»Taxifahrer prellen Staat« - mopo v 8.7.2004

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hjm
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»Taxifahrer prellen Staat« - mopo v 8.7.2004

Beitrag von hjm » 08.07.2004, 12:41

BETRUG | 08.07.2004

»Taxifahrer prellen Staat«
OLAF WUNDER

Steuerhinterziehung und Leistungsmissbrauch Insider packen aus


Nach Schätzungen von Insidern betrügen Hamburgs Taxifahrer den Staat pro Jahr um 60 Millionen Euro. Der Trick: Löhne und Umsätze werden zu niedrig angegeben und Steuern in viel zu geringer Höhe gezahlt. Folglich gehen den Sozialversicherungsträgern Beiträge verloren. Und Fahrer erhalten Sozialhilfe und Wohngeld, ohne Anspruch darauf zu haben. Der Mann, der diese Rechnung aufgestellt hat, nennt sich "Taxifahrer Ehrlich".

Erst in der vergangenen Woche hatte die MOPO einen großen Taxi-Report gebracht. "Ehrlich", der seinen Namen nicht veröffentlicht wissen will, verweist auf eine Schwerpunktaktion in Osnabrück, bei der im Jahre 2000 rund 60 Betriebsstätten, acht Zentralen, 108 Privatwohnungen, 147 Fahrzeuge und 180 Personen durchsucht wurden. Folge waren zahllose Verfahren wegen Steuerhinterziehung und Leistungsmissbrauchs. Ehrlich: "Bei uns ist es nicht einen Deut besser."

Im Kreuzfeuer: die Stadtentwicklungsbehörde, die für die Kontrolle des Taxi-Gewerbes verantwortlich ist. Sie habe jahrelang geschlafen. Das meint unter anderem Günter Grußendorf (43), ehemals 2. Vorsitzender des Landesverbands für das Personen-Verkehrs-Gewerbe (LPVG). "Konzessionen wurden ohne Ende verteilt, so dass immer mehr Taxifahrer um immer weniger Kunden buhlen müssen." Die Behörde komme ihrer gesetzlichen Pflicht, die Taxitarife auf ihre Wirtschaftlichkeit zu überprüfen, nicht nach. "Taxiunternehmer, die ehrlich arbeiten, gehen Pleite."

Grußendorf hält es für gut möglich, dass die Polizeikontrolle, die vor zwei Wochen am Flughafen durchgeführt wurde, von Behördenmitarbeitern verraten wurde. "Zu meiner Zeit als 2. Verbandsvorsitzender ist es jedenfalls so gewesen." Klar, dass dann kein Taxifahrer, der nebenbei noch Sozialhilfe kassiert, auf der Straße ist.

Während die Behörde vor den großen Problemen die Augen verschließe, kümmere sie sich um "Kinkerlitzchen", kritisiert Grußendorf. Soeben seien zwei Taxis vorläufig stillgelegt worden, weil ihre Stoßstangen nicht elfenbeinfarben gespritzt waren.

Grußendorf selbst wurde, wie er sagt, "genötigt", seine Taxi-Konzession zurückzugeben. Grund war eine Formalie: Um sich nebenbei eine Zweitexistenz aufzubauen, pausierte er mehrere Monate. Daraufhin sei ihm mit dem Entzug der Taxi-Konzession gedroht worden. "Das war die Rache dafür, dass ich mich für mehr Gerechtigkeit in unserem Gewerbe eingesetzt habe." Ihm sei bekannt, dass andere Taxifahrer schon seit Jahren von der Betriebspflicht befreit sind. "Und die dürfen ihre Konzession behalten."

Grußendorf betreibt heute den Taxi-Shop "Tach" in Groß Borstel, wo sich seine Ex-Kollegen mit Wischern, Dachschildern, Öl und Quittungsblöcken eindecken.

http://www.mopo.de/nachrichten/102_panorama_61165.html

Jörn

Beitrag von Jörn » 08.07.2004, 21:27

Danke, Günter!
Was den 'Taxifahrer Ehrlich' anbelangt, werde ich das ungute Gefühl nicht los, daß es sich dabei um den Neu-Hansi Engel handelt!
Sähe ihm jedenfalls ähnlich!
sch*** finde ich immer nur, daß diese 'mutigen' Herren es nie fertig bringen, mit vollem Namen ihre Kritik anzubringen.
Anonym klingt das immer zu sehr nach Denunziation!

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