Neuer TAXI-MAGAZIN.DE-Artikel zum Thema Karenzminute
Neuer TAXI-MAGAZIN.DE-Artikel zum Thema Karenzminute
Unter dem Titel "KARENZMINUTE: Die Kosten des gescheiterten Experiments" veröffentlicht das Hamburger TAXI-MAGAZIN.DE heute den Start einer kleinen Artikelserie:
"Die Abschaffung der verkehrsbedingten Wartezeit im Hamburger Taxitarif vor zehn Jahren sollte den Kunden genau kalkulierbare Preise bescheren. Durch die Sicherheit vor unerwarteten Preisschwankungen hoffte man neue Kunden zu gewinnen und so die Auftragslage zu verbessern. Das gewagte Experiment wurde von den Verantwortlichen mit wenig Engagement und Sachkenntnis durchgeführt. Der Preis, den das Hamburger Taxengewerbe dafür zahlt, ist weitaus höher als erwartet, wie Testfahrten von TAXI-MAGAZIN.DE jetzt ergaben." (weiterlesen)
"Die Abschaffung der verkehrsbedingten Wartezeit im Hamburger Taxitarif vor zehn Jahren sollte den Kunden genau kalkulierbare Preise bescheren. Durch die Sicherheit vor unerwarteten Preisschwankungen hoffte man neue Kunden zu gewinnen und so die Auftragslage zu verbessern. Das gewagte Experiment wurde von den Verantwortlichen mit wenig Engagement und Sachkenntnis durchgeführt. Der Preis, den das Hamburger Taxengewerbe dafür zahlt, ist weitaus höher als erwartet, wie Testfahrten von TAXI-MAGAZIN.DE jetzt ergaben." (weiterlesen)
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Ich befürchte, dass das Thema "Karenzminute" erst zum Tarif 2012 eine Rolle spielen wird. Darauf sollten sich alle Interessierten aber schon jetzt einstellen und ggf. an der einen oder anderen Stelle mit dran arbeiten. Mit dem gut halbjährigen Vorlauf sollte ein ordentlicher Tarifvorschlag ohne Karenzminute aus der Mitte des Gewerbes möglich sein.roter stern hat geschrieben:Danke Ben für diesen Beitrag/Linlk
Das könnte Argumentationshilfen geben für die aktuelle
Tarifrunde in Hamburg.
Vielleicht lassen wir uns auch mal beraten von den Kollegen aus Lübeck, die sowas gerade hinbekommen haben. Auch wenn bei dem einen oder anderen Hamburger Taxler bezüglich der dortigen Aufgabe des Konzessionsstopps Stirnfalten auftreten. Aber informieren sollten wir uns dort schon mal.
Vielleicht kann André dazu ein paar Eckdaten mitteilen.
Nach dem einleitenden Artikel gestern veröffentlicht TAXI-MAGAZIN.DE heute die Ergebnisse der Testfahrten.
Aus dem Artikel (Autor: Sven Althorn):
"Trotz der geschilderten günstigen Verkehrsbedingungen zeigte der Test deutlich, dass die negativen Auswirkungen der Karenzminute auf die Einnahmesituation der Hamburger Taxenbetriebe wesentlich gravierender sind, als bisher angenommen. Tagsüber zeigte der Taxameter ohne Karenzminute durchschnittlich, je nach Wochentag, zwischen 18 und knapp 22 Prozent mehr an als der Taxameter mit dem aktuellen Tarif. Einzelne Touren wären ohne Karenzminute mehr als 50 Prozent teurer geworden. Sogar nachts zeigte der Taxameter ohne Gratis-Wartezeit durchschnittlich über 10 Prozent mehr an. Bei Fahrten durch die Innenstadt, waren es bis zu 25 Prozent. Der Anteil der verkehrsbedingten Wartezeit an der gesamten Fahrtzeit betrug tags durchschnittlich etwa 40 Prozent, nachts knapp 30 Prozent."
Die Zusammenfassung wird ergänzt durch Links zu den detailierten Tabellen (wahlweise als PDF oder Excel-Tabelle). Hinzu kommen Links zu drei Videos und einer Tracking-Karte, mit der ausschnittweise die insgesamt komplette Dokumentation jeder einzelnen Testfahrt vorgestellt wird.
Aus dem Artikel (Autor: Sven Althorn):
"Trotz der geschilderten günstigen Verkehrsbedingungen zeigte der Test deutlich, dass die negativen Auswirkungen der Karenzminute auf die Einnahmesituation der Hamburger Taxenbetriebe wesentlich gravierender sind, als bisher angenommen. Tagsüber zeigte der Taxameter ohne Karenzminute durchschnittlich, je nach Wochentag, zwischen 18 und knapp 22 Prozent mehr an als der Taxameter mit dem aktuellen Tarif. Einzelne Touren wären ohne Karenzminute mehr als 50 Prozent teurer geworden. Sogar nachts zeigte der Taxameter ohne Gratis-Wartezeit durchschnittlich über 10 Prozent mehr an. Bei Fahrten durch die Innenstadt, waren es bis zu 25 Prozent. Der Anteil der verkehrsbedingten Wartezeit an der gesamten Fahrtzeit betrug tags durchschnittlich etwa 40 Prozent, nachts knapp 30 Prozent."
Die Zusammenfassung wird ergänzt durch Links zu den detailierten Tabellen (wahlweise als PDF oder Excel-Tabelle). Hinzu kommen Links zu drei Videos und einer Tracking-Karte, mit der ausschnittweise die insgesamt komplette Dokumentation jeder einzelnen Testfahrt vorgestellt wird.
Ich hätte nicht gedacht, dass der Lohnraub durch die Karenzminuten solche Auswirkungen hat!
Wenn jetzt noch, wie durch den HTV-Vorstand bei der Tarifanhörung
angeregt, die Auslastung (Nicht-Besetzt-Zeit) auf das Niveau vergleichbarer Städte angepasst wird
(Konzessions-Moratorium/ Beobachtungszeitraum), würde sich die Ertragssituation in der Tag-,
aber auch in der Nachtschicht verbessern.
Die letzte Senatorin hatte uns das zwar versprochen, über den Tarif konnte sie es jedoch
nicht einlösen, Politiker-Wusch-Wusch eben!
Wenn jetzt noch, wie durch den HTV-Vorstand bei der Tarifanhörung
angeregt, die Auslastung (Nicht-Besetzt-Zeit) auf das Niveau vergleichbarer Städte angepasst wird
(Konzessions-Moratorium/ Beobachtungszeitraum), würde sich die Ertragssituation in der Tag-,
aber auch in der Nachtschicht verbessern.
Die letzte Senatorin hatte uns das zwar versprochen, über den Tarif konnte sie es jedoch
nicht einlösen, Politiker-Wusch-Wusch eben!
Es ist so bequem, unmündig zu sein. (Immanuel Kant)
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Ben hat geschrieben:....Vielleicht lassen wir uns auch mal beraten von den Kollegen aus Lübeck, die sowas gerade hinbekommen haben. Auch wenn bei dem einen oder anderen Hamburger Taxler bezüglich der dortigen Aufgabe des Konzessionsstopps Stirnfalten auftreten. Aber informieren sollten wir uns dort schon mal.roter stern hat geschrieben:Danke Ben für diesen Beitrag/Linlk
Das könnte Argumentationshilfen geben für die aktuelle
Tarifrunde in Hamburg.
Vielleicht kann André dazu ein paar Eckdaten mitteilen.
Ich fürchte, die Gemengelage ist in HL eine komplett andere, als die in HH.
Wir hatten es hier schlussendlich nicht mit Widerstand aus der Verwaltung zu tun, sondern, mit Widerstand eines Marktteilnehmers, der noch jetzt, da die Verordnung unterzeichnte ist, versucht, den Tarif zu verhindern. Im Gegensatz zu Kiel, wo es Vineta war, die gegen den letzten Tarifantrag angingen, konnten wir uns hier allerdings durchsetzen.
Letztendlich waren zwei Dinge ausschlaggebend
- Ein nachvollzieh- und belegbare Argumentationskette der Befürworter ohne jegliche, mit Fakten belegbere Gegenargumente.
- Das proffessionelle, eloquente und verlässliche Auftreten der Befürworter
Beachtenswert ist, wie schon an anderer Stelle berichtet, die enorme Steigerung von bis zu 22% auf den Kilometerpreis bezogen, was nachvollziehbar mit den Versäumnissen der vergangenen Jahrzehnte begründet werden konnte.
Die Erhöhung wird nach unseren Berechnungsbeispielen und bezogen auf eine durchschnittliche Fahrtlänge von unter 4km zu nahezu 100 % auf die Nachtschicht durchschlagen. In der Tagschicht rechnen wir mit max 15%, da wir die verkehrsbedingte Wartezeit ein wenig nach unten angepasst haben. Die verkehrsbedingte Wartezeit beträgt nunmehr die Hälfte der kundenbedingten Wartezeit.
Die Karenzzeit, die es in Lübeck auch jahrelang gab, wurde bereits in 2008 eingestampft. Ihr wurde aber auch nie die Bedeutung der Karenzminute beigemessen.
Nachdem die echten 3 oder 4 Karenzminuten, die es mit Einführung derselben in den 90ern gab, zu katastrophalen Einkommenseinbußen führten, da es hierfür keinen wirklichen Ausgleich gab, wurde hier bereits nach kurzer Zeit gegengesteuert und aus den Karenzminuten wurde ein Karenzzeit in Verbindung mit einer Inclusivstrecke. Beides, sowohl die Karenzzeit, als auch die Inclusivkilometer führten in den Folgejahren zu massiven Beschwerden gegen betrügerische Taxifahrer, der Begriff des "Vorglühens" macht die Runde, also das Einschalten der Uhr weit vor Ankunft beim Kunden. Der Kunde konnte dies zunächst nicht merken, da die uhr ja den gewohnten Startbetrag anzeigte. was er nicht wusste, der Fahrer hatte schon 800 von vielleicht 1000 freien Metern abgefahren, oder bei der Anfahrt schon jede Menge Wartezeit verbraucht.
Vergesst also Inclusivkilometer und Karnezzeiten, das Gewerbe wird damit nur weiter in Verruf geraten.
Was wäre ein Vorschlag zur Gesichtwahrung?
Die verkehrsbedingte Wartezeit in etwa in der Höhe eines normalen (natürlich viel zu niedrigen) Stundenumsatzes mit der bisherigen chaltschwelle von 1 min, oder als Zugeständnis an die Behörde auch 2 min, wie bei uns, dafür aber eine ordentliche kundenbedingte Wartezeit, die dann auch wehtun darf.
Ein Argument einer Tariferhöhung auf Basis der Wartezeit könnte sein, dass dadurch die Nachtkunden, die wohl auch in Hamburg überdurchschnittlich auf ein Taxi angewiesen sind, nicht über Gebühr belastet werden. Der Hamburger Kilometerpreis ist mit 1,85 im am meisten relevanten Bereich nach meiner Aufffassung eigentlich an der derzeitigen bundesweiten Schmerzgrenze.
Da es bei vielen Behörden ganz hartnäckig nach PBefG immer nur um "den Unternehmer" geht, sollte man Verwaltung, Politik und Bürger mit unwiderlegbaren Fakten davon überzeugen, dass jede Tariferhöhung in erster Linie den abhängig Beschäftigten zugute kommt. Man muss in die Argumentation auch mal ganz penetrant auf die prekären Beschäftigungverhältnisse verweisen.
Nach dem Abklopfen des Wettbewerbs und einem ersten Beschnuppern mit der Behörde muss man abwägen, ob Politik und Presse überhaupt oder gleich von Beginn an mit auf den Plan gerufen werden.
Der jetzt unterzeichnete Lübecker Tarif wurde vor 13 Monaten beantragt, vor der absehbaren Marktöffnung. Es hat nie einen Tarifvorgang gegeben, der derart von der Presse begleitet wurde, wie dieser. Insgesamt 4 große Bereicht mit Titelseiten in der Lokalpresse, die allerdings von den Gegnern der Anpassung gestartet wurden. Die hatten aber nur das Argument der Angst vor einem (unbegründeten) Nachfragerückgang. Das war zu wenig.
Noch Fragen?
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.
Von diesem Vorglühen habe ich noch nie gehört, obwohl ja durchaus naheliegend. Gibt es in den jetzigen Inklusiv-Gebieten (Bielefeld, Düsseldorf, etliche LK östlich Bremens) keine Beschwerden?Beides, sowohl die Karenzzeit, als auch die Inclusivkilometer führten in den Folgejahren zu massiven Beschwerden gegen betrügerische Taxifahrer, der Begriff des "Vorglühens" macht die Runde, also das Einschalten der Uhr weit vor Ankunft beim Kunden. Der Kunde konnte dies zunächst nicht merken, da die uhr ja den gewohnten Startbetrag anzeigte. was er nicht wusste, der Fahrer hatte schon 800 von vielleicht 1000 freien Metern abgefahren, oder bei der Anfahrt schon jede Menge Wartezeit verbraucht.
- Thomas-Michael Blinten
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Vielen Dank für das Lob. Du darfst die Tabellen selbstverständlich nutzen. Wenn Du statt des hamburger Tarifs in der ersten Tabelle Eure Tarifparameter einträgst (wie in der zweiten Tabelle), siehst Du in der Ergebnistabelle die Vergleiche mit Eurem Tarif (mit den hamburger Verkehrsbedingungen als Grundlage).reasoner hat geschrieben:Sehr schöne Recherche und sehr gute Berichte!
In Berlin ist die ebenfalls vorhandene Karenzminute überhaupt nicht auf dem Tapet. Ich gehe davon aus, dass ich unseren Verbänden das Material zu weiteren Überlegungen überreichen darf?