Taxifahren = Hartz-IV Empfänger?

Verlagerung der Postengespäche in das Internet.
Eiserner Heinrich
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Taxifahren = Hartz-IV Empfänger?

Beitrag von Eiserner Heinrich » 17.02.2008, 12:40

Tach und Hallo,

Das BSU-Schreiben und die Kontrollen am Flughafen sind ja schon in einigen Threads behandelt worden. Aber die geplanten Reaktionen tauchen noch nicht wirklich auf.

So ist es wohl als wahrscheinlich Anzusehen, dass einige Unternehmer auf Grund der jetzigen Ereignisse nochmal die Umsatzbeteiligung runterschrauben wollen. Von 45% vom Netto auf 38% vom Netto. Die Gespräche die ich geführt habe, machen aus dieser Annahme mehr als nur ein Gerücht. Belegen kann ich es tatsächlich aber nicht.

Ich finde es eine sehr gefährliche Entwicklung für jeden Einzelnen von uns und auch für das Taxigewerbe insgesamt.

Ursprünglich war es "Tradition" im Taxigewerbe, das 12 Stunden Schichten gefahren und eine 50/50 Beteiligung vom Netto bezahlt wurde. Bei entsprechend ungenauer Abgabentreue.

Das da von den Behörden gegengesteuert wird, ist völlig in Ordnung. Das als Reaktion durch etliche Unternehmer die Umsatzbeteilung auf 45 vom Netto bei voller Angabe in der Lohnbuchhaltung reduziert wurde, eine nachvollziehbare Reaktion. Selbst die in einem anderen Beitrag erwähnte Lohnstaffel ist als unternehmerisches Instrument nachvollziehbar. Damit wurden die, auch von den angestellten Fahrerern und Fahrerinnen genutzten, Schlupflöcher zuverlässig geschlossen.

Nun sollen weitere Schlupflöcher geschlossen werden. Und den Preis dafür sollen wiederum die angestellten Fahrer/Fahrerinnen bezahlen. Das macht keinen Sinn. Denn die haben ja ihren Anteil bereits geleistet und sind abgabentreu geworden. Nun sind die Unternehmer dran, selbst die Folgen der geänderten Überwachungsstrategie zu tragen. Dann werden sie wahrscheinlich auch sehr schnell politisch auf Verbandsebene aktiv werden, um sich die Pfründe weiter zu sichern.

Bei einem unterstellten Umsatz von 200,- € pro Schicht und 20 Arbeitstagen im Monat bleiben einem Alleinverdiener, wenn er verheiratet ist, und zwei Kinder hat, ca. 1420 € Netto, bei 38% vom Netto. (Berechnet mit Wiso Sparbuch 2007) Das ist knapp Harz IV.

Kennnisreiche und erfahrene Kollegen werden in die Armut gestürzt. Diese Entlohnung ist kein echter Anreiz mehr, Taxi zu fahren und wird entsprechend schlechter motiviertes Personal anziehen. Und ich dachte die Qualität des Hamburger Taxengewerbes soll gesteigert werden. Die Motivation der bereits fahrenden Kollegen wird auch nicht gerade gesteigert.

Und was passiert erst, wenn die Grenzen des Arbeitszeitgesetzes kontrolliert werden? Denn der Tagesumsatz von 200,- Euro ist nur mit entsprechender Ausschöpfung der Schichtzeiten zu erzielen.

Dann kommen nur noch alleinfahrende Unternehmer zurecht, weil für die die Grenzen des Arbeitszeitgesetztes nicht gelten? Und wie lässt sich das mit der Betriebspflicht vereinbaren.

Ich wünsche mir, dass sich die Unternehmer mit dieser Lohnkürzung nicht durchsetzen. Und ich hoffe, dass sich genügend Kollgen dagegen erfolgreich zur Wehr setzen können. Ich befürchte allerdings auch, dass dies fromme und unrealistische Wünsche und Hoffnungen sind.

Fette Beute, wünsche ich allen.

Eiserner Heinrich
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yellow
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Beitrag von yellow » 17.02.2008, 13:43

1.420,- netto im Monat ist ein ordentliches Gehalt.
Für einen Angelernten, versteht sich.

Dass manche Taxifahrer noch vor wenigen Jahren das Netto-Gehalt eines Abteilungsdirektors einer Bank erwirtschaften konnten, lässt sich nicht als Argument anführen, da dies auf eine Weise erfolgte, die von der kriminellen Intention her derjenigen von Herrn Zumwinkel entspricht.

Nur dass für das so geerntete Geld keine Stiftungen in Liechtenstein gegründet werden mussten, weil es sofort in den Konsum floss.

Und wie du schon richtig bemerkt, bzw. errechnet hast, sollten unzufriedene Kutscher den Schritt in die Selbständigkeit wagen.

Dann sehen sie, welch "Mehrwert" mit ordentlich versicherten und versteuerten Angestellten eingefahren werden kann.

Erst einmal sollte der Markt bereinigt werden. Sind die Wettbewerbsverzerrungen, die durch das illegale Treiben vieler Betriebe entstanden sind, verschwunden, kommen alle wieder ein wenig an die Sonne - Fahrer und Unternehmer !

Dass Hartz IV - zumindest mit Kindern in der Familie - ertragreicher ist, als manche Arbeit, ist ja nix neues.

Gottseidank wissen das noch nicht alle.

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Beitrag von Otto126 » 17.02.2008, 15:02

Gut zu wissen!

Sollte die Behörde bei der nächsten P-Schein Verlängerung Geld von mir verlangen, werde ich unter Hinweis darauf, dass Hartz IV ja fast genau so viel bringt, die Zahlung verweigern...
"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

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Beitrag von pl » 17.02.2008, 15:28

Diese Entlohnung ist kein echter Anreiz mehr, Taxi zu fahren
Logisch.
Das ist ja der Sinn der Übung. Oder wie sonst, glaubst du, kriegst du die Taxenzahl runter???
Erst einmal sollte der Markt bereinigt werden.
Und die funktioniert genau so: daß ein Teil der Kutscher feststellt, daß es unter diesen (nun halbwegs gesetzeskonformen) Bedingungen keinen Sinn mehr hat, sich auf den Bock zu setzen.

Damit kommen wir aber keineswegs an die Sonne, denn das Geld, was uns derzeit noch fehlt, bekommen wir dann zwar zu sehen, aber nicht in die Hand - in die Hand bekommen es Finanz- und Sozialkassen. Was wir in die Hand bekommen, ist nur deren dürftige Gegenleistung in Form einer etwas weniger rudimentären sozialen Absicherung.

--pl.

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Beitrag von pl » 17.02.2008, 15:30

Sollte die Behörde bei der nächsten P-Schein Verlängerung Geld von mir verlangen, werde ich unter Hinweis darauf, dass Hartz IV ja fast genau so viel bringt, die Zahlung verweigern...
Du weißt, was dann passiert: du wirst ausprobieren, wieviel Hartz IV tatsächlich ist.

--pl.

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Beitrag von Otto126 » 17.02.2008, 15:52

wieso?

Dann such' ich mir 'nen anderen Unternehmer ohne Sitzkontakte und fahre drei bis vier Nachtschichten pro Woche für 100 Euro netto mehr pro Monat..so wie die Anderen auch! :wink:
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Beitrag von pl » 17.02.2008, 15:53

Ohne P-Schein????

--pl.

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Beitrag von Otto126 » 17.02.2008, 15:54

pl hat geschrieben:Ohne P-Schein????

--pl.
den zahlt dann das Jobcenter...
"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

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Beitrag von pl » 17.02.2008, 15:58

Jou.
Das mußt du dann aber auch beim Jobcenter geltend machen und nicht bei der P-Schein-Behörde. Dann dürfte das auch kein Problem sein.

--pl.

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Beitrag von Eiserner Heinrich » 17.02.2008, 16:19

yellow hat geschrieben:1.420,- netto im Monat ist ein ordentliches Gehalt.
Für einen Angelernten, versteht sich.
Für einen Familienvater mit 2 Kindern als Alleinverdiener eben nicht. Denn sonst würde er damit ja keine Anspruch auf Hartz IV-Zuschuss erreichen können.
yellow hat geschrieben:Und wie du schon richtig bemerkt, bzw. errechnet hast, sollten unzufriedene Kutscher den Schritt in die Selbständigkeit wagen.
Womit wir dann bei besagter Betriebspflicht und Wirtschaftlichkeit einzelner Betriebe wären. Genau da beisst sich doch der Aktionissmus der BSU selbst in den Schwanz. Mit anderen Worten: Es wird ein Ergebnis produziert, das die BSU angeblich bekämpfen will: Alleinfahrende Unternehmer.
yellow hat geschrieben:Dann sehen sie, welch "Mehrwert" mit ordentlich versicherten und versteuerten Angestellten eingefahren werden kann.
Diese Unternehmergejammer geht mir auf den Keks. Sorry für die deutlichen Worte. Aber, wir reden hier nicht über die berechtigte erste Lohnkürzung bei der natürlich auch die Fahrer zurückstecken mussten. Bankdirektorenbezüge durch illegales Verhalten ist ja tatsächlich nicht o.k. Wovon, so nebenbei bemerkt, ja auch die Unternehmer profitiert haben.

Aber hier geht es um die zweite Runde der Lohnkürzung, mit dem selben Argument wie bei der ersten. Nur dass die angestellten Fahrer jetzt nix mehr falsch machen. Eben weil sie nach dem ersten "Anschiss" durch die BSU legal fahren und abrechnen. Jetzt geht es an die Schlupflöcher der Unternehmer. Sollen die doch die Einbussen genau so klaglos tragen, wie es die Fahrer und Fahrerinnen auch gemacht haben.
yellow hat geschrieben: Erst einmal sollte der Markt bereinigt werden. Sind die Wettbewerbsverzerrungen, die durch das illegale Treiben vieler Betriebe entstanden sind, verschwunden, kommen alle wieder ein wenig an die Sonne - Fahrer und Unternehmer !
Aber genau diese Bereinigung wird verhindert. Weil eben nicht die unrentablen Betriebe schliessen oder ihre Wirtschaftlichkeit anpassen. Sondern vielmehr halten sie sich über Wasser in dem diese Betriebe auf Kosten ihrer Fahrer/innen weitermachen. Und den Wechsel nehme ich nicht an, auf dem draufsteht: Wenn der Sturm vorbei ist, heben wir Eure Umsatzbeteiligung wieder an.
yellow hat geschrieben:Dass Hartz IV - zumindest mit Kindern in der Familie - ertragreicher ist, als manche Arbeit, ist ja nix neues.
Das ist kein Grund den Arbeitnehmern den Lohn zu kürzen.
yellow hat geschrieben:Gottseidank wissen das noch nicht alle.
Soll wohl heissen. Gottseidank finden sich immer noch genug Unwissende die zu den miesen Konditionen bei mir Arbeiten, statt sich vom Staat das leichtere und grössere Einkommen zu holen. Auch wegen dieser unmoralischen Unternehmerdenke habe ich diesen Thread angefangen.

Das Ziel der BSU und wohl auch einiger Verbände das Taxigewerbe in Hamburg in einen legalen und wirtschaftlich ertragreichen Sektor zu verwandeln teile ich. Ich glaube auch nicht, das alle Unternehmer sich unrechtmässig auf kosten ihrer Fahrer/innen bereichern. Aber das Instrument der BSU wird hier mit der Lohnkürzung der Fahrer/innen stumpf gemacht. Das mag der Unternehmer ja als Clever empfinden und sich im Licht seiner Durchsetzungsfähigkeit sonnen. Aber das Gewerbe wird dadurch eben nicht im Sinne des gesetzten Zieles verändert. Das Ganze ist doch immer noch nichts anderes als eine Subvention des Taxitarifs auf Kosten der Unternehmer und Fahrer/innen. Beim Taxitarif fehlt doch die Begleitmusik. Der muss doch auch angehoben werden. Es nutzt doch nichts, wenn sich Fahrer/innen und Unternehmer gegenseitig die Wurst auf dem Brot missgönnen. Wie es scheint, haben beide wenig.

Gruß, Eiserner Heinrich
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Beitrag von Otto126 » 17.02.2008, 16:23

Eiserner Heinrich hat geschrieben:Aber genau diese Bereinigung wird verhindert. Weil eben nicht die unrentablen Betriebe schliessen oder ihre Wirtschaftlichkeit anpassen. Sondern vielmehr halten sie sich über Wasser in dem diese Betriebe auf Kosten ihrer Fahrer/innen weitermachen. Und den Wechsel nehme ich nicht an, auf dem draufsteht: Wenn der Sturm vorbei ist, heben wir Eure Umsatzbeteiligung wieder an.
Bravo, damit braucht mir auch nie wieder ein Unternehmer zu kommen! Das kennen wir alles.

Abraham Lincoln wird folgender Satz zugeschrieben:

You can fool some of the people all of the time, and all of the people some of the time, but you can not fool all of the people all of the time.
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Re: Taxifahren = Hartz-IV Empfänger?

Beitrag von nowhereman » 17.02.2008, 16:27

Eiserner Heinrich hat geschrieben:
Bei einem unterstellten Umsatz von 200,- € pro Schicht ...
ich bin immer froh, wenn ich die hälfte davon zusammenrüttel... :?
wie schafft ihr bloß diese fantasie-einnahmen? ich fahr seit 32 jahren und hatte noch nie (in worten: NIE!) eine 200.-euro-schicht ! :?
"Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?".(B. Brecht)

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Beitrag von Holgi » 17.02.2008, 16:41

Bei einem unterstellten Umsatz von 200,- € pro Schicht und 20 Arbeitstagen im Monat bleiben einem Alleinverdiener, wenn er verheiratet ist, und zwei Kinder hat, ca. 1420 € Netto, bei 38% vom Netto. (Berechnet mit Wiso Sparbuch 2007) Das ist knapp Harz IV.
Also das muß mir mal erklärt werden!
Meine Rechnung sieht so aus:

200€ x 20 Tg = 4000€ - 62% = 1520€ Brutto (38%)

Bleiben Netto vielleicht man gerade 1000€ über!
Sprich nur dann, wenn Du etwas Wertvolleres zu
sagen hast als Dein Schweigen!

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Re: Taxifahren = Hartz-IV Empfänger?

Beitrag von Holgi » 17.02.2008, 16:57

nowhereman hat geschrieben:
Eiserner Heinrich hat geschrieben:
Bei einem unterstellten Umsatz von 200,- € pro Schicht ...
ich bin immer froh, wenn ich die hälfte davon zusammenrüttel... :?
wie schafft ihr bloß diese fantasie-einnahmen? ich fahr seit 32 jahren und hatte noch nie (in worten: NIE!) eine 200.-euro-schicht ! :?
Du wirst doch in 32 Jahren eine Schicht dabei gehabt haben, in der du mehr als 200€ eingefahren hast,oder hast du immer auf dem Baum geschlafen? :wink: :D :D
Sprich nur dann, wenn Du etwas Wertvolleres zu
sagen hast als Dein Schweigen!

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Beitrag von nowhereman » 17.02.2008, 17:58

ob du´s glaubst oder nicht...NOCH NIE!!! allerdings war ich auch noch nie nachtfahrer UND habe nie eine silvesterschicht gemacht...und auch zu DM-zeiten gab´s nie 400.- ...und wer von 200.- euro schichten ausgeht, was jammert der denn eigentlich?...wo ist überhaupt die jammer-berechtigung bei all euren "bombeneinnahmen", wenn ihr meint, einen ,der 100.- pro schicht fährt, verhöhnen zu können?
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Beitrag von Eiserner Heinrich » 17.02.2008, 19:12

Holgi hat geschrieben: Also das muß mir mal erklärt werden!
Meine Rechnung sieht so aus:

200€ x 20 Tg = 4000€ - 62% = 1520€ Brutto (38%)

Bleiben Netto vielleicht man gerade 1000€ über!
Tach,
Ich habs so rum gerechnet.

200,- -7% = 186 * 38% = 70,68 € x 20 Tage = 1413,- € Bruttolohn

Oder anders herum:

4000,- - 7% = 3720,- *38% = 1413,- Bruttolohn

Und das mit den Nettolohn ca. 1000,- ist auch richtig. Da fehlt nur die Kindergeld genannten Erziehungszulage durch den Staat. Das kommt tatsächlich auf die Lohnabrechnung mit drauf. Mit anderen Worten, wenn ein Unternehmer die Zahl vorlegt, hat er 300 Euro sich selbst zugerechnet, die aber tatsächlich voll vom Staat getragen werden. Und zu allem Überfluss wird vom Kindergeld auch noch in die Sozialkassen eingezahlt.

Das waren meine Eckwerte bei der Eingabe in das Wiso-Programm:

1 Fahrer/Fahrerin,
verheiratet,
2 Kinderfreibeträge,
2x Kindergeld je 154,-
Steuerklasse 3,
keine Kirchensteuer,
Allgemeiner Tarif,
normale Lohnsteuer,
Krankenkasse 13,8%
Rentenvers.Pflicht
Arbeitslosenvers.Pflicht
Pflegevers.Pflicht


Das ergibt follgende Werte:


1.413 Brutto
+ 308 Kindergeld
---------------
= 1.721 Bruttobezüge
- 110,22 Krankenvers.
- 12,01 Pflege
- 140,59 Rente
- 29,67 Arbeitslosenvers.
----------------------------
= 1.428,51 Netto.
================

Tatsächlich fallen schon keine Lohnsteuer und kein Soli mehr an.

Gruß, Eiserner Heinrich
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Beitrag von Eiserner Heinrich » 17.02.2008, 19:31

nowhereman hat geschrieben:ob du´s glaubst oder nicht...NOCH NIE!!! allerdings war ich auch noch nie nachtfahrer UND habe nie eine silvesterschicht gemacht...und auch zu DM-zeiten gab´s nie 400.- ...und wer von 200.- euro schichten ausgeht, was jammert der denn eigentlich?...wo ist überhaupt die jammer-berechtigung bei all euren "bombeneinnahmen", wenn ihr meint, einen ,der 100.- pro schicht fährt, verhöhnen zu können?
Hi,

die Jammerberechtigung kommt daher, weil eben auch wir nicht immer die 200,- fahren. Trotzdem wird uns das bei den Lohnverhandlungen immer als Grösse vorgehalten. Übrigens, nicht nur als tolle Möglichkeit, sondern auch als Verpflichtung. Dafür brauchen wir dann aber auch die 12 Std. Schicht, mit ca. 15 Min. Mittagspause. Ich hab ja nicht umsonst oben auf das Arbeitszeitgesetz hingewiesen. Das im übrigen auch die Arbeitnehmer mit Strafe bei Verstösen besdroht.

Und was das Verhöhnen angeht. Nach meiner Erfahrung kann man mit Farmsen als Stammposten, sehr viel gegen einen guten Umsatz tun. Ich weiß nicht, wo Du stehst und wie du fährst. Ich will nur sagen, dass man mit entsprechend unflexiblem Fahren den Umsatz gezielt niedrig halten kann. Allerdings ist flexibles Fahren beileibe keine Garantie dafür, jeden Tag die 200 zu knacken. Und wie gesagt, ich kenne deine Fahrweise nicht, und wiel mir darüber auch kein Urteil anmassen.

Die Rechnung soll ja nur Beispielhaft zeigen, wie schnell jemand, trotz viel Einsatz in staatliche Abhängigkeit geraten kann. Und das auf Grund der Mutwilligkeit der Unternehmer, die versuchen den Weg des geringsten Wiederstandes zu gehen: den über die Arbeitnehmer. Anstatt sich bei der Stadt für eine sinnvollere Tarifgestaltung einzusetzen.

Ich glaube, ich muss es gar nicht mehr für 100,- oder 150,- Euro Durchschnittsumsatz ausrechnen. Es liegt in der Logik der Sache, das die Kollegen und Kolleginnen noch viel stärker von der Hartz IV Unterstützung abhängig gemacht werden, sofern sich die Kürzung auf 38% durchsetzt.

Gruß, Eiserner Heinrich
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Beitrag von nowhereman » 17.02.2008, 21:03

Nach meiner Erfahrung kann man mit Farmsen als Stammposten, sehr viel gegen einen guten Umsatz tun. Ich weiß nicht, wo Du stehst und wie du fährst. Ich will nur sagen, dass man mit entsprechend unflexiblem Fahren den Umsatz gezielt niedrig halten kann..
nun, mein "stil" muss den diversen unternehmern, die ich den 32 jahren hatte, ja irgendwie gereicht haben...jedenfalls hab ich NIE druck gekriegt, von wegen "du musst mehr bringen, sonst..." :roll:
im übrigen bestätigen mir auch die postengespräche mit kollegen, dass ich nicht besonders aus dem rahmen falle mit meinen einnahmen...und ein blick von der brücke auf den überquellenden taxispeicher am fliegenfeld lässt mich denken, dass es viele kollegen gibt, die anscheinend noch "blöder" sind als ich :mrgreen:...seit ich mich zur zufriedenheit entschlossen habe, geht´s mir jedenfalls besser als denen, die wegen nicht erreichter fantasie-einnahmen täglich vor wut ins lenkrad beissen... :wink:
"Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?".(B. Brecht)

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Beitrag von q » 18.02.2008, 00:11

Ein paar Bemerkungen
Ursprünglich war es "Tradition" im Taxigewerbe, das 12 Stunden Schichten gefahren und eine 50/50 Beteiligung vom Netto bezahlt wurde.
Tradition war es, den Fahrern 50% vom BRUTTO-Umsatz zu zahlen. Dazu kamen noch ein paar "Sieger". Das waren noch Zeiten. Jetzt haben wir Sitzkontakte und mittlerweile wird schon die "35% vom Nettoumsatz"-Marke angepeilt. Aber immerhin scheint sich die Zahlung von Urlaubsentgelt durchzusetzen. Ob diese drastischen Lohnkürzungen unter den jetzt verschärften Bedingungen eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit darstellen oder einige Unternehmer die Gunst der Stunde nutzen, kann ich nicht beurteilen. Dazu müsste man die genauen Betriebsdaten kennen. Dem Fahrer bleibt, neben der Annahme der neuen Bedingungen, die Möglichkeit eines Betriebswechsels, der Schritt in die Selbstständigkeit oder das Gewerbe ganz zu verlassen (das würde ich am liebsten machen; aber man ist so "versaut" durch diese Taxifahrerei)

Zu den 200 €-Schichten:
200 € - Schichten fährt auch ein Hansa-Tagfahrer nicht jeden Tag und ein Durchschnittstaxenfahrer (Tag und Nachtschicht, Hansa und der Rest der Welt) bekommt in einer 10 Stunden-Schicht nach Gutachten 10 * 12,- € = 120 € Umsatz zusammen. Für Tagfahrer, die nicht dem Hansa + Consorten angehören, dürfte der Durchschnittsumsatz unter 10 € / h liegen.

Welche Folgen die sich daraus ergebenen Mikro-Löhne für die Qualität des Gewerbes (auch für den Hansafunk) haben werden, lässt sich erahnen. Die Folgen der verschärften Gangart der Behörden für mich als selbstfahrenden 1-Wagenunternehmer kann ich noch nicht so richtig abschätzen. Eventuell wäre jetzt der Einsatz eines Fahrers zu (etwas)besseren Bedingungen, als sie die Mehrwagenbetrieb bieten, sinnvoll.
Es wird ein Ergebnis produziert, das die BSU angeblich bekämpfen will: Alleinfahrende Unternehmer.
@Eiserner Heinrich: Woher hast Du das? Kann das jemand bestätigen?

xi

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Beitrag von pl » 18.02.2008, 10:15

Es wird ein Ergebnis produziert, das die BSU angeblich bekämpfen will: Alleinfahrende Unternehmer.
Das halte ich für unwahrscheinlich.
Ich denke, man hätte am Liebsten so viele Kutscher wie möglich unter der Kontrolle einer gewissen Funkvermittlung, egal ob als Fahrer oder Unternehmer. Dadurch wird man von der eigenen Kontrollaufgabe entlastet, wöfür man dann vielleicht gern Entgegenkommen in dem einen oder anderen Punkt zeigen könnte.
Sas Dumme ist nur, daß die Zahl derer, die dort Unternehmer sein können, recht begrenzt ist, was für Fahrer eher nicht der Fall ist.
Diese angebliche Bekämpfung scheint mir daher eher ein in kauf genommener Kollateralschaden zu sein.

Wenn das so sein sollte, was ich als Tatsache nicht behaupten kann, würde ich das den Versuch der Teilprivatisierung der BSU nennen.
Tradition war es, den Fahrern 50% vom BRUTTO-Umsatz zu zahlen. Dazu kamen noch ein paar "Sieger". Das waren noch Zeiten. Jetzt haben wir Sitzkontakte und mittlerweile wird schon die "35% vom Nettoumsatz"-Marke angepeilt. Aber immerhin scheint sich die Zahlung von Urlaubsentgelt durchzusetzen. Ob diese drastischen Lohnkürzungen unter den jetzt verschärften Bedingungen eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit darstellen oder einige Unternehmer die Gunst der Stunde nutzen, kann ich nicht beurteilen. Dazu müsste man die genauen Betriebsdaten kennen.
Jou.
Ich hab langsam auch keine Lust mehr, das für verschiedene Varianten durchzurechnen, zumal ich für so manches auch die aktuellen Preise nicht mehr kenne. Aber klar ist, daß mit zunehmend korrekteren Beschäftigungsverhältnissen erhebliche zusätzliche lohnkostenabhängige Kosten auf den Unternehmer zukommen.
Wenn sie da nicht die Prozente kürzen müßten, würde das logischerweise bedeuten, daß sie einen vorher ordentlich über den Tisch gezogen hätten.

--pl.

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