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von E. G. Engel » 03.03.2014, 13:35
@ CPL5938
"Aber das ist doch politisch einigermaßen riskant. Wenn öffentlich würde was das bedeutet, dann gäbe das ziemliche Schlagzeilen, nicht nur in der Mopo, sondern auch überregional. Ob der Bürgermeister weiß, was seine Leute da treiben?"
Ich glaube nicht dass der Bürgermeister das weiß. Und ebenso nicht die anderen SPD-Peoples. Taxengewerbe hat lediglich verfügbar zu sein und ist nur bei Tarifanpassungen von politischem Interesse. Aber 2015 nach dem Mindestlohn wird in Hamburg ja wieder gewählt. Und die SPD hat ja eine Mehrheit zu verteidigen die andere, Grüne, CDU, Linke, FDP gerne knacken möchten. Das Hausthema der SPD (ML) in eigener Zuständigkeit mit fragwürdigen Methoden unterlaufen käme wohl gut an. Schauen wir mal.
Aber vielleicht etwas tiefer zum Thema.
I.d.R. wird das FT im Gewerbe, je nach Standpunkt, als mehr oder weniger bedrohlich empfunden. Und machen wir uns nichts vor, die meisten verbauten FT’s sind den Kollegen von der Taxenbehörde mit mehr oder weniger sanften Gewalt aufs Auge gedrückt worden.
Aber ich behaupte mal, das FT wird nicht nur den Kollegen aufs Auge gedrückt, sondern ist der Taxenbehörde ebenfalls aufs Auge gedrückt worden. Somit entsteht Handlungsdruck wenn man nicht als unfähig dastehen will. Denn das FT ist keine Erfindung der Taxenbehörde, definitiv nicht. Im selben Moment wo die Stadt Hamburg aufgrund vergangener Entwicklungen 4,7 Millionen € auf den Markt schmeißt entsteht für die Taxenbehörde natürlich ein Druck diese auch „erfolgreich“ ausgeben zu müssen. Das jetzt also demnächst ca. 40% der Hamburger Taxen mit FT ausgerüstet sind dürfte nur indirekt ein Erfolg der Taxenbehörde sein. Das jetzt im Nachlauf sogar viele Taxenunternehmer freiwillig angetanzt kommen dürfte auch die Taxenbehörde überrascht haben.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Taxenbehörde gerne so 500 FT-Teilenehmer gesehen hätte, mit Schwerpunkt im Substandard, um so zu Zahlen zu kommen um das Gewerbe in ihrem Sinn steuern, ich sage manipulieren, zu können. Aber 1.400 ist eine andere Hausnummer. Damit entsprechen die sich aus dem FT ergebenden Daten eher einem tatsächlichen Querschnitt als ca. 500 hochgerechnete Taxendaten mit allen Möglichkeiten des Hochrechnens. Ex-Boss der Taxengbehörde, Herr Huber, nannte dies „aggregieren“ von Daten. Ist nix mehr mit „aggregieren“, zumindest nicht mehr so einfach.
Nun, wie gesagt, das FT stellt das Gewerbe unter Druck. Demnächst, ich gehe mal davon aus dass die Taxenbehörde schon sukzessive FT-Daten erhalten hat, wird die Taxenbehörde sich an diesen Daten messen lassen müssen. Im Hinblick auf den zu erwartenden Mindestlohn sogar ziemlich heftig. Die ganze Erbärmlichkeit des Gewerbes unter der Verantwortung der Hamburger Taxenbehörde wird sichtbar werden. Das FT ist somit also ein zweischneidiges Schwert. Mir ist dieser Sachverhalt schon seit langem klar, seit Wochen und Monaten warte ich darauf dass die andere Seite des FT-Schwertes zum Einsatz kommt. Insofern ist es natürlich verständlich wenn die Hamburger Taxenbehörde verzweifelt nach Wegen sucht die Zahlen schön zu rechnen. Ein Weg ist, wie wir sehen, die Zahlen der Arbeitszeiten zu drücken um damit andere Zahlen wie Stundenumsätze und indirekt (Stunden)Löhne nach oben zu treiben. Am besten wäre dies natürlich wenn sie die Verantwortung jemand anderes aufs Auge drücken könnte. Hier kommt dann das AfA ins Spiel. Mal schauen wie die sich unter dem Eindruck der 2015 anstehenden Hamburg Wahl strecken lassen.
Anderenfalls bleibt der Hamburger Taxenbehörde, so sehe ich das derzeit, sobald der ML in Gesetzestext gegossen ist nur der Weg des Konzessionstops und sukzessiver Taxenabbau bis auf ca. 2.800 Taxen (?). Vor allem der Graupensektor welcher an Hotels, Bahnhöfe und Flughafen die umgehende Verfügbarkeit von Taxen hoch hält dürfte keine Konzessionsverlängerung mehr bekommen. Denn von 10 bis 13.- € Stundenumsatz kann kein Mindestlohn von 8,50 €/Std. (AG gleich ca. 11,50 €/Std.) bezahlt werden.
Aber auch Taxen die mehr wie den notwendigen Mindeststundenumsatz für den ML erwirtschaften dürften nicht ungeschoren davon kommen. Schwerpunktmäßig (bitte, bitte, keine Reflexe) dürften das die Unternehmer des Hansafunks sein. Wie Kollege arne13 schon darlegte, hat die Hamburger Taxenbehörde die wirtschaftlich attraktive Situation des Hansafunks erkannt, Stundenumsätze bis zu 30.- €/Std. im Querschnitt. Nun, die Behörde dürfte kein all zu großes Interesse daran haben dem Hansafunk 30.- €/Std. zu „garantieren“ und wegen den 13.- €/Std. der Graupen die allgemeine Verfügbarkeit von Taxen (minus 500 Taxen?) zu senken.
Dazu ein kleines Beispiel:
Notwendig für den Mindestlohn von 8,50 € wären ca. 20.- € Umsatz/Std..
Hansafunktaxe ca. 30.- € Umsatz/Std., Graupe ca. 13.- € Umsatz/Std.
Daraus folgt, die Graupe (ev. auch 6x6 etc.) muss weg.
Kann das Quasimonopol des Hansafunks aufgebrochen werden und die Touren und damit die Umsätze querschnittsverteilt werden ändert sich die Situation wie folgt:
Hansataxe 30.- € Umsatz/Std. plus Graupe 13.- € Umsatz/Std. gleich 43.- € Umsätze/Std.
Zwei Taxen 43.- € Umsatz/Std. geteilt durch 2 gleich 21,50 € Umsatz/Std. pro Taxe. Von 21,50 € Umsatz/Std. lässt sich der ML bezahlen und keine Taxe muss weg. Die Verfügbarkeit bleibt hoch. Bei ca. 700 Hansataxen (inkl. AT’s) können also rechnerisch vom Prinzip her 700 andere Taxen im Markt gehalten werden. 500 (?) sollen weg, 700 können gehalten werden. Problem gelöst. Im Nachhinein, es war aus Hansasicht dumm für eine Tariferhöhung mit dem Argument „Löhne“ auf die Straße (Demo) zu gehen. Das könnte zurückschlagen.
Am Rande sei noch erwähnt, Tariferhöhungen lösen für die Hamburger Taxenbehörde das Problem nicht. Sie würden nur die Diskrepanz der gruppenspezifischen Umsätze vergrößern ohne das die Hamburger Taxenbehörde einer Lösung des Problems näher kommt.
Bleibt noch letztendlich die Frage, wie könnte das Quasimonopol des Hansafunks aufgebrochen werden? Im Prinzip ganz einfach. Die Hamburger Taxenbehörde löst sich etwas vom Hansafunk, wird sie machen denn das Hemd sitzt bekanntlich näher wie die Jacke, und interessiert den Zoll für die Hansafunkunternehmer nach der Methode „Essen“. Der Zoll gleicht deklarierte Umsätze mit tatsächlichen Umsätzen ab. Vielleicht schaut man sich die Verdienstbescheinigungen der Unternehmer für ihre Fahrer genauer an usw. usw.. Das dürfte innergenossenschaftlich der Gau sein und jede Menge Druck erzeugen bis hin zur Infragestellung der Refinanzierung der Genossenschaft. Ich denke, irgendwie wird es u.U. in diese Richtung gehen. Eine Möglichkeit dem zu entgehen dürfte sein, der Hansafunk komplett und geschlossen ins FT, Übereinstimmung der tatsächlichen Umsätze mit den deklarierten und alles ist gut. Unangreifbar. Nein, ich nehme kein Geld für meine Analyse.
Engel