Langzeitarbeitslose in die Droschke, wer kennt Details ?

Verlagerung der Postengespäche in das Internet.
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C.L.
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Langzeitarbeitslose in die Droschke, wer kennt Details ?

Beitrag von C.L. » 01.05.2005, 14:42

Tach auch,
der April ist gelaufen, habe meine Monatsabrechnung gemacht und war naürlich nicht begeistert. Viele Stunde wenig Knete.

In den letzten Wochen habe ich mehrfach gehört das Langzeit Arbeitslosen nahegelegt worden ist doch mit Taxifahren ihr Geld zu verdienen. In einem Fall wurde wohl der Unternehmerschein gezahlt und ein zinsloses / zinsgünstiges Darlehen für einen Daimler gegeben, in einem anderen Fall bekommt der Fahrer und der Unternehmer jeweils monatlich 250 Euro vom Arbeitsamt.

Wenn ich sowas höre frage ich mich, ob das Arbeitsamt noch sauber tickt. Die Kollegen, die seit Jahren in Hamburg um ihre Existenz kämpfen bekommen immer weniger Gewinn zusammen gerudert und sollen mit solchen staatlich subventionierten Fahrern konkurrieren ?

Der Fahrer, der eben diese 250 Euro monatlich erhält lies bereits durchblicken, das er wohl nicht mehr Taxifahren könnte, wenn die Forderung ausläuft, weil der Verdienst dann nicht mehr ausreichend wäre.
Er war auch baff erstaunt, wie wenig man in der Schicht fährt, das hat ihm nämlich keiner vorher gesagt.

Ich finde es mehr als unfair den Wettbewerb in Hamburg durch solche Machenschaften weiter zu verzerren. Stattdessen wäre es wünschenswert, wenn der Staat mal über steuerliche Vergünstigungen für das Taxengewerbe nachdenken würde. Man könnte die Kfz. Steuer halbieren, oder auf den Diesel 10 Cent Rabatt gewähren. Oder den Freibetrag für die Einkommenssteuer weiter nach oben setzen.

Stattdessen bleibt das Gefühl wer arbeitet ist in diesem Land der Dumme.

Die Frage bleibt : Wer kennt noch solche Fälle wo Fahrer vom Arbeitsamt gesponsort werden, damit sie erstmal aus der Statistik verschwinden ???

Gruß
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Beitrag von pl » 01.05.2005, 17:48

Das machen die doch schon seit vielen Jahren, hab ich irgendwann mich auch schon mal drüber ausgelassen..

Ich wünschte wirklich, wir hätten Lobbyisten, die diesem Unfug mit aller Entschiedenheit begeneten - aber wer sollte das wohl sein? (Hi Martin)

Ich hatte ja eigentlich gedacht, die Verschärfung der P-Schein-Prüfung wäre ein Indiz, daß da jemand was begriffen hätte, aber da scheint es ja wohl nicht so weit mit her zu sein.

Naja, wer so klamm ist, daß er einem nicht mal mehr Zeit lassen kann, die Soz-Vers-Beiträge auszurechnen und diese Ankündigung des bevorstehenden Offenbarungseides noch als Modernisierung verkauft, bei dem ist eh Hopfen und Malz verloren.

Heute stehen wir noch am Abgrund, morgen sind wir schon einen Schritt weiter.

--pl.

PS: Mir ist schon klar, daß sich da im Detail einige Teufelchen verstecken.
Aber es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob man dem, der das von sich aus unbedingt will, seinen Antrag bewilligt oder ob man jeden, den man zu fassen kriegt, "nahelegt", es mal auf der Taxe zu versuchen.

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Beitrag von homer » 01.05.2005, 18:49

Gerade in Zeiten von Hartz4 und Co. ist es dochwohl vollkommen klar dass die Arbeitsaemter jede Beschaeftigungsmoeglichkeit nutzen und vermitteln und ggf auch foerdern muessen. Bei Protesten gegen die Wettbewerbsverzerrung die sich daraus ergibt ist das Arbeitsamt ohnehin die falsche Adresse. Solange der Taxenbetrieb auf dem Papier legal ist und ueber alle erforderlichen Genehmigungen verfuegt muss das Arbeitsamt im Einzelfall sogar foerdern ! Die Konzession zu erteilen oder eben nicht, dafuer sind bekanntlich andere Stellen zustaendig.


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Beitrag von Brittili » 02.05.2005, 01:03

@ C.L.

Diese 250€ werden auch anderen Arbeitgebern gezahlt.

Mein Ex-Chef hat mal ne Köchin eingestellt und da bezahle das Amt den halben Lohn. Es soll Arbeitgeber animieren Leute einzustellen. Ist doch ganz in ordnung.
Immer schön lächeln!

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Beitrag von MikeVeltel » 02.05.2005, 06:45

Es ist nur dort nicht mehr "in Ordnung", wo Taxiunternehmer überlegen, auch ihren regulären Fahrern nur noch einen drastisch gekürzten Lohn zu zahlen. Nicht etwa, weil diese Stammfahrer schlechtere Arbeit leisten, sondern weil immer mehr staatlich "gestützte" Lohndumper in unser Gewerbe eindringen.

Vor diesem Hintergrund ist das dann ganz sicher nicht mehr in Ordnung. Man muss das Ganze stets in Zusammenhängen sehen, liebe Britta. Nach dem Motto: Wenn ich an dieser Stellschraube eine Justierung vornehme, was geschieht dann im Gesamtgefüge?

Jegliches Herumexperimentieren muss immer von irgendjemandem bezahlt werden. Das ist geradezu ein volkwirtschaftliches "Naturgesetz". Wenn die Politik irgendjemandem etwas gibt, so nimmt sie irgendjemand anderem dafür etwas weg. So ist das nunmal :!:

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Beitrag von pl » 02.05.2005, 15:51

Ganz in Ordnung?

Wir haben erhebliche Überkapazitäten.

Zumindest in einem Umfeld wie Hamburg oder Berlin werden diese Kapazitäten nicht durch den Absatz unserer Dienstleistung an Kunden wie dich begrenzt, sondern durch den Absatz des Produktionsmittels Taxi an den Kunden Taxifahrer, der dann sehen muß, was er draus macht.

Wenn noch ein paar geförderte Hartz-IV-ler auf die Taxe gedrückt werden, wird ich bald zum Hartz-IV-ler, weil ich ungefördert und abgabenbelastet langsam auch nicht mehr habe als ein ungeförderter Hartz-IV-ler und nicht wirklich geneigt bin, mir dafür den Hintern plattzusitzen, wenn ich den ebensogut an den Elbstrand hieven könnte. Dem geförderten Hartz-VI-ler wird es nach Auslaufen der Förderung ähnlich gehen – dann kommt der nächste, wieder gefördert.

Am Ende kostet es einen Riesenhaufen Geld, mit dem man nichts erreicht als das Gewerbe noch weiter zu ruinieren. Das ist dann ähnlich wie mit den teuer erzeugten Agrarüberschüssen, die dann nochmal teuer vernichtet werden müssen.
Nur daß man Unsereinen nicht vernichten kann – man kann schon, aber man darf nicht...

Nebenbei hat ja auch das Düsseldorfer Gutachten den Arbeitsmarkt als einen wichtigen Grund unserer Überkapazitäten ausgemacht.


@homer:

Das Postscriptum hab ich ja nicht aus Spaß geschrieben.
Tatsächlich hab ich keine Ahnung, ob sie wirklich jeden Antrag auch bewilligen müssen, ich hab das zugunsten der Verwaltung einfach mal unterstellt.

Aber es ist ja nicht so, daß sich die verschiedenen Behörden einfach nach Recht und Gesetz verhalten und dabei dummerweise nun mal grade sowas herauskommt.
Vielmehr ist es doch so, daß die verschiedenen Behörden auf wundersame Weise zusammen wirken bei der Verwirklichung übergeordneter politischer Interessen und dabei jeden noch so verschlungenen Pfad durch Recht und Gesetz, der dafür erforderlich ist, zielsicher aufspüren – und wenn es denn sein muß, nehmen sie schon auch mal einen darum herum.

Anfang der 90er haben sie eigens zu dem Zweck die P-Schein-Prüfung bis auf einen Witz eingedampft, immerhin war der Markt damals wenigstens aufnahmefähig.
Heute beschweren sie sich über eben die Kutscher, die sie damals selbst in die Taxe gesetzt haben.

Nun gut, ich hab keine Ahnung, was die Politik zur Zeit tatsächlich tut. Gut möglich, daß sie diesen Unfug tatsächlich zurückgefahren haben und jetzt halt grad noch die unvermeidlichen nicht abzulehnenden Anträge bewilligt werden. Vielleicht sind es durch Hartz IV einfach noch 2 oder 3 mehr geworden, die man hinnimmt, um nicht in einer Maschine zu rühren, die sich gerade einläuft.

Aber auch wenn ich ihnen in diesem Falle Unrecht getan haben sollte, tut es mir kein bischen leid.


--pl.

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C.L.
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Beitrag von C.L. » 02.05.2005, 22:22

@ brittili : Ich finds eigentlich ganz gut wenn auch Nicht Kutscher hier mal reingucken und auch was schreiben. Leider fehlt dir der gesamte Background, der viele Themen hier so brisant macht.

Angestellte Fahrer bekommen in Hamburg keinen festen Stundenlohn sondern eine Umsatzbeteiligung. Und nur die. Stehen sie also 1 Stunde ohne Tour rum verdienen sie nichts.

Nebenbei bemerkt stehen sogar die besten Funkkutscher 50% ihrer 12 Stunden Schicht rum, andere stehen gar 10 von 12 Stunden rum. Wenn die Mehrwagenunternehmer mitdenken würden kämen sie ganz schnell darauf das in wirtschaftlich schwachen Zeiten nicht mehr Wagen und mehr Personal das Gebot der Stunde sind, sondern das genaue Gegenteil.

So macht man sich nämlich eigene Konkurrenz und wundert sich, wenn man am Ende der Schicht viel weniger Umsatz als früher auf dem Wecker (für dich Taxameter) hat. In modernen Unternehmen werden sogar Arbeitsplätze abgebaut, obwohl die Gewinne gigantomanisch sind (vgl. Artikel der der Mopo / Deutsche Bank, Hauni).
Bei der aktuellen Situation im Taxengewerbe (katastrophale Auslastung - s.o.) ist es natürlich nicht in Ordnung wenn Personal eingestellt wird, was auf der Straße niemand braucht.

Gruß C.L.
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Jörn

Beitrag von Jörn » 02.05.2005, 22:42

Solange in den Zeitungen noch Unternehmer Fahrer suchen, MUSS das Arbeitsamt (Sorry: Agentur für Arbeit) jemanden dorthin vermitteln!

pl hat völlig recht: Diese Handlung wird seit vielen Jahren betrieben und ist einer der Hauptgründe, warum wir soviele völlig unqualifizierte Kutscher im Gewerbe haben!
War doch ne bequeme Methode, ein paar Leute aus der Statistik zu werfen!

Was das Kürzen der Gehälter anbelangt, so gilt auch für das Taxi-Gewerbe der Turbo-Kapitalismus!
Übrigens angestoßen von meinem Lieblingsfeind dem Hansa-Funk! Die waren die ersten in Deutschland, die damit angefangen haben, Unternehmer und Fahrer entsprechend unter Druck zu setzen! Jedenfalls erinnere ich mich ganz deutlich so!

PS: Laut Aussage eines Hansa-Fahrer fährt er derzeit mit dem gleichen Umsatz wie 2001. Und das bei erheblich gestiegenen Kosten!
Zuletzt geändert von Jörn am 02.05.2005, 22:45, insgesamt 1-mal geändert.

shortie2004
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Beitrag von shortie2004 » 02.05.2005, 22:44

>>Nur daß man Unsereinen nicht vernichten kann – man kann schon, aber man darf nicht...
>

wieso das denn - gibt doch genug davon :mrgreen:

und die zentralen / verbände verdienen dran

ach ja bevor ichs vergess : ähnlichkeiten mit lebenden oder toten personen , oder personen die so riechen , sind natürlich rein zufälliger natur . das dürfte glaub ich juristisch ok sein ??

nicht egal !
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Beitrag von nicht egal ! » 02.05.2005, 23:50

Hallo Kolleginnen und Kollegen ,

es ist schon sehr traurig , was man mit dem einen oder anderen Langzeitarbeitslosen angestellt wird !

>Egal , was aus dem wird , hauptsache erst mal aus der Statistik , auch egal , ob das den Steuerzahler Geld kostet ( neue Steuererhöhungen oder Erhöhung der Sozialversicherungsabgaben ) aber eine reele Chance haben die Meisten nicht < !
Was haben die Umschulungen , die vom Arbeitsamt bezahlt wurden gebracht ?
Nichts , die Meisten wurden auf Berufe umgeschult die eh keine Zukunft haben bzw. hatten , oder bereits überbelegt sind bzw. waren !
Das alles hat sehr viel Geld gekostet und dafür wurden die Abgaben immer mehr angezogen !

Viele der älteren Semester werden solange hin und her geschoben , bis sie ins Gras gebissen haben und der Staat eine Sorge weniger hat !
Dies trifft aber nicht nur auf ältere Menschen zu !
Die Meisten von uns kennen (bestimmt) den einen oder anderen Fall !!!!!!! :cry: :cry: :cry:

Dies ist auch eine Form von >Marktregulierung< :( :( :(

Ich finde , man sollte wieder mehr zusammenrücken ! :) :) :)

mit kollegialen Grüßen ,

nicht egal !

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Beitrag von der.joker » 03.05.2005, 02:16

Jungs, und Brittili (natürlich)
Ich glaube kaum, daß ihr Angst um euren Arbeitsplatz haben müsst...
Ich war selbst ne Zeitlang arbeitslos (mit P-Schein) bin natürlich nicht schwarz gefahren.
Ich hatte die Hoffnung einen Job mit festem Gehalt zu bekommen.
Z.B. Krankentransport.....
Bin jetzt laut P-Schein auch Krankenwagenfahrer.
Nutzt mir leider nichts, denn die (Gesundheits-)Kranken-Reform hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Habe damals mein Vermittlungsgutschein (glaube 2500 Euronen) bekommen, und habe auch tatsächlich einen Vermittler gefunden der mir den Krankenjob vermittelln wollte, hat aber nur Taxenbetriebe gehabt.
Und die Förderung für die Selbstständigkeit geht auch nicht lange, daher werden sich wenige mit dem Taxengeschäft einlassen.
Seid ehrlich....
Wenn ihr die Möglichkeit einer Förderung hättet würdet ihr sie auch nutzen.. :!:

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Beitrag von MikeVeltel » 03.05.2005, 07:32

Bravo C.L. :!:

dein jüngster Beitrag hätte von mir sein können. Du sprichst mir aus dem Herzen. :wink:

Wir brauchen weniger Taxen und weniger (unqualifiziertes) Personal. Dann können langfristig sogar die Taxitarife fallen und Taxifahren für die Kundschaft wieder attraktiver werden. Jegliche Rabattaktionen und jegliches Billigpersonal sind in der heutigen Lage absolut kontraproduktiv!

Es sind im Düsseldorfer und im Hamburger Taxigewerbe bereits einige Maßnahmen in diese Richtung angestoßen worden. Der Erfolg wird zwar noch eine Weile auf sich warten lassen. Aber die Denkrichtung stimmt.

@ pl: Auch deinen jüngsten Beitrag halte ich für recht gut durchdacht!

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Beitrag von Brittili » 03.05.2005, 23:41

Ja genau Jungs,

badet ruhig in Eurem Selbstmitleid und hackt auf mir rum.
Es wird euch nicht helfen.
Und ich glaube ich weiß mehr aus dem Gewerbe als ihr denkt.
Würd gern wissen wie Ihr Euch verhalten würdet wenn ihr arbeitslose mit Führerschein und ner Familie und diesem Angebot sein würdet. Ich meine Grundsätzlich ist doch die Idee ganz gut.
Natürlich würdet Ihr sagen dass man es dem Taxifgewerbe nicht antun kann, dort anzufangen und den armen Taxifahrern die Kohle von den Strassen zu fahren.
Schon klar, echte Helden seid Ihr.
Immer schön lächeln!

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Beitrag von pl » 04.05.2005, 04:18

Mein Gott, Brittili, komm mal raus ausser Kombüse und steig inn'n Ausguck, damit dein Oberdeck ma ordentlich durchgepustet wird. Vielleicht funktioniert's dann besser - so kompliziert wars doch nicht.

Dem Arbeitslosen, der die Förderung mitnimmt, nehm ich das bestimmt nicht übel. Nur daß es den Arbeitslosen, der unbedingt in die Kutsche will, gar nicht gibt - zumindest nicht als Langzeitarbeitslosen, und das müßte er schon sein, um gefördert zu werden.

Das is nämlich so: wenn du unbedingt Taxefahren willst und morgen losgehst, weißt du spätestens mittags ganz genau, wie du zu deinem P-Schein kommst. Und wenn du den hast, ist der noch nicht trocken, dann sitzt du schon auf'm Bock. Egal, ob du kurz, lang oder gar nicht arbeitslos, alt, jung, schwarz, gelb, grün, krumm oder gerade, Pirat oder Turbanträger bist - wenn nicht in Betrieb A, dann spätestens in Betrieb B - mit oder ohne Förderung.
Der ganze Spaß dauert vielleicht 6-8 Wochen, wenn du Pech hast, auch 10.

So - und was hast du nu die ganze Zeit gemacht, bis du langzeitarbeitslos geworden bist? Gewartet, daß du förderungswürdig wirst?

Guten Morgen!

--pl.


PS: Mit Familie arbeitslos ist nicht das Schlechteste, vor allem für die Kinder. Die Zeit (und der streßarme Zustand) der Eltern ist für die nämlich sehr viel wertvoller als die neuen Nikes, oder wofür man heute so das Geld verpulvert - vorausgesetzt, die Arbeitslosigkeit zieht nicht das Selbstbewußtsein der Eltern in Mitleidenschaft, was ja bedauerlicherweise vorkommt.
Als Kutscherskinder kriegen sie eh weder das eine noch das andere, außer der Kutscher fährt beim Hansa, oder so...

PPS: Nu zieh mal einer den Stöpsel, damit das Selbstmitleid abläuft; ich bin zu abgegessen, ich schaff das nicht mehr...

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Beitrag von MikeVeltel » 04.05.2005, 07:33

Brittili hat geschrieben:Ja genau Jungs,
badet ruhig in Eurem Selbstmitleid ...
... echte Helden seid Ihr.
Hallo geschätzte Britta,

leider muss auch ich dir das sagen: Dein jüngster Beitrag war jetzt nicht so der Brüller. Vielleicht solltest du mal auf die in diesem Thread hinreichend dargelegten Zusammenhänge eingehen. Deine "preiswerte" Polemik trägt hier jedenfalls nicht gerade zur Versachlichung der Diskussion bei.

Schön, dass du hier dennoch mitliest...!

Gruß
Mike

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Beitrag von Drummer_HH » 04.05.2005, 14:41

hallo liebe leute,

nu muss ich brittli ja mal beistehen :-)


sie hat nicht ganz unrecht mit dem selbstmitleid, sicher kann man drüber streiten, ob es sinnvoll ist langzeitarbeitslosen den p-schein zu subventionieren. aber............


im kern müsste dann ja auch z.b. jeder arbeitslose maler oder klempner protestieren wenn ein junger mensch in diesem beruf ausgebildet wird, der könnte sich ja auch hinstellen und sagen, halt nehmt erstmal mich bevor ihr noch jemanden ausbildet :-)


ich komme ursprünglich aus der baubranche, und da haben mir die älteren kollegen früher auch die ohren vollgejammert, wie sie sich doch früher im akkord ne goldene nase verdient haben :-)



meiner meinung nach gibt es für jeden die möglichkeit, in selbstmitleid zu zerfließen und den alten zeiten nachzutrauern..............

oder bei sich selbst anzufangen und flexibel auf die veränderungen der letzten jahre zu reagiern :-)

seit gewiss, mir passt auch so einiges nicht was in unserem schönen land so passiert (damit meine ich nicht nur das taxengewerbe)
aber sich immer nur hinzustellen, den Ist-Zustand zu bejammern und den alten zeiten nachzuweinen widert mich ehrlich gesagt ein wenig an.

hätten alle diese einstellung, würden wir vermutlich heute noch denken die erde sei eine scheibe :-) :-) :-)


@mike veltel , ich sehe es genauso, daß sich am ende qualität durchsetzten wird, ist zwar noch n langer weg, aber es werden auch wieder bessere zeiten kommen



p.s. sicher ist mein beitrag auch ein wenig polemisch, aber, das interessiert mich ehrlich gesagt nicht so sehr :-) :-)

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Beitrag von Perutz » 05.05.2005, 00:39

Da habe ich dem DrummerHH nichts hinzuzufügen. Da hat er recht.
Gruß :wink:

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Beitrag von C.L. » 09.09.2005, 11:18

Guten Morgen,
ich muss das Thema wieder ein bißchen nach vorne bringen. In den letzten Wochen was das einmal öfter Thema am Posten oder in der Kaffeepause.

Einleitend die Frage, wieviel Unternehmer (Ich AG) und Fahrer das in Hamburg wohl betirfft. Ich fürchte mit 2,3, wie hier vermutet wird, ist es nicht getan. Eher habe ich den Eindruck das Arbeitsamt subventioniert einige hundert dieser Jobs.
Ein Langzeitarbeitsloser bekommt 10 Monate lang 250.- Zuschuss pro Monat wenn er Taxi fährt, der Unternehmer, der ihn beschäftigt ebenso. Macht also 5000.- Zuschuss in Falle eines Angestellten. Wobei diese neuen Kollegen selber sagen, ohne diese 250.- könnte ich gar nicht Taxi fahren, weil ich einfach zu wenig verdienen. D.h. nach Ende der Förderung sind viele wohl wieder in der Statistik und der Unternehmer sucht sich neue bezuschusste Fahrer.
Ich wundere mich also kaum, wenn ich in 10 Stunden keine 100.- mehr einfahre, wer weis wieviele von diesen Typen vor mir am Posten gestanden haben ? Ich wundere mich aber über die Diskussion über mehr Qualität. Wie soll ich zum Beispiel in ein neues Fahrzeug oder neue Funktechnik investieren, wenn die Rahmenbedingungen ein erwirtschaften solider Gewinne kaum noch möglich machen ? Wie soll freundlich und professionell jede Kurztour ausführen, wenn ich darauf wieder einmal eine Stunde und länger gewartet habe ?

Ich finde diese Form der Wettbewerbsverzerrung ist unhaltbar und eine Frechheit für jeden selbstfahrenden Kutscher.

Wenn der Markt Personal braucht wäre es ja ok, aber aktuell sehe ich da leider nur, wie der Staat Geld verbrennt und uns auch noch kräftig verscheissert.

In diesem Sinne
Gruß C.L.
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Beitrag von homer » 09.09.2005, 13:29

C.L. hat geschrieben: Einleitend die Frage, wieviel Unternehmer (Ich AG) und Fahrer das in Hamburg wohl betirfft. Ich fürchte mit 2,3, wie hier vermutet wird, ist es nicht getan. Eher habe ich den Eindruck das Arbeitsamt subventioniert einige hundert dieser Jobs.
Ich glaube nicht daß sich an der Zahl dieser Förderungen etwas wesentliches geändert hat. Seit Jahren bewegt sich das in dieser Größenordnung von rund 200-300 oder etwas mehr für ganz Hamburg was die Förderung von "Langzeitarbeitslosen" angeht. Eine Mischform ist mit dem "Vermittlungsgutschein" hinzugekommen der ja auch mit einer gewissen Förderung und ggf "Qualifizierungsmassnahmen" :mrgreen: verbunden wird.
In jüngster Zeit ist nur die "Ich-AG" noch dazugekommen, das dürften aber bei den Taxen eher nur einige wenige Fallzahlen sein.
Der entscheidende Unterschied ist daß jene selbstfahrenden Unternehmer (oder besser gesagt Krauter) die sich jahrelang entschieden dagegen gesträubt haben überhaupt Fahrer zu beschäftigen das heute anders wahrnehmen weil ihre Umsätze mehr und mehr schrumpfen und deshalb jeder Fahrer eines anderen Unternehmers wehtut.
C.L. hat geschrieben: Ein Langzeitarbeitsloser bekommt 10 Monate lang 250.- Zuschuss pro Monat wenn er Taxi fährt, der Unternehmer, der ihn beschäftigt ebenso. Macht also 5000.- Zuschuss in Falle eines Angestellten. Wobei diese neuen Kollegen selber sagen, ohne diese 250.- könnte ich gar nicht Taxi fahren, weil ich einfach zu wenig verdienen. D.h. nach Ende der Förderung sind viele wohl wieder in der Statistik und der Unternehmer sucht sich neue bezuschusste Fahrer.
Vollkommen richtig erkannt. Und fraglos absurdes Theater in Sachen Förderung der Arbeitsaufnahme usw. - aber genau das ist die aktuelle Politik in Deutschland. Allerdings ist das völlig unabhängig vom Taxengewerbe überall und in allen Branchen so.
C.L. hat geschrieben: Ich wundere mich also kaum, wenn ich in 10 Stunden keine 100.- mehr einfahre, wer weiss wieviele von diesen Typen vor mir am Posten gestanden haben ? Ich wundere mich aber über die Diskussion über mehr Qualität. Wie soll ich zum Beispiel in ein neues Fahrzeug oder neue Funktechnik investieren, wenn die Rahmenbedingungen ein erwirtschaften solider Gewinne kaum noch möglich machen ? Wie soll freundlich und professionell jede Kurztour ausführen, wenn ich darauf wieder einmal eine Stunde und länger gewartet habe ?

Ich finde diese Form der Wettbewerbsverzerrung ist unhaltbar und eine Frechheit für jeden selbstfahrenden Kutscher.

Wenn der Markt Personal braucht wäre es ja ok, aber aktuell sehe ich da leider nur, wie der Staat Geld verbrennt und uns auch noch kräftig verscheissert.
Wenn Du zu lange Standzeiten hast solltest vielleicht erstmal Du selber prüfen ob Du alles getan hast was Dir möglich war um diesem Problem zu begegnen. Soweit ich weiss fährst Du als selbstfahrender Graupenunternehmer - demnach hast Du aus meiner Sicht mehrere falsche Entscheidungen in der Vergangenheit getroffen und die Folgen daraus hast Du jetzt auszubaden. Dabei auf dieses Randproblem einer absurden Arbeitsförderung zu deuten ist albern. Hättest Du Dich rechtzeitig einer wenigstens halbwegs ordentlichen Vermittlung angeschlossen (z.B. "dt", Harburger, Wilhelmsburger, Alstertaler) dann hättest Du jetzt wenigstens andere aber nicht unbedingt dieses Problem...

Hauptursache ist neben besagten individuellen unternehmerischen Fehlentscheidungen aber ganz einfach die zu hohe Fahrzeugzahl im Markt.
Wie schon vor Monaten geschrieben ist das kein Problem das in die Verantwortung der Arbeitsagentur etc. gehört. Die haben sogar explizit die Aufgabe jede irgendwo greifbare Beschäftigungsmöglichkeit zu vermitteln und ggf. auch zu fördern.
Das Problem besteht eindeutig in einem staatlich regulierten Markt in dem die zuständige Behörde dieser ihrer Regulierungsaufgabe nicht oder zumindest nicht annähernd ausreichend nachkommt. Nicht die völlig legal geförderten Arbeitsverhältnisse sind das Problem sondern die viel zu große Zahl ausgegebener Taxenkonzessionen.

Nebenbei bemerkt finde ich den Hinweis auf "diese Typen" total daneben.
Diese Kollegen (und nicht Typen) tragen die wenigste Verantwortung für die Schieflage des Gewerbes. Obendrein dürften nicht wenige von ihnen aus dem Bereich der gscheiterten ex-selbständigen Krauter vor allem dieses Taxengewerbes stammen. Wer das nämlich lange genug erfolglos betrieben hat ist nur in sehr seltenen Fällen noch erfolgreich in irgendein anderes normales Arbeitsverhältnis vermittelbar :mrgreen: .


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Beitrag von C.L. » 09.09.2005, 18:34

Wenn Du zu lange Standzeiten hast solltest vielleicht erstmal Du selber prüfen ob Du alles getan hast was Dir möglich war um diesem Problem zu begegnen. Soweit ich weiss fährst Du als selbstfahrender Graupenunternehmer - demnach hast Du aus meiner Sicht mehrere falsche Entscheidungen in der Vergangenheit getroffen und die Folgen daraus hast Du jetzt auszubaden
Tja Homer,
das kann jetzt jeder für sich deuten. Ich werde sicher am Jahresende ein ausführliches Feedback über das erste Jahr auf einer Graupe schreiben. Nebst den Umständen die dazu geführt haben, das ich genau diese Entscheidung getroffen habe.

Ich schreibe hier im übrigen öfter einmal den Konsens aus Kaffepause und Postenquatscherei rein, das Problem der Standzeiten haben doch alle die in Hamburg fahren. Auch der motivierteste Funkfahrer steht im Schnitt 50% seiner Arbeitszeit rum. Daher ist auch er mit den Rahmen- bedingungen im Gewerbe nicht zufrieden. Vielleicht schreiben solche Leute aber nicht in diesem Forum, weil sie denken es bringt doch eh nichts. Oder sie schlicht zu einfach gestrickt um die vielfältigen Zusammenhänge zu begreifen, die unsere Einnahmen beeinflussen können.

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