Gutachten Karenzminute !

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reasoner
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Beitrag von reasoner » 24.02.2012, 15:57

Ich weiß nicht. Weg mit der Karenzminute, dann geht es uns besser, ist für mich nicht plausibel. Die Karenzminute hat den unwiederbringlichen Charme eines weitestgehend nachvollziehbaren Tarifes. Wenn ihr in Hamburg der Ansicht seid, die Umsätze lassen keinen Gewinn über, dann gibt es andere Lösungen.
Ivica Krijan hat geschrieben: ... Und was ist dein Vorschlag, außer den Hansa zu zerschlagen?
Okay, so weit wäre ich gar nicht gegangen. Aber, wenn's hilft ...

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Beitrag von jr » 24.02.2012, 16:34

Obwohl Hamburg hohe Kilometerpreise hat, schneidet schlechter im Vergleich zu München und Stutgart ab.
Die Taxitarife im Süden sind stets höher als im Norden, auch unabhängig von irgendwelchen Karenzzeiten. HH liegt bundesweit eher im Mittelfeld. Und das war auch schon in den 90er Jahren so.

Schmidt-Taxi

Beitrag von Schmidt-Taxi » 24.02.2012, 18:14

Bei der Einführung der Karenzminute hatte die Behörde keine Schwierigkeiten diese nicht zu begründen mit wirtschaftlich belastbaren Zahlen.
Diese Schattentaxameter Experimente hätte sie ja mal selber vor Einführung machen können, anstatt jetzt sozusagen die Beweislast für
die Schädlichkeit der Karenzminute umzukehren. Wir testen mal ob die Operation auch ohne Betäubung weh tut, oder gelingt. Am lebenden Objekt.
Bevor man ein neues Medikament einführt, testet man seine Wirkungen doch auch erst mal an einer Fallgruppe und nicht gleich in der Breite.

Okay, der Patient ist zwar nicht gestorben, aber wissenschaftliches und verantwortungsvolles Arbeiten sieht anders aus.

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SindSieFrei?
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Beitrag von SindSieFrei? » 24.02.2012, 18:43

Ivica Krijan hat geschrieben:...
Aus diesen Gründen ist die KM ersatzlos zu streichen.
Das wir uns nochmal zu 100% einig sind, sensationell. Genau das ist auch meine Einstellung. Im Gegenteil: Wer sich die Entwicklung der Kraftstoffpreise ansieht, wird sogar noch eine weitere Tariferhöhung fordern müssen, anstatt schon wieder bei der Behörde mit Weichspülerei anzukommen!!! Maximal fordern, nur dann kann man vernünftig ernten! KM ersatzlos weg (11% plus x) plus 5% Tariferhöhung (mindestens bei der Kurzstrecke 1-4 km!), Grundgebühr 3,00 €, das ist meine persönliche Meinung. Warum müssen wir uns vor allen verstecken und immer vor jedem Angst haben???
So könnte sogar Ivo Mindestlohn zahlen... :lol: :lol: :P:
Sorry, der mußte noch schnell sein...


LG

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Beitrag von minol » 25.02.2012, 00:11

Angenommen man würde den Tarif nun um 12% erhöhen und sonst alles so lassen wie es jetzt ist. Dan müßten ja alle hier zurfrieden sein..... ooooder? ;) :roll:

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Beitrag von am » 25.02.2012, 00:34

eichi hat geschrieben:...
Zur Frage von André, Zitat GA:
Schattentarif: Die Schattentaxameter wurden mit zwei unterschiedlichen Tarifmodellen
(Schattentarifen) programmiert. Beide Schattentarife basieren auf
dem bis Ende Juli 2011 gültigen Hamburger Taxitarif, sind jedoch mit abweichenden
Varianten beim Wartezeitentgelt versehen:
Die Aufgabe besteht jetzt darin, den neuen Tarif (ist überfällig) nachzujustieren, nachdem die
Karenzminute entfernt und die Umschaltgeschwindigkeit "repariert" wurde.
Ich denke, der HTV hat da was in petto!

Ja, ich habe das wohl gelesen, aber war mir nicht ganz schlüssig.

Damit bestätigt sich jedoch meine Einschätzung, das die Frage nach Sinn oder Unsinn der KM in diesem Gutachten vollkommen falsch bewertet wird.
Denn um die ursprünglichen Auswirkungen der KM bewerten zu können, hätte man einen niedrigeren Kilometertarif mit Wartezeit als Schattentarif ansetzen müssen. Aus dem einfachen Grunde, weil es ja, nach meinem Wissen, mit der Einführung der KM zu einer vergleichweise starken Erhöhung der Kilometerpreise kam, als Ausgleich für die KM.

Mit dem Gutachten in der vorliegenden Form lässt sich leider rein gar nichts beweisen, da die einzige Bezugsgröße der aktuelle Tarif ist. Es ist doch vollkommen logisch, dass sich da eine Differenz ergibt, wenn man da jetzt eine Wartezeit zurechnet.

Mit der Wiedereinführung einer Wartezeit (ich bin kein KM Freund) dürfte es wahrscheinlich sein, dass die Behörde eine Absenkung der Kilometerpreise einfordert und zwar zum damaligen Schlüssel. Unterm Strich kommt dabei zunächst einmal eine Nullrunde heraus, mit spürbaren Einbußen in den verkehrsschwachen Schichten.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Beitrag von plusminus0 » 25.02.2012, 01:53

Der einzige aussagekräftige Vergleichstarif (Schattentarif) ohne KM wäre einer, der im Mittel denselben Umsatz erzeugt wie der aktuelle reale Tarif mit KM (möglicherweise kann man den aus den jetzigen Daten auch errechnen). Dann könnte man auch aussagekräftige Daten ermitteln: Umsatzverlust bei Touren an Werktagen in der City x %. Umsatzgewinn bei Touren in der Nachtschicht zwischen 20 und 6 Uhr y % usw. Um sich dann zu überlegen, ob man dem City-Tagfahrer derartige Benachteiligungen zumuten kann.

Für die Beibehaltung der KM spricht die Preistransparenz, die vom Kunden (von dem wir ja leben) sicherlich positiv bewertet wird und von einigen auch gefordert wird (bsp: Krankenkassen, die interessieren sich mit einigem Recht nicht dafür, wie lange die Taxe im Stau gestanden hat, zumal es für derartige Kunden auch garnicht nachprüfbar wäre)

Für die Abschaffung spricht
a) man erhält eine automatische Anpassung des Preises an die Nachfrage nach Taxen
b) möglicherweise werden Stau-Bereiche besser bedient (wovon ich allerdings nicht wirklich überzeugt bin, denn die zeitaufwändige Anfahrt von Funktaxen wird für den Kunden auch weiterhin kostenlos sein oder gibt es da auch schon Einwände?)

Das Argument, dass man die Zeit, die man mit dem Kunden im Taxi verbringt, bezahlt haben will, finde ich relativ substanzlos. Das ist für mich Prinzipienreiterei.

Ich persönlich bin ganz klar für die Beibehaltung der jetzigen Struktur. Ob das Preisniveau an sich angehoben werden müsste, ist eine ganz andere Frage und hat mit der KM nichts zu tun

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Beitrag von SindSieFrei? » 25.02.2012, 19:20

plusminus0 hat geschrieben:
...Für die Beibehaltung der KM spricht die Preistransparenz, die vom Kunden (von dem wir ja leben) sicherlich positiv bewertet wird...
Nein, nein, nein. Im Gegenteil: Die Kunden schütteln den Kopf darüber, wenn du ihnen versuchst, diesen Blödsinn des Lohnraubes zu erläutern. Man kennt es aus fast allen Städten, aus aller Herren Länder, nur das dämliche Hamburg leistet sich mit Berlin den Luxus, Kosten nicht dort zu vergüten, wo sie entstehen: Wenn man in der Taxe sitzt, zahlt man, fürs Fahren und fürs Stehen, fertig, ab der ersten Sekunde.
Mir schwillt der Kamm, wenn ich dieses Preistransparenz-Geseier höre, sorry. Stauzeit ist Arbeitszeit, Ampelphasen auch. Wovor haben die Befürworter der KM eigentlich Angst??? Das ist die Frage! Dieses ängstliche und zaghafte Rangehen an das Thema hat es dazu gebracht, das die Behörde seit Jahren mauert, die KM abzuschaffen. Jetzt ist ein aussagefähiges Gutachten draußen und schon wieder kommen die Kutscher und sagen: "Ja, aber... und meine eine Krankenkassentour die Woche und meine alten Omas und der liebe Kunde muss doch wissen wieviel er zahlt..."

Leute, merkt ihr noch was ??? Ist schon mal ein Kunde eingestiegen und hat sich bei euch bedankt, für die KM??? Ihr habt ja so einen tollen Tarif in Hamburg, da fahre ich gerne Taxe. Hat das schon jemals ein Kunde gesagt???

Der Kunde weiß, was er zu zahlen hat: DAS, was auf der Uhr steht!!!

LG

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Beitrag von eichi » 25.02.2012, 19:41

Der Tarif setzt sich zusammen aus einer Wegkomponente und einer Zeitkomponente.
Habt ihr's so üppig , dass ihr was zu verschenken habt?

Wenn ich mit einem Fahrauftrag beschäftigt bin, kann (und darf) ich anderweitig kein Geld verdienen.
Muss das Geld also vom Fahrauftrag kommen.
Die Argumente sind doch sattsam bekannt, ich kann diese dünnen Verkaufsargumente nicht mehr hören.
Preistransparenz, welch Euphemismus für Lohnraub!
Wenn wir Briefmarken verkaufen würden, dann ja... aber so?
Es ist so bequem, unmündig zu sein. (Immanuel Kant)

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Beitrag von am » 25.02.2012, 20:05

Die Zeitkomponente sollte m. E. sogar viel mehr in den Vordergrund treten, als dies bisher der Fall ist, dort, wo es sie gibt.

Das norwegische Modell mit dem durchlaufenden Zeittarif und einem Wegstreckentarif wird mir immer sympathischer.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Beitrag von plusminus0 » 25.02.2012, 20:23

*** +-0 denkt: sie verstehen es nicht ***


Lasst man gut sein. Ich hoffe, die Behörde bleibt standhaft.

Ich fahre nicht eine KK-Tour pro Woche sondern mehrere pro Tag.

Die Gestaltung des Tarifes hat mit dem Lohn nichts zu tun. Der Lohnräuber ist immer der Unternehmer. Sucht euch einen der Festlöhne zahlt.

Ansonsten empfehle ich, den kurzen Einwand von Minol zu beachten. Erhöhen wir doch einfach alle Preiskomponenten des jetzigen Tarifes um 12%, dann wären wir ja (vorausgesetzt der Kunde macht mit) am Ziel unserer Träume - und die KM wäre immer noch da! Klingt komisch? Ist aber so!

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Beitrag von reasoner » 25.02.2012, 20:44

Nö, das klingt nicht einmal komisch. Mir ist das auch ein Rätsel, warum die Karenzminute an allem Übel Schuld haben soll.

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Beitrag von plusminus0 » 25.02.2012, 21:08

Das Ziel ist klar: Unter ansonsten konstanten Voraussetzungen soll ein maximaler Umsatz bzw Gewinn erzielt werden.

Wie man an dieses Umsatzmaximum gelangt, ist nicht mehr klar ("Kaffeesatzleserei" (I.K.))

Für eine Taxenflotte, die häufig am Limit arbeitet ist die Sache einfach: Preiserhöhungen, egal wie und wie hoch, dürften auf jeden Fall zu Umsatzsteigerungen führen. Eventuelle Auftragsrückgänge treffen dann die Reserveflotte (311er und den ganzen Rest). Deshalb sind Gewerbevertreter wie der Hansa-Lobbyist Lohse aus meiner Sicht auch mit Vorsicht zu geniessen.

Der Betreiber einer Mietwagenflotte hats einfacher. Der denkt sich, vielleicht teste ich es mal mit festen Preisen pro Kilometer (also Karenzminute), guckt sich ein Jahr später das Ergebnis an und muss sein Tarifmodell dann ggf. korrigieren.

Wenn die Umsätze im allgemeinen nicht zufriedenstellend sind, liegt es im Wesentlichen am Überangebot an Taxen bzw Taxifahrern und nicht am Tarif.

So seh ich das. Amen

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Beitrag von SindSieFrei? » 25.02.2012, 22:26

plusminus0 hat geschrieben: Wenn die Umsätze im allgemeinen nicht zufriedenstellend sind, liegt es im Wesentlichen am Überangebot an Taxen bzw Taxifahrern und nicht am Tarif.
Bravo, so kenne ich dich eigentlich hier plusminus. Das Erstere wird sich hoffentlich mit einer Reihe von Maßnahmen, die wir in anderen Threads diskutierten, lösen lassen. Ich stimme dir zu.

Der Tarif indes ist auch dazuzuzählen. Denn, wenn wir durch einen, keinen Kunden interessierenden Tarifbestandteil reale zweistellige Umsatzeinbußen haben, dann gehört auch das zur Gesamtlage des Gewerbes. Ich behaupte es nochmals: Die KM ist für den Kunden kein Bestellkriterium für ein Taxi in Hamburg!!! Keine Tour wird durch die KM mehr generiert als ohne!

Wenn ich heute wegen Stau (Großdemo) sagte, da ist alles zu, ich fahre eine schnelle Alternativroute, hat nicht ein Kunde protestiert, alle hatten es eilig!!!... Transparenz in den Beförderungsentgelten ist beim jetzigen Tarif eine Frage der Bedarfsanalyse des Kundenbeförderungswunsches und der Verkehrslage, oder auf Deutsch: "Wollen wir wirklich durch den Stau fahren?" Kennst du einen Kunden, der da "JA" schreit??? :wink:

LG

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Beitrag von jr » 26.02.2012, 01:12

nur das dämliche Hamburg leistet sich mit Berlin den Luxus, Kosten nicht dort zu vergüten, wo sie entstehen: Wenn man in der Taxe sitzt, zahlt man, fürs Fahren und fürs Stehen, fertig, ab der ersten Sekunde.
Du irrst, HH und Berlin sind schon längst keine Sonderfälle mehr. Daneben nimmt die Anzahl der Tarife zu, in denen eine relativ großzügig bemessene kostenlose Anfangswartezeit vor Beginn der Fahrt festgeschrieben ist. Auch Festpreise sind immer häufiger Tarifbestandteile, und das durchaus nicht immer "unter Preis". Bundesweit gibt es einen leichten Trend hin zur Abschaffung von - häufig unsauber formulierten - Gepäck- und Tierzuschlägen, während GRT-Zuschläge weiter im Aufwind sind. Bei der Anfahrtsberechnung im ländlichen Raum setzen immer mehr Tarife auf feste Werte, die oft willkürlichen Berechnungen vom zufälligen Standort des Taxis dürften vor Gericht ohnehin auf wackeligen Beinen stehen. Nicht zuletzt mahnen unabhängig vom Streit um die Karenzminuten auch Eichbehörden Tariftransparenz an.
Der Kunde weiß, was er zu zahlen hat: DAS, was auf der Uhr steht!!!
Das erinnert mich an die Zentrale, die auf die Frage, wann das Taxi ankomme, antwortet: Es ist da, wenn es da ist. Diese Ansicht ist nicht zukunftstauglich.

Ich bekam vor einiger Zeit mal die Anfrage einer Firma, die mit ihrem Umsatz den der Taxen ganzer Städte in die Tasche stecken dürfte. Taxirechnungen für gleiche Strecken würden häufig differieren, die nötigen Prüfungen würden die Kosten für das Verbuchen aufblähen. Deshalb würde man gerne feste Preise nach Zonen haben, doch da heiße es, das sei aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Ich habe diese Ansicht bestätigt und darauf verwiesen, mal unter Verweis auf § 51 Behördenkontakt aufzunehmen. Mich interessierten aber auch die Preisvorstellungen für dieses Konzept. Und siehe da: Die Höhe des Tarifs war nicht entscheidend, die Berechenbarkeit schon. Dem Taxigewerbe vor Ort dürfte eine große Menge an korrektem Umsatz verloren gehen, vermutlich stecken es sich jetzt Mietwagen ein. Von ähnlichen Anfragen habe ich über die Jahre vor allem immer dort gehört und gelesen (auch hier im Forum), wo der Kostenträger nicht nur bis zum Ende des Tages kalkuliert. Wir denken in kürzeren Zeiträumen, leben häufig von der Hand in den Mund, manchmal auch notgedrungen, doch das sollte kein Maßstab für den Rest der Welt sein.
Ist schon mal ein Kunde eingestiegen und hat sich bei euch bedankt, für die KM???
Durchaus, und nicht nur einer. Kunden, die nur einmal im Jahr fahren, waren aber nicht darunter. Es spricht für erhebliche Defizite im Marketing, daß das Taxigewerbe diesen Kundenvorteil nicht bei jeder Gelegenheit erwähnt.

Die fehlende Transparenz läßt sich auch noch an einer anderen Sache festmachen: Zuschläge werden auf dem Taxameter ausgewiesen, das Zustandekommen des eigentlichen Fahrpreises aber verschwiegen - warum eigentlich? Ist es ein Nachteil, den Kilometer- oder Minutenpreis jederzeit deutlich sichtbar neben dem Endpreis anzugeben? Müssen unvoreingenommene, aber auch uninformierte, Kunden nicht den Eindruck haben, wir hätten etwas zu verbergen? Ein Verweis auf das letzte Amtsblatt ist da ein bißchen dünn, finde ich.

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Beitrag von reasoner » 26.02.2012, 09:39

Sehr gut!

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Beitrag von arne13 » 26.02.2012, 12:16

plusminus0 hat geschrieben:Das Ziel ist klar: Unter ansonsten konstanten Voraussetzungen soll ein maximaler Umsatz bzw Gewinn erzielt werden.

Wie man an dieses Umsatzmaximum gelangt, ist nicht mehr klar ("Kaffeesatzleserei" (I.K.))
Naja, Unternehmen, die ein Umsatzmaximum erreichen wollen, senken in Zeiten hoher Nachfrage zumindest ganz bestimmt nicht ihre Preise. Dies ist bedingt durch die Karenzminute im Hamburger Taxengewerbe vielfach der Fall, da die Zeiten hoher Nachfrage sehr oft mit allgemein hohem Verkehrsaufkommen einher gehen.
plusminus0 hat geschrieben:Der Betreiber einer Mietwagenflotte hats einfacher. Der denkt sich, vielleicht teste ich es mal mit festen Preisen pro Kilometer (also Karenzminute), guckt sich ein Jahr später das Ergebnis an und muss sein Tarifmodell dann ggf. korrigieren.
Der Mietwagenbetreiber kann selber kalkulieren, und auch für diesen ist eigentlich die Zeit entscheidend. Google einfach mal!!
plusminus0 hat geschrieben:Wenn die Umsätze im allgemeinen nicht zufriedenstellend sind, liegt es im Wesentlichen am Überangebot an Taxen bzw Taxifahrern und nicht am Tarif.

So seh ich das. Amen
Das es in Hamburg nachwievor zu viele Taxen gibt ist unbestreitbar der Fall, dies ist aber ne andere Baustelle.

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Beitrag von SindSieFrei? » 26.02.2012, 20:01

jr hat geschrieben: ...
Die fehlende Transparenz läßt sich auch noch an einer anderen Sache festmachen: Zuschläge werden auf dem Taxameter ausgewiesen, das Zustandekommen des eigentlichen Fahrpreises aber verschwiegen - warum eigentlich? Ist es ein Nachteil, den Kilometer- oder Minutenpreis jederzeit deutlich sichtbar neben dem Endpreis anzugeben?
JR, das ist ein guter Vorschlag, den ich jederzeit unterstützen würde! Ich kenne eure Situation in Oldenburg nicht, auch nicht eure Kunden.
Wenn du mit Oma an der Ampel stehst und und ihr sagst: "Die Zeit, die sie hier mit mir stehen, die müssen sie nicht bezahlen, wußten sie das?" erntest du genauso verdutzte Reaktion wie bei einem Geschäftsmann, Handwerker oder Buchhalter. Dir glaubt das keiner!
Was aber in Hamburg die Menschen wissen ist, das sie oft bei Großveranstaltungen keine Taxe bekommen oder lange warten müssen. Als das Alstereisvergnügen war, hast du rund um die Alster stundenlang in keinem Funksektor Taxen gesehen, höchstens mal einzelne, warum wohl??? Die Bedienwilligkeit leidet unter der KM. Und wenn du das dann später mit dem Kunden kommunizierst, verstehen sie auch das: "Arbeiten Sie gerne umsonst?". Das ist Aufklärung der Kunden, alles andere ist Anbiederung!!!

Ihr habt Angst vor den Kunden, das ist es und Angst vor der eigenen Courage.
Und wenn ich hier zum "Ivo der Karenzminute" werde, ich werde tagtäglich mit aller Macht gegen diesen Irrsinn argumentieren. Ich will wenigstens meine echte Arbeitszeit voll bezahlt kriegen, das ist mehr als nur rechtmäßig, oder?
Das wir alle in anderen Threads in den letzten Wochen heiß diskutiert haben, ist logisch, gut und erfreulich, aber:

Es geht hier um unser Geld, egal ob Unternehmer oder Angestellter, um unsere Arbeitszeit. Ich kann nicht begreifen, wieso es unter den aktiven Hamburger Fahrern nicht wenigstens in diesem Punkt Zusammenhalt gibt.


LG :wink:

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Beitrag von reasoner » 26.02.2012, 21:21

So eine Suggestiv-Frage lockt natürlich oft die gewünschte Antwort heraus. Frag doch mal dieselbe Oma, ob sie z.B. für einen Hundeauslaufservice mehr bezahlen würde, wenn Mensch langsamer läuft. Oder fuer einen Museumsbesuch, wenn die Schlange etwas länger ist.

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Beitrag von Anna Chronismus » 26.02.2012, 22:03

reasoner hat geschrieben:Mir ist das auch ein Rätsel, warum die Karenzminute an allem Übel Schuld haben soll.
isse natürlich nicht. aber das fehlende marketing für die km bei der einführung sorgt bis heute für unwissenheit bei den taxikunden. die wissen auch 10 jahre später nix von der absicht "gleiche strecke = gleicher preis". deshalb anpassung der erwartungshaltung der kunden an das gesetz: taxitarif = geld für strecke + geld für zeit. anpassen des tarifs an das, was die tourenzahler sowieso erwarten

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