Na ja, Jungs, der Tarif hat schon eine immense Bedeutung. Ich in der Doppelrolle als Unternehmer und Fahrer erlebe die Bezahlung meines professionellen Handelns als absolut zentral. Und Tarifdiskussionen sind ja nicht nur in der Taxibranche üblich und binden viel Zeit und Energie...
Außerdem haben wir ja immer noch und bald sicher wieder etwas mehr so ein Phänomen wie Inflation.
Die Taxibranche ist ein Gewerbe, und dieses wird gegen Entgelt ausgeübt. Wir reden ja nicht von einer ehrenamtlichen Tätigkeit. Die Wichtigkeit der Tarifdebatten ist für mich absolut nachvollziehbar und sollte auch in diesem Maß weiter Bedeutung haben.
Schließlich ist Taxi fahren für den Fahrgast eine gefühlt teure Dienstleistung, für die FahrerInnen und UnternehmerInnen aber von der Ertragslage her eine viel zu billige Dienstleistung. Wir alle wissen, was übrig bleibt.
Und jedes lumpige Prozent mehr bringt Nutzen für die Beteiligten, auch wenn die Diskussion manchmal mühselig ist und sich die Inhalte von Jahr zu Jahr wiederholen.
Wenn es tatsächlich stimmt, wie unser Mitschreiber Engel hier vermerkte, dass die Hamburger Zentralenchefin C. M.-N. tatsächlich weiterhin von Preissenkungen spricht, bin ich wohl bei der falschen Zentrale... vielleicht sollte diese mal selbst über Preissenkungen ihrer Funkbeiträge nachdenken.
Für mich sind folgende Grundsätze beim selbst Taxi fahren wichtig: Ich fahre niemals unter Tarif. Bei Fahrten nach außerhalb setze ich immer solche Festpreise an, die am Ende der Schicht noch einen zumindest akzeptablen Kilometerschnitt übrig lassen. "Geiz ist geil"-Anfrager, die die Tür aufreißen und (kein Scherz, letztens noch am Kiez erlebt) für 5 Euro nach Fuhlsbüttel wollen, bekommen eine unschöne Geste von mir und werden schnellstens meiner Taxitür verwiesen.
Wer im Restaurant edel schlemmt und dazu teure Getränke zu sich nimmt oder in einer Partynacht auf der Schanze oder dem Kiez jede Menge Geld ausgibt und dann aber im Taxi feilschen möchte, bekommt von mir gar nichts außer Todesverachtung. Letztens hat mich mal ein schnöseliger junger Mann, so ein richtig Netter (
), am U-Bf. St. Pauli rangewunken und fragte mich, ob ich ihn für 10 Euro zur Dehnhaide fahren würde. Ich habe ihn gefragt, was er denn machen würde, wenn ihn sein Chef morgen fragen würde, ob er nicht heute mal für zwei Drittel der üblichen Entlohnung arbeiten würde. Dann war alles klar, wir sind selbstverständlich auf Uhr gefahren und es gab ein gutes Trinkgeld.
Und Fahrer, die immer noch meinen, sie seien supertoll und fahren Sieger bei einem schlechten Kilometerschnitt, riskieren letztlich die Existenz ihres Betriebes - und vergessen dabei, dass es im (Taxi-) Leben immer um ein Geben und Nehmen geht. Irgendwo in diesem Forum, wohl in einem anderen Thread, wurde ein Fahrer erwähnt, der einen Kilometerschnitt von 70 Cent fährt. So jemand würde in meinem Betrieb maximal einen Monat alt, und dann ab nach Hause - wie soll ich solche unplausiblen Daten der BSU erklären?
Ich schweife ab - gehe jetzt lieber mal ins Bett.