Kundenresonanz auf den neuen Tarif

Wattwurm
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Kundenresonanz auf den neuen Tarif

Beitrag von Wattwurm » 06.08.2011, 18:59

Eine Woche jetzt mit neuem Tarif! Gibt es schon irgendwelche Kundenresonanzen? Gepöbel, Verständnis, Gleichgültigkeit? Saisonbereinigte Tourenrückgänge zu verzeichnen? Wie wird der neue Tarif bei Eureren Kunden aufgenommen?

Ich weiß ja das Ihr in Hamburg fast ausschließlich mit Euch selbst beschäftigt seid und den Elbtunnelblick drauf habt und Euer Gesichtsfeld auf Hamburg beschränkt ist, aber man darf die Kundschaft ja nun nicht vollkommen ignorieren! Also haut mal Eure Erfahrungen mit dem neuen Tarif raus....!

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Beitrag von N8tfahrer » 06.08.2011, 22:23

Gleichgültigkeit.....die würden es nur merken wenn wir ihnen den HL-Tarif unterjubeln 8) . Was sachst du dazu Andre :?:
Sind sie das Taxi ? ............NEIN, Der Fahrer !
Das müssen sie doch wissen, sie sind doch der Taxifahrer !

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Beitrag von scarda » 06.08.2011, 22:25

Nö, alles gut, kein Geböbel, nur das übliche wundern, warum denn trotz kein Umweg ein Euro mehr auf der Uhr auftaucht... oder ob die kaputt is... oder ob es doch ein anderer Weg war... Aber das läßt sich über einen einfachen Satz zur Not mit Hinweis auf Tarifaufkleber erklären.
DEREGULIERUNG IST AUCH NUR REGULIERUNG. ZIELFÜHRENDE VORSCHLÄGE? NEIN? ACH SO!
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Beitrag von N8tfahrer » 06.08.2011, 22:31

Laut pers. Erhebung sind Alkis bereit 6 € pro Kilometer zu zahlen wenn ich ihnen ihren Stoff frei Haus liefere. DAS ist die Messlatte :!:
Sind sie das Taxi ? ............NEIN, Der Fahrer !
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Beitrag von scarda » 06.08.2011, 22:34

oder 6km Umwege, damit noch ne Tanke am Weg liegt, die auf hat...
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Beitrag von fraber » 07.08.2011, 00:05

Im Tagesgeschäft hatte ich an 3 Tagen (Di, Mi, Do) keine Bemerkung der Fahrgäste zum neuen Tarif.
Aber bei einer durchschnittlichen Tourenlänge von ca. €12,50 verschwinden 4,6% oder 0,56€ auch in der zulässigen Toleranz der Taxameter und der vom Fahrgast tolerierten Unkenntnis des/der Taxifahrers/in

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Beitrag von Wattwurm » 07.08.2011, 07:45

Dann dürfte es saisonbereinigt auch keine Toureneinbrüche geben!? Das ist ja immer dieser tarifpolitische Eiertanz: Machen die Kunden die Tariferhöhung mit, oder nicht?

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Beitrag von IK » 07.08.2011, 12:18

Nach etwa 100 gefahrenen Touren mit neuem Tarif nicht ein einziger Kommentar seitens der Fahrgäste. Entweder merken sie nichts, oder sie lassen sich von meinem grimmigen Gesicht beeindrucken und schweigen lieber :evil:

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Beitrag von am » 07.08.2011, 17:01

N8tfahrer hat geschrieben:Gleichgültigkeit.....die würden es nur merken wenn wir ihnen den HL-Tarif unterjubeln 8) . Was sachst du dazu Andre :?:
Kommt drauf an, wie Deine Frage gemeint ist. Denn so schlecht fahrt ihr mit euerm Tarif nicht.

Die von "fraber" benannten durchschnittlichen 12,50€ entsprechen rund gerechnet 5km.


5km kosten in HH laut "das Puplikum" 12,35€ http://www.taxiforum.de/forum/viewtopic ... sc&start=0

Nach dem Lübecker Tarif entsprächen 5km ohne Wartezeit 10,60€. Nachts kämen im Lübecker Stadtgebiet bestenfalls noch 40 bis 60 Cent verkehrsbedingter Wartezeit hinzu, was ca 1,5 min entspräche. Die Wartezeit für die ersten 2 Minuten jedes Stops beträgt bei uns "nur" 20 Cent/min.

Legen wir am Tage eine Gesamtwartezeit von 5 min zugrunde, wären in Lübeck für 5km 12,60€ fällig.

Da eine durchschnittliche Fahrt bei uns jedoch nur 3,5km lang ist, bleibt der Lübecker Tarif subjektiv günstiger, als der Hamburger Tarif, was an an den Reaktionen auswärtiger Kunden merkt: "Das ist aber billig hier"

Zu der von Eberhard Engel immer wieder heftig kritisierten Tarifanhebungspolitik unter Berücksichtigung der Preiselastizität bleibt nach unserer (Lübecker) Anhebung in Höhe von bis zu 22 % und den jetzt auch in HH zu erkennenden Nichtreaktionen der Kundschaft zu resümieren, dass es die so nicht gibt!
Dabei sieht es gerade im Nachtgeschäft noch ganz erheblich anders aus. Denn Lübeck gibt es schon seit Jahren kein als solches zu bezeichnendes Nachtleben mehr. So dass die Umsatz- und Ertragssituation insbesondere in den Nachtschichten kaum vergleichbar sein dürfte.
Unter'm Strich bedeutet dies, dass ihr in Hamburg durchaus noch mit dem Tarif zufrieden sein könnt, denn selbst am Tage dürften die Gesamtwartezeiten pro Tour durchschnittlich kaum über 5 Minuten liegen, ohne jetzt die Zahlen des TAXI-Magazin "Gutachtens" auf dem Zettel zu haben.

In Lübeck hat es einen über ein Jahr lang über die Medien und die Politik geführten "Tarifkrieg" gegeben. Die Öffentlichkeitsarbeit, die dabei von den Gegnern geleistet wurde und uns (IG-Taxi-Lübeck) dazu zwang, entsprechend mit fachlich fundierten Argumenten gegenzusteuern, scheint allerdings zu einer ausgesprochen hohen Akzeptanz bei der Lübecker Bevölkerung geführt zu haben.


Ich hoffe, die Frage ist somit in allen Punkten hinlänglich beantwortet.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Beitrag von Wattwurm » 07.08.2011, 18:33

Auf jeden Fall scheint man laut Gutachten L&K neuerdings in der Lage zu sein halbwegs plausible Umsätze zu deklarieren! Das Hamburger Model der verschärften Plausibilitätsprüfungen im Zusammenhang mit fast jährlichen Tarifanhebungen scheint seine Wirkung zu entfalten! Die vor einigen Jahren noch emsig praktizierten Steuerverkürzungen sind offensichtlich nicht mehr notwendig um finanziell über die Runden zu kommen!

Dem Taxigewerbe in Hamburg scheint es nicht schlecht zu gehen, denn jedesmal wenn ich nach Hamburg komme, sehe ich überall Droschken geparkt, die nicht im Einsatz sind!

Karenzminute Hin- oder Her, man kann es sich also leisten das ständig ca.30 Prozent aller Taxen nur sporadisch besetzt sind! Das ist ja mal sehr erfreulich! Da wird man dann auch sicher in der Lage sein, seine Fahrer vernünftig zu bezahlen! Wenn man dann noch diese 30 Prozent eigentlich überflüssigen Droschken auf Grund verschärfter Betriebspflichtprüfungen irgendwann mal aus dem Markt nimmt, geht Hamburg rosigen Zeiten entgegen!

Die Überprüfung der Betriebspflicht durch die BSU, das wäre doch mal eine neue Baustelle wert! Der Nachweis von 240 Schichten a 10 Stunden, wäre auch für einen Einwagenunternehmer wie mich nicht zuviel verlangt! Wer diesen Nachweis nicht erbringen kann, muß seine Konzession abgeben, fertig! So einfach geht das!

Das würde glatt noch einmal dazu führen das 300 bis 400 Taxen, die das Taxigewerbe hobbymäßig und der vorsteuerlichen Absetzbarkeit wegen betreiben, verschwinden würden!

Man gründet einen Einwagenbetrieb, ist damit vorsteuerabzugsberichtigt, kauft sich ein 500 Euro teures Rennfahrrad aus Carbon und deklariert den Drahtesel als Dienstfahrrad und fährt damit im Stadtpark spazieren!

Oder man schafft sich für das schöne PC-Spiel Siedler III oder Starwars IV einen Hochgeschwindigkeitscomputer an und setzt die 19 Prozent MwSt. ebenfalls ab, weil das ja ein Computer ist mit dem man auch sein Kassenbuch führt! Das funktionert ganz wunderbar!

Man geht mit der Familie mal schön beim Italiener etwas essen und trinken läßt sich darüber eine Rechnung ausstellen! Das wird dann als Geschäftsessen von der Steuer abgesetzt! Also so eine Taxikonzession eröffnet einem ganz viele Möglichkeiten....!

Allerdings hat das wenig mit Taxi fahren zu tun! Und das Ergebnis ist, das ich bei meinen Ausflügen nach Hamburg haufenweise unbesetzte Droschken herumstehen sehe! Das sind Steuersparmodelle!

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Beitrag von am » 07.08.2011, 19:19

Alter Schwarzmaler.

Offensichtlich ist der Anteil an alleinfahrenden EWU in HH doch deutlich gestiegen. Die müssen schlichtweg auch mal schlafen.

Die Abschaffung der restirktiv gehandhabten Betriebspflicht wäre meines Erachtens nach sogar ein Weg hin zu einer weiteren Entspannung der Situation.

Denn so könnten Taxen in nachfrageschwachen Zeiten ungestraft stehen bleiben und so das Gesamtangebot zugunsten der Auslastung der anderen Fahrzeuge während dieser Zeiten absenken. In Peakzeiten würden hingegen durchaus mehr Taxen zur Verfügung stehn, als dies heute der Fall ist.

Es wäre einen Versuch wert.
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Beitrag von Wattwurm » 07.08.2011, 19:57

Da sind wir mal wieder unterschiedlicher Ansicht, aber das ist ja nicht schlimm... :wink:

Ich bin der Meinung das es etliche Taxen gibt, die lediglich als Abschreibungsobjekt dienen und sehr häufig beschäftigungslos herumstehen und das auch gar nicht gewollt ist, die mit Fahrpersonal regelmäßig auszulasten! Diese Taxen dienen nur dazu sich steuerliche Vorteile zu verschaffen und das gehört meiner Meinung nach abgeschafft!

Es gibt immer noch die Möglichkeit sich für einen Zeitraum von der Betriebspflicht befreien zu lassen, z.B. bei Krankheit! Ansonsten bin ich doch sehr dafür, dass man mindestens 240 Schichten als Einwagenunternehmer im Jahr nachweisen sollte und mindestens 300 Schichten im Jahr als Mehrwagenunternehmer! Alles andere betrachte ich als hobbymäßige Gewerbeausübung um steuerliche Vorteile ausnutzen zu können!

Die Taxen die in der Gegend herumstehen, lassen sich vermutlich auch nicht zu den Peakzeiten aktivieren! Das sind Karteileichen auf 4 Rädern!

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Beitrag von am » 07.08.2011, 20:11

Na, dann muß ich mich mal schlauer machen, was die Steuervorteile betrifft. Vielleicht muß ich mir doch noch eine Nebenerwerbshobbykonzession zulegen.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

E. G. Engel
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Beitrag von E. G. Engel » 07.08.2011, 20:21

@ Andre


Ich lasse mich ja gerne zitieren, dann aber bitte sachlich richtig.
Zu der von Eberhard Engel immer wieder heftig kritisierten Tarifanhebungspolitik unter Berücksichtigung der Preiselastizität bleibt nach unserer (Lübecker) Anhebung in Höhe von bis zu 22 % und den jetzt auch in HH zu erkennenden Nichtreaktionen der Kundschaft zu resümieren, dass es die so nicht gibt!
  • 1. Habe ich mich immer zum Hamburger Tarif geäußert. Dabei habe ich auch deutlich gemacht dass für mich die „Preiselastizität“ keine Konstante ist sondern in Abhängigkeit zum absoluten Preis der Tour zu sehen ist. Ich will mich hier nicht endlos wiederholen.
  • 2. Ich habe auch deutlich gemacht dass ich kein Problem damit habe den absoluten Preis von z. B. 6.- € auf 7.20 € anzuheben, also ca. 20% (bestenfalls mittels Wegfall der Karenzminute).
  • 3. Ich habe davor gewarnt die besseren Touren, ab 20.- € aufwärts weiter zu verteuern.
  • 4. Ich habe auch deutlich gemacht dass er andere Möglichkeiten einer Umsatzsteigerung gibt, denn darum geht es und sonst nichts, als immer über den Preis zu gehen. Vor allem da wir in Hamburg Überkapazitäten an Taxendienstleistung haben.

Ich habe seit ich Taxi fahre zwei Tarifanpassungen mitgemacht (1994 und 2000) die vor allem die absolut teuren Touren weiter verteuert haben. In diesem Zusammenhang muss ich leider feststellen dass Touren z. B. City -> Bergedorf, Reeperbahn -> Harburg, St. Pauli -> Sasel usw. usw. immer weniger geworden sind weil einfach teuer.

Sylvester siehst Du die guten Kunden an der Bushalte stehen und kannst Besoffene und Kurztouren fahren. Wir haben in Hamburg nämlich einen gut ausgebauten ÖPNV.

Noch vor der Tarifanpassung habe ich einen Kunden nachmittags auf der Reeperbahn eingesammelt. Ohne weiteren Anlass sprach er über Taxipreise. Er meinte wir wären zu teuer geworden. Die Tour ging von der Reeperbahn nach Barmbek Nord/Dulsberg. 20.- €. Hamburg ist ein wenig größer wie Lübeck und eine Tour über drei, vier Stadtteile kann mal eben 20.- € und mehr kosten. Ob der nach der Tarifanpassung das nächste Mal nicht lieber die U-Bahn nimmt?

Vielleicht bin ich sensibler, aber seit der Tariferhöhung habe ich den Eindruck dass die Leute bei 25.- bis 30.- € Touren mit ihrem Blick am Taxameter hängen bleiben und die Preisanhebung schon wahrnehmen.

Und zum guten Schluss. Wer erwartet dass ein Kunde zu ihm kommt und sagt: „Ich wäre ja mit ihnen gefahren, aber jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht.“ kann lange warten.

Fahren wir in Hamburg also nicht mehr über mehrere Stadtteile. Werden wir Stadtteiltaxi. Das ist eine Entwicklung die sich seit 1994 abzeichnet. ie läßt sich auch weiter verstärken.

Und dann gibt es noch die Touren zwischen 10.- und 20.- €. Wenn ich vom Flughafen zum Ende Lehmweg oder Oberstrasse fahre sind das nach altem Tarif ca. 14,20 €. Die Leute geben dann meist 16.- €. Was will ich den Leuten für 10 bis 15 Minuten Fahrt noch abnehmen? Leute, wir erreichen das Ende der Fahnenstange. Wir schießen uns aus dem Geschäft. Nicht von heute auf morgen. Aber sicher. Insofern sind die Meinungsäußerungen hier („Haste was gemerkt?“)nichts anderes als Kutschergesülze.

Und Andre. Man muss nicht immer alles verstehen. Man muss aber auch nicht so tun als ob man verstanden hätte.

Gruß

Eberhard

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Beitrag von am » 07.08.2011, 21:34

Die Preiselastizität ist ja ein bundesweites Thema.

Die eher persönlich geprägten Schlusssätze wären unnötig gewesen, lieber Eberhard. Denn man muß auch nicht versuchen, verständlich zu machen, was durch die Realität nicht bestätigt wird, wie es momentan der Fall ist. Eine solche, wenn auch versteckte Beleidigung hast Du übrigens auch nicht nötig.

Erfahrungsberichte im Rahmen einer Befragung hier als Kutschergesülze abzutun, tritt aber auf jeden Fall zu kurz und tut den Kollegen ebenfalls unrecht. Vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass Du zu sensibel mit dem Thema umgehst.

Das auch dem absoluten Preis Grenzen gesetzt sind, ist mir vollkommen klar, da gibt es zwischen uns keine Diskrepanz.
Das Hamburg auf einem Strukturtarif aufbauend erhöht hat und Lübeck mit dem aktuellen Tarif wieder einen Strukturtarif eingeführt hat, die ja genau Deine Forderung nach einer unliniearen Preisfindung berücksichtigen, ist doch ein eindeutiger Fakt. Insofern verstehe ich Deine Bedenken in diesem Punkt nicht. Auch die KArenzminute scheint im direkten Fall nicht das Problem zu sein, wie oben vorgerechnet. Auch, wenn ich kein Freund derselben bin.

Es ist aber vollkommen fern ab jedweger Realität, die oberen Fortschaltstrecken bei einem Strukturtarif, die ja eh schon günstiger sind, als die Einstiegsstrecken, prozentual geringer zu belasten, als die unteren. Man gelangt so unwillkürlich an einen "point of no return", der es einem eines Tages, wenn man erkennt, dass man mit seinem "Fernfahrten" Preis unwirtschaftlich wird, nahezu unmöglich macht, eine ausreichende Anpassung durchzusetzen.
Dass uns dies in Lübeck nach Jahren der absoluten Zurückhaltung, mit einem allein durch unzureichende Anpassungen tarifbedingten Reallohnverlust bestückten Tarif um bis zu 22 % gelungen ist, hat sicher vielschichtige Gründe und ist nicht zuletzt auf einen Personalwechsel in der Verwaltung zurückzuführen, stellt aber möglciherweise ein Ausnahme da.

Natürlich freut man sich über jeder 30€ Tour, davon hatte ich letzte Nacht zwei. Und dazu noch eine 60 € Tour nach Eutin - "aussertariflich". Dafür waren es aber absolut "nur" 25 Touren. Denselben Gesamtumsatz erziele ich in einer guten WE-Nachtschicht aber auch mit 35 Touren und einem erheblich besseren Kilometerschnitt. Eine Fahrt vom äußersten Lübecker Süden nach Travemünde kostet heute rund 52,00€ (vorher 47). Ich kann mich trotz Dumpingtarifes nicht erinnern, solch eine "Stadt-Teil-fahrt" je gehabt zu haben.

Das unsere Kunden solche Strecken nicht fahren, liegt jedoch nicht daran, dass "Taxi" zu teuer ist, sondern, dass es überhaupt keinen Anlass gibt, eine solche Fahrt mit dem Taxi zu unternehmen. Dazu gehören auch geänderte Gewohnheiten, z.B. beim Alkoholgenuss, oder der Umstand, dass man nunmal nicht eben auf ein Bier von Duvenstedt aus in die Lieblingseckkneipe auf den Kiez fährt.

Es ist schlichtweg nicht möglich, über "Dumpingpreise" Kunden zu gewinnen oder zu halten, die es nicht oder nicht mehr gibt.

Diese Realität anzuerkennen, Eberhard, würde Dir auch in Deinen Analysen weiterhelfen.

Bis dahin bleibt festzustellen, dass die aktuelle Hamburger Tarifanpassung nach den hier gemachten Angaben oder die seit dem 15.06. geltende Lübecker nach meinen Zahlen absolut nicht zu einem Rückgang der Fahrten geführt haben. Im Gegenteil, bei mir hat sich der Tourenschnitt zudem um ca. 0,5km erhöht.
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Beitrag von scarda » 08.08.2011, 03:02

Wattwurm hat geschrieben:Auf jeden Fall scheint man laut Gutachten L&K neuerdings in der Lage zu sein halbwegs plausible Umsätze zu deklarieren! Das Hamburger Model der verschärften Plausibilitätsprüfungen im Zusammenhang mit fast jährlichen Tarifanhebungen scheint seine Wirkung zu entfalten! Die vor einigen Jahren noch emsig praktizierten Steuerverkürzungen sind offensichtlich nicht mehr notwendig um finanziell über die Runden zu kommen!

Dem Taxigewerbe in Hamburg scheint es nicht schlecht zu gehen, denn jedesmal wenn ich nach Hamburg komme, sehe ich überall Droschken geparkt, die nicht im Einsatz sind!

Karenzminute Hin- oder Her, man kann es sich also leisten das ständig ca.30 Prozent aller Taxen nur sporadisch besetzt sind! Das ist ja mal sehr erfreulich! Da wird man dann auch sicher in der Lage sein, seine Fahrer vernünftig zu bezahlen! Wenn man dann noch diese 30 Prozent eigentlich überflüssigen Droschken auf Grund verschärfter Betriebspflichtprüfungen irgendwann mal aus dem Markt nimmt, geht Hamburg rosigen Zeiten entgegen!

Die Überprüfung der Betriebspflicht durch die BSU, das wäre doch mal eine neue Baustelle wert! Der Nachweis von 240 Schichten a 10 Stunden, wäre auch für einen Einwagenunternehmer wie mich nicht zuviel verlangt! Wer diesen Nachweis nicht erbringen kann, muß seine Konzession abgeben, fertig! So einfach geht das!
Du bist so herrlich provokativ! Allerdings: warum einen Fahrer einstellen, wenn der Netto höchsten 400 euro mehr bringt? Also lass die Leute doch auch mal schlafen. Betriebspflicht wird natürlich mitgeprüft. Eine Untergrenze kennen die schon. 240x10 ist nicht besonders sinnvoll, aber km/Umsatz/Jahr schon. Interessant ist auch: die km bei Werkstattbesuch auf die Rechnung und an die Behörde. Man kann sich vieles ausdenken, dass ein Fiskaltaxameter oder eine Konzessionsdeckelung überflüssig macht.
DEREGULIERUNG IST AUCH NUR REGULIERUNG. ZIELFÜHRENDE VORSCHLÄGE? NEIN? ACH SO!
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Beitrag von scarda » 08.08.2011, 03:34

E. G. Engel hat geschrieben:In diesem Zusammenhang muss ich leider feststellen dass Touren z. B. City -> Bergedorf, Reeperbahn -> Harburg, St. Pauli -> Sasel usw. usw. immer weniger geworden sind weil einfach teuer.
Nö. Deine individuelle Statistik?
E. G. Engel hat geschrieben:Sylvester siehst Du die guten Kunden an der Bushalte stehen und kannst Besoffene und Kurztouren fahren. Wir haben in Hamburg nämlich einen gut ausgebauten ÖPNV.
1. Satz nö, nur 2. Satz ja.
E. G. Engel hat geschrieben:Noch vor der Tarifanpassung habe ich einen Kunden nachmittags auf der Reeperbahn eingesammelt. Ohne weiteren Anlass sprach er über Taxipreise. Er meinte wir wären zu teuer geworden. Die Tour ging von der Reeperbahn nach Barmbek Nord/Dulsberg. 20.- €. Hamburg ist ein wenig größer wie Lübeck und eine Tour über drei, vier Stadtteile kann mal eben 20.- € und mehr kosten. Ob der nach der Tarifanpassung das nächste Mal nicht lieber die U-Bahn nimmt?

Vielleicht bin ich sensibler, aber seit der Tariferhöhung habe ich den Eindruck dass die Leute bei 25.- bis 30.- € Touren mit ihrem Blick am Taxameter hängen bleiben und die Preisanhebung schon wahrnehmen.
Sie wissen halt (sind halt sensibel für) was ihre Tour zu kosten hat, und wissen, dass es jetzt mehr werden muss. Weil sie informiert sind. Aber Empörung? Nö. Die üblichen ersten Wochen des zurückhaltenderen Tips. Verunsicherung. Ganz normal. Erst mal beobachten, wo es sich jetzt so einpegelt. Geäusserter Verunsicherung begegnet man mit einem offenen Gespräch. Das ruckt sich alles wieder hin.
E. G. Engel hat geschrieben:Fahren wir in Hamburg also nicht mehr über mehrere Stadtteile. Werden wir Stadtteiltaxi. Das ist eine Entwicklung die sich seit 1994 abzeichnet. ie läßt sich auch weiter verstärken.
Lustige Idee. Solange ich noch weiter fahren darf... Und keine Rückkehrpflicht besteht... Ich bin ja ein Fan von dezentralen Konstellationen, aber nur noch 5 Euro-Touren...?
E. G. Engel hat geschrieben:Und dann gibt es noch die Touren zwischen 10.- und 20.- €. Wenn ich vom Flughafen zum Ende Lehmweg oder Oberstrasse fahre sind das nach altem Tarif ca. 14,20 €. Die Leute geben dann meist 16.- €. Was will ich den Leuten für 10 bis 15 Minuten Fahrt noch abnehmen? Leute, wir erreichen das Ende der Fahnenstange. Wir schießen uns aus dem Geschäft. Nicht von heute auf morgen. Aber sicher. Insofern sind die Meinungsäußerungen hier („Haste was gemerkt?“)nichts anderes als Kutschergesülze.
Kutschergesülze, individuelle Statistik, aber mitreden? Die Entwicklung, die sich tatsächlich abzeichnet, ist die einer Geselschaft, in der der gern sog. 'kleine Mann' schon lange nicht mehr mit der Taxe von der Kneipe nach Hause fährt. Man bastelt sich seine Sammeltaxis oder hat einen Besserverdiener-Job. Für die Generation der heutigen Rentner war das übrigens immer so: Taxifahren ist was für besondere Tage und für Notfälle. Provokativ formuliert: Taxifahren ist wieder dabei ein Luxusgut zu werden (wie in den Vor-70ern), ergo man sollte die Preise verdoppeln. Den Kosten wäre das doch angemessen, und endlich könnte man mal ewas über bleiben - auch bei weniger Touren gesamt. Das wäre ne lustige Marktbereinigung in der Folge! Zack, nur noch 2.000 Taxen. Muss ja nicht jeder Dödel Taxifahrer u/o Fahrgast werden/sein. Man könnte auch generelle Lohnerhöhungen fordern... oder Verdopplung von HartzIV... Oder Senkung der Kosten für die Unterhaltung von Taxen durch Nullsteuer... Für Arme kann man nicht arbeiten, nach Bergedorf fahren schon. Will sagen: wenn hier eine Fahnenstange ein Ende hat, dann die einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. Am Taxi allein läßt sich da nicht viel sinnvoll drehen, siehe Kosten. ;-)
DEREGULIERUNG IST AUCH NUR REGULIERUNG. ZIELFÜHRENDE VORSCHLÄGE? NEIN? ACH SO!
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Beitrag von Hauke » 08.08.2011, 06:42

Wattwurm hat geschrieben: Ich bin der Meinung das es etliche Taxen gibt, die lediglich als Abschreibungsobjekt dienen und sehr häufig beschäftigungslos herumstehen und das auch gar nicht gewollt ist, die mit Fahrpersonal regelmäßig auszulasten! Diese Taxen dienen nur dazu sich steuerliche Vorteile zu verschaffen und das gehört meiner Meinung nach abgeschafft!
Was gibt es denn für ein Taxi welches überwiegend steht, für besondere Abschreibungsmöglichkeiten? Betriebskosten fallen ja kaum an und wenn doch, steht auch demgegenüber ein gewisser Umsatz der entweder erwirtschaftet wird oder aus anderen Betriebszweig übertragen wird. In beiden Fällen sind keine Vorteile zu verschaffen. Als Geldwaschanlage kann man ein Taxi nur bedingt einsetzen, die Zahlen sind dafür eigentlich viel zu gering.

Das selbe liesse sich mit einem Firmenwagen erreichen, dazu braucht es keine Taxikonzession die man nicht nutzt

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Beitrag von Wattwurm » 08.08.2011, 07:55

Ich habe versucht das zu erklären Hauke!

Du machst Dich selbstständig als Taxiunternehmer, weil das relativ einfach ist in unserem Gewerbe. Du hast aber in Wirklichkeit kein übermäßiges Interesse den Beruf auch aktiv auszuüben!

Du kaufst Dir eine alte gebrauchte Droschke für wenig Geld und kannst dann viele schöne Dinge als Betriebskosten geltend machen! Zum Beispiel ein Alufahrrad von Kettler mit Shimanobremse, als Dienstfahrrad. Zum Beispiel einen neuen Computer für diverse Dattelspiele als Arbeitscomputer für die Buchhaltung! Das üppige Essen beim Italiener als Geschäftsessen und so weiter....! Es geht dabei um die Berechtigung zum Vorsteuerabzug die man durch die Selbstständigkeit erlangt!

Bis auf Kleinunternehmer (weniger als 17.500 Euro Umsatz im Jahr) kann sich jeder Selbstständige die Umsatzsteuer vom Finanzamt wieder holen die auf jeder Eingangsrechnung ausgewiesen ist!

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Beitrag von Ben » 08.08.2011, 11:16

Wattwurm hat geschrieben:Du kaufst Dir eine alte gebrauchte Droschke für wenig Geld und kannst dann viele schöne Dinge als Betriebskosten geltend machen!
Bei Deiner - für einen Selbstständigen ziemlich haarsträubenden - Argumentationslinie mag man Dir zurufen: Statt zu versuchen, diesen toten Gaul weiter zu reiten, solltest Du lieber absteigen. Auf dem Niveau " da kann man was abschreiben" kann man nur dauerhaft Unselbstständigen kommen. Weiter: Bei Deiner Argumentationslinie würde die Kurierfahrerei genügen - warum ein solcher Umstand mit Taxi-Konzession usw.?

Die Nebenerwerbsfahrer machen jedenfalls den anderen Taxifahrern die Suppe nicht dünn - die Vielwagen-Unternehmer mit Geschäftsmodell "egal, welche Heiopeis auf dem Bock - Hauptsache so viele Schichten besetzt wie irgend möglich" schon. Diesen Vielwagen-Unternehmern gehören Konzessionen gestrichen - nicht den Nebenerwerbsfahrer. (Wie? Wegen der Wettbewerbsverzerrungen durch konsequenten Rechtsbruch beim ArbZG und der damit einhergehenden Störung des Marktes!)

Übrigens: Selbst beim Touren-Renner Hansa sind selten mehr als 80% der Wagen zeitgleich angemeldet - selbst Samstags nachts, wenn es brummt, ist eine zweistellige Zahl der angeschlossenen 211er offline. Und das sind keine Nebenerwerbsfahrer.

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