Moia - Code entschlüsselt?

Verlagerung der Postengespäche in das Internet.
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E. G. Engel
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Moia - Code entschlüsselt?

Beitrag von E. G. Engel » 02.04.2018, 12:26

Was ist der Kern des Moia Antrages? Im Detail beantragt Moia:

- Pauschal die Konzession für 1.000 Fahrzeugen.
- Darin enthalten pauschal virtuelle Linienmietwagen (Lm).
- Darin enthalten pauschal Sammelmietwagen (Sm).
- Darin enthalten pauschal Exklusivmietwagen (Em).

Dabei wird für die Genehmigung von virtuellen Linienmietwagen und Sammelmietwagen § 2 Abs. 7 PBefG bemüht und für die Exklusivmietwagen § 49 Abs. 2 Nr. 3 PBefG.

Interessant an diesem Antrag dass einerseits die Gesamtsumme an Fahrzeugen benannt wird, aber andererseits für die einzelnen divergierenden Verkehrsarten keine summarische Festlegung erfolgt.



Damit ist vom Prinzip her schon das Geheimnis von Moia entschlüsselt. Ich bin jetzt kein Mathematiker aber wer schon mal gehört hat dass die Chance beim Lotto 6 aus 49 die Gewinnchancen bei ca.1 : 13 Mio besteht kann sich unter Umständen vorstellen wie viele Variationsmöglichkeiten sich ergeben zwischen Lm, Sm und Em zu switchen.

Einige Varianten als Beispiel um die Phantasie anzuregen.

Räumlichen Verteilung:

a. Zone 1 ca. 5 km um die City. Lm im Kernbereich von Hamburg, Stadtteile wie Winterhude, Eppendorf, Eimsbüttel usw. wo die Wahrscheinlichkeit hoch ist die Fahrzeuge hoch auszulasten, bis zu 6 Personen a‘ 5.- € mit Aus- und zufällige Zustiege unterwegs. Interessant dabei ist dass, vorausgesetzt die Nachfrage ist hoch, sich auf „einer Runde“ Einnahme von x mal 6 Personen a‘ 5.- € ergeben kann.

b. Zone 2 ca. 6 km bis 10 km um die City. Sm decken infolge niedrigerer Nachfragefrequenz aber dafür mit einem höheren Grundpreis von ca. 8.- bis 10.- € durchschnittlich diesen Raum ab. Zufällige Zustiege sind nicht vorgesehen, dafür machen aber 3, 4 Personen mal 8.- bis 10.- € auch eine erträgliche Einnahme aus.

c. Zone 3 ca. 11 km bis Stadtrand. Hier könnte der Raum mit Em abgedeckt werden. Der Preis dürfte aus wettbewerblichen Gründen etwas unter dem Taxipreis liegen.



Der neutrale Switch - Faktor.

So könnte die erste Grundstruktur der Programmierung aussehen, eine Zonenstruktur (witzig ist für mich, dass ich schon 2000 zu HTV-Zeiten einen Taxitarif auf einer Zonenstruktur aufgebaut habe). Dadurch dass aber keine Festlegung auf die Moia Fahrzeuge (Lm, Sm, Em) erfolgt, kann Moia die Fahrzeuge nachfrageoptimiert switchen. Ein Em, oder auch ein Sm, der von außerhalb kommt wird zu einem Lm. Ein Lm der Berufstätige in den Abendstunden nach „draußen“ bringt wird zu einem Sm oder auch Em.


Die Entwicklung.

Im Zeitverlauf wird sich die räumliche und angebotsseitige Verteilung verfeinern. Nach x Tagen und x Fahrgästen liegen Nachfragedaten vor. Somit wird das Moia System irgendwann auch eine gewisse Prognosefähigkeit besitzen. Irgendwann werden auch Daten wie Wetter, Jahreszeiten, Ferien etc. in das Programm einfließen. Dann werden die Betriebskosten optimiert, also das Vorhalten von Material und Personal. Wahrscheinlich wird dann ein System wie Moia irgendwo zwischen 50 und 80% den Nachfragemarkt abdecken können. Für Taxi bleibt dann noch zwischen 50 und 20% des Marktes übrig, darunter auch die „Oma zum Arzt - Tour“, vorausgesetzt Taxis können davon leben.


Die böse Variante der Gewinnmaximierung.

Hat Moia erst einmal Fuß gefasst und das Taxi großflächig verdrängt könnte der Prozess in die nächste Stufe eintreten. Zum einen werden sich die Anlaufkosten, hier in Hamburg stehen ca. 200 Mio € zur Verfügung, amortisieren müssen und dann stehen auch Renditeerwartungen im Raum, denn die Moia GmbH ist eine Tochter der VW AG. Um auch in weiteren Städten vordringen zu können, sogenannte Skalierung des System, besteht auch die Absicht sich für sogenannte Investoren zu öffnen. Bei diesem Milliarden € Rad was hier gedreht wird werden das Risiko- und Hedgefonds sein. Damit sind wir nicht weit von Uber entfernt.


Der böse Switch – Faktor.


Wie unergründlich sogenannte Algorithmen sind, damit haben ja schon viele Taxifahrer Erfahrungen mit myTaxi gemacht. Algorithmen lassen sich aber auch auf Mobilitätskunden anwenden. So ist denkbar dass bsw. ein Lm nur mit 3 Personen gelastet ist weil zeitweilig die Nachfrage aus unterschiedlichen Gründen gering ist. Obwohl genug Moia Fahrzeuge verfügbar sind wird dem Kunden auf Nachfrage aber nur ein SM angeboten, oder auch ein Em. Je nachdem wie die Algorithmen den Kunden einschätzen, denn ein Mobilitätsbedarf entspringt einem Sofortbedürfnis, und wie der maximale Gewinn zu erwarten ist. Durch die Tatsache dass die Moia Fahrzeuge ihre Funktion, Lm, Sm und Em, wie ein Chamäleon die Farbe switchen können ist der Manipulation der Kunden im Sinne einer Gewinnoptimierung Tür und Tor geöffnet.


Ein „surge pricing“ wie einige es vermuten wird nicht nötig sein und würde in Deutschland einen Unmut auslösen der für die VW Tochter Moia GmbH eher geschäftsschädigend wäre. Es geht auch unscheinbar, unbemerkt und diffizil mit einem bösem Switch - Faktor.



Möglicher Stand der Dinge.

Der Moia Antrag geht nicht mehr geräuschlos durch. Das scheint auch der Taxenbehörde klar zu sein. Mit 200 Lm anfangen, 1 Jahr vielleicht, und nach erster Datengewinnung dann sukzessive aufstocken, die Zonen und das Angebot um Sm erweitern, dann in der letzten Phase Em bringen, ist gescheitert. Bis auf die erste Phase würden die anderen Pahsen und Zonen wohl eher fließend verlaufen.

Der Dreh- und Angelpunkt in den Beratungen mit Moia, welche mit Sicherheit stattfinden, wird die Menge der Fahrzeuge sein. Lm’s (200?) sind komplett durch § 2 Abs. 7 PBefG gedeckt. Sm‘s sind schon schwieriger und die Menge an Em‘s sowie die Gesamtmenge an sich würden die Absicht verdeutlichen in absehbarer Zukunft das Hamburger Taxengewerbe mehr oder weniger aufzulösen. An diesem Punkt scheinen doch noch Hemmungen zu bestehen, vor allem auch weil wie in der Taxenbehörde und in den politischen Leit- und Lenkungsfunktionen bekannt eine verwaltungsgerichtliche Überprüfung des Vorganges droht.

Das Problem ist, nur durch die Gesamtmenge und den dadurch möglichen Switch-Faktor ergibt sich für Moia die Chance hier in Hamburg zum dominanten Mobilitätsdienstleister zu werden. Ein halber genehmigter Antrag nützt Moia wenig bis nichts und rechtfertigt anscheinend keinesfalls die beabsichtigten Investitionen.


Um zum Abschluss noch einmal aufzuzeigen wohin die Reise von Moia gehen soll.

Wie sagten VW-Konzernchef Müller und der CEO Ole Harms von Mioa laut FAZ vom 02.01.2017 in der einzig mir bekannten Fundstelle wo über Zahlen geredet wurde:

„Konzernchef Müller rechnet damit, dass der Markt für Fahrvermittlung und Mobilität auf Abruf allein in Europa im Jahr 2025 Umsatzerlöse von bis zu zehn Milliarden Euro erzielt. Experten rechnen mit Wachstumsraten von mehr als 30 Prozent im Jahr, wenn die Angebote anlaufen. Bislang sind solche Dienste allerdings noch nicht profitabel. „Wir wollen eine relevante Präsenz bis zum Jahr 2020 haben, und wenn wir es schaffen, knacken wir auch die Umsatzmilliarde“, sagte Harms.“

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/n ... 01812.html
Zuletzt geändert von E. G. Engel am 02.04.2018, 12:56, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Moia - Code entschlüsselt?

Beitrag von IK » 02.04.2018, 17:28

@Engel

Zwischen LM und Sm fällt mir schwer zu differenzieren. Im Antrag ist das auch nicht zu finden. Ein typischer Moia sammelt die Kunden an den virtuellen Haltestellen (Moia Pooling). Der Kunde kann gegen Aufpreis „Pooling reduzieren“. Das bedeutet, er wird auf dem schnellsten Weg zwischen zwei virtuellen Haltestelle gebracht. Warum dann eigentlich nicht gleich vor die Tür? Der Unterschied zuwischen dem „reduzierten Pooling“ und dem „Exklusiv Shuttle“ ist in der Praxis kaum noch darstellbar.

Moia Pooling = Lm und/oder Sm?
Moia reduzierter Pooling = Lm oder eher Em?
Moia Exklusive Shuttle = Em

Dass Moia die Kundendaten auswerten wird und daraus eine Geschäftsvorhersage machen wird, gehe ich auch davon aus. Ich habe das dem HFT Anfang 2015 vorgeschlagen, stieß aber mit meinem Vorschlag auf taube Ohren. Schade.

Ich teile deine Einschätzung, dass die Behörde zögert, weil sie merkt, dass die Mischung zu heikel ist. Wohin das aber führt, wage ich nicht zu prognostizieren.

Als ich mit A. Mönch über die Finanzierung der Klage gesprochen habe, sprach dieser von der Vergrößerung des Mobilitätskuchens durch neue Angebote. Seiner Meinung nach hat mytaxi dazu geführt, dass mehr Meschen Taxi fahren. Auf meine Frage, wo er diese Fakten her hat, denn die Auswertungen der FT Daten eher von stagnierenden als von einem expandierenden Markt sprechen, wechselte er schnell in einen anderen Modus und sagte: Aber zumindest bestellen heute mehr Menschen ein Taxi anstatt auf die Straße zu gehen.

Ich habe den Eindruck, dass in diesen Managerköpfen der Herdentrieb bis ins Extrem ausgeprägt ist und deswegen sie alle immer das Gleiche erzählen. Könnte mir egal sein, wenn es nicht um mein Geschäft gehen würde.

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sivas
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Re: Moia - Code entschlüsselt?

Beitrag von sivas » 02.04.2018, 17:42

Wenn ich mir das alles so durchlese ... auch das Interview des Herrn Harms im Weserkurier ...
Die brauchen wirklich Chamäleon-Autos. Der ÖPNV wird dadurch zwar leistungsfähiger, aber auch vieeel teurer. Die müssen ja Fahrer UND Autos bezahlen ... und das bei 1-3 zahlenden Fahrgästen ...

Das Einzige, was die Verkehrswende bringen kann, ist die Halbierung des privat genutzten Fahrzeugbestandes, Beförderungskapazität bleibt genügen übrig. Eine Mitfahr-App sorgt für die Auslastung der Rest-Fahrzeuge, die Kosten werden verdoppelt. Aber wer will das schon ? den Nachbarn in sein 'heiligs Blechle' reinlassen, die Schmerzgrenze dafür ist sehr hoch.
Zuletzt geändert von sivas am 02.04.2018, 18:41, insgesamt 1-mal geändert.

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E. G. Engel
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Re: Moia - Code entschlüsselt?

Beitrag von E. G. Engel » 03.04.2018, 09:52

@ IK

Für mich ist Moia Mietwagen mit Spezifikationen.

Lm = (virtueller) Linienmietwagen = ride pooling
Sm = Sammelmietwagen = sharing (match)
Em = Exklusivmietwagen = Mietwagen (Exklusiv ist nur der Name, Augenwischerei)

Moia wird natürlich im Sinne einer max. Bedienfähigkeit kombiniert mit max. Betriebsergebnis zwischen diesen Varianten switchen. Anfangs wird natürlich die Bedienfähigkeit im Vordergrund stehen zumindest solange bis sich das System etabliert hat.


@ Sivas

Danke für den Weserkurier. Seit dem 02.01.2017 scheint Moia einen Gang heruntergeschaltet zu haben was das eigentliche Geschäftsziel ist. Nur noch unverbindliche Schlagwörter.

E. G. Engel
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Re: Moia - Code entschlüsselt?

Beitrag von E. G. Engel » 03.04.2018, 11:56

Fortsetzung Moia - Code entschlüsselt?.


Es ist für den ein oder anderen kein Geheimnis dass ich ein Befürworter dafür bin den Kunden innerhalb der Auseinandersetzung mit Moia auch ins zu Boot zu holen. So wie der Demoablauf derzeit gestrickt ist wird es eine NoMoia Demo, also eine reine Abwehrreaktion, ohne Verteidigung der Rechte des Kunden, sein Recht auf eine individuelle Dienstleistung. Wie es aussieht wird es anschließend auch keine gewerblich indizierte Podiumsdiskussion geben wo dann dort spätestens auch der Kunde Berücksichtigung findet. Der Gedanke dass es laut Sinn und Zweck des PBefG weniger um die Rechte des Gewerbes geht sondern um die Rechte des Kunden, darum auch „öffentliches Verkehrsinteresse“, geht leider unter.

Taxi ist, ob es gefällt oder nicht, nur gesetzlich geschützt weil es um ein „öffentliches Verkehrsinteresse“ geht, also ein Vehikel, ein Mittel zum Zweck, und sonst nichts.


Taxi und seine wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Ich habe schon an anderer Stelle daraufhin gewiesen dass der größte Teil des Taxipreises kosteninduziert ist. Ich habe jetzt nicht die Zahlen griffbereit welche sich aus der jährlichen Auswertung des FT ergeben, aber der Durchschnittsumsatz/Std. dürfte bei ca. 22.- € liegen. Der ML inkl. Sozialabgaben und Schichtzulagen dürfte in etwa ca. 14.- € betragen. Damit sind ca. 64% des Durchschnittsumsatzes alleine für gesetzlich festgelegte Kosten weg. Eine andere umsatzbezogene Größe ist der Treibstoff welcher mit ca. 10% vom Umsatz veranschlagt werden kann. Damit sind wir schon bei 74% an unverrückbaren Kosten. Bleiben noch ca. 26% des Umsatzes/Taxipreises für die Refinanzierung des Fahrzeuges, Versicherungen, Wartung, Reparaturen und einem marginalen Unternehmensgewinn. Unter diesen nicht zu leugnenden Aspekten ist es sicher auch nicht falsch zu behaupten dass der Taxipreis zu 85 bis 95% rein kosteninduziert ist.

Es stellt sich die Frage, wie will Moia unter gleichen Bedingungen (Taxipreis) trotz eines geringeren Nettoerlöses von ca. 10% (Umsatzsteuer Taxi 7% USt, Moia Mietwagen 19% USt) mit Taxi preislich konkurrieren? Und wenn Moia dann mit nur 90% des Taxinettoerlöses auch noch billiger wie Taxi überhaupt sein will einen nennenswerten Gewinn erwirtschaften der auch nur annähernd die Investition von 200 Mio € rechtfertigt?

Ist das die Frage aller Fragen? Nein nicht wirklich. Denn auch wenn der Name Moia an bsw. den Zauberer von Oz anknüpfen mag, Moia kann genauso wenig zaubern wie es alle Unternehmen nicht können.


Ritter Sport. Quadratisch, praktisch, gut, Europalette.

Was will ich damit sagen? Ich will damit sagen dass das Geheimnis von Moia nur in der Effizienz betrieblicher Abläufe liegen kann. Mit dem virtuellen Linien-/Sammelmietwagen ist ein Schritt gegeben. Aber das bedeutet, dass Moia sich den Kunden zu recht legt, ihn quasi quadratisch, praktisch, gut macht. Oder anders ausgedrückt, der Kunde wird zur Europalette. Türe auf, Palette rein, Türe zu. Türe auf, Palette raus, Türe zu. Und während der Fahrt sitzt dann Palette an Palette. Dann sitzt dann das Pärchen im engen Raum auf enger Distanz neben der Oma, der Alki neben dem Veganer, kleine Kinder neben dem Geschäftsmann. Ein Feeling wie im gut besetzten Bus oder der U-Bahn. Es wird auch weitere Beschränkungen geben. Wer nur kurz sich die Moia Hannover AGB angesehen hat erkennt was quadratisch, praktisch, gut bedeutet. Für die Linienmietwagen sind nur kleine Koffer bis 10 kg zugelassen. Der Kunde hat rechtzeitig an der virtuellen Haltestelle zu sein. Der Moia Sammellinientransporter wartet nur eine Minute. Dann wird von der Karte abgebucht und weitergefahren. Ob die Palette drin ist oder nicht. An dem Punkt habe ich die AGB nicht weitergelesen weil mir das betriebswirtschaftliche Prinzip klar wurde. Der Kunde verliert seine Individualität und wird zur Europalette. Moia nennt das Demokratisierung der Mobilität.


Das exklusive Moia.

Aber Moia will ja auch Individualität bieten. Dafür gibt es dann den Exklusivmietwagen. Schon bei gleichem Preis wie Taxi wird Moia mit nur 90% des Nettoerlöses auskommen müssen. Wollen sie wie behauptet billiger sein, etwa um nur 10%, dann bleiben nur noch 80% des Nettoerlöses vergleichbar mit Taxi. Das kommt betriebswirtschaftlich fast der Quadratur des Kreises gleich, wie schon vorgerechnet. Aber auch hier hilft quadratisch, praktisch, gut. Die Lösung ist, die individuellen Europaletten werden einfach auf Halde gestapelt und der Eingangsreihenfolge nach und nach, wenn der Algorithmus nicht anders entscheidet, abgearbeitet. Oder wenn sich zufällig ein Sammelmietwagen verirrt. Dann wird der Sammelmietwagen zu einem Exklusivmietwagen geswitcht. Falls der Algorithmus nicht entscheidet, hier sind aber 3 Sammelkunden, rechnet sich besser. Das bedeutet dann für den Exklusivkunden „Bitte warten Sie“. 15 Minuten, 30 Minuten, 45 Minuten? Je nach Nachfragefrequenz. Schöne Exklusivität.


Resümee.

In Wahrheit ist Taxi dem Moia System überlegen. Billiger und besser kann keiner. Beim Taxi kommen der Alki und der Veganer zu ihrem Recht, die Oma sitzt nicht neben dem verliebten Pärchen und muss nicht ihrer Glanzzeit nachtrauern, der Geschäftsmann wird nicht durch quengelnde Kindern gestört.

Aber wir leben in einer Zeit der Manipulationen. Disruptiv, Innovativ, neue Moblität, demokratische Mobilität, billiger und doch schöner sind die neuen Schlagworte. Moia wird hinsichtlich dessen alle Register ziehen. Und damit werden sie dem Taxigewerbe massiv Umsätze entziehen. Vor allem weil Moia anfangs sozial daher kommen wird, sie haben schließlich 200 Mio € im Rücken, dadurch werden dann Taxibetriebe unrentabel, zusätzlich in diesem Zusammenhang die Verfügbarkeit von Taxi immer weiter abgesenkt wird, dann hat Moia gewonnen. Dann werden die Kunden betriebswirtschaftlich quadratisch, praktisch, gut gemacht. Dann wird der Kunde zur Europalette.

Aus dieser Perspektive sitzen der Kunde und das Taxi mit seiner Mischkalkulation und hohen Verfügbarkeit, mit der Bedienung des breiten öffentlichen Verkehrsinteresses, im selben Boot. Aber das wird man dem Kunden, der Öffentlichkeit, erklären müssen. Daran geht kein Weg vorbei.
Zuletzt geändert von E. G. Engel am 03.04.2018, 12:10, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Moia - Code entschlüsselt?

Beitrag von am » 03.04.2018, 14:19

Solange Vauweh billiger, verfügbarer, hipper verspricht, wird sich der Kunde wenig erklären lassen. Isso.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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sivas
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Re: Moia - Code entschlüsselt?

Beitrag von sivas » 03.04.2018, 14:45

am, jetzt hast'e die Beiträge unters jeweils fasche Thema gesetzt.
Trotzdem
Wir werden dem Kunden nichts erklären. Er bekommt 'nen Zettel in die Hand gerdückt, den Inhalt des darauf Geschriebenen muss er frei vortragen - ansonsten bleibt der Motor aus.

Der Text könnte z.B. so aussehen:
Taxi unser am Bahnhof
Alle Kinder kennen deinen Namen.
Deine Bequemlichkeit komme.
Dein Wille geschehe,
wie am Bahnhof, so am Flughafen.
Unser tägliches Fahrgeld gib uns heute.
Und vergib uns,
wie auch wir vergeben.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von uber und Moia.
Denn dein ist die Stadt
und die Kraft des Motors und die Beschleunigung
in Ewigkeit ....

Jetzt schmeissen Sie endlich den Motor an !!!

------------------------------
E. G. Engel hat geschrieben:@ Sivas
Danke für den Weserkurier.
Brauchst Dich nicht zu bedanken, schmeiss lieber 8 Cent in die Klagekasse.

Der Dank gilt dem Weser Kurier !
dass er mit Kosten verbundene Inhalte uns entgeltfrei zur Verfügung stell.
Zuletzt geändert von sivas am 03.04.2018, 15:11, insgesamt 2-mal geändert.

Untoter :shock:

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Re: Moia - Code entschlüsselt?

Beitrag von E. G. Engel » 03.04.2018, 18:13

@ am

Ich sehe das relativ gelassen. Meine Zukunft ist es nicht. Ob es am Ende reichen wird und ob es ausreichend war müssen sich Andere Fragen. Infight in der eigenen Blase. :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

pauline
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Re: Moia - Code entschlüsselt?

Beitrag von pauline » 03.04.2018, 18:15

@ E.G.Engel
Bei deiner Analyse, der ich voll und ganz zustimme, hast du eins vergessen (oder als nicht wichtig genug erachtet, : Das Wort ELEKTROMOBILITÄT. Daran berauscht sich die Politik und das wissen die Dieselbetrüger in Wolfsburg ganz genau. Dadurch erhofft man sich auch eine Art von Absolution, was übigens von beiden Seiten - Konzern und Politik - dringend gewünscht wird.
Die deutsche Autoindustrie ist nicht in der Lage gebrauchsfähige Elektrofahrzeuge dem Taxigewerbe in absehbarer Zeit zur Verfügung zu stellen. Also ist es nicht in der Lage dem Abgasbetrüger VW ökologisch paroli zu bieten. Dieser Umstand muss der Öffentlichkeit besonders deutlich vor Augen geführt werden. Und die Politik muss aufgefordert werden, wenigstens hier für Chancengleichheit zu sorgen.

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Re: Moia - Code entschlüsselt?

Beitrag von E. G. Engel » 03.04.2018, 18:27

@ Pauline

An anderer Stelle, ich weiß nicht mehr wo, ist halt Demenz, habe ich schon häufig darauf hingewiesen dass das Gewerbe im Schnitt ca. 11 - 13 Mio € per anno in neue Fahrzeuge investiert. Gestern waren es noch "saubere" Euro 5 und 6, heute sind es Dreckkisten, verkauft von Mercedes und VW. Und anstelle jetzt mal mit einer Nachrüstung hinterher zu kommen wollen sie uns das Geschäft unter dem Hintern wegziehen.

Aber dennoch danke für die Blumen. Tut auch mal gut wenn man sich so einen Kopf macht. Wir werden sehen wie es wird.

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Re: Moia - Code entschlüsselt?

Beitrag von alsterblick » 04.04.2018, 11:19

MOIA (& Co.....) gehen das vermutlich viel zu "(un)ökonomisch" an.

Jedoch Billig soll die Toleranz erhöhen, um mit MOIA geteilt mitzufahren.
Dann wiederum läßt sich kaum oder nie Geld verdienen, wenn die Auslastung samt geteilter Belegungszahlen nicht stimmt.
MOIA-Einzelexklusivfahrten müssten kalkulatorisch deutlich teurer als Taxi sein.
MOIA wird aber eher billiger fahren „wollen“ und die gelegentlich wirklichen Sammelfahrten könnten die unterpreisigen Einzelexklusiv-Einzelfahrten nicht mittragen. Als Einzelfahrten (oder 2 Pers/Privatfahrt) sind die MOIA-Busse viel zu klobig und zu „falsch distanziert“ / Fahrer.
Eine Stretchlimo wäre da gemütlicher.

Lediglich e-Antrieb wird auch Ökofuzzis nicht überzeugen.
Zuletzt geändert von alsterblick am 04.04.2018, 12:07, insgesamt 2-mal geändert.
„Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk. Dann gnade Euch Gott !“

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Re: Moia - Code entschlüsselt?

Beitrag von KlareWorte » 04.04.2018, 19:06

E. G. Engel hat geschrieben:Was ist der Kern des Moia Antrages? Im Detail beantragt Moia:

- Pauschal die Konzession für 1.000 Fahrzeugen.
- Darin enthalten pauschal virtuelle Linienmietwagen (Lm).
- Darin enthalten pauschal Sammelmietwagen (Sm).
- Darin enthalten pauschal Exklusivmietwagen (Em).

Dabei wird für die Genehmigung von virtuellen Linienmietwagen und Sammelmietwagen § 2 Abs. 7 PBefG bemüht und für die Exklusivmietwagen § 49 Abs. 2 Nr. 3 PBefG.

Interessant an diesem Antrag dass einerseits die Gesamtsumme an Fahrzeugen benannt wird, aber andererseits für die einzelnen divergierenden Verkehrsarten keine summarische Festlegung erfolgt.


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Moia beantragt eine Genehmigung nach § 49 PBerfG in Verbindung mit § 2 Abs. 7 PBerfG - §2 ist keine eigenständige Genehmigungsgrundlage sondern erweitert nur das bestehende System. Insofern muß auch nichts differenziert werden.

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