HTV-Tarifantrag

der Clown
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Beitrag von der Clown » 06.11.2009, 19:19

C.L. hat geschrieben:Mal wieder der Clown,
es scheint bei dir noch nicht angekommen zu sein, dass besonders im Jahr 2009 viele Hamburger Taxenbetriebe finanzielle Probleme haben...
Ich wußte es. Ich brauche nur einen dummen Spruch formulieren und irgendjemand wird wieder anbeißen. Es scheint also immer noch Leute zu geben, die sich über meine Kommentare mehr aufregen als über das, was man tagtäglich am Flughafen beobachten kann. Die Funkzentralen und "Fremdanbieter" (S-Bahn mal ausgeschlossen) befördern Kunden auf Bestellung vom Flughafen weg. Zusätzlich sieht man immer wieder eine Reihe von Taxis, die direkt vor den Terminaldrehtüren kobern. Und jetzt wollen die Befürworter der 50 Cent Pauschale auch denen noch einen weiteren Wettbewerbsvorteil verschaffen. Was meint Ihr denn wie lange es dauern wird, bis Ihr weitere 10% vom Tourenaufkommen verlieren werdet. Mir ist es eh egal. Als Tagfahrer bin ich nicht auf den Flughafen fixiert. Aber interessieren würde es mich schon in welche juristisch feste Formulierung Ihr diesen Aufschlag gießen wollt ohne dabei den anderen den angedeuteten Vorteil zukommen zu lassen.
C.L. hat geschrieben: ....Deine Zentrale ....
....der Clown als ausgeschriebender Hansa Fan findet das auch noch geil und will nicht zur Kenntnis nehmen, dass wir uns in Hamburg in einem für alle Beteiligten ruinösen Wettbewerb befinden.
Typisches Phrasendreschen. Meine Zentrale und Euer hartes Brot. Mal gucken wie lange es noch dauert bis dieses Lagerdenken endlich ein Ende haben wird.
C.L. hat geschrieben: Ich bin der Meinung es ist überfällig, dass Mehrkosten, die ein Kunde auf Grund von Sonderwünschen verursacht auch zu bezahlen hat. Sowas verpackt man z.B. dezent in eine entsprechende Grundgebühr. Will ich zum Fisch Bratkartoffeln statt Salzkartoffeln wird mir der Kellner auch mitteilen, dass dieser Sonderwunsch 1-2 € extra kostet. Ob man deshalb gleich von einer Dienstleistungswüste sprechen sollte ?
Widersprichst Du Dich nicht hier. Einerseits willst Du die Mehrbelastungen durch Flughafengebühr, Kartenzahlung etc. extra vergütet sehen (siehe Dein Beispiel), andererseits sprichst Du von einer dezent verpackten Grundgebühr.

Letztes Jahr habt Ihr auch nur herumgequakt, als die damalige Tariferhöhung so "mager" ausgefallen ist und habt einen wesentlich kräftigere Erhöhungen gefordert. Und jetzt seid Ihr auf einmal zu der Überzeugung gekommen maßvoll zu erhöhen. Wenn ich bei den ewigen Tarifdiskussionen eine Kontinuität erkennen sollte, frage ich mich allen Ernstes, ob Ihr nur darauf achtet, wer hier was sagt und dem Inhalt oder der Bedeutung weniger Aufmerksamkeit schenkt. Na ja nun ist ja Kruse auch nicht mehr beim Hansa, dann könnt Ihr ihm jetzt auch wieder mehr Glauben schenken.

Martin B.
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Beitrag von Martin B. » 07.11.2009, 22:27

Klaun,

Du irrst, wenn Du bei unserer Tarif-Politik einen Strategiewechsel zu entdecken meinst. Ich habe mir die Arbeit mit den vielen Tabellen und Diagrammen nicht gemacht, um bunte Bilder zu produzieren. Hier steht klar und deutlich, was uns tatsächlich fehlt.

In einem Jahr, in dem die Kosten aber tatsächlich nur gering gestiegen sind und uns eine Wirtschaftskrise heimgesucht hat, ist der volle Ausgleich aber wohl noch schwerer zu verkaufen als in normalen Jahren. Ja, oh Wunder, dass stellen selbst wir in Rechnung und begnügen uns diesmal damit, dass die Kluft zwischen gestiegenen Kosten und gesunkenen Löhnen/Gewinnen nur teilweise geschlossen wird.

Immerhin geht es bei dem Antrag um einen Korrektur der Tarifstruktur UND um eine verbesserte Ertragslage.

Selbstverständlich werden wir beim zweiten Punkt am Ball bleiben und eine verbesserte Wirtschaftslage entsprechend nutzen.
Martin Berndt

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fibonacci
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Beitrag von fibonacci » 09.11.2009, 10:53

Heute 0,50 Cent von den Flughafenkunden,
Morgen 0,50 von den Hotelkunden, von den Bahnhofkunden und von allen die 0,50 verlangen?
Dann haben wir
übermorgen viele weitere neue Shuttelbusse und Mietwagen :!:


Was zahlt der Autoruf und der Hansafunk pro Kunde an die Hotels, Krankenhäuser, Firmen oder Bahnhöfe???
Nur 0,50? oder zwischen 0,50 und 1,00 E

Ganz schlecht!!
Jetzt; nach dem klar ist, das diese Schmierereien langfristig nicht aufgehen damit anzufangen diese Kosten an die Kunden weiterzugeben.
Und da versteht man doch nun auch ganz klar den Flughafen das er min. das gleiche haben möchte, wie alle anderen schon seit Jahren durch Bestechungsgelder bekommen.

Bestechungen gehen langfristig immer nach hinten los. Und zwar in dieser Reihenfolge:
Zentralen, Unternehmer, Kunden,Zentralen, Unternehmer, Kunden mühlt man sich zu Tode bis eine Zentrale/Gemeinschaft aufwacht und ausbricht. Doch dazu ist kein amtierender Vorstand/Geschäftsführer in der Lage, leider. 8)
Sun Tzu sagt; man solle Disziplin und Ruhe bewahren und den müden und unorganisierten Feind erwarten. Dies ist die KUnst der BEherrschung der Stärke.

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Beitrag von eichi » 09.11.2009, 14:24

Hier ist ganz klar Transparenz gefordert!
Ist denn im Taxitarif noch soviel Luft, dass die Kutscher
dem Kunden die Zusatzkosten sponsorn können?:(
Wenn der Fahrgast Zusatznutzen in Anspruch nimmt, muss der Tarif es hergeben, dies weiterzugeben
oder aber so "üppig" sein, dass wir es auffangen können.
Bei den anstehenden Tarif-Verhandlungen muss dieser Punkt klar gefordert werden.:!:

Zusatznutzen:
Inanspruchnahme kostenpflichtiger Einrichtungen zur Komfortsteigerung
wie Abholung von der Haustür (Funkzentrale), kostenpflichtige Halteplätze (Flughafen),
Elbtunnel spart viele Fahrtkilometer (der alte, wie bereits erwähnt)...
Und Zusatznutzen kann man "verkaufen"!
Und deswegen steht Funkzentralenvertretern bei diesen Verhandlungen
wegen ihrer anders gelagerten Interessen kein Mitspracherecht zu!
(Bin zwar selbstständig, aber nicht als Taxiunternehmer)
Es ist so bequem, unmündig zu sein. (Immanuel Kant)

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Beitrag von am » 09.11.2009, 15:19

eichi hat geschrieben:.....Und deswegen steht Funkzentralenvertretern bei diesen Verhandlungen
wegen ihrer anders gelagerten Interessen kein Mitspracherecht zu!
(Bin zwar selbstständig, aber nicht als Taxiunternehmer)
Jeder, der mit Taxi sein Geld verdient, sollte selbstverständlich ein Mitspracherecht haben und es auch nutzen. Man sollte eher dafür sorgen, dass eben auch die Graupen an der Meinungsbildung beteiligt sind. Dazu müßten diese sich aber organisieren - daran wird's scheitern.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Beitrag von reasoner » 09.11.2009, 17:41

eichi hat geschrieben:Hier ist ganz klar Transparenz gefordert!
Ist denn im Taxitarif noch soviel Luft, dass die Kutscher
dem Kunden die Zusatzkosten sponsorn können?:(
Die Kutscher fordern Aufträge, Aufträge und noch mal Aufträge. Dass das ihr eigenes Geld kostet, und Besteller nichts als umgeschichtet werden, sehen sie erst einmal nicht. Sie spüren es dann an manch einer Funkgebühr.

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C.L.
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Beitrag von C.L. » 09.11.2009, 23:08

Abend,
wir wollen doch jetzt bitte mal auf dem Teppich bleiben. Zusatzkosten werden ja wohl überall in Deutschland auf den Kaufpreis aufgeschlagen. Und zwar nicht nur 50 Cent hier oder da. Als ich 1993 mit dem Taxifahren angefangen habe war die Grundgebühr in Hamburg 3,60 DM, bei Bestellung 4,60 DM. Jawohl Hamburg hatte einmal einen Bestellzuschlag. Heute starte ich mit 2,60 € was inflationsbreinigt 1,55 € entspricht. D.h. in der Relation zur Kaufkraft von 1 € stehe ich schlechter da als 1993.

Meiner Ansicht nach kann es sich überhaupt niemand mehr leisten dem Kunden kostenlose Zusatzdienste anzubieten. Immerhin ist allg. bekannt das die Stundenumsätze nur selten über 15 € liegen und der Stundenlohn eines Taxifahrers zwischen 4 und 7 €. Bei diesen Eckdaten ist es in jeden Fall ein Skandal wenn Unternehmer gezwungen werden Leistungen einzukaufen, die Kosten dafür aber nicht an den Kunden weitergeben dürfen. Damit meine ich Funkgebühren, Flughafengebühren, Kartenzahlungsgebühren, und massig Kosten für die entsprechende Technik.
Weil die BSU / HK sowohl anständige Tarife als auch eine vernünftgie Anzahl von Taxen in dieser Stadt torpedieren sitzen wir uns 6,5 Tage jede Woche den Hintern breit. Das ist gesundheitlich und auch was soziale Kontakte angeht hochgradig fahrlässig.

Es ist ein Irrglaube, dass der Kunde nicht mehr Taxi fährt, weil es vielleicht 1 € mehr kostet. Der Kunde fährt nicht mehr Taxi, weil er zuviele grenzwertige Erfahrungen mit den Kollegen gemacht hat. Kollegen, die sich natürlich nur bedingt Mühe geben bei o.g. Stundenlöhnen. 2009 sind diese Stundenlöhne ein weiteres Stück abgesackt und damit sicher auch der fun - faktor bei diesem Job.

Gruß C.L.
same shit - different day

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Beitrag von fibonacci » 10.11.2009, 12:41

reasoner hat geschrieben: Die Kutscher fordern Aufträge, Aufträge und noch mal Aufträge. Dass das ihr eigenes Geld kostet, und Besteller nichts als umgeschichtet werden, sehen sie erst einmal nicht. Sie spüren es dann an manch einer Funkgebühr.
Du führst eine Vorzeigezentrale, mit (nach meinen Infos) 99,00E Grundgebühr/Monat! ( Das meine ich sehr ernst, denn die Hampelmänner hier in Hamburg könnten eine Menge von Dir/Euch lernen)

Beim Hansa zahlen wir, mit allen Extras, weit über 600,00 E/Monat/Mehrfachbesetzt!!plus ständige Einmalumlagen/Jahr. Und weiter steigende Tendenz!!

Wenn die Besteller in Hamburg auch so umgeschichtet bzw. eingekauft würden, wären, so müßten wir ja zu Eurer Zentrale in Berlin ein Vielfaches mehr an Touren/Kunden haben. Damit die Differenz zu 99,00 E so zu rechtfertigen wäre :wink:

Schade, das dem nicht so ist.........
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Beitrag von der Clown » 10.11.2009, 18:33

C.L. hat geschrieben:Zusatzkosten werden ja wohl überall in Deutschland auf den Kaufpreis aufgeschlagen. Und zwar nicht nur 50 Cent hier oder da.
Zusatzkosten werden nicht überall aufgeschlagen, sie werden aber als Kosten in der Preiskalkulation berücksichtigt. Deswegen stellt sich aus meiner Sicht nicht die Frage, ob man diese Kostenarten bei der Preisbildung einbinden soll, sondern eher wie man es am Besten macht. Anteilig versteckt wie Du es weiter oben mit der dezenten Verpackung ausgedrückt hast oder offen bei Inanspruchnahme und dann in voller Höhe wie es im HTV Antrag vorgesehen ist?
C.L. hat geschrieben: Es ist ein Irrglaube, dass der Kunde nicht mehr Taxi fährt, weil es vielleicht 1 € mehr kostet.
Das stimmt nach meinen Erfahrungen nicht ganz. Viele scheinen sich damit nicht so richtig auseinanderzusetzen. Einige Fahrgäste, die immer noch bestellen, aber spüren, daß die Lebenshaltungskosten auch für sie empfindlich angestiegen sind, bestellen ein Taxi schon etwas seltener und ein Teil der Kritik bekomme ich erst in meiner "Freizeit" und damit außerhalb der Taxe mit. Ich bin desöfteren gefragt worden, warum die letzte Tariferhöhung, welche der Öffentlichkeit als Reaktion auf die gestiegenen Kraftstoffpreise dargestellt worden ist, dieses Jahr nicht wieder rückgängig gemacht worden ist. Es ist damit kein Irrglaube, daß der Kunde nicht mehr Taxi fährt.

Grundsätzlich stimme ich Dir und Martin aber zu. Tarifanpassungen sollten immer wieder einmal vorgenommen werden. Auch sollten keinen Kosten unbeachtet bleiben. Es geht aber vielmehr um die Gestaltung und die Zumutbarkeit für den Kunden und die Vermittlung der Tarifänderung.

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Beitrag von jr » 11.11.2009, 01:08

C.L. hat geschrieben:Als ich 1993 mit dem Taxifahren angefangen habe war die Grundgebühr in Hamburg 3,60 DM, bei Bestellung 4,60 DM. Jawohl Hamburg hatte einmal einen Bestellzuschlag. Heute starte ich mit 2,60 € was inflationsbreinigt 1,55 € entspricht. D.h. in der Relation zur Kaufkraft von 1 € stehe ich schlechter da als 1993.
Das sieht das Statistische Bundesamt anders. Der Verbraucherpreisindex stieg seit 1993 um gut 28 %. Aus den damaligen 3,60/4,60 DM hätten 2,36 bzw 3,01 € werden müssen. Die 2,60 liegen da fast noch im Mittel.

Wenn es nach den Bruttolöhnen der Arbeitnehmer geht, sähe es mit 48 % und 2,72 bzw 3,48 € anders aus. Da sich schon andere dieses Mehrgeld zwangseinverleiben, werden wir da nicht mehr zum Zuge kommen können und stehen netto zusammen mit unseren Kunden ein wenig im Regen.

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Beitrag von fibonacci » 11.11.2009, 12:06

JR:
Der VPI berüchsichtigt keine Taxipreise :!:

Insofern `hummelt` Deine Rechnung.

Aber;
wenn Du mit diesem rechnen möchtest, was durch aus möglich wäre, dann mußt Du zuerst die Taxipreiserhöhungen seit 1993 errechnen und der VPI- Steigerung aufschlagen.

28% Steigerung des VPI plus Taxitarifsteigerung = ?????????????

Viel Spass beim rechnen......
PS: Mach die Rechnung mal mit 50% und wir kommen dem heutigen nötigem Tarif schon näher :wink:
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Beitrag von Bley » 11.11.2009, 13:04

Das Statistische Bundesamt hat schon nach der Euro Umstellung lächerliche Behauptungen aufgestellt. Während im wirklichen Leben Preise um 50-100% innerhalb von 2-3 Jahren geklettert waren, sprach das StaLa von 3-5%.
Mit Statistik kann man alles machen.
Die Frage, ob Kunden gewisse Preissteigerungen mitmachen, stellt sich sowieso nur das Taxengewerbe. Meine 30 jährige Erfahrung sagt mir, dass es 80% der Kunden nicht einmal merken, wenn wir um 10% steigern. Alle Anderen spielen munter das Spiel der Preiserhöhungen, indem sie z.B. die Packungen kleiner machen.
Dass die Konjunktur, wie die Bundeskanzlerin jetzt weissmachen will, wieder einbricht, dient doch nur dazu, hinterher sagen zu können, wie schwer es war, den Laden wieder zu sanieren. Das kenne ich im Taxengewerbe auch.

Ich bedanke mich jedenfalls beim Kollegen Berndt für die Arbeit. Andere Verbände haben leider niemanden, der rechnen kann, bzw. sind zu dämlich. Wenn man für die Wartezeit plädiert, was man sich als zu Zeiten Jürgen Kruses nicht traute und nicht einmal weiss, wie sich das prozentual auswirkt, ist das einfach nur armselig.

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Beitrag von jr » 11.11.2009, 16:23

fibonacci hat geschrieben:JR:
Der VPI berüchsichtigt keine Taxipreise :!:
Unter Posten 0732 gehen beim Statistischen Bundesamt die Preise für Taxifahrten in den Warenkorb ein, gegenwärtig mit einer Gewichtung von 1,15 Promille.

Der auf 2000 umgerechnete Preisindex sieht so aus:

1993 85,3
1994 87,5
1995 91,1
1996 93,3
1997 95,1
1998 96,5
1999 98,2
2000 100,0
2001 105,1
2002 109,0
2003 110,9
2004 113,0
2005 115,0
2006 115,8
2007 118,5
2008 120,8
2009 125,0 (bis Oktober)

Die Kosten für Taxifahrten liegen damit deutlich über der allgemeinen Preissteigerungsrate und bewegen sich fast genau auf dem Niveau der Bruttoverdienste. Die Gewichtung im Warenkorb wurde von früheren 1,90 Promille auf 1,15 zurückgenommen.

Auch wenn das ein anderes Feld ist, hier noch ein Link zu einer Übersicht der Preisentwicklung häufig gekaufter Produkte:
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/ ... Print.psml
Die Euro-Umstellung hinterließ da durchaus ihre Spuren. Wer im Frühjahr 2002 seine gesamte Kohle für Salatgurken ausgab, der konnte teilweise Inflationsraten über 100 % erleben. Ansonsten lagen die Werte im Bereich um 2 % herum.

Taxen gehörten seinerzeit - anders als Taxiverbände erbost verkündeten - zu den Preistreibern. So gab es zwar nur relativ wenige Erhöhungen zum Jahresbeginn. Das lag aber weniger an reiner Kundenfreundlichkeit als am üblichen Genehmigungsverfahren, das sich die meisten Kreise und Städte schon etliche Monate davor angetan hatten und das meistens in einer Art Doppeltarif mit sofortiger Erhöhung endete. Da stets mit dem Vorjahreszeitraum verglichen wird, zeigten sich die Folgen dann naturgemäß von Mitte 2001 bis Mitte 2002.

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Beitrag von amebabrainobserver » 12.11.2009, 03:32

Der Verbrauchspreisindex ist ein Index für die Veränderung der allgemeinen Lebenshaltungskosten. Er ist also eher ein Maßstab dafür, mit welchem Lohn oder Gewinn sich ein bestimmter Lebensstandard halten lässt. Für die Ermittlung eines angemessenen Fahrpreises ist der Verbrauchspreisindex nicht maßgeblich. Viele Produkte des Warenkorbes folgen nicht der allgemeinen Steigerung. Energiekosten sind drastisch gestiegen - Elektroartikel sind billiger geworden sein.

Eher maßgeblich für die Taxitarife dürften die durchschnittlichen Preise für individuelle Dienstleistungen sein. Unsere Tarife müssten eigentlich in Relation zu Handwerkerpreisen gesehen werden. Angemessen wäre ein Tarif, der einen Gewinn ermöglicht, mit dem sowohl Fahrer als auch Unternehmer einen durchschnittlichen Lebensstandard erzielen können.

Leider ist es aber eine bekannte Tatsache, dass sich nur geringe Tariferhöhungen durchsetzen lassen, ohne dass es zu einem Einbruch des Geschäftes kommt. Deshalb muss bei der Tarifdiskussion immer abgewogen werden, welche Tarifanpassung die höchste reale Gewinnsteigerung verspricht.

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Beitrag von fibonacci » 12.11.2009, 10:56

JR:
Ja eben eine Gewichtung von 1,15 Promille, ist nicht für eine Realitätsrechnung/Taxipreise/Tarife von Bedeutung.
Und 1,15 Promille im VPI stellt eine so kleine, geringe Warengruppe dar, die weil zu gering, nur der Form halber miteingerechnet wird.

Aussagekraft, in diesem Forum zum Thema, gleich null.
Aussagekraft auf VPI;
1,15 Promille/der Ausgewerteten haben Taxikosten :!:
(Wohl kaum unsere Kundschaft........)


Den Kaufpreisanstieg von Lebensmittel mit dem Anstieg der Taxipreise
zu vergleichen, macht einfach keinen Sinn!

Macht es doch einfacher:
Um wie viel sind die Tarife seit 1993 gestiegen?
Und um wie viel die Kosten für das Taxigewerbe, ohne Lebenshaltung!?

Dann habt Ihr das reale Verhältnis und eine Basis für einen neuen Tarif. Martin hat den absolut richtigen Ansatz.
Auch ich danke Dir
:wink:
Sun Tzu sagt; man solle Disziplin und Ruhe bewahren und den müden und unorganisierten Feind erwarten. Dies ist die KUnst der BEherrschung der Stärke.

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Beitrag von q » 12.11.2009, 15:20

Ein Gewerbetreibender, der seine Preise selbst festlegen kann, macht zunächst eine Kalkulation der Kosten aufgrund eines angenommenen Absatzes, meinetwegen mit schönen Excel-Tabellen und so, dann schlägt er die gewünschte Gewinnspanne drauf und setzt so den Preis für seine Ware fest.

Dann kommt der spannende Moment: Wird der Kunde den Preis akzeptieren oder geht er zur Konkurrenz? Falls letzters der Fall ist kann unser Gewerbetreibender einpacken, trotz seriöser Kalkulation.

Der Kunde bleibt das unbekannte Wesen. Interessant finde ich es, wenn man innerhalb eines einzigen Forumsbeitrages Ansichten findet wie "die Kunden, die schon immer mit uns gefahren sind, werden das auch weiterhin tun (nach einer Preiserhöhung)", "die Konsumenten haben zu wenig Geld in der Tasche um sich ein Taxi leisten zu können", "Geschäftsleute werden angehalten. mit der S-Bahn zu fahren". (irgendwo in einem anderen Taxiforum)

Fibonacci, ich glaube, du bist ein Hansi? Setz dich mal für ein paar Tage in eine Graupen-Taxe. Dann weisst du, wie es sich anfühlt, wenn man 70% der Arbeitszeit auf dem Posten rumlungert und dass eine 10% Preiserhöhung den Kohl auch nicht fettmacht. Die unbezahlte Karenzminute wird dann völlig bedeutungslos (die ist eh nur ein psychologisches Problem, weil die meisten Kutscher nach Umsatz und nicht auf Stundenlohnbasis bezahlt werden).

Die langen Wartezeiten sind das Problem. Es soll ja einen Kollegen geben, der sogar am Posten Rathausmarkt einpennt, weil keiner vorbeikommt.

Also: wir haben zuviele Taxenfahrer.

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Beitrag von jr » 12.11.2009, 15:33

Aussagekraft auf VPI;
1,15 Promille/der Ausgewerteten haben Taxikosten
Ein Durchschnittseinwohner gibt 1,15 Promille seines Geldes für Taxifahrten aus.
Um wie viel sind die Tarife seit 1993 gestiegen?

Warum eigentlich genau seit diesem Jahr?
Und um wie viel die Kosten für das Taxigewerbe, ohne Lebenshaltung!?
Nach den Zahlen des bekannten Münchener BZP-Einschicht-Einzelunternehmers sind die Kosten hinter der Tarifentwicklung zurückgeblieben. Da die sich aber für jeden Betrieb vollkommen anders zusammensetzen können (das war vor 12 Tagen ein Thema in Hannover), gibt es natürlich viele Kalkulationen. Vermutlich wird selbst deren Schnitt keinem Betrieb wirklich gerecht.

Taxiunternehmer sind nach meinem Eindruck viel zu sehr auf den Spritpreis fixiert. Sie verstehen es auch immer wieder geschickt, ihre Erhöhungsanträge damit zu begründen. Dabei wird übersehen, daß ein anderer Posten, der auch bei privaten PKW gerne unter den Tisch fällt, genauso relevant ist: Die Fahrzeugbeschaffung. Und deren Kosten hinken im Taxisektor wegen der zunehmenden Rabattierung seit Jahren der allgemeinen Preisentwicklung hinterher. Genaugenommen fallen sie derzeit sogar ab, Downsizing macht es möglich. Ähnliches gilt für die Versicherungsprämien, über die zwar zu Anfang des Jahres viel geredet wurde, die aber mit der damaligen Zeit verglichen nicht sonderlich kostentreibend gewirkt haben.

Da ich mir gerne Zahlen reinziehe, kann ich Martin natürlich auch danken, daß er sie mir serviert hat. Ich finde es gut, wenn sich jemand die Mühe macht, einen Antrag in dieser Form aufzubereiten.
Aussagekraft, in diesem Forum zum Thema, gleich null.
Das sehe ich nicht unbedingt so. Das Wägungsschema gibt einen Hinweis darauf, wo wir in Konkurrenz zu Waren und Dienstleistungen für den Betrieb mit Privatfahrzeugen (75,57 Promille), Personenbeförderung im Schienenverkehr (5,53) oder im Luftverkehr (2,58), kombinierten Personenbeförderungsdienstleistungen (8,44), Fahrrädern (1,43) oder Schuhreparaturen (0,29) stehen.

Ich würde sagen, da ist für uns noch Luft nach oben. Wie man sie sich verschafft, darüber läßt sich streiten.

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Beitrag von reasoner » 12.11.2009, 18:36

jr hat geschrieben: Die Kosten für Taxifahrten liegen damit deutlich über der allgemeinen Preissteigerungsrate und bewegen sich fast genau auf dem Niveau der Bruttoverdienste. Die Gewichtung im Warenkorb wurde von früheren 1,90 Promille auf 1,15 zurückgenommen.
Da liegt der Hase im Pfeffer! Das statistische Bundesamt hat klar erkannt, dass weniger Taxe gefahren wird. Die Wichtung ist enorm reduziert worden. Also hinkt der erzielte Umsatz im Laufe der Zeit der prozentualen Erhöhung weit hinterher.

rea

Martin B.
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Beitrag von Martin B. » 13.11.2009, 22:38

Ich werde den Verdacht nicht los, dass hier einige volltönend mitdiskutieren, ohne unseren Antrag wirklich gelesen zu haben. Selbstverständlich können die verschiedenen Indizes nur eine grobe Orientierung bieten. Der VPI allein ist für uns ohne Aussagekraft, ganz unabhängig davon, wie er sich zusammensetzt bzw. welches Einkommen hier durchschnittlich angesetzt wird. Es ist doch bekannt, dass hochwertige Konsumgüter, deren Preise relativ stabil sind, hier dämpfend wirken und der Preisanstieg bei Leuten mit kleinem Einkommen daher viel höher ist. Es gibt auf der Seite des Statistischen Bundeamtes übrigens einen Rechner mit dem man die Preissteigerung dem eigenen Einkommen enstprechend ermittleln kann. Mindestens genau so wichtig wie der VPI ist der wesentlich dynamischere Kraftfahrerpreisindex und ein ungefährer Mittelwert aus beiden ergibt in etwa die Zielmarke für die notwendigen Tariferhöhungen. Deshalb haben wir diese Indizes auch alle mal in einem Diagramm zusammengefasst (vgl. S. 19). Also: Erst mal in Ruhe lesen, prüfen und dann diskutieren! Im Übrigen ist der Hamburger Taxentarif seit 94 um 20,5 % und die Bruttolöhne um 21 % gestiegen, zum Vergleich: HVV 39,5 % !!! Das mal zur sozialen Verkehrspolitik des Senats. Die hat offenkundig Schlagseite. Wir dagegen müssen uns nicht rechtfertigen.
Martin Berndt

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Beitrag von Martin B. » 16.11.2009, 17:16

Den anderen Verbänden liegt unser Tarifantrag nun schon 3,5 Wochen vor.

Ich fordere sie hiermit auf, öffentlich ihre eigene Position darzustellen!
Martin Berndt

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