Es gibt viel zu besprechen", meinte Nestmann, er schaffte es allerdings in seiner längeren Rede viel zu sagen, aber wenig Greifbares auszudrücken. Nach seiner Ansicht wird es das Personenbeförderungsgesetz in seiner jetzigen Form bald nicht mehr geben. Seine kleine Anekdote mit der problembehafteten Anfahrt zur Konferenz mit einem Taxi (weil kein Uber-Wagen verfügbar war) darf man wohl getrost als Marketing-Gag abtun. Insgesamt hat er recht viel Druck bekommen, um nicht zu sagen Hass.

Sehr gut waren nach meiner Ansicht die Beiträge von Olav Sydow (Verkehrsanwalt), insbesondere zu den rechtlichen Rahmenbedingungen, gegen die Uber verstößt, als auch zu den Verträgen die Uber von seinen UberPop-Fahrern unterschreiben lässt. Auch die konsequente Haltung des BZP-
Präsidenten Müller gegenüber den Versuchen, am PBefG Änderungen zugunsten privater Ride-Sharing-Dienste zuzulassen, sind hervorzuheben. Einzig in der Frage der Rückkehrpflicht von Mietwagen signalisierte er eine gewisse Gesprächsbereitschaft, allerdings nicht die komplette Abschaffung.

Jens Wohltorf, Geschäftsführer von Blacklane forderte dann noch die seiner Meinung nach bestehenden ungerechtfertigten Einschränkungen neben der bestehenden Rückkehrpflicht für Mietwagen, wie Mehrwertsteuersatz von 19 %, Nichtzulassung für Busspuren und Einschränkungen für die Anfahrt von bestimmten Zielen (konkret Terminal C in Tegel) abzuschaffen. Die Frage dabei stellt sich, was den Mietwagenverkehr dann noch vom Taxi unterscheiden soll !

Mein persönliches Resümee: Es war gut, einige Teilnehmer mal persönlich kennen zu lernen und ins Gespräch zu kommen sowie der Punkt, dass überhaupt das längst überfällige Gespräch aller Teilnehmer stattfand . Irgendwie hat sich bei mir dabei allerdings der Eindruck herausgebildet, dass beim BZP ein Generationswechsel notwendig ist und die alten Akteure mit der komplexen neuen Situation etwas überfordert sind.

( Noch kurz ein kleine Beispiel dazu : mein kurzes Gespräch mit dem BZP-Geschäftsführer Thomas Grätz zum Taxiforum hier. "... ach sie meinen den Blog" ; "...Nein, das bundesweite Taxiforum" . Nachdem er wieder vom Blog sprach, habe ich es aufgegeben. Er hat wahrscheinlich noch nie hier reingeschaut.)
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